(19)
(11) EP 0 303 089 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
15.02.1989  Patentblatt  1989/07

(21) Anmeldenummer: 88111933.3

(22) Anmeldetag:  25.07.1988
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4C08L 11/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
DE FR GB

(30) Priorität: 05.08.1987 DE 3725902

(71) Anmelder: BAYER AG
51368 Leverkusen (DE)

(72) Erfinder:
  • Musch, Rüdiger, Dr.
    D-5060 Bergisch Gladbach 2 (DE)
  • Magg, Hans, Dr.
    D-5067 Kürten (DE)
  • Obrecht, Werner, Dr.
    D-4130 Moers (DE)
  • Müller, Eberhard, Dr.
    D-4047 Dormagen 1 (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Mischungen aus Chloroprenpolymeren und ihre Herstellung


    (57) Die Erfindung betrifft Mischungen aus Polychloropren-­Elastomeren, die sich durch eine gute Verarbeitbarkeit und hervorragende Kältebeständigkeit auszeichnen und ihre Herstellung.


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft Mischungen aus Polychloropren-­Elastomeren, die sich durch eine gute Verarbeitbarkeit und hervorragende Kältebeständigkeit auszeichnen und ihre Herstellung. Unter guter Verarbeitbarkeit werden beispielsweise die Maßhaltigkeit der Extrudate sowie hervorragende Oberflächenglätte der Extrudate verstan­den.

    [0002] Eine Möglichkeit, Polychloropren-Elastomere mit vorteil­haften Verarbeitungseigenschaften herzustellen, besteht darin, einem Latex eines toluollöslichen Polychloroprens (Sol-Polymer) den Latex eines vernetzten Polychloroprens (Gel-Polymer) zuzumischen und den Kautschuk beispiels­weise durch Gefrierkoagulation zu isolieren.

    [0003] Der Zusatz eines solchen Gel-Polymeren zu einem Sol-Po­lymeren hatte bisher den Nachteil, daß die Tieftempera­turbeständigkeit der Vulkanisate verschlechtert wurde.

    [0004] Um den steigenden Anforderungen an Polychloropren-Vul­kanisate im Außeneinsatz bei lang anhaltenden tiefen Temperaturen gerecht zu werden, ist es notwendig, auch die Kristallisationstendenz über den bisher erreichten Stand hinaus zu vermindern.

    [0005] Ziel der vorliegenden Erfindung ist es, die Kältebe­ständigkeit von Chloroprenkautschuken über das bisherige Maß hinaus unter Beibehaltung der übrigen vorteilhaften Eigenschaften zu verbessern.

    [0006] Es wurde nun gefunden, daß die vorteilhaften Verarbei­tungseigenschaften der Sol-Gel-Mischungen erhalten blei­ben, gleichzeitig aber die Kristallisationsbeständigkeit der Mischungen und Vulkanisate deutlich besser werden, wenn man die beiden für die Mischungen nötigen Latices durch Polymerisation von Chloropren in Gegenwart ver­schiedener Comonomere herstellt und bei der gelhaltigen Polymerkomponente gleichzeitig darauf achtet, daß eine bestimmte Vernetzungsdichte des Gels nicht unterschrit­ten wird.

    [0007] Als Comonomer zur Herstellung des Sol-Polymers eignen sich halogen- und alkylsubstituierte Butadiene, Styrol, Acrylsäureester oder 1-Chlorbutadien, wobei 2,3-Dichlor­butadien und 1-Chlorbutadien besonders bevorzugt sind.

    [0008] Die bevorzugten Ausgangsmonomeren können in folgenden Mengen eingesetzt werden:

    Chloropren: 82-98, vorzugsweise 88-96 Gew.-Teile
    2,3-Dichlorbutadien: 1-12, vorzugsweise 3-8 Gew.-Teile
    1-Chlorbutadien: 0,1-6, vorzugsweise 1-4 Gew.-Teile


    [0009] Je nach vorgesehener Anwendung des Polymeren werden die Monomeren zu 50 bis 99 % umgesetzt, wobei für Festkaut­schuke zur Erzielung vorteilhafter anwendungstechnischer Werte Umsätze zwischen 60 und 80 % angemessen sind.

    [0010] Durch Zugabe bekannter, als Regler wirksamer Verbindun­gen, z. B. Mercaptane, lassen sich die Struktur und die Eigenschaften der Polymeren in weiten Grenzen variieren.

    [0011] In einer bevorzugten Ausführungsform, insbesondere wenn gelfreie Polymerisate hergestellt werden sollen, wird der Regler zu Polymerisationsbeginn und während der Polymeri­sation gestaffelt zugesetzt.

    [0012] Bevorzugte Kettenübertragungsmittel sind aliphatische Mercaptane, insbesondere solche mit 8 bis 18 Kohlenstoff­atomen. Die Mercaptane können geradkettig oder verzweigt sein. So können primäre, sekundäre und tertiäre Mercap­tane verwendet werden, das bevorzugteste Mercaptan ist jedoch n-Dodecylmercaptan. Auch andere bekannte Ketten­übertragungsmittel, beispielsweise aromatische Disulfide oder Alkylxanthogendisulfide mit 1 bis 12 Kohlenstoff­atomen in der Alkylgruppe oder heterocyclische Ringver­bindungen an Stelle der Alkylgruppen wie Bis-(5-ethyl-­1,3-dioxan-5-yl-methyl)-xanthogendisulfid können verwen­det werden.

    [0013] Nicht umgesetzte organische Verbindungen lassen sich nach der Reaktion nicht Wasserdampfdestillation (Strippen), beispielsweise bei 50° C und einem absoluten Druck von 20 Torr entfernen.

    [0014] Die in den folgenden Beispielen beschriebenen Polymerisa­tionsversuche wurden zur Erzielung besonders definierter Reaktionsbedingungen in einer kontinuierlich betriebenen 6-Kessel-Kaskade durchgeführt.

    [0015] Diese kontinuierliche Polymerisation von Chloropren ist aus den US-Patentschriften 2 384 277, 2 394 291 und 2 831 842 bekannt.

    [0016] Das Monomer, inclusive Stabilisator und Regler, wurde in der Emulgator und Ätznatron enthaltenen wäßrigen Phase voremulgiert und gelangte dann in das Reaktionsgefäß, in das zusätzlich der Initiator eindosiert wurde. Es kann aber auch ohne Voremulgierung gearbeitet werden.

    [0017] Nach dem Austritt aus der Rührkesselkaskade wurde die Re­aktion durch Zugabe von Diethylhydroxylamin und gleich­zeitigem Entzug des Monomeren abgebrochen.

    [0018] Zur Herstellung des Gel-Polymeren können verschiedene Me­thoden angewandt werden, wie sie beispielsweise in

    DE-AS 12 29 716, US-PS 31 47 318, DE-AS 12 48 921,
    DE-AS 12 71 990, DE-OS 15 70 089, DE-OS 17 95 187,
    DE-OS 17 70 651, DE-OS 20 08 673, DE-OS 17 20 107

    beschrieben sind.

    [0019] Bevorzugt ist die Herstellung des Gel-Polymeren durch Co­polymerisation von Chloropren, einem bifunktionellen Mo­nomeren wie z. B. Diester aus zweiwertigen Alkoholen und Acrylsäuren sowie gegebenenfalls weiteren Monomeren wie sie bei der Herstellung des Sol-Polymeren bereits be­schrieben worden sind.

    [0020] Besonders bevorzugt sind Diester der allgemeinen Formel

    worin unabhängig voneinander
    R¹ und R² Wasserstoff oder C₁-C₄-Alkyl und

    mit 1 ≦ n ≦ 10 und 2 ≦ m ≦ 10 bedeuten.

    [0021] Der Diester wird vorzugsweise in einer Menge von 2 bis 3 Mol-% eingesetzt. Bevorzugter Diester ist Ethylen­glykoldimethacrylat.

    [0022] Besonders bevorzugte, unter den üblichen Bedingungen nicht vernetzende Comonomere sind 2,3-Dichlorbutadien und 1-Chlorbutadien, die in einer Konzentration von 0-10 Gew.-Teilen (2,3-Dichlorbutadien) und 0-4 Gew.-Teilen (1-­Chlorbutadien), bezogen auf 100 Teile Chloropren zu Poly­merisationsbeginn anwesend sein können.

    [0023] Die Polymerisation und Isolierung dieses Latex wird ent­sprechend der Herstellung des Sol-Latex durchgeführt, wo­bei es ein wesentliches Erfindungsmerkmal ist, ein Gel­polymerisat mit einer bestimmten Mindestvernetzungsdich­te herzustellen. Ein Maß für die Ermittlung der Vernet­zungsdichte ist der Quellindex.

    [0024] Man bestimmt ihn, indem man das Polymer in einem Becher (B) mit Toluol im Gewichtsverhältnis 1:250 versetzt und 24 Stunden bei Raumtemperatur unter Rühren löst. Der un­lösliche Anteil wird anschließend 60 min bei 25.000 Upm zentrifugiert, die überstehende Lösung dekantiert, das unlösliche feuchte Polymerisat mit dem Becher gewogen (BGF).

    [0025] Die Trocknung im Becher erfolgt bei 60°C im Vakuum bis zur Gewichtskonstanz, danach wird wieder das Gewicht er­mittelt (BGT). Aus den so erhaltenen Daten wird nach fol­gender Formel der Quellindex (Q) bestimmt.



    [0026] Bei der erfindungsgemäßen Mischung von Polychloropren-­Elastomeren soll der Quellindex der Gelkomponente ≦ 12 sein. Bevorzugt wird ein Quellindex von 5-10.

    [0027] Die erfindungsgemäß hergestellten Latices werden im Ge­wichtsverhältnis "Sol-Polymer" zu "Gel-Polymer" wie 1 zu 4 bis 9 zu 1 gemischt, der pH-Wert der alkalischen Latex­mischungen durch verdünnte Essigsäure auf pH 6,5 gesenkt und das Polymer aus dieser Emulsion durch Gefrierkoagula­tion isoliert und getrocknet (Chem. Engng. Prog. 43, 391 (1974); DE-PS 1 051 506).

    [0028] Bei diesem bekannten Verfahren koaguliert der Latex auf einer in dem Latex sich drehenden gekühlten Walze. Die auf der Walzenoberfläche entstandene eishaltige Kaut­schukfolie wird abgehoben und über ein Waschband geführt, wo das Eis wieder aufgetaut wird. Die nasse Folie läuft anschließend durch Quetschrollen, wird teilweise ent­wässert und gelangt mit einem Wassergehalt von etwa 30 Gew.-% in den Etagentrockner. Dort durchläuft das Po­lymerband, jeweils über Umlenkrollen geleitet, mehrere übereinanderliegende Etagen, wo es mit Heißluft getrock­net wird. Die Folie verläßt anschließend den Trockner, wird zu einem Strang zusammengeführt und in gewünschte Teilstücke geschnitten.

    [0029] Gegenstand der Erfindung sind daher auch feste Poly­chloroprenmischungen aus Sol- und Gelpolymer, dadurch gekennzeichnet, daß die Solkomponente aus einem Copoly­merisat aus Chloropren und 1-12 Gew.-% 2,3-Dichlor­butadien, bezogen auf die Gesamtmenge an ungesättigten Verbindungen des Solpolychloroprens, besteht, wobei bis zu 6 Gew.-% des Chloroprens durch andere Comonomere ersetzt sein können und die Gelkomponente aus einem Copolymerisat aus Chloropren, 0-10 Gew.-% 2,3-Dichlor­butadien, bezogen auf die Gesamtmenge an ungesättigten Verbindungen des Gelpolychloroprens und 7,5 · 10⁻³ bis 4,0 · 10⁻² Mol, bezogen auf 100 g Gesamtmonomermenge des Gelpolychloroprens, einer Verbindung der allgemeinen Formel

    besteht,
    worin unabhängig voneinander
    R¹ und R² Wasserstoff oder C₁-C₄-Alkyl und

    mit 1 ≦ n ≦ 10 und 2 ≦ m ≦ 10 bedeuten,
    wobei bis zu 4 Gew.-% des Chloroprens durch andere Co­monomers ersetzt sein können.

    [0030] Als weitere Comonomere sowohl des Sol- als auch des Gel­polymeren kommen insbesondere 1-Chlorbutadien und Schwe­fel infrage.

    [0031] Die Herstellung der festen Polychloroprenmischungen er­folgt bevorzugt durch Mischen der als Latex vorliegenden Komponenten und gegebenenfalls Zusatz von Stoffen, die die Lagerstabilität des Polymeren verbessern, woran sich die Koagulation anschließt.

    [0032] Die Mischungen enthalten Sol- und Gel-Komponente vorzugs­weise im Gewichtsverhältnis 9:1 bis 1:4. Die Kristallisa­tionshalbwertszeiten der festen Kautschukmischungen (bei einem Gelgehalt von 40 %) sollen vorzugsweise >50 h sein, wobei eine Kristallisationshalbwertszeit >100 h besonders bevorzugt ist.

    [0033] Die Ermittlung der Kristallisationshalbwertszeit erfolgt nach der von M. Hoffman beschriebenen Methode bei -10°C im Dilatometer (Makromol. Chem. 126, (1969), S. 186 bis 203).

    [0034] Unter den dort beschriebenen Meßbedingungen hat eine er­findungsgemäße Kautschukmischung, die einen Gelgehalt von 40 % hat, im allgemeinen eine Kristallisationshalbwerts­zeit von >50 h, wobei eine Kristallisationshalbwertszeit von >100 h bevorzugt ist. Die Kristallisationshalbwerts­zeiten von Mischungen mit anderen Gelgehalten verändern sich entsprechend.

    [0035] Bevorzugter Diester ist Ethylenglykoldimethacrylat. Das Gelpolymerisat soll im allgemeinen nach dem Aufarbeiten zum Festkautschuk einen Quellindex in Toluol von ≦ 12, bevorzugt 5-10 haben. Die Erfindung soll im folgenden beispielhaft erläutert werden.

    [0036] Die Beispiele 14-16 beschreiben erfindungsgemäße Mischun­gen. Die Beispiele 1-3 beschreiben die Herstellung der Sol-Komponenten, die Beispiele 4-7 die der Gel-­Komponente.

    Beispiel 1 (Sol Polymer)



    [0037] In den ersten Reaktor einer Polymerisationskaskade, be­stehend aus 6 gleichen Reaktoren mit einem Volumen von je 50 Liter wurde die wäßrige Phase (W) und die Monomer­phase (M) über eine Meß- und Regelapparatur in stets kon­stantem Verhältnis eingefahren. Die mittlere Verweilzeit je Kessel betrug 30 Minuten. Die Aktivatorphase A wurde im 2. Reaktor (1. Polymerisationskessel) zudosiert. Die Zahlenangaben sind Gewichtsteile pro Zeiteinheit. Die tatsächlichen Mengen ergeben sich aus der Rezeptur, den Dichten der einzelnen Phasen, dem Reaktorvolumen das geflutet gefahren wurde, und der mittleren Verweilzeit.

    Monomerphase M:



    [0038] Chloropren      100,0
    n-Dodecylmercaptan      0,22

    Wäßrige Phase W:



    [0039] Entsalztes Wasser      130,0
    Natriumsalz einer disproportionierten Abietinsäure      4,5
    Natriumsalz eines Kondensationsproduktes aus Naphthalinsulfonsäure und Formaldehyd      0,7
    Ätznatron      0,65

    Aktivatorphase A:



    [0040] 3 gew.-%ige wäßrige Formamidinsulfinsäure­lösung (kontinuierlicher Zulauf)      0,30

    [0041] Bei einer Innentemperatur von 48°C sprang die Reaktion im 1. Polymerisationskessel an. Durch eine Außenkühlung wurde die freiwerdende Polymerisationswärme abgeführt und die Polymerisationstemperatur auf 45°C erniedrigt. Ent­sprechend zum Zulauf in dem ersten Kessel durchläuft das Reaktionsgemisch die Rührkesselkaskade. Bei einem Mono­merumsatz von 66 % wurde die Reaktion durch Zugabe von Diethylhydroxylamin abgebrochen. Das restliche Monomer wurde durch Wasserdampfdestillation aus dem Polymeren entfernt und der Polymerlatex bei 10°C gelagert.

    Beispiele 2 und 3 (Sol-Polymer, geänderte Monomerphase)



    [0042] Man verfährt analog Beispiel 1, setzt jedoch andere Mono­merphasen ein.

    Monomerphase M:



    [0043] 
    Beispiel 2 3
    Chloropren 96,0 92,0
    2,3-Dichlorbutadien (DCB) 4,0 8,0
    n-Dodecylmercaptan 0,22 0,22

    Beispiel 4 (Gel-Polymer)



    [0044] Man verfährt analog Beispiel 1 mit folgenden Mengen:

    Monomerphase M:



    [0045] Chloropren      96,0 g
    Ethylenglykoldimethylacrylat (EGDM)      4,0 g
    n-Dodecylmercaptan      0,3 g

    Wäßrige Phase W:



    [0046] Entsalztes Wasser      130,0 g
    Natriumsalz der disproportionierten Abietinsäure      3,5 g
    Natriumsalz eines Kondensationsproduktes aus Naphthalinsulfonsäure und Formaldehyd      0,7 g
    Ätznatron      0,4 g

    Aktivatorphase A:



    [0047] 3 %ige wäßrige Formamidinsulfinsäure­lösung (kontinuierlicher Zulauf)      0,41

    [0048] Bei einem Monomerumsatz von 80 % wird die Reaktion durch Zugabe von Diethylhydroxylamin abgebrochen. Das restliche Monomer wird durch Wasserdampfdestillation aus dem Poly­meren entfernt. Der Polymerlatex wird bei + 10°C gela­gert.

    Beispiele 5-7 (Gel-Polymer, geänderte Monomerphase)



    [0049] Man verfährt wie im Beispiel 4, setzt jedoch eine Mono­merphase folgender Zusammensetzung ein:
    Beispiel 5 6 7
    Chloropren 95,0 91,0 87,0
    EGDM 5,0 5,0 5,0
    DCB 0 4,0 8,0
    n-Dodecylmercaptan 0,2 0,2 0,2

    Beispiele 8-18



    [0050] Die Latices der Gel-Polymerisate wurden unter Rühren bei Raumtemperatur gemischt und der Kautschuk durch Gefrier­koagulation isoliert. Die beiden Mischkomponenten wurden so dosiert, daß der Kautschuk 40 ± 1 Gew.-% Gel ent­hielt. Die relevanten Daten sind in der folgenden Tabel­le zusammengestellt.
    Bsp. Mischkomponenten Rohmaterial Mischung Extrusion Oberflächenbeschaffenheit Vulkanisat Druckverformungsrest (DV)
      Sol-Polymer aus Bsp. Gel-Polymer aus Bsp. Quellindex (%) Kirstallisation Rohmaterial(h)   0°C % -10°C %
    8 1 4 15 13 2-3 91 99
    9 2 4 16 28 2-3 78 91
    10 3 4 18 80 3 33 65
    11 1 5 7 9 1 84 96
    12 1 7 8 15 1 85 92
    13 2 5 8 21 1 88 96
    14 2 7 8 90 1 26 55
    15 3 7 9 290 1 21 32
    16 3 6 9 150 1 21 33
    17 1 0 - 8 5 99 100
    18 2 0 - 325 5 17 27
    Die Beispiele 14-16 sind erfindungsgemäß, die Beispiele 8-13 und 17-18 stellen Vergleichsversuche dar.

    Bestimmung der Kristallisation:



    [0051] Sie erfolgte wie in DIN 53 541 beschrieben.

    Ermittlung der Oberflächenbeschaffenheit:



    [0052] Die günstigere Oberflächenbeschaffenheit der erfindungs­gemäßen Polymeren wird durch einen praxisnahen Test belegt. In einem Laborkneter werden innerhalb von 4 min. die nachstehenden Substanzen zunächst gemischt:
    Polymer (Beispiel 8-18)      1.000 g
    Ruß N-990      250 g
    Ruß N-539      250 g
    aromat. Mineralöl      150 g
    Phenyl-ß-naphthylamin      20 g
    Magnesiumoxid      40 g
    Ozonschutzwachs      10 g
    Stearinsäure      10 g

    [0053] Die Mischungen wurden danach bei 30°C 3 min auf der Walze verschnitten.

    [0054] Nach einer Lagerungszeit von ca. 24 Stunden bei Raumtem­peratur werden die Mischungen in einem Brabender-Plasto­graph extrudiert.

    Spritzbedingungen:



    [0055] 
    Gerät 10-D-Schnecke, ø 19 mm zweigängig, normal
    Spritzprofil Garvey
    Schneckendrehzahl 40 min⁻¹
    Eingangstemperatur 50° C
    Zylindertemperatur 70° C
    Kopftemperatur 90° C
    ø Düse 4,35 mm
    Düseneinlauf 75°
    Mischungsmenge 200 g


    [0056] Die Bewertung der Oberflächenbeschaffenheit erfolgt nach folgender Mustervorlage:

    Vulkanisatprüfung



    [0057] Die Mischungsherstellung, Vulkanisation und Vulkanisat­prüfung erfolgt unter Anlehnung an die ISO-Vorschrift 2475-1975 (E).

    [0058] Vor der eigentlichen Mischungsherstellung werden 1.000 g Polychloropren 6 min. lang mastiziert, wobei der Walzen­spalt so eingestellt ist, daß sich ein Wulst mit einem Durchmesser von ca. 12 mm bildet. Nach der Mastikation werden 800 g Kautschuk abgenommen und mindestens 10, höchstens 120 min. lang bei Raumtemperatur gelagert.
    Walzwerk      200 x 390 mm
    Temperatur      45 - 55 °C
    Friktion      1 : 1,4 (24 : 34 U/min)

    [0059] Vor Beginn des Mischens wird das auf 30°C eingestellte Walzwerk mittels Abfallkautschuk auf die angegebene Un­tergrenze der Betriebstemperatur erwärmt.

    Prüfmischung



    [0060] 
    Mischungsbestandteile  
    Polychloropren 100,00 g
    Stearinsäure 0,50 g
    Magnesiumoxid 4,00 g
    Phenyl-β-naphthylamin 2,00 g
    Ruß N-762 30,00 g
    Zinkoxid 5,00 g
    Ethylenthioharnstoff 0,50 g
      142,00 g


    [0061] Mischfolge und -zeiten entsprechen der genannten Anga­ben. Nach einer Mischzeit von 13 min wird das Walzfell unter wechselseitigem Einschneiden (dreimal links und dreimal rechts) 1 min bearbeitet und innerhalb weiterer 2 min sechsmal durch einen 0,8 mm weiten Walzenspalt gezogen, so daß sich eine Gesamtmischzeit von 16 min er­gibt.

    [0062] Die Mischung wird bis zur Vulkanisation 15 Stunden ge­lagert.

    Vulkanisationsbedingungen:



    [0063] Temperatur      150 °C
    Zeit      40 min

    [0064] Die Bestimmung des Druckverformungsrestes erfolgt nach DIN 53 517 bei 0 und -10°C.

    [0065] Das Prüfverfahren nach dieser Norm dient zur Bestimmung des Kälteverhaltens von Elastomeren unter konstanter Druckverformung.

    [0066] Der Druckverformungsrest DV unter konstanter Verformung gibt an, welcher Verformungsteil eines Probekörpers zu einem bestimmten Zeitpunkt nach Entspannung, bezogen auf die Zusammendrückung, zurückgeblieben ist.

    [0067] Der DV wird in % nach folgender Zahlenwertgleichung er­rechnet:

    Hierin bedeuten:
    h₀      ursprüngliche Höhe der Probekörper
    h₁ Höhe der Probekörper in verformtem Zustand bzw.
    h₂ Höhe der Probekörper nach Entspannung von bestimm­ter Dauer

    [0068] Die erfindungsgemäß hergestellten Polymeren (Beispiele 14-16) zeigen gegenüber den Sol- bzw. Sol-Gel-Abmischun­gen der Vergleichsbeispiele eine günstigere Oberflächen­beschaffenheit der Extrudate in Kombination mit einem ausgezeichneten Tieftemperaturverhalten der Vulkanisate.


    Ansprüche

    1. Polychloroprenmischungen aus Sol- und Gel-Polymer, dadurch gekennzeichnet, daß
    die Solkomponente aus einem Copolymerisat aus Chloropren und 1-12 Gew.-% 2,3-Dichlorbutadien, bezogen auf Gesamtmenge an ungesättigten Verbin­dungen des Solpolychloroprens, besteht, wobei bis zu 6 Gew.-% des Chloroprens durch andere Comonomere ersetzt sein können und
    die Gelkomponente aus einem Copolymerisat aus Chlo­ropren, 0-10 Gew.-% 2,3-Dichlorbutadien, bezogen auf Gesamtmenge an ungesättigten Verbindungen des Gelpolychloroprens, und 7,5 · 10⁻³ bis 4,0 · 10⁻² Mol, bezogen auf 100 g Gesamtmonomermenge des Gel­polychloroprens, einer Verbindung der allgemeinen Formel

    besteht, worin unabhängig voneinander
    R¹ und R² Wasserstoff oder C₁-C₄-Alkyl und

    mit 1≦ n ≦ 10 und 2 ≦ m ≦ 10 bedeuten,
    wobei bis zu 4 Gew.-% des Chloroprens durch andere Comonomere ersetzt sein können.
     
    2. Polychloroprenmischungen nach Anspruch 1, worin R¹ und R² Methyl und X -CH₂-CH₂-O- bedeuten.
     
    3. Polychloroprenmischungen nach Anspruch 1, worin als Comonomer 1-Chlorbutadien verwendet wird.
     
    4. Polychloroprenmischungen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Sol- und Gelkomponente im Gewichtsverhältnis 9 : 1 bis 1 : 4 enthalten.
     
    5. Polychloroprenmischungen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Gelpolymerisat einen Quell­index in Toluol von ≦ 12 aufweist.
     
    6. Polychloroprenmischungen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Rohmaterial bei einem Gel­gehalt von 40 % eine Kristallisationshalbwertszeit bei -10°C von ≧ 50 Stunden hat.
     
    7. Verwendung der Polychloroprenmischungen nach An­spruch 1 zur Herstellung von Vulkanisaten.
     




    Zeichnung







    Recherchenbericht