[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Eintrag von Gasen, Aerosolen
und/oder Gas-Feststoffmischungen in den Brennraum eines Dampfkessels oder anderer
Feurräume mit Wärmenutzung sowie ein Verfahren zur Minderung der bei der Verbrennung
von Gasen, Aerosolen und/oder Gas-Feststoffmischungen in Dampfkesseln oder anderen
Feurräumen mit Wärmenutzung entstehenden Schadstoffe.
[0002] Üblicherweise wird ein Stickstoffverbindungen enthaltendes Abgas in einer 2-stufigen
Brennkammer entsorgt, wobie die erste Brennkammer mit Sauerstoffmangel und die zweite
mit entsprechendem Sauerstoffüberschuß betrieben wird. Zusätzlich ist, um die thermische
NO
x-Bildung zu minimieren, ein Wärmetauscher zwischen beiden Brennkammern plaziert. Anlagen
mit 2-stufiger Verbrennung sind aus R. Römer, W. Leukel, A. Stoeckel, G. Hemmer:
Beeinflussung der Stickoxidbildung aus brennstoffgebundenem Stickstoff durch feuerungstechnische
Maßnahmen, Chem.-Ing.-Techn. MS 875/81 oder O. Carlowitz, H. Wiebe, U. Gravemeier
Verbrennung von ammoniak- und stickoxidhaltigen Brüden in einem Drallbrennkammersystem,
VDI-Berichte Nr. 423/81, bekannt.
[0003] Diese Verbrennungsanlagen werden in erster Linie zur Minderung der Schadstoffe betrieben,
wobie im Vergleich zu Kraftwerksfeuerungen eine wesentlich geringere Rauchgasmenge
zur Diskussion steht. Eine Vorschaltung einer mit Luftmangel betriebenen Vorbrennkammer
an einen Dampfkessel mit Zwangsumlauf scheidet aufgrund der geänderten Wärmeentbindung
und der damit verbundenen Änderung der örtlichen Wärmeübertragung aus.
[0004] Durch den Einsatz geeigneter Brenner kann die NO
x-Emission vermindert werden. Durch gezielte Luft- und Brennstoffzufuhr werden Zonen
innerhalb der Brennerflamme erzeugt, in denen Luftmangel herrscht und dementsprechend
das für die NO
x-Reduzierung geeignete CO entsteht. Die Wirkung dieser Brenner wird weiter dadurch
gesteigert, daß durch Zugabe von sauerstoffabgereicherter Verbrennungsluft, die meist
als Mischung von Frischluft und rückgeührtem Rauchgas zur Verfügung steht, an geeigneter
Stelle sowohl die Flammtemperatur reduziert als auch das Sauerstoffangebot reduziert
wird.
[0005] Aus VDI-Berichte 574, Seiten 443 ff ist weiter bekannt, zur Minimierung des NO
x-Gehaltes in Rauchgas der Einsatz von stickstoffhaltigem Brennstoff in mit mehreren
Brennern bestückten Feuerungsanlagen, die Brennstoffkonzentration und Luftmenge an
den einzelnen Brennern zu vertrimmen.
[0006] Diese Technologie kann nur bei kleinen Volumenströmen Stickstoffverbindungen enthaltenden
Abgases angewandt werden. Dieses Abgas müßte im Primärbereich der Flamme zugeführt
werden, da sonst eine für die Reduzierung des aus dem Abgas entstandenen NO
x erforderliche Vermischung mit dem Reduktionsmittel nicht oder nur sehr unvollständig
gegeben ist.
[0007] Aufgabe der Erfindung war es somit, eine Vorrichtung zur Verfügung zu stellen, die
die beschriebenen Nachteile nicht aufweist.
[0008] Überraschenderweise wurde nun gefunden, daß durch eine geänderte Zufuhr des Abgases
bei üblichen Brennern die Abgaswerte erheblich verbessert werden können. Die geänderte
Zufuhr geschieht durch einen schirmartigen Aufsatz am Ende des Gassammelrohres. Die
im folgenden benutzte Bezifferung bezieht sich auf Fig. 1, in der eine bevorzugte
Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung dargestellt ist.
[0009] Gegenstand dieser Erfindung ist eine Vorrichtung zum Eintrag von Gasen, Aerosolen
und/oder Gas-Feststoffmischungen in den Brennraum eines Dampfkessels oder anderer
Feuerräme mit Wärmenutzung, welche dadurch gekennzeichnet ist, daß am Austritt eines
Gassammel rohres (1) ein schirmartiger Aufsatz (2) zentral so installiert ist, daß
das einzutragende Gas, Aerosol und/oder die Gas-Feststoffmischung ringförmig mit einem
Öffnungswinkel von > 90°C, bevorzugt 120 bis 150°, in den Brennraum eingetragen werden
kann.
[0010] Erfindungsgemäß kann es von Vorteil sein, daß das Gassammelrohr (1) eine ringförmige
Erweiterung (3) aufweist. Hierdurch kann die Führung des Gasstroms optimiert werden.
Ferner ist es vorteilhaft, daß am und/oder oberhalb des schirmartigen Aufsatzes (2)
eine Kühlvorrichtung (4) installiert ist. Diese Kühlvorrichtung schützt die erfindungsgemäße
Vorrichtung gegen einstrahlende Wärme. Sie kann aus mit Flüssigkeit durchströmten
Kühlschlangen bestehen, die bevorzugt mäanderförmig ausgelegt sind. Weiterhin besteht
eine besonders bevorzugte Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung darin,
daß im Gassammelrohr (1) ein oder mehrere Eintragsorgane (5) angebracht sind. Hier
können weitere Gasströme, z.B. Luft oder Sauerstoff eingebracht werden. Auch können
am Gassamelrohr (1) ein oder mehrere Brenngaseintragsorgane (6) so angebracht sein,
daß das Brenngas im Austrittbereich (7) des Gassammelrohres (1) gelangen kann.
[0011] Zur Strömungsstabilisierung und zur Verbesserung der inneren Mischwirkung können
die Gaszufuhr (5) und (6) exzentrisch oder in einer anderen, die Mischung verbessernden
Weise erfolgen. Weiter ist eine Aufheizmöglichkeit der Vorrichtung selbst auf 800°C
bis 1000°C gegeben durch direkte oder indirekte Beheizung, z.B. elektrische Heizung
des Außenmantels der Vorrichtung. Dadurch ist die Möglichkeit gegeben, bei abgestelltem
Gasstrom in der Vorrichtung anbackende Produkte zu pyrolisieren und somit zu reinigen.
[0012] Eine bevorzugte Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung besteht somit darin,
daß im Gassammelrohr (1) ein Brenner (8) für Reinigungszwecke installiert ist.
[0013] Gegenstand dieser Erfindung ist auch ein Verfahren zur Minderung der bei der Verbrennung
von Gasen, Aerosolen und/oder Gas-Feststoffmischungen anfallenden Schadstoffe in Dampfkesseln
oder anderen Feuerräumen mit Wärmenutzung, welches dadurch gekennzeichnet ist, daß
die Gase, Aerosole und/oder Gas-Feststoffmischungen über eine Vorrichtung gemäß einem
oder mehrerer der Ansprüche 1 bis 6 in den Brennraum verteilt werden.
[0014] Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es z.B. möglich, die Konversionsrate von
einem stickstoffhaltigem Abgas bei der Entsorgung in Dampfkesseln oder anderer Kessel
mit Abwärmenutzung erheblich zu vermindern. Zu diesem Zweck wird das Abgas stromauf
vor der 1. Brennerebene durch die erfindungsgemäße Vorrichtung in die Brennkammer
eines Dampfkessels so eingebracht, daß optimale Misch- und Verweilzeitbedingungen
geschaffen werden. Mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist es ferner möglich, das
Abgas selbst durch Beimischung von gasförmigem Brennstoff und gasförmigen Sauerstoffträgern
optimal auf die Brennbedingungen einzustellen.
[0015] Bevorzugt betragen an der erfindungsgemäßen Vorrichtung die Austrittsgeschwindigkeiten
der Gase 10 m/s bis 80 m/s, bevorzugt 20 m/s bis 40 m/s. Das erfindungsgemäße Verfahren
ist insbesondere für Verbrennungsvorgänge geeignet, in denen die Gase, Aerosole der
Gas-Feststoffmischungen Stickstoff und/oder Verbindungen des Stickstoffs enthalten.
[0016] So ist es erfindungsgemäß möglich, große Mengen niederkalorisches, Stickstoffverbindungen
enthaltendes Abgas in einen großen Brennraum, bevorzugt in den gekühlten Brennraum
von Kesseln zur Dampferzeugung einzudüsen. Die dem Abgas entstammende Rauchgasmenge
kann bei entsprechendem Heizwert des Abgases bis ca. 50 % der gesamten Rauchgasmenge
betragen. Das Abgas selbst kann bis zu mehreren 10.000 ppm Stickstoffverbindungen
enthalten, z.B. HCN, die thermisch gespalten werden und zu einem erheblichen Teil
mit Sauerstoff zum NO oder NO₂ reagieren. In ersten Versuchen lag die NO
x-Minderung zwischen 61 % bei einem Anteil von 13 % und 48 % bei einem Anteil des Abgases
von 32 % an dem genannten Rauchgasvolumenstrom.
[0017] Im folgenden wird die Erfindung beispielhaft erläutert, ohne daß hierin eine Einschränkung
zu sehen ist.
Beispiel
[0018] Üblicherweise wurde das Stickstoffverbindungen enthaltende Abgas über 34 in einem
zentralen Aufgabepilz angeordnete Rohre der Größe DN 100 ca. 2 m unterhalb der ersten
Brennerebene, bestehend aus 4 Eckenbrennern, in den Feuerraum eines Dampfkessels mit
dem Querschnitt 4 m x 4 m eingetragen. Die Rohre im Aufgabepilz bildeten einen Winkel
von 20° gegen die Feuerraumachse. Der Eintrag des mit 0,8 MI/m³ bis 1,2 MI/m³ heizwertarmen
Abgases, das typisch bis je 4 % Blausäure und Sauerstoff, 89 % Stickstoff und jeweils
max. 2,2 % Kohlendioxid, Wasserdampf und Kohlenmonoxid sowie Spuren verschiedener
organischer Verbindungen enthalten kann, erfolgte erfindungsgemäß durch die in Bild
1 dargestellte Vorrichtung dergestalt, daß der Verteilerpilz mit einem Aufsatz versehen
wurde, so daß das Abgas unter einem Öffnungswinkel von ca. 180° in den Feuerraum strömte.
Der mit einem ungekühlten doppelten Hitzeschirm versehene neuartige Verteiler war
am Austritt entsprechend Bild 1 so gestaltet, daß das Abgas aus einem ringförmigen
Spalt von 100 mm bei einem mittleren Durchmesser von 1060 mm strömen konnte. Gegenüber
den mit üblichen pilzförmigen Verteiler gemessenen NO
x-Werten wurde bei Kesselteillast und ca. 65.000 m³/h Rauchgas der 8 in 2 Brennerebenen
installierten Gasbrenner der NO
x-Gehalt, bezogen und berechnet nach GFAVO, mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung
bei Einleitung von 10.000 m³/h Abgas um 61 % und bei 30.000 m³/h um 48 % bei gleichen
Betriebsbedingungen verringert. Der Restsauerstoffgehalt am Ende des Feuerraums betrug
1 %.
1. Vorrichtung zum Eintrag von Gasen, Aerosolen und/oder Gas-Feststoffmischungen in
den Brennraum eines Dampfkessels oder anderer Feurräume mit Wärmenutzung, dadurch
gekennzeichnet, daß am Austritt eines Gassammelrohres (1) ein schirmartiger Aufsatz
(2) zentral so installiert ist, daß das einzutragende Gas, Aerosol und/oder die Gas-Feststoffmischung
ringförmig mit einem Öffnungswinkel von >90°C, bevorzugt 120 bis 150°, in den Brennraum
eingetragen werden kann.
2. Vorrichtung gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Gassammelrohr (1)
eine ringförmige Erweiterung (3) aufweist.
3. Vorrichtung gemäß einem der Ansprüche 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß am und/oder
oberhalb des schirmartigen Aufsatzes (2) eine Kühlvorrichtung (4) installiert ist.
4. Vorrichtung gemäß einem oder mehrerer der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß im Gassammelrohr (1) ein oder mehrere Eintragsorgane (5) angebracht sind.
5. Vorrichtung gemäß einem oder mehrerer der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß am Gassammelrohr (1) ein oder mehrere Brenngaseintragorgane (6) so angebracht
sind, daß das Brenngas im Austrittsbereich (7) des Gassammelrohres (1) gelangen kann.
6. Vorrichtung gemäß einem oder mehrerer der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß im Gassammelrohr (1) ein Brenner (8) für Reinigungszwecke installiert ist.
7. Verfahren zur Minderung der bei der Verbrennung von Gasen, Aerosolen und/oder Gas-Feststoffmischungen
anfallenden Schadstoffe in Dampfkesseln oder anderen Feuerräumen mit Wärmenutzung,
dadurch gekennzeichnet, daß die Gase, Aerosole und/oder Gas-Feststoffmischungen über
eine Vorrichtung gemäß einem oder mehrerer der Ansprüche 1 bis 6 in den Brennraum
verteilt werden.
8. Verfahren gemäß Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Austrittsgeschwindigkeiten
von 10 m/s bis 80 m/s, bevorzugt 20 m/s bis 40 m/s, betragen.
9. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß die
Gase, Aerosole der Gas-Feststoffmischungen Stickstoff und/oder Verbindugen des Stickstoffs
enthalten.