(19)
(11) EP 0 310 556 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
05.04.1989  Patentblatt  1989/14

(21) Anmeldenummer: 88810652.3

(22) Anmeldetag:  23.09.1988
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4D06P 1/62, D06P 1/22, D06P 1/30, D06P 3/68
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE ES FR LI

(30) Priorität: 01.10.1987 CH 3823/87

(71) Anmelder: CIBA-GEIGY AG
4002 Basel (CH)

(72) Erfinder:
  • Sire, Jean-Marie
    68220 Hegenheim (FR)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zum endengleichen Färben von Cellulosefasern


    (57) Verfahren zum endengleichen Färben von Cellulosefasern oder cellulosehal­tigen Mischfasern mit Küpenfarbstoffen, Schwefelfarbstoffen, Leukoküpen­esterfarbstoffen oder Azoentwicklungsfarbstoffen nach dem Foulard-Verfah­ren, bei dem eine wässerige Färbeflotte verwendet wird, welche ausser dem Farbstoff eine farblose Verbindung der Formel

    enthält, in der
    Q

    =-Y oder =N-
    Y Wasserstoff, Halogen, Cyano, C₁-C₅-Alkyl oder C₁-C₅-Alkylsulfonyl,
    V und W, unabhängig voneinander, je R₂-X₂-, R₃-X₃-, Hydroxy, C₁-C₅-Alkoxy oder eine unsubstituierte oder durch einen C₁-C₅-Alkylrest oder C₅-C₆-Cycloalkylrest mono- oder disubstituierte Aminogruppe, wobei der Alkylrest unsubstituiert oder durch Hydroxy, Cyano, Sulfo oder Sulfato substituiert ist,
    R₁, R₂ und R₃, unabhängig voneinander, je einen aromatischen oder heteroaromatischen Rest,
    X₁, X₂ und X₃, unabhängig voneinander, je -O-, -S-,

    -NH-CO-Phen-NH- oder -NH-CO-Phen-CO-NH-,
    R₄ Wasserstoff, C₁-C₅-Alkyl, C₅-C₆-Cycloalkyl oder Phenyl,
    Phen eine unsubstituierte oder substituierte Phenylengruppe,
    A die direkte Bindung, -CO- oder -CONH-,
    Z eine saure, wasserlöslichmachende Gruppe und
    m 1 bis 6 bedeuten.




    Beschreibung


    [0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine neues Verfahren zum endengleichen Färben von textilen Cellulosefasern mit Küpenfarbstoffen, Schwefelfarb­stoffen, Leukoküpenesterfarbstoffen oder Azoentwicklungsfarbstoffen nach dem Foulard-Verfahren.

    [0002] Das Foulard-Verfahren ist ein für Cellulosefasern bekanntes Färbe­verfahren, welches es erlaubt, durch Tränken bzw. Imprägnieren der Faser mit der Farbstofflösung in einem Trog bei kürzestem Flottenverhältnis und meist nur einmaliger Warenpassage auf dem Foulard bei kurzer Färbe­dauer grosse Metragen von textilen Fasermaterialien zu färben und anschliessend zu fixieren.

    [0003] Ein bekannter Nachteil dieser Verfahrensweise ist die in vielen Fällen zu beobachtende Endenungleichheit der gefärbten Fasermaterialien (Partien).

    [0004] Unter Endenungleichheit (tailing/reverse tailing) versteht man die Differenzen in der Stärke und Nuance zwischen dem Anfang und dem Ende einer Partie. Bei der Verwendung nur eines Farbstoffes macht sich die Endenungleichheit in Stärkedifferenzen bemerkbar, während bei Kombina­tionsfärbungen oft auch noch Verschiebungen in der Nuance auftreten können.

    [0005] Unter tailing versteht man eine Abschwächung der Farbstärke zwischen Anfang und Ende der Partie, die auf eine Abnahme der Farbstoffkon­zentration im Trog zurückzuführen ist. Diese Farbstoffverarmung der Flotte wird durch ein Aufziehen des Farbstoffes bei dem Foulardier­ prozess verursacht. Auf dem tailing beruhende Stärke- und Nuancen­differenzen treten insbesondere bei Farbstoffen mit mittlerer bis hoher Substantivität und ganz besonders häufig beim Färben heller Nuancen auf.

    [0006] Unter reverse tailing versteht man eine Zunahme der Farbstärke zwischen Anfang und Ende der Partie, die auf der Zunahme der Farbstoffkonzentra­tion im Trog beruht. Diese Farbstoffanreicherung in der Foulardflotte wird durch eine bevorzugte Wasseradsorption bei dem Foulardierprozess verursacht. Auf dem reverse tailing beruhende Stärke- und Nuancendiffe­renzen treten bei Farbstoffen niedriger Substantivität, besonders beim Färben dunkler Nuancen auf.

    [0007] Die aufgrund der Untersuchungen zur Endenungleichheit (Journal of the Society of Dyers and Colourists, 71 (1955), Seiten 13 bis 20; oder SVF (Schweizerische Vereinigung von Färbereifachleuten-Fachorgan 16 (1961), Seiten 341 bis 351, ITS Veredlung 33, (1987/1), Seiten 5-6, 9, 12, 16, 19) bisher ergriffenen Massnahmen zur Verbesserung dieses nachteiligen Effekts, wie z.B. Verkürzung der Tauchzeit, spezifische Farbstoffauswahl und die der Affinität des Farbstoffes auf der jeweiligen Faser bzw. dem Färbeverfahren angepasste Farbstoffkonzentration der Foulardflotte, die kontinuierlich nachgesetzt wird, haben sich in der Praxis nicht durch­setzen können. So wirkt sich für schwere, dichtgeschlagene bzw. ungenü­gend hydrophile und langsam quellende Waren eine zu kurze Tauchzeit nachteilig aus; die Verwendung weniger, ausgewählter Farbstoffe bedingt geringere Möglichkeiten zur Nuanceneinstellung und beschränkt den Einsatz solcher Farbstoffe auf nur helle oder nur dunkle Nuancen; und die variierte Farbstoffkonzentration in der Nachsatzflotte ist für die Praxis oft zu kompliziert, u.a. wegen mangelnder Reproduzierbarkeit.

    [0008] So besteht seit langem ein Bedürfnis, die Endenungleichheit einer Partie zu verbessern.

    [0009] Ueberraschenderweise wurde nun ein neues Verfahren gefunden, das die genannten Nachteile nicht aufweist und welches erlaubt, auf einfache Art und Weise textile Cellulosefasern mit Küpenfarbstoffen, Schwefelfarb­ stoffen, Leukoküpenesterfarbstoffen oder Azoentwicklungsfarbstoffen insbesondere in hellen Nuancen nach dem Foulard-Verfahren endengleich zu färben.

    [0010] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist somit ein Verfahren zum endengleichen Färben von Cellulosefasern oder cellulosehaltigen Misch­fasern mit Küpenfarbstoffen, Schwefelfarbstoffen, Leukoküpenesterfarb­stoffen oder Azoentwicklungsfarbstoffen nach dem Foulard-Verfahren, welches dadurch gekennzeichnet ist, dass man eine wässrige Färbeflotte verwendet, welche ausser dem Farbstoff eine farblose stickstoffhaltige Verbingung der Formel

    enthält, worin
    Q

    =

    -Y oder besonders =N-
    Y Wasserstoff, Halogen, Cyano, C₁-C₅-Alkyl oder C₁-C₅-Alkylsulfonyl,
    V und W, unabhängig voneinander, je R₂-X₂-, R₃-X₃-, Hydroxy, C₁-C₅-Alkoxy oder eine unsubstituierte oder durch einen C₁-C₅-Alkylrest oder C₅-C₆-Cycloalkylrest mono- oder disubstituierte Aminogruppe, wobei der Alkylrest unsubstituiert oder durch Hydroxy, Cyano, Sulfo (-SO₃H) oder Sulfato (-OSO₃H) substituiert ist,
    R₁, R₂ und R₃, unabhängig voneinander, je einen aromatischen oder heteroaromatischen Rest,
    X₁, X₂ und X₃ unabhängig voneinander, je -O-, -S-,

    -NH-CO-Phen-NH- oder -NH-CO-Phen-CO-NH- ,
    R₄ Wasserstoff, C₁-C₅-Alkyl, C₅-C₆-Cycloalkyl oder Phenyl,
    Phen eine unsubstituierte oder substituierte Phenylengruppe,
    A die direkte Bindung, -CO- oder -CONH-,
    Z eine saure, wasserlöslichmachende Gruppe und
    m 1 bis 6 bedeuten.

    [0011] Die Azinverbindungen der Formel (1) sind bevorzugt.

    [0012] Die im erfindungsgemässen Verfahren verwendete farblose stickstoff­haltige Verbindung der Formel (1) oder (2) ist wasserlöslich und besitzt Substantivität für Cellulosefasern, d.h. sie ist faseraffin.

    [0013] Die Menge der faseraffinen Verbindung in den erfindungsgemässen Verfahren richtet sich insbesondere nach der eingesetzten Farbstoffmenge, wobei eine Mindestmenge von 0,5 g/l und in der Regel von 0,5 bis 20 g/l, vorzugsweise 3 g/l bis 10 g/l sich als sehr vorteilhaft erwiesen hat.

    [0014] Die faseraffine Verbindung enthält 1 bis 6, zweckmässigerweise 1 bis 4, saure wasserlöslichmachende Gruppen, die insbesondere Carboxylgruppen oder vor allem Sulfonsäuregruppen sind. Dabei kann die faseraffine Verbindung sowohl nur Carboxylgruppen oder nur Sulfogruppen wie auch beide Carboxyl- und Sulfogruppen enthalten. Vorzugsweise enthält die faseraffine Verbindung 2 bis 4 Sulfonsäuregruppen.

    [0015] C₁-C₅-Alkyl bedeutet Alkylreste oder Alkylbestandteile, die 1 bis 5 Kohlenstoffatome enthalten und geradkettig oder verzweigt sein können. Beispiele sind Methyl, Ethyl, n-Propyl, Isopropyl, n-Butyl, sek.Butyl, Isobutyl, tert.-Butyl, n-Amyl oder Isoamyl.
    Beispiele für C₁-C₅-Alkoxy sind Methoxy, Ethoxy, Isopropoxy, sek.-Butoxy, tert. Butoxy oder tert.-Amyloxy.

    [0016] Als aromatische oder heteroaromatische Reste bedeuten R₁, R₂ und R₃ beispielsweise den Phenyl-, Biphenylyl-, Naphthyl-, Stilbenyl, Furfuryl- oder Chinolinylrest. Phenyl und Naphthyl sind bevorzugt. Bevorzugte Substituenten dieser Reste sind ausser Z Halogene und Hydroxyl.

    [0017] Halogen bedeutet beispielsweise Fluor, Brom oder vorzugsweise Chlor

    [0018] Als Substituenten kann die Phengruppe Hydroxy, Cyano, Nitro, Halogen, C₁-C₅-Alkyl, Trifluormethyl, C₁-C₅-Alkoxy, C₂-C₅-Alkoxycarbonyl, Amino, Mono- oder Di-C₁-C₅-alkylamino, Phenylamino, Carbamoyl, Sulfamoyl, Ureido, C₁-C₇-Acylamino, wie z.B. Acetylamino, Propionylamino oder Benzoylamino, C₁-C₅-Alkylsulfonyl, wie z.B. Methylsulfonyl, oder Sulfo­methyl oder Sulfatoethyl enthalten.

    [0019] Die im erfindungsgemässen Verfahren verwendeten farblosen stickstoffhal­tigen Verbindungen sind an sich bekannt oder können nach an sich bekann­ten Verfahren hergestellt werden. Sie liegen entweder in der Form der freien Säure oder vorzugsweise als deren Salze vor. Als Salze kommen beispielsweise die Alkali-, Erdalkali- oder Ammoniumsalze oder die Salze eines organischen Amins in Betracht. Als Beispiele seien die Natrium-, Kalium- oder Ammoniumsalze oder das Salz des Triethylamins oder Tri­ethanolamins genannt.

    [0020] In den Azinverbindungen der Formel (1) bedeutet V vorzugsweise R₂-X₂-­und W ist vor allem R₃-X₃-. Besonders bevorzugt werden Azinverbindungen der Formel (1), worin X₁, X₂ und X₃ jeweils -NH-bedeuten. Ganz besonders bevorzugt sind Verbindungen der Formel (1), in der R₁, R₂ und R₃ je einen Arylrest, wie z.B. einen Naphthyl-oder besonders einen Phenylrest bedeuten. Von praktischem Interesse sind auch Azinverbindungen der Formel (1), in der V R₂-X₂-und W Hydroxyl bedeuten.

    [0021] Aus der grossen Zahl möglicher wasserlöslicher, faseraffiner, Azinverbin­dungen kommen beispielsweise Verbindungstypen der folgenden Formeln in Betracht:

    worin Y die angegebene Bedeutung hat, besonders Wasserstoff oder Halogen,
    V′ und W′, unabhängig voneinander, je Hydroxy, C₁-C₄-Alkoxy, oder eine unsubstituierte oder durch einen C₁-C₅-Alkylrest mono- oder disubstitu­ierte Aminogruppe, wobei der Alkylrest unsubstituiert oder durch Hydroxy, Cyano, Sulfo oder Sulfato substituiert ist und V′ auch den Rest R₂-X₂-, R₁, R₂ und R₃, unabhängig voneinander, je einen aromatischen oder heteroaromatischen Rest, wie z.B. den Phenyl-, Biphenylyl-, Naphthyl-, Stilbenyl-, Furfuryl- oder Chinolinylrest bedeuten, wobei R₁, R₂ und R₃ ausser Z beliebige nicht-ionogene Substituenten enthalten können, wie z.B. Alkylgruppen mit 1 bis 5 Kohlenstoffatomen, wie Methyl, Aethyl, Propyl, Isopropyl, Butyl oder Amyl, Alkoxygruppen mit 1 bis 4 Kohlen­stoffatomen, wie Methoxy, Aethoxy, Propoxy, Isopropoxy oder Butoxy, Acylaminogruppen mit 1 bis 7 Kohlenstoffatomen, wie z.B. Acetylamino, Propionylamino oder Benzoylamino, Amino, Mono- oder Dialkylamino mit 1 bis 5 Kohlenstoffatomen im Alkylrest, Phenylamino, Alkoxycarbonyl mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen im Alkoxyrest, Nitro, Cyano, Trifluor­methyl, Halogen, wie z.B. Fluor, Chlor oder Brom, Sulfamoyl, Carbamoyl, Ureido, Hydroxy, C₁-C₄-Alkylsulfonyl, wie z.B. Methylsulfonyl, oder auch Sulfomethyl (HO₃S-CH₂),
    X₁, X₂ und X₃, unabhängig voneinander, je -O-, -S-, oder -N(R₅)-sind, wobei R₅ Wasserstoff, C₁-₄-Alkyl oder Phenyl ist, Z eine saure, wasser­löslichmachende Gruppe, wie z.B. die Carboxyl-oder vorzugsweise Sulfon­säuregruppe ist und m = 2, 3, 4, 5 oder 6, vorzugsweise 2 bis 4 ist.

    [0022] Im Vordergrund des Interesses stehen Triazinverbindungen der Formel (5), in der X₁, X₂ und X₃ jeweils -NH-, R₁, R₂ und R₃, unabhängig voneinander, je Phenyl oder Naphthyl, Z die Sulfonsäuregruppe und m 2 bis 4, vorzugs­weise 2 oder 3 bedeuten. Von praktischem Interesse sind auch Triazinver­bindungen der Formel (6), in der V′ R₂-X₂- und W′ Hydroxyl bedeuten.

    [0023] Besonders interessante Triazinverbindungen entsprechen z.B. den Formeln





    [0024] Weitere Beispiele für erfindungsgemäss verwendbare farblose stick­stoffhaltige Verbindungen sind



    [0025] Als Cellulosefasern kommen natürliche Fasern, wie mercerisierte oder gebleichte Baumwolle und Leinen (gebleicht), und regenerierte Fasern, wie Viskose, Zellwolle, Polynosic und Kupfer-Kunstseiden in Betracht. Hauptsächlich werden Gewebe oder Gewirke dieser Fasern, vor allem aus Baumwolle verwendet.
    Fasermischungen, z.B. solche aus Polyester/Baumwolle, wobei der Poly­esteranteil mit Dispersionsfarbstoffen gefärbt wird, können auch ver­wendet werden.

    [0026] Als im erfindungsgemässen Verfahren verwendbare Farbstoffe kommen die üblicherweise zum Färben oder Bedrucken von Cellulose-Textilmaterialien eingesetzten Farbstoffe der genannten Art in Betracht.

    [0027] Die Leukoküpenesterfarbstoffe sind z.B. aus Küpenfarbstoffen der Indigo-, Anthrachinon- oder Indanthren-Reihe durch Reduktion z.B. mit Eisenpulver und anschliessende Veresterung z.B. mit Chlorsulfonsäure erhältlich und sind im Colour Index 3rd Edition, 1971, Vol. 3 als "Solubilised Vat Dyes" bezeichnet.

    [0028] Bei den Küpenfarbstoffen handelt es sich z.B. um höher annellierte und heterocyclische Benzochinone oder Naphthochinone, insbesondere um anthrachinoide oder indigoide Farbstoffe, vor allem um Schwefelfarb­ stoffe. Beispiele von erfindungsgemäss verwendbaren Küpenfarbstoffen sind im Colour Index 3rd Edition (1971) Vol. 3 auf den Seiten 3649 bis 3837 unter der Bezeichnung "Sulphur Dyes" und "Vat Dyes" aufgeführt.

    [0029] Als Komponenten für die Azo-Entwicklungsfarbstoffe kommen die im Colour Index 3. Auflage 1971 als Azoic Coupling Components ("Naphthole") und die als Azoic Diazo Components aufgelisteten chemischen Verbindungen in Frage.

    [0030] Die Menge der Farbstoffe im erfindungsgemässen Verfahren richtet sich in der Regel nach der gewünschten Farbstärke, wobei sich Endenungleichheit insbesondere bei hellen Nuancen, d.h. bei einer Konzentration von 0,03 g/l bis 10 g/l, vorzugsweise 0,05 bis 6 g/l, bemerkbar macht.

    [0031] Eine besonders bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfah­rens besteht darin, dass eine wässerige Färbeflotte verwendet wird, die 1 bis 6 g/l Farbstoff und 3 bis 10 g/l Azinverbindung enthält. Die Bezeichnung g/l bedeutet Gramm pro Liter. Für Farbstoffe bezieht sie sich auf 100 % Pulverhandelsform.

    [0032] Die Färbeflotten können je nach dem zu verwendenden Farbstoff zusätzlich zu der farblosen Verbindung weitere übliche Zusätze enthalten, z.B. Alkali wie Natriumcarbonat, Natriumbicarbonat, Natriumhydroxyd, Kalium­hydroxid, Trinatriumphosphat, Borax, wässriges Ammoniak, oder Alkali­spender wie z.B. Natriumformiat oder Natriumtrichloracetat, Elektrolyte, wie z.B. Natriumchlorid oder Natriumsulfat sowie auch Harnstoff, Thio­harnstoff oder Glycerin enthalten.. Gegebenenfalls können auch Ver­dickungsmittel, wie z.B. Alginate, Stärkeether oder Johannisbrotkern­mehlether darin enthalten sein.

    [0033] Als Reduktionsmittel zur Ueberführung der Küpenfarbstoffe in die faser­affine Form der Leukoverbindung (Verküpen) wird beispielsweise Natrium­dithionit (Natriumhydrosulfit) eingesetzt. Die Verküpung erfolgt in der Regel im alkalischen Medium.

    [0034] Es hat sich vielfach als vorteilhaft erwiesen, den Färbeflotten zusätz­lich noch handelsübliche alkalibeständige Netzmittel, z.B. Sulfonate von Polycarbonsäureestern, wie z.B. Dihexylsulfosuccinate oder Dioctylsulfo­succinate; Alkylarylsulfonate mit geradkettiger oder verzweigter Alkyl­kette mit mindestens 6 Kohlenstoffatomen, wie z.B. Dodecylbenzolsulfonate oder vorzugsweise Alkylsulfonate, deren Alkylkette 8 bis 20 Kohlenstoff­atome enthält, wie z.B. Dodecylsulfonate oder Pentadecylsulfonate, zuzusetzen. Die als Netzmittel genannten Sulfonate liegen in der Regel als Alkalimetallsalze, insbesondere als Natriumsalze oder auch als Ammoniumsalze vor.

    [0035] Die Einsatzmengen, in denen die Netzmittel der Färbeflotte zugesetzt werden, bewegen sich zweckmässiger zwischen 0,2 bis 10 g, vorzugsweise 0,5 bis 3 g, pro Liter Flotte.

    [0036] Die Farbstoff-Fixierung auf reinen Cellulosefasern erfolgt nach üblichen Verfahren, wobei Fixierzeit und Fixiertemperatur von dem Fasermaterial und von dem Farbstoff abhängen. Zur Erzielung einer gleichmässigen und optimalen Farbstoff-Fixierung genügen im allgemeinen Dämpfzeiten im Sattdampf zwischen 30 Sekunden und 5 Minuten bei 100 bis 105°C. Durch Hochtemperatur-Dämpfen bzw. Trockenhitze-Dämpfen wird während 20 Sekunden bis 3 Minuten bei 105-190°C fixiert. Insbesondere werden die Farbstoffe mit Dampf bei einer Temperatur von 100°C bis 120°C während 30 Sekunden bis 3 Minuten fixiert. Gegebenenfalls wird das Textilmaterial vor dem Fixieren getrocknet.

    [0037] Ferner kann die Fixierung auch nach dem Kaltverweilverfahren erfolgen, wie z.B. 6 bis 24 Stunden Verweilzeit bei Raumtemperatur.

    [0038] In Anschluss an den Färbeprozess kann man das gefärbte Cellulosematerial in üblicher Weise auswaschen, um nichtfixierten Farbstoff zu entfernen. Man behandelt dazu das Substrat beispielsweise bei 40°C bis Kochtempera­tur in einer Lösung, die Seife oder synthetisches Waschmittel enthält. Anschliessend kann zur Verbesserung der Nassechtheiten eine Behandlung mit einem Fixiermittel erfolgen.

    [0039] Die Fertigstellung der Färbungen erfolgt durch Spülen in heissem und/oder kaltem Wasser und gegebenenfalls mit anschliessendem Waschen in Gegenwart eines handelsüblichen Waschmittels, nachfolgendem Spülen in Wasser und Trocknen.

    [0040] Die nachfolgenden Beispiele dienen der Veranschaulichung der Erfindung. Darin sind die Teile Gewichtsteile und die Prozente Gewichtsprozente. Die Temperaturen sind in Celsiusgraden angegeben.

    Beispiel 1:



    [0041] Ein gebleichtes Baumwoll-Cord-Gewebe wird auf dem Foulard mit einem Abquetscheffekt von 90 % Flottenaufnahme mit einer wässrigen Flotte imprägniert, die im Liter

    6 g des Farbstoffes Leuko Sulphur Red 1 C.I. 53721
    5 g Schwefelnatrium
    1 ml Natronlauge 36° Bé
    1 g Netzmittel und
    8 g einer Triazinverbindung der Formel (8)

    enthält.

    [0042] Die Tauchzeit beträgt 3 Sekunden. Nach dem Foulardieren wird das Gewebe während einer Minute bei 101-103°C gedämpft und bei 25°C mit Wasser gespült. Alsdann wird die Färbung mit 5 ml Wasserstoffsuperoxid während 2 Minuten bei 70°C oxydiert, anschliessend geseift und heiss und kalt gespült.

    [0043] Man erhält ein endengleich in rotem Farbton gefärbtes Baumwoll-Cord-­Gewebe mit sehr guten Echtheiten.

    Vergleichsbeispiel 1:



    [0044] Wenn man wie in Beispiel 1 angegeben vorgeht, jedoch eine Flotte ohne die Triazinverbindung der Formel (8) verwendet, erhält man ein endenungleich in rotem Farbton gefärbtes Baumwoll-Cord-­Gewebe, wobei der Anfang der Partie gegenüber dem Ende der Partie dunkler gefärbt ist, da die abgequetschte Flotte an Farbstoff verarmt und somit verdünnt wird.

    Beispiel 2:



    [0045] 3 g/l des Farbstoffes der Formel

    werden bei 50°C mit einer wässrigen Zubereitung, die

    25 ml/l Natronlauge 36° Bé
    20 g/l Natriumhydrosulfit

    enthält, während 15 Minuten verküpt. Nach dem Abkühlen auf 25°C werden 7 g/l der Triazinverbindung der Formel (13) zu der verküpten Zubereitung zugesetzt. Mit dieser Zubereitung wird ein gebleichtes mercerisiertes Baumwoll-Cretonne-Gewebe auf einem Foulard mit einem Abquetscheffekt von 70 % Flottenaufnahme imprägniert. Die Tauchzeit beträgt 2 Sekunden.

    [0046] Nach dem Imprägnieren wird die Färbung während 90 Sekunden bei 101°C mit Sattdampf behandelt und kalt gespült, alsdann wird die Färbung bei 70°C während 60 Sekunden mit 7 ml/l Wasserstoffperoxid oxydiert, kochend mit 1 g/l Waschmittel geseift, heiss und kalt gespült und getrocknet.

    [0047] Man erhält ein endengleich in rotem Farbton gefärbtes Baumwollgewebe mit sehr guten Echtheiten.

    Beispiel 3:



    [0048] Ein gebleichtes mercerisiertes Baumwoll-Popeline-Gewebe wird auf dem Foulard mit einem Abquetscheffekt von 75 % Flottenaufnahme mit einer wässrigen Flotte imprägniert, die im Litter

    1,5 g des Farbstoffes Solubilised Vat Blue 6 C.I. 69826
    8 g der Triazinverbindung der Formel (9)
    1 g Netzmittel und
    6 g Natriumnitrit

    enthält. Die Tauchzeit beträgt 2,5 Sekunden. Nach dem Imprägnieren wird das Gewebe während einer Minute bei 100°C getrocknet. Danach wird das gefärbte Material mit einer wässrigen Lösung behandelt, die im Litter

    20 ml Schwefelsäure 66° Bé
    2 g eines Dispergiermittels z.B. Mischung von Fettsäure/Eiweiss-­Kondensationsprodukt mit Alkylphenolpolyglykolether und
    1 g Thioharnstoff enthält.


    [0049] Nach einem Luftgang von 20 Sekunden wird das Gewebe kalt gespült, mit einer wässrigen Lösung enthaltend 2 g/l Natriumcarbonat neutralisiert, kochend geseift, heiss und kalt gespült und schliesslich getrocknet.

    [0050] Man erhält ein endengleich in blauem Farbton gefärbtes Baumwollgewebe mit sehr guten Echtheiten.

    Beispiel 4:



    [0051] Ein laugiertes Baumwoll-Cretonne-Gewebe wird bei 50°C auf einem Foulard mit einem Abquetscheffekt von 80 % Flottenaufnahme mit einer wässrigen Zubereitung imprägniert, die im Litter

    4 g Azoic Coupling Component 20 mit der C.I. Nr. 37530
    4 ml 30 % Natriumhydroxidlösung und
    4 g der Azinverbindung der Formel (12)

    enthält. Die Tauchzeit beträgt 3 Sekunden.

    [0052] Nach einem Luftgang von 30 Sekunden wird das Baumwoll-Cretonne-Gewebe in einer Hotflue während 45 Sekunden bei 120°C getrocknet. Danach wird die Farbe entwickelt durch Imprägnieren auf dem Foulard mit einem Abquetsch­effekt von 80 % Flottenaufnahme mit einer wässrigen Flotte, die 13 g/l eines Azoic Diazo Component 1 mit einer C.I. Nr. 37135 enthält. Die Tauchzeit beträgt 6 Sekunden. Nach dem Passieren des Entwicklungsfoulards folgt ein Luftgang von 30 Sekunden. Alsdann wird das Baumwoll-Cretonne-­Gewebe bei 70°C mit Wasser gespült, mit 2 g/l Waschmittel kochend geseift, heiss und kalt gespült und getrocknet.

    [0053] Man erhält ein endengleich in rotem Farbton gefärbtes Baumwoll-Cretonne-­Gewebe mit guten Echtheiten.

    Beispiel 5



    [0054] Ein Polyester-Baumwolle (50/50) Mischgewebe wird auf dem Foulard mit einem Abquetscheffekt von 65 % Flottenaufnahme mit einer wässerigen Flotte imprägniert, die im Litter

    1,5 g des Farbstoffes Solubilised Vat Red 1 C.I. 73361
    8 g der farblosen Verbindung der Formel (20)
    1 g eines üblichen Netzmittels z.B. Dodecylbenzolsulfonsäure und
    6 g Natriumnitrit

    enthält. Die Tauchzeit beträgt 2,5 Sekunden. Nach dem Imprägnieren wird das Gewebe während 60 Sekunden bei 100°C getrocknet. Danach wird das gefärbte Gewebe mit einer wässerigen Lösung behandelt, die im Liter

    20 ml Schwefelsäure 66° Bé
    2 g eines üblichen Dispergiermittels z.B. Mischung von Fettsäure/­Eiweiss-Kondensationsprodukt mit Alkylphenolpolyglykolether und
    1 g Thioharnstoff

    enthält.

    [0055] Nach einem Luftgang von 20 Sekunden wird das Gewebe kalt gespült, mit einer wässerigen Lösung enthaltend 2 g/l Natriumcarbonat neutralisiert, kochend geseift, heiss und kalt gespült und schliesslich getrocknet.

    [0056] Man erhält einen endengleich in rosa Farbton gefärbten Baumwollanteil mit sehr guten Echtheiten.


    Ansprüche

    1. Verfahren zum endengleichen Färben von Cellulosefasern oder cellulose­haltigen Mischfasern mit Küpenfarbstoffen, Schwefelfarbstoffen, Leuko­küpenesterfarbstoffen oder Azoentwicklungsfarbstoffen nach dem Foulard-­Verfahren, dadurch gekennzeichnet, dass man eine wässerige Färbeflotte verwendet, welche ausser dem Farbstoff eine farblose Verbindung der Formel

    enthält, in der
    Q

    =

    -Y oder =N-
    Y Wasserstoff, Halogen, Cyano, C₁-C₅-Alkyl oder C₁-C₅-Alkylsulfonyl,
    V und W, unabhängig voneinander, je R₂-X₂-, R₃-X₃-, Hydroxy, C₁-C₅-Alkoxy oder eine unsubstituierte oder durch einen C₁-C₅-Alkylrest oder C₅-C₆-Cycloalkylrest mono- oder disubstituierte Aminogruppe, wobei der Alkylrest unsubstituiert oder durch Hydroxy, Cyano, Sulfo oder Sulfato substituiert ist,
    R₁, R₂ und R₃, unabhängig voneinander, je einen aromatischen oder heteroaromatischen Rest,
    X₁, X₂ und X₃, unabhängig voneinander, je -O-, -S-,

    -NH-CO-Phen-NH- oder -NH-CO-Phen-CO-NH-,
    R₄ Wasserstoff, C₁-C₅-Alkyl, C₅-C₆-Cycloalkyl oder Phenyl,
    Phen eine unsubstituierte oder substituierte Phenylengruppe,
    A die direkte Bindung, -CO- oder -CONH-,
    Z eine saure, wasserlöslichmachende Gruppe und
    m 1 bis 6 bedeuten.
     
    2. Verfahren gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass man eine Azinverbindung der Formel (1) verwendet, in der Q -N= bedeutet.
     
    3. Verfahren gemäss einem der Ansprüche 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass man eine Azinverbindung der Formel (1) verwendet, in der V R₂-X₂- und W R₃-X₃ bedeuten.
     
    4. Verfahren gemäss einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass man eine Azinverbindung der Formel (1) verwendet, in der X₁, X₂ und X₃ jeweils -NH- bedeuten.
     
    5. Verfahren gemäss einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass man eine Azinverbindung der Formel (1) verwendet, in der R₁, R₂ und R₃ je einen Arylrest bedeuten.
     
    6. Verfahren gemäss einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass man eine Azinverbindung der Formel (1) verwendet, in der m 2 bis 4 ist.
     
    7. Verfahren gemäss einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass man eine Azinverbindung der Formel (1) verwendet, in der Z die Sulfonsäuregruppe ist.
     
    8. Verfahren gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass man als Azinverbindung eine Verbindung der folgenden Formeln

    worin Y die in Anspruch 1 angegebene Bedeutung hat, besonders Wasserstoff oder Halogen,
    V′ und W′, unabhängig voneinander, je Hydroxy, C₁-C₄-Alkoxy, oder eine unsubstituierte oder durch einen C₁-C₅-Alkylrest mono- oder disubstitu­ierte Aminogruppe, wobei der Alkylrest unsubstituiert oder durch Hydroxy, Cyano, Sulfo oder Sulfato substituiert ist und V′ auch den Rest R₂-X₂-, R₁, R₂ und R₃, unabhängig voneinander, je einen aromatischen oder heteroaromatischen Rest bedeuten, wobei R₁, R₂, und R₃ ausser Z nicht­ionogene Substituenten enthalten können,
    X₁, X₂ und X₃, unabhängig voneinander, je -O-, -S- oder -N(R₅)- sind, wobei R₅ Wasserstoff, C₁-₄-Alkyl oder Phenyl ist, Z eine saure, wasserlöslichmachende Gruppe bedeutet und m 2 bis 6 ist, verwendet.
     
    9. Verfahren gemäss Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass man eine Triazinverbindung der Formel (5) verwendet, worin X₁, X₂ und X₃ jeweils -NH-, R₁, R₂ und R₃, unabhängig voneinander, je Phenyl oder Naphthyl, Z die Sulfonsäuregruppe und m 2 bis 4 bedeuten.
     
    10. Verfahren gemäss Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass man eine Triazinverbindung der Formel (6) verwendet, worin V′ R₂-X₂- und W′ Hydroxyl bedeuten.
     
    11. Verfahren gemäss einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekenn­zeichnet, dass man Cellulosefasern färbt.
     
    12. Verfahren gemäss einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekenn­zeichnet, dass man Cellulosefasern mit Schwefelfarbstoffen färbt und die Färbung mit Dampf bei einer temperatur von 100 bis 120°C fertigstellt.
     





    Recherchenbericht