[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Einrichtung zum Aufbringen eines Entzunderungsmittels
auf die Innenfläche einer glühenden Luppe bei der Herstellung von nahtlosen Rohren
sowie auf ein Verfahren, in welchem die Einrichtung angewendet wird.
[0002] Es ist ein Verfahren zum Entzundern der Innenfläche glühender Luppen bei der Herstellung
nahtloser Rohre und eine Einrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens bekannt (EP-A-0
133 937). Bei diesem Verfahren und mit dieser Einrichtung wird der mit dem Stoff,
nämlich einem Entzunderungsmittel, beladene Trägergasstrom mit dem Drall unmittelbar
durch den Hohlkörper, nämlich die glühende Luppe, geleitet. Dabei wird durch den Drall
eine gleichmässigere Verteilung des Stoffes im Trägergas und durch die infolge des
Dralls auftretende Fliehkraft ein grösserer Teil des Stoffes auf die Innenfläche
des Hohlkörpers gebracht, ohne der Schwerkraft zu folgen.
[0003] Der beladene Trägergasstrom mit dem Drall muss zuerst die im Hohlraum ruhende Luft
durch den Hohlraum hindurch und aus diesem heraus drängen. Dabei wird ein Teil seines
Dralls an diese Luft übertragen und geht für das Aufbringen des Stoffes auf die Innenfläche
des Hohlkörpers verloren. Wenn der beladene Trägergasstrom durch den Hohlraum strömt,
sind seine Geschwindigkeit und sein Drall in der Nähe der Innenfläche kleiner als
in der Mitte des Hohlraumquerschnitts. Die Strömung wird lami nar wegen der Reibung
an der Innenfläche, besonders wenn diese rauh, z.B. im Falle einer Luppe, mit einer
Zunderschicht überzogen ist. Insgesamt ist nur ein Teil des dem beladenen Trägergasstrom
erteilten Dralls zum Aufbringen des Stoffes auf die Innenfläche wirksam.
[0004] Hier will die Erfindung Abhilfe schaffen. Die Erfindung, wie sie in den Patentansprüchen
gekennzeichnet ist, löst die Aufgabe, das Verfahren und vor allem die Einrichtung
der genannten Art zu verbessern, um einen grösseren Teil des Stoffes, mit dem der
Trägergasstrom, dem der Drall erteilt wurde, beladen ist, auf die Innenfläche des
Hohlkörpers zu bringen. Dabei ist Drall im Sinne einer Schraubbewegung oder schraubenlinienförmigen
Bewegung zu verstehen.
[0005] Die durch die Erfindung erzielten Vorteile sind im wesentlichen darin zu sehen,
dass der beladene Trägergasstrom mit dem Drall beim Eindringen in den Hohlraum nicht
auf ruhende Luft trifft, sondern auf den zusätzlichen, nicht beladenen Gasstrom,
der in derselben Richtung und mit einem Drall desselben Drehsinnes wie der beladene
Trägergasstrom bereits durch den Hohlraum fliesst. Dadurch wirkt der beladene Trägerstrom
sofort mit seiner ganzen Geschwindigkeit und dem ganzen ihm erteilten Drall für
das Aufbringen des Stoffes auf die Innenfläche, von einem Hohlraumende zum anderen.
Wenn der zusätzliche Gasstrom während wenigstens eines Teiles der Dauer des beladenen
Trägergasstromes fortgesetzt wird, kann während dieser Zeit der durch Reibung des
beladenen Trägergasstromes an der Innenfläche verursachte Geschwindigkeits- und Drallverlust
durch die Wirkung des zusätzlichen Gasstromes aufgehoben werden, so dass insgesamt
ein Drall zur Wirkung kommt, der dem dem Trägergasstrom erteilten Drall je nach Geschwindigkeit
und Drall des zusätzlichen Gasstromes gleich, aber auch grösser (oder auch kleiner)
sein kann als jener. Indem der zusätzliche Gasstrom an einer oder in Teilströmen an
mehreren gleichmässig verteilten Stellen des Umfangs des Hohlraums in diesen geleitet
wird, kann erreicht werden, dass der zusätzliche Gasstrom nur nahe der Innenfläche
des Hohlraumes wirkt. Insgesamt wird die Wirksamkeit des bekannten Verfahrens bzw.
der bekannten Vorrichtung durch die Erfindung erheblich verbessert. Weitere Vorteile
und vorteilhafte Ausführungen der Erfindung gehen aus der weiter unten folgenden Beschreibung
eines Ausführungsweges der Erfindung hervor.
[0006] Vorzugsweise wird als Trägergas sowie als zusätzliches Gas Luft eingesetzt. Das Entzunderungsmittel
kann pulver- oder granulatförmig vorliegen.
[0007] Als Entzunderungsmittel können alle bekannten Zusammensetzungen eingesetzt werden,
bevorzugt werden aber solche eingesetzt, wie sie u.a. in der europäischen Anmeldung
0 169 413 aufgeführt sind.
[0008] Die die Luppe verlassende, das Trägergas und das zusätzlich Gas sowie einen Rest
des Stoffes enthaltende Gasströmung kann zur Unterstützung der Strömung in der Luppe
mittels üblichen Vorrichtungen abgesaugt werden, wobei der Rest des Stoffes, wenn
dieser aus feinen Partikeln besteht, in einem Abscheider zwecks weiterer Verwendung
bzw. Rezirkulierung gesammelt werden kann.
[0009] Im folgenden wird die Erfindung anhand einer nur einen Ausführungsweg darstellenden
Zeichnung näher erläutert. Die einzige Figur zeigt eine perspektivische Ansicht einer
teils geschnittenen Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens zum Aufbringen eines
Entzunderungsmittels auf die Innenfläche einer Luppe, deren Hohlraum weitgehend zylindrisch
ist.
[0010] Im Zusammenhang mit der Erfindung wesentlicher Teil ist ein Durchlassorgan 1 für
einen mit dem Stoff beladenen Trägergasstrom. Dieses Durchlassorgan 1 kann als Zylinder
oder als Durchlass mit quadratischem oder rechteckigem Querschnitt ausgebildet sein.
Vorteilhaft wird die Zylinderform eingesetzt. Im Durchlassraum 2 des Durchlassorgans
1 sind Leitbleche 3 angeordnet, die einen Drallgeber für den beladenen Trägergasstrom
bilden. Erfindungsgemäss ist ein Teil der Leitbleche 3 als Zufuhrvorrichtung 4, in
der Zeichnung als Düsen 4, für ein zusätzliches, nicht mit dem Stoff beladenen Gas
ausgebildet. Deren Ausströmrichtungen sind gleichwinklig zum Leitblech 3, bezogen
auf die Achse 6. Damit wird erreicht, dass dem Gas ein Drall erteilt wird. Die Drehrichtung
ist dabei unerheblich für die Wirkung der Aufbringung.
[0011] Zwischen dem Ende des Mundstücks 16 der Zuleitung 7 und dem Anfang des Verdrängerkörpers
18 ist ein am Umfang offener Zwischenraum 12 von z.B. 15 bis 35 mm, vorzugsweise
20 mm Länge, wodurch der bei Strahlapparaten (Strahlpumpen, Zerstäubern) bekannte
Effekt erzielt wird, der zu einer besseren Verteilung des Stoffes im das Durchlassorgan
verlassenden Trägergasstrom führt. Wenn der Zutritt von Luft zum beladenen Trägergasstrom
unerwünscht ist, kann ein nach aussen geschlossener, den Zwischenraum umschliessender
Ringraum mit Gaszufuhr vorgesehen werden. Längs des Durchlassorgans 1 verlaufen zu
den Düsen 4 führende Leitungen 13, die über einen Anschluss 15 für die Zufuhr des
zusätzlichen Gases vorgesehen sind.
[0012] Im Durchlassraum 2 ist ein in Strömungsrichtung konisch erweiterter Verdrängerkörper
18 angeordnet. Um eine vorteilhafte Wirkung zu erzielen, wird der Winkel des Konusses
18, gemessen zur Achse 6, zweckmässig zwischen 20 und 50° gewählt. Der Winkel beträgt
vorzugsweise 40°.
[0013] Die Leitbleche 3 sind gerade oder leicht gewölbt, in einem Winkel, gemessen am Leitblechende,
von 15 bis 25° zur Achse 6, vorzugsweise von 20° zur Achse 6, angeordnet.
[0014] Die Düsen 4 haben ebenfalls die Funktion von Leitblechen 3. D.h. ein Teil der Leitbleche
3 sind als Düsen 4 ausgebildet. Deren Winkel zur Achse entspricht folglich dem der
Leitbleche 3. Zweckmässig werden in einem Durchlassorgan 1 drei bis sechs Leitbleche
3, vorzugsweise vier Leitbleche 3, angeordnet.
[0015] Zwei bis drei dieser Leitbleche 3, vorzugsweise zwei der Leitbleche 3, sind als
Düsen 4 ausgebildet. Vorteilhaft werden die Düsen 4, vom Querschnitt des Durchlassorgans
1 her betrachtet, gegenüberliegend angeordnet.
[0016] Die erfindungsgemässe Einrichtung wird zweckmässig für Mengen von 100 bis 1.000 g
an Entzunderungsmittel eingesetzt.
[0017] Zur Anpassung an Luppen verschiedener Durchmesser sind Durchlassorgane 1 sowie deren
Bestandteile in der Grösse variierbar.
[0018] Mit der erfindungsgemässen Einrichtung wird vorteilhaft die Innenfläche glühender
Luppen für die Herstellung nahtloser, 4 bis 12 Meter langer Rohre, mit einem Innendurchmesser
von 10 bis 40 cm entzundert.
[0019] In der Regel wird so vorgegangen, dass die Einrichtung über eine Verschiebeeinheit
mit Hilfe der Zentriereinrichtung 8, die in die Luppe greift, und einer Federvorrichtung
9 an die Luppe herangeführt wird.
Dann wird nicht mit dem Entzunderungsmittel beladene Luft mit einem Druck von zweckmässig
2 bis 6 bar durch die Düsen 4 in die Luppen geblasen. Dabei entstehen zwei schraubenlinienförmige,
axial gegeneinander versetzte Strömungen dieser Luft im Hohlraum. Gleichzeitig oder
unmittelbar danach setzt der mit Entzunderungsmittel beladene Luftstrom ein. Diesem
wird entsprechend in Durchlassorgan 1 durch die Leitbleche 3 ein Drall erteilt. Der
Druck des beladenen Luftstroms bewegt sich zweckmässig ebenfalls zwischen 2 und 6
bar.
[0020] Nachdem die mit dem Entzunderungsmittel beladene Luftmenge durch die Luppe geströmt
ist, wird die Gaszufuhr unterbrochen, die Verschiebeeinheit wird zurückgezogen und
das System ist bereit, die nächste Luppe zu entzundern.
1. Einrichtung zum Aufbringen eines Entzunderungsmittels auf die Innenfläche einer
glühenden Luppe bei der Herstellung von nahtlosen Rohren mit einem Durchlassorgan
(1) für den mit dem Stoff beladenen Trägergasstrom, in dessen Durchlassraum (2) ein
Drallgeber angeordnet ist, dadurch gekennzeichnet, dass der Drallgeber als winklig
zur Achse (6) angeordnete gerade oder gewölbte Leitbleche (3) ausgeführt ist, wobei
ein Teil der Leitbleche (3) als Vorrichtung zur Zufuhr eines zusätzlichen Gases zum
Trägergas (4) ausgebildet ist.
2. Einrichtung nach Patentanspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Leitbleche
(3) in einem Winkel von 15 bis 25° zur Achse (6) angeordnet sind.
3. Einrichtung nach Patentansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorrichtung
zur Zufuhr eines zusätzlichen Gases als Düse (4) ausgebildet ist.
4. Einrichtung nach Patentansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass im Durchlassraum
(2) des Durchlassorgans (1) ein in der Durchlassvorrichtung konisch erweiterter Verdrängerkörper
(18) angeordnet ist.
5. Einrichtung nach Patentansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass an das
Durchlassorgan (1) eine Zentriervor richtung (8) angebracht ist, um als in die Luppe
greifendes Zentriermittel zum Zentrieren des Druchlassorgans (1) in bezug auf die
Luppe zu dienen.
6. Verfahren zum Aufbringen eines Entzunderungsmittels auf die Innenfläche einer glühenden
Luppe, bei dem ein mit Stoff beladener Trägergasstrom nach einer Drallerteilung axial
durch die Luppe geleitet wird, dadurch gekennzeichnet, dass zum Aufbringen des Entzunderungsmittels
eine Einrichtung gemäss Patentansprüchen 1 bis 5 verwendet wird.