(19)
(11) EP 0 306 616 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
15.03.1989  Patentblatt  1989/11

(21) Anmeldenummer: 88107278.9

(22) Anmeldetag:  06.05.1988
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4F42C 19/08, F42B 5/38
(84) Benannte Vertragsstaaten:
DE FR GB IT NL

(30) Priorität: 11.09.1987 DE 3730530

(71) Anmelder: Rheinmetall GmbH
40880 Ratingen (DE)

(72) Erfinder:
  • Rahnenführer, Eckhard
    D-4047 Dormagen 1 (DE)
  • Schulze, Alberg
    D-4050 Mönchengladbach 1 (DE)
  • Jaskolka, Heinz
    D-5620 Velbert (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Anzündübertragungsladung für eine Treibladung


    (57) Bisher bekannte Anzündübertragungsladungen können auf­grund ihrer Stoßempfindlichkeit für extreme Belastungen, wie sie durch Beschleunigungsvorgänge beim Zuführen von Treibladungsmodulen bei großkalibrigen Rohrwaffen, vor­zugsweise in Geschützen, auftreten, nur beschränkt ein­gesetzt werden. Die neue Anzündübertragungsladung soll extremen Stroßbelastungen Stand halten, desweiteren eine ebenso günstige Durchzündung gewährleisten sowie das die Anzündladung umhüllende Stützrohr zur Erhöhung der Energiebilanz beitragen.
    Dazu besteht die Anzündübertragungsladung 1 für eine in einem Treibladungsmodul 14 angeordnete Treibladung 16 aus einem hochenergetischen Treibladungspulver mit einer Wärmemenge von 3kJ/g bis 4,5 kJ/g und ein die Anzündübertragungsladung umhüllendes Stützrohr 2 aus formgepreßtem normalen Treibladungspulver. Die Anzünd­übertragungsladung 1 und das Stützrohr 2 sind spiegel­und rotationssymmetrisch koaxial innerhalb des Treib­ladungsmoduls 14 angeordnet und bilden wenigstens einen freien Anzündkanal 17. Die Anzündübertragungsladung 1 kann beispielsweise als stranggepreßtes Rohr 4 mit dem Stützrohr 2 verbunden werden oder als auf die Innenseite des Stützrohres aufklebbare Folie ausgebildet sein oder beispielsweise direkt auf die Innenseite des Stützrohres 2 aufgespritzt werden. Zur Erzielung einer höheren An­zündempfindlichkeit ist die Innenseite der Anzündübertra­gungsladung 1 beispielsweise mit Längs- oder Querrillen versehen. Die Anzündübertragungsladung hält in dieser mit dem Stützrohr 2 gemeinsamen Verbindung in einer gegen­über dem Durchmesser und der Länge des Anzündkanales 17 abgestimmten Schichtdicke s zwischen 1 mm und 10 mm ex­tremen Stoßbelastung beim Zuführen von Treibladungsmodulen Stand.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine Anzündübertragungsladung für eine Treibladung nach demn Oberbegriff des Patent­anspruches 1.

    [0002] Eine derartige vorzugsweise für Treibladungsmodule ein­setzbare Anzündübertragungsladung ist aus der DE-34 32 291 A 1 bekannt. Diese Anzündübertragungsladung kann dabei in einer Ausführungsvariante aus gestapelten Einzelringen hergestellt sein, welche durch ein ver­brennbares Rohr zentriert werden und beispielsweise aus Borkaliumnitratpulver oder in einer weiteren Aus­führungsvariante, beispielsweise aus rohrartig strangge­preßter poröser Nitrozellulose bestehen kann. Die aus den vorgenannten oder vergleichbaren Stoffen bestehende Anzündübertragungsladung ist spiegel- und rotations­symmetrisch am Treibladungsmodul angeordnet, wodurch das Treibladungsmodul in axialer Richtung beliebig von jeweils einer Stirnseite anzündbar ist und sich deshalb vorzüg­lich für automatische Ladevorgänge eignet. Unter extremen Belastungen, wie sie beispielsweise bei schlagartigen Beschleunigungsvorgängen auftreten, können jedoch z. B. stoßempfindliche Anzündübertragungsladungen in ihrer Stabilität aufgrund ihrer vergleichsweise geringen me­chanischen Festigkeit beeinträchtigt werden.

    [0003] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Anzündübertragungsla­dung zu schaffen, die extremen Stoßbelastungen Stand hält und desweiteren eine ebenfalls günstige Durchzün­dung gewährleistet sowie bei der das Stützrohr zur Erhöhung der Energiebilanz der Treibladung beiträgt.

    [0004] Durch den Einsatz von rohrförmig formgepreßtem Treibla­dungspulver als Anzündübertragungsladung und als Stütz­rohr der Anzündübertragungsladung wird vorzugsweise bei automatisch dem Ladungsraum einer großkalibrigen Rohrwaf­fe zugeführten Treibladungsmodulen die Möglichkeit er­öffnet, eine vergleichsweise hochenergetische Anzünd­übertragungsladung mit einer Wärmemenge von 3 kJ/g bis 4,5 kJ/g zur Anzündung der im Treibladungsmodul befind­lichen Treibladung zu verwenden und ein Stützrohr aus stranggepreßtem Treibladungspulver zur Erhöhung der Ener­giebilanz einzusetzen. In vorteilhafter Weise ermöglicht dabei die Zusammensetzung der hochenergetischen Anzündüber­tragungsladung von Nitrozellulose mit 20 % bis 50 % Nitroglyzerin eine günstige Voraussetzung einerseits für eine hohe Abbrandgeschwindigkeit und andererseits für eine fertigungstechnisch einfach, präzise und stabil herstellbare Anordnung an der Innenseite eines rohrartigen Trägers aus an sich gebräuchlichem und in gepreßter Form eine vergleichsweise hohe Elastizität aufweisenden Treib­ladungspulver.

    [0005] Der Träger besteht dabei nicht aus spröden Übertragungs­ladungen, beispielsweise in Form von gepreßten Anzünd­treibladungskörnern wie NSP (Nitrozellulose-Schwarzpulver), das beispielsweise bei schlagartiger mechanischer Bela­stung während des Handlings unter Umständen bruchanfällig reagieren kann, sondern in vorteilhafter Weise aus einem ein- oder mehrbasigem Treibladungspulver ohne Lösungsmit­tel, das in gepreßter Form insbesondere auch schlagartigen Belastungen Stand hält. Eine besonders gleichmäßige Durch­zündung ist dann gewährleistet, wenn als Trägermaterial das gleiche Material verwendet wird, wie es bei der an­zuzündenden Treibladung selbst verwandt wird.

    [0006] Durch die Anzündübertragungsladung aus hochenergetischem Treibladungspulver lassen sich stranggepreßte Rohre und Zylinder mit hoher Präzision herstellen und durch ein Klebemittel mit der Innenwand des Trägerrohres verbin­den.

    [0007] Desweiteren ist durch das Strangpreßverfahren die Her­stellung eines aus unterschiedlichen Treibladungspulvern bestehenden mehrschichtigen Rohres möglich, wobei die von der Treibladungspulverträgerschicht umhüllte hoch­energetische Treibladungspulveranzündübertragungsladung wenigstens einen freien Anzündkanal bildet. Der Preßvor­gang eines derartigen mehrschichtigen Rohres gestattet desweiteren zur Erhöhung der Anzündempfindlichkeit und somit zu einer besseren Anzündübertragung die gleichzei­tige Anordnung oberflächenvergrößernder Längsrillen in einem Arbeitsgang, wobei in einfacher Weise auch Querril­len zusätzlich eingewalzt werden können. Dadurch wird ein Einsatz spezieller Anzündmittel entbehrlich.

    [0008] Der Einsatz des vergleichsweise stoßunempfindlichen Trä­gers ermöglicht die Anwendung weiterer Herstellverfahren zur Bildung einer Anzündübertragungsladung, beispielswei­se durch Einkleben einer vergleichsweise dünnwandigen rohrartigen Folie auf die Innenwand des Stützrohres oder durch Aufspritzen eines aus der Anzündübertragungsladung bestehenden Belages auf die Stützrohrinnenwand.

    [0009] In allen Fällen kann die gemeinsame Wanddicke einer aus der Anzündübertragungsladung und dem Stützrohr be­stehenden Schicht bzw. eines gebildeten Preßlings durch das Herstellverfahren in weiter vorteilhafter Weise vari­iert werden. Die gemeinsame Wanddicke liegt in Abhängig­kei von dem Durchmesser und der Länge des Anzündkanales zwischen 1 mm und 10 mm, vorzugsweise zwischen 1 mm und 7 mm, und gewährleistet beispielsweise bei einem Einsatz der Anzündübertragungsladung in einem Treibladungsmodul eine hohe Stabilität, wodurch das Treibladungsmodul sicher von einem automatischen Lader dem Ladungsraum einer beispielsweise großkalibrigen Rohrwaffe zugeführt werden kann.

    [0010] Die Erfindung wird anhand der in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispiele des näheren erläutert.

    [0011] Es zeigen:

    Fig. 1: ein Treibladungsmodul mit einer von einem Stützrohr umhüllten Anzündübertragungsladung in einer perspektivischen Ansicht,

    Fig. 2: einen Querschnitt eines mehrschichtigen aus dem Treibladungspulver und der Anzündübertra­gungsladung bestehenden Rohres gemäß einer in der Fig. 1 mit II-II gekennzeichneten Fläche,

    Fig. 3: in einer weiteren Ausführungsvariante eine zylindrische Anzündübertragungsladung inner­halb des rohrartigen Trägers, gemäß dem in der Fig. 1 mit II-II gekennzeichneten Schnitt­verlauf,

    Fig. 4: einen an die Innenwand des Trägers aufge­spritzten Belag der Anzündübertragungsladung gemäß dem in der Fig. 1 mit II-II angegebenen Schnittverlauf,

    Fig. 5: eine Querrillen enthaltende Anzündübertragungs­ladung gemäß einem in der Fig. 1 mit V-V gekennzeichneten Längsschnitt.



    [0012] Die Fig. 1 verdeutlicht die Anordnung eines in nicht dargestellten Rohrwaffen, vorzugsweise in Geschützen, einsetzbaren Treibladungsmoduls 14, welches einen aus der DE-34 32 291 A 1 bekannten und spiegel- sowie ro­tationssymmetrisch aufgebauten Behälter 15 zur Aufnahme von an sich bekanntem Treibladungspulver 16 enthält und für eine zentrale Anzündung einen auf der Symmetrieachse 18 befindlichen freien Anzündkanal 17 umfaßt, der zur Anzündübertragung eine den Anzündkanal 17 begren­zende Anzündübertragungsladung 1 aufweist.

    [0013] Die Anzündübertragungsladung 1 besteht aus einem hoch­energetischen Treibladungspulver mit einer Wärmemenge von 3 kJ/g bis 4,5 kJ/g. Vorzugsweise besteht dieses hochenergetische Treibladungspuzlver aus einer Mischung von Nitrozellulose mit 20 % bis 50% Nitroglyzerin. Die Anzündübertragungsladung kann in unterschiedlicher Art und Weise innerhalb eines die Anzündübertragungsla­dung 1 umhüllenden Stützrohres 2 angeordnet sein. Das Stützrohr 2 besteht aus einem üblicherweise gebräuchli­chen ein- oder mehrbasigem Treibladungspulver 16 ohne Lösungsmittel, wobei die Rohrform durch ein Preß­verfahren, vorzugsweise durch Strangpressen, erzeugt wird.

    [0014] In der Fig. 1 ist die Anzündübertragungsladung ebenfalls wie das Stützrohr 2 als vorgeformtes Rohr 4 ausgebil­det und ist mit der Innenwand 3 (Fig. 2) des Stützroh­res 2 durch ein Klebemittel 9 (Fig. 3), das vorzugs­weise punktweise oder linienförmig gleichmäßig in Um­fangsrichtung (Fig.3) und in Längsrichtung (Fig.5) auf­getragen ist, verbunden. Die Anzündübertragungsladung 1 bzw. das Stützrohr 2 enthält innenseitig an den beiden Enden Zentrierungen 19 zur Befestigung an dem Behälter 15. Die Anzündübertragungsladung kann desweiteren innen­seitig mit oberflächenvergrößernden und eine Aufrauhtiefe von 0,5 mm bis 3 mm aufweisenden Längsrillen 11 (Fig.2) und/oder mit ähnlichen Querrillen 12 (Fig.5) versehen sein, wobei die Längsrillen bereits gleichzeitig mit dem Preßverfahren ausgebildet und die Querrillen anschließend eingewalzt werden können.

    [0015] Die Anzündübertragungsladung 1 kann auch, wie es die Fig. 2 zeigt, mit einer die Anzündübertragungsladung 1 rohrartig umhüllenden Treibladungspulverschicht 5 ein gemeinsam stranggepreßtes mehrschichtiges Rohr 6 bilden.

    [0016] In der Fig. 3 ist in einer weiteren Ausführungsvariante die Anzündübertragungsladung 1 als ein mit der Innenwand 3 des Stützrohres 2 beispielsweise über Klebemittel 9 verbundener Zylinder 10 ausgebildet, der wenigstens zwei, bevorzugt 4, gleiche und symmetrisch angeordnete sowie parallel zur Längsachse 18 verlaufende freie Anzündkanä­le 13 enthält.

    [0017] Die Fig. 4 verdeutlicht desweiteren einen auf der Innenwand 3 des stranggepreßten Stützrohres 2 rohrartig aus der Anzündübertragungsladung 1 bestehenden aufge­spritzten Belag 7. Durch eine durch das Aufspritzverfah­ren bedingte Oberflächenrauhigkeit kann deshalb die An­ordnung zusätzlicher Maßnahmen zur Vergrößerung der Anzündoberfläche entbehrlich sein.

    [0018] Die Anzündübertragungsladung 1 kann gemäß Fig. 5 auch als Folie 8, insbesondere auch als eine mit Rillen 11, 12 gekerbte Folie 8, ausgebildet sein und auf der Innensei­te des stranggepreßten Stützrohres 2 rohrartig aufge­klebt sein.

    [0019] Bedingt durch den Durchmesser und die Länge des An­zündkanales 13 lassen sich in unterschiedlichen Herstell­verfahren Schichten in einer gemeinsamen durch die An­zündübertragungsladung 1 und das Stützrohr 2 gebildeten Wandstärke S formstabil zwischen 1 mm und 10 mm, vorzugs­weise zwischen 1 mm und 7 mm, herstellen.

    Bezugszeichenliste



    [0020] 

    1. Anzündübertrag

    2 Stützrohr

    3 Innenwand

    4 Rohr

    5 Schicht

    6 Rohr

    7 Belag

    8 Folie

    9 Klebemittel

    10 Zylinder

    11 Längsrille

    12 Querrille

    13 Anzündkanal

    14 Treibladungsmodul

    15 Behälter

    16 Treibladungspulver

    17 Anzündkanal

    18 Achse

    19 Zentrierung

    S Wandstärke




    Ansprüche

    1. Anzündübertragungsladung für eine Treibladung, die koaxial von einem verbrennbaren Stützrohr umhüllt ist und wenigstens einen freien Anzündkanal enthält, dadurch gekennzeichnet, daß die Anzündübertragungsladung (1) aus einem hochenerge­tischen Treibladungspulver mit einer Wärmeenergie von 3 kJ/g bis 4,5 kJ/g und das Stützrohr (2) aus formge­preßtem Treibladungspulver besteht.
     
    2. Anzündübertragungsladung nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch eine Mischung von Nitrozellulose mit 20 % bis 50 % Nitroglyzerin.
     
    3. Anzündübertragungsladung nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Anzündübertragungsladung (1) als ein vorgeformtes Rohr (4) mit der Innenwand (3) des Stützrohres (2) verbunden ist.
     
    4. Anzündübertragungsladung nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Anzündübertragungsladung (1) als ein wenigstens zwei gleiche und symmetrisch angeordnete freie An­zündkanäle (13) enthaltender Zylinder (10) mit der Innenwand (3) des Stützrohres (2) verbunden ist.
     
    5. Anzündübertragungsladung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeich­net, daß das Rohr (4) und der Zylinder (10) der Anzündübertragungsladung (1) mit der Innenwand (3) durch ein Klebemittel (9) verbunden sind.
     
    6. Anzündübertragungsladung nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Anzündübertragungsladung (1) und eine rohrartig die Anzündübertragungsladung umhüllende Treibladungs­pulverschicht (5) ein gemeinsam stranggepreßtes mehr­schichtiges Rohr (6) bilden.
     
    7. Anzündübertragungsladung nach Anspruch 1 und 2, gekennzeichnet durch einen auf der Innenwand (3) des stranggepreßten Stützrohres (2) rohrartig aufgespritzten Belag (7).
     
    8. Anzündübertragungsladung nach Anspruch 1 und 2, gekennzeichnet durch eine auf der Innenwand (3) des stranggepreßten Stützrohres (2) rohrartig aufgeklebte Folie (8).
     
    9. Anzündübertragungsladung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die gemeinsame Wandstärke (S) der Anzündübertra­gungsladung (1) und des Stützrohres (2) in einem Be­reich zwischen 1 mm und 10 mm liegt.
     
    10 Anzündübertragungsladung nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeich­net, daß die Anzündübertragungsladung (1) innen­ seitig im Rohr (4, 6) durch das Preßverfahren ausge­bildete Längsrillen (11) enthält und/oder zusätzliche Querrillen (12) aufweist.
     




    Zeichnung