[0001] Die Erfindung bezieht sich gattungsgemäß auf ein Verfahren zum Schildvortrieb eines
Tunnels mit Hilfe einer Schildvortriebsmaschine, die eine unter atmosphärischem Druck
stehende Arbeitskammer aufweist, wobei die Ortsbrust mit Hilfe eines Druckmittels
gestützt wird, welches über den Steuerspalt des Schildes mit dem Spaltraum zwischen
Schildschwanz bzw. Boden oder Gebirge und Tunnelausbau in Verbindung steht, wobei
der Spaltraum zur Arbeitskammer hin zwischen Schildschwanz und Tunnelausbau durch
einen Spaltdichtungsring abgeschlossen wird und durch Rohrstutzen im Spaltdichtungsring
Verpreßbeton in den Spaltraum eingepreßt wird. So arbeitet man insbesondere in Lockerböden.
Das Druckmittel ist ein fluides Medium. Es kann beispielsweise mit Wasser, einer
thixotropen Flüssigkeit oder mit einem Gas, insbesondere mit Luft, gearbeitet werden.
Der Verpreßbeton kann einen beliebigen Binder, insbesondere einen hydraulischen Binder
oder auch einen Kunstharzbinder, aufweisen. Der Spaltdichtungsring kann auf verschiedene
Weise aufgebaut sein.
[0002] Arbeitet man nach dem gattungsgemäßen Verfahren, so können Undichtigkeitsfugen zwischen
dem Spaltdichtungsring und dem Schildschwanz und/oder dem Tunnelausbau nicht immer
ausgeschlossen werden. Das gilt insbesondere dann, wenn der Tunnelausbau als Tübbingausbau
mit zusammengesetzten Tübbingsegmenten ausgeführt ist und nicht ausgeschlossen werden
kann, daß die einzelnen Tübbingsegmente gegeneinander in radialer Richtung ein wenig
gegeneinander versetzt sind. Im einzelnen ist zu diesem Problemkreis folgendes festzuhalten:
[0003] Bei Tunnelvortrieben, insbesondere in Lockerböden, wird die Ortsbrust entweder mechanisch
durch eine Schürfscheibe oder durch ein Druckmit tel gestützt. Die mechanische Stützung
ist unvollkommen und verursacht Verformungen der Ortsbrust, was Senkungen der Geländeoberfläche
auslöst. Eine Stützung der Ortsbrust durch eine Flüssigkeit ist sehr wirkungsvoll
und führt zu setzungsarmen Vortrieben. Nachteilig ist, daß das Ausbruchsmaterial mit
der Flüssigkeit vermengt abtransportiert werden muß. Es wird übertage von der Flüssigkeit
getrennt, was insbesondere bei feinkörnigen Böden aufwendig ist. Eine Druckluftstützung
ist demgegenüber vorteilhafter, weil der abgebaute Boden trocken abtransportiert
werden kann. In der Praxis wurde bisher die gesamte Tunnelröhre unter Druckluft gesetzt,
um den Boden an der Ortsbrust zu stützen. Versuche, lediglich eine Arbeitskammer
im vorderen Teil des Schildes unter Druckluft zu setzen, um dadurch den Vortriebsmannschaften
die Arbeit unter atmosphärischem Druck zu ermöglichen, sind zwar bekannt geworden,
scheiterten jedoch. Druckmittelverluste und insbesondere Druckluftverluste treten
auf, wenn das Druckmittel an der Außenseite des Schildes im Steuerspalt nach hinten
fließt und durch eine unvollkommene Dichtung des Spaltdichtungsringes in die Arbeitskammer
dringt. Dieser Spaltraum, der eine Spaltdicke von etwa 10 cm aufweist, wird gleichzeitig
mit dem Vorschub des Schildes in der beschriebenen Weise mit dem Verpreßbeton verpreßt,
um zu verhindern, daß der umgebende Boden, der auch im Grundwasser liegen kann, in
den Spaltraum eintritt. Es gelingt jedoch nicht, sicherzustellen, daß der Verpreßdruck
für den Verpreßbeton immer zuverlässig größer ist als derjenige Druck, der aus der
Belastung entsteht. Dadurch bedingt fällt Boden in den Spalt, wodurch es unmöglich
wird, den Schildschwanzspalt vollkommen zu verfüllen. Ähnlich liegen die Verhältnisse
auch in gebrächem Gestein.
[0004] Durch einen nur unvollkommen verfüllten Spaltraum kann das Druckmittel, insbesondere
ein gasförmiges Druckmittel, strömen, welches durch den den Schild umgebenden Steuerspalt
bis hinter den Schildschwanz geflossen ist. Wenn der Spaltdichtungsring nicht abdichtet,
entweicht das Druckmittel in die Arbeitskammer. Einer unvollkommenen Verfüllung des
Spaltraumes kann entgegengewirkt werden mit einem beweglichen, elastisch gestützten
Spaltdichtungsring (vgl. DE 36 42 893.0-24). Doch selbst auf diese Weise kann eine
zuverlässige Verfüllung des Spaltraumes dann nicht erreicht werden, wenn z. B. beim
Tübbingausbau aus irgendwelchen Gründen ein Versatz zwischen benachbarten Segmenten
entsteht, über den die Dichtung des Spaltdichtungsringes hinweggleitet. Es verbleibt
zuweilen eine Undichtigkeitsfuge von bis 15 mm. Durch diese Undichtigkeitsfuge fließt
der flüssige Verpreßbeton ins Schildinnere ab, ohne daß der vorgesehene Druck im Verpreßbeton
zur Stützung des umgebenden Bodens gehalten werden kann. Diese Abfließgefahr ist um
so größer, je höher die Verpreßdrücke sind, die man bei tiefliegenden Tunneln benötigt.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, das gattungsgemäße Verfahren so zu führen,
daß eine eventuell sich ausbildende Undichtigkeitsfuge zwischen dem Spaltdichtungsring
und dem Schildschwanz und/oder dem Tunnelausbau sich von selbst verschließt, so daß
die beschriebenen Nachteile vermieden werden.
[0006] Zur Lösung dieser Aufgabe lehrt die Erfindung, daß zum Zwecke des Verschließens einer
sich eventuell ausbildenden Undichtigkeitsfuge zwischen dem Spaltdichtungsring und
dem Schildschwanz und/oder dem Tunnelausbau mit einem Verpreßbeton gearbeitet wird,
der feine Zusatzstoffe und grobkörnige Zuschlagstoffe so aufweist, daß die groben
Körner vor einer eventuellen Undichtigkeitsfuge ein Kornfilter bilden, des sen Poren
durch die feinen Zusatzstoffe verschlossen werden. Es versteht sich, daß der Verpreßbeton
im übrigen nach der herrschenden Lehre aufgebaut ist und übliche andere Zusatzstoffe,
wie Fließmittel, Verzögerer und Stabilisatoren, aufweist. Das Kornfilter bildet sich
vor einer Undichtigkeitsfuge aus hydrodynamischen Gründen und erfährt dabei und danach
gleichsam eine Verstopfung.
[0007] Nach bevorzugter Ausführungsform der Erfindung wird mit einem Verpreßbeton gearbeitet,
bei dem das Größtkorn der grobkörnigen Zuschlagstoffe nicht kleiner als 4 mm ist.
Tatsächlich hat sich herausgestellt, daß bei einem solchen Größtkorn die beschriebene
Kornfilterwirkung immer erreicht wird. Das gilt insbesondere dann, wenn mit einem
Verpreßbeton gearbeitet wird, bei dem die feinen Zusatzstoffe aus Sand und/oder aus
Fasern bestehen. Von besonderer Bedeutung sind die beschriebenen Maßnahmen, wenn
mit einem Spaltdichtungsring gearbeitet wird, der in der beschriebenen Weise elastisch
abgestützt ist und dessen elastische Abstützung gegen den Verpreßbeton im Spaltraum
drückt. Der Kombination der beschriebenen Verfahrensmaßnahmen mit der Anwendung eines
so angeordneten und ausgebildeten Spaltdichtungsringes kommt daher besondere Bedeutung
zu. Die durch die Ausbildung des Kornfilters erreichte Abdichtung ist überraschenderweise
selbst dann wirksam, wenn der Verpreßbeton unter einem Druck von bis zu 10 bar in
den Spaltraum eingedrückt wird.
[0008] Im folgenden werden die beschriebenen und weiteren Merkmale der Erfindung anhand
einer lediglich ein Ausführungsbeispiel darstellenden Zeichnung ausführlicher erläutert.
Es zeigen
Fig. 1 einen Schnitt durch einen Spaltdichtungsring beim Tunnelvortrieb nach dem
erfindungsgemäßen Verfahren und
Fig. 2 einen Fig. 1 entsprechenden Schnitt durch den Spaltdichtungsring in einer
anderen Winkelstellung.
[0009] Der in den Figuren dargestellte Spaltdichtungsring ist zwischen dem Hinterende eines
Schildschwanzes 1 sowie dem Vorderende eines Tübbingausbaus 2 angeordnet und dient
zum Abdichten des Spaltraumes 3 im Zuge von dessen Verpressung mit Verpreßbeton. Der
Spaltdichtungsring ist relativ zum Schildschwanz 1 und Tübbingausbau 2 frei beweglich
über einstellbare Stützaggregate in Form von Zylinderkolbenanordnungen in Vortriebsrichtung
federnd, beispielsweise am Schild, abgestützt. In den Figuren sind diese Stützaggregate
im einzelnen nicht dargestellt; erkennbar ist in Fig. 1 nur eines von mehreren Befestigungsaugen
4, an denen die Stützaggregate befestigt sind. Gleichmäßig über den Umfang verteilt
sind an der vorderen Stirnseite des Spaltdichtungsringes mehrere Verpreßmaterialzuführungsrohrstutzen
5 vorgesehen (vgl. Fig. 2). Außerdem weist der Spaltdichtungsring eine elastische
Außendichtung 6 und eine elastische Innendichtung 7 auf. Die elastische Außendichtung
6 besteht aus einem Gummi- oder Kunststoffring, der an die Innenseite des Schildschwanzes
1 anlegbar ist; hierzu sind entsprechend radiale Einstellschrauben 8 vorgesehen. Die
gegen die Außenseite des Tübbingausbaus 2 preßbare Innendichtung 7 besteht aus einer
nachlaufenden Federblechabdichtung, die durch Radialschrauben 9 am Spaltdichtungsring
befestigt ist.
[0010] In den Fig. 1 und 2 wurde angedeutet, daß sich durch Versatz von Segmenten im Tunnelausbau
2 in dem Bereich, in dem der Schnitt ge führt wurde, eine Undichtigkeitsfuge 10 gebildet
hat. Die Fig. 1 zeigt, daß sich vor der Undichtigkeitsfuge 10 ein Kornfilter 11 aus
den grobkörnigen Zuschlagstoffen des Verpreßbetons aufgebaut hat, und daß die Poren
des Kornfilters durch die feinen Zusatzstoffe 12 verschlossen wurden. Einige davon
haben das Kornfilter passiert und auch die Undichtigkeitsfuge 10 geschlossen. Der
Anteil an feinen Zusatzstoffen, insbesondere der des Mehlkorngehaltes, kann gegenüber
einem üblichen Verpreßbeton erhöht sein. Eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung
ist dadurch gekennzeichnet, daß dem Verpreßbeton amorphe Kieselsäure in Form von Fällungskieselsäure
oder durch Hochtemperaturhydrolyse hergestellter Kieselsäure beigegeben wird. Im allgemeinen
reichen 2 bis 4 Gew.-% an amorpher Kieselsäure, bezogen auf das Zementgewicht. Auch
durch eine Abstimmung der übrigen Zusatzstoffe, wie Fließmittel, Verzögerer und Stabilisatoren,
kann die Abdichtung verbessert werden. Im Rahmen der Erfindung liegt auch eine Beigabe
an Bentonit, beispielsweise in einer Menge von 2 bis 6 Gew.-%, vorzugsweise 4 Gew.-%,
bezogen auf das Zementgewicht.
1. Verfahren zum Schildvortrieb eines Tunnels mit Hilfe einer Schildvortriebsmaschine,
die eine unter atmosphärischem Druck stehende Arbeitskammer aufweist, wobei die Ortsbrust
mit Hilfe eines Druckmittels gestützt wird, welches über den Steuerspalt des Schildes
mit dem Spaltraum zwischen Schildschwanz bzw. Boden oder Gebirge und Tunnelausbau
in Verbindung steht, wobei der Spaltraum zur Arbeitskammer hin zwischen Schildschwanz
und Tunnelausbau durch einen Spaltdichtungsring abgeschlossen wird und durch Rohrstutzen
im Spaltdichtungsring Verpreßbeton in den Spaltraum eingepreßt wird, dadurch gekennzeichnet, daß zum Zwecke des Verschließens einer sich eventuell ausbildenden Undichtigkeitsfuge
zwischen dem Spaltdichtungsring und dem Schildschwanz und/oder dem Tunnelausbau mit
einem Verpreßbeton gearbeitet wird, der feine Zusatzstoffe und grobkörnige Zuschlagstoffe
so aufweist, daß die groben Körner vor einer eventuellen Undichtigkeitsfuge ein Kornfilter
bilden, dessen Poren durch die feinen Zusatzstoffe verschlossen werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß mit einem Verpreßbeton gearbeitet
wird, bei dem das Größtkorn der grobkörnigen Zuschlagstoffe nicht kleiner als 4 mm
ist.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß mit einem
Verpreßbeton gearbeitet wird, bei dem die feinen Zusatzstoffe aus Sand und/oder Fasern
bestehen.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß mit einem
gegenüber üblichem Verpreßbeton erhöhtem Anteil an feinen Zusatzstoffen gearbeitet
wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß dem Verpreßbeton
amorphe Kieselsäure in Form von Fällungskieselsäure oder durch Hochtemperaturhydrolyse
hergestellter Kieselsäure beigegeben wird.