(19)
(11) EP 0 311 796 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
19.04.1989  Patentblatt  1989/16

(21) Anmeldenummer: 88114905.8

(22) Anmeldetag:  13.09.1988
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4D06B 3/18, D06B 21/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
BE CH ES GB IT LI NL

(30) Priorität: 08.10.1987 DE 3733997

(60) Teilanmeldung:
92101276.1 / 0483114

(71) Anmelder: Eduard Küsters Maschinenfabrik GmbH & Co. KG
47805 Krefeld (DE)

(72) Erfinder:
  • Kutz, Johannes
    D-4154 Tönisvorst (DE)
  • von Harten, Günter
    D-4044 Kaarst 2 (DE)

(74) Vertreter: Patentanwälte Dipl.-Ing. Walter Kuborn Dipl.-Phys. Dr. Peter Palgen 
Mulvanystrasse 2
40239 Düsseldorf
40239 Düsseldorf (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
     
    Bemerkungen:
    Die Bezeichnung der Erfindung wurde geändert (Richtlinien für die Prüfung im EPA, A-III, 7.3).
     


    (54) Verfahren zur kontinuierlichen Nassbehandlung einer Warenbahn


    (57) Die Einrichtung (100) zur Durchführung des Ver­fahrens umfaßt einen Foulard (10), in welchem die Waren­bahn (1) mit einer ersten Behandlungsflotte versehen und auf einen Feuchtigkeitsgehalt von 60 bis 100 % abge­quetscht wird. Mit dem Foulard (10) ist eine Zwickel-­Auftragsvorrichtung (20) kombiniert, in der die Waren­bahn (1) mit einem zusätzlichen Flottenauftrag von 40 bis 100 % versehen wird. Der Auftrag erfolgt in einem auf­rechten Trog (9), in welchem die Warenbahn (1) stets nur mit einer sehr geringen Menge an ständig nachgelieferter Behandlungsflotte (13) in Berührung ist. Der Trog (9) ist nach unten durch zwei einander horizontal zu beiden Seiten der Warenbahn (1) gegenüberliegende aufblasbare Schläuche (17, 18) abgedichtet, die an der Warenbahn an­liegen und die von dieser mitgeführte Behandlungsflotte bis auf einen vorbestimmbaren Gesamt-Feuchtigkeitsgehalt abstreifen. Bei Färbevorgängen läuft die Warenbahn an­schließend in einen Dämpfer (30) und eine Wascheinrich­tung (40) ein.


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 sowie eine entsprechende Einrichtung.

    [0002] Ausgangspunkt der Erfindung sind Probleme gewesen, die seit langem in der Kontinue-Färberei mit Direkt-Farb­stoffen (Substantiv-Farbstoffen) (s. Fischer-Bobsien "In­ternational Lexikon Textilveredlung + Grenzgebiete" 4. Auf­lage 1975, Spalten 419-422) anstehen. Die Färbeflotte kann hierbei in einem Foulard aufgetragen werden, wobei also die Warenbahn durch die im Becken des Foulards befindliche größere Menge an Färbeflüssigkeit geleitet wird. Hierbei stel­len sich bisher unvermeidbare Endenabläufe ein, und zwar so­wohl am Anfang als auch am Ende der Warenbahn. Beim Passieren der ersten Teile der Warenbahn durch die Flotte in dem Becken werden Anteile aus der Flotte von der Warenbahn ausgeschleppt, die zu einer entsprechenden Verarmung der Flotte Anlaß sind, die nachgeregelt werden muß. Es vergeht eine gewisse Zeit, bis ein Gleichgewichtsverhältnis eingetreten ist und die Flotte in ihrer Konzentration konstant bleibt. Bis dieser Zustand erreicht ist, ist ein Endenablauf von 50 bis 150 m entstanden. Derartige Warenlängen mit abweichendem und ins­besondere nicht konstantem Farbton können nicht zusammen mit der übrigen Ware eingesetzt werden, sondern werden als min­dere Qualitäten verkauft oder schwarz übergefärbt. Jedenfalls entsteht durch diese Endenabläufe ein gewisser bisher nicht vermeidbarer Verlust.

    [0003] Ein weiteres Problem ist der Umstand, daß die Di­rektfarbstoffe nicht vollständig aufziehen und die auf der Warenbahn befindlichen nicht fixierten Anteile nach dem Dämpfen ausgewaschen werden. Die Farbstoffausbeute, d.h. das Verhältnis des tatsächlich auf der Ware fixierten Farb­stoffs zum ursprünglich aufgebrachten Farbstoff ist bei wei­tem nicht vollständig, sondern liegt etwa in der Größenord­nung von 60 %. Die nicht aufgezogenen 40 % "gehen in den Kanal" und stellen nicht nur einen ganz erheblichen Kostenfaktor, sondern auch ein schwieriges Umweltproblem dar, besonders da viele Moleküle von Direktfarbstoffen komplex gebundene Schwer­metallionen, insbesondere Kupferionen, enthalten, die als ein gefährliches Abwassergift angesehen werden und hinsichtlich deren strenge behördliche Vorschiften einzuhalten sind.

    [0004] Es ist nun bereits bekannt, daß das Aufziehen von Direkt-Farbstoffen auf die Ware durch Hinzufügung von Salzen wie Kochsalz oder Glaubersalz verbessert werden kann. Es kann auf diese Weise der Anteil des auf die Fasern tatsächlich aufziehenden Farbstoffs erhöht und somit der Farbstoffverlust einerseits und die Umweltbelastung anderseits vermindert werden.

    [0005] Im Kontinue-Verfahren jedoch führt der Zusatz von Salz zum Färbebad im Foulard zu einer Verstärkung der Enden­abläufe. Durch das Salz wird das Ziehvermögen der Ware so erhöht, daß die begierig Farbstoff aus der Flotte aufnimmt und die Flottenmenge am Anfang und gegen Schluß noch stärkere und schwer in den Griff zu bekommende Konzentrationsänderun­gen zeigt. Das zur Verbesserung der Farbstoffausbeute und der Umweltbelastung an sich probate Mittel des Salzzusatzes läßt sich also bei der Kontinue-Färbung nicht ohne weiteres ein­setzen.

    [0006] Ausgehend von dieser speziellen Problemlage liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine entsprechende Einrichtung so auszugestalten, daß das Zusam­menwirken der beiden Behandlungsflotten kontrolliert ein­setzt, daß keine Änderungen des Behandlungsausfalls durch Konzentrationsänderungen in der zweiten Behandlungsflotte vorkommen und daß sich ein über die Warenbahnlänge gleich­mäßiger Behandlungsausfall einstellt.

    [0007] Diese Aufgabe wird in ihrem verfahrensmäßigen Aspekt durch die in Anspruch 1 wiedergegebene Erfindung gelöst.

    [0008] In erster Linie kommt das Verfahren für die Behand­lung von Flachgeweben in Betracht. Bei einer derartigen Wa­renbahn wird die erste Behandlungsflotte in irgendeiner Weise aufgetragen und sodann auf 60 bis 120 % abgequetscht. Die Feuchtigkeitswerte beziehen sich stets auf die Menge an Be­handlungsflotte in Relation zum Trockengewicht der Waren­bahn, auf die die Behandlungsflotte aufgetragen worden ist. Ein Wert von 120 % ist die obere Grenze dessen, was in einer Quetschvorrichtung mit zusammenwirkenden Walzen noch gleich­mäßig abgequetscht werden kann; bei höheren Feuchtigkeitsge­halten müßte das Quetschwerk mit so geringen Liniendrücken gefahren werden, daß die Gleichmäßigkeit der Abquetschung nicht mehr gewährleistet und sogar die Gefahr des bereichs­weisen Abhebens der Walzen voneinander gegeben ist. Auf der anderen Seite ist eine solche Feuchtigkeitsmenge mit in der Praxis vertretbarem Aufwand kaum anders auf eine Warenbahn aufzubringen als durch eine Tränkung oder Netzung der Waren­bahn mit anschließendem Abquetschen. Ein Aufsprühen ist nur schwer gleichmäßig durchzuführen. Dasselbe gilt für ein Auf­gießen, da dabei die Flüssigkeitsmenge zur Bildung eines gleichmäßigen Films zu gering ist.

    [0009] Auf die mit der angegebenen Flüssigkeitsmenge bela­dene Warenbahn wird nun die zweite Behandlungsflotte aufgetragen, und zwar in einer besonderen Weise. Die Warenbahn soll nämlich nicht durch einen größeren Flotten­vorrat hindurchgeführt werden, bei welchem die Gefahr von Konzentrationsveränderungen durch die von der Waren­bahn ausgeschleppte Menge an Behandlungsmittel besteht. Deshalb soll die Warenbahn beim Auftrag der zweiten Be­handlungsflotte nur mit einer möglichst geringen Flotten­menge in Berührung stehen, die von der Warenbahn sehr schnell aufgenommen und forttransportiert und die dem­entsprechend ständig durch Einführen frischer Behandlungs­flotte erneuert bzw. ergänzt wird. Auf die Warenbahn wird also beidseitig stets frische Flotte aufgetragen, durch die noch keine größeren Längen der Warenbahn hin­durchgelaufen sind. Auf diese Weise können Konzentrations­änderungen in der mit der Warenbahn in Berührung stehenden Menge an Behandlungsflotte und dementsprechende Unter­schiede im Behandlungsausfall minimiert werden.

    [0010] Wichtig ist ferner, daß nach dem Auftrag der zwei­ten Behandlungsflotte nicht abgequetscht wird. Durch Abquetschen läßt sich kein Gesamtfeuchtigkeitsgehalt gleichmäßig einstellen, der wesentlich über 120 % liegt. Wenn nach dem Auftrag der zweiten Behandlungsflotte ab­gequetscht würde, würde es allenfalls möglich sein, einige wenige 10 % der zweiten Behandlungsflotte hinzuzuaddieren, was für das Zusammenwirken der beiden Behandlungsflotten und den Ausfall der Behandlung in vielen Fällen zu wenig ist. Aus diesem Grund wird die Warenbahn nach dem Auftrag der zweiten Behandlungsflotte abgestreift, wodurch grös­senordnungsmäßig noch einmal dieselbe Menge an Behand­lungsflüssigkeit hinzuaddiert werden kann wie beim ersten Auftrag und Gesamt-Feuchtigkeitsgehalte erzielbar sind, die im Bereich dessen liegen, was die Warenbahn an Feuch­tigkeit überhaupt halten kann, ohne daß die Feuchtigkeit von der Warenbahn abtropf oder an ihr herunterläuft. Derartige bis an die Grenzen der tropffreien Feuchtig­keitsgehalte getriebene Beladungen mit Flotte sind für viele Behandlungen von Vorteil, weil dadurch auf der Warenbahn eine große Wasserbeweglichkeit gegeben ist und der Transport der Behandlungsmittel zwischen den beiden Flotten und insbesondere das Aufziehen der Be­handlungsmittel aus der Gesamtflotte auf die Fasern in dem sich an den Auftrag im allgemeinen anschließenden Dämpfschritt erleichtert werden.

    [0011] Ein Naß-in-Naß-Auftrag einer Behandlungsflüssig­keit in zwei Stufen ist für sich genommen aus der DE-AS 10 78 527 bekannt. Hiebei erfolgt jedoch der zweite Auf­trag in einem Zwickel-Auftragswerk, mit welchem die bei der Erfindung erforderlichen hohen Flüssigkeitsbelegun­gen der Warenbahn nicht realisierbar sind, ohne daß die Flüssigkeit zwischen den Walzen hindurchläuft und sich Ungleichmäßigkeiten einstellen.

    [0012] Ein bevorzugtes Anwendungsbeispiel des erfindungs­gemäßen Verfahrens ist Gegenstand des Anspruchs 2.

    [0013] Es ist durch umfangreiche Versuche erwiesen, daß die Endenabläufe beim Färben von Baumwollware mit Direkt- oder Substantiv-Farbstoffen nach dem erfindungsgemäßen Verfahren von einer Größenordnung von etwa 50 bis 150 m Warenbahnlänge auf ein Größenordnung von 3 bis 5 m her­untergebracht und die Farbstoffausbeute um bis zu 40 % gesteigert werden kann, so daß die Farbstoffverluste und auch die Umweltbelastung durch in das Abwasser gelan­gende Schwermetalle entsprechend verringert werden können.

    [0014] Weitere in Betracht kommende Anwendungsbeispiele des erfindungsgemäßen Verfahrens sind in den Ansprüchen 3 und 4 wiedergegeben.

    [0015] Gerade bei Reaktiv-Farbstoffen waren die Verluste bisher so hoch, daß Kontinue-Verfahren kaum durchgeführt wurden.

    [0016] Es empfiehlt sich besonders hierbei, die Temperatur der beiden aufgetragenen Behandlungsflotten im wesentli­chen gleichzuhalten, weil dadurch ein optimales Zusammen­wirken derselben und mit der Warenbahn zustande kommt.

    [0017] Die Erfindung ist jedoch keineswegs auf Färbebehand­lungen von textilen Warenbahnen beschränkt. Sie kann vielmehr in allen Fällen Anwendung finden, in denen die erfindungsgemäße Flottentrennung verfahrensmäßige Vorteile bietet, also z.B. auch beim Bleichen. Auch besteht keine Beschränkung hinsichtlich der Art der Warenbahn. So kann z.B. auch eine Papier- oder ähnliche Bahn behandelt, insbesondere gefärbt werden.

    [0018] Die Aufgabe der Erfindung wird in ihrem vorrich­tungsmäßigen Aspekt durch die in Anspruch 6 wiedergegebene Erfindung gelöst, die im einzelnen in der in den Ansprü­chen 7 bis 11 wiedergegebenen Weise realisiert sein kann.

    [0019] Zwickelauftragsvorrichtungen der angegebenen Art sind für sich genommen aus der FR-PS 13 81 081 bekannt. Die Erfindung liegt jedoch nicht in der Zwickelauftrags­vorrichtung als solcher, sondern in der Kombination einer Tränkeinrichtung mit Abquetschung mit einer Tränkeinrich­tung mit sehr geringem Flotteninhalt, bei der anschlies­send abgestreift, d.h. eine relativ große Flottenmenge gleichmäßig auf der Warenbahn belassen wird.

    [0020] In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung in Gestalt einer als Ganzes mit 100 bezeichne­ten Einrichtung zum Färben eines Flachgewebes aus Baum­wolle mit Direkt-Farbstoffen dargestellt. Die Warenbahn 1 wird zunächst durch einen die erste Auftragsvorrichtung bildenden Foulard 10 geleitet, der ein Tauchbecken 2 umfaßt, welches bei einer Breite der Warenbahn 1 von 1,80 m 30 bis 60 l einer Salzflotte 3 umfaßt, durch welche die Warenbahn in der gezeigten Weise über eine Umlenk­rolle 4 hindurchgeleitet wird, um dann vertikal nach oben geleitet und in dem Quetschspalt 5 zwischen den Quetschwalzen 6 und 7 auf einem Feuchtigkeitsgehalt von 70 bis 90 % des Flächengewichts der trockenen Warenbahn 1 abgequetscht zu werden.

    [0021] Die mit dieser Feuchtigkeit beladene Warenbahn wird sodann an einer Umlenkrolle 8 vertikal nach unten umgelenkt und gelangt so in die die zweite Auftragsvor­richtung bildende Zwickelauftragsvorrichtung 20. Die Zwickelauftragsvorrichtung 20 umfaßt zu beiden Seiten der Warenbahn 1 einander gegenüberstehende Wandungen 11, 12, die in dem Ausführungsbeispiel im wesentlichen eben ausgebildet sind und zur Warenbahn leicht schrägste­hen, d.h. sich ihr in Laufrichtung annähern. An den Enden sind die Wandungen 11, 12 außerhalb der Ränder der Waren­bahn 1 miteinander verbunden, so daß ein aufrechter, trichterartiger Trog 9 gebildet ist, der bis zu einer wählbaren geringen Füllstandshöhe mit einer Behandlungs­flüssigkeit 13 füllbar ist.

    [0022] Am unteren Ende des Troges 9 sind quer über die Warenbahnbreite reichende längliche gegen die Warenbahn 1 hin offene Ausnehmungen 15, 16 gebildet, in denen auf­blasbare Druckschläuche 17, 18 angeordnet sind. Die Schläu­che 17, 18 liegen, wenn sie aufgeblasen sind, von beiden Seiten mit sanftem und über die Bahnbreite ganz gleich­mäßigem Druck an der Warenbahn dichtend an und schließen den Trog 9 nach unten ab. Außerhalb der Ränder der Waren­bahn 1 liegen die Schläuche 17, 18 unmittelbar aneinander an und dichten auch in diesen Bereichen ab. Die Waren­bahn wird gleitend durch den Spalt 19 zwischen den Schläu­chen 17, 18 hindurchgezogen. Dabei wird die in dem Trog 9 aufgenommene Behandlungsflotte 13, die in dem Ausführungs­beispiel eine Färbeflotte mit Direkt-Farbstoffen ist, bis auf einen durch den Druck in den Schläuchen 17, 18 bestimmten Gesamt-Feuchtigkeitsgehalt abgestreift. Die­ser Gesamt-Feuchtigkeitsgehalt liegt im Bereich von etwa 100 bis 200 %, d.h. es wird in der Zwickel-Auftragsvor­richtung 20 noch einmal dieselbe Menge an Behandlungs­flotte hinzuaddiert, wie sie schon in dem Foulard 10 aufgetragen worden ist.

    [0023] Die Schläuche 17, 18 können auf den einander zuge­wandten Seiten von einem besonderen Gleitmaterial über­zogen sein. Besonders bewährt haben sich dünne Gleitble­che aus korrosionsfestem Stahl, die den Beanspruchungen widerstehen können, die durch den Grat entstehen, der an den verschweißten Rändern der Rücken von Teppichbah­nen zu finden ist.

    [0024] Die Füllstandshöhe in dem Trog 9 wird sehr niedrig gehalten. Bei einer Warenbahnbreite von 1,80 m und der entsprechenden Breite des Troges 9 stehen in dem Trog 9 beispielsweise 4 bis 8 l der Behandlungsflotte 13. Diese Menge würde nur für wenige Meter Warenbahn 1 aus­reichen und wäre sehr schnell verbraucht. Aus diesem Grunde wird die Behandlungsflotte 13 durch eine Zuführ­einrichtung 14 ständig frisch nachgeliefert und auf einem gleichbleibendne, wenn auch niedrigen Niveau in dem Trog 9 gehalten. Eine wesentliche Änderung der Konzentration der Behandlungsflotte 13 durch von der Warenbahn 1 mitgenommene Behandlungsmittel kann also nicht ein­treten. Bis auf ganz geringe Abläufe in der Größenordnung von 3 bis 5 m wird also die Gesamte Länge der Warenbahn 1 gleichmäßig gefärbt.

    [0025] Die so behandelte Warenbahn 1 fährt nun sogleich in einen Dämpfer 30 ein und anschließend in eine mit mehre­ren Abteilen versehene Wascheinrichtung 40.

    VERSUCHSBEISPIELE


    1. Färben mit Direkt-Farbstoffen



    [0026] a) Ein Flachgewebe aus Baumwolle mit einem Flächen­gewicht von 200 g/m² wurde gemäß dem Stand der Technik im Foulard ohne Salzzusatz mit folgender Färbeflotte versehen und anschließend im Dämpfer 2 min gedämpft:
    3,0 ml/l Netzmittel
    2,0 ml/l Klotzhilfsmittel
    1,0 g/l Oxidationsmittel
    0,5 ml/l Entlüfter
    7,7 g/l Direktblau I
    2,3 g/l Direktblau II
    Der Flottenauftrag betrug 85 %, die Arbeitsgeschwindigkeit 30 m/min, die Warenbahnbreite 1,8 m.

    [0027] Es ergab sich eine blaugefärbte Warenbahn mit Enden­abläufen in der Größenordnung von 100 m, die anderweitig ver­wendet werden mußten.

    [0028] b) Eine gleiche Warenbahn wurde nunmehr mit Salzzu­satz auf der erfindungsgemäßen Einrichtung auf gleichen Blau­ton gefärbt.

    [0029] Zunächst erfolgte in dem Foulard 10 ein Auftrag der Folgenden Salzflotte:
    3,0 ml/l Netzmittel
    3,0 ml/l Klotzhilfsmittel
    1,0 g/l Oxidationsmittel
    0,5 ml/l Entlüfter
    30,0 g/l Kochsalz
    der auf einen Feuchtigkeitsgehalt von 85 % abgequetscht wurde.

    [0030] Die Warenbahn 1 wurde dann sogleich in die Zwickel-­Färbevorrichtung 20 geleitet und dort mit einer Färbeflotte versehen, die wie folgt zusammengesetzt war:
    2,0 ml/l Netzmittel
    4,2 g/l Direktblau I
    1,2 g/l Direktblau II.
    Die Schläuche 17, 18 wurden mit einem Druck P = 0,5 bar aufge­blasen, wodurch sich ein zusätzlicher Flottenauftrag von 100 % ergab, so daß der Gesamt-Feuchtigkeitsgehalt der Warenbahn 1 nach der Zwickel-Färbevorrichtung 185 % betrug. Die damit be­ladene Warenbahn 1 wurde 2 min gedämpft und anschließend in der Waschvorrichtung 40 in sechs Abteilen kalt mit Überlauf gewaschen. Es ergab sich der gleiche Blauton wie im Fall a), wobei aber der Ablauf nur 5 m betrug und außerdem statt wie im Fall a) mit 7, 7 plus 2, 3 = 10 g/l Farbstoff mit 4, 2 plus 1, 2 = 5, 4 g/l Farbstoff gearbeitet werden konnte. Durch den Salz­zusatz wurde das Aufziehen des Farbstoffes so gefördert, daß ein viel größerer Anteil des aufgetragenen Farbstoffes tat­sächlich auf die Fasern aufzog bzw. umgekehrt zur Erreichung der gleichen Farbtontiefe mit einem um 37 % niedrigeren Farb­stoffeinsatz gearbeitet werden konnte. Entsprechend verringert sind die Farbstoffverluste und die durch die sonst ausgewa­schenen Verluste in das Abwasser eingetragenen Schadstoffe, insbesondere Schwermetallionen. Es wird also sowohl in diesem Bereich als auch durch die Verkürzung der Abläufe eine Ver­besserung erzielt.

    2. Färben mit Schwefel-Farbstoffen



    [0031] a) Gemäß dem Stand der Technik wurde ein Flachge­webe aus Baumwolle mit einem Flächengewicht von 250 g/m² in einer Breite von 1,8 m mit einer Geschwindigkeit von 45 m/min auf einem Foulard mit folgender Färbeflotte versehen:
    3,0 ml/l Netzmittel
    2,0 g/l Komplexbildner
    14,6 g/l Schwefelschwarz
    9,0 g/l Schwefelbraun
    1,8 g/l Schwefelrot
    20,0 g/l Glucose
    35,0 ml/l NaOH 29 %
    3,0 ml/l Natriumborat
    3,0 ml/l Netzmittel
    0,5 ml/l Entlüfter
    und auf einen Feuchtigkeitsgehalt von 85 % abgequetscht. Es ergab sich nach dem Dämpfen und Waschen eine graue Färbung mit einem Endenablauf von 100 m.

    [0032] b) Eine gleiche Warenbahn 1 wurde in dem Foulard 10 mit folgender Salzflotte versehen:
    3,0 ml/l Netzmittel
    30,0 g/l Kochsalz
    0,5 ml/l Entlüfter
    und auf einen Feuchtigkeitsgehalt von 85 % abgequetscht. Die Warenbahn 1 wurde sodann in eine Zwickel-Auftragsvorrichtung 20 eingeleitet und dort mit der folgenden Färbeflotte versehen:
    2,0 g/l Komplexbildner
    11,1 g/l Schwefelschwarz
    6,8 g/l Schwefelbraun
    1,4 g/l Schwefelrot
    20,0 g/l Glucose
    35,0 ml/l NaOH 29 %
    3,0 ml/l Natriumborat
    3,0 ml/l Netzmittel
    0,4 ml/l Entlüfter
    Der Flottenauftrag betrug 100 %, so daß sich wieder ein Gesamt-­Feuchtigkeitsgehalt der Warenbahn 1 von 185 % ergab, mit wel­chem die Warenbahn 1 in den Dämpfer 30 einfuhr. Es wurde so­dann in der Wascheinrichtung 40 in sechs Abteilen wie folgt gewaschen:
    1. 50° C Überlauf
    2. 70° C Überlauf
    3. 95° C oxidieren 15 ml/l Textilhilfsmittel
    4. 95° C oxidieren 1 g/l Soda
    5. 50° C Überlauf
    6. kalt Überlauf


    [0033] Es ergab sich eine graue Färbung mit einem Ablauf von etwa 5 m. Aus der verbrauchten Menge an Schwefelschwarz von 25,4 g/l einerseits und 19,3 g/l andererseits ergibt sich bei gleichem Färbeergebnis eine Einsparung an Farbstoff von 13 %

    3. Bleichen



    [0034] Eine Baumwollgewebebahn mit einem Flächengewicht von 150 g/m² wurde auf einem Foulard mit folgender Imprägnierung versehen:
    6,0 g/l NaOH fest als Alkali
    2,0 g/l alkalibeständiges Netzmittel
    6,0 g/l organischer Stabilisator
    1,0 g/l Komplexbildner
    und auf einen Feuchtigkeitsgehalt von 80 % abgequetscht. Die Warenbahn 1 wurde sodann in eine Zwickel-Auftragsvorrichtung 20 eingeleitet und dort zusätzlich mit einem Auftrag von 80 % der folgenden Bleichflotte versehen:
    30,0 g/l Na-Peroxid 35 %



    Ansprüche

    1. Kontinue-Verfahren zum Behandeln einer textilen Warenbahn unter Naß-in-Naß-Auftragung von zwei zusammen­wirkenden Behandlungsflotten, bei welchem zuerst eine erste Behandlungsflotte aufgebracht und abgequetscht und anschließend auf die noch feuchte Warenbahn eine zweite Behandlungsflotte derart aufgebracht wird, daß die Warenbahn stets nur in Berührung mit einem kleinen, fortlaufend verbrauchten und nach Maßgabe des Verbrauchs frisch nachgelieferten Flottenvorrat steht, worauf un­mittelbar anschließend die Warenbahn teilentfeuchtet wird, dadurch gekennzeichnet, daß die Warenbahn nach dem Auftrag der ersten Behand­lungsflotte auf einen Feuchtigkeitsgehalt von 60 bis 120 % abgequetscht und nach dem Auftrag der zweiten Be­handlungsflotte in der Weise teilentfeuchtet wird, daß sie unter Hindurchleiten durch einen Spalt mit minde­stens einer elastisch an der Warenbahn anliegenden Be­grenzung auf einen Gesamt-Feuchtigkeits gehalt von 100 bis 200 % abgestreift wird.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß eine Salzflotte und eine Färbeflotte mit Direkt-­Farbstoffen aufgetragen werden,
    daß zuerst eine erste dieser Flotten aufgetragen und auf einen Feuchtigkeitsgehalt von 70 bis 90 % abge­quetscht wird,
    daß dann die zweite dieser Flotten aufgetragen wird
    und daß dann die Warenbahn auf einen Gesamt-Feuch­tigkeitsgehalt von 130 bis 160 % abgestreift wird.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß eine Salzflotte und eine Färbeflotte mit Schwe­fel-Farbstoffen aufgetragen werden,
    daß zuerst eine erste dieser Flotten aufgetragen und auf einen Feuchtigkeitsgehalt von 70 bis 90 % abge­quetscht wird,
    daß dann die zweite dieser Flottten aufgetragen wird
    und daß dann die Warenbahn auf einen Gesamt-Feuch­tigkeitsgehalt von 160 bis 200 % abgestreift wird.
     
    4. Verfahren nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß eine Alkaliflotte gegebenenfalls mit Salz und eine Färbeflotte mit Reaktiv-Farbstoffen aufgetragen werden,
    daß zuerst eine erste dieser Flotten aufgetragen und auf einen Feuchtigkeitsgehalt von 70 bis 100 % abgequetscht wird,
    daß dann die zweite dieser Flotten aufgetragen wird
    und daß dann die Warenbahn auf einen Gesamt-Feuch­tigkeitsgehalt von 160 bis 200 % abgestreift wird.
     
    5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Temperatur der beiden aufgetragenen Behandlungsflotten gleich ist.
     
    6. Einrichtung zur Kontinue-Behandlung einer tex­tilen Warenbahn, bei welcher in Laufrichtung der Waren­bahn zwei Auftragsvorrichtungen für Behandlungsflotten hintereinander angeordnet sind und die Warenbahn mit der Feuchte der ersten Auftragsvorrichtung in die zweite Auftragsvorrichtung einläuft, insbesondere zur Durch­führung eines Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei die erste Auftragsvorrichtung eine Tränkein­richtung für die Warenbahn mit nachgeschaltetem Walzen­quetschwerk und die zweite Auftragsvorrichtung eine Tränk­einrichtung für die Warenbahn umfaßt, bei welcher die Warenbahn beidseitig nur mit einem sehr geringen, ständig nach Maßgabe des Verbrauchs dosiert ergänzten Flotten­vorrat in Berührung steht, dem ein sich quer über die Warenbreite erstreckender Spalt unmittelbar nachgeschal­tet ist, dadurch gekennzeichnet, daß der Spalt (19) in einer Abstreifvorrichtung (17, 18) ausgebildet und mindestens auf einer Seite der Waren­bahn in einer quer über die Warenbahn (1) reichenden Zone durch eine von einem fluiden Druckmedium gegen die Warenbahn (1) aufblasbare und dichtend an ihr anliegende flexible Wandung begrenzt ist.
     
    7. Einrichtung nach Anspruch 6, durch gekenn­zeichnet, daß die erste Auftragsvorrichtung ein Foulard (10) ist.
     
    8. Einrichtung nach Anspruch 6 oder 7, dadurch ge­kennzeichnet, daß die zweite Auftragsvorrichtung eine Zwickel-Auftragsvorrichtung (20) mit einander zu beiden Seiten der Warenbahn (1) gegenüberstehenden Wandungen (11, 12) ist, die an den Enden seitlich außerhalb der Warenbahn (1) verbunden sind und einen aufrechten, quer über die Warenbahn­breite reichenden, bis zu einer wählbaren Füllstandshöhe mit einer Behandlungsflotte (13) füllbaren Trog (19) bilden, durch den die Warenbahn (1) vertikal hindurchleitbar ist und der am unteren Ende den Spalt (19) aufweist.
     
    9. Einrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekenn­zeichnet, daß der Spalt (19) durch zwei einander parallel zu beiden Seiten der Warenbahn (1) gegenüberliegende, flexib­le, gegen die Warenbahn aufblasbare und an ihr dichtend an­liegende Wandungen begrenzt ist.
     
    10. Einrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekenn­zeichnet, daß die Wandungen durch zwei aufblasbare Schläuche (17, 18) gebildet sind.
     
    11. Einrichtung nach einem der Ansprüche 8 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß der Trog (9) höchstens mit einer Menge an Behandlungsflotte (13) gefüllt ist, die zur Behand­lung von 30 m Warenbahn (1) ausreicht.
     




    Zeichnung







    Recherchenbericht