[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren, das die Wirksamkeit von Fluorchemikalien, die
zur gleichzeitigen Hydrophobierung und Oleophobierung von Leder eingesetzt werden,
erhöht. Das Verfahren kann vor oder während jedes Arbeitsganges nach der Gerbung,
bevorzugt jedoch nach dem Absäuern, angewendet werden. Das Verfahren ist anwendbar
auf zwischengetrocknete und nicht zwischengetrocknete (direkt gearbeitete) Leder.
[0002] Seit einigen Jahren zeichnet sich der Trend ab, alle Lederarten, insbesondere Bekleidungs-,
Möbel- und Schuhoberleder, weniger oder gar nicht mehr zuzurichten. Dadurch werden
Leder mit natürlicher Oberfläche, natürlichem Narbenbild und angenehmem Griff erhalten.
Ein gravierender Nachteil einer schwächeren oder fehlenden Zurichtung liegt darin,
daß die Pflegeleichtigkeit dieser Leder beträchtlich vermindert ist. Es fehlt die
das Leder schützende Zurichtung ganz oder teilweise.
[0003] Die verminderte Pflegeleichtigkeit äußert sich beispielsweise in einer erhöhten Wasserzügigkeit,
in der Ausbildung von Wasserrändern und einer stark erhöhten Anschmutzbarkeit.
[0004] Diese Nachteile lassen sich durch die Erhöhung der Olephobie und Hydrophobie mit
Hilfe von Fluor-Imprägnierchemikalien ausgleichen.
[0005] Auf dem Markt werden eine Reihe von Imprägnierchemikalien angeboten, die sich in
ihrer Wirkung in fünf Klassen unterteilen:
1. Imprägnierung durch Einlagerung wasserunlöslicher Stoffe wie feste Fette, Wachse
oder Polymere.
Diese Stoffe verringern die Luft- und Wasserdampfdurchlässigkeit und somit den Tragekomfort
von Bekleidungs- und Schuhoberleder.
2. Imprägnierung durch Einlagerung wasserquellender Stoffe wie Dicarbonsäurederivate
(z.B. Alkylbernsteinsäure), Partialester von Polyalkoholen (z.B. Sorbitanmonooleat),
niedrig ethoxylierte Fettalkohole und Fettsäuren und sulfoxidierte Parffingatsche.
Bei diesen Stoffen handelt es sich um sogenannte W/O Emulgatoren.
3. Imprägnierung durch anionische Produkte wie z.B. Fettsäuren, die mit mehrwertigen
Metallionen, wie z.B. Ca²⁺, Cr³⁺, Al³⁺, hydrophobe Metallseifen bilden.
4. Imprägnieren durch komplexaktive Emulgatoren, die mit dem Chrom des Gerbstoffes
eine koordinative Bindung eingehen, z.B. Phosphorsäuremonoalkylester, Citronensäuremonoalkylester.
5. Imprägnierung mit fluorhaltigen Produkten, die nicht mit mehrwertigen Metallionen
nachbehandelt werden müssen, z.B. fluorierte Additionsverbindungen.
[0006] Zwischen den Produkten, die unter Nr. 1 bis 4 genannt sind und den Produkten von
Nr. 5, bestehen Unterschiede:
- Die Produkte 1 bis 4 lagern sich in die Faserzwischenräume ein (geschlossene Imprägnierung),
die Produkte unter Nr. 5 umhüllen die Fasern (offene Imprägnierung).
Dadurch bleiben bei der offenen Imprägnierung Wasserdampf- und Luftdurchlässigkeit
erhalten.
- Die Produkte 1 bis 4 verbessern nicht die Oleophobie, während ein wesentlicher Vorteil
der Produkte unter Nr. 5 eine starke Erhöhung der Oleophobie der Leder ist. Je stärker
ein Leder oleophobiert ist, desto stärker ist es auch schmutzabweisend.
- Die Produkte 1 bis 4 lagern sich über den gesamten Lederquerschnitt ein, während
die Produkte unter Nr. 5 vorzugsweise auf der Oberfläche des Leders ihre Wirkung entfalten.
Bei derartigen an der Lederoberfläche wirkenden fluorierten Imprägnierchemikalien
wird ihre Wirksamkeit von der Arbeitsweise und von den in das Leder eingebrachten
Chemikalien beeinflußt.
[0007] Aufgabe der Erfindung war deshalb, Hilfsstoffe zu finden, die eine gleichbleibende
Wirksamkeit der an der Oberfläche wirkenden fluorierten Imprägnierchemikalien, unabhängig
von der Arbeitsweise oder von den in das Leder zuvor eingebrachten Chemikalien, gewährleisten.
[0008] Es wurde nun ein Verfahren zur Hydrophobierung und Oleophobierung von Leder durch
Imprägnierung mit Fluorchemikalien gefunden, indem man vor oder gleichzeitig mit der
Imprägnierung mit den Fluorchemikalien das Leder mit Harzen, quartären Ammoniumverbindungen,
Aminen oder Polymeren behandelt. Werden diese Produkte vor oder zusammen mit den Fluorchemikalien
eingesetzt, erhöht sich die Wirksamkeit dieser Fluorchemikalien und wird nicht mehr
von der Arbeitsweise oder von den in das Leder zuvor eingebrachten Chemikalien beeinflußt.
[0009] Als Harze für dieses Verfahren kommen in Frage Kondensationsprodukte des Formaldehyds
mit Melamin (Molverhältnis 3 : 1 bis 12 : 1, vorzugsweise 4 : 1 bis 6 : 1), Dicyandiamin
(Molverhältnis 1 : 1 bis 3 : 1), Harnstoff (Molverhältnis 1 : 1 bis 3 : 1, vorzugsweise
1,5 : 1 bis 2,8 : 1), Phenol (Molverhältnis 0,5 : 1 bis 2 : 1), Naphthol (Molverhältnis
0,5 : 1 bis 2 : 1) und aromatische Sulfonsäuren, vorzugsweise Naphthalinsulfonsäure
(Molverhältnis 3 : 1 bis 12 : 1, vorzugsweise 5 : 1 bis 8 : 1).
[0010] Als quartäre Ammoniumverbindungen kommen Verbindungen der Formel

in Frage, worin R₁ und R₂ gleich oder verschieden sind und C₁-C₂₀-Alkyl oder C₂-C₂₀-Alkenyl,
R₃ und R₄ gleich oder verschieden sind und C₁-C₄-Alkyl oder Benzyl und A
ϑ ein Anion, wie etwa Chlorid, Methosulfat, Methophosphat bedeuten.
[0011] Als Amine kommen Verbindungen der folgenden Formeln in Frage

worin R₅ C₇-C₂₀-Alkyl oder C₇-C₂₀-Alkenyl, R₆ C₁-C₂₀-Alkyl, C₂-C₂₀-Alkenyl oder Benzyl
und R₇ C₁-C₄-Alkyl oder Benzyl bedeuten.
[0012] Als polymere Verbindungen kommen Polymerisate in Frage, die aus folgenden Monomeren
in verschiedenen Mengenverhältnissen polymerisiert werden können:
Acrylsäure und deren Methyl-, Ethyl-, Propyl-, Butyl-, Hexyl-, Methylhexyl-, Octadecylester
Methacrylsäure und deren Methyl-, Ethyl-, Propyl-, Butyl-, Hexyl-, Methylhexyl-, Octadecylester,
Acrylamid, Acrylnitril, Vinylacetat, Ethylen, Styrol, Maleinsäureanhydrid.
Maleinsäure, Maleinsäuremono-, und Diester, N-Vinlyl-N-methylacetamid, Acrylamidomethylenpropylsulfonat,
Vinylformamid, Glycidylmethacrylat, Diallyldimethylammoniumchlorid.
[0013] Die Molekulargewichte dieser Polymeren liegen im Bereich 2000 bis 50000, vorzugsweise
5000 bis 20000. Bevorzugt sind Polymere aus 60 bis 80 % Vinylacetat und 20 bis 40
% Ethylen bzw. 30 bis 60 % Styrol und 40 bis 70 % Maleinsäureanhydrid.
[0014] Als fluorhaltige Imprägnierchemikalien kommen in Frage: Fluorcarbonharze, fluorierte
Additions-, Polymerisations- und Kondensationsprodukte, perfluorierte Urethane, Harnstoffe,
Ester, Sulfonamide, Carbamide, Amine, Carbonsäure, Alkohole, fluorierte Alkyl- und
Arylverbindungen, oxethylierte Perfluoralkohole.
[0015] Vorzugsweise kommen Umsetzungsprodukte in Frage, die aus folgenden Verbindungen hergestellt
werden: Perfluoralkylethanol und Alkyl- oder Phenylisocyanat; Perfluoralkylethanol
mit Epichlorhydrin und Alkyl- oder Phenylisocyanaten; polymere Perfluoracrylate. Die
Perfluoralkylgruppen enthalten üblicherweise 4 bis 16 C-Atome.
[0016] Die obengenannten Harze, quartären Ammoniumverbindungen, Amine oder Polymere können
entweder zusammen mit den Fluorchemikalien auf das Leder aufgebracht werden oder in
einer separaten Behandlungsstufe nach dem Gerben, vorzugsweise nach dem Absäuern.
Die Menge dieser Verbindungen beträgt 0,05 bis 10 Gew.-%, bezogen auf das Falzgewicht,
oder 0,1 bis 20 Gew.-%, bezogen auf das Trockengewicht. Die Behandlung des Leders
mit den Fluorchemikalien und den genannten Hilfsmitteln erfolgt in üblicher Weise
durch Imprägnieren mit einer Lösung, Emulsion oder Dispersion der genannten Produkte
entweder in einem oder zwei Schritten wie oben dargelegt. Diese Imprägnierung geschieht
durch Sprühen, im Tauchbad, im Faß, im Mischer oder in der Haspel. Man kann das erfindungsgemäße
Verfahren auch kombinieren mit einer die Faserzwischenräume schließenden Füllimprägnierung
wie eingangs erwähnt.
Beispiel 1
Ausgangsmaterial: |
Chromgegerbtes, nachgegerbtes und gefettetes Crust; die %-Angaben sind auf Trockengewicht
des Leders bezogen |
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1000,0 % |
Wasser 45°C |
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2,0 % |
Ammoniak 25 %ig |
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2 h walken |
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|
neue Flotte |
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400,0 % |
Wasser 45°C |
|
|
1,0 % |
Kondensationsprodukt aus Formaldehyd und β-Naphthalinsulfonsäure |
|
|
2,0 % |
Farbstoff |
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1 h walken |
Zusatz: |
1,5 % |
Ameisensäure 85 %ig |
20 min walken |
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|
neue Flotte |
|
|
400,0 % |
Wasser 45°C |
|
|
2,0 % |
Farbstoff |
|
|
|
|
30 min walken |
Zusatz: |
0,5 % |
Ameisensäure 85 %ig |
20 min walken |
|
|
neue Flotte |
|
|
400,0 % |
Wasser 45°C |
|
|
0,5 % |
Ameisensäure 85 %ig |
|
|
1,0 % |
Kondensationsprodukt aus Formaldehyd mit Dicyandiamin (44 %) |
|
|
4,0 % |
fluoriertes Imprägniermittel (17 %ig an Wirkstoff) |
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|
|
|
20 min walken |
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spüllen, spannen, trocknen (50°C), millen |
|
Beispiel 2
Ausgangsmaterial: |
Gefalztes Chromleder; die %-Angaben beziehen sich auf das Falsgewicht. |
|
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200,0 % |
Wasser 50°C |
|
|
1,0 % |
Natriumbikarbonat |
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|
1,0 % |
Natriumformiat |
|
|
|
|
1 h walken |
|
|
neue Flotte |
|
|
100,0 % |
Wasser 50°C |
|
|
3,0 % |
Glutardialdeyhd |
|
|
|
|
1 h walken |
Zusatz: |
5,0 % |
Fettlicker |
|
|
|
|
30 min walken |
|
|
neue Flotte |
|
|
100,0% |
Wasser 50°C |
|
|
5,0 % |
Styrol-Maleinsäureanhydrid Kondensationsprodukt (50 %ig) |
|
|
|
|
15 min walken |
Zusatz: |
5,0 % |
Styrol-Maleinsäureanhydrid Kondensationsprodukt (50 %ig) |
|
|
|
|
15 min walken |
Zusatz: |
0,5 % |
Farbstoff |
|
|
|
|
30 min walken |
Zusatz: |
1,0 % |
Ameisensäure (85 %ig) |
|
|
|
|
30 min walken |
|
|
neue Flotte |
|
|
100,0 % |
Wasser 60°C |
|
|
3,0 % |
Fettlicker |
|
|
|
|
30 min walken |
|
|
neue Flotte |
|
|
100,0 % |
Wasser 45°C |
|
|
0,5 % |
Vinylacetat-Ethlen-Copolymer-Dispersion (50 %) |
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|
|
|
30 min walken |
Zusatz: |
2,0 % |
fluoriertes Imprägniermittel (17 %ig an Wirkstoff) |
|
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|
betriebsübliche Fertigstellung |
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Beispiel 3
Ausgangsmaterial: |
Chromgegerbtes, nachgegerbtes und gefettetes Crust; die %-Angaben sind auf 5 Trockengewicht
des Leders bezogen |
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1000,0 % |
Wasser 50°C |
|
|
2,0 % |
Ammoniak (25 %ig) |
|
|
|
|
2 h walken |
|
|
neue Flotte |
|
|
400,0 % |
Wasser 45°C |
|
|
1,0 % |
Kondensationsprodukt aus Formaldehyd und β-Naphthalinsulfosäure |
|
|
10,0 % |
Kondensationsprodukt aus Formaldehyd und 4,4′-Dioxydiphenylsulfon und Phenol (95 %ig) |
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|
|
|
30 min walken |
Zusatz: |
2,0 % |
Farbstoff |
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|
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|
1 h walken |
Zusatz: |
2,5 % |
Ameisensäure (85 %ig) |
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|
|
|
20 min walken |
|
|
neue Flotte |
|
|
400,0 % |
Wasser 45°C |
|
|
2,0 % |
Farbstoff |
|
|
|
|
30 min walken |
Zusatz: |
0,5 % |
Ameisensäure (85 %ig) |
|
|
|
|
20 min walken |
|
|
neue Flotte |
|
|
400,0 % |
Wasser 45°C |
|
|
0,5 % |
Ameisensäure 85 %ig |
|
|
|
|
10 min walken |
Zusatz: |
1,0 % |
Dimethyldistearylammoniumchlorid |
|
|
4,0 % |
fluoriertes Imprägniermittel (17 %ig an Wirkstoff) |
|
|
|
|
20 min walken |
|
|
betriebsübliche Fertigstellung |
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1. Verfahren zur Hydrophobierung und Oleophobierung von Leder durch Imprägnierung
mit Fluorchemikalien, dadurch gekennzeichnet, daß man vor oder gleichzeitig mit der
Imprägnierung mit den Fluorchemikalien das Leder mit Harzen, quartären Ammoniumverbindungen,
Aminen oder Polymeren behandelt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die Harze, quartären
Ammoniumverbindungen, Amine oder Polymeren in einer Menge von 0,05 bis 10 Gew.-%,
bezogen auf das Falzgewicht, oder 0,1 bis 20 Gew.-%, bezogen auf das Trockengewicht,
einsetzt.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die Imprägnierung mit
den Fluorchemikalien und den Hilfsmitteln mit einer die Faserzwischenräume schließenden
Füllimprägnierung kombiniert.