(19)
(11) EP 0 303 066 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
15.02.1989  Patentblatt  1989/07

(21) Anmeldenummer: 88111390.6

(22) Anmeldetag:  15.07.1988
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4D06M 13/10, D06M 13/16, D06M 13/18, D06M 13/20, D06M 13/22
(84) Benannte Vertragsstaaten:
DE

(30) Priorität: 24.07.1987 DE 3724522

(71) Anmelder: Henkel Kommanditgesellschaft auf Aktien
40191 Düsseldorf (DE)

(72) Erfinder:
  • Fiedler, Heidi
    D-4052 Korschenbroich-Liedberg (DE)
  • Löwenstein, Albert, Dr.
    D-5657 Haan (DE)
  • Gruber, Bert, Dr.
    D-5012 Bedburg (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Gleitmittel zur Herstellung von synthetischen Fasern und Filamenten


    (57) Die Erfindung betrifft Gleitmittel, die wenigstens ein oder Gemische von einfach und/oder mehrfach ringgeöff­neten epoxidierten Fetten und Ölen, Fettsäureestern, Alkoholen und Olefinen sowie deren jeweilige Gemische enthalten.
    Weiterer Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung der erfindungsgemäßen Gleitmittel als Faserhilsmittel in Präparationen zur Herstellung von synthetischen Filamenten und Fasern.


    Beschreibung


    [0001] Die vorliegende Erfindung betrifft Gleitmittel, die einfach und/oder mehrfach ringgeöffnete, epoxidierte Fette und Öle, Fettsäureester, Alkohole und Olefine enthalten sowie die Verwendung der Gleitmittel als Faserhilfsmittel in Präparationen zur Herstellung von synthetischen Filamenten.

    [0002] Für die Herstellung und Weiterverarbeitung von synthe­tischen Fasern und Filamenten ist der Einsatz von Chemiefaserhilfsmitteln erforderlich, deren Aufgabe darin besteht, den Fasern und Filamenten die für deren Herstellung und Weiterverarbeitung erforderlichen Eigenschaften wie Glätte, Antistatik und Fadenschluß­vermögen zu verleihen. Derartige Präparationsmittel bestehen üblicherweise aus Gemischen von verschiedenen chemischen Substanzen. Hauptbestandteil in diesen Prä­parationsmitteln sind normalerweise Gleitmittel.

    [0003] In der Vergangenheit wurden als Gleitmittel üblicher­weise Mineralöle verschiedener Zusammensetzungen und Viskositäten oder Esteröle verschiedener Struktur oder Mischungen aus beiden eingesetzt.

    [0004] Die Entwicklung von Schnellspinn- bzw. Spinnstreckver­fahren für Filamente und Stapelfasern, von Spinntex­ turierverfahren von BCF-Garnen (Bulked Continuous Filaments) und von Strecktexturierverfahren von Fila­mente mit sehr hohen Geschwindigkeiten macht die Ent­wicklung von vollkommen neuen Präparationen erforder­lich. Die Hauptforderungen an derartige Präparations­mittel sind sehr gute Hitzebeständigkeit, geringe Flüchtigkeit, gute antistatische Wirksamkeit, gutes Netzvermögen, mittlere bis niedrige Faden-Reibkörper-­Reibung, ausreichendes Fadenschlußvermögen, Verträg­lichkeit mit anderen Hilfsmitteln, wie z.B. Spulölen, Schlichten oder Schmälzen sowie gute Auswaschbarkeit.

    [0005] Die DE-A-25 56 142 beschreibt ein Textilhilfsmittel, das sich insbesondere zum Aufbringen auf Fäden und Garne aus synthetischen Polymeren eignet. Die Textil- oder Faserhilfsmittel enthalten Carbonsäureglycerid­ester, Dicarbonsäurediester und ein Wachs mit einem Schmelzpunkt von über 30,8 °C.

    [0006] Die EP-B-54 953 beschreibt ein Präparationsmittel für Chemiefasern aus einem thermisch stabilen Schmiermit­tel und einem oberflächenaktiven Mittel, wobei das Schmiermittel in Form von Estern von Fettsäuren, Tri­glyceriden von Fettsäuren, Estern eines mehrwertigen Alkohols und einer Alkansäure und/oder Estern von zweibasischen Fettsäuren besteht. Dabei besteht das oberflächenaktive Mittel aus einem nichtionischen Blockpolymeren.

    [0007] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, Gleitmittel zu finden, die synthetischen Fasern und Filamenten eine mittlere bis niedrige Faden/Reibkör­per-Reibung verleihen, bei gleichzeitig gutem Faden­schlußvermögen und die sich durch eine gute Hitzebe­ ständigkeit und ein gutes Fadenhaftungsvermögen aus­zeichnen, so daß Ablagerungen in Heizern oder auch Heizplatten, Galetten nicht auftreten oder auf ein Minimum beschränkt sind.

    [0008] Demgemäß besteht die weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung darin, verbesserte Gleitmittel zur Verfügung zu stellen, die thermisch sehr stabil und chemisch inert sind, d.h. bei längerem Erhitzen unter Zutritt von Luftsauerstoff auf Temperaturen über 200 °C nicht zum Verharzen neigen, noch teer- oder lackartige Crackprodukte bilden.

    [0009] Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind Gleitmit­tel, die wenigstens eine Verbindung aus der Gruppe der einfach und/oder mehrfach ringgeöffneten epoxidierten Fette und/oder Öle und/oder Fettsäureester und/oder Alkohole und/oder Olefine enthalten.

    [0010] Die erfindungsgemäßen Gleitmittel lassen sich in vor­teilhafter Weise auf Fäden und Fadenstränge von Poly­ester, Nylon 66 und Nylon 6 aufbringen, nachdem diese aus der Spinndüse ausgetreten sind.

    [0011] Bei anwendungstechnischen Prüfungen hat sich gezeigt, daß die oben genannten Verbindungen - je nach Moleku­largewicht - einen hohen Siedepunkt haben und dement­sprechend wenig flüchtig sind. Außerdem sind sie ther­misch sehr stabil und chemisch inert, d.h. auch bei längerem Erhitzen unter Zutritt von Luftsauerstoff auf Temperaturen von über 200 °C neigen diese Produkte weder zum Verharzen, noch bilden sie teer- oder lack­artige Crackprodukte.

    [0012] Dieses Verhalten macht sie geeignet als Faserhilfs­mittel, insbesondere als Gleitmittel für Spinnpräpa­rationen, die bei den einzelnen Verarbeitungsschritten Temperaturbelastungen bis zu 250 °C unterworfen wer­den.

    [0013] Gemäß einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung sind Gleitmittel dadurch gekennzeichnet, daß die ring­geöffneten epoxidierten Fette und Öle geradkettige und/oder verzweigte Fettsäurereste mit 8 bis 22 C-Ato­men enthalten.

    [0014] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform leiten sich die ringgeöffneten epoxidierten Fette und Öle von Talg, Baumwollsaatöl, Erdnußöl, Rüböl, Sesamöl, Soja­öl, Sonnenblumenöl, Reisöl und/oder Palmöl ab.

    [0015] Gemäß einer weiteren Ausführungsform enthalten erfin­dungsgemäße Gleitmittel ringgeöffnete Fettsäureester, die geradkettige und/oder verzweigtkettige Fettsäure­reste mit 8 bis 22 C-Atomen und vorzugsweise 12 bis 18 C-Atome aufweisen.

    [0016] Ringgeöffnete epoxidierte Fettsäureester gemäß der vorliegenden Erfindung enthalten vorzugsweise geradket­tige und/oder verzweigtkettige Mono-, Di- und/oder Tri­alkoholreste mit 1 bis 18 C-Atomen.

    [0017] Vorzugsweise leiten sich die erfindungsgemäßen Fett­säureester von Laurylsäure, Myristylsäure, Palmityl­säure, Ölsäure, Linolsäure, Linolensäure und Rizinol­säure ab.

    [0018] Besonders bevorzugte Alkoholreste der ringgeöffneten epxodierten Fettsäureester leiten sich von Methanol und Glycerin ab.

    [0019] Gleitmittel im Sinne der vorliegenden Erfindung sind gemäß einer weiteren Ausführungsform der vorliegenden Erfindung dadurch gekennzeichnet, daß die ringgeöffne­ten, epoxidierten Alkohole geradkettig und/oder ver­zweigtkettig sind und 8 bis 20 C-Atome enthalten.

    [0020] Gemäß einer weiteren Ausführungsform der vorliegenden Erfindung sind die in den Gleitmitteln enthaltenen ringgeöffneten, epoxidierten Olefine geradkettig und/oder verzweigtkettig und enthalten 8 bis 22 C-­Atome. Bevorzugt leiten sich die ringgeöffneten ep­oxidierten Olefine von α-Olefinen oder von mittelstän­digen Olefinen ab.

    [0021] Die Herstellung der Epoxide aus olefinische Doppel­bindungen enthaltenden Fetten und Ölen, Fettsäure­estern, Alkoholen und Olefinen, beispielsweise unter Verwendung von organischen Persäuren sowie deren Ring­öffnung mit Alkoholen, ist dem Fachmann im Prinzip bekannt. Alkohol, Epoxid und beispielsweise Schwefel­säure werden zur Ringöffnung im Reaktionsgefäß vorge­legt und auf eine Reaktionstemperatur von 68 bis 100 °C gebracht. Danach läßt man unter Rühren bis zum Epoxidwert 0 abreagieren. Anschließend wird auf ca. 50 °C abgekühlt und mit Natriummethylat neutralisiert, wobei der überschüssige Alkohol im Vakuum abdestil­liert.

    [0022] Gleitmittel im Sinne der vorliegenden Erfindung werden dadurch hergestellt, daß die Epoxidringe der Fette und Öle, Fettsäureester, Alkohole und Olefine mit Alkoho­ len geöffnet werden, die ausgewählt sind aus der aus geradkettigen und/oder verzweigtkettigen, gesättigten und/ oder ungesättigten Monoalkoholen mit 1 bis 22 C-­Atomen und geradkettigen und/oder verzweigtkettigen, gesättigten und/oder ungesättigten Di- und/ oder Poly­alkoholen mit 2 bis 30 C-Atomen und bis zu 6 Hydroxyl­gruppen bestehenden Gruppe.

    [0023] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform werden die Epoxidringe vorzugsweise mit Methanol, Ethylenglykol, Glycerin, Diglycerin, Propylenglykol, Diethylenglykol, Dipropylenglykol, Trimethylolethan, Trimethylolpropan, Neopentylglykol, Pentaerythrit, Dipentaerythrit, Sor­bit, Sorbitan, Polyethylenglykol H-(OCH₂CH₂)nOH mit n = 1 bis 10 und Polypropylenglykol H-(OCHCH₃CH₂)nOH mit n = 1 bis 10 ringgeöffnet.

    [0024] Gleitmittel im Sinne der vorliegenden Erfindung können neben den ringgeöffneten epoxidierten Fetten und Ölen, Fettsäureestern, Alkoholen und Olefinen weitere im Stand der Technik bekannte Gleitmittel enthalten. Ge­mäß einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung sind Gleitmittel dadurch gekennzeichnet, daß sie zu­sätzlich 0 bis 50 Gew.-% Kohlenwasserstoffe, Mineral­öle, Wachse, Silikonöle, Weißöle, Esteröle, Poly­ethylenpolymerisate, Fettsäureester, Fette, Öle, Alko­hole und Triglyceride oder deren Gemische enthalten. Gleitmittel im Sinne der vorliegenden Erfindung ent­halten zusätzlich vorzugsweise 0 bis 30 Gew.-% der vorgenannten, im Stand der Technik bekannten Gleit­mittel.

    [0025] Weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist die Verwendung der vorgenannten Gleitmittel als Faser­hilfsmittel in Präparationen zur Herstellung von syn­ thetischen Fasern und Filamenten. Dabei lassen sich die erfindungsgemäßen Gleitmittel direkt oder mittels eines Trägers auf Fäden oder Garne auftragen. Bevor­zugt im Sinne der vorliegenden Erfindung ist die Ver­wendung von erfindungsgemäßen Gleitmitteln als Faser­hilfsmittel in Präparationen neben Antistatika, Emul­gatoren, Korrosionsinhibitoren und/oder Fadenschluß­komponenten. Die Verwendung derartiger Nebenbestand­teile in Präparationen ist dem Fachmann bekannt.

    [0026] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegen­den Erfindung werden die Gleitmittel als Faserhilfs­mittel in Präparationen in einer Menge von 80 bis 90 Gew.-%, bezogen auf das Präparationsmittel, verwen­det. Übrige Bestandteile, hier 10 bis 20 Gew.-%, bezo­gen auf das Präparationsmittel, stellen dann die oben genannten Faserhilfsmittel wie Antistatika, Emulgato­ren, Korrosionsinhibitoren und/oder Fadenschlußkom­ponenten dar.

    [0027] Neben der direkten Aufbringung des Gleitmittels in praktisch unverdünnter Form, gegebenenfalls neben wei­teren Faserhilfsmitteln, ist im Stand der Technik die Anwendung von Faserhilfsmitteln aus Lösungen, Suspen­sionen oder Emulsionen bekannt. Demgemäß besteht eine Ausführungsform der vorliegenden Erfindung darin, daß erfindungsgemäße Gleitmittel als Faserhilfsmittel in Präparationen in Form von Lösungen, Suspensionen oder Emulsionen verwendet werden.

    [0028] Als Emulgatoren oder Emulgatorgemische können bei­spielsweise nichtionische und anionische Tenside wie ethoxylierte oder propoxylierte Fettalkohole, Fett­säuren, Fettamine oder Fettsäureamide, sulfatierte oder sulfonierte Fettkörper oder Partialglyceride ver­wendet werden.

    [0029] Gemäß einer weiteren Ausführungsform der vorliegenden Erfindung können erfindungsgemäße Gleitmittel als Faserhilfsmittel in Präparationen in der Form verwen­det werden, daß man Lösungen der Gleitmittel in orga­nischen inerten Lösungsmitteln verwendet. Beispiels­weise können als inerte Lösungsmittel verwendet wer­den: Testbenzin, Kristallöl und/oder niedrigviskose Mineralöle.

    [0030] In dem Falle, daß erfindungsgemäße Gleitmittel als Faserhilfsmittel in Präparationen in Form von Lösun­gen, Suspensionen oder Emulsionen verwendet werden, ist es bevorzugt, Gleitmittel in einer Menge von 50 bis 60 Gew.-%, bezogen auf das Präparationsmittel, zu verwenden.

    [0031] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform werden erfin­dungsgemäße Gleitmittel als Faserhilfsmittel in Prä­parationen verwendet, die dadurch gekennzeichnet sind, daß man verdünnte wäßrige Lösungen, Suspensionen oder Emulsionen der Präparationen einsetzt.

    [0032] Da zur Prüfung, ob die ringgeöffneten epoxidierten Fette als Gleitmittel geeignet sind, nicht unbedingt Spinnpräparationen erforderlich sind, wurde ein Ver­fahren zur Überprüfung der Thermostabilität der erfin­dungsgemäßen Gleitmittel entwickelt.

    [0033] Zur Überprüfung der Thermostabilität wurden daher eine Reihe ringgeöffneter epoxidierter Fette im offenen Aluminiumschälchen im Trockenschrank mehrere Stunden erhitzt. Als Vergleichssubstanz aus dem Stand der Technik diente ein Trimethylolpropan-Tripelargonsäure­ester und ein 2-Ethylhexyl-stearinsäureester die als Glättemittel in thermisch stabilen Spinnpräparationen häufig verwendet werden. Die Ergebnisse sind in Tabel­le 1 und 1.1 zusammengestellt.

    [0034] Die gleichen Produkte wurden in einem weiteren Test auf der Heizschiene gegen Trimethylolpropan-Tripelar­gonsäureester und den oben genannten 2-Ethylhexyl-­stearinsäureester auf Thermostabilität geprüft. Bei diesem Test tropft kontinuierlich während einer Zeit von 5 h eine Menge von 50 ml auf eine im Winkel von 45 ° aufgestellte Heizschiene mit einem aufsteigenden Temperaturprofil von 50 bis 260 °C. Die Schiene ist mit einer Plexiglashaube abgedeckt, so daß das Auftre­ten von Dämpfen und eine Kondensatbildung gut beobach­tet werden kann. Am Ende der Schiene steht ein Auf­fanggefäß zur Bestimmung des Rücklaufs.

    [0035] Die Ergebnisse des Heizschienentests zeigt Tabelle 2.
    Tabelle 1
    Ringöffnung der epoxidierten Fettsäurederivate mit Alkoholen
    Beispiel Epoxid Alkohol Molverhältnis OHZ⁺ VZ⁺⁺
    Vgl. 1 Trimethylolpropan/Tripelargonsäureester        
    Vgl. 2 2-Ethylhexyl-Stearinsäureester        
    1 Ölsäureisooctylesterepoxid Ethylenglykol 2 : 1 112 134
    2 Ölsäuremethylesterepoxid    " 2 : 1 137 177
    3    "    " 2 : 1 149 166
    4    " Glycerin 2 : 1 178 166
    5    "    " 1 : 2 213 158
    6    "    " 1 : 1 251 159
    7 Oleylalkoholepoxid Methanol 1 : 6 323 14
    8 Ölsäuremethylesterepoxid    " 1 : 6 151 172
    9 1,2-Epoxydodecan    " 1 : 6 244 -
    10 1,2-Epoxyhexadecan    " 1 : 6 186 4
    11 Sojaölepoxid    " 1 : 6 240 160
    12 Sojaölepoxid 2-Ethylhexanol 1 : 2 131 143
    13 Oleylalkoholepoxid Ethylenglykol 1 : 3 363 7
    14 Oleylalkoholepoxid Stearylalkohol 1 : 1 211 7
    OHZ⁺ = Hydroxylzahl
    VZ⁺⁺ = Verseifungszahl









    Spinnversuche



    [0036] Nylon 6 Polymer wurde konventionell gesponnen und verstreckt. Vier ringgeöffnete Epoxide wurden mit dem gleichen Emulgatorgemisch wie das Vergleichsbeispiel konfektioniert und mit vergleichbarer Ölauflage auf Nylon 6, Glattgarn, als Spinnpräparation aufgetragen. Die Spinnspulen wurden heiß verstreckt unter Temperaturen, die für die Herstellung technischer Garne üblich sind.

    [0037] Die beheizten Galetten wurden nach der Verstreckung auf Präparationsablagerungen oder Crack-Produkte un­tersucht. Alle erfindungsgemäßen Gleitmittel waren in dieser Hinsicht einwandfrei. Bei der Verstreckung konnte auch kein Abdampfen der Präparationen beobach­tet werden.

    [0038] Ein Vergleich der Reibungskoeffizienten der Tabelle 3 macht deutlich, daß sowohl bei der Keramik- als auch bei der Stahlreibung die Reibungskoeffizienten der Gleitmittel gemäß der vorliegenden Erfindung deutlich unter den Werten des Vergleichsbeispieles liegen, d.h., daß die ringgeöffneten Epoxide als Gleitmittel für thermisch beanspruchte Filamente, speziell tech­nische Garne, thermisch stabilen Estern klar überlegen sind.

    Spinnen



    [0039] Geschwindigkeit      400 m/min
    Aufwicklung      Alucolor DSG 2000
    Ölauftrag      0,8 %

    Verstreckung


    Heißverstreckung über beheizte Galetten



    [0040] Galettentemperatur      150 °C
    Streckverhältnis      1 : 4

    Eingesetzte Glättemittel


    Bezugsbeispiel 1:



    [0041] 50 % Vergleichsbeispiel 1 (Tab. 1)
    50 % Emulgatorgemisch B*

    Ausführungsbeispiel 1:



    [0042] 50 % Beispiel 1 (Tab. 1)
    50 % Emulgatorgemisch B*

    Ausführungsbeispiel 2:



    [0043] 50 % Beispiel 2 (Tab. 1)
    50 % Emulgatorgemisch B*

    Ausführungsbeispiel 3:



    [0044] 50 % Beispiel 3 (Tab. 1)
    50 % Emulgatorgemisch B*

    Ausführungsbeispiel 4:



    [0045] 50 % Beispiel 8 (Tab. 1)
    50 % Emulgatorgemisch B*

    Emulgatorgemisch B* =
    35 % hydriertes Rizinusöl x 25 EO (Ethylenoxid)
    25 % Fettalkohol C₁₂₋₁₄ x 6 EO
    20 % Glycerin-mono/di-oleat
    20 % Petrolsulfonat.

    [0046] Das Emulgatorgemisch wurde mit den Glättemitteln im Verhältnis von 1 : 1 konfektioniert. Von den so herge­stellten Präparationen wurden 15 %ige wäßrige Emul­sionen hergestellt und diese in den Spinnversuchen miteinander verglichen.
    Tabelle 3
    Beispiele: Nylon 6, Glattgarn
      Vgl. 1 2 3 4
    Spinnspule          
    % Ölauftrag 0,80 0,67 0,68 0,64 0,82
    Spulenaufbau gut gut gut gut gut
    Streckkops Reibungskoeffizient          
    Keramik 100 m/min 0,37 0,27 0,26 0,28 0,25
        300 m/min 0,40 0,33 0,31 0,33 0,30
    Stahl 100 m/min 0,63 0,45 0,44 0,46 0,40
        300 m/min 0,64 0,54 0,53 0,54 0,49



    Ansprüche

    1. Gleitmittel, enthaltend wenigstens eine Verbindung aus der Gruppe der einfach und/oder mehrfach ringge­öffneten epoxidierten Fette und/oder Öle und/oder Fettsäureester und/oder Alkohole und/oder Olefine.
     
    2. Gleitmittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeich­net, daß die ringgeöffneten epoxidierten Fette und Öle geradkettige und/oder verzweigtkettige Fettsäurereste mit 8 bis 22 C-Atomen enthalten.
     
    3. Gleitmittel nach Anspruch 2, dadurch gekennzeich­net daß die ringgeöffneten epoxidierten Fette und Öle von Talg, Baumwollsaatöl, Erdnußöl, Rüböl, Sesamöl, Sojaöl, Sonnenblumenöl, Reisöl und/oder Palmöl abge­leitet sind.
     
    4. Gleitmittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeich­net, daß die ringgeöffneten Fettsäureester geradketti­ge und/oder verzweigtkettige Fettsäurereste mit 8 bis 22 C-Atomen enthalten.
     
    5. Gleitmittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeich­net, daß die ringgeöffneten Fettsäureester geradketti­ge und/oder verzweigtkettige Fettsäurereste mit 12 bis 18 C-Atomen enthalten.
     
    6. Gleitmittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeich­net, daß die ringgeöffneten epoxidierten Fettsäure­ester geradkettige und/oder verzweigtkettige Mono-, Di- und/oder Trialkoholreste mit 1 bis 18 C-Atomen enthalten.
     
    7. Gleitmittel nach Ansprüchen 4 bis 6, dadurch ge­kennzeichnet, daß sich die ringgeöffneten epoxidierten Fettsäureester von Laurylsäure, Myristylsäure, Palmi­tylsäure, Ölsäure, Linolsäure, Linolensäure und Rizi­nolsäure ableiten.
     
    8. Gleitmittel nach Ansprüchen 4 bis 6, dadurch ge­kennzeichnet, daß die ringgeöffneten epoxidierten Fettsäureester Alkoholreste enthalten, die sich von Methanol und/oder Glycerin ableiten.
     
    9. Gleitmittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeich­net, daß die ringgöffneten epoxidierten Alkohole geradkettige und/oder verzweigtkettige Kohlenwasser­stoffreste mit 8 bis 20 C-Atomen enthalten.
     
    10. Gleitmittel nach Anspruch 1, dadurch gekenn­zeichnet, daß die ringgeöffneten epoxidierten Olefine geradkettige und/oder verzweigtkettige Kohlenwasser­stoffe mit 8 bis 22 C-Atomen enthalten.
     
    11. Gleitmittel nach Anspruch 10, dadurch gekenn­zeichnet, daß die ringgeöffneten epoxidierten Olefine von α-ständigen und mittelständigen Olefinen abgelei­tet sind.
     
    12. Gleitmittel nach Ansprüchen 1 bis 11, dadurch ge­kennzeichnet, daß die Epoxidringe der Fette und Öle, Fettsäureester, Alkohole und Olefine mit Alkoholen gespalten sind, die ausgewählt sind aus
    - geradkettigen und/oder verzweigtkettigen, gesät­tigten und/oder ungesättigten Monoalkoholen mit 1 bis 22 C-Atomen und
    - geradkettigen und/oder verzweigtkettigen, gesät­ tigten und/oder ungesättigten Di- und/oder Polyalkoho­len mit 2 bis 30 C-Atomen und bis zu 6 Hydroxylgrup­pen.
     
    13. Gleitmittel nach Anspruch 12, dadurch gekenn­zeichnet, daß die Alkohole ausgewählt sind aus Metha­nol, Ethylenglykol, Glycerin, Diglycerin, Propylen­glykol, Diethylenglykol, Dipropylenglykol, Trime­thylolethan, Trimethylolpropan, Neopentylglykol, Pen­taerythrit, Dipentaerythrit, Sorbit, Sorbitan, Poly­ethylenglykol H-(OCH₂CH₂)nOH mit n = 1 bis 10 und Poly­propylenglykol H-(OCHCH₃CH₂)nOH mit n = 1 bis 10.
     
    14. Gleitmittel nach Ansprüchen 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß sie zusätzlich 0 bis 50 Gew.-% Kohlenwasserstoffe, Mineralöle, Wachse, Silikonöle, Weißöle, Esteröle, Polyethylenpolymerisate, Fettsäure­ester, Fette, Öle, Alkohole und Triglyceride oder de­ren Gemische enthalten.
     
    15. Gleitmittel nach Ansprüchen 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß sie zusätzlich 0 bis 30 Gew.-% Kohlenwasserstoffe, Mineralöle, Wachse, Silikonöle, Weißöle, Esteröle, Polyethylenpolymerisate, Fettsäure­ester, Fette, Öle, Alkohole und Triglyceride oder de­ren Gemische enthalten.
     
    16. Verwendung von Gleitmitteln nach Ansprüchen 1 bis 15 als Faserhilfsmittel in Präparationen zur Herstel­lung von synthetischen Filamenten und Fasern.
     
    17. Verwendung von Gleitmitteln nach Anspruch 16 als Faserhilfsmittel in Präparationen neben Antistatika, Emulgatoren, Korrosionsinhibitoren und/oder Faden­schlußkomponenten.
     
    18. Verwendung von Gleitmitteln als Faserhilfsmittel in Präparationen nach Anspruch 17 in einer Menge von 80 bis 90 Gew.-%, bezogen auf das Präparationsmittel.
     
    19. Verwendung von Gleitmitteln als Faserhilfsmittel in Präparationen nach Anspruch 17 in Form von Lösun­gen, Suspensionen oder Emulsionen.
     
    20. Verwendung von Gleitmitteln als Faserhilfsmittel in Präparationen nach Anspruch 19, dadurch gekenn­zeichnet, daß man organische inerte Lösungsmittel ein­setzt.
     
    21. Verwendung von Gleitmitteln als Faserhilfsmittel in Präparationen nach Anspruch 20, dadurch gekenn­zeichnet, daß man als organisches inertes Lösungs­mittel Testbenzin, Kristallöl und niedrigviskose Mine­ralöle oder deren Gemische einsetzt.
     
    22. Verwendung von Gleitmitteln als Faserhilfsmittel in Präparationen nach Ansprüchen 19 bis 21 in einer Menge von 50 bis 60 Gew.-%, bezogen auf das Präpara­tionsmittel.
     
    23. Verwendung von Gleitmitteln als Faserhilfsmittel in Präparationen nach Ansprüchen 16 bis 22, dadurch gekennzeichnet, daß man verdünnte wäßrige Lösungen der Präparationen einsetzt.