(19)
(11) EP 0 307 568 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
22.03.1989  Patentblatt  1989/12

(21) Anmeldenummer: 88111067.0

(22) Anmeldetag:  11.07.1988
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4G21F 3/02, G21F 7/04, A41D 19/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
BE DE FR GB

(30) Priorität: 22.07.1987 DE 8710058 U

(71) Anmelder: SIEMENS AKTIENGESELLSCHAFT
80333 München (DE)

(72) Erfinder:
  • Baumann, Siegfried
    D-8757 Karlstein 1 (DE)
  • Wegner, Werner Dipl.-Ing.,
    D-6238 Hofheim-Marxheim (DE)
  • Dams, Wolfgang Dr.,
    D-6144 Zwingenberg (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Handschuhkasten


    (57) An einer Gehäuseöffnung (3) eines Handschuhkastens ist ein Sack (5), z.B. ein gasdichter Handschuh, aus thermoplastischem Polyurethan angeordnet.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft einen Handschuhkasten nach dem Oberbe­griff des Schutzanspruches 1.

    [0002] Ein derartiger Handschuhkasten ist aus der deutschen Offen­legungsschrift 32 01 976 bekannt. Der gasdichte Sack an die­sem bekannten Handschuhkasten ist ein Handschuh mit einer Matrix, die auf der aktiven Innenseite des Handschuhes einen Oberflächenüberzug aus halogenfreiem Elastomer und/oder Poly­olefin aufweist. Dieses Polyolefin kann Polyäthylen sein, während auf der Matrix auf der inaktiven Außenseite des Hand­schuhes ein Oberflächenüberzug aus chlorsulfoniertem Poly­äthylen angeordnet sein kann.

    [0003] Werden in dem bekannten Handschuhkasten radioaktive Strahler, insbesondere Alphastrahler wie Plutonium, verarbeitet, so ver­hindert der Oberflächenüberzug aus halogenfreiem Elastomer und/oder Polyolefin auf der aktiven Innenseite des Handschuhes, daß Halogene, insbesondere Chlor, durch die radioaktive Strahlung auf der aktiven Innenseite des Handschuhes freige­setzt werden und in den Handschuhkasten und damit in den radioaktiven Strahler gelangt.

    [0004] Durch Freihalten des radioaktiven Strahlers von Halogenverun­reinigungen werden Korrosionen an metallischen Umhüllungen ver­mieden, in die der radioaktive Strahler eingebracht wird und die durch Halogen hervorgerufen werden, die dieser radioaktive Strahler abgibt. Von besonderer Bedeutung ist dies für den Fall, daß der radioaktive Strahler Tabletten aus Plutonium oder Plutoniummischoxid sind, die als Kernbrennstoff in beste­hende Hüllrohre, z.B. aus Zirkoniumlegierung, von Brennstäben eines Kernreaktorbrennelementes eingesetzt werden. An diesen Hüllrohren muß mit höheren Korrosionsschäden während des Einsatzes in einem Kernreaktor gerechnet werden, wenn der Kernbrennstoff Halogene abgibt.

    [0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, den bekannten Hand­schuhkasten durch einen gasdichten Sack aus einschichtigem Werkstoff weiterzubilden.

    [0006] Zur Lösung dieser Aufgabe hat ein Handschuhkasten der eingangs erwähnten Art die Merkmale des kennzeichnenden Teile des Schutz­anspruches 1.

    [0007] Das thermoplastische Polyurethan, aus dem der Sack an diesem Handschuhkasten besteht, enthält kein Halogen und kann dement­sprechend auch im Handschuhkasten verarbeitete radioaktive Strahler nicht mit Halogen verunreinigen. Im Falle eines später im Rahmen einer Entsorgung zu verbrennenden Ausschleussackes wird wegen des fehlenden Halogens auch eine Korrosion des Verbrennungsofens vermieden. Ferner zeichnet sich der Sack aus thermoplastischem Polyurethan durch hohe Elastizität und hohe Rückspannkraft aus, so daß mit diesem Sack ein sehr guter Dichtsitz an einem Anschlußstutzen erzielt werden kann, der sich an der Gehäuseöffnung am Handschuhkasten befindet. Weiter­hin hat der Sack aus thermoplastischem Polyurethan hohe Reiß­festigkeit, hohe Reißdehnung sowie hohe Durchstoßfestigkeit, so daß er durch mechanische Einflüsse z.B. mit spitzen Ge­genständen nur schwer oder gar nicht beschädigt werden kann. Schließlich ist der Sack aus thermoplastischem Polyurethan mit Hochfrequenzschweißgeräten noch gut verschweißbar, abriebfest, gleitfähig und nicht klebend.

    [0008] Vorteilhafte Weiterbildungen dieses Handschuhkastens sind Ge­genstand des Schutzanspruches 2.

    [0009] Es sind zwar bereits Handschuhkästen mit einschichtigen gas­dichten Säcken an Gehäuseöffnungen bekannt, diese gasdichten Säcke bestehen aber aus Polyvinylchlorid. Sie geben deshalb unerwünschtes Chlor an radioaktive Strahler in den Handschuh­kästen ab.

    [0010] Ferner ist aus GB-A-2 148 094 ein mehrschichtiger Polyurethan-­Gummi-Handschuh mit textilem Stützgewebe bekannt, der für Schmutzarbeiten in der Küche oder im medizinischen Bereich ver­wendet wird.

    [0011] Die Erfindung und ihre Vorteile seien anhand der Zeichnung an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert:

    [0012] Ein Handschuhkasten weist eine Wandung 2 auf, in der sich eine Gehäuseöffnung 3 befindet. In dieser Gehäuseöffnung 3 ist ein nach außen vorstehender Ring 4 eingesetzt, auf dem auf der Außenseite der Gehäusewandung 2 ein Sack 5 sitzt, der - wie dargestellt - ein gasdichter Arbeitshandschuh, aber auch ein gasdichter Ausschleussack oder ein zwei offene Enden auf­weisender, gasdichter Verbindungssack zu einem Behälter, z.B. zu einem vorstehenden Ring in einer Gehäuseöffnung an einem anderen Handschuhkasten, sein kann. Dieser gasdichte Sack 5 ist einschichtig und besteht aus thermoplastischem Polyurethan, welches z.B. durch Polyaddition von Di- oder Triisocyanaten mit Polyolen oder Polydiolen (z.B. Polyesterdiolen, Polyetherdiolen oder Polycarbonatdiolen) reversibel vernetzt wird. Dieses thermo­plastische Polyurethan hat physikalisch reversibel vernetzte, schmelzbare Moleküle mit amorphem oder teilkristallinem Aufbau beispielsweise mit der Grundstruktur

    x, y ganze Zahl Aufgrund der langen Vernetzung seiner Moleküle ist dieses Polyurethan kristallin und nicht klebend. Seine relevanten Materialgrößen hängen z.B. von x und y ab und sind wie folgt: Reißfestigkeit (längs und quer) nach DIN 53 455 : 50 bis 75 N/mm²
    Reißdehnung nach DIN 53 455 : 500 bis 700 %
    Weiterreißfestigkeit nach DIN 53 363: > 70 N/mm
    Zähelastisches Verhalten nach DIN 53 373:
    Durchstoßkraft: 50 bis 75 N
    Durchstoßweg: 50 bis 75 mm
    Durchstoßarbeit: > 150 N cm.


    Ansprüche

    1. Handschuhkasten mit einer Gehäuseöffnung, an der ein Sack, insbesondere ein gasdichter Handschuh, ein gasdichter Aus­schleussack oder ein gasdichter Verbindungssack zu einem Be­hälter, angeordnet ist,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß der Sack (5) aus thermoplastischem Polyurethan besteht.
     
    2. Handschuhkasten nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß das Polyurethan die Grundstruktur

    hat.
     




    Zeichnung







    Recherchenbericht