[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Giessereiformen und -kernen
aus Giessereisand mit einem Bindemittel, bei welchem dem in einem Gehäuse befindlichen
Sand mit Bindemittel mit Hilfe eines Trägerluftstromes ein Reagenz zugeführt wird,
durch welchen der Sand zu einer formfesten Form oder einem formfesten Kern ausgehärtet
wird.
[0002] Verfahren zur Herstellung von Giessereiformen und -kernen nach dem sogenannten Cold-Box-Verfahren
sind in verschiedenen Ausführungsformen bekannt. Das Verfahren besteht im wesentlichen
darin, dass der Giessereisand mit einem Bindemittel gemischt wird. Der so präparierte
Sand wird in ein als Form oder Kern ausgebildetes Gehäuse eingebracht. Darauf wird
ein Reagenz, z.B. ein Katalysator in einem Trägerluftstrom in das Gehäuse eingeleitet,
wodurch eine Reaktion zwischen dem Bindemittel und dem Reagenz stattfindet, durch
welche die Form in einen formfesten Körper übergeführt wird. Als Reagenzien werden
z.B. Katalysatoren in Form von Aminen verschiedener Art benützt.
[0003] Das Verfahren hat im Laufe der Zeit verschiedene Verbesserungen erfahren, wobei vor
allem das Vorwärmen des Reagenzes und der Trägerluft eine Beschleunigung in der Herstellung
der Formen und der Kerne zur Folge hat. Das Reagenz, das normalerweise flüssig ist,
mus in einen gasförmigen Zustand überführt werden, damit eine gleichmässige Aushärtung
des Sandes an allen Stellen erreicht wird. Dies ist vor allem durch das Erwärmen der
Trägerluft und des Reagenzes erreicht worden.
[0004] Ein besonderer Nachteil dieses Verfahrens besteht darin, dass durch den Einsatz von
Aminen als Reagenzien eine erhebliche Geruchsbelästigung für das Bedienungspersonal
entsprechender Anlagen nicht vermeidbar ist. Diese Amine haben unterschiedliche Siedepunkte
und dementsprechend ist die Geruchsbildung unterschiedlich. Je höher der Siedepunkt
des Amines gewählt wird, um so geringer ist die Geruchsbelästigung Nachteilig ist
jedoch, dass bei solchen Aminen mit höherem Siedepunkt die Verdampfung nicht schnell
genug erfolgt, so dass seine Verteilung im Sand unterschiedlich ausfallen kann, womit
eine geringere Qualität der Form oder des Kernes erreicht wird.
[0005] Hier setzt die Erfindung ein, der die Aufgabe zugrunde liegt, ein Verfahren zur Herstellung
von Giessereiformen und -kernen der eingangs beschriebenen Art so weiter auszugestalten,
dass der Einsatz hochsiedener Amine oder anderer hochsiedender Reagenzien verwendbar
wird und trotzdem eine gleichmässige Aushärtung der Sandform oder des Sandkernes bei
wesentlich geringerer Geruchsbelästigung erreicht wird.
[0006] Diese Aufgabe wird gemäss der Erfindung dadurch gelöst, dass das Reagenz in eine
Unterdruckzone bzw. in einen evakuierten Behälter eingebracht und dort verdampft wird,
worauf unmittelbar daran anschliessend das Reagenz durch einen Luftstrom in das Giessereisand
und Bindemittel enthaltende Gehäuse eingeführt wird. Vorzugsweise wird das Reagenz
in eine beheizte Unterdruckzone bzw. einen beheizten Behälter eingebracht. Durch die
Unterdruckbildung und gleichzeitige Erwärmung des Reagenzes und der Trägerluft - es
kann auch ein Trägeras, z.B. Kohlendioxyd Co₂ oder Stickstoff N₂ verwendet werden
- wird die Verdampfung des Reagenzes beschleunigt oder es kann ein Reagenz mit entsprechend
höherem Siedepunkt eingesetzt werden.
[0007] Zweckmässig wird hierbei bei aufeinanderfolgender Herstellung von Giessereiformen
und -kernen die Unterdruckzone als geschlossener Raum ausgebildet werden, welcher
vor dem Einführen des Reagenzes evakuiert und anschliessend durch Druckluft oder ein
Druckgas auf Ueberdruck gebracht wird. Da der Uebergang von einem gegenüber der Atmosphäre
herrschenden Unterdruck auf einen entsprechenden Ueberdruck, der schnell vorgenommen
und die Beaufschlagung des Gehäuses ebenfalls in sehr kurzer Zeit erfolgen kann, wird
eine Rückkondensation des Reagenzes zuverlässig vermieden.
[0008] Die Erfindung umfasst auch eine Vorrichtung, welcher die Aufgabe zufällt, das erfindungsgemässe
Verfahren in optimaler Weise auszuführen.
[0009] Diese Aufgabe wird gemäss der Erfindung dadurch gelöst, dass ein mit einem Heizstab
ausgerüsteter und mit je einer Zuleitung und Ableitung für Druckluft oder ein Druckgas
sowie mit einer Zuleitung für die Zufuhr des Reagenzes versehener Behälter einen Anschluss
für eine zu- und abschaltbare Vakuumpumpe aufweist.
[0010] Hierbei wird zweckmässig der Behälter als stehender Zylinder mit einer ein Mehrfaches
des Behälterdurchmessers bildenden Behälterlänge ausgebildet ist, wobei die Mündung
der Zuleitung für das Reagenz im Bereich des Behälterbodens angeordnet ist.
[0011] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und nachfolgend
beschrieben. Die Figur zeigt ein Schaltschema einer Anlage zur Herstellung von Giessereiformen
und -kernen gemäss der Erfindung.
[0012] In der Figur ist mit 1 ein Gehäuse bezeichnet, in welchem eine Giessereiform oder
ein Giessereikern durch Aushärten des darin eingeführten, mit einem Bindemittel versetzten
Giesserisand hergestellt wird. Hierzu wird ein Reagenz, z.B. in Form eines flüssigen
Amines verwendet, von dem eine bestimmte Menge in einem Reagenzbehälter 2 bereit gestellt
wird. Zweckmässig fasst der Behälter 2 eine solche Menge, dass damit ein Tagesbedarf
gedeckt wird. Der Vorrat im Behälter 2 kann zweckmässig durch ein Niveaumessgerät
3 überwacht werden. Das Niveaumessgerädt 3 ist schematisch als Standrohr dargestellt,
jedoch können auch andere Niveaumessgeräte eingesetzt werden. Der Reagenzbehälter
2 weist eine Zuleitung 4 auf, welche durch ein 2/2-Ventil (mit zwei Schaltstellungen
und zwei Anschlüssen) geschlossen und geöffnet werden kann. Durch die Zuleitung 4
kann das Reagenz aus einem Reservebehälter 6 in den Reagenzbehälter 2 übergeführt
werden.
[0013] Einen wesentlicher Teil der in der Figur dargestellten Anlage stellt ein stehender,
zylinderförmiger Behälter 7 dar. Der Behälter 7 weist eine Anzahl Leitungsanschlüsse
8 - 11 auf. An dem Anschluss 8 endet eine Druckluft- oder Druckgaszuleitung 12, an
deren Anfang eine Druckwelle 15 angeschlossen ist. In der Zuleitung 12 sind nacheinander
ein Oelabscheider 16, ein Druckregelventil 17 und ein 2/2-Ventil 18 angeordnet. Mit
dem Druckregelventil 17 wird der Zulaufdruck zum zylinderörmigen Behälter 7 eingestellt
oder auch variiert. Die Steuerung des Druckregelventils 17 erfolgt durch einen zentralen
programmierbaren Prozessor 20. Der Prozessor 20 ist mit dem Druckregelventil 17 über
eine, gestrichelt dargestellte Steuerleitung 21, verbunden. Weitere in der Figur gestrichelt
dargestellte Steuerleitungen 21 verbinden den Prozessor 20 mit entsprechenden Geräten.
Auch das 2/2-Ventil 18 ist über eine solche Steuerleitung 21 mit dem Prozessor 20
verbunden.
[0014] An dem Leitungsanschluss 9 ist eine Verbindungsleitung 22 angeschlossen, welche über
ein 2/2-Ventil 23 mit dem Gehäuse 1 verbunden ist. Die Verbindungsleitung 22 kann
eine starre oder flexible Leitung sein, die auch beheizt sein kann. Das Ventil 23
ist mit einer Steuerleitung 21 mit einem Reglegerät 25 verbunden, das seinerseits
mit dem Prozessor 20 über eine Steuerleitung 21 verbunden ist.
[0015] An dem Leitungsanschluss 10 mündet eine Druckleitung 26 einer Dosierpumpe 27, die
durch einen Elektromotor angetrieben ist, welcher über eine Steuerleiting 21 mit dem
Regelgerät 25 verbunden ist. In der Druckleitung 26 ist zudem ein 2/2-Ventil 29 angeordnet,
welches über eine Steurleitung 21 mit dem Regelgerät 25 verbunden ist.
[0016] Mit der Dosierpumpe 27, die beispielsweise eine Membranpumpe sein kann, wird das
jeweils benötigte Volumen an Reagenzien in die Druckleitung 26 in den zylinderförmigen
Behälter 7 gefördert. Die Dosierpumpe 27 weist eine mit dem Reagenzbehälter verbundene
Saugleitung 30 auf, durch welche die Dosierpumpe 27 das Reagenz ansaugt.
[0017] An dem Leitungsanschluss 11 ist eine Saugleitung 31 einer Vakuumpumpe 33 angeschlossen,
welche durch einen Elektromotor 34 angetrieben wird. Der Motor 34 ist über eine Steuerleitung
21 mit dem Prozessor 20 verbunden. Es ist auch möglich, in der Saugleitung 31 - wie
in der Druckleitung 26 der Dosierpumpe 27 - ein vom Prozessor 20 gesteuertes 2/2-Ventil
(gestrichelt dargestellt) vorzusehen.
[0018] Am zylinderförmigen Behälter 7 ist ein Druckmessgerät 35 angeschlossen, das über
eine Steuerleitung 21 dem Prozessor 20 Steuersignale liefert.
[0019] Der zylinderförmige Behälter 7 hat die Aufgabe, sowohl die von der Druckwelle 15
gelieferte Druckluft oder das Druckgas zu erwärmen als auch das durch die Dosierpumpe
27 gelieferte Volumen an Reagenzien zu verdampfen. Hierzu ist im Innern des zylinderförmigen
Behälters 7 ein stabförmiges Heizelement 36 eingebaut, dessen stromführende Leitungen
37 mit dem Regelgerät 25 zur Steuerung der zugeführten Heizenergie verbunden sind.
Der zylinderförmige Behälter 7 kann in verschiedener Weise ausgebildet sein. Im Innenraum
des Behälters 7 sind Wärmeaustauschrohre 38, 39 angeordnet, von denen jedoch nur eine
Leitung dargestellt ist. Der gesamte Innenraum des Zylinders 7 kann zudem mit einer
Matrix, z.B. aus Aluminium, zwecks Wärmespeicherung ausgefüllt sein.
[0020] Der Betrieb der in der Figur dargestellten Anlage läuft wie folgt ab:
[0021] Es wird angenommen, dass der zylinderförmige Behälter 7 sich auf Betriebstemperatur
befindet und ein mit Sand und Bindemittel gefülltes Gehäuse 1 mit der Verbindungsleitung
22 verbunden wird. Während der Vorbereitung für das Ansetzen des Gehäuses 1 an die
Leitung 22, d.h. für das Füllen des Gehäuses mit Sand und Binder, sind die Zuleitung
12 der Druckquelle 15 und die Druckleitung 26 der Dosierpumpe 27 sowie die Verbindungsleitung
22 geschlossen, während die Vakuumpumpe 33 eingeschaltet ist und im Behälter 7 einen
kleineren Druck erzeugt. Dieser Druck kann durch das Druckmessgerät 35 überwacht und
geregelt werden. Nach Erreichen des gewünschten Unterdruckes wird von der Dosierpumpe
27 nach Oefnnen des Ventils 29 eine vorbestimmte Menge Reagenzien in den Behälter
7 gefördert. Durch den Unterdruck einerseits und die vorhandene erhöhte Temperatur,
z.B. 80 - 125 ° C erfolgt eine sehr rasche Verdampfung des Reagenzes. Dann wird das
Ventil 18 der Druckleitung 12 geöffnet und Druckluft oder ein Druckgas strömt in den
Behälter 7, dessen Unterdruck in ganz kurzer Zeit in einen Ueberdruck geändert wird.
Nachdem das Ventil 23 geöffnet ist, wird das verdampfte Reagenz durch die Druckluft
bzw. durch das Druckgas in das Gehäuse 1 gefördert, wodurch die Aushärtung der Form
oder des Kernes erfolgt. Nach Entfernen des Gehäuses 1 muss die darin befindliche
Form oder der Kern entfernt und das Gehäuse neu mit Sand und Bindemittel gefüllt werden.
Während dieser Zeit wiederholt sich der Vorgang, d.h. die Vakuumpumpe 33 erzeugt den
gewünschten Unterdruck im Behälter 7. Sobald dieser Unterdruck erreicht ist, wird
das Reagenz in den Zylinder gefördert und fast gleichzeitig die Druckluft oder das
Druckgas in den Behälter 7 eingeleitet. In dieser Zeit ist ein neues Gehäuse 1 an
die Leitung 22 angeschlossen worden, worauf nach Oeffnen des Ventils 23 in der Leitung
22 ein neuer Aushärtungsvorgang abläuft.
[0022] Der Vorteil der beschriebenen Anlage besteht darin, dass durch die Erzeugung eines
Unterdruckes im zylinderförmigen Behälter 7 der Siedepunkt des geförderten Amines
wesentlich herabgesetzt werden kann, sodass bisher nicht verwendbare Amine, z.B. das
Amin TEA Triäthylamin mit einem Siedepunkt von 88 °C verwendbar ist. Die Verdampfung
dieses Amines erfolgt jedoch mit geringerem Energieaufwand und geringeren Chemikalienkosten,
als wenn ein Amin mit kleinerer Siedetemperatur, z.B. das Amin DMEA Dimethyläthylamin
mit 36 °C Siedepunkt in einer bekannten Anlage ohne Vakuumerzeugung eingesetzt wird.
1. Verfahren zur Herstellung von Giessereiformen und -kernen aus Giessereisand mit
einem Bindemittel, bei welchem dem in einem Gehäuse befindlichen Sand mit Bindemittel
mit Hilfe eines Trägerstromes ein Reagenz zugeführt wird, durch welchen der Sand zu
einer formfesten Form oder einem formfesten Kern ausgehärtet wird, dadurch gekennzeichnet,
dass das Reagenz in eine Unterdruckzone bzw. in einen evakuierten Behälter eingebracht
und darin verdampft wird, worauf unmittelbar daran anschliessend das Reaganz durch
einen Luftstrom- oder Trägergasstrom in das Sand und Bindemittel enthaltende Gehäuse
eingeführt wird.
2. Verfahren Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Reagenz in eine beheizte
Unterdruckzone bzw. Behälter eingebracht wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass bei aufeinanderfolgender
Herstellung von Giesseriformen und -kernen die Unterdruckzone als geschlossener Raum
ausgebildet wird, welcher vor dem Einführen des Reagenzes evakuiert und anschliessend
durch Druckluft oder ein Druckgas, z.B. Kohlendioxyd Co₂ oder Stickstoff N₂ auf Ueberdruck
gebracht wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Reagenz
ohne Vorwärmung in die Unterdruckzone bzw. in den evakuierten Behälter eingebracht
wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Reagenz
in dem Behälter auf 70 - 130 °C erwärmt wird.
6. Verfahren nach Anspurch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Reagenz in der Zwischenzeit
zwischen der Herstellung von zwei Giessereiformen oder -kernen in die Unterdruckzone
bzw. in den Unterdruck aufweisenden Behälter eingeführt wird.
7. Anlage zur Herstellung von Giessereiformen und -kernen aus Giessereisand mit einem
Bindemittel, dadurch gekennzeichnet, dass ein mit einem Heizstab (36) ausgerüsteter
und mit je einer Zuleitung und ableitung für Druckluft oder Druckgas sowie eine Zuleitung
(26) für die Zufuhr des Reagenzes versehener Behälter einen Anschluss für eine zu-
und abschaltbare Vakuumpumpe aufweist.
8. Anlage nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Behälter (7) als stehende
Zylinder eine Behälterlänge aufweist, welche ein Mehrfaches des Behälterdurchmessers
beträgt, wobei die Mündung der Zuleitung (26) für das Reagenz im Bereich des Bodens
des Behälters (7) angeordnet ist.