[0001] Die Erfindung betrifft Kraftstoffe für Ottomotoren, die geringe Mengen eines Polyetheramins
enthalten, wobei das Polyetheramin durch Aminierung von Polyethern hergestellt ist.
[0002] Polyetheramine sind als Kraftstoffadditive zur Reinhaltung und Reinigung von Vergasern,
Einspritzdüsen und Ventilen bekannt und z.B. Gegenstand der PCT-Anmeldung WO 85/01956
oder der EP-B1 0 100 665.
[0003] Dort sind Verbindungen beschrieben, die ausgehend von Ethylenchlorhydrin, Alkoxylierung,
Verätherung der Endhydroxylgruppe und Ersatz des Chloratoms durch eine Aminogruppe
hergestellt werden.
[0004] Obgleich diese Polyetheramine ausgezeichnete Ventilreiniger mit ausgeprägtem Reinigungseffekt
im Einlaßsystem des Motors sind, haben Sie den Nachteil eines von der Herstellung
verbleibenden Chlorgehalts. Kraftstoff- oder Ölzusätze, die Chlor enthalten, sind
jedoch aus Gründen der Korrosion und des Umweltschutzes unerwünscht.
[0005] Es bestand daher die Aufgabe chlorfreie, als Kraftstoffadditive geeignete Polyetheramine
bereitzustellen. Es bestand weiterhin die Aufgabe, die bekannten Polyetheramine in
ihrer Wirkung zu verbessern, bzw. mit geringer Aufwandmenge die gleiche Wirkung zu
erzielen.
[0006] Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß Kraftstoffe für Ottomotoren, die geringe
Mengen Polyetheramine enthalten, eine sehr gute Ventil- und Vergaserreinigungswirkung
haben und kein Chlor aufweisen, wenn die Polyetheramine solche der Formel I

sind, in der R
1 den Rest eines ein- oder mehrwertigen Alkohols, oder eines Amins jeweils mit 2 bis
30 Kohlenstoffatomen, X ein Sauerstoffatom oder eine

in der R4- für einen zweiten Rest R
1 oder einen zweiten Rest

steht, R
2 den aus Propylen- oder Butylenoxid stammenden Alkylenrest, m die Zahlen 5 bis 100
und R
3 Wasserstoff oder einen Alkylrest mit 1 bis 20 Kohlenstoffatomen, R
5 Wasserstoff und R
5 und R
3 jeweils ferner den Rest

bedeuten können, das Molekulargewicht M
N 500 bis 5000 beträgt und wobei die Polyetheramine durch Aminierung von Polyethern
der Formel II

in der R
1, X, R
2 und m die genannten Bedeutungen haben, mit Ammoniak oder primären aliphatischen Aminen
hergestellt sind.
[0007] Die erfindungsgemäß zu verwendenden Polyetheramine werden im allgemeinen in zwei
Stufen synthetisiert. In einem ersten Schritt stellt man durch Propoxylierung und/oder
Butoxylierung von Alkoholen oder Aminen in an sich bekannter Weise Verbindungen der
Formel II her.
[0008] Als Alkanol kommen dabei ein- oder mehrwertige Alkohole in Betracht, wobei jedoch
bei mehrwertigen Alkoholen das Verhältnis von OH- zu CH=
2-Gruppen nicht größer als 1:3 sein soll. Die bevorzugten Monoalkohole sind insbesondere
verzweigte Alkanole mit 3 bis 30 Kohlenstoffatomen, vorzugsweise 4 bis 15 Kohlenstoffatomen.
Im einzelnen kommen als Starter neben Ethanol, den n- und Isoalkoholen des Propanols,
Butanols, Pentanols, Hexanols, Oktanols wie 2-Ethyl-hexanol, Nonanol und Dekanol,
Stearylalkohol, Cetylalkohol sowie Alfole der allgemeinen Formel

in der n 1 bis 11 bedeuten in Betracht. Schließlich sind Oxoalkohole auf Basis von
a-Olefinen mit 5 bis 30 C-Atomen insbesondere Diisobuten-Codimer, Tri- bis Dekamer-propylen
und Di- bis Octamerbuten zu nennen. Als Diole kommen z.B. Hexandiol und Dodekandiol
in Betracht, doch müssen hier bei der Alkoxilierung größere Butylenoxid-Mengen verwendet
werden, so daß Diole weniger bevorzugt sind.
[0009] Es ist aber auch möglich, das Hydroformylierungsprodukt eines niedrigmolekularen
Polyisobutens d.i. ein Polyisobutylenalkohol mit 33 bis 61 Kohlenstoffatomen zu alkoxylieren.
[0010] Die als Starter zu verwendenden Amine sind in der Regel primäre und sekundäre Monoamine
insbesondere verzweigte Alkylamine mit 3 bis 30, vorzugsweise 4 bis 15, C-Atomen.
Im einzelnen kommen z.B. die den oben genannten Alkoholen entsprechende Amine in Betracht.
[0011] Aus Kostengründen und weil weniger einheitliche Produkte entstehen, sind Amine jedoch
weniger als Starter geeignet als die Alkohole.
[0012] Die Alkoxylierung mit Propylenoxid und/oder Butylenoxid erfolgt in an sich bekannter
Weise. Eine allgemeine Herstellvorschrift wird weiter unten angegeben. Die Menge an
Propylenoxid bzw. Butylenoxid kann in weiteren Bereichen schwanken. In der Regel verwendet
man 3 bis 100, vorzugsweise 5 bis 30 Mol Alkylenoxid pro Mol Starter. Die angewandte
Menge und die Wahl von Propylenoxid oder Butylenoxid hängt jedoch davon ab, welches
Startermolekül verwendet wurde. Enthält das Startermolekül einen langkettigen hydrophoben
Rest wie Polyisobutylenalkohol, können größere Mengen Propylenoxid zur Anwendung kommen,
ja, es können sogar geringe Mengen Ethylenoxid toleriert werden, obgleich Ethylenoxid
normalerweise nicht verwendet wird.
[0013] Insgesamt gilt, daß die Polyalkoxide und deren Menge so gewählt werden, daß eine
Mindestlöslichkeit von 50 Gew.% in einem Kohlenwasserstoff z.B. Toluol oder Mineralöl
SN 200 zur Herstellung eines Masterbatch gewährleistet ist.
[0014] In einer zweiten Stufe werden dann die Polyether im allgemeinen ohne weitere Vorbehandlung
einer Aminierung nach an sich bekannten Methoden unterworfen. Unter Aminierung wird
dabei die Einführung einer -NHR
3-Gruppe in den Polyether mit endständiger OH-Gruppe unter Wasserabspaltung verstanden.
Die Methodik ist im einzelnen in Houben-Weyl 11/1, Kapitel llb, Seiten 108 - 134 beschrieben,
worauf hiermit Bezug genommen wird.
[0015] Wie bei allen aminierenden Hydrierungen können die noch freien Wasserstoffatome am
Stickstoff durch weitere Reste

ersetzt werden und es entsteht ein Gemisch von primären, sekundären und tertiären
Aminen.
[0016] Die Aminierungsreaktion wird zweckmäßig bei Temperaturen zwischen 160 und 250 ° C
und Drücken bis zu 600 bar, vorzugsweise 80 - 300 bar durchgeführt. Als Katalysatoren
kommen vorzugsweise kobalt- und nickelhaltige Katalysatoren auf Trägern wie Si0
2 oder A1
20
3, aber auch Raney Nickel oder Raney Kobalt kommen in Frage. Ein quantitativer Umsatz
der OH Gruppen ist für den Anwendungszweck nicht erforderlich, besonders dann, wenn
der als Ausgangsverbindung der Formel benutzte Polyether auch als Trägeröl für die
Benzinadditivformulierung verwendet wird. Der Teilumsatz kann sogar vorteilhaft sein,
da man höhere Raum-Zeit-Ausbeuten erhält. Im allgemeinen wendet man bei der Aminierung
das Ammoniak bzw. das Amin im Überschuß z.B. im 10- bis 60fachen, vorzugsweise 15-
bis 40fachen molaren Überschuß an. Dabei ist die Verwendung von Ammoniak bevorzugt.
Als primäre Amine für die Aminierung sind vor allem Methyl-, Ethyl- oder Butylamin
zu nennen.
[0017] Als Kraftstoff kommen verbleites und unverbleites Normal- und Superbenzin in Betracht.
Die Benzine können auch andere Komponenten als Kohlenwasserstoffe, z.B. Alkohole wie
Methanol, Ethanol, tert. Butanol sowie Ether, z.B. Methyltertiärbutylether enthalten.
Neben den erfindungsgemäß zu verwendenden Polyetheraminen enthalten die Kraftstoffe
in der Regel noch weiter Zusätze wie Korrosionsinhibitoren, Stabilisatoren, Antioxydantien,
Detergents etc.
[0018] Korrosionsinhibitoren sind meist Ammoniumsalze org. Carbonsäuren, die durch entsprechende
Struktur der Ausgangsverbindungen zur Filmbildung neigen. Auch Amine zur Erhöhung
des pH-Wertes finden sich häufig in Korrosionsinhibitoren. Als Buntmetallkorrosionsschutz
werden meist heterocyclische Aromaten eingesetzt.
[0019] Als Antioxidantien oder Stabilisatoren sind insbesondere Amine wie paraPhenylendiamin,
Dicyclohexylamin, Morpholin oder Derivate dieser Amine zu nennen. Auch phenolische
Antioxidantien wie 2,4-di-tert-Butylphenol oder 3,5-Di-tert.-butyl-4-hydroxiphenylpropionsäure
und deren Derivate werden Kraft- und Schmierstoffen zugesetzt.
[0020] Als Vergaser-, Injector- und Ventildetergents sind ferner gegebenenfalls Amide und
Imide des Polyisobutylenbernsteinsäureanhydrids, Polybutenamine, Polybutenpolyamine
sowie langkettige Carbonamide und -imide in den Kraftstoffen enthalten.
[0021] Als Trägeröle für Konzentrate der erfindungsgemäß zu verwendenden Polyetheramine
können Mineralöle des Viskositätsbereiches SN 500-900, aber auch Brightstock und Syntheseöle
wie Polyalphaolefin, Trimellithsäureester oder Polyether eingesetzt werden. Die Ester
sollten möglichst langkettige, verzweigte Alkohole größer Ca, die Polyether vorzugsweise
langkettige Starter und hohe PO- oder BuO-Gehalte, bezogen auf die Alkylenoxidmenge,
im Molekühl enthalten.
[0022] Die Kraftstoffe enthalten die Polyetheramine der Formel I in der Regel in Mengen
von 10 bis 2000 ppm bezogen auf das reine Polyetheramin. Meist sind aber bereits 20
bis 1000 ppm, vorzugsweise 40 bis 400 ppm, ausreichend.
[0023] Im folgenden wird die Herstellung der Polyetheramine und ihre Wirkung im Motor im
einzelnen erläutert.
Herstellungsbeispiel
[0024] 1. Die Herstellung der Polyether erfolgt nach bekannten Verfahren der Oxalkylierung
mit Alkali.
a) Starter Alkohol
[0025] Im einen Autoklaven mit Rührer werden bezogen auf den gesamten Ansatz 0,1 Gew.% KOH
fein pulverisiert im Alkohol unter Rühren verteilt und bei 200 mbar auf 130°C erhitzt.
Dabei werden restliche Wasserspuren abgezogen. Dann wird der Autoklav geschlossen
und Alkylenoxid so zudosiert, daß ein Druck von 6 bar nicht überschritten wird. Die
Dosierung verschiedener Alkylenoxide kann gleichzeitig oder nacheinander erfolgen,
so daß statistische Polyether oder Blöcke entstehen .mit mehr oder minder scharfen
Übergängen. Nach Zulaufende der Alkylenoxide fällt der Druck im Verlauf von 3 bis
10 h auf 2 bis 3 bar. Ist dieser Druck erreicht, kühlt man auf 80 °C und entspannt
über ein Membranventil und evakuiert bis auf 20 bis 30 mbar. Nach Aufrechterhalten
des verminderten Drucks für ca. 1 h, setzt man dann äquivalente Mengen sauren lonenaustauschers
zur Entfernung von Kalium zu und filtiert.
b) Starter Amine
[0026] Für die Umsetzung mit Aminen ist eine Vorreaktion notwendig. Dazu werden im Autoklaven
unter Rühren die Amine mit 1 bis 4 moläquivalenten Alkylenoxid, je nach Zahl der N-H
Bindungen des Amins (NH
2 = 2 N-H) und 5 Gew.% Wasser versetzt und man rührt bei 130°C ca. 10 h. Danach wird
auf 80 C abgekühlt, entspannt und bis auf 30 bis 40 mbar evakuiert. Dabei wird Wasser
quantitativ entfernt. Danach setzt man wie unter a) beschrieben mit Zugabe von pulverisierter
KOH die Alkoxylierung fort.
[0027] 2. Die gemäß a) und b) hergestellten Polyether werden im allgemeinen ohne weitere
Vorbehandlung der nachfolgenden Aminierung unterworfen. Bei höheren Polyetherviskositäten
empfiehlt sich jedoch eine Verdünnung mit Lösemittel, vorzugsweise verzweigte Aliphaten
wie Isododekan, so daß man eine Viskosität von 50 - 200 mm
2/s bei 20
. C erhält. 800 g Polyether oder Polyetherlösung werden mit 1 I Ammoniak und 100 g
Raney-Nickel in einem 5 I-Rollautoklaven mit 200 bar Wasserstoff bei 180°C 5 Stunden
lang behandelt. Nach dem Abkühlen trennt man den Katalysator durch Filtrieren ab,
verdampft überschüssiges Ammoniak und destilliert das Reaktionswasser azeotrop oder
unter leichtem Stickstoffstrom ab.
Beispiele
[0028] Nach den unter 1 a) b) und 2 angegebenen Methoden wurden folgende Produkte hergestellt:
A: Starter: iso-Tridekanol (aus Tetramerpropylen)
Alkylenoxid: PO/BuO Gewichtsverhältnis 1:1
Molgewicht MN: 1950
Aminzahl: 31
B: Starter: iso-Tridekanol (aus Trimerbuten)
Alkylenoxid: BuO
Molgewicht MN des Polyethers: 730
Aminzahl: 92
C: Starter: Polyisobutylalkohol MN 455
Alkylenoxid: PO
Molgewicht MN des Polyethers: 890
Aminzahl: 73
D: Starter: Diisotridecylamin
Alkylenoxid: PO/BuO Gewichtsverhältnis 70/30
Molgewicht MN des Polyethers: 1650
Aminzahl: 41
E: Wie A, jedoch mit dem Ausgangsprodukt der Aminierung und Mineralöl SN 800 im Gewichtsverhältnis
1:2:1 (Aminoether:Polyether:Mineralöl) verdünnt
F: Mischung des Ausgangs-Polyethers gemäß B, Polyetheramin gemäß B und Schmieröldispersant
aus Polyisobutenylbernsteinsäureanhydrid und Triethylentetramin (MV 2:1) im Gewichtsverhältnis
6:2:1, wobei das eingesetzte Polyisobutenderivat nur 60 % Wirksubstanz enthält
Durchführung der motorischen Prüfungen
[0029] Die motorischen Prüfungen mit den Additiven bzw. Additivpaketen wurden auf einem
Daimler Benz M 102.980 Motor mit nachfolgendem Wechsellastprogramm durchgeführt.

[0030] Die Laufzeit betrug 60 Stunden, die Zahl der Zyklen 800. Als Kraftstoff wurde unverbleites,
alkoholhaltiges Superbenzin (3 % Methanol, 2 % tert. Butanol), als Motorenöl, das
Referenzöl des Opel Kadett Tests CEC-F-0
2-C-79, RL 51 verwendet.
[0031] Die Auswertung der Einlaßventile erfolgt gravimetrisch. Dazu werden die Einlaßventile
nach dem Ausbau an ihrer Unterseite sorgfältig mechanisch von Ablagerungen aus dem
Verbrennungsraum befreit. Danach werden oberflächlich haftende, leicht lösliche Anteile
auf den Ventilen durch Eintauchen in Cyclohexan entfernt und die Ventile durch Schwenken
an der Luft getrocknet. Diese Behandlung wird insgesamt zweimal vorgenommen. Anschließend
werden die Einlaßventile gewogen. Aus der Gewichtsdifferenz zwischen dem Ventilgewicht
vor und nach dem Versuch ergibt sich die Menge an Ablagerungen pro Einlaßventil. Die
Ergebnisse dieser Versuche sind in Tabelle 1 wiedergegeben.

1. Kraftstoffe für Ottomotoren, enthaltend geringe Mengen eines Polyetheramins, dadurch
gekennzeichnet, daß das Polyetheramin ein solches der Formel I

ist, in der R
1 den Rest eines ein- oder mehrwertigen Alkohols, oder eines Amins jeweils mit 2 bis
30 Kohlenstoffatomen, X ein Sauerstoffatom oder eine

in der R
4 für einen zweiten Rest R
1 oder einen zweiten Rest

steht, R
2 den aus Propylen- oder Butylenoxid stammenden Alkylenrest, m die Zahlen 5 bis 100
und R
3 Wasserstoff oder einen Alkylrest mit 1 bis 20 Kohlenstoffatomen, R
5 Wasserstoff und R
5 und R
3 jeweils ferner den Rest

bedeuten können, das Molekulargewicht M
N 500 bis 5000 beträgt und wobei die Polyetheramine durch Aminierung von Polyethern
der Formel II

in der R
1, X, R
2 und m die genannten Bedeutungen haben, mit Ammoniak oder primären aliphatischen Aminen
hergestellt sind.
2. Kraftstoffe gemäß Anspruch 1, enthaltend ein Polyetheramin der Formel I, in der
R3 und RS Wasserstoff bedeuten.
3. Kraftstoffe gemäß Anspruch 1 und 2, enthaltend ein Polyetheramin der Formel I,
in der R1 einen Alkylrest mit 5 bis 15 Kohlenstoffatomen und X Sauerstoff bedeutet.
4. Kraftstoffe für Ottomotoren gemäß Ansprüchen 1 bis 3, enthaltend 10 bis 2000 mg
eines Polyetheramins der Formel I pro kg Kraftstoff.