[0001] Aus der Praxis ist es bereits bekannt, eine oder mehrere achsparallele Blasleisten
vor oder nach der Druckzone oberhalb eines Druckzylinders so zu verteilen, daß der
Bogen auf die Oberfläche des Druckzylinders abgesehen von der Blasluft, praktisch
berührungslos glatt aufgestrichen wird.
[0002] Diese Blasvorrichtungen arbeiten im Schöndruck befriedigend. Sie sind aber ungeeignet,
um auch das passerhaltige Abnehmen eines gewendeten Bogens vom vorgeordneten Druckzylinder
mittels am Bogenwendezylinder angeordneter Sauger, Greifer oder dgl. zu verbessern
bzw. auch ungeeignet die knitterfreie Übergabe ins nachfolgende Druckwerk des bereits
gewendeten Bogens zu ermöglichen.
[0003] Es ist auch bereits aus mehreren Veröffentlichungen bekannt, den Bogen im Tangentenpunkt
durch mechanische Mittel, z.B. am Umfang des Bogenwendezylinders befindliche Leitsegmente
(s. DE-AS 2 040 712) oder aufblasbare Luftschläuche (s. JP-PA 58-145450) gegen die
Oberfläche des dem Bogenwendezylinder vorgeordneten Druckzylinders zu pressen. Dadurch
soll eine passerhaltige Abnahme des Bogens vom Druckzylinder an seiner Hinterkante
und zugleich eine knitterfreie Übergabe des gewendeten Bogens im folgenden Druckwerk
ermöglicht werden.
[0004] Bei diesen Vorrichtungen ist von Nachteil, daß die mechanischen Mittel, falls keine
druckfreien Korridore vorhanden sind, stets das Druckbild verwischen bzw. beeinträchtigen.
[0005] Es ist deshalb Aufgabe der Erfindung, eine Vorrichtung in Mehrfarbenbogenrotationsdruckmaschinen
für Schöndruck und Schön- und Widerdruck zu schaffen, mit der das Anpressen des bedruckten
Bogens im Bereich vor dem Tangentenpunkt zwischen einem Bogenwendezylinder und dem
vorgeordneten Druckzylinder an die geschlossene Oberfläche des Druckzylinders bis
zum Erfassen des Bogenendes durch an dem Bogenwendezylinder angeordnete Sauger, Greifer
o. dgl. berührungslos durch die Kraftwirkung strömender Luft ermöglicht wird.
[0006] Gelöst wird diese Aufgabe gemäß dem Kennzeichen des ersten Patentanspruches. Weiterbildungen
ergeben sich aus den Unteransprüchen in Verbindung mit der Beschreibung und der Zeichnung.
[0007] Der Vorteil der Erfindung besteht darin, daß nicht nur im Schöndruck sondern auch
im Schön- und Widerdruck die Kraftwirkung strömender Luft zum Anpressen eines Bogen
auf den Druckzylinder ausgenutzt werden kann, was bisher nicht möglich war.
[0008] Die Erfindung wird nachstehend in einem Ausführungsbeispiel anhand der Zeichnung
näher beschrieben.
[0009] Es zeigt:
Fig. 1 eine Seitenansicht einer Bogenwendeeinrichtung einer Mehrfarbenrotationsdruckmaschine
für Schöndruck und für Schön- und Widerdruck, schematisch,
Fig. 2 die erfindungsgemäße Vorrichtung in Seitenansicht,
Fig. 3 eine Ansicht in Richtung X gemäß Fig. 1, als Ausschnitt, teilweise schematisch,
Fig. 4 einen Koppelstelltrieb zum Anheben und Absenkenn der Vorrichtung gegenüber
dem Übergabebereich (Tangentenpunkt).
[0010] Im Ausführungsbeispiel ist zwischen einem Druckzylinder 1 und Druckzylinder 2 aufeinander
folgender Druckwerke ein Bogenwendezylinder 3 angeordnet. Der Durchmesser dieses
Zylinders ist gleich dem Durchmesser der Druckzylinder 1, 2 und doppelt so groß wie
der Durchmesser der übrigen Zylinder. Auf den Druckzylindern 1 und 2 befinden sich
je zwei feststehende diametral angeordnete Greifersystem 4, 5, 6, 7.
[0011] Auf dem Bogenwendezylinder 3 sind ebenfalls zwei Saugersysteme 8, 10 und zwei Greifersysteme
9, 11 diametral auf je einer exzentrisch zur Achse des Bogenwendezylinders 3 drehbar
gelagerten Welle angeordnet.
[0012] In Fig. 1 ist zu sehen, wie der Bogen 13 auf der geschlossenen Oberfläche des Druckzylinders
1 aufliegt. Die Vorderkante des Bogens 13 ist von den Greifern des Greifersystems
4 über den Tangentenpunkt 12 hinweg geführt worden und das Bogenende hat den Tangentenpunkt
erreicht. Sauger 16 des Saugersystems 8 saugen unmittelbar vor oder im Tangentenpunkt
12 das Bogenende von der Oberfläche des Druckzylinders 1 ab und die Greifer des Greifersystems
4 des Druckzylinders 1 geben den Bogen 13 frei.
[0013] Das Saugersystem 8 und das Greifersystem 9 werden während der weiteren Drehung der
Zylinder 1, 2, 3 auf die Mitte des Bogenwendezylinders 3 und aufeinander zu in bekannter
Weise geschwungen. Der Bogen 13 wird während der weiteren Drehung der Zylinder 1,
2, 3 von den Greifern des Greifersystems 9 übernommen. Nach erfolgter Übergabe werden
beide Systeme 8, 9 in bekannter Weise wieder in die Ausgangslage zurückgeschwungen.
[0014] Der Bogen 13 ist somit gewendet und wird vom Greifersystem 9 mit der Hinterkante
voran zum nachfolgenden Tangentenpunkt geführt. Dort wird der Bogen 13 vom Greifersystem
9 an das Greifersystem 6 des Druckzylinders 2 übergeben. Das Greifersystem 6 des
Druckzylinders 2 führt den gewendeten Bogen 13 zum Bedrucken der Bogenrückseite dem
foglenden Druckwerk zu.
[0015] Ein dem Bogen 13 beim Fortdruck folgender Bogen wird in derselben Weise von den entsprechenden,
zu den beschriebenen System diametral angeordneten Bogenführungssystemen, d.h. dem
Greifersystem 5 auf dem Druckzylinder 1, dem Saugersystem 10 und dem Greifersystem
11 auf den Bogenwendezylinder 3 und dem Greifersystem 7 auf dem Druckzylinder 2 durch
die Maschine geführt.
[0016] Wird die Druckmaschine so umgestellt, daß das Greifersystem 9; 11 den Bogen 13 an
der Vorderkante vom Greifersystem 4; 5 des vorhergehenden Druckzylinders 1 übernimmt,
dann wird der Bogen 13 durch das Greifersystem 9; 11 zwischen den aufeinander folgenden
Druckwerken so geführt, daß er in beiden Druckwerken auf derselben Seite bedruckt
wird (Schöndruck).
[0017] Die Schwingbewegung der Saugersysteme 8; 10 und der Greifersysteme 9; 11 wird in
diesem Fall unwirksam gemacht. Während der Umdrehung des Bogenwendezylinders 3 verbleiben
die Saugersysteme 8; 10 und die Greifersysteme 9; 11 in ausgeschwungener Stellung.
[0018] Zum berührungslosen Aufpressen des Bogens 13 durch Blasluft auf die Oberfläche des
Druckzylinders 1 unmittelbar bis in die Übergabezone am Tangentenpunkt 12 ist eine
Vorrichtung vorgesehen, die ein Blasfingertragrohr 15 aufweist, welches oberhalb
des Druckzylinders 1 achsparallel verläuft und sich über die Gesamtlänge des Druckzylinders
1 erstreckt. Auf dem Blasfingertragrohr 15 sind voneinander beabstandet Blasfinger
14 drehfest angeordnet, die mit ihren unteren Luftaustrittsflächen 18 sowie Luftaustrittsöffnungen
17 aufweisenden Bereich in die Übergabezone bis zum Tangentenpunkt 12 zwichen die
Sauger 16 der Greifersysteme 8; 10 geführt sind. Die Luftaustrittsfläche 18 ist der
Kontur des Druckzylinders 1 angepaßt, so daß sich eine konstante Spaltbreite ergibt.
[0019] Im Schöndruckbetrieb wird die erfindungsgemäße Vorrichtung mittels einer Verstelleinrichtung
19 aus dem Übergabebereich abgehoben und sie kann bei Schön- und Widerdruck wieder
mittels dergleichen Vorrichtung abgesenkt werden. Das hierzu vorgesehene Koppelgetriebe
ist in Figur 4 schematisch dargestellt. Gemäß dem Ausführungsbeispiel (Fig. 2 und
4) weist die Verstelleinrichtung 19 je einen abgewinkelten Tragbügel 23 auf, der mit
einem Arm an dem jeweiligen Ende des Blasfingertragrohres 15 befestigt ist. Im anderen
Arm des abgewinkelten Tragbügels 23 ist eine Nutkurve 24 eingearbeitet, die an einem
gestellfesten Bolzen 21 gleitet. Im Scheitelpunkt des abgewinkelten Tragbügels 23
ist ferner mittels eines Drehgelenkes 27 ein Handhebel 25 angelenkt, der einen gestellfesten
Bolzen 20 aufweist. Durch Verschwenken des Handhebels 25 gegen den Uhrzeigersinn um
den gestellfesten Bolzen 20 kann die Vorrichtung aus der Arbeitsstellung Schön- und
Widerdruck zusammen mit den Blasfingern 14 in die in Figur 2 gestrichelt dargestellte
Position 14′ abgehoben werden. Durch die Nutkurve 24 und den gestellfesten Bolzen
21 wird der kreisförmigen Schwenkbewegung des Handhebels 25 eine Schubbewegung überlagert.
[0020] Durch Zurückschwenken des Handhebels 25 im Uhrzeigersinn läßt sich die erfindungsgemäße
Vorrichtung wieder in die Arbeitsstellung Schön- und Widerdruck in den Übergabebereich
unmittelbar zum Tangentenpunkt 12 hin absenken.
[0021] Der in den Fig. 2 und 3 durch Pfeile angedeutete Luftstrom wird über ein Luftzuführungsrohr
29 einem Kloben 28 zugeführt, der auf dem Blasfingertragrohr 15 sitzt. Das Blasfingertragrohr
15 ist an dieser Stelle mit einer Öffnung versehen, so daß der zugeführte Luftstrom
in das Blasfingertragrohr 15 und weiter über Bohrungen 32 in den Hohlraum 31 der
Blasfinger 14 gelangen kann.
[0022] Die Menge des Luftstromes ist regelbar, z.B. durch ein nicht näher dargestelltes
Regelventil oder durch eine im Luftzuführungsrohr 29 zwischengeschaltete Drosselklappe
30.
[0023] Damit der Luftstrom in Abhängigkeit vom Bogenformat nur im Bereich von Anfang und
Ende des Bogens 13 fließt, sind in nicht näher dargestellter Weise auf einer eintourigen
Welle zwei in Umfang gegeneinander verstellbare Steuerscheiben angeordnet, die in
bekannter Weise mit einem zur Freigabe des Luftstromes in den gewünschten Intervall
ausgebildeten Steuerventil zusammenwirken.
[0024] Der Bogenwendezylinder 3 weist am Umfang ferner regelmäßig über die Breite des Wendezylinders
verteilt Eindrehungen 26 so auf, daß eine Kollision mit der Spitze der Blasfinger
14 in der Arbeitsstellung Schön- und Widerdruck vermiedet wird. Falls die Blasfinger
14 den Greifersystemen 9; 11 gegenüberliegend angeordnet werden sollen, müssen diese
Greifersysteme 9 bzw. 11 außerdem rechtzeitig in Richtung auf die Mitte des Bogenwendezylinders
3 während der Umdrehung der Trommel eingeschwungen sein, um im Schön- und Widerdruck,
d.h. in der Arbeitsstellung, die Kollision mit den Blasfingern 14 zu vermeiden. Dies
läßt sich in bekannter Weise durch Verlängerung des entsprechenden Kurvenabschnittes
der Steuerkurve erreichen. Kollisionen mit den Blasfingern 14 im Schöndruck sind
nicht möglich, da die Vorrichtung bei dieser Betriebsart der Druckmaschine aus dem
Übergabebereich zuvor mittels der Verstelleinrichtung 19 abgehoben werden muß.
Bezugszeichenliste
[0025]
1 Druckzylinder
2 Druckzylinder
3 Bogenwendezylinder
4 Greifersystem
5 Greifersystem
6 Greifersystem
7 Greifersystem
8 Saugersystem
9 Greifersystem
10 Saugersystem
11 Greifersystem
12 Tangentenpunkt
13 Bogen
14 Blasfinger
15 Blasfingertragrohr
16 Sauger
17 Luftaustrittsöffnungen
18 Luftaustrittsfläche
19 Verstelleinrichtung
20 gestellfester Bolzen
21 gestellfester Bolzen
22 Seitenständer
23 abgewinkelter Tragbügel
24 Nutkurve
25 Handhebel
26 Eindrehung
27 Drehgelenk
28 Kloben
29 Luftzuführungsrohr
30 Drosselklappe
31 Hohlraum
32 Bohrungen
1.) Vorrichtung in Mehrfarbenbogenrotationsdruckmaschinen für Schöndruck und für Schön-
und Widerdruck, die nach der Druckzone oberhalb eines Druckzylinders angeordnet ist
und Mittel zum Anpressen eines Bogens auf den Druckzylinder durch die Kraftwirkung
strömender Blasluft aufweist,
dadurch gekennzeichnet, daß Blasfinger (14) auf einem oberhalb des Druckzylinders (1) achsparallel angeordneten,
über dessen gesamte Länge reichenden Blasfingertragrohr (15) voneinander gleichmäßig
beabstandet drehfest angeordnet sind, daß die Blasfinger (14) in ihrem unteren mit
Luftaustrittsöffnungen (17) versehenen Bereich eine der Außenkontur des Druckzylinders
(1) angepaßte Luftaustrittsfläche (18) aufweisen, die bis zum Tangentenpunkt (12)
zwischen einen nachgeordneten Bogenwendezylinder (3) und den Druckzylinder (1) geführt
ist, und daß die Blasfinger (14) zusammen mit dem Blasfingertragrohr (15) mittels
einer Verstelleinrichtung (19) im Schöndruck aus Richtung Tangentenpunkt (12) abhebbar
sowie im Schön- und Widerdruck wieder in Richtung Tangentenpunkt (12) absenkbar an
festen Maschinenteilen (20 bis 22) gelagert sind.
2.) Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die beiden Enden des Blasfingertragrohres (15) an einem Arm eines abgewinkelten
Tragbügels (23) befestigt sind, daß der andere Arm des abgewinkelten Tragbügels (23)
eine Nutkurve (24) aufweist, die an einem gestellfesten Bolzen (21) geführt ist und
daß der abgewinkelte Tragbügel (23) in seinem Scheitelpunkt ein Drehgelenk (27) aufweist,
daß mit einem Handhebel (25) verbunden ist, der auf einem gestellfesten Bolzen (21)
verschwenkbar aufgenommen ist.
3.) Vorrichtung nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet, daß der Luftstrom über ein Luftzuführungsrohr (29) sowie über Bohrungen (32) im
Blasfingertragrohr (15) dem Hohlraum (31) der Blasfinger (14) zuleitbar ist und daß
der Luftstrom durch eine im Luftzuführungsrohr (29) zwischengeschaltete Drosselklappe
(30), ein Regelventil oder dgl. regelbar ist.
4.) Vorrichtung nach Anspruch 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß der Luftstrom zu den Blasfingern (14) durch ein Steuerventil steuerbar ist.
5.) Vorrichtung nach Anspruch 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß auf einer eintourigen Welle zwei im Umfang gegeneinander verstellbare Steuerscheiben
angeordnet sind, die den Luftstrom so steuern, daß in Abhängigkeit vom Bogenformat
der Luftstrom nur im Bereich von Anfang bis Ende des Bogens (13) fließt.