(19)
(11) EP 0 312 893 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
26.04.1989  Patentblatt  1989/17

(21) Anmeldenummer: 88116860.3

(22) Anmeldetag:  11.10.1988
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4G03C 7/30
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT CH DE FR GB IT LI SE

(30) Priorität: 21.10.1987 DE 3735588
23.12.1987 DE 3743779
22.01.1988 DE 3801753

(71) Anmelder: Agfa-Gevaert AG
D-51373 Leverkusen (DE)

(72) Erfinder:
  • Wernicke, Ubbo, Dr.
    D-5000 Köln 91 (DE)
  • Mitzinger, Herbert
    D-5253 Lindlar-Remshagen (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Fotografische Farbentwicklerlösung und Verfahren zur Entwicklung eines farbfotografischen Materials


    (57) Mit einer farbfotographischen Entwicklerlösung, die in einem Liter gebrauchsfertiger, wäßriger Lösung
    4 bis 15 g des Entwicklers der Formel

    oder eine entsprechende Menge von dessen Salzen,
    8 bis 35 g PO₄³⁻-Ionen,
    mindestens 0,2 g Oxidationsschutzmittel,
    0,5 bis 3,0 g KBr
    und weitere übliche Bestandteile enthält und auf einen pH-Wert zwischen 10 und 12,5 eingestellt ist, gelingt eine Entwicklung eines farbfotografischen Materials, dessen Emulsionsschichten Silberhalogenidkörner mit mindestens 70 Mol-‰ Bromid enthalten, in höchstens 120 Sekunden.


    Beschreibung


    [0001] Für einen Großteil lichtempfindlicher Silberhalogenid­aufzeichnungsmaterialien gibt es standardisierte Ver­arbeitungsprozesse, in denen fotografische Auf­zeichnungsmaterialien beliebiger Provenienz typgerecht verarbeitet werden können, beispielsweise für die Herstellung von farbigen Aufsichtsbildern aus Farb­negativpapier unter Benutzung eines transparenten Farbnegativs, wobei das Farbnegativpapier wenigstens eine einen Gelbkuppler enthaltende blauempfindliche, wenigstens eine einen Purpurkuppler enthaltende grünempfindliche und wenigstens eine einen Blaugrün­kuppler enthaltende rotempfindliche Silberhalogenid­emulsionsschicht aufweist.

    [0002] In dem weltweit durchgeführten Verarbeitungsprozeß für Farbnegativpapier, EP-2-Prozeß oder Agfacolor Prozeß AP 92 genannt, wird das bildmäßig belichtete Farbnega­tivpapier einer Farbentwicklung, einer Bleichung, einer Fixierung, einer Wässerung und einer Trocknung unter­ worfen, wobei Bleichung und Fixierung durch eine Bleich­fixierung und die Wässerung durch eine Stabilisierung ersetzt sein können.

    [0003] Die Farbentwicklung benötigt 210 Sekunden. Um diese Zeit zu verkürzen, sind erhebliche Anstrengungen unternommen worden, ohne daß bisher ein neuer Prozeß Eingang in die Technik gefunden hätte, der unter Einsatz des bewährten Farbnegativpapiers, das im wesentlichen Silberbromid­emulsionen mit nur geringen Chloridanteilen (<20 Mol-% Cl), zum Erfolg geführt hätte.

    [0004] Technisch angewendet wird in jüngster Zeit lediglich ein Verfahren, dessen Entwicklungszeit 45 Sekunden beträgt, das aber ein Farbnegativpapier benötigt, das überwiegend Silberchloridemulsionen (>95 Mol-% Cl) ent­hält und eine geänderte Entwicklerzusammensetzung auf­weist (RA-4-Prozeß). Hierbei wird die bekannte Tatsache ausgenutzt, daß Chloridemulsionen schneller entwickelbar sind als Bromidemulsionen. Nachteilig ist, daß Chlorid­emulsionen eine geringere Stabilität aufweisen, und daß diese neuen Papiere nicht auch im Standardprozeß (210 Sekunden) verarbeitet werden können.

    [0005] Das Verarbeitungslabor, das an einer Zeitersparnis für den Entwicklungsschritt interessiert ist, muß daher ein qualitativ schlechteres Produkt einsetzen, außerdem entstehen ihm höhere Lager- und Logistikkosten, wenn parallel zu dem neuen Verfahren auch der Standardprozeß durchgeführt werden soll.

    [0006] Aufgabe der Erfindung war es, einen Verarbeitungsprozeß bereitzustellen, bei dem die Entwicklungsstufe gegenüber dem Standardverfahren in verkürzter Zeit durchgeführt wird und der dennoch auf das im Standardprozeß benutzte Farbnegativpapier anwendbar ist,

    [0007] Es wurde nun gefunden, daß diese Aufgabe gelöst werden kann, wenn man einen Entwickler verwendet, dessen kenn­zeichnendes Merkmal die Kombination bestimmter Konzen­trationen an sich bekannter Entwicklerbestandteile ist.

    [0008] Gegenstand der Erfindung ist daher eine farbfotographi­sche Entwicklerlösung, die in einem Liter gebrauchs­fertiger, wäßriger Lösung

    a) 4 bis 15 g des Entwicklers der Formel

    oder eine entsprechende Menge von dessen Salzen (CD 3)

    b) 0 bis 2,0 g des Entwicklers der Formel

    oder eine entsprechende Menge von dessen Salzen (CD 4)

    c) 8 bis 35 g PO₄³⁻-Ionen, insbesondere als K₃PO₄ oder K₂HPO₄

    d) mindestens 0,2 g Oxidationsschutzmittel

    e) 0,5 bis 3,0 g KBr

    und weitere übliche Bestandteile enthält und auf einen pH-Wert zwischen 10 und 12,5 eingestellt ist.

    [0009] Als weitere Bestandteile kommen optische Aufheller, Gleitmittel, z.B. Polyalkylenglykole, Tenside, Kalk­schutzmittel, Stabilisatoren, z.B. heterocyclischen Mercaptoverbindungen oder Nitrobenzimidazol und Mittel zur Einstellung des gewünschten pH-Wertes in Frage. Die Entwicklerlösung kann ferner bis zu 25 g Benzylalkohol enthalten, Bevorzugt sind aber weniger als 5 g Benzylal­kohol; vorzugsweise ist sie benzylalkoholfrei.

    [0010] Geeignete Oxidationsschutzmittel sind z.B. Hydroxylamin und Diethylhydroxylamin sowie Sulfite, die vorzugsweise in einer Menge bis zu 5 g eingesetzt werden.

    [0011] Die gebrauchsfertige Lösung kann aus den einzelnen Be­standteilen oder aus sogenannten Konzentraten herge­stellt werden, wobei in den Konzentraten die einzelnen Bestandteile wesentlich höher konzentriert gelöst werden. Die Konzentrate sind so eingestellt, daß sich aus ihnen ein sogenannter Regenerator herstellen läßt, d.h. eine Lösung, die etwas höhere Konzentrationen an den einzelnen Bestandteilen als die gebrauchsfertige Lösung aufweist, einerseits durch weiteres Verdünnen und Zugabe eines Starters, vorzugsweise KBr eine gebrauchs­fertige Lösung ergibt und andererseits ständig einer in Gebrauch befindlichen Entwicklerlösung zugesetzt wird, um die beim Entwickeln verbrauchten oder aus der Ent­wicklerlösung durch Überlauf oder durch das entwickelte Material ausgeschleppten Chemikalien zu ersetzten. Bromidionen brauchen dabei üblicherweise nicht zugesetzt werden außer beim frisch angesetzten Entwickler, da Bromidionen aus dem fotografischen Material durch die Entwicklung freigesetzt werden.

    [0012] Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Entwicklung eines belichteten farbfotografischen Materials, dessen lichtempfindliche Emulsionsschichten Silberhalogenidkörner mit mindestens 70 Mol-% Bromid enthalten, mit der erfindungsgemäßen Entwicklerlösung, insbesondere ein Entwicklungsverfahren, bei dem die Entwicklung in höchstens 120 Sekunden, vorzugsweise höchstens 90 Sekunden abgeschlossen ist.

    [0013] Innerhalb der angegebenen Mengen der Entwickler a) und b) ist es aus Gründen optimaler Lichtbeständigkeit vor­teilhaft, daß das Gewichtsverhältnis a):b) größer als 4:1 ist. Vorzugsweise wird ausschließlich die Ent­wicklersubstanz a) eingesetzt.

    [0014] Mit dem erfindungsgemäßen Entwickler gelingt es, ein farbfotorafisches Negativpapier, dessen lichtempfind­liche Emulsionsschichten Silberhalogenidkörner mit mindestens 70 Mol-% Bromid enthalten, in 45 Sekunden bei Temperaturen von höchstens 38 °C zu entwickeln, wobei die erzeugten Bilder von ausgezeichneter Qualität und vergleichbar Bildern sind, die auf dem gleichen Farb­negativpapier nach dem EP-2-Prozeß erhalten werden. Ins­besondere müssen bei der Lichtbeständigkeit der Farben keine Einbußen hingenommen werden.

    [0015] Bei einer Verlängerung der Entwicklungszeit kann die Entwicklungstemperatur entsprechend gesenkt werden.

    Beispiele



    [0016] Ein handelsübliches Colorpapier (Agfacolor Typ 8) wurde bildmäßig belichtet, mit den nachfolgend beschriebenen Entwicklern entwickelt und in üblicher Weise gebleicht, fixiert, gewaschen und getrocknet. Die Verarbeitung wurde bezüglich Minimaldichten, γ-1-Werten, γ-2-Werten und Maximaldichten jeweils auf Typ eingestellt.

    [0017] An den so erhaltenen Bildern wurde der Farbdichterück­gang bei Bestrahlung mit 15 Mio Lux

    h Xenonlicht bei Dichte 1,0 gemessen.

    [0018] Die Ergebnisse sind in der nachfolgenden Tabelle dar­gestellt, in der auch Entwicklungszeit und Entwicklungs­temperatur angegeben sind.

    Vergleichsbeispiel 1



    [0019] Der wäßrige Entwickler enthielt pro Liter die folgenden Substanzen:

    sowie Tenside, optische Aufheller, Stabilisatoren und Kalkschutzmittel in üblicher Menge
    und ist mit KOH auf pH 10,2 eingestellt.
    Entwicklungszeit: 210 Sekunden,

    Vergleichsbeispiel 2



    [0020] Die Entwicklersubstanz CD-3 wird durch die gleiche Menge der Entwicklersubstanz CD-4 ersetzt; der pH-Wert wird auf 10,7 erhöht.
    Entwicklungszeit: 45 Sekunden.

    Beispiel 1



    [0021] Vergleichsbeispiel 1 wird wiederholt, wobei K₂CO₃ durch die equimolare Menge Trikaliumphosphat ersetzt und die CD-3-Menge verdoppelt wird, Der pH-Wert wird mit KOH auf 11,7 eingestellt.
    Entwicklungszeit: 45 Sekunden.

    Beispiel 2



    [0022] Beispiel 1 wird wiederholt, wobei auf den Einsatz von Benzylalkohol und Diethylenglykol verzichtet wird.

    [0023] Wie die nachfolgende Tabelle zeigt, gelingt eine Typ-­Entwicklung in 45 sek, mit einem konventionellen Ent­wickler nur, wenn CD-3 durch CD-4 ersetzt und die Tem­ peratur auf 40°C gesteigert wird. Mit dem erfindungs­gemäßen Entwickler gelingt die Typentwicklung in 45 sek. schon bei 35°C, wobei CD-3, der stabilere Farbstoffe liefert, beibehalten werden kann. Dabei ist es unerheb­lich, ob Benzylalkohol verwendet wird oder nicht.




    Ansprüche

    1. Farbfotografische Entwicklerlösung, die in einem Liter gebrauchsfertiger Lösung
    a) 4 bis 15 g des Entwicklers der Formel

    oder eine entsprechende Menge von dessen Salzen (CD 3)
    b) 0 bis 2,0 g des Entwicklers der Formel

    oder eine entsprechende Menge von dessen Salzen (CD 4)
    c) 8 bis 35 g PO₄³⁻-Ionen
    d) mindestens 0,2 g Oxidationsschutzmittel
    e) 0,5 bis 3,0 g KBr
    und weitere übliche Bestandteile enthält und auf einen pH-Wert zwischen 10 und 12,5 eingestellt ist.
     
    2. Farbfotografische Entwicklerlösung nach Anspruch 1, wobei das Gewichtsverhältnis a:b größer 4:1 ist.
     
    3. Farbfotografische Entwicklerlösung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie keine Ent­wicklersubstanz b) enthält.
     
    4. Farbfotografische Entwicklerlösung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie benzylalkoholfrei ist.
     
    5. Verfahren zur Entwicklung eines belichteten farb­fotografischen Materials, dessen lichtempfindliche Emulsionsschichten Silberhalogenidkörner mit minde­stens 70 Mol-% Bromid enthalten, dadurch gekenn­zeichnet, daß man eine Entwicklerlösung gemäß An­spruch 1 verwendet.
     
    6. Verfahren zur Entwicklung gemäß Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Entwicklung in höchstens 120 Sekunden abgeschlossen ist.
     
    7. Verfahren zur Entwicklung gemäß Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Entwicklung in höchstens 90 Sekunden abgeschlossen ist.