(19)
(11) EP 0 310 544 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
05.04.1989  Patentblatt  1989/14

(21) Anmeldenummer: 88810510.3

(22) Anmeldetag:  25.07.1988
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4A47C 1/032, A47C 7/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE ES FR GB GR IT LI LU NL SE

(30) Priorität: 28.09.1987 CH 3741/87

(71) Anmelder: EQUUS MARKETING AG
CH-9044 Wald (CH)

(72) Erfinder:
  • Eberle, Emil
    CH-9038 Rehetobel (CH)

(74) Vertreter: Riederer, Conrad A., Dr. 
Bahnhofstrasse 10
7310 Bad Ragaz
7310 Bad Ragaz (CH)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Stuhl, insbesondere Büro- oder Arbeitsstuhl


    (57) Der Sitz (13, 13′) mit dem Verstellmechanismus (19) wird unten unabhängig von der Sitzform immer mit der gleichen Verschalung (25) abgedeckt, was eine grosse Formvielfalt des Sitzes erlaubt. Diese Verschalung ist mit dem Sitz (13, 13′) bzw. dem Sitzträger (21) ver­schraubt. Armlehnen sind leicht auswechsel- oder nach­rüstbar. Zu deren Aufnahme sind in der Verschalung seitlich nach aussen laufende Vertiefungen (47, 49) vor­gesehen.




    Beschreibung


    [0001] Die vorliegende Erfindung betrifft einen Stuhl, insbesondere einen Büro- oder Arbeitsstuhl, mit einem Fussgestell, einem Sitz und einer Rückenlehne, einem Verstellmechanismus, welcher einen Sitzträger und einen Rückenlehnenträger auf­weist und bei einer Veränderung der Neigung der Rückenlehne auch eine Veränderung der Neigung des Sitzes bewirkt, und einer an der Unterseite des Sitzes befestigten Verschalung für den Verstellmechanismus.

    [0002] In den letzten Jahren haben Modeströmungen immer weitere Ge­biete erfasst, die bisher praktisch frei von solchen Strö­mungen waren. Des weiteren finden immer häufigere und ra­schere Wechsel dieser Strömungen statt. Auch das Gebiet der Stühle ist davon nicht verschont geblieben und stellt die Stuhlhersteller vor erhebliche Probleme. Einerseits se­hen sich die Stuhlhersteller gezwungen, sich den Mode­strömungen anzupassen und Produkte zu fabrizieren, die vom Markt verlangt werden, andererseits müssen sie auch ver­suchen, die Herstellungskosten im Griff zu behalten, um nicht preislich aus dem Markt gedrängt zu werden. Diese Erfordernisse widersprechen sich. Um die Herstellungskosten möglichst tief zu halten, sind grosse Serien erforderlich, welche die Verwendung von Spritzformen ermöglichen. Spritz­formen sind Aber sehr teuer. Wenn somit ein Stuhlmodell schneller als erwartet aus der Mode gerät, so erweisen sich die hohen Investitionen für die Herstellung der Spritzformen als Fehlinvestitionen. Um die Gefahr solcher Fehlinvestitionen zu vermeiden, finden nun bei der Stuhl­fabrikation vielfach Tiefziehwerkzeuge statt Spritzformen Verwendung. Tiefziehwerkzeuge sind billiger als Spritz­formen, aber die damit hergestellten Teile kommen wesent­lich teurer zu stehen als in grossen Mengen gespritzte Teile.

    [0003] Die CH-PS 524 982 zeigt einen sogenannten Synchronstuhl. Dieser weist einen Verstellmechanismus auf, welcher bei einer Veränderung der Neigung der Rückenlehne auch eine Veränderung der Neigung des Sitzes und des Abstandes des Sitzes von der Rückenlehne bewirkt. Der Verstellmechanismus wird von einer Verschalung umschlossen, die zugleich als Stütze für den Sitz dient. Der Sitz ist vorn an der Schale mittels eines Bolzens angelenkt. Nachteilig erweist sich dabei, dass bei einer Veränderung der Neigung der Rücken­lehne zwischen Sitz und Verschalung ein Spalt sich öffnet und schliesst. Dabei besteht die Gefahr eines Ein­klemmens der Finger. Bei neueren Stühlen ist die Verschalung mit dem Sitz verbunden. Nachteilig ist dabei, dass bei jeder Aenderung der Stuhlform eine neue Verschalung not­wendig wird. Durch diese Vielzahl von Verschalungen er­geben sich aber erhebliche Lager- und Ersatzteilprobleme. Es wird erwartet, dass der Stuhlhersteller auch für Stühle, die nicht mehr hergestellt werden, noch längere Zeit Er­satzteile für Reparaturen an Lager hält. Diese Lager nehmen daher stark zu. Nun erschweren aber grosse Lager mit vielen Teilpositionen die rationelle Lagerbewirtschaftung und blockieren auch viel Raum und Kapital, welche für andere Zwecke eingesetzt werden könnten.

    [0004] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, bei einem Stuhl der eingangs erwähnten Art, die vorher angeführten Nach­teile mindestens teilweise zu vermeiden. Es sollte eine Stuhlkonstruktion gefunden werden, welche wesentlich änderungsfreundlicher als bisherige Stuhlkonstruktionen ist. Der Stuhldesigner sollte nicht mehr wie bisher durch fabri­katorische Zwänge in seiner Freiheit der Formenwahl be­schränkt sein. Ferner sollte die neue Stuhlkonstruktion es ermögLichen, für verschiedene Stuhlarten und Stuhl­familien weitgehend die gleichen Teile zu verwenden, damit diese Teile iN hohen Stückzahlen rationell gefertigt wer­den können und eine Lagerhaltung mit geringem Platz- und Kapitalbedarf möglich ist.

    [0005] Erfindungsgemäss wird dies bei einem Stuhl der eingangs er­wähnten Art dadurch erreicht, dass die Verschalung den Sitz unten nur teilweise abdeckt. Die Verschalung hat also einen kleineren Durchmesser als der Sitz, so dass am Sitz praktisch ringsum ein Bereich unabgedeckt bleibt.

    [0006] Dank der beschriebenen Formgebung der Verschalung sind eine Vielzahl von Sitzformen möglich, ohne dass die Verschalung abgeändert werden müsste. Die verschiedenen Sitzformen können auch entsprechend den Modeströmungen und/oder den Komforterfordernissen und anderen Bedürfnissen rasch mit einer Vielzahl von verschiedenen Stuhlgestellen und ver­schiedenen Rückenlehnenformen kombiniert werden. Die neue Stuhlkonstruktion besitzt also eine hohe Flexibilität zur Anpassung an die sich ändernden Wünsche des Marktes. Der Designer hat deshalb eine grosse Freiheit in der Ausgestal­tung des Sitzes und der Rückenlehne. Die grosse Freiheit des Designers ermöglicht es sogar, Designwünsche verschie­dener Kunden gewissermassen "à la carte" zu berücksichtigen. Dies ist auch dann der Fall, wenn nur kleine Serien bestellt werden. Es können gegebenenfalls auch später Nachlieferungen in kleinen Serien erfolgen. Es ist somit für den wirtschaft­lich denkenden Käufer nicht mehr nötig, Stühle von der Stange zu kaufen. Der Besteller hat es vielmehr in der Hand, ohne erheblichen Mehrpreis sich Stühle zu beschaffen, die sozu­sagen seine individuelle Handschrift tragen und das Image des Betriebes widerspiegeln, in welchem sie zur Anwendung gelangen. Trotz der grossen möglichen Formenvielfalt können bei allen Stühlen sehr viele gleiche Teile verwendet werden, was eine rationelle und billige Fertigung und Lager­haltung ermöglicht.

    [0007] Der Sitz kann einen Ueberzug aufweisen, der sich auch auf die Unterseite erstreckt. Dies erfolgt vorteilhaft ringsum. Dadurch erhält der Sitz ein wärmeres und gefälligeres Aus­sehen als dies bei bekannten Stühlen der Fall ist. Vorteil­haft ist dabei der Sitz gepolstert, wobei sich die Polsterung auch auf die Unterseite des Sitzes erstreckt. Dadurch wird bewirkt, dass sich der Sitz auf allen Seiten weich anfühlt und keine Gefahr mehr besteht, dass man mit einem Bein am Sitz hart anstösst.

    [0008] Zweckmässigerweise weist die Verschalung seitlich nach aussen laufende Vertiefungen zur Aufnahme und Befestigung von Armlehnenträgern auf. Dies ermöglicht es, nach Wunsch den Stuhl mit oder ohne Armlehnen zu versehen. Ein Stuhl ohne Armlehnen kann auch leicht mit Armlehnen nachgerüstet werden. Ferner können bestehende Armlehnen bei Bedarf auch leicht entfernt werden.

    [0009] Die Erfindung betrifft ferner ein Bausystem zur Herstellung von Stühlen, welches gekennzeichnet ist durch eine Vielzahl von Sitzen mit verschiedenen Formen und Farben, wobei je­doch immer der gleiche Verstellmechanismus und die gleiche Verschalung für den Verstellmechanismus Anwendung finden. Dieses Bausystem ermöglicht eine rasche Montage einer grossen Vielzahl von Stühlen durch Kombination der verschie­denen Bauteile. Wenn Armlehnen mit verschieden langen Arm­lehnenträgern vorgesehen werden, können auch Stühle mit verschiedenen Armlehnenabständen gebaut werden.

    [0010] Ausführungsbeispiele der Erfindung werden nun unter Bezug­nahme auf die Zeichnungen beschrieben. Es zeigt:

    Figur 1 einen Arbeitsstuhl gemäss einem Ausführungs­beispiel der Erfindung von hinten gesehen,

    Figur 2 eine Ansicht der Verschalung für den Ver­stellmechanismus von unten gesehen,

    Figur 3 eine Ansicht der Verschalung von Figur 2, wobei zusätzlich noch der Sitz im Schnitt eingezeichnet ist,

    Figur 4 und 5 je eine Ansicht auf den Verstellmechanismus und die Verschalung von oben, aber mit ver­schiedenen Sitzformen.



    [0011] Figur 1 zeigt einen Arbeitsstuhl von hinten. Er besitzt ein Fussgestell 11, einen Sitz 13, eine Rückenlehne 15 und Armlehnen 17. Der Stuhl weist ferner einen Verstell­mechanismus 19 auf, der in Figur 1 angedeutet aber nicht sichtbar ist. Der Verstellmechanismus 19 sorgt dafür, dass bei einer Veränderung der Neigung der Rückenlehne 15 auch eine Veränderung der Neigung des Sitzes 13 be­wirkt wird. Die dabei stattfindende Neigungswinkelver­änderung des Sitzes 13 ist etwa halb so gross wie jene der Rückenlehne 15. Ein solcher Verstellmechanismus wird beispielsweise im deutschen Gebrauchsmuster 84 17 429 beschrieben. Wie Figur 4 zeigt, stellen Sitzträger 21 und Rückenlehnenträger 23 Teile des Verstellmechanismus 19 dar. Die Verschalung 25 des Verstellmechanismus 19 ist an der Unterseite des Sitzes 13 befestigt.

    [0012] Unter Bezugnahme auf die Figuren 2 bis 4 wird nun die Ver­schalung 25 näher beschrieben. Sie hat eine runde Form, könnte aber auch beispielsweise eine vieleckige oder ovale Form besitzen. Wie die Figuren 4 und 5 zeigen, ist die Verschalung 25 so bemessen, dass sie den Sitz 13, 13′ nur teilweise abdeckt.Wie insbesondere aus Figur 3 ersichtlich ist, weist die tellerförmige Verschalung 25 eine Aus­stülpung 27 auf, die der Aufnahme des Verstellmechanismus 19 dient. Die Oeffnung 29 dient der Durchführung der Säule 31 (Fig. 1). Die Oeffnung 33 dient der Aufnahme eines Ver­stellknopfes, mit welchem die Federkraft des Verstellme­chanismus veränderbar ist. Die Löcher 35 und 36 der Ab­deckung 25 dienen der Befestigung der Abdeckung 25 mittels Schrauben 39. Diese Schrauben 39 führen dabei durch die Löcher 37, 38 des Sitzträgers 21 (Fig. 4) und sind fest mit dem Kern 41 des Sitzes 13 verschraubt, so dass Verschalung 25, Sitzträger 21 und Sitz 13 fest miteinander verbunden sind. Der Kern 41 kann zur Aufnahme der Schrauben 39 Ein­satzmuttern (nicht dargestellt) aufweisen.

    [0013] Wie Figur 3 zeigt, weist der Sitz 13 einen Kern 41, z.B. aus Holz, eine Polsterung 43, z.B. aus Schaumkunststoff, und einen Ueberzug 45 aus Textilmaterial oder Leder auf. Der Ueberzug 45 bzw. die Polsterung 43 erstreckt sich auch an den Rändern auf die Unterseite des Kerns 41.

    [0014] An der Verschalung 25 sind seitlich Vertiefungen 47, 49 zur Aufnahme und Befestigung der z.B. rohrförmigen Arm­lehnenträger 51 (Fig. 1) vorgesehen. Jede Armlehne 17 besitzt einen vorderen und einen hinteren Armlehnenträger, wobei jedoch in Figur 1 nur der hintere Armlehnenträger 51 sichtbar ist. Die Befestigung der Armlehnen erfolgt eben­falls mittels Schrauben (nicht eingezeichnet). Diese Schrauben führen durch Löcher 53, 54 in der Verschalung 25 und die Löcher 55, 56 im Sitzträger und sind fest mit dem Kern 41 verschraubt. Der Kern 41 kann zur Aufnahme dieser Schrauben Einsatzmuttern aufweisen.

    [0015] Die beschriebene Konstruktion ermöglicht es, dass ein Stuhl ohne Armlehne nachträglich mit Leichtigkeit auch durch den Käufer mit Armlehnen nachgerüstet werden kann. Es ist auch möglich, nachträglich einen Stuhl so umzu­rüsten, dass der Abstand zwischen den beiden Armlehnen 17 grösser ist. Zu diesem Zweck werden die Standardarm­lehnen durch Armlehnen mit längeren Armlehnenträgern 51 ersetzt.


    Ansprüche

    1. Stuhl, insbesondere Büro- oder Arbeitsstuhl, mit einem Fussgestell (11), einem Sitz (13, 13′), einer Rückenlehne (15), einem Verstellmechanismus (19), welcher einen Sitz­träger (21) und einen Rückenlehnenträger (23) aufweist und bei einer Veränderung der Neigung der Rückenlehne (15) auch eine Veränderung der Neigung des Sitzes (13, 13′) bewirkt, und einer an der Unterseite des Sitzes (13, 13′) befestigten Verschalung (25) für den Verstellmechanismus (19), dadurch gekennzeichnet, dass die Verschalung (25) den Sitz (13, 13′) unten nur teilweise abdeckt.
     
    2. Stuhl nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Sitz (13, 13′) einen Ueberzug (45) aufweist, der sich auch auf die Unterseite des Sitzes (13, 13′) erstreckt.
     
    3. Stuhl nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Sitz (13, 13′) gepolstert ist und dass sich die Polsterung (43) auch auf die Unterseite des Sitzes (13) hin erstreckt.
     
    4. Stuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 3, mit von Arm­lehnenträgern (51) getragenen Armlehnen (17), dadurch gekennzeichnet, dass die Verschalung (25) seitlich nach aussen laufende Vertiefungen (47, 49) zur Aufnahme und Befestigung der Armlehnenträger (51) aufweist.
     
    5. Bausystem zur Herstellung von Stühlen, gekennzeichnet durch eine Vielzahl von Sitzen (13, 13′) mit verschiedenen Formen und Farben, wobei jedoch immer der gleiche Verstell­mechanismus (19) und die gleiche Verschalung (25) für den Verstellmechanismus (19) Anwendung findet.
     
    6. Bausystem nach Anspruch 5, gekennzeichnet durch Arm­lehnen (17) mit verschieden langen Armlehnenträgern (51) zum Bau von Stühlen mit verschiedenen Armlehnenabständen.
     




    Zeichnung













    Recherchenbericht