[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von α + β Ti-Legierungen bzw.
ein Vorformmaterial bzw. einen Vorformteil mit beispielsweise einem Gehalt von etwa
6 Gew.-% Al, etwa 4 Gew.-% V und den herstellungsbedingten Verunreinigungen, wobei
die erschmolzene Legierung bzw. das Vormaterial bzw. der Vorformteil gegebenenfalls
nach einer Vorverformung, z.B. Schmieden, zur Einstellung eines Verformungsgefüges
mit einer lamellaren Matrix aus α + β -Phase bei einer Temperatur von 1040 bis 1060°C
zur Einstellung der β -Phase geglüht wird, wobei durch eine erste Abkühlung eine Gefügeumwandlung
in feinlamellares α + β -Gefüge oder α′-Gefüge (feinstes α + β -Gefüge) vorgenommen
wird, wonach im Zuge einer Warmverformung im Ausmaß von mindestens 60 % Verformungsgrad
bei etwa 850 bis 960°C bzw. einer Temperatur von etwa 30 bis 50°C unterhalb der Umwandlungs-
bzw. Transitus- bzw. Transustemperatur der Legierung, gegebenenfalls von 980 bis
1000°C, eine hohe Versetzungsdichte ausgebildet wird, worauf, gegebenenfalls nach
einer weiteren Abkühlung, eine kontrollierte Rekristallisation bzw. Gefügeeinstellung
durch eine Wärmebehandlung bei etwa 950°C erfolgt und eine β -Matrix mit fein verteilter
globulitischer α -Phase im Verhältnis von etwa 50 : 50 Prozent eingestellt wird,wobei
im Zuge einer folgenden Abkühlung ein weitgehend martensitischer Zerfall der β-Matrix
erreicht wird, wobei in einem folgenden Glühvorgang die martensitische Matrix in
eine lamellare α + β -Phase übergeführt wird.
[0002] Bei diesem bekannten Verfahren kommt es insbesondere darauf an, daß das erste Abschrecken
nach dem Glühen, mit dem der Ausgangszustand ( α -Phase in α + β -Matrix) von der
β -Phase entsprechend rasch und geführt vorgenommen wird, um eine möglichst gleichmäßige
und feinkristalline Gefügestruktur in Form von martensitischem α′-Gefüge und/oder
in Form einer feinlamellaren α + β-Phase zu erreichen und Wärmespannungen, die zu
Rissen führen, zu vermeiden. Bisher konnte ein optimales Gefüge in rißfreien Teilen
aufgrund nicht entsprechender Abschreckbedingungen gerade in dieser wichtigen Abschreckphase,
insbesondere bei großen Querschnitten, nicht erreicht werden.
[0003] Erfindungsgemäß wird nunmehr vorgesehen, daß insbesondere zur Erzielung einer einstellbaren,
hohen Abkühlungsgeschwindigkeit und einer raschen gleichmäßigen Temperaturabnahme
über der gesamten Oberfläche des Vorformteiles zur Vermeidung von Spannungen und Rißbildung,
zumindest die erste Abkühlung gegebenenfalls auch wenigstens einer der weiteren Abkühlschritte
durch Besprühen des Vorformteiles mit Wasser gegebenenfalls mit Preßluftbeimengung
vorgenommen wird. Bevorzugt ist es, wenn beim Absprühen darauf geachtet wird, daß
während des Absprühvorganges kein Oberflächenbereich des abzukühlenden Vorformteiles
länger als 1 Sekunde unbesprüht bleibt. Durch das Absprühen wird auf der gesamten
Oberfläche eine gleichmäßige, regelbare Abkühlung mit großer Abkühlungsgeschwindigkeit
erreicht. Unregelmäßigkeiten aufgrund von Dampfblasen (Leidenfrost-Phänomen), die
bei einem durch Eintauchen erfolgenden Abkühlen auftreten, werden vermieden. Durch
die über die gleichmäßig über die Oberfläche erfolgende Temperaturabnahme werden
Wärmespannungsrisse vermieden. Aufgrund der hohen aber steuerbaren Abküh lungsgeschwindigkeit
kann eine optimale Gefügeumwandlung bzw. -einstellung erreicht werden. Diese Tendenz
wird dadurch unterstützt, daß das Gefüge des Materials von seiner abgekühlten Oberfläche
aus bedingt durch die Kontraktion des intensiven Abkühlvorganges und gleichmäßigen
unter großen sich gleichmäßig verteilenden Druck gesetzt wird, der die Gefügeausbildung
in richtung der Ausbildung eines feinen Kornes unterstützt. Zur gleichmäßigen und
raschen Abkühlung trägt auch bei, daß kein Bereich der Oberfläche länger als 1 Sekunde
unbesprüht bleibt. Dazu ist es vorteilhaft, wenn das vorzugsweise stangenförmige Vormaterial
während des Absprühens mit 1 bis 20, vorzugsweise 4 bis 10, Umdrehungen pro Minute
vor den Wasserstrahlen rotiert wird.
[0004] Zur Verbesserung der gewünschten Gefügeeinstellung kann es vorteilhaft sein, wenn
der Absprühvorgang intermittierend durchgeführt wird und die Zeitdauer der Unterbrechungen
in Abhängigkeit von der Rück-Wärmung gewählt wird. Bevorzugt ist es, wenn durch Regelung
des Wasserdruckes und/oder der Rotationsgeschwindigkeit und/oder der Zeitdauer des
gegebenenfalls intermittierend geführten Absprühvorganges die Abkühlungsgeschwindigkeit
eingestellt wird.
[0005] Zweckmäßigerweise wird zur Durchführung des Verfahrens eine Sprüheinrichtung verwendet,
die eine Anzahl, vorzugsweise mindestens drei, Spritzleisten aufweist, die vorzugsweise
symmetrisch um den Aufnahmeraum für den abzusprühenden Vorformteil angeordnet sind,
und gegebenenfalls eine Einrichtung zur Rotation des vorzugsweise stangenförmigen
Vorformteiles vorbei an den Spritzleisten, umfaßt. Derartige Einrichtungen sind an
sich be kannt, haben sich aber als ganz besonders gut geeignet erwiesen, die für
ein optimales Gefüge erforderlichen Abkühlungsbedingungen für die erwähnte Titanbasis-Legierung
zu erreichen bzw. einzustellen.
[0006] Auch die weiteren im Zuge der Herstellung der Legierung vorzunehmenden Abkühlungsschritte
sind mit der erfindungsgemäß verwendeten Sprüheinrichtung leichter beherrschbar
und hinsichtlich der Gefügeeinstellung optimierbar. Es ist somit möglich, einen,
mehrere oder alle weiteren Abkühlungsschritte mit einer Sprüheinrichtung durchzuführen.
Gerade bei dieser Legierung ist eine exakte Führung der Abkühlung von besonderer
Bedeutung.
[0007] Das erfindungsgemäß erreichte Gefüge besitzt eine gleichmäßige Kornverteilung mit
Körnern < 10 µ Durchmesser und die Phasenanteile an α -Phase und lamellar verteilter
β -Phase liegen gleichmäßig über das Material verteilt, gegebenenfalls im Verhältnis
von etwa 50 : 50 vor.
[0008] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren können strukturell verbesserte Vormaterialien
z.B. für Turbinenschaufeln, Zellen für Luft- und Raumfahrzeuge, Schrauben, Bolzen,
insbesondere auf Ermüdung beanspruchte Bauteile, usw. hergestellt werden.
[0009] Mit der erfindungsgemäßen Vorgangsweise ist es möglich, bei gegenüber herkömmlichen
Abmessungen vergrößerte Abmessungen besitzenden Vormaterialien die gewünschte Gefügestruktur
zu erzielen, da aufgrund der erzielbaren höheren Abkühlungsgeschwindigkeit und allenfalls
genauer Einregelung z.B. größeren Durchmesser aufweisende Vorformteile gezielt behandelt
werden können.
[0010] In der Zeichnung sind Ausführungsbeispiele von erfindungsgemäß einsetzbaren Sprühvorrichtungen
dargestellt.
Fig. 1 zeigt eine Sprühdüse,
Fig. 2 einen Schnitt durch eine erste Ausführungsform,
Fig. 3 und 4 eine Draufsicht und einen Schnitt durch eine weitere Ausführungsform,
Fig. 5 und 6 mögliche Anordnungen von Sprühdüse in Sprühanlagen.
[0011] In Fig. 1 ist eine Sprühdüse 1 bekannter Bauart dargestellt, mit der Kühlflüssigkeit,
insbesondere Wasser, mit kegeligem Strahl auf den abzukühlenden Vorformteil gespritzt
wird. Mit zugeführter Luft mit einem regelbaren Druck von z.B. bis 5 bar wird die
Geschwindigkeit und gegebenenfalls die Verteilung der Wasserteilchen, die mit einem
Druck von bis zu 5 bar ausgesprüht werden, erhöht bzw. die Geschwindigkeit kann damit
eingeregelt bzw. erhöht werden. Die Düse ermöglicht in einem Abstand L das Besprühen
einer Fläche mit einer definierten Abmessung D. Der Abstand Düse-Vorformteil wird
entsprechend eingestellt, sodaß ein von den Abmessungen des Vorformteiles abhängiger
Oberflächenbereich mit entsprechendem Druck besprüht werden kann.
[0012] Fig. 2 zeigt einen zylindrischen Vorormteil 2, der zentrisch zu drei Düsen 1, bzw.
zu horizontalen Spritzleisten 4 ähnlich Fig. 3 zusammengefaßten Düsen 1 angeordnet
ist und auf Rollen 3 rotiert wird. Die Strahlen des Kühlmediums treffen entsprechende
Mantelflächenbereiche des Vorformteiles 2; durch Einstellung des Sprühwinkels und/oder
der Rotationsgeschwindigkeit kann der Abkühlvorgang geregelt werden.
[0013] Fig. 3 zeigt eine vertikal angeordnete Spritzleiste 4 mit einer Anzahl von Düsen
1, deren Abstand in Bezug auf den zylindrischen Vorformteil 2 händisch oder maschinell
veränderbar ist. Entsprechend Fig. 4 sind drei Spritzleisten 4 um den Vorformteil
angeordnet. Der Vorformteil 2 hängt von einer Trageinrichtung 5 ab, von der er rotiert
wird, sodaß die gesamte Mantelfläche abgesprüht wird. Mit 6 ist eine Einrichtung zur
Regelung der Menge und des Druckes der Spritzflüssigkeit und der Preßluft, mit 7 eine
Verstelleinrichtung für die Spritzleiste und mit 8 eine Regeleinrichtung für die
Rotationsgeschwindigkeit bezeichnet. Die einzelnen Einrichtungen sind nur angedeutet.
[0014] Fig. 5 und 6 zeigen die Anordnung von drei bzw. vier Spritzleisten 4 zur Abkühlung
eines Vorformteiles 2 mit quadratischem Querschnitt. Auch hier erfolgt eine Anpassung
der Sprühparameter an die Form des Vorformteiles und die gewünschten Abkühlungsparameter,
wobei die Rotation des Materials, welches Vierkantquerschnitt aufweist, bei 4-Düsenbeaufschlagung
(Fig. 6) unterbleiben kann.
[0015] Bei geformten Vorformteilen können die Sprühparameter einzelner Düsen der Spritzleisten
an die Längsform des Vorformteiles angepaßt werden, sodaß z.B. Bereiche geringen
Durchmessers weniger besprüht werden, um die Abkühlungsgeschwindigkeit in diesen
Bereichen an diejenige mit größerem Durchmesser anzupassen. Auch die Durchführung
eines gesteuerten intermittierenden Absprühens ermöglicht eine Anpassung der Sprüheinrichtung
an verschiedene Vorformteile.
[0016] In einem Versuch wurde eine Legierung der Zusammensetzung 6,03 Gew.% Al, 4,03 Gew.-%
V, 0,012 Gew.-% C, 74 ppm H, 0,024 Gew.-% N, 0,14 Gew.-% 0, 0,14 Gew.-% Verunreinigungen,
Rest Ti erschmolzen und entsprechend dem erfindungsgemäßen Verfahren Formteile hergestellt.
Vergleichsversuche mit Formteilen, die durch Eintauchen in Wasser abgeschreckt wurden,
ergaben, daß erfindungsgemäße Formteile mit gegenüber den durch Eintauchen wasserabgeschreckten
Formteilen bei doppeltem Durchmesser noch immer ein feineres Gefüge und entsprechend
bessere Kenndaten bzw. Prüfwerte als diese besaßen.
1. Verfahren zur Herstellung von α + β Ti-Legierungen bzw. Vorformmaterial bzw. Vorformteil
mit beispielsweise einem Gehalt von etwa 6 Gew.-% Al, etwa 4 Gew.-% V und den herstellungsbedingten
Verunreinigungen, wobei die erschmolzene Legierung bzw. das Vormaterial bzw. der
Vorformteil gegebenenfalls nach einer Vorverformung , z.B. Schmieden, zur Einstellung
eines Verformungsgefüges mit einer lamellaren Matrix aus α + β -Phase bei einer Temperatur
von 1040 bis 1060°C zur Einstellung der β -Phase geglüht wird, wobei durch eine erste
Abkühlung eine Gefügeumwandlung in feinlamellares α + β -Gefüge oder α ′-Gefüge
(feinstesα + β -Gefüge) vorgenommen wird, wonach im Zuge einer Warmverformung im Ausmaß
von mindestens 60 % Verformungsgrad bei etwa 850 bis 960°C bzw. einer Temperatur
von etwa 30 bis 50°C unterhalb der Umwandlungs-Transitus- bzw. Transustemperatur
der Legierung, gegebenenfalls von 980 bis 1000°C, eine hohe Versetzungsdichte ausgebildet
wird, worauf, gegebenenfalls nach einer weiteren Abkühlung, eine kontrollierte Rekristallisation
bzw. Gefügeeinstellung durch eine Wärmebehandlung bei etwa 950°C erfolgt und eine
β -Matrix mit fein verteilter globulitischer α -Phase eingestellt wird, wobei im
Zuge einer folgenden Abkühlung ein weitgehend martensitischer Zerfall der β -Matrix
erreicht wird, wobei in einem folgenden Glühvorgang die martensitische Matrix in eine
lamellare α + β -Phase übergeführt wird, dadurch gekennzeichnet, daß insbesondere
zur Erzielung einer einstellbaren, hohen Abkühlungsgeschwindigkeit und einer raschen
gleichmäßigen Temperaturabnahme über die gesamte Oberfläche des Vorformteiles zur
Vermeidung von Spannungen und Rißbildung zumindest die erste Abkühlung gege benenfalls
auch wenigstens einer der weiteren Abkühlschritte durch Besprühen des Vorformteiles
mit Wasserstrahlen und/oder Wasser-Luft-Gemischen vorgenommen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß beim Absprühen darauf geachtet
wird, daß während des Absprühvorganges kein Oberflächenbereich des abzukühlenden
Vorformteiles länger als 1 Sekunde unbesprüht bleibt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das vorzugsweise
stangenförmige Vormaterial während des Absprühens mit 1 bis 20, vorzugsweise 4 bis
10, Umdrehungen pro Minute vor den Wasserstrahlen bzw. Wasser-Luft-Strahlen rotiert
wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Absprühvorgang
intermittierend durchgeführt wird und die Zeitdauer der Unterbrechungen in Abhängigkeit
von der Rück-Wärmung gewählt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß durch Regelung
des Wasserdruckes und/oder der Rotationsgeschwindigkeit und/oder der Zeitdauer des
gegebenenfalls intermittierend geführten Absprühvorganges die Abkühlgeschwindigkeit
eingestellt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß bei eckigen
Querschnitt besitzenden Vorformteilen jeder Fläche eine Spritzleiste zugeordnet wird,
mit der die jeweilige Fläche zur Gänze bzw. vollständig besprüht wird. (Fig. 6)
7. Verwendung einer Sprüheinrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der
Ansprüche 1 bis 6.
8. Verwendung einer Sprüheinrichtung, die eine Anzahl, vorzugsweise mindestens drei,
Spritzleisten aufweist, die vorzugsweise symmetrisch um den Aufnahmeraum für den abzuspritzenden
Vorformteil angeordnet sind, und gegebenenfalls eine Einrichtung zur Rotation des
vorzugsweise stangenförmigen Vorformteiles vorbei an den Spritzleisten umfaßt, zur
Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 6.