[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Druckgasbehälters aus
austenitischen Stählen durch Kryoverformung nach dem Oberbegriff des Anspruches 1.
[0002] Die Festigkeitseigenschaften metastabiler austenitischer Stähle können durch Kryoverformung
verbessert werden, indem sie unterhalb ihrer jeweiligen Martensitumwandlungstemperatur
Md oder Ms verformt werden. Md ist dabei die Temperatur, oberhalb der auch bei Verformung
keine martensitische Umwandlung stattfindet, Ms ist dagegen die Temperatur, unterhalb
der auch ohne Verformung die Martensitbildung einsetzt. Ein derartiges Verfahren
zur Verbesserung der Festigkeitseigenschaften austenitischer Stähle ist aus der DE-PS
26 54 702 bekannt.
[0003] Da insbesondere die Ms-Temperaturen sehr niedrig liegen, verwendet man als Kühlmittel
bevorzugt flüssigen Stickstoff, mit dem die Stähle, falls gewüschnt, bis auf -196°C
abgekühlt werden können.
[0004] Aus der DE-OS 1 452 533 ist ferner die Anwendung dieses Verfahrens zur Herstellung
hochfester Druckbehälter bekannt. Bevorzugt wird hierbei die gleichzeitige Verwendung
von flüssigem Stickstoff als Kühlmittel und Druckmittel. In diesem Fall wird der
zu verformende Behälter mit flüssigem Stickstoff gefüllt und mit Hilfe einer entsprechenden
Kryopumpe oder durch Aufdrücken eines Gases auf den für die Verformung erforderlichen
hohen Druck gebracht. Die Verwendung eines vom Kühlmittel unterschiedlichen Druckmittels
wird ebenfalls genannt, erscheint jedoch zu aufwendig, beispielsweise in Form von
Explosionsverformung, oder es sind unerwünschte Kondensationen aus dem Druckmittel
zu erwarten, ggf. Einfrieren des Druckmittels mit übermäßigem Kälteentzug aus der
Behälterwand.
[0005] In der Praxis hat sich jedoch bei der gleichzeitigen Verwendung von flüssigem Stickstoff
als Kühl- und Druckmittel eine Reihe von Nachteilen und Schwierigkeiten herausgestellt.
[0006] Wenn die Druckübertragung auf die Behälterwand über den flüssigen Stickstoff als
Medium erfolgt, erfordert dies die Verwendung aufwendiger, wärmeisolierter Einrichtungen
wie Kryopumpen, isolierten Rohrleitungen und Kryobehältern. Bewußt erzeugte oder unvermeidlich
entstehende Gaspolster im Behälter oder seinen Zuleitungen erhöhen das Sicherheitsrisiko
bei einem eventuellen Versagen des Behälters während des Kryostreckprozesses. Dazu
kommt, daß auch der flüssige Stickstoff bei den relativ hohen erforderlichen Streckdrücken
(einige 100 bar) selbst eine merkliche Kompressibilität besitzt, was die bei einem
Versagen freigesetzte Energie deutlich erhöht. Deswegen sind für das Kryostrecken
aufwendige und die technische Anwendung des Verfahrens behindernde Sicherheitseinrichtungen
erforderlich.
[0007] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, das Verfahren zur Herstellung von
Druckgasbehältern aus austenitischen Stählen durch Kryoverformung so zu verbessern,
daß es weder die bei gleichzeitiger Verwendung des Kühlmittels als Druckmittel genannten
Nachteile aufweist, noch die bei Verwendung eines eigenen Druckmittels beschriebenen
Schwierigkeiten auftreten.
[0008] Ausgehend von dem im Oberbegriff des Anspruches 1 berücksichtigten Stand der Technik
ist diese Aufgabe erfindungsgemäß gelöst mit den im kennzeichnenden Teil des Anspruches
1 angegebenen Merkmalen.
[0009] Eine vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung ist im Unteranspruch angegeben.
[0010] Das gemäß der Erfindung verwendete Trichlorfluormethan CFCl₃, welches als Kältemittel
unter der Bezeichnung R11 bekannt ist, besitzt Eigenschaften, die seinen Einsatz
als separates, vom Kühlmittel unabhängiges Druckmittel ermöglichen, obwohl dies aufgrund
des Temperaturbereiches, in dem es als Flüssigkeit vorliegt, eigentlich nicht zu
erwarten ist.
[0011] Trichlorfluormethan erstarrt bei einer Temperatur, die wegen der zweckmäßigen Verwendung
von flüssigem Stickstoff als Kühlmittel deutlich über der Temperatur liegt, bei der
das Kryostrecken durchgeführt wird.
[0012] Bei Raumtemperatur ist es flüssig, so daß es mit einer normalen hydraulischen Pumpe
in den zu verformenden Behälter gepreßt werden kann. Daß es diesen Aggregatzustand
während des Kryostreckvorganges beibehalten kann, obwohl der zu verformende Behälter
von außen mit flüssigem Stickstoff gekühlt wird, verdankt es seiner, im Vergleich
zum Stahl, geringen Wärmeleitfähigkeit und großen spezifischen Wärme.
λ Stahl (-196 °C) ∼ 6 [W/mK];λ
CFCL₃(-120 °C)<O.2 [W/mK]
cp
Stahl (-196 °C)=0.15 [J/gk];cp
CFCl₃(-120 °C)=0.79[J/gK]
[0013] Durch diese Eigenschaften wird ein schneller Temperaturausgleich zwischen der von
außen gekühlten Behälterwand und dem Druckmedium im Behälter verhindert.
[0014] Neben Trichlorfluormethan sind prinzipiell auch noch andere Fluorchlorkohlenwasserstoffe
wie Dichlorfluormethan (CCl₂F₂, R12) und Chlortrifluormethan (CClF₃, R 13) als Druckmedium
zum Kryotrecken von Behältern geeignet. Allerdings haben diese den Nachteil, daß sie
bei Raumtemperatur und normalem Umgebungsdruck nicht mehr als Flüssigkeit vorliegen,
sondern unter erhöhtem Druck gehalten werden müssen.
[0015] Die Zeichnung veranschaulicht als Ausführungsbeispiel eine Einrichtung zur Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens in schematischer Form.
[0016] Der zu verformende Druckgasbehälter 1 befindet sich in einer isolierten Kühlkammer
2, in welcher er auf die für die Martensitbildung erforderliche Temperatur abgekühlt
wird. Als Kühlmittel dient flüssiger Stickstoff, der durch die Leitung 3 und Düsen
4 in die Kühlkammer 2 eingesprüht wird, wo er verdampft. Die erreichte Temperatur
wird durch das Thermometer 5 angezeigt. Erfindungsgemäß wird der erforderliche Verformungsdruck
mit CFCl₃ als Druckmittel aufgebracht, welches einem Reservoir 6 entnommen und mittels
der Pumpe 7 über die Leitung 8 in das Innere des Behälters 1 gedrückt wird. Der Druck
wird durch das Manometer 9 angezeigt.
[0017] Der gefüllte Druckgasbehälter 1 ist mit einem lösbaren, druckdichten Verschluß 10
verschlossen und über eine bis in die Behältermitte ragendes Füllrohr 11 mit der Pumpe
7 und der Leitung 8 verbunden. Am Eintritt in den Druckgasbehälter 1 besitzt das Füllrohr
11 eine thermische Isolierung 12, die ein Einfrieren des Druckmittels verhindert.
Die für die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen
gehen über das bei routinemäßig durchgeführten Wasserdruckprüfungen von Behältern
übliche Maß nicht hinaus.
[0018] Da CFCl₃ eine deutlich geringere Wärmeleitfähigkeit als der Behälterstahl besitzt,
kann während des Verformungsprozesses nur eine mit der Behälterinnenoberfläche unmittelbar
in Berührung kommende Randschicht erstarren. Es ist daher auch möglich, die Kühlkammer
2 durch ein mit flüssigem Stickstoff gefülltes Dewargefäß zu ersetzen, in welches
der Behälter 1 eintaucht. Das erfindungsgemäße Verfahren kann selbst unter diesen
extremen Bedingungen durchgeführt werden, sofern man darauf achtet, daß der Behälter
1 nicht länger als während der für die Verformung erforderlichen Zeit in den flüssigen
Stickstoff eintaucht.
1. Verfahren zur Herstellung eines Druckgasbehälters (1) aus austenitischen Stählen
durch Kryoverformung, bei dem der Druckgasbehälter durch ein tiefkaltes Kühlmittel
unter die jeweilige Martensitumwandlungstemperatur (Md; Ms) abgekühlt und durch Einleiten
eines Druckmittels in das Behälterinnere zur gewünschten Größe aufgeweitet wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Druckmittel Trichlorfluormethan (CFCl₃) verwendet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Abkühlung durch Stickstoff erfolgt.