(19)
(11) EP 0 311 847 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
19.04.1989  Patentblatt  1989/16

(21) Anmeldenummer: 88116092.3

(22) Anmeldetag:  29.09.1988
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4C23C 28/02
(84) Benannte Vertragsstaaten:
DE FR GB IT

(30) Priorität: 14.10.1987 DE 3734768

(71) Anmelder:
  • Battelle-Institut e.V.
    D-60441 Frankfurt (DE)
  • Battelle Motor- und Fahrzeugtechnik GmbH
    D-6000 Frankfurt am Main 90 (DE)

(72) Erfinder:
  • Decker, Hans-Joachim, Dipl.-Ing.
    D-6200 Wiesbaden (DE)
  • Gramatte, Winfried, Dipl.-Ing.
    D-6366 Wölfersheim (DE)
  • Grünthaler, Karl-Heinz, Dr.
    D-6390 Usingen (DE)
  • Schwämmlein, Wolfgang, Dipl.-Ing.
    D-6500 Mainz 35 (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Armaturteil zum Einsatz in einem schwefelsauren Medium, das auch abrasiv wirkende Feststoffteilchen enthält, und Verfahren zur Herstellung eines solchen Armaturteiles


    (57) Beschrieben wird ein Armaturteil zum Einsatz in einem schwefelsauren Medium, insbesondere in einer Rauchgas-­Entschwefelungsanlage, welches aus einem preisgünstigen Kern aus Gußeisen oder Baustahl besteht, über dem sich eine Sperrschicht befindet, die wiederum von einer verschleißbeständigen Deckschicht abgedeckt ist.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Armaturteil auf der Basis von Eisen zum Einsatz in einem schwefelsauren Medium, insbesondere Rauchgas-Entschwefelungsanlage. Außerdem bezieht sich die Erfindung auf ein Verfahren zur Her­stellung eines solchen Armaturteils, beispielsweise einer Klappe.

    [0002] In Rauchgasentschwefelungsanlagen wird Schwefeldioxid (SO₂) mit Kalk (CaCo₃) zu Gips (CaSO₄˙2H₂O) umgesetzt. Die Suspension von CaCO₃ (CaO, Ca (OH₂) in einem sauren Medium (pH-Wert≈3) mit Anteilen an Chloriden, Fluoriden in verschiedenen Verbindungen, H₂SO₃ und H₂SO₄, teilweise auch HNO₃, stellt bei Betriebstempera­turen von etwa 40°C ein außergewöhnlich aggressives Medium dar, das in Verbindung mit den harten und rasch bewegten Kalkteilchen, welche eine stark abrasive Wirkung besitzen, in kurzer Zeit nahezu alle bekannten Werkstoffe, die normalerweise für Armaturenteile eingesetzt werden, zerstört. Dies trifft insbesondere auf Konstruktionsteile in Rohrleitungen, Pumpen und anderen Armaturteilen, wie Klappen zu, die der direkten Strömung des aggressiven, schwefelsauren Mediums voll­ständig ausgesetzt sind. Diese Teile werden daher bisher aus einer speziellen und teuren Legierung (Hastelloy C4) hergestellt, welche dem kombinierten korrosiven und abrasiven Angriff des Mediums widersteht. Diese Legierung ist aber außergewöhnlich schwer zu bearbeiten und unwirtschaftlich.

    [0003] Es besteht daher ein Bedarf nach einempreisgünstigeren Werkstoff oder einer Werkstoffkombination, die zudem leichter zu verarbeiten sind.

    [0004] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Armaturteil zum Einsatz in einem schwefelsauren Medium vorzuschlagen, das einerseits preisgünstig ist und andererseits allen im Betrieb an das Armaturteil gestellten Forderungen entspricht, insbesondere bezüglich des korrosiven und abrasiven Angriffs dieses Mediums.

    [0005] Zur Lösung dieser Aufgabe ist die Erfindung dadurch gekennzeichnet, daß das Armaturteil aus einem Kern aus Gußeisen oder unlegiertem Stahl besteht, über dem sich eine Sperrschicht aus Nickel, Kupfer und/oder Chrom bzw. deren Legierungen befindet, über der sich eine ver­schleißbeständige Deckschicht auf der Basis von Nickel oder Kobalt mit eingelagerten Hartstoffen befindet.

    [0006] Der Kern aus Gußeisen oder unlegiertem Stahl ist preis­günstig, leicht herzustellen und gut zu bearbeiten. Die Deckschicht ist verschleißbeständig und hält dem korro­siven und abrasiven Angriff des schwefelsauren Mediums gut stand. Sie kann u.U. eine gewisse Porosität aufweisen, so daß das schwefelsaure Medium in die Poren eindringen kann. Es wird durch die Sperrschicht daran gehindert, den Kern anzugreifen.

    [0007] Die Sperrschicht kann eine Dicke bis maximal 100 µm einnehmen.

    [0008] Die Deckschicht soll dagegen eine Dicke im Millimeter­bereich aufweisen.

    [0009] Die Unteransprüche 2, 3 und 4 geben bevorzugte Zusammen­setzungen der in die Deckschicht eingelagerten Hart­stoffe bzw. der Deckschicht als solche an.

    [0010] Die Verfahrensansprüche 5 bis 8 erläutern bevorzugte Verfahren zum Aufbringen der Sperrschicht und der Deck­schicht.

    [0011] Die Erfindung wird im folgenden anhand eines Ausführungs­beispieles näher erläutert, aus dem sich weitere wichtige Merkmale ergeben. Es zeigt:

    Fig. 1 - schematisch einen Schnitt durch ein erfindungsgemäßes Armaturteil;

    Fig. 2 - einen Schnitt durch ein plattenförmiges Armaturenteil mit einer Panzerung am Umfang durch Auftragsschweißen von Hartmetall;

    Fig. 3 - einen Schnitt ähnlich Fig. 2, wobei die Panzerung durch einen aufgeschrumpften Ring gebildet wird.



    [0012] Das Armaturenteil besteht nach Fig. 1 grundsätzlich aus einem Kern 1 aus dem leicht zu vergießenden und gut zu bearbeitenden, preisgünstigen Gußeisen. Der Kern 1 kann auch aus unlegiertem Stahl (Baustahl) bestehen, welcher ebenfalls preisgünstig ist und gut bearbeitet werden kann.

    [0013] Auf den Kern 1 wird vorzugsweise stromlos oder galvanisch eine Sperrschicht 2 aus Nickel oder den anderen in den Patentansprüchen hierfür bevorzugten Materialien aufge­bracht. Auf diese dichte und korrosionsbeständige Sperr­schicht wird dann mittels geeigneter thermischer oder thermomechanischer Oberflächenverfahren, wie Auftrags­schweißen, Aufschmelzen, Flammspritzen, Detonations­spritzen oder Plasmaspritzen eine harte, verschleiß­und korrosionsbeständige Deckschicht 3 aus einer Nickel­legierung mit eingelagerten Karbiden auf der Basis von Chrom, Molybdän oder Wolfram aufgebracht.

    [0014] Es stellte sich überraschendheraus, daß trotz der nicht ganz porenfreien Deckschicht 3 die Sperrschicht 2 aus Nickel das Grundmaterial der Kernschicht 1 zuverlässig vor Korrosion schützt.

    [0015] Eine weitere Verbesserung des Korrosionsverhaltens und der Verschleißbeständigkeit kann durch kurzes Auf­schmelzen mit einem Laserstrahl erzielt werden. Die Karbidausscheidungen werden dadurch verfeinert und die Oberfläche wird dichter.

    [0016] Fig. 2 und 3 zeigen, daß ein plattenförmiges Aramturen­teil mit einem Kern 1 im Bereich der großten abrasiven Beanspruchung, nämlich am Scheibenrand, durch eine partielle Panzerung 4 geschützt wird, die in Fig. 2 durch Auftragsschweißen aufgetragen wird. Als verschleiß­feste Werkstoffe bieten sich Stellite oder Hartmetalle an.

    [0017] Die Abrasionsbeständigkeit kann auch durch Aufschrumpfen eines Rings 5 am Hartmetall vorgenommen werden, wie in Fig. 3 dargestellt.

    [0018] Im Anschluß an diese Maßnahme (Aufbringen der Panzerung 4 bzw. des Ringes 5) erfolgt das Aufbringen der Sperr- und Deckschicht 2, 3 entsprechend den Ansprüchen 5 bis 8 bzw. Fig. 1, und zwar in Fig. 1 vorzugsweise die Panzerung 4 überlappend. Der Ring 5 soll etwas höher sein als der zu schützende Rand, um auch hier einen glatten Übergang zu schaffen.


    Ansprüche

    1. Armaturteil auf der Basis von Eisen zum Einsatz in einem schwefelsauren Medium, das auch abrasiv wirkende Feststoffpartikel enthält, insbesondere in einer Rauchgas-Entschwefelungsanlage,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß es aus einem Kern aus Gußeisen oder unlegiertem Stahl besteht, über dem sich eine Sperrschicht aus Nickel und/oder Kupfer und/oder Chrom befindet, über der sich eine verschleißbeständige Deckschicht auf der Basis von Nickel oder Kobalt mit eingelagerten Hartstoffen befindet.
     
    2. Armaturteil nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die eingelagerten Hartstoffe Karbide des Chroms, Molybdäns und/oder Wolframs sind.
     
    3. Armaturteil nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die eingelagerten Hartstoffe Boride des Titans, Zirkons bzw. Nitride des Titans oder Siliziums sind.
     
    4. Armaturteil nach Anspruch 1 oder 2 oder 3,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Deckschicht etwa 30 bis 75 Gew.% Hartstoffe aufweist, etwa 20 - 65 Gew. % Nickel und den Rest Chrom.
     
    5. Verfahren zur Herstellung eines Armaturteils nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Sperrschicht auf galvanischem Wege, stromlos, durch Flammspritzen oder nach dem CVD-Verfahren aufgebracht wird.
     
    6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Deckschicht thermisch oder thermodynamisch nach dem Plasma-oder Flammspritzverfahren, durch Detonationsspritzen oder durch eine Laserbehandlung auf die Sperrschicht aufgebracht wird.
     
    7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Deckschicht durch Auftragsschweißen oder Auftragsschmelzen auf die Sperrschicht aufgebracht wird.
     
    8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Deckschicht kurzzeitig aufgeschmolzen wird und sehr rasch erstarrt.
     
    9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß ein plattenförmiges Armaturenteil im Bereich des äußeren Umfangs gepanzert wird.
     
    10. Verfahren nach Anspruch 9,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Panzerung durch Auftragsschweißen von Hartmetall erfolgt.
     
    11. Verfahren nach Anspruch 10,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß das Aufbringen der Sperr- und Deckschicht die Panzerung überlappend durchgeführt wird.
     
    12. Verfahren nach Anspruch 9,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß ein Ring aus abrasions- und korrosionsbeständi­gem Material auf das plattenförmige Armaturteil aufgeschrumpft wird.
     




    Zeichnung