(19)
(11) EP 0 312 806 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
26.04.1989  Patentblatt  1989/17

(21) Anmeldenummer: 88115838.0

(22) Anmeldetag:  26.09.1988
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4H04Q 11/04, H04M 11/06
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE ES FR GB GR IT LI NL SE

(30) Priorität: 19.10.1987 DE 3735375

(71) Anmelder: SIEMENS AKTIENGESELLSCHAFT
80333 München (DE)

(72) Erfinder:
  • Geiger, Gerhard, Dipl.-Ing.
    D-8162 Schliersee (DE)
  • Strafner, Michael, Dipl.-Ing.
    D-8011 Kirchheim (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Datenübertragungsverfahren für ein digitales Vermittlungssystem und Anordnung zur Durchführung des Verfahrens


    (57) Die Erfindung beschreibt eine Systemarchitektur für ein digi­tales Vermittlungssystem, bei dem Signalisierungs- und Paket­daten zwischen Endstellen (E) und einer übergeordneten Einheit (PAD) kollissionsfrei und ohne Datenverlust ausgetauscht werden. In einer untergeordneten Einheit (LCi) werden in Richtund der übergeordneten Einheit (PAD) fließende Daten getrennt und Sig­nalisierungsdaten vorverarbeitet. In Richtung der Endstelle fließende Signalisierungs- und Paketdaten werden auf den gleichen Datenkanal geschaltet und mit Hilfe einer Überwachungs­einrichtung ein den Zustand des Datenkanals kennzeichnendes Steuersignal zur übergeordneten Einheit (PAD) geleitet. Die Architektur ist modular und somit variabel an unterschiedliche Paketdatenaufkommen anpaßbar.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Datenübertragungsverfahren für ein digitales Vermittlungssystem nach dem Oberbegriff des Patent­anspruchs 1 sowie eine Anordnung zur Durchführung des Ver­fahrens nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 8.

    [0002] Moderne digitale Vermittlungssysteme sind hierarchisch orga­nisierte, rechnergesteuerte Systeme mit unterschiedlichsten hereinkommenden Teilnehmerleitungen. Die Einheiten eines Ver­mittlungssystems übernehmen die Aufgaben des Empfangs und der Weitervermittlung hereinkommender Daten. In der Hierarchie­ebene eines Vermittlungssystems können beispielsweise überge­ordnete Einheiten eine Orstsvermittlung, eine Fernvermittlung oder eine Paketdatenvermittlung sein. Auf der nächstniedrige­ren Hierarchieebene befinden sich untergeordnete Einheiten, beispielsweise Line Cards, die zwischen der oberen Hierarchie­ebene und den Endstellen der niedrigsten Hierarchieebene ver­mitteln. Derartige Line Cards besitzen beispielsweise An­schlüsse an PCM-Straßen.

    [0003] Die untergeordneten Einheiten erzeugen im Bedarfsfall Signa­lisierungsinformationen, d. h. Kontrollinformationen zwischen der Endstelle und dem digitalen Netz, die zur Herstellung von Verbindungen für beispielsweise Sprach- oder Kommunikations­datensignale benötigt werden. Man unterscheidet einerseits leitungsvermittelte Daten, bei der die Vermittlung für be­stimmte Zeit von einer Endstelle zur anderen Endstelle erfolgt. Diese Möglichkeit wird für hochpriorisierte Sprachübertragung gewählt, ist aber für Datenübertragung oft unrentabel, da eine schlechte Ausnutzung der zur Verfügung stehenden Verbindungs­leitungen vorliegt. Man unterscheidet andererseits die für eine Datenvermittlung typischen paketvermittelten Daten, bei dem ein Netzknoten zur Zwischenspeicherung der Daten verwendet wird, um einen möglichst günstigen Übertragungsweg durch das Netz von einer Endstelle zur anderen Endstelle zu suchen. Dabei werden die Netzleitungen nur zur Übertragung benötigt.

    [0004] Eine Möglichkeit der Kombination leitungsvermittelter und paketvermittelter Daten bietet das ISDN-System (Integrated Services Digital Network). Dieses System kann Endstellen mit Vermittlungen verbinden, um Zugang zu Kommunikationsdiensten zu bekommen. Der ISDN-Basisanschluß bietet zwei Sprachkanäle mit je 64 kbit/s- und einen Datenkanal mit 16 kbit/s- Übertragungska­pazität. Im ISDN-System erfolgt der Zugang zu Kommunikations­diensten aufgrund der Anwendung bestimmter Protokolle, die in den CCITT-Empfehlungen definiert sind. Diese Protokolle werden über den Datenkanal, den D-Kanal ausgetauscht, über den auch noch Signalisierungsdaten zur Herstellung von Verbindungen für die leitungsvermittelten B-Kanäle für die Nutzdaten- bzw. Sprachübertragung übertragen werden können.

    [0005] Die Mehrfachverwendung des D-Kanals kann dazu führen, daß das Verkehrsaufkommen im D-Kanal um mehrere Größenordnungen variieren kann. In der vorveröffentlichten Druckschrift Randy Kun: "A VLSI APPROACH TO SUPPORTING LAPD IN AN ISDN EXCHANGE TERMINATION", BNR, IEEE, Seiten 760-765 ist dazu ausgeführt, daß die Schwan­kungen im Verkehrsaufkommen des D-Kanals dadurch herrühren, daß es eine unterschiedliche Anzahl an Endstellen gibt, von denen jede eine unterschiedliche Anzahl von Anwendungen unterstützt, die wiederum ihre eigenen Verkehrscharakteristiken aufweisen. Weiter ist ausgeführt, daß in einem ISDN-System die Datenver­arbeitung des D-Kanals in einer Vermittlung bei Benutzung kom­merziell erhältlicher Anordnungen teuer ist, da diese nicht alle ISDN-Anforderungen erfüllen. Die Anordnungen sind zur Unter­stützung einer kleinen Zahl von Hochgeschwindigkeitskanälen aus­gelegt, wogegen Paketvermittlungen kosteneffektiv eine große Anzahl von Kanälen mit niedriger Übertragungsgeschwindigkeit unterstützen müssen. Die Akzeptanz von Paketvermittlung im ISDN ist deshalb bisher fraglich.

    [0006] FIG 1 zeigt eine typische Architektur eines Vermittlungssystems für die Behandlung von Paketdaten. Endstellen Eii sind über Endstellenleitungen DC mit untergeordneten Einheiten LCi verbunden, die ihrerseits über Paketdatenleitungen PD mit einer Paketvermittlung PAD und einem zentralen Steuerrechner CPU sowie über Steuerleitungen KL mit dem zentralen Steuerrechner ver­bunden sind.

    [0007] Die untergeordneten Einheiten werden beispielsweise im ISDN durch Line Cards gebildet, von denen gemäß FIG 2 eine sche­matisch dargestellt ist. Die Endstellenleitungen DC sind auf der Line Card mit Sende-/Empfangsbausteinen S/E verbunden, von denen der besseren Übersicht halber nur einer dargestellt ist. Diesem Baustein ist ein Kommunikationskontrollbaustein ICC und ein Peripheriekontrollbaustein PBC nachgeschaltet. Der Kommuni­kationskontrollbaustein ICC hat unter anderem die Aufgabe, die D-Kanal-Informationen zu verarbeiten und die B-Kanäle transpa­rent in beiden Richtungen durchzuschalten. Der Kommunikations­kontrollbaustein ICC steht dazu mit einem lokalen Rechner LCP der untergeordneten Einheit in Verbindung, der auch eine Vor­verarbeitung der Signalisierungsdaten vornehmen kann. Die Schnittstelle IOM zwischen dem Sende-/Empfangsbaustein S/E und dem Kommunikationskontrollbaustein ICC ist im ISDN als modulare Schnittstelle ausgelegt. Der Peripheriekontrollbaustein PBC verbindet die Endstellenleitungen mit den übergeordneten Einheiten. Er dient dabei neben der Sprach-, Daten- und Signalleitungskontrolle als Multiplexer oder Demultiplexer für die PCM-Straßen PCMH.

    [0008] Bausteine für die Vermittlungstechnik sind beispielsweise von B. Müller: "Kommunikationsbausteine für die digitale Übertra­gungstechnik", Siemens Components 25 ( 1987), Heft 2, Seiten 65
    - 69 beschrieben.

    [0009] Die untergeordnete Einheit, beispielsweise die Line Card, hat die Aufgabe, die B- und D-Kanäle möglichst früh zu trennen. Während die B-Kanäle auf die PCM-Straßen geschaltet werden, werden die Datenpakete des D-Kanals auf der untergeordneten Einheit zunächst ausgepackt, um zu prüfen, ob eine Signali­ sierungsinformation oder ein Datenpaket vorliegt und dann gegebenenfalls weiterverarbeitet oder wieder eingepackt.

    [0010] Bei einer Paketdatenarchitektur gemäß FIG 1 unterscheidet man im Stand der Technik bisher zwei Kategorien:

    1. Systeme mit dezentraler Behandlung von Signalisierungs­und Paketdaten auf der untergeordneten Einheit.



    [0011] Diese Architekturen sind geeignet, wenn im D-Kanal relativ geringe Verkehrswerte, d. h. Signalisierungsdaten mit wenig Paketdaten auftreten. Bei zunehmendem Verkehrswert für Paket­daten stößt das System an Grenzen. Typischerweise kann ein leistungsfähiger Prozessor der untergeordneten Einheit bis zu 16 Endstellen bedienen, wenn nur Signalisierungsdaten vorkommen, jedoch nur vier Endstellen, wenn Paketdaten hinzukommen. Ein Vertreter dieser Architektur ist das EWSD-System der Siemens AG. Auf der untergeordneten Einheit müssen die Signalisierungs- und Paketdaten zunächst zwischengespeichert werden, bevor sie zum Steuerrechner weitergeleitet werden und außerdem sind für Signalisierungs- und Paketdaten getrennte Kontrollbausteine erforderlich, um die Datenpakete in programmierbaren Zeit­schlitzen zu senden und zu empfangen. Eine Vorleistung bei der Auslegung der untergeordneten Einheit auf maximales Ver­kehrsaufkommen ist wegen des hohen Aufwands für benötigte Speicherkapazität und -verwaltung wirtschaftlich nicht ver­tretbar.

    2. Systeme mit zentraler Paketbehandlung.



    [0012] In diesen Systemen werden die Paketdaten über eigene Leitungen oder PCM-Straßen zu leistungsfähigen übergeordneten Einheiten PAD z. B. einer zentralen Paketdatenvermittlung vermittelt. Die Paketdaten werden dann auf der unteregeordneten Einheit nicht mehr ausgepackt. Der Vorteil dieser Systeme besteht in der Möglichkeit, daß nur an einer Stelle im System eine leistungs­fähige übergeordnete Einheit nötig ist. Der Nachteil besteht darin, daß bis zu dieser übergeordneten Einheit permanente oder semipermanente Verbindungen für Signalisierungs- und Paketdaten zur Verfügung stehen müssen. Eine Trennung der sehr verschiedenen Datenarten ist nur in der übergeordneten Einheit möglich. Da auf der übergeordneten Einheit wegen der Signalisierungsdaten eine Zwischenspeicherung erforderlich ist, wird bei diesem System das Speicherproblem nur zur überge­ordneten Einheit verschoben. Entsprechend sind auf der über­geordneten Einheit Kontrollbausteine für die Signalisierungs- und -Paketdaten getrennt erforderlich. Eine derartige Archi­tektur wird in der zitierten Veröffentlichung Randy Kun be­schrieben und von mehreren Firmen angewandt.

    [0013] Wünschenswert ist eine Systemarchitektur, bei der die Vor­teile der beiden beschriebenen Systeme genutzt werden können und die Nachteile eliminiert sind.

    [0014] Gemäß der in FIG 2 beschriebenen untergeordneten Einheit be­deutet das, daß die Paketdaten an der IOM-Schnittstelle noch vor dem Kommunikationskontrollbaustein ICC abgetrennt werden müssen und daß ein zweiter Kommunikationskontrollbaustein erforderlich ist, der im Bereich der übergeordneten Einheit angeordnet sein muß, da die Paketdaten zentral im System verfügbar sein sollen. Dazu sind aber eine Unzahl von Leitungen erforderlich und der üblicherweise für die Übertragung benutzte synchronisierte Pulsrahmen wird schlecht ausgenutzt. Darüberhinaus ist eine Konzentration der Paketdaten zwischen der IOM-Schnittstelle und dem zweiten Kommunikationskontrollbaustein ICC nicht problem­los möglich. Zwar bietet die Richtung von der Endstelle zur übergeordneten Einheit keine wesentlichen Probleme, wohl aber die umgekehrte Richtung. In der untergeordneten Einheit muß eine Möglichkeit vorhanden sein, die Signalisierungs- und Paketdaten in Richtung der übergeordneten Einheit voneinander zu trennen und in Richtung zur Endstelle auf den gleichen Datenkanal zu schalten. Eine in Richtung auf die Endstelle zwischen den beiden Datenarten auftretende Kollosion muß ohne Datenverlust gelöst werden.

    [0015] Ein Verfahren zur Kollissionsauflösung ist in der europäischen Patentanmeldung 0175095 beschrieben. Es beruht darauf, daß die Absender von Daten durch Mithören auf der Datenleitung eine Kollission noch während des Sendevorgangs detektieren und bei Verfälschung der gesendeten Daten den Sendevorgang taktgenau beenden. Damit kann aber zwischen den Absendern und Empfängern von Daten keine Zeitstufe und keine Konzentrations- oder Ver­mittlungsfunktion eingeführt werden. Neben dem mit einer zentralen Architektur vergleichbaren internen Verdrahtungs­aufwand führt damit dieses Verfahren zu einer schlechten Aus­nutzung der systeminternen Verbindungsleitungen.

    [0016] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, bei einem Verfahren und einer Anordnung der eingangs genannten Art eine Möglich­keit der dezentralen Behandlung und Vorverarbeitung von Sig­nalisierungsdaten auf der untergeordneten Einheit und eine Möglichkeit zur Behandlung der Paketdaten in einer überge­ordneten Einheit anzugeben. Der Erfindung liegt weiterhin die Aufgabe zugrunde, das Verfahren und die Anordnung modulfähig auszugestalten, so daß sie bei Bedarf in das Vermittlungs­system eingebracht und je nach Verkehrswert für Paketdaten angepaßt werden können.

    [0017] Diese Aufgabe wird bei einem Verfahren der eingangs genannten Art erfindungsgemäß durch die Merkmale des kennzeichnenden Teils des Patentanspruchs 1 gelöst. Die Aufgabe wird weiterhin bei einer Anordnung der eingangs genannten Art erfindungsgemäß durch die Merkmale des kennzeichnenden Teils des Patentanspruchs 8 gelöst.

    [0018] Die Erfindung besitzt den Vorteil, daß eine teure Vorleistung auf der untergeordneten Einheit nicht notwendig ist. Sie besitzt weiterhin den Vorteil, daß die Signalisierungs- und Paketdaten entsprechend ihrem Charakter völlig unterschiedlich verarbeitet werden können, da aufgrund der frühzeitigen Trennung der beiden Datenarten die Signalisierungsdaten mit hoher Priorität sehr schnell verarbeitet werden können, während die mit einer ge­ringeren Priorität ausgestatteten Paketdaten länger warten können, bis ein optimaler Übertragungsweg gefunden ist. Auf­grund der Modulfähigkeit kann das Vermittlungssystem immer an den Verkehrswert von Paketdaten angepaßt werden. Die Erfin­dung läßt sich durch Implementierung in integrierte Bau­ steine so unterstützen, daß ein Anwender dieser integrierten Bausteine nichts von auftretenden Kollisionen und deren Auf­lösung merkt. Eine Kollisison wird durch die Erfindung auch dann gelöst, wenn die Quellen für die zu vermittelnden Daten nicht gleichzeitig oder taktgenau senden.

    [0019] Weitere Ausgestaltungen des Erfindungsgedankens sind in Unteransprüchen gekennzeichnet.

    [0020] Die Erfindung wird im folgenden anhand von in den Figuren der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispielen näher erläutert.

    [0021] Dabei sind gleiche Elemente mit gleichen Bezugszeichen versehen. Es zeigt:

    FIG 1 die bereits beschriebene prinzipielle Struktur eines digitalen Vermittlungssystems und

    FIG 2 ein ebenfalls bereits beschriebenes bekanntes Ausführungs­beispiel einer untergeordneten Einheit für ISDN,

    FIG 3 ein Schemabild einer erfindungsgemäßen Anordnung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens,

    FIG 4 bis FIG 7 Ausführungsbeispiele von erfindungsgemäßen An­ordnungen zur Durchführung des erfindungsgemäßen Ver­fahrens, die sich durch die Übertragungswege für Paket­daten zwischen der untergeordneten und der übergeord­neten Einheit unterscheiden, und

    FIG 8 ein Ausführungsbeispiel einer Implementierung der erfin­dungsgemäßen Anordnung in einem integrierten Baustein.



    [0022] Gemäß FIG 3 ist auf der untergeordneten Einheit LC für jede End­stelle ein als "intelligenter Schalter" wirkender Datenkontroll­baustein DEC vorgesehen. Dieser Kontrollbaustein DEC kann Sig­nalisierungs- und Paketdaten in Richtung zur übergeordneten Einheit PAD auf der untergeordneten Einheit LC trennen und in der anderen Richtung zur Endstelle fließende Daten auf den gleichen Datenkanal einer Endstellenleitung DC schalten. Die Paketdaten werden dabei über eine Datenleitung DL zur über­geordneten Einheit übertragen, die ebenfalls einen Daten­kontrollbaustein DEC enthält, der mit einem Steuerrechner CPU in Verbindung steht. Zur Vorverarbeitung von Signalisierungs­daten auf der untergeordneten Einheit LC ist der Datenkontroll­baustein DEC dieser Einheit an einen lokalen Prozessor LCP angeschlossen. Der lokale Prozessor LCP steht über eine Steuerleitung KL mit einer Gruppenkontrolleinrichtung GC in Verbindung, an die verschiedene untergeordnete Einheiten LCi angeschlossen sind. Zur besseren Übersicht ist in FIG 3 nur eine untergeordnetet Einheit LC eingezeichnet. Bei der in der FIG 3 beschriebenen Anordnung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist auf der untergeordneten und übergeordneten Einheit je ein Datenkontrollbaustein erforderlich.

    [0023] Mit Hilfe des intelligenten Schalters führen die Datenkontroll­bausteine DEC auf der untergeordneten Einheit eine Trennung von Signalisierungs- und Paketdaten durch. Von einer Endstelle E gesendete Signalisierungs- oder Paketdaten werden erfindungs­gemäß anhand einer Paketadresse identifiziert und anschließend getrennt. Die Signalisierungsdaten werden zum lokalen Prozessor LCP geführt und können dort vorverarbeitet werden. Paketdaten werden zur übergeordneten Einheit PAD geführt und können bei­spielsweise in 16 kbit/s - Zeitschlitze auf PCM-Straßen ge­multiplext werden.

    [0024] In umgekehrter Richtung sieht das erfindungsgemäße Verfahren vor, daß eine auf dem Datenkontrollbaustein DEC angeordnete Überwachungseinrichtung den Datenkanal einer Endstellenleitung DC auf Paketdaten überwacht. Von einer übergeordneten Einheit PAD gesendete, auf der untergeordneten Einheit LC ankommende Paketdaten werden, gegebenenfalls nach dem Demultiplexen, zu­nächst zwischengespeichert. Als Zwischenspeicher ist ein Register vorgesehen, das mit einer Bitbreite von 2 bit minimal gehalten werden kann. ist. Im Anschluß an die Zwischenspei­cherung werden die Paketdaten auf den Datenkanal der Endstellen­leitung DC geschaltet. Mit Hilfe der Überwachungseinrichtung kann der als Quelle für Signalisierungsdaten dienende lokale Prozessor LCP, der Signalisierungsprozessor, den Datenkanal für die Paketdaten überwachen und den Zustand "frei" oder "belegt" erkennen. Solange ein von Paketdaten freier Zustand des Datenkanals festgestellt wird, können mit Hilfe des Signalisierungsprozessors bei Bedarf Signalisierungsdaten im Datenkanal zur Endstelle gesendet werden. Gleichzeitig wird in diesem Fall ein Steuersignal zur übergeordneten Einheit PAD gesendet, das dieser die Belegung des Datenkanals anzeigt. Zur Übertragung dieser Steuerinformation kann der gleiche Weg wie zur Übertragung der Paketdaten verwendet werden. Die über­geordnete Einheit ist dann informiert, daß der Datenkanal besetzt ist.

    [0025] Eine Kollission von Signalisierungs- und Paketdaten tritt dann auf, wenn der Datenkanal mit Signalisierungsdaten belegt ist, das Steuersignal für die Anzeige des Belegungszustandes aber erst bei der Quelle für Paketdaten, d. h. bei der übergeordneten Einheit PAD eintrifft, wenn diese bereits mit dem Senden von Paketdaten begonnen hat. Diese zeitliche Verzögerung kann beispielsweise durch eine Zeitmultiplexfunktion für Paketdaten entstehen. In diesem Fall stoppt die übergeordnete Einheit PAD den Sendevorgang nach Eintreffen des Steuersignals und beginnt den Sendevorgang von neuem, wenn das Steuersignal wieder einen freien Datenkanal signalisiert. Der bereits gesendete Teil der Paketdaten wird auf der untergeordneten Einheit LC verworfen. Die Auflösung eines derartigen Kollissionsfalls erfolgt also dadurch, daß der Signalisierungsprozessor die höher priorisier­ten Signalisierungsdaten zur Endstelle senden kann. Erfindungs­gemäß wird das Kollissionsproblem mit dem beschriebenen Ver­fahren auch dann gelöst, wenn die Quellen für den Datenkanal, d. h. die übergeordnete Einheit PAD und der lokale Signalisie­rungsprozessor LCP nicht gleichzeitig oder taktgenau senden. Eine Konzentration der Paketdaten auf PCM-Straßen oder spe­ziellen Leitungen ist möglich. Vorzugsweise werden deshalb die Paketdaten im Multiplex/Demultiplex-Betrieb übertragen.

    [0026] Der Kontrollbaustein DEC, der auf der untergeordneten Einheit die Protokollbehandlung für die Signalisierungsdaten durch­führt, muß zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens folgende Funktionsblöcke zusätzlich beinhalten:

    [0027] Einen Ausgang und einen Eingang für die Paketdaten, einen Aus­gang für das Steuersignal ("Datenkanal belegt/frei"), eine Programmiereinrichtung für die Programmierung von Zeit­schlitzen für diese Ein- und Ausgänge, ein Register zum Zwischenspeichern der Paketdaten, eine Überwachungseinrichtung, die den Zustand des Datenkanals für die Paketdaten überprüft (frei oder belegt) und eine Logikeinrichtung, die den Daten­kanal zuteilt. Vorzugsweise sind die Ausgänge busfähig und sind deshalb mit open drain-Stufen und/oder Tristate-Ausgängen mit zugehörigem Kontrollsignal versehen. FIG 8 zeigt zwei Aus­führungsbeispiele für Datenkontrollbausteine DEC mit den ent­sprechenden zusätzlichen Ein- und Ausgängen sowie mit den Kontrollausgängen für Tristate-Verstärker TS. Die open drain-­Stufen bewirken, daß sich ein logischer Nullpegel aus dem Bus durchsetzt. Die zusätzlichen Funktionsblöcke lassen sich vor­zugsweise in einen integrierten Baustein implementieren.

    [0028] Ein derartiger Datenkontrollbaustein DEC ist in der Lage, entweder die Paketdaten oder die Signalisierungsdaten auf den endstellenseitigen Datenkanal zu schalten und ein Steuersignal über den Belegzustand des Datenkanals an die übergeordnete Einheit abzugeben.

    [0029] Gemäß den FIG 4 bis 7 sind Ausführungsbeispiele dargestellt, die sich durch die Übertragungswege für Paketdaten zwischen der untergeordneten und übergeordneten Einheit unterscheiden.

    [0030] Die in FIG 4 gezeigte Architektur ist dadurch charakterisiert, daß Paketdaten mit Hilfe eines Peripheriekontrollbausteins PBC über bestehende PCM-Straßen PCMH zur übergeordneten Einheit transferiert werden. Die intern auf der untergeordneten Einheit zwischen den Sende-/Empfangsbausteinen S/Ei und dem Peripherie-­Kontrollbaustein PBC ausgetauschten Informationen werden von entsprechenden Datenkontrollbausteinen DECi überwacht. Die systeminterne Verbindung wird im Ausführungsbeispiel bei Paketdaten wie bei leitungsvermittelten Kanälen auf- und abgebaut. Dies führt zur optimalen Nutzung der internen Verdrahtung des Vermittlungssystems und der übergeordneten Einheit PAD. Eine Konzentration der Paketdaten ist möglich.

    [0031] Die Datenkontrollbausteine DECi behandeln die Signalisierungs­daten in beiden Richtungen und schalten die Paketdaten in Richtung zur übergeordneten Einheit ohne Zwischenspeicher durch. In Richtung zur Endstelle wird die Kollission zwischen Signali­sierungsdaten und Paketdaten überwacht und erfindungsgemäß ge­löst. Für Paketdaten ist in diesem Fall ein minimaler Zwischen­speicher mit einer bit-Breite von weniger als 2 bit notwendig.

    [0032] Da der Transfer der Paketdaten über die vorhandene interne Verdrahtung durchgeführt wird, lassen sich bei Verwendung dieser Architektur gemäß FIG 4 Paketvermittlungsfunktionen leicht in bestehende Vermittlungssysteme einbringen, ohne daß die Rückebenenverdrahtung zu ändern ist. Wenn die Kapazität auf den systeminternen PCM-Straßen PCMH durch die zusätzliche Über­tragung von Paketdaten zum Engpaß wird, kann gemäß den folgenden Ausführungsbeispielen eine Alternativ-Architektur mit eigener Leitung zur Übertragung von Paketdaten gewählt werden. Auch in den folgenden Ausführungsbeispielen werden die Paketdaten beispielsweise im Zeitmultiplex auf diese eigenen Leitungen geschaltet.

    [0033] Gemäß dem Ausführungsbeispiel der FIG 5 wird keine Vermitt­lungsfunktion für Paketdaten zwischen der untergeordneten und der übergeordneten Einheit verwendet. Die Nutzdaten werden über einen Peripherie-Kontrollbaustein PBC über PCM-Straßen PCMH weitergeleitet und empfangen. Die Paketdaten gelangen über Datenkontrollbausteine DECi und Paketdatenleitungen PDH von der untergeordneten Einheit LCi zur übergeordneten Einheit PAD und umgekehrt. Die Variante gemäß FIG 5 bietet sich an, wenn keine Konzentration von Daten vorgesehen wird, d. h., daß jedem Teilnehmer in der übergeordneten Einheit ein Datenkontrollbau­stein zur Verfügung steht.

    [0034] Betrachtet man statistische Verkehrswerte für Paketdaten so läßt sich bei einer Integration über eine Vielzahl von Endstellen feststellen, daß eine Konzentration von Paketdaten und damit eine Kostenverbesserung möglich ist. Je nach Grad der Kon­zentration lassen sich zwei bis vier Endstellen auf einen Datenkontrollbaustein schalten. Gemäß FIG 6 wird jeweils vier Endstellen ein Datenkontrollbaustein DEC zugeordnet. Bekannte Zeitkoppelstufen erlauben die Vermittlung von 64 kbit/s-­Kanälen. Damit können nicht alle zur Verfügung stehenden Daten­kontrollbausteine DECi auf jede Endstelle geschaltet werden. Eine derartige Möglichkeit ist jedoch durch das Ausführungs­beispiel gemäß FIG 7 gegeben.

    [0035] Gemäß FIG 7 werden Peripheriekontrollbausteine PBCi als Zeit­stufe verwendet, die eine optimale Ausnutzung der zur Ver­fügung stehenden Datenkontrollbausteine DECi erlauben. Da ein Peripheriekontrollbaustein PBC auch 16 kbit/s-Kanäle in ISDN vermitteln kann, sind im Ausführungsbeispiel gemäß FIG 7 un­eingeschränkte Vermittlungsfunktionen zwischen Paketdaten­kanälen und Datenkontrollbausteinen DECi möglich.

    [0036] Bei allen drei Ausführungsbeispielen gemäß den FIG 5 bis 7 werden die gleichen untergeordneten Einheiten LC verwendet. Im Unterschied zu der in FIG 4 verwendeten untergeordneten Einheit werden gemäß den FIG 5 bis 7 die Paketdaten direkt vom Daten­kontrollbaustein DEC auf die Leitungen der Rückebene geschaltet.


    Ansprüche

    1. Datenübertragungsverfahren für ein digitales Vermittlungs­system, das hierarchisch in mindestens drei Ebenen organisiert ist, die Endstellen, unter- und übergeordnete Einheiten um­fassen, und in dem bidirektional über Datenkanäle Signali­sierungsdaten und Paketdaten vermittelt werden können, da­durch gekennzeichnet, daß die unterge­ordneten Einheiten (LCi) eine Trennung von Signalisierungs­daten und Paketdaten durchführen und daß eine Kollission von Daten durch folgende Verfahrensschritte verhindert wird:

    a) Eine Überwachungseinrichtung einer untergeordneten Einheit überwacht den Datenkanal einer Endstellenleitung (DC);

    b) Von einer übergeordneten Einheit (PAD) gesendete, auf der untergeordneten Einheit (LCi) ankommende Paketdaten werden zwischengespeichert und anschließend auf den Datenkanal der Endstellenleitung (DC) geschaltet;

    c) Bei Feststellung eines von Paketdaten freien Zustandes des Datenkanals werden gegebenenfalls Signalisierungsdaten über den Datenkanal zur Endstelle (E) und

    d) gleichzeitig ein die Belegung des Datenkanals anzeigendes Steuersignal zur übergeordneten Einheit (PAD) gesendet;

    e) Trifft das Steuersignal bei der übergeordneten Einheit (PAD) nach dem Sendebeginn von Paketdaten ein, dann wird der Sende­vorgang gestoppt und

    f) die bereits gesendeten Paketdaten auf der untergeordneten Einheit (LCi) verworfen;

    g) Nach erneuter Feststellung eines freien Zustandes des Daten­kanals beginnt der Sendevorgang der übergeordneten Einheit (PAD) von Neuem.


     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekenn­zeichnet, daß von einer Endstelle (E) gesendete Signalisierungsdaten oder Paketdaten anhand einer Adresse identifiziert und anschließend getrennt werden und daß diese Signalisierungsdaten zu einem lokalen Prozessor (LCP) und die Paketdaten zur übergeordneten Einheit (PAD) geführt werden.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch ge­kennzeichnet, daß das Steuersignal auf dem gleichen Leitungsweg wie Paketdaten zur übergeordneten Einheit (PAD) übertragen werden.
     
    4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch ge­kennzeichnet, daß die untergeordnete Einheit (LCi) Paketdaten im Multiplexbetrieb zur übergeordneten Einheit (PAD) sendet und in umgekehrter Senderichtung im Demultiplexbetrieb arbeitet.
     
    5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch ge­kennzeichnet, daß die Paketdaten im Sende­betrieb zwischen den untergeordneten (LCi) und übergeordneten Einheiten (PAD) konzentriert werden.
     
    6. Verfahren nach Anspruch 1 bis 5, dadurch ge­kennzeichnet, daß die von der übergeordneten (PAD) an die untergeordnete Einheit (LCi) gesendeten Paket­daten für 2 bit/s-Zeitschlitze zwischengespeichert werden.
     
    7. Verfahren nach Anspruch 1 bis 6, dadurch ge­kennzeichnet, daß die bidirektionale Datenüber­tragung zwischen unter- und übergeordneten Einheiten (LCi, PAD) in Pulscodemodulation (PCM) durchgeführt wird.
     
    8. Anordnung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeich­net, daß die untergeordnete Einheit eine Datenkontroll­einrichtung (DEC) mit einer Überwachungseinrichtung zur Über­prüfung des Datenkanals auf Paketdaten, einer Logikeinrichtung für die Zuteilung eines Datenkanals, einem Register zur Zwischenspeicherung, einem Eingang (DATA IN) und einem Ausgang (DATA OUT) für Paketdaten, einem Ausgang (C-DATA) für das Steuersignal und mit einer Programmiereinrichtung für die Programmierung von Zeitschlitzen für diese Ein- und Ausgänge enthält.
     
    9. Anordnung nach Anspruch 8, dadurch gekenn­zeichnet, daß die Ausgänge (DATA OUT, C-DATA) open-­drain-Stufen enthalten und / oder Tristate-Ausgänge mit zu­sätzlichen Kontrollausgängen (control) bilden.
     
    10. Anordnung nach Anspruch 8 oder 9, dadurch ge­kennzeichnet, daß das Register 2 bit breit ist und die Programmiereinrichtung für die Programmierung von 2 bit/s­Zeitschlitzen vorgesehen ist.
     
    11. Anordnung nach Anspruch 8 bis 10, dadurch ge­kennzeichnet, daß die Datenkontrolleinrichtung (DEC) entsprechend auch in der übergeordneten Einheit (PAD) vorhanden ist.
     
    12. Anordnung nach Anspruch 8 bis 11, dadurch ge­kennzeichnet, daß die Datenkontrolleinrichtung (DEC) modular einfügbar ist.
     




    Zeichnung













    Recherchenbericht