(19) |
 |
|
(11) |
EP 0 306 810 A2 |
(12) |
EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG |
(43) |
Veröffentlichungstag: |
|
15.03.1989 Patentblatt 1989/11 |
(22) |
Anmeldetag: 31.08.1988 |
|
(51) |
Internationale Patentklassifikation (IPC)4: B24C 3/32 |
|
(84) |
Benannte Vertragsstaaten: |
|
AT BE CH DE ES FR GB GR IT LI LU NL SE |
(30) |
Priorität: |
10.09.1987 DE 3730367
|
(71) |
Anmelder: KM Europa Metal Aktiengesellschaft |
|
D-49023 Osnabrück (DE) |
|
(72) |
Erfinder: |
|
- Baukloh, Achim, Dr.
D-4505 Bad Iburg (DE)
- Reiter, Ulrich, Dr.
D-4500 Osnabrück (DE)
|
(56) |
Entgegenhaltungen: :
|
|
|
|
|
|
|
|
(54) |
Verfahren zur Herstellung lochfrassbeständiger hartgezogener Rohre aus Kupfer oder
Kupferlegierungen |
(57) Korrosionsschäden, insbesondere durch örtlichen Lochfraßangriff, entstehen bei im
sanitären Bereich verwendeten hartgezogenen Kupferrohren üblicherweise durch kohlenstoffhaltige
Filme, aber auch durch Oxidfilme. Ein Kohlenstoffilm auf der Rohrinnenseite bildet
sich z. B. bei zu starker Erwärmung des beim Rohrziehen zugesetzten Ziehmittels.
Zur Vermeidung dieser schädlichen Filme bzw. zur Verbesserung der Lochfraßbeständigkeit
von harten Rohren aus Kupfer oder Kupferlegierungen werden die Rohre zunächst entfettet.
In einem weiteren Verfahrensschritt wird die Innenoberfläche der Rohre dann mit einem
Strahlmittel behandelt, um eine Mindestrauhigkeit einzustellen. Ein Mittenrauhwert
von 0,8 bis 1,0 µm hat sich als besonders vorteilhaft herausgestellt.
Die mit dem erfindungsgemäßen Verfahren behandelten hartgezogenen Rohre weisen auch
nach dem Hartlöten und/oder Warmbiegen keine den Lochfraßangriff fördernden Filme
auf.
[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung lochfraßbeständiger
hartgezogener Rohre aus Kupfer oder Kupferlegierungen. Ferner betrifft die Erfindung
die Verwendung der nach diesem Verfahren hergestellten Rohre als Installationsrohre
in gestreckten Längen für den Sanitärbereich.
[0002] Es ist bekannt, daß nach dem letzten Ziehvorgang weichgeglühte Kupferrohre in aggressiven
Leitungswässern korrosionsanfällig sind. Eine besonders chrakteristische Erscheinungsform
der Korrosionsschäden wird durch die Lochkorrosion verursacht, bei der es auf der
Rohrinnenseite zu örtlichen Lochfraßstellen kommt. Die Entstehung derartiger Korrosionsschäden
wird kohlenstoffhaltigen Rückständen zugeschrieben, die beispielsweise durch thermische
Zersetzung des beim Rohrziehen verwendeten Ziehmittels auftreten.
[0003] Aber auch bei hartgezogenen Kupferrohren, die keinem Glühvorgang unterzogen werden,
kann ein mehr oder weniger zusammenhängender Kohlenstofffilm auf der Rohrinnenseite
entstehen, wenn die Rohre beispielsweise durch Hartlöten miteinander verbunden oder
zur Erleichterung des Biegens erwärmt werden.
[0004] Es hat sich herausgestellt, daß der beim Erwärmen entstehende Kohlenstofffilm dann
nahezu unschädlich ist, wenn sich weniger als 0,1 mg/dm² Ziehöl auf der Innenoberfläche
des Kupferrohres befindet.
[0005] Zur Entfernung des Ziehölfilms ist es bereits bekannt, Entfettungsmittel einzusetzten,
beispielsweise organische Lösungsmittel, wie Per- oder Trichlorethylen. Ein anderes
Verfahren sieht vor, das Ziehöl zu verdampfen und die Ziehöldämpfe abzusaugen.
[0006] Eine weitere Behandlungsart besteht darin, die Glühung in einer reduzierenden Atmosphäre
durchzuführen und den entstandenen Kohlenstoffilm durch ein Strahlmittel zu entfernen.
Hierbei wird in das Rohr ein Strahlmittel entweder durch Druckwasser oder Druckluft
eingeführt.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Bildung von Kohlenstoff- und/oder Oxidfilmen
beim Hartlöten oder Warmbiegen von hartgezogenen Rohren aus Kupfer oder Kupferlegierungen
zu verhindern und damit die Lochfraßbeständigkeit dieser Rohre zu verbessern.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die im kennzeichnenden Teil des Anspruchs
1 angegebenen Merkmale gelöst.
[0009] Vorteilhafte Weiterbildungen sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0010] Das Verfahren gemäß der Lehre der Erfindung unterscheidet sich von den bisher bekannten
im wesentlichen weichgeglühte Kupferrohre betreffenden Verfahren durch eine Kombination
chemischer und mechanischer Behandlungsstufen. Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
gelingt es in überraschender Weise, die Bildung von schädlichen Filmen, z.B. kohlenstoffhaltigen
Filmen oder Oxidfilmen, auf der Innenoberfläche von hartgezogenen Kupferrohren zu
vermeiden. Diese nach der Theorie als bipolare Elektroden wirkenden Filme entstehen
in der Regel bei den beim Hartlöten oder Warmbiegen von Kupferrohren üblichen Temperaturen.
[0011] Eingehende Untersuchungen haben gezeigt, daß die schädlichen Filme im wesentlichen
dadurch vermieden werden können, daß die vom Ziehöl weitgehend befreite Innenoberfläche
von Kupferrohren nach der zusätzlichen Strahlbehandlung eine gewisse Mindestrauhigkeit
aufweist. Es kommt also darauf an, daß an der Innenoberfläche der Rohre eine bestimmte
Oberflächenstruktur erzielt wird, die den bei einer Wärmebehandlung entstehenden
Filmen nur eine sehr geringe Haftung ermöglicht. Stabile Korrosionselemente, die
für das Entstehen der Lochfraßkorrosion ursächlich sind, können sich somit nicht
ausbilden. Nach einer bevorzugten Ausführungsform wird die Strahlmittelbehandlung
derart durchgeführt, daß die Innenoberfläche der Rohre einen Mittenrauhwert zwischen
0,8 µm und 1,0 µm aufweist.
[0012] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen noch näher erläutert.
Beispiel 1
[0013] Auf Endabmessung hartgezogene 5 m lange Rohre aus SF- Cu mit einem Durchmesser von
15 mm und einer Wanddicke von 1 mm wurden in einer ersten Behandlungsstufe zum Entfernen
des Ziehöls in ein Lösungsmittelbad aus Trichlorethylen getaucht. In einer weiteren
Behandlungsstufe wurden die Kupferrohre an die Strahldüse einer Strahlanlage angeschlossen
und 5 s lang mit Korund der Körnung 54 (entsprechend einem mittleren Teilchendurchmesser
von 300 bis 350 µm) behandelt. Der Strahlmitteldruck betrug etwa 0,55 MPa. Um die
Innenoberfläche der Rohre je nach späterem Einsatzfall von Korundteilchen zu reinigen,
kann beispielsweise ein den Rohrquerschnitt ausfüllender Filzstopfen eingebracht
und der gegebenenfalls mit einem Reinigungsmittel getränkte Filzstopfen dann mittels
Druck durch die Rohrlänge transportiert werden. Vielfach wird schon ein einfaches
Ausblasen mit Preßluft völlig ausreichend sein, um an der Rohrinnenwand haftende Korundteilchen
zu beseitigen. Der Mittenrauhwert R
a wurde mit 0,8 µm bestimmt. Der Restkohlenstoffgehalt lag mit < 0,03 mg/dm² unterhalb
der Nachweisgrenze. Langzeitversuche in verschiedenen korrosionsfördernden Haushaltswässern
ergaben keine signifikante Ausbildung von Lochkorrosion. Ebenso traten nach dem Hartlöten
und/oder Warmbiegen keine Korrosionsschäden auf.
Beispiel 2
[0014] Entsprechend den in Beispiel 1 angegebenen Verfahrensbedingungen wurden auf Endmaß
gezogene Rohre der Abmessung 22 x 1 mm verwendet. In Abänderung des Verfahrens wurden
die Rohre 10 s lang mit Korund behandelt. Der Mittenrauhwert R
a betrug nach der Strahlmittelbehandlung 1,0 µm. Der Restkohlenstoff- bzw. Restschmiermittelgehalt
lag wiederum unterhalb der Nachweisgrenze.
Beispiel 3
[0015] In weiterer Abwandlung der bisher angegebenen Verfahrensbedingungen wurden auf Endabmessung
15 x 1 mm gezogene Rohre zunächst mit Trichlorethan entfettet, getrocknet und dann
kurzzeitig in ein Salpetersäurebad getaucht. Die weiteren Verfahrensbedingungen für
die Strahlmittelbehandlung entsprachen denen des Beispiels 1. Langzeitversuche von
fünf in Gebieten mit lochfraßbegünstigenden Wässern praxisnah betriebenen Prüfständen
ergaben keine Anzeichen von Lochfraßangriff. Die Innenoberfläche der Rohre hatte ein
blankes metallisches Aussehen. Der Wasserdurchsatz betrug während der Durchflußzeiten
etwa 1,5 l/min, der beim Prüfrohr einer mittleren Strömungsgeschwindigkeit von etwa
0,2 m/s entspricht.
1. Verfahren zur Herstellung lochfraßbeständiger hartgezogener Rohre aus Kupfer oder
Kupferlegierungen, dadurch gekennzeichnet, daß die Rohre zunächst entfettet werden und dann die Innenoberfläche der Rohre zusätzlich
mit einem Strahlmittel behandelt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Rohre zum Entfetten in ein organisches Lösungsmittelbad getaucht werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Strahlmittel auf die Innenoberfläche der Rohre für einen Zeitraum von etwa
3 bis 30 s einwirkt.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Strahlmittelbehandlung 5 bis 10 s durchgeführt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Druck, mit dem das Strahlmittel auf die Innenoberfläche der Rohre einwirkt,
mindestens 0,5 MPa beträgt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Innenoberfläche der Rohre mit Sandkörnern oder Korundteilchen behandelt wird,
die einen mittleren Teilchendurchmesser von etwa 200 bis 350 µm aufweisen.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zumindest die Innenoberfläche der Rohre alternativ oder zusätzlich zur Entfettungsbehandlung
gebeizt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Innenoberfläche der gestrahlten Rohre einen Mittenrauhwert von 0,4 bis 1,5
µm aufweist.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, das der Mittenrauhwert der Innenoberfläche der gestrahlten Rohre 0,8 bis 1,0 µm beträgt.
10. Verwendung der gemäß dem Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 9
behandelten Rohre als lochfraßbeständige Installationsrohre in gestreckten Längen
für den Sanitärbereich.