[0001] Die Erfindung betrifft ein Armaturteil auf der Basis von Eisen zum Einsatz in einem
schwefelsauren Medium, insbesondere Rauchgas-Entschwefelungsanlage. Außerdem bezieht
sich die Erfindung auf ein Verfahren zur Herstellung eines solchen Armaturteils,
beispielsweise einer Klappe.
[0002] In Rauchgasentschwefelungsanlagen wird Schwefeldioxid (SO₂) mit Kalk (CaCo₃) zu Gips
(CaSO₄˙2H₂O) umgesetzt. Die Suspension von CaCO₃ (CaO, Ca (OH₂) in einem sauren Medium
(pH-Wert≈3) mit Anteilen an Chloriden, Fluoriden in verschiedenen Verbindungen, H₂SO₃
und H₂SO₄, teilweise auch HNO₃, stellt bei Betriebstemperaturen von etwa 40°C ein
außergewöhnlich aggressives Medium dar, das in Verbindung mit den harten und rasch
bewegten Kalkteilchen, welche eine stark abrasive Wirkung besitzen, in kurzer Zeit
nahezu alle bekannten Werkstoffe, die normalerweise für Armaturenteile eingesetzt
werden, zerstört. Dies trifft insbesondere auf Konstruktionsteile in Rohrleitungen,
Pumpen und anderen Armaturteilen, wie Klappen zu, die der direkten Strömung des aggressiven,
schwefelsauren Mediums vollständig ausgesetzt sind. Diese Teile werden daher bisher
aus einer speziellen und teuren Legierung (Hastelloy C4) hergestellt, welche dem kombinierten
korrosiven und abrasiven Angriff des Mediums widersteht. Diese Legierung ist aber
außergewöhnlich schwer zu bearbeiten und unwirtschaftlich.
[0003] Es besteht daher ein Bedarf nach einempreisgünstigeren Werkstoff oder einer Werkstoffkombination,
die zudem leichter zu verarbeiten sind.
[0004] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Armaturteil zum Einsatz in einem
schwefelsauren Medium vorzuschlagen, das einerseits preisgünstig ist und andererseits
allen im Betrieb an das Armaturteil gestellten Forderungen entspricht, insbesondere
bezüglich des korrosiven und abrasiven Angriffs dieses Mediums.
[0005] Zur Lösung dieser Aufgabe ist die Erfindung dadurch gekennzeichnet, daß das Armaturteil
aus einem Kern aus Gußeisen oder unlegiertem Stahl besteht, über dem sich eine Sperrschicht
aus Nickel, Kupfer und/oder Chrom bzw. deren Legierungen befindet, über der sich eine
verschleißbeständige Deckschicht auf der Basis von Nickel oder Kobalt mit eingelagerten
Hartstoffen befindet.
[0006] Der Kern aus Gußeisen oder unlegiertem Stahl ist preisgünstig, leicht herzustellen
und gut zu bearbeiten. Die Deckschicht ist verschleißbeständig und hält dem korrosiven
und abrasiven Angriff des schwefelsauren Mediums gut stand. Sie kann u.U. eine gewisse
Porosität aufweisen, so daß das schwefelsaure Medium in die Poren eindringen kann.
Es wird durch die Sperrschicht daran gehindert, den Kern anzugreifen.
[0007] Die Sperrschicht kann eine Dicke bis maximal 100 µm einnehmen.
[0008] Die Deckschicht soll dagegen eine Dicke im Millimeterbereich aufweisen.
[0009] Die Unteransprüche 2, 3 und 4 geben bevorzugte Zusammensetzungen der in die Deckschicht
eingelagerten Hartstoffe bzw. der Deckschicht als solche an.
[0010] Die Verfahrensansprüche 5 bis 8 erläutern bevorzugte Verfahren zum Aufbringen der
Sperrschicht und der Deckschicht.
[0011] Die Erfindung wird im folgenden anhand eines Ausführungsbeispieles näher erläutert,
aus dem sich weitere wichtige Merkmale ergeben. Es zeigt:
Fig. 1 - schematisch einen Schnitt durch ein erfindungsgemäßes Armaturteil;
Fig. 2 - einen Schnitt durch ein plattenförmiges Armaturenteil mit einer Panzerung
am Umfang durch Auftragsschweißen von Hartmetall;
Fig. 3 - einen Schnitt ähnlich Fig. 2, wobei die Panzerung durch einen aufgeschrumpften
Ring gebildet wird.
[0012] Das Armaturenteil besteht nach Fig. 1 grundsätzlich aus einem Kern 1 aus dem leicht
zu vergießenden und gut zu bearbeitenden, preisgünstigen Gußeisen. Der Kern 1 kann
auch aus unlegiertem Stahl (Baustahl) bestehen, welcher ebenfalls preisgünstig ist
und gut bearbeitet werden kann.
[0013] Auf den Kern 1 wird vorzugsweise stromlos oder galvanisch eine Sperrschicht 2 aus
Nickel oder den anderen in den Patentansprüchen hierfür bevorzugten Materialien aufgebracht.
Auf diese dichte und korrosionsbeständige Sperrschicht wird dann mittels geeigneter
thermischer oder thermomechanischer Oberflächenverfahren, wie Auftragsschweißen,
Aufschmelzen, Flammspritzen, Detonationsspritzen oder Plasmaspritzen eine harte,
verschleißund korrosionsbeständige Deckschicht 3 aus einer Nickellegierung mit eingelagerten
Karbiden auf der Basis von Chrom, Molybdän oder Wolfram aufgebracht.
[0014] Es stellte sich überraschendheraus, daß trotz der nicht ganz porenfreien Deckschicht
3 die Sperrschicht 2 aus Nickel das Grundmaterial der Kernschicht 1 zuverlässig vor
Korrosion schützt.
[0015] Eine weitere Verbesserung des Korrosionsverhaltens und der Verschleißbeständigkeit
kann durch kurzes Aufschmelzen mit einem Laserstrahl erzielt werden. Die Karbidausscheidungen
werden dadurch verfeinert und die Oberfläche wird dichter.
[0016] Fig. 2 und 3 zeigen, daß ein plattenförmiges Aramturenteil mit einem Kern 1 im Bereich
der großten abrasiven Beanspruchung, nämlich am Scheibenrand, durch eine partielle
Panzerung 4 geschützt wird, die in Fig. 2 durch Auftragsschweißen aufgetragen wird.
Als verschleißfeste Werkstoffe bieten sich Stellite oder Hartmetalle an.
[0017] Die Abrasionsbeständigkeit kann auch durch Aufschrumpfen eines Rings 5 am Hartmetall
vorgenommen werden, wie in Fig. 3 dargestellt.
[0018] Im Anschluß an diese Maßnahme (Aufbringen der Panzerung 4 bzw. des Ringes 5) erfolgt
das Aufbringen der Sperr- und Deckschicht 2, 3 entsprechend den Ansprüchen 5 bis 8
bzw. Fig. 1, und zwar in Fig. 1 vorzugsweise die Panzerung 4 überlappend. Der Ring
5 soll etwas höher sein als der zu schützende Rand, um auch hier einen glatten Übergang
zu schaffen.
1. Armaturteil auf der Basis von Eisen zum Einsatz in einem schwefelsauren Medium,
das auch abrasiv wirkende Feststoffpartikel enthält, insbesondere in einer Rauchgas-Entschwefelungsanlage,
dadurch gekennzeichnet,
daß es aus einem Kern aus Gußeisen oder unlegiertem Stahl besteht, über dem sich eine
Sperrschicht aus Nickel und/oder Kupfer und/oder Chrom befindet, über der sich eine
verschleißbeständige Deckschicht auf der Basis von Nickel oder Kobalt mit eingelagerten
Hartstoffen befindet.
2. Armaturteil nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die eingelagerten Hartstoffe Karbide des Chroms, Molybdäns und/oder Wolframs sind.
3. Armaturteil nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die eingelagerten Hartstoffe Boride des Titans, Zirkons bzw. Nitride des Titans
oder Siliziums sind.
4. Armaturteil nach Anspruch 1 oder 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Deckschicht etwa 30 bis 75 Gew.% Hartstoffe aufweist, etwa 20 - 65 Gew. %
Nickel und den Rest Chrom.
5. Verfahren zur Herstellung eines Armaturteils nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Sperrschicht auf galvanischem Wege, stromlos, durch Flammspritzen oder nach
dem CVD-Verfahren aufgebracht wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Deckschicht thermisch oder thermodynamisch nach dem Plasma-oder Flammspritzverfahren,
durch Detonationsspritzen oder durch eine Laserbehandlung auf die Sperrschicht aufgebracht
wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Deckschicht durch Auftragsschweißen oder Auftragsschmelzen auf die Sperrschicht
aufgebracht wird.
8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Deckschicht kurzzeitig aufgeschmolzen wird und sehr rasch erstarrt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein plattenförmiges Armaturenteil im Bereich des äußeren Umfangs gepanzert wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Panzerung durch Auftragsschweißen von Hartmetall erfolgt.
11. Verfahren nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Aufbringen der Sperr- und Deckschicht die Panzerung überlappend durchgeführt
wird.
12. Verfahren nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein Ring aus abrasions- und korrosionsbeständigem Material auf das plattenförmige
Armaturteil aufgeschrumpft wird.