[0001] Die Erfindung betrifft eine Patrone zum Austreiben von Flüssigkeiten unter Druck,
mit einer Treibladungskammer und einer zwischen der Treibladungskammer und einer
Flüssigkeitskammer angeordneten Trennvorrichtung.
[0002] Eine solche Patrone dient zum Einsatz in einen sogenannten Wasserhammer, welcher
ein kanonenartiges Gerät darstellt. Mit einem solchen Wasserhammer werden Wassersäulen
verschossen, um Gesteinsrestkerne bspw. beim Untertage-Streckenbau zu lösen. Dabei
ist es von besonderem Vorteil, daß bei diesem Gerät die ansonsten übliche, gefährliche
Funkenbildung sowie ein unkontrolliertes Herumfliegen von Gesteinsbruchstücken beim
Sprengen vermieden werden.
[0003] Die Anwendung dieses Wasserhammers im Streckenvortrieb wird dabei so vorgenommen,
daß zunächst mit Hilfe einer Streckenprofil-Schneidmaschine mit Hochdruckwasser ein
Streckenvortriebsabschnitt von etwa 0,5 m bis 1 m am Rand halbkreisförmig ausgeschnitten
wird. Der Streckenkern bleibt dabei stehen. In diesem Kern werden sodann Löcher in
vorberechneter Anordnung gebohrt. Das Zerkleinern des Streckenkernes wird nun mit
dem Wasserhammer durchgeführt, wozu Wasser mit hoher Geschwindigkeit von etwa 1000
m/s in das gebohrte Loch geschossen wird. Dabei entstehen im Bohrloch Drücke von mehreren
Tausend bar. Durch diesen Druckstoß wird das Gestein zerkleinert.
[0004] Aus der DE-PS 35 45 737 ist bereits eine Patrone zum Austreiben von Flüssigkeiten,
insbesondere vom Wasser, unter Druck bekannt.
[0005] Diese Patrone besitzt eine zylinderförmige Flüssigkeitskammer und eine dieser Kammer
vorgelagerte und durch eine Trennvorrichtung getrennte Treibladungskammer. Die Trennvorrichtung
ist dabei als ein an der Innenwand der Kammern anliegender Kolben mit einem Hohlraum
ausgebildet, dessen zur Flüssigkeitskammer gerichtete Stirnfläche mindestens eine
Sollbruchstelle aufweist. Die Spitze der Patrone ist düsenförmig gestaltet. Diese
aus der Treibladungskammer, dem Trennelement und der Flüssigkeitskammer gebildete
Patrone wird abschußfertig, d.h., einerseits mit Treibladung und andererseits mit
der Flüssigkeit versehen, in ein Abschußgerät eingesetzt. Dabei wird es als nachteilig
angesehen, daß sich die Flüssigkeit in der Flüssigkeitskammer befindet und demzufolge
besondere Maßnahmen zur Vermeidung des Austritts von Flüssigkeit notwendig sind. Hinzu
kommt die nicht unerhebliche Gewichtserhöhung einer solchen Patrone.
[0006] Es ist Aufgabe der Erfindung, eine Patrone zum Austreiben von Flüssigkeiten nach
der eingangs geschilderten Art zu schaffen, bei welcher ein getrenntes Zuführen bzw.
Laden der Antriebskombonenten und der anzutreibenden Flüssigkeitsmenge bei insgesamt
kompakter Bauweise der gesamten Patrone erreicht wird.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Kennzeichenteils von Patentanspruch
1 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Merkmale nach diesem
Patentanspruch 1 finden sich in den Unteransprüchen 2 bis 10.
[0008] Bei dieser Patrone zum Austreiben von Flüssigkeiten unter Druck erlaubt der Treibspiegel
das getrennte Zuführen bzw. Laden der Antriebskomponenten, Patronenhülse mit Anzündung,
Pulvertreibladung, Treibspiegelkörper, vorderes Absichtelement und der anzutreibenden
Flüssigkeitsmenge. Dadurch wird eine insgesamt kompakte Bauweise des Gerätes und der
Patrone erreicht.
[0009] Die Antriebskomponenten, nämlich Kartusche mit Treibspiegel, werden vom Verschluß
der Waffe oder einer entsprechenden Zuführvorrichtung in das Patronenlager des Waffenrohres
eingeführt. Das Patronenlager wird durch den Verschluß verschlossen und verriegelt.
Die abzuschießende Flüssigkeitsmenge kann einfach durch eine radiale Bohrung im Waffenrohr
und dem Einsatz eines Rückschlagventiles zwischen die beiden Treibspiegel-Körperelemente
eingepumpt werden, wobei sich durch den Druck der Flüssigkeit diese beiden Treibspiegel-Körperelemente
an ihrer Verbindungsstelle voneinander trennen. Dies bedeutet, daß das Abschlußelement
im Waffenlauf nach vorne zur Waffenrohrmündung bewegt wird und sich dabei an seinem
Außenumfang dichtend an die Innenmantelfläche des Waffenlaufes anlegt.
[0010] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung sind der nachfolgenden Beschreibung
von Figuren zu entnehmen, die sich auf ein Beispiel der Erfindung beziehen.
Es zeigen:
Fig. 1 eine Ausführungsform eines Treibspiegels der Patrone im Schnitt;
Fig. 2 eine weitere Ausführungsform eines Treibspiegels der Patrone im Schnitt;
Fig. 3 eine komplette Patrone zum Austreiben von Flüssigkeiten unter Druck in einem
Waffenrohr im Schnitt;
[0011] In die Patrone 1 zum Austreiben von Flüssigkeiten, insbesondere Wasser, unter Druck
ist als Trennvorrichtung zwischen einer Treibladungskammer 2 und einer Flüssigkeitskammer
3 als Trennvorrichtung ein Treibspiegel 4 eingesetzt.
[0012] Dieser Treibspiegel 4 besteht gemäß der Fig. 1 aus einem Antriebskörper 5 aus einem
Kunststoff, bspw. Polyamid, und dem am Kopf des Antriebskörpers 5 axial angeordneten
Abschlußelement 6. Der Antriebskörper 5 des Treibspiegels 4 besteht sowohl nach der
Fig. 1 als auch nach der Fig. 2 im wesentlichen aus einem zylindrischen Vollkörper,
der eine vordere ebene Stirnfläche 7 aufweist, von welcher sich nach hinten ein konisch
erweiterter Ring 8 anschließt. Ein äquivalent geformter Ring 9 befindet sich am Heck
des Antriebskörpers 5, der ferner parallel zur Längsachse des Treibspiegels 4 vorgesehene
Durchgangsbohrungen 10 besitzt. Die äußere Mantelfläche 11 der Ringe 8 und 9 liegt
unter leichter Vorspannung dicht an der inneren Mantelfläche 12 der Patronenhülse
13 bzw. der Innenmantelfläche 14 des Waffenlaufes 15 an. In die vordere Stirnfläche
7 ist eine zentrale Bohrung mit einem Gewinde 16 eingebracht, in welche ein Stift
17 mit einer Sollbruchstelle 18 eingeschraubt ist, die sich axial außerhalb des Antriebskörpers
5 des Treibspiegels 4 befindet. Der Stift 17 trägt das Anschlußelement 6, welches
eine ballige oder kugelige Stirnfläche 19 aufweist, an die sich ein zylindrisch geformter
Teil 20 anschließt. Dieser zylindrisch geformte Teil 20 entspricht in seinem Außendurchmesser
unter leichter Vorspannung dichtend dem Innendurchmesser des Waffenlaufes 15. Alternativ
kann der zylindrische Teil 20 zum rückwärtigen offenen Ende hin leicht konisch geformt
sein, wodurch bei erleichterter Zuführbarkeit eine dichtende Anlage des Abschlußelementes
an der Innenmantelfläche 14 des Waffenlaufes 15 stattfindet.
[0013] In Fig. 2 ist eine andere Art des Treibspiegels 4 mit einem Abschlußelement 21 dargestellt.
Der Antriebskörper 5 des Treibspiegels 4 ist entsprechend dem Treibspiegel in Fig.
1 ausgebildet. Anstelle der formschlüssigen Verbindung des Abschlußelementes 6 mit
dem Antriebskörper 5 in Fig. 1 befindet sich in Fig. 2 eine kraftschlüssige Verbindung
zwischen dem Abschlußkörper 21 und dem Antriebskörper 5.
[0014] Zu diesem Zweck ist in die wiederum ebene Stirnfläche 7 des Antriebskörpers 5 eine
Sackbohrung 22 eingebracht. Der in diesem Fall aus einem Polyurethan-Schaum bestehende
Abschlußkörper 21 besitzt einen rückwärtigen zentralen Zapfen 23, der in die Sackbohrung
22 eingepreßt ist. Das Abschlußelement 21 hat in diesem Fall nach Fig. 2 eine von
der kugeligen oder balligen Stirnfläche leicht abgewandelte, konische Form mit einer
flachen Spitze. Die Außenmantelfläche dieses aus einem Polyurethan-Schaum hergestellten
Abschlußelementes 21 liegt wiederum dichtend an der Innenmantelfläche 14 des Waffenlaufes
15 an. Der Ringraum 3 zwischen der Mantelfläche 25 des Ringes 8 und dem Abschlußelement
6 bzw. 21 stellt eine vergrößerbare Flüssigkeitskammer dar, die mit einer radialen
Zulauföffnung 26 des Waffenrohres 24 in Verbindung steht.
[0015] Wie insbesondere aus der Fig. 3 ersichtlich ist, besteht die gesamte Patrone aus
dem Treibspiegel 4, der im Beispiel der Fig. 3 in der Patronenhülse 13 eingesetzt
ist. In der Patronenhülse befindet sich zum rückwärtigen Ende hin die Treibladungskammer
2 mit der notwendigen Treibladung 27. Den Abschluß in der Patronenhülse bildet das
Anzündelement 28. In die vordere Stirnseite des Treibspiegels 4 ist in der geschilderten
Weise ein Anschlußelement 21 kraftschlüssig eingesetzt. Diese gesamte Patrone 1 befindet
sich in dem Patronenlager 29 des Waffengehäuses 30 mit dem hier nicht gezeichneten
Verschluß. Das Waffenrohr 24 ist in dem Waffengehäuse 30 in nicht gezeigter Darstellung
arretiert. An die im wesentlichen radiale Zulauföffnung 26 ist im Waffenrohr 24 ein
Rückschlagventil 31 angeordnet, welches mit einer Hydraulikpumpe 32 durch eine Rohrleitung
33 verbunden ist. Eine weitere Rohrleitung 34 befindet sich zwischen einem Flüssigkeitsbehälter
35 und der Hydraulikpumpe 32.
[0016] Wie sich aus der Darstellung der Figuren 1 bis 3 ergibt, erlaubt der erfindungsgemäße
Treibspiegel 4 das getrennte Zuführen und Laden der Antriebskomponenten, nämlich der
Patronenhülse 13 mit der Anzündung 28, der Pulvertreibladung 27, dem Antriebskörper
5 und dem vorderen Abschlußelement 21 bzw. 6 und der anzutreibenden Flüssigkeit,
bspw. Wasser, aus dem Behälter 35 bis zur Flüssigkeitskammer 3.
[0017] Der gesamte Ladevorgang spielt sich wie folgt ab:
Die Antriebskomponenten werden vom Verschluß oder einer entsprechenden Zuführvorrichtung
in das Patronenlager 29 des Waffenrohres 24 zugeführt. Das Patronenlager 29 wird
durch den hier nicht gezeichneten Verschluß rückseitig verschlossen und verriegelt.
Die abzuschießende Flüssigkeitsmenge wird durch die Zulauföffnung 26 des Waffenrohres
24 unter Zwischenschaltung eines Rückschlagventiles 31 von einer Hydraulikpumpe 32
in die ringförmige Kammer zwischen dem Abschlußelement 21 bzw. 6 und dem Antriebskörper
5 des Treibspiegels 4 eingepumpt. Durch den auftretenden Flüssigkeitsdruck findet
eine axiale Trennung des Abschlußelementes 21 bzw. 6 vom Antriebskörper 5 statt. Im
Falle des Abschlußelementes 21 wird die Reibkraft innerhalb der Bohrung 22 überwunden,
während im Falle der Fig. 1 die Sollbruchstelle 18 aufgrund des auftretenden Flüssigkeitsdrucks
bricht. Durch die unter Druck nachströmende Flüssigkeit wird nun das Abschlußelement
21 bzw. 6 in dem Waffenlauf 14 unter Überwindung der äußeren Reibkraft nach vorne
in Richtung zur Waffenrohrmündung geschoben. Dabei liegt der zylindrische Teil des
Abschlußelementes 21 bzw. 6 jeweils dichtend und unter leichtem Druck an der Innenmantelfläche
14 des Waffenlaufes 15 an. Wird nun die Flüssigkeitszufuhr beendet, so steht kein
Druck mehr für das Verschieben des Abschlußelementes 21 bzw. 6 zur Verfügung. Dieses
Abschlußelement 21 bzw. 6 bleibt stehen und bildet somit die vordere Abdichtung der
Flüssigkeit im Waffenrohr 24. Der Antriebskörper 5 wurde bei der Flüssigkeitszufuhr
durch die Patronenhülse 13 an seinem Ort gehalten und bildet die hintere Abdichtung
für die Flüssigkeit.
[0018] Nach diesem erfolgten Zuführvorgang der Flüssigkeit ist das gesamte Gerät bzw. die
Patrone schußbereit. Bei Zündung dieser Patrone 1 werden vom Polyvergasdruck der Antriebskörper
5 des Treibspiegels 4, die Flüssigkeitssäule vor dem Treibspiegel 4 und das vordere
Abschlußelement 21 bzw. 6 aus dem Waffenrohr 24 herausgetrieben. Dies erfolgt mit
einer hohen Geschwindigkeit von ca. 1000 m/s. Das Wasser wird dabei wie ein Geschoß
über den Treibspiegel 4 von dem Druck der verbrennenden Treibladung 27 angetrieben.
Bei Anwendung dieses sogenannten Wasserhammers beim Streckenvortrieb im Bergbau wird
diese Wassersäule in die Bohrlöcher des Streckenkerns hineingeschossen. Durch den
sehr hohen Druckstoß von mehreren Tausend bar wird das Gestein innerhalb des Streckenkerns
zerkleinert.
1. Patrone zum Austreiben von Flüssigkeiten unter Druck, mit einer Treibladungskammer
und einer zwischen der Treibladungskammer und einer Flüssigkeitskammer angeordneten
Trennvorrichtung,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Trennvorrichtung als ein Treibspiegel (4) ausgebildet ist, der aus dem Antriebskörper
(5) und einem mit diesem stirnseitig lösbar verbundenen Abschlußelement (6,21) besteht.
2. Patrone nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Antriebskörper (5) mit dem Abschlußelement (6) durch einen zentralen Stift
(17) mit Schraubgewinde formschlüssig verbunden ist, wobei der Stift (17) eine Sollbruchstelle
(18) außerhalb des Antriebskörpers (5) aufweist.
3. Patrone nach den Ansprüchen 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Abschlußelement (6) als Hohlkörper mit einer im wesentlichen kugeligen oder
balligen Stirnfläche (19) ausgebildet ist, an den sich ein im wesentlich zylindrisch
geformtes Heckteil (2) anschließt, dessen äußere Mantelfläche im Waffenlauf (15) dicht
anliegt.
4. Patrone nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Heckteil (20) zum hinteren offenen Ende hin konisch erweitert ist.
5. Patrone nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Antriebskörper (5) mit dem Abschlußelement (21) kraftschlüssig durch Einsetzen
eines endseitigen Zapfens (23) in eine korrespondierende Bohrung (22) in der Stirnfläche
(7) des Antriebskörpers (5) verbunden ist.
6. Patrone nach den Ansprüchen 1 und 5, dadurch gekennzeichnet,
daß das Abschlußelement (21) aus einem Kunststoff gebildet ist.
7. Patrone nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Abschlußelement (21) aus einem Polyurethan-Schaum gebildet ist.
8. Patrone nach den Ansprüchen 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Antriebskörper (5) ausgehend von einer ebenen, mit dem Abschlußelement (6,21)
in Verbindung stehenden Stirnfläche (7) einen konisch bis auf den Waffenlauf-Innendurchmesser
erweiterten Dichtring (8) aufweist, dessen Außenmantelfläche (11) zusammen mit dem
Abschlußelement (6,21) im Waffenlauf (15) eine im Volumen vergrößerbare Flüssigkeitskammer
(3) bildet, die mit einer im wesentlichen radialen Zulauföffnung (26) im Waffenrohr
(24) korrespondiert.
9. Patrone nach den Ansprüchen 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Antriebskörper (5) von dem Abschlußelement (6,21) im Waffenlauf (15) durch
den Druck der in die Flüssigkeitskammer (3) einströmenden Flüssigkeit axial trennbar
ist.
10. Patrone nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß zusätzlich zum ersten Dichtring (8) am Heckbereich des Antriebskörpers (5) ein
zweiter äquivalent geformter Dichtring (9) angeordnet ist, der parallel zur Patronen-Längsachse
mindestens eine Durchgangsbohrung (10) aufweist.