[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung, von der die
Schußfrequenz der Rutenwebmaschinen erhöht werden kann. Insbesondere betrifft die
vorliegende Erfindung im wesentlichen Webmaschinen zum Herstellen von Geweben, die
alle n Schüsse eine Polschlinge tragen, wobei n größer oder gleich 2 ist.
[0002] Rutenwebmaschinen sind mit einer oder mehreren Vorrichtungen versehen, die während
des Webens Ruten in das Fach in der Weise einführen, daß jene Ruten auf das Grundgewebe
gelangen und die polbildenden Polkettfäden über die Ruten laufen und auf diese Weise
Polschlingen bilden. Dieselben Vorrichtungen ziehen die eingewebten Ruten aus dem
hergestellten Gewebe heraus, damit dort kleine Polschlingen oder Noppen an dem Gewebe
zurückbleiben. Wenn an den Außenenden der Ruten kleine Messer vorgesehen sind, werden
jene Schlingen durchgeschnitten, damit an dem Gewebe dort ein aufrechtstehender Flor
zurückbleibt.
[0003] Beim Herstellen von Geweben, die minimal alle n Schüsse eine Polschlinge erhalten,
muß folglich alle n Schüsse in das Fach eine Rute eingebracht werden. Beispielsweise
muß für die zweischüssige V-Bindung alle zwei Schuß eine Rute eingeführt werden.
Beim Herstellen eines Gewebes mit einer derartigen Bindung läuft der klassische
Rutenzyklus folgendermaßen ab: Während des Schußzyklus m wird eine Rute herausgezogen
und während des nachfolgenden Schußzyklus m+1 hineingebracht. Zu diesem Zweck ist
die Ruteneinführ- und Auszieh-Vorrichtung mit einem Rutenwagen versehen, der im Schußzyklus
m eine rute herauszieht und im nachfolgenden Schußzyklus m+1 dieselbe Rute einführt.
[0004] Die Schußfrequenz bzw. die Drehzahl einer derartigen Rutenwebmaschine wird durch
die Erwärmung der Ruten während ihres Ausziehvorganges beschränkt. Die erzeugte Wärme
entsteht einerseits infolge der Reibung der Rute an den Polfäden, die diese Rute umschließen,
und bei Schneidruten andererseits infolge des Schneidens der Polschlinge. Vor allem
ist die erzeugte Wärme in diesem letzten Fall schwierig abzuleiten, da sie äußerst
lokal an der Schneide des kleinen Messers entsteht. Jene örtliche Temperatur kann
dann auch leicht über den Verfärbungspunkt der Polfäden hinaus ansteigen, wodurch
diese geschädigt werden. Natürlich ist dies unakzeptabel; daher ist die Geschwindigkeit,
mit der die Ruten herausgezogen werden, an bestimmte Grenzen gebunden. Eine weitere
Behinderung ist die sog. Übergangszeit. Dies ist die zwischen den Schußzyklen m und
m+1 um den Rietanschlag herum liegende Zeitspanne, in der die während des Schußzyklus
m herausgezogene Rute gegenüber ihrer Ausziehposition in ihre Lage zum Einbringen
in das Fach eingestellt werden muß. Die zum Herausziehen nutzbare Zeitspanne ist somit
kleiner als die Zeitspanne zwischen zwei Rietanschlägen. Mithin ist es klar, daß
mit Blick auf die beschränkte, nutzbare Zeitspanne zum Herausziehen und die beschränkte
Herausziehgeschwindigkeit die Schußfrequenz ebenfalls beschränkt ist und desto geringer
ausfällt, je größer die Gewebebreite bzw. die Strecke ist, längs deren die Ruten herausgezogen
werden müssen.
[0005] Die Benutzung von Schmiermitteln, über die Ruten hinwegströmende Kaltluft und die
Vergrößerung der Rutenzahl im Gewebe, das sog. Rutenpaket, sind bekannte Hilfsmittel,
um diesem Problem beizukommen, die jedoch nur zu einer äußerst geringen Verschiebung
der Beschränkung der Herausziehgeschwindigkeit führten.
[0006] In der belgischen Patentschrift 893.051 wird eine Lösung dieses Problems angegeben,
die ein Verfahren beinhaltet, bei dem zwei oder mehrere Ruten gleichzeitig aus dem
Gewebe herausgezogen werden. Das gleichzeitige Herausziehen der Ruten bildet aber
einen Anlaß für eine Anzahl grundlegender Probleme und Nachteile. Falls mehrere Ruten
auf einer Seite der Webmaschine gleichzeitig herausgezogen werden müssen, ist eine
komplizierte Herauszieh-, Übertragungs- und Einführvorrichtung nötig. Eine derartige
Vorrichtung ist bis heute nicht bekannt, und die genannte Veröffentlichung bleibt
in dieser Hinsicht unbestimmt. In der genannten Veröffentlichung wird übrigens nur
eine gültige Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens erläutert. Sie enthält
zwei Vorrichtungen zur Rutenbewegung, die einzeln zu beiden Seiten der Webmaschine
angebracht sind. Diese Anordnung hat aber den großen Nachteil, daß sie eine Breite
aufweist, die drei- bis viermal die maximale Gewebebreite übertrifft, was äußerst
platzbeanspruchend ist. Weiterhin hat diese Anordnung den Nachteil, daß Vorkehrungen
nötig sind, durch die die Bewegung der beiden Vorrichtungen zur Rutenbewegung koordiniert
werden. Jene Vorkehrung erfordert eine zusätzliche mechanische Übertragung oder eine
elektronische Steuerung der beiden Vorrichtungen zur Rutenbewegung. In der genannten
Veröffentli chung ist angegeben, daß bei dieser Anordnung eine Rute während dreier
Schußperioden herausgezogen werden kann; daher werden die Ruten somit dreimal langsamer
als beim klassischen Verfahren herausgezogen. Diese Behauptung stimmt aber nicht angesichts
der Tatsache, daß die Zeit unberücksichtigt bleibt, die zur Überführung der herausgezogenen
Rute aus ihrer herausgezogenen Position in ihre eingeführte Position benötigt wird.
[0007] Die vorliegende Erfindung hat zum Ziel, eine Lösung anzugeben, die es ermöglicht,
beim Herstellen von Geweben, die alle zwei bis n Schüsse eine Polschlinge tragen,
die Schußfrequenz mit Hilfe von Rutenwebmaschinen in erheblichem Maße zu erhöhen,
ohne daß dabei mehrere Ruten gleichzeitig herausgezogen werden. Der Vorteil einer
erhöhten Schußfrequenz liegt auf der Hand, da die maximale Schußfrequenz einer Webmaschine
gerade proportional zu ihrem Leistungsvermögen ist. Folglich bedeutet eine höhere
maximale Schußfrequenz eine höheres Leistungsvermögen.
[0008] Die Erfindung beinhaltet ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Durchführung dieses
Verfahrens.
[0009] Das Verfahren zum Herstellen von Florgeweben mit Hilfe von Rutenwebmaschinen gemäß
der Erfindung, bei dem das Gewebe alle n Schüsse eine Polschlinge trägt, wobei n größer
oder gleich zwei ist, und bei dem die Ruten einzeln während eines Einführzyklus, der
während eines einzigen Schußzyklus stattfindet, eingebracht und eine nach der anderen
in einem Ausziehzyklus herausgezogen werden, ist dadurch gekennzeichnet, daß sich
ein Ausziehzyklus über zwei bis n aufeinanderfolgende Schußzyklen erstreckt, und
daß der Einführzyklus einer Rute während eines der n Schußzyklen des Ausziehzyklus
einer anderen Rute liegt.
[0010] Das Verfahren gemäß der Erfindung hat den Vorteil, daß die Ruten in einer mit mehreren
Schußzyklen übereinstimmenden Zeitspanne herausgezogen werden, ohne daß irgendwelche
Ruten gleichzeitig herausgezogen werden müssen. Dadurch wird eine Abnahme der Geschwindigkeit
beim Herausziehen der Ruten mit Rücksicht auf die Drehzahl der Webmaschine erreicht,
und es werden die Nachteile und Probleme vermieden, die mit dem gleichzeitigen Herausziehen
der Ruten verbunden sind. Das Verfahren gemäß der Erfindung erbringt bestmögliche
Ergebnisse, falls die Ausziehzyklen einzeln unverzüglich folgen und immer wieder
während n Schußzyklen stattfinden.
[0011] Die Vorrichtung zum Einführen und Herausziehen der Ruten beim Weben von Florgeweben
mit Hilfe einer Rutenwebmaschine gemäß der Erfindung, wobei das Gewebe alle n Schüsse
eine Polschlinge trägt und n größer oder gleich zwei ist, enthält Hilfsmittel zur
Führung der Ruten während ihrer Einführ- und Ausziehbewegung und Rutenwagen, die sich
längs der Führungshilfsmittel hin und zurück bewegen und die Ruten einbringen und
herausziehen, und ist dadurch gekennzeichnet, daß zu den Rutenwagen zumindest ein
Ausziehwagen, der während zwei bis n aufeinanderfolgende Schußzyklen die Ausziehbewegung
ausführt, und zumindest ein Einführwagen gehört, der über einen Schußzyklus und während
des Ausziehzyklus die Einführbewegung ausführt.
[0012] Die Vorrichtung zum Einführen und Herausziehen der Ruten beim Weben von Florgeweben
mit Hilfe einer Rutenwebmaschine gemäß der Erfindung enthält Hilfsmittel zur Führung
der Ruten während ihrer Einführ- und Ausziehbewegung und ein oder mehrere Rutenwagen,
die sich an den Führungshilfsmitteln entlang hin und zurück bewegen und die Ruten
einführen oder herausziehen, und ist dadurch gekennzeichnet, daß die Führungshilfsmittel
eine feste Führungsbahn, die sich in der mit der Ausziehrichtung der Ruten zusammenfallenden
Ausziehposition befindet, und eine bewegbare Führungsbahn enthalten,die einerseits
eine Einführposition mit einer für die Ruten bestimmten Einführrichtung und andererseits
eine mit der Ausziehrichtung der Ruten zusammenfallende Ausziehposition einnimmt.
[0013] Angesichts ihrer Eigenart wird die Vorrichtung gemäß der Erfindung vor allem im Hinblick
auf die Bewegung der Ausziehwagen zugleich in einem neuen, angepaßten Rutengreifmechanismus
angewendet, der zu passender Zeit die Ruten festklemmt, mit dem Rutenwagen mitnimmt
und zurück losläßt, und der die Rückkehrbewegung des Rutenwagens ermöglicht. Die
bekannten Vorrichtungen an den bislang benutzten Rutenwagen sind nicht geeignet, die
genannten Forderungen zu erfüllen. Eine Weiterbildung der Erfindung hat die Aufgabe,
dieses Problem zu lösen.
[0014] Die Vorrichtung zum Einführen und Herausziehen der Ruten beim Weben von Flor- und
Noppengeweben mit Hilfe einer Rutenwebmaschine gemäß der Erfindung enthält Führungshilfsmittel
für die Ruten während ihrer Einführ- und Ausziehbewegung und einen oder mehrere Rutenwagen,
die sich längs jener Führungshilfsmittel hin- und herbewegen und die Ruten einführen
oder herausziehen, und ist dadurch ge kennzeichnet, daß auf den Rutenwagen ein verschiebbarer
Greifer montiert ist, der sich während seiner Bewegung zu den Führungshilfsmitteln
hin schließt und in einer geschlossenen Stellung an einer Rute angreifen kann, und
der sich während seiner Bewegung von den Führungshilfsmitteln weg öffnet.
[0015] Weitere Einzelheiten der vorliegenden Erfindung gehen aus der nachfolgenden Beschreibung
des Verfahrens und einer als Beispiel herangezogenen, bevorzugten Ausführungsform
der Vorrichtung gemäß der Erfindung hervor, ohne daß sie eine Beschränkung darstellt.
[0016] Diese Beschreibung bezieht sich auf die beigegebenen Figuren, von denen
Figur 1 eine schematische Wiedergabe des Rutenwebvorganges mit einer zweischüssigen
V-Bindung ist,
Figur 2 eine Wiedergabe einer dreischüssigen Bindung ist,
Figure 3 eine schematische Draufsicht auf einen Abschnitt einer Rutenwebmaschine mit
einer Vorrichtung gemäß der Erfindung ist,
Figure 4 ein Bewegungsdiagramm des klassischen Rutenzyklus über der Zeit mit einer
Schußperiode T für die zweischüssige V-Bindung darstellt,
Figure 5 ein Bewegungsdiagramm des Rutenzyklus gemäß der Erfindung über der Zeit
mit derselben Schußperiode für eine zweischüssige V-Bindung darstellt, wobei die
Bewegung des Rutenwagens angedeutet ist,
Figur 6 einen Querschnitt längs einer Linie AA in Figur 3 durch zwei Rutenlatten zeigt,
wobei der Antrieb der Haken schematisch wiedergegeben ist,
die Figuren 7a bis 7f schematische Schnitte längs einer Linie AA der Figur 3 und
Draufsichten auf die beiden Rutenlatten in verschiedenen Lagen sind, die in Figur
5 angedeutet sind,
Figur 8 eine Vorderansicht der Ausziehwagen und ihres Antriebs darstellt,
Figur 9 ein Querschnitt längs einer Linie BB der Figur 8 ist, wobei die Position der
Greifer schematisch angedeutet ist,
Figur 10 eine Draufsicht auf die Greifer in ihrer vordersten Position zeigt,
Figur 11 eine Seitenansicht auf einen Rutenkopf in der Führungsbahn einer festen
Rutenlatte zeigt, wobei zwei Schnäbel des Greifers an den Ausziehwagen durchschnitten
sind, und
Figur 12 eine Draufsicht auf den Greifer der Ausziehwagen in der hintersten Position
zeigt.
[0017] Der Webvorgang mit Ruten wird an Hand der Figur 1 erläutert, in der ein Gewebe 1
mit einer zweischüssigen V-Bindung wiedergegeben ist. Jene Bindung ist hier aus drei
Polkettfäden 2, 3 und 4, einer lockeren Kette 5, einer gespannten Kette 6 und Einschlagfäden
7 zusammengesetzt. Bei einer zweischüssigen V-Bindung soll je zwei Schuß oder je Einschlagfaden
7 eine Rute 8 in das Fach eingebracht werden. Der Polkettfaden 2, der sich bei jenem
Einschlag 7′ oberhalb der eingebrachten Rute 8′ befand, bildet nach dem Anschlag des
Rietes 9 eine Schlinge 10. Falls die Ruten 8 an ihrem äußersten Ende ein kleines Messer
aufweisen, werden die Schlingen 10 beim Zurück- und Herausziehen jener Ruten 8 aufgeschnitten,
damit dort ein Flor 11 entsteht.
[0018] Bei einer dreischüssigen Bindung, von der in der Figur 2 ein Beispiel gezeigt ist,
soll je drei Schuß eine Rute eingeführt werden. Vor ihrer Ausziehbewegung sind die
Positionen der Ruten 8 in Figur 2 gestrichelt wiedergegeben.
[0019] Die in der Figur 3 gezeigte Vorrichtung gemäß der Erfindung enthält zwei Ausziehwagen
12 und 13, einen Einführwagen 14, eine Übertragungsvorrichtung, die unter anderem
eine feste Rutenlatte 15 aufweist, über die die Ruten 8 herausgezogen werden, und
eine bewegbare Rutenlatte 16, über die die Ruten 8 eingeführt werden. Weiterhin sind
Polkettfäden 17, das Riet 9 in seiner hintersten Position, die Einschlageinführ-Vorrichtung
18, das Rutenpaket 19, also die Vielzahl von im hergestellten Gewebe steckenden Ruten,
und ein Teil des vollendeten Gewebes 1 gezeigt.
[0020] An Hand der Figur 5 werden die Bewegung der Auszieh- und Einführwagen 12, 13 bzw.
14 an der Vorrichtung und die Arbeitsweise gemäß der Erfindung für eine zweischüssige
V-Bindung (Figur 1) anschaulich gemacht. Zum Vergleich wird jedoch erst die Figur
4, die bei der klassischen Arbeitsweise und Vorrichtung die Bewegung der Rutenwagen
für dieselbe zweischüssige V-Bindung wiedergibt, erläutert.
[0021] In den Figuren 4 und 5 ist längs der Abszisse die Zeit und längs der Ordinate die
Verschiebung aufgetragen. Die Kurve A gibt in den Figuren 4 und 5 die Bewegung des
Rietes 9 an, das hier einen doppelten Anschlag 20 und 21 ausführt. Die Zeit, die
zwischen den beiden ersten Anschlägen 20 vergeht, stimmt mit der Zeit zwischen zwei
Schüssen bzw. mit der Schußperiode T überein. Diese Schußperiode T wurde in den beiden
Figuren 4 und 5 gleichgroß gewählt und als Zeit zwischen zwei Linien 22 angedeutet,
die immer wieder zwischen dem ersten und zweiten Anschlag 20 bzw. 21 gezeichnet sind.
Entsprechend seiner Definition ist ein Schußzyklus der Zyklus, der mit einem Anschlag
des Rietes beginnt und endigt, und während dessen ein Einschlagfaden in das Fach
eingeführt und gegen das gebildete Gewebe angeschlagen wird.Folglich zeigen die Linien
22 zugleich den Beginn und das Ende der Schußzyklen an. In den Figuren 4 und 5 wurden
jeweils vier beliebige, aufeinanderfolgende Schußzyklen m, m+1, m+2 und m+3 wiedergegeben.
Die Abszisse X weist auf die Position hin, in der sich der Kopf 40 einer Rute 8 befindet,
wenn diese in das Gewebe 1 eingewebt ist, und die mit der Position des Einführwagens
14 am Schluß der Einführbewegung und mit der Position eines Ausziehwagens 12 oder
13 in dem Augenblick übereinstimmt, in dem jener den Kopf 40 einer Rute 8 ergreift,
um sie herauszuziehen (siehe auch Figur 3). Die Linie Y deutet vor oder während der
Einführbewegung einerseits die Position an, in der sich der Kopf 40 einer Rute 8 in
dem Augenblick, in dem jene Rute 8 vollständig herausgezogen ist, und in dem Augenblick
befindet, in dem sich jene Rute 8 gerade vor den Köpfen 40 des eingewebten Rutenpaketes
19 befindet, und gibt somit andererseits die übereinstimmenden Positionen eines Ausziehwagens
12 oder 13 und des Einführwagens 14 an.
[0022] Eine Kurve B der Figur 4 zeigt die Verschiebung des einzigen Rutenwagens, der folglich
sowohl als Ausziehwagen als auch als Einführwagen arbeitet, und somit die Verschiebung
der aufeinanderfolgenden Ruten bei der klassischen Arbeitsweise und Vorrichtung.
Eine Rute II bewegt sich beispielsweise gemeinsam mit dem Rutenwagen während einer
Zeitspanne TuII in der Ausziehrichtung von der Abszisse X zur Linie Y und während
einer Zeitspanne TiII in der Einführrichtung von der Linie Y zur Abszisse X. Danach
wird die Rute III herausgezogen. Bei einer zweischüssigen Bindung wird je zwei Schuß
eine Rute herausgezogen und eingeführt. Bei der klassischen Arbeitsweise stimmt die
Summe der Zeitspannen TuII und TiII mit der Zeit N von n, hier also 2 Schußzyklen
überein. Da nur ein Rutenwagen vorhanden ist, geht ein Teil der Summe der Zeitspannen
TuII + TiII durch die Positionier-Bewegung als Übergangszeit TtII verloren, während
der die Rute II aus ihrer Ausziehposition in ihre Einführposition verschoben wird.
Eine Rute muß folglich während der viel kürzeren Zeitspanne Tu′herausgezogen werden.
Bei einer Drehzahl der Webmaschine von 1 min⁻¹ wird eine Rute in diesem klassischen
Arbeitsvorgang mit einer mittleren Geschwindigkeit von etwa 0,085 m/sec für eine
Gewebebreite von 2 m herausgezogen.
[0023] Bei der Arbeitsweise gemäß der Erfindung kann praktisch die gesamte Zeitspanne, die
mit n Schußzyklen übereinstimmt, für den Ausziehzyklus einer Rute ausgenutzt werden.
Für ein Gewebe, das je n Schuß eine Polschlinge trägt,können zum Beispiel zwei Ausziehwagen
12 und 13 (Figur 3) und ein Einführwagen 14 (Figur 3) vorgesehen sein. In Figur 5
ist die Bewegung jener Rutenwagen 12, 13 und 14 zum Weben einer zweischüssigen Bindung
veranschaulicht. Die Kurve C zeigt die Verschiebung des Einführwagens 14, der innerhalb
eines Schußzyklus während einer Zeit Ti die Einführbewegung von der Linie Y zur Abszisse
X ausführt, während des folgenden Schußzyklus von der Abszisse X zur Linie Y zurückkehrt
und dann während einer Zeit Tt, in der eine Rute aus ihrer Ausziehposition in ihre
Einführposition verschoben wird, an der Linie Y stillsteht oder einen Übergang zeitlich
vor einer Einführbewegung durchläuft.
[0024] Die Kurven D und E zeigen die Verschiebung der Ausziehwagen 12 und 13. Bei der Ausziehbewegung
verschiebt sich ein Ausziehwagen in n, hier zwei Schußzyklen von der Abszisse X zur
Linie Y und in den folgenden n, hier zwei Schußzyklen von der Linie Y zurück zur Abszisse
X. Die Ausziehbewegung von der Abszisse X zur Linie Y findet aber in einer etwas kürzeren
Zeit als die Rückkehrbewegung statt, da sich die Bewegung einer Rute von der Ausziehposition
in die Einführposition an die Ausziehbewegung anschließen muß und auch eine gewisse
Zeitspanne benötigt. Die Kurve D hat dabei den entgegengesetzten Verlauf zur Kurve
E.
[0025] Die Kurve F zeigt die Verschiebung der Ruten während ihres Auszieh-, Übertragungs-
und Einführzyklus. Als vollausgezogene Linie wurden die Zyklen der Rute II und als
gestrichelte Linie die der vorherigen bzw. folgenden Rute I bzw. III angedeutet.
Die Kurve F ist aus den Kurven C, D und E zusammengestellt. In der Zeitspanne TuII,
die praktisch der Zeit N von n, hier zwei Schuß entspricht, wird die Rute II von dem
Ausziehwagen längs der Kurve D herausgezogen, während der Zeit TtII von der Übertragungsvorrichtung
in ihre Einführposition verschoben und in der Zeit TiII von dem Einführwagen eingeführt.
Wie aus einem Vergleich der Figuren 4 und 5 deutlich wird, wird die Rute in einer
weit längeren Zeitspanne aus dem Gewebe herausgezogen. Beim selben Abstand zwischen
der Abszisse X und der Linie Y und bei derselben Schußfrequenz f führt dies folglich
zu einer erheblich geringeren Ausziehgeschwindigkeit. Da bei der Vorrichtung gemäß
der Erfindung die Auszieh- und Einführbewegungen der Ruten von verschiedenen Rutenwagen
übernommen werden, kann die Zeit Tt für die Übertragung viel kürzer als bei der klassischen
Vorrichtung sein, und die Ausziehbewegung einer Rute kann sogar schon einsetzen,
bevor die Übertragungsbewegung der vorherigen Rute vollständig beendet ist. Da bei
der klassischen Arbeitsweise die Zeitspanne Tu′ zum Herausziehen kleiner als die eines
Schußzyklus ist, ist bei der Arbeitsweise gemäß der Erfindung die Zeitspanne Tu praktisch
gleich der von n, hier zwei Schußzyklen. Zum Vergleich wird bei einer Drehzahl der
Webmaschine von 1 min⁻¹ und bei einer Gewebebreite von 2 m unter Anwendung der in
Figur 5 angegebenen Arbeitsweise gemäß der Erfindung eine Rute mit einer mittleren
Geschwindigkeit von etwa 0,025 m/sec herausgezogen. Eine Rutenwebmaschine, deren
Arbeitsvorgänge gemäß der Erfindung ablaufen, und/oder die mit einer Vorrichtung gemäß
der Erfindung versehen ist, kann folglich drei- bis viermal schneller als eine klassische
Rutenwebmaschine umlaufen, ohne daß die kritische Ausziehgeschwindigkeit erreicht
wird, so daß in Verhältnis das Leistungsvermögen höher ausfällt.
[0026] Der Einführzyklus einer Rute kann während des ersten Schußzyklus stattfinden, der
den n Schußzyklen des Ausziehzyklus derselben Rute nachfolgt, wie in der Figur 5 gezeigt
ist, wo die Rute II in den Schußzyklen m und m+1 herausgezogen und im Schußzyklus
m+2 eingeführt wird. Der Einführzyklus einer Rute kann jedoch auch um einen beliebigen
Schußzyklus der n Schußzyklen stattfinden, die dem Ausziehzyklus derselben Rute nachfolgen.So
kann die Rute II in Figur 5 zugleich im Schußzyklus m+3 eingeführt werden, falls die
Bewegung des Einführwagens angepaßt wird. Eine Arbeitsweise, bei der eine bestimmte
Rute eben vier, fünf oder mehr Schußzyklen später eingeführt wird, fällt auch unter
die Arbeitsweise gemäß der Erfindung. Bei dieser letzten Möglichkeit muß jedoch für
die Ruten zwischen ihrer Auszieh- und Einführbewegung eine Zwischenlagerung vorgesehen
sein. Für eine dreischüssige Bindung kann sich der Ausziehzyklus einer Rute über oder
drei Schuß erstrecken, und der Einführzyklus einer Rute kann um drei Schußzy klen
stattfinden entweder gleich nach dem Ausziehzyklus oder später folgen. Bei einigen
von diesen Verfahrensformen können dann mehr als zwei Ausziehwagen und mehr als ein
Einführwagen notwendig werden.Die Verzögerung des Einführzyklus hat den Vorteil,
daß den Ruten Zeit zur Verfügung gestellt wird, damit sie außerhalb des Gewebes abkühlen,
nachdem sie infolge der Reibung mit den Polfäden im Ausziehzyklus erwärmt wurden.
[0027] Neben der Zahl der Rutenwagen ist auch die Übertragungsvorrichtung gemäß der Erfindung
von Bedeutung, die hauptsächlich aus der festen Rutenlatte 15 und der bewegbaren Rutenlatte
16 (Figuren 3, 6 und 7) besteht. Die beiden Rutenlatten 15 und 16 sind an ihren einander
zugewandten Längsseiten mit einer Führungsbahn 23 bzw. 24 versehen, auf der die Ruten
jeweils ihrer Auszieh- bzw. Einführbewegung unterliegen. Jene Führungsbahnen 23 und
24 sind derart ausgebildet, daß sie ineinander passen und eine einzige zusammenhängende
Führungsbahn bilden, falls die beiden Rutenlatten 15 und 16 mit ihren Längsseiten
gegeneinander liegen, an denen die Führungsbahnen vorgesehen sind. Die Rutenlatten
15 und 16 sind dazu vorzugsweise an ihren einander zugekehrten Längsseiten mit mehreren
mit einem festen Zwischenraum voneinander angebrachten Aussparungen 25 versehen.
Die auf diese Weise entstandenen Vorsprünge 26 haben ferner eine geringere Höhe als
die Rutenlatten 15 und 16; daher bilden die äußeren Oberflächen der Vorsprünge 26
die unterste Stützfläche 27 der Führungsbahn und die Erhebungen die feste Seitenwand
28 der Führungsbahn (Figur 6). Die Breite einer Aussparung 25 muß dabei etwas größer
als die Breite des gegenüberliegenden Vorsprunges 26 sein, damit die beiden Rutenlatten
15 und 16, wenn sie gerade richtig eingestellt sind, mit ihren betreffenden Aussparungen
25 und Vorsprüngen 26 ineinander passen können, falls die Rutenlatten gegeneinander
angeordnet werden. Die Stützflächen 27 der Vorsprünge 26 sowohl der festen als auch
der bewegbaren Rutenlatte 15 bzw. 16 gelangen dann auf dieselbe Höhe und bilden eine
praktisch zusammenhängende Stützfläche.
[0028] Bei der Übertragungsvorrichtung der Vorrichtung gemäß der Erfindung ist die zweite
Seitenfläche der Führungsbahnen 23 und 24 an der einander zugewendeten Seite der Rutenlatten
beweglich angeordnet.Diese zweite Seitenfläche ist an in der Höhe jedes Vorsprunges
26 ausklappbar angeordneten Haken 29 ausgebildet, deren eines Außenende sich um eine
hinter den Rutenlatten 15 und 16 angeordnete Welle 30 dreht. Im hoch geklappten Zustand
(Figur 6) liegt der eine Schenkel des Hakens 29 an der Unterseite der Rutenlatte 15
oder 16 an, und der andere Schenkel des Hakens 29 steht längs der Vorsprünge 26 der
Rutenlatte 15 oder 16 aufrecht und bildet auf diese Weise die zweite Seitenwand der
Führungsbahnen 23 und 24. Beim Drehen der Haken nach unten (z. B. Figur 7b) klappt
die zweite Seitenwand der Führungsbahnen 23 und 24 ab, damit die Rute, die sich in
jenem Augenblick in dieser Führungsbahn 23 oder 24 befindet, von der Rutenlatte 15
oder 16 weg horizontal aus jener Führungsbahn 23 oder 24 geschoben werden kann.
[0029] Der Antrieb zur Bewegung der Haken kann in verschiedener Weise ausgeführt werden.
In Figur 6 sind die Haken 29 der festen Rutenlatte 15 mit einem hinter der Welle
30 herausragenden Zapfen 32 versehen. An dem Zapfen greift mit einem Scharnier eine
Stange 33 an. Dieselbe Stange 33 ist an ihrem unteren Außenende durch ein Scharnier
mit einem an einer Achse 34 fest montierten Hebel 35 verbunden. Jene Achse 34 wird
von einem hin- und hergehenden Antrieb, z. B. einem Kurbel- oder Nocken-Nockenführungs-Mechanismus,
derart betätigt, daß er die Haken 29 der festen Rutenlatte 15 zur passenden Zeit niederklappen
läßt. Die Haken 29 der bewegbaren Rutenlatte 16 sind mit einem unter der Welle 30
abwärtsgerichteten Hebel 36 versehen, der bei einer Bewegung der bewegbaren Rutenlatte
zur festen Rutenlatte 51 hin an einem bewegbaren Anschlag 37 anhält, damit jene Haken
29 während dieser Bewegung niederklappen. Die Haken 29 der bewegbaren Rutenlatte
16 sind zugleich mit Federn versehen, die jene Haken 29 zurück- bzw. aufklappen,wenn
die Hebel 36 frei sind.Um die Hebel 36 freizugeben, kann der Anschlag 37 im passenden
Augenblick z. B. über eine Stange 38 und einen Hebel 39 von derselben Achse 34 weggezogen
werden.
[0030] Die Anordnung und der Antrieb der bewegbaren Rutenlatte 16 kann ebenfalls auf verschiedene
Weise verwirklicht werden, z. B. wie in den Figuren 3 und 6 gezeigt ist. Die bewegbare
Rutenlatte 16 ruht auf einer Anzahl Stützen 75 mit einer nahezu horizontalen Oberfläche.
Jene Stützen 75 ermöglichen, daß die bewegbare Rutenplatte 16 zwischen ihrer Einführposition
(siehe auch die Figuren 7a und 7b) und ihrer Ausziehposition (siehe auch die Figuren
7d und 7e) verschoben wird. Das hintere Außenende der bewegbaren Rutenlatte 16 ist
über ein Scharnier mit einer quer zur festen Rutenlatte 15 angeordneten Geradführung
76 z. B. aus mehreren festen Führungsstäben 77 verbunden, auf denen eine Gleitplatte
78 mit Hilfe von Kugelbuchsen verschoben werden kann, damit die Position der bewegbaren
Rutenlatte 16 in der Längsrichtung derartfestliegt, daß die Vorsprünge 26 der bewegbaren
Rutenlatte 16 in der Ausziehposition in die Aussparungen 25 der festen Rutenlatte
15 passen. Die bewegbare Rutenlatte 16 wird dann von an ihren Außenenden angreifenden
Stangen durch einen Kurbel- oder Nockenmechanismus derart angetrieben, daß sie die
gewünschte Bewegung in Koordination mit den Schußzyklen und der Bewegung der Haken
29 an den Rutenlatten 15 und 16 ausführt.
[0031] Die koordinierten Bewegungen sind in der Figuren 7 gezeigt, die auf die Figur 5 hinweisen.
In der Figur 7a befindet sich die bewegbare Rutenlatte 16 in ihrer Einführposition,
liegt die Rute I zu ihrer Einführung bereit und hat die Rute II noch nicht mit ihrer
Ausziehbewegung begonnen (siehe auch Figur 5). Die Haken 29 der beiden Rutenlatten
15 und 16 sind hochgeklappt und schließen die beiden Führungsbahnen 23 und 24 von
der Seite ab.
[0032] In der Figur 7b befindet sich die bewegbare Rutenlatte 16 noch immer in ihrer Einführposition,
ist die Rute I vollständig eingeführt und die Rute II teilweise herausgezogen.
[0033] In der Figur 7c bewegt sich die bewegbare Rutenlatte 16 zur festen Rutenlatte 15,
und die Haken 29 jener bewegbaren Rutenlatte 16 werden nach unten abgeklappt, damit
die Vorsprünge 26 der bewegbaren Rutenlatte 16 unter der Rute II, die herausgezogen
wird, in die Aussparungen der festen Rutenlatte 15 geschoben werden können (Figur
7d).
[0034] In Figur 7d ist das Ende der Ausziehbewegung der Rute II gezeigt. Die Haken 29 der
bewegbaren Rutenlatte 16 werden zurück nach oben geklappt, damit die Rute II an beiden
Seiten sowohl von den Haken 29 der festen Rutenlatte 15 und bewegbaren Rutenlatte
16 als auch von den Rutenlatten 15 und 16 selbst gestützt wird (Figur 7e). Die Haken
29 der festen Rutenlatte 15 werden nach unten geklappt (Figur 7f), damit die bewegbare
Rutenlatte 16 zurück zu ihrer Einführbewegung geschoben werden kann. Die Rute II
wird dabei von den Haken 29 der bewegbaren Rutenlatte 16 mitgenommen und gelangt folglich,auf
der Führungsbahn 24 ruhend, in ihre Einführposition (siehe Figur 7a). Von dem Augenblick
an, in dem die bewegbare Rutenlatte 16 von der festen Rutenlatte 15 frei ist, kann
über die letztere eine neue Ausziehbewegung stattfinden.
[0035] Eine mögliche Anordnung mit einem Antrieb der Ausziehwagen 12 und 13 wird an Hand
der Figuren 8 und 9 erläutert. Jeder Auszieh wagen 12 bzw. 13 wird auf einer parallel
zur festen Rutenlatte 15 angeordneten Geradführung 41 bzw. 42 verschoben, wobei die
Geradführung 41 unterhalb der Geradführung 42 liegt. Ein Ausziehwagen 12 oder 13 besteht,
abgesehen vom Profil und von Rollen, die um die Geradführung 41 oder 42 herum sitzen,
aus einer Greifergrundplatte 43 bzw. 44 und einem Bügel 45 bzw. 46, an dem die Antriebskette
47 bzw. 48 jedes Ausziehwagens 12 und 13 angreift. Die Ausziehwagen 12 und 13 werden
derart eingestellt, daß ihre Greifergrundplatten 43 bzw. 44 einander zugekehrt sind.
Die Greifergrundplatten sind derart geneigt ausgebildet, daß sich ihre Verlängerungen
in der Höhe eines Rutenkopfes 40 in der Führungsbahn 23 an der festen Rutenlatte 15
schneiden. Die Bügel 45 und 46 sind annähernd U-förmig, weisen einen langen Schenkel
49 und einen kurzen Schenkel 50 auf und sind,an ihrer Basis einander zugekehrt, an
den Ausziehwagen 12 und 13 befestigt.
[0036] An jeder Geradführung 41 und 42 entlang ist eine in sich geschlossene Antriebskette
47 bzw. 48 vorgesehen, die dabei um eine Leitrolle 51, um ein antreibendes Kettenrad
72 und um mehrere Kettenspanner 52 herumläuft und im entgegengesetzten Drehsinn zur
anderen Antriebskette angetrieben wird. Der Ort der Kettenspanner 52 und der Drehsinn
der Antriebsketten 47 und 48 sind derart gewählt, daß der von einer Antriebskette
47 bzw. 48 zurückzulegende Weg zwischen den beiden Leitrollen 51 in der Ausziehrichtung
der Ruten kürzer als als in der entgegengesetzten Ausziehrichtung ist. Jede Antriebskette
47 bzw. 48, die zwischen den beiden Schnkeln 49 und 50 der Bügel 45 und 46 umläuft,
ist an einer bestimmten Stelle beidseitig mit Übertragungsröllchen 53 versehen. Andererseits
weist jeder Schenkel 49 bzw. 50 der Bügel 45 und 46 eine Rille auf, in die die Übertragungsröllchen
53 eingreifen. Dazu weist der lange Schenkel 49 eine umschlossene Rille oder Langloch
54 auf,derenLänge etwas größer als der größte Abstand zwischen dem obersten und untersten
Abschnitt der Antriebsketten 47 und 48 ist, während der kurze Schenkel 50 zugleich
eine parallel zur ersten Rille 54 verlaufende, offene Rille 55 besitzt, die in dem
sich in der Ausziehrichtung bewegenden Teil der Antriebsketten 47 und 48 liegt und
zu dem sich entgegengesetzt zur Ausziehrichtung bewegenden Teil der Antriebsketten
47 und 48 hin offen ist, die mit ihren einen Übertragungsröllchen 53 in die geschlossene
Rille 54 und mit ihren anderen in die offene Rille 55 eingreifen.
[0037] Beim Rundlaufen der Antriebsketten 47 und 48 werden die Ausziehwagen 12 und 13 mit
Hilfe der Übertragungsröllchen 53, der Rillen 54 und 55 und der Bügel 45 und 46 mitgenommen.
In dem Augenblick, in dem diese Überführung belastet wird, nämlich während der Ausziehbewegung
der Ruten, werden die Bügel 45 und 46 symmetrisch beaufschlagt, da die Leitrollen
51 jeder Antriebskette dann in einer Rille 54 bzw. 55 angreifen.
[0038] Mit Rücksicht auf die Ortseinstellung der Kettenspanner 52 wird ein Ausziehwagen
die Strecke von der Abszisse X zur Linie Y hin schneller als diese Strecke zurück
durchlaufen. Infolge dieser Zeitdifferenz kann der Überhub, also der Unterschied
zwischen der Länge einer Rute und der Strecke, auf der die Rute herausgezogen wird,
oder die Überhubzeit praktisch vollkommen ausgeschaltet werden, weil dieser Zeitunterschied
zur Übertragung einer Rute genutzt werden kann. Der Antrieb der Antriebsketten 47
und 48 geschieht von der Hauptachse der Webmaschine aus bei einem angepaßten Übertragungsverhältnis.
[0039] Es versteht sich, daß sie Ausziehwagen 12 und 13 auch mit Hilfe eines Schnur- oder
Riemensystems, das von einem Nokken- oder Stangensystem gesteuert wird, angetrieben
werden können, ohne daß dabei der Erfindungsgedanke aufgegeben wird. Andererseits
ist es auch klar, daß die Anzahl Ausziehwagen 12 oder 13 für die vorliegende Erfindung
nicht bestimmend ist. Meistens sind zwei Ausziehwagen besonders vorteilhaft. Ein System
mit einem Ausziehwagen, der bei der Arbeitsweise gemäß der Erfindung die Ausziehbewegung
während einer Anzahl Schußzyklen durchführt und danach mit einer bedeutend höheren
Geschwindigkeit zurückkehrt, um die nächste Rute herauszuziehen, ist weniger angezeigt,
aber nicht undenkbar. Ein System mit mehr als zwei Ausziehwagen ist andererseits auch
möglich.
[0040] Der Einführwagen 14 braucht auch nicht weiter beschrieben zu werden, weil dieser
von den klassischen Rutenwagen nicht abzuweichen braucht.
[0041] An der jeweiligen geneigten Greifergrundplatte 43, 44 der Rutenwagen 12 bzw. 13 ist
ein Greifer 56 (Figuren 10 und 12) vorgesehen, der den Kopf 40 der Rute 8 (Figur
11) in einer Position der Abszisse X fest ergreift und während der Ausziehbewegung
von der Abszisse X zur Linie Y festklemmt und an der Linie Y schließlich losläßt
(Figur 3). Jener Greifer 56 (Figur 10) besteht z. B. aus einem verschiebbaren Schnabel
58, der zwischen vier Führungsblöcken 59 von einer vordersten zu einer hintersten
Position (Figur 10 bzw. 12) und umgekehrt leicht verschiebbar ist, und aus einem Drehschnabel
60, der um einen Punkt 61 schwenkt und eine Rille oder Langloch 62 aufweist, in der
ein mit dem verschiebbaren Schnabel 58 verbundener Stift 63 sitzt.
[0042] Der Drehschnabel 60 ist derart geformt und angeordnet, daß sein oberes Ende 65 gegen
das obere Ende 64 des verschiebbaren Schnabels 58 in Anlage kommt, wenn sich die
beiden Schnäbel 58 und 60 in ihrer vordersten Position (Figur 10) befinden. Die Rille
62 und der Stift 63 sind derart zueinander angeordnet, daß der verschiebbare Schnabel
58 während seiner Bewegung nach vorn (siehe Figur 10) den Drehschnabel 60 verschließt
und während seiner Bewegung nach hinten (siehe Figur 12) öffnet. Der verschiebbare
Schnabel 58 wird von einer Feder 66 nach vorn gezogen, die in den Figuren 10 und 12
unterhalb angebracht ist, und von einer oder mehreren geraden Nasen nach hinten gezogen,
die längs der festen Rutenlatte 15 z. B. in der Höhe der Linie Y angeordnet sind
und an einem Nasenführorgan 67 angreifen, das am verschiebbaren Schnabel 58 vorgesehen
ist. Um den letzteren während der Rückkehrbewegung eines Ausziehwagens 12 oder 13
von der Linie Y zur Abszisse X in seiner hintersten Position festzusetzen, damit der
Greifer 56 der anderen Ausziehwagens 13 oder 12, der in jenem Augenblick eine Rute
herauszieht, nicht anstößt, besitzt der Greifer 56 eine Verklinkung, die aus einer
sich um eine Achse 69 drehendenKlinke 68 beteht, die von einer Feder 70 gegen oder
hinter einen Stift 71 am verschiebbaren Schnabel 58 gezogen wird. In der vordersten
Position dieses Schnabels 58 ruht die Klinke 68 an der Seitenkante des Stiftes 71
und in seiner hintersten Position hakt die klinke 68 hinter den Stift 71, damit der
verschiebbare Schnabel 58 festgeklinkt sitzt.
[0043] In dem Augenblick, in dem der Greifer 56 in der Position an der Abszisse X einen
Kopf 40 einer Rute festhalten muß, stößt die Klinke 68 gegen einen Anschlag, so daß
diese gegen die Kraft der Feder 70 einwärts nach hinten ausweicht und den Stift 71
freigibt, damit der verschiebbare Schnabel 58 unter der Kraft der Feder 66 nach vorn
geschoben wird und während jener Bewegung den Drehschnabel 60 über die Rille 62 und
den Stift 63 mitzieht, so daß sich der Greifer 56 am Kopf 40 einer Rute festsetzt
(Figur 11). In dem Augenblick, in dem der Greifer 56 den Kopf 40 einer Rute loslassen
muß, stößt das Naseführorgan 67 gegen eine gerade Nase, wodurch der verschiebbare
Schnabel 58 nach hinten gezogen wird und den Drehschnabel 60 nach hinten schwenkt.
Die Klinke 68 springt hinter den Stift 71 zurück, und der Greifer 56 ist offen und
verklinkt. Im Schnitt der Figur 9 sind die beiden Greifer 56 in ihrer vordersten Position
gestrichelt wiedergegeben.
[0044] Die obengenannten Greifer werden bevorzugt eingesetzt, weil sie die Anwendung eines
Rutenausziehsystems und -einführsystems mit getrennten Auszieh- und Einführwagen ermöglichen.
1. Verfahren zum Herstellen von Florgeweben mit Hilfe von Rutenwebmaschinen, bei dem
das Gewebe (1) alle n Schuß eine Polschlinge trägt (n größer oder gleich 2), und die
Ruten (8) jeweils in einem Einführzyklus (Ti), der während eines einzigen Schußzyklus
(T) stattfindet, eingebracht und jeweils in einem Ausziehzyklus (Tu) eine nach der
anderen herausgezogen werden, dadurch gekennzeichnet, daß ein Ausziehzyklus (Tu) länger als ein Schußzyklus (T) und vorzugsweise etwa zwei
bis n aufeinanderfolgende Schußzyklen (T) lang dauert, und daß der Einführzyklus
(Ti) einer Rute (8) während des Ausziehzyklus einer anderen Rute abläuft.
2. Verfahren nach Patentanspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Ausziehzyklen (Tu) unmittelbar aufeinanderfolgen und jeweils etwa n Schußzyklen
(T) lang dauern.
3. Vorrichtung zum Einführen und Herausziehen der Ruten (8) beim Herstellen von Florgeweben
(1), die alle n Schuß eine Polschlinge tragen (n größer oder gleich 2), mit Hilfe
einer Rutenwebmaschine, die Führungshilfsmittel für die Ruten (8) während ihrer Einführ-
und Ausziehbewegung und Rutenwagen enthält, die längs der Führungshilfsmittel hin-
und zurückbewegbar angeordnet sind und die Ruten (8) einführen und herausziehen, dadurch gekennzeichnet, daß die Rutenwagen mindestens einen Ausziehwagen (12, 13) umfassen, der die Ausziehbewegung
in zwei bis n aufeinanderfolgenden Schußzyklen ausführt, und mindestens einen Einführwagen,
der die Einführbewegung in einem einzigen Schußzyklus während des Ausziehzyklus ausführt.
4. Vorrichtung nach Patentanspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Rutenwagen neben den Einführwagen (14) zwei oder mehrere Ausziehwagen (12
und 13) enthalten, die abwechselnd die Ausziehbewegung in n aufeinanderfolgenden Schußzyklen
ausführen.
5. Vorrichtung nach Patentanspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Ausziehwagen (12 und 13) derart angetrieben werden, daß sie die eigentliche
Ausziehbewegung schneller als ihre Rückkehrbewegung vollenden.
6. Vorrichtung zum Einführen und Herausziehen der Ruten (8) beim Herstellen von Florgeweben
mit Hilfe einer Rutenwebmaschine, die Führungshilfsmittel für die Ruten (8) während
ihrer Einführ- und Ausziehbewegung und einen oder mehrere Rutenwagen enthält, die
sich längs der Führungshilfsmittel hin und zurück bewegen und die Ruten (8) einführen
und herausziehen, dadurch gekennzeichnet, daß die Führungshilfsmittel eine feste Führungsbahn (23), die sich, zusammenfallend
mit der Ausziehrichtung der Ruten, in der Ausziehposition befindet, und eine bewegbare
Führungsbahn (24) aufweisen, die einerseits eine Einführposition bei einer bestimmten
Einführrichtung der Ruten (8) und andererseits eine Ausziehposition einnimmt, die
mit der Ausziehrichtung der Ruten zusammenfällt.
7. Vorrichtung nach Patentanspruch 6, wobei das Gewebe alle n Schuß eine Polschlinge
trägt (n größer oder gleich 2), dadurch gekennzeichnet, daß sich die bewegbare Führungsbahn (24) in ihrer Einführposition während eines
Schußzyklus aus der Folge von n aufeinanderfolgenden Schußzyklen befindet und während
der übrigen Schußzyklen zur festen Führungsbahn (23) in eine Ausziehposition im Bereich
der festen Führungsbahn (23) und zurück bewegt.
8. Vorrichtung nach Patentanspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Führungsbahn (23) und die bewegbare Führungsbahn (24) zur Bildung von Vorsprüngen
(26) mit Aussparungen (25) versehen sind, wobei die Aussparungen (25) der einen in
die Vorsprünge (26) der anderen passen und eine gemeinsame Führungsbahn ausbilden,
wenn sie mit ihren einander zugekehrten Längsseiten aneinander in Anlage kommen.
9. Vorrichtung nach Patentanspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die feste Führungsbahn (23) und die bewegbare Führungsbahn (24) an ihrer einander
zugewendeten Längsseite jeweils mit einer bewegbaren Seitenwand versehen sind.
10. Vorrichtung nach Patentanspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß sich die bewegbare Seitenwand der bewegbaren Führungsbahn (24) vor oder während
der Bewegung jener Führungsbahn (24) zur Ausziehposition öffnet und schließt, wenn
beide Führungsbahnen (23 und 24) aneinander in Anlage kommen, in welchem Augenblick
die bewegbare Seitenwand der festen Führungsbahn (23) sich öffnet und nachher während
oder nach der Bewegung der bewegbaren Führungsbahn (24) zur Einführposition schließt.
11. Vorrichtung nach Patentanspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens eine der bewegbaren Seitenwände Winkel (29) enthält, die in der Höhe
der Vorsprünge (26) der Führungsbahn (23, 24) angeordnet sind, wobei der eine Schenkel
die Seitenwand der Führungsbahn (23, 24) bildet und der andere Schenkel um eine parallel
zur Führungsbahn angeordnete Achse (30) drehbar ist und beide Schenkel zwischen einer
geschlossenen und offenen Stellung verschwenkbar sind.
12. Vorrichtung zum Einführen und Herausziehen von Ruten beim Herstellen von Florgeweben
mit Hilfe einer Rutenwebmaschine, die Führungshilfsmittel für die Ruten (8) während
ihrer Einführ- und Ausziehbewegung und einen oder mehrere Rutenwagen enthält, die
längs jener Führungshilfsmittel sich hin und zurück bewegen und die Ruten (8) einführen
oder herausziehen, dadurch gekennzeichnet, daß die Rutenwagen mit einem quer zur Bewegungsrichtung des Rutenwagens längs der
Führungshilfsmittel bewegbaren Greifer (56) versehen sind, der während seiner Bewegung
zu den Führungshilfsmitteln hin sich schließt und in der geschlossenen Stellung an
einer Rute (8) angreifen kann und während seiner Bewegung von den Führungshilfsmitteln
weg sich öffnet.
13. Vorrichtung nach Patentanspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß der Greifer (56) einen quer zur Bewegungsrichtung des Rutenwagens verschiebbaren
Schnabel (58) und einen Drehschnabel (60) enthält, der sich um eine mit dem Rutenwagen
verbundene Achse (61) dreht und über eine Rillen- und Stiftübertragung (62, 63) derart
mit dem verschiebbaren Schnabel (58) verbunden ist, daß er sich zum verschiebbaren
Schnabel (58) hin dreht, wenn sich der letztere in Richtung der Führungshilfsmittel
bewegt, und daß der Drehschnabel (60) vom verschiebbaren Schnabel (58) wegschwenkt,
falls der letztere sich in der entgegengesetzten Richtung bewegt.
14. Vorrichtung nach Patentanspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß der verschiebbare Schnabel (58) mit einem Nachlauforgan (67) versehen ist, und
daß längs der Führungshilfsmittel eine oder mehrere Nasen von solcher Gestalt angeordnet
sind, daß sich der Greifer (56) zu einen passenden Zeitpunkt im Zusammenwirken der
Nocken und des Nachlauforgans (67) öffnet, schließt, offen bzw. geschlossen bleibt.
15. Vorrichtung nach Patentanspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen dem Rutenwagen und dem verschiebbaren Schnabel (58) eine Vorspannfeder
(66) angeordnet ist.
16. Vorrichtung nach Patentanspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß der Rutenwagen mit einer bewegbaren Klinke (68) mit Federrückzug versehen ist,
daß der verschiebbare Schnabel (58) einen Stift (71) aufweist, hinter dem die Klinke
(68) in dem Augenblick einhakt, in dem sich der verschiebbare Schnabel (58) in der
Endlage in der der Wirkung der Feder (66) entgegengesetzten Richtung befindet und
somit festsitzt, und daß längs der Führungshilfsmittel ein oder mehrere Anschläge
angeordnet sind, die die Klinke (68) beim Durchzug des Rutenwagens derart bewegen,
daß der verschiebbare Schnabel (58) freikommt und der Wirkung der Feder (66) unterworfen
wird.
17. Rutenwebmaschine, versehen mit einer Vorrichtung gemäß einem oder mehreren der
Patentansprüchen 3 und 5.
18. Rutenwebmaschine, versehen mit einer Vorrichtung gemäß einem oder mehreren der
Patentansprüche 6 bis 11.
19. Rutenwebmaschine, versehen mit einer Vorrichtung gemäß einem oder mehreren der
Patentansprüche 12 bis 16.