[0001] Die Erfindung betrifft ein Kontaktsystem für Leistungsschalter nach dem Oberbegriff
des Anspruchs 1.
[0002] Kontaktsysteme in Schaltgeräten müssen vielfach neben dem betriebsmäßigen Schalten
des Nennstromes auch in der Lage sein, störungsbedingte Überströme bis zur Höhe
des Kurzschlußstromes sicher abzuschalten. Da insbesondere bei Kurzschlußströmen
eine Abschaltung über Auslöser und Schaltschloß zu träge ist, macht man sich die elektrodynamischen
Kräfte des Kurzschlußstromes zu nutze.
[0003] Dazu ist jedoch erforderlich, daß der bewegliche Kontakt sich unabhängig und, so
weit möglich, unbeeinflußt von der Verbindung zum Schaltschloß oder sonstigen die
Bewegung hemmenden Elementen in die Offenstellung bewegen kann und in dieser verbleibt.
Diese elektrodynamische öffnungsbewegung kann noch durch Federkraft beschleunigt werden,
wenn infolge der öffnungsbewegung die Kraftwirkung von Kontaktdruckfedern durch das
Überschreiten eines Totpunktes umgekehrt wird und die Bewegung in Richtung der Offenstellung
unterstützt.
[0004] Bei einem aus der DE-OS 33 47 120 bekannten Kontaktsystem wird dies dadurch erreicht,
daß der Angriffspunkt der Kontaktdruckfeder auf dem beweglichen Kontaktarm verschiebbar
gelagert ist, und sich als Folge einer elektrodynamischen (oder sonstigen) öffnung
über den Drehpunkt des Kontaktarmes hinweg bewegt. Hierdurch wird bei geschlossenen
Kontakten ein Kontaktdruck bewirkt und bei geöffnetem Kontakt ein diesen geöffnet
haltendes Drehmoment erzeugt. Nachteilig wirkt sich bei dieser Lösung jedoch aus,
daß die Kontaktdruckfeder über eine Rolle auf den beweglichen Kontaktarm wirkt und
sich im Verlauf der öffnungsbewegung auf einer Führungsbahn verschiebt. Hierdurch
kommt es trotz der rollenden Bewegung zu einer Reibung zwischen der Rolle und dem
Kontaktarm und damit zu der Gefahr des metallischen Abriebs.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Kontaktsystem vorzuschlagen, das im
geschlossenen Zustand eine zuverlässige Kontaktkraft aufweist und bei dem Auftreten
eines Kurzschlußstromes eine sichere elektrodynamische öffnungsbewegung zuläßt, die
unabhängig vom Schaltschloß ablaufen kann, und die durch die Kontaktdruckfeder nach
Überschreiten eines Totpunktes noch unterstützt wird. Dabei soll der Bewegungsablauf
möglichst reibungsarm und störungsfrei und bei mehrpoligen Geräten unabhänig von den
benachbarten Polen erfolgen.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß bei dem im Oberbegriff des
Anspruchs 1 beschreibenen Kontaktsystem die Zugfedern an einer Traverse gehalten sind,
die an einem über den Drehpunkt hinaus verlängerten Ende des beweglichen Kontaktarmes,
quer zum Kontaktarm verlaufend angeordnet ist, und daß sie sich an ihrem anderen Ende
an einer aus zwei mit einem Quersteg verbunden Schenkeln bestehenden Wippe abstützen,
die im oder in der Nähe des Drehpunktes des beweglichen Kontaktarmes gelagert ist,
und deren über die Abstützpunkte der Zugfedern hinaus verlängerten Enden der Schenkel
über eine Gelenkverbindung mit dem Schaltschloß verbunden sind.
[0007] Der Vorteil dieser Anordnung liegt darin, daß sich bei dem Auftreten elektrodynamischer
Kräfte auf grund von Kurzschlußströmen, der bewegliche Kontakt unabhängig von der
Wippe in die geöffnete Stellung bewegt. Bei dieser öffnungsbewegung wandert die Wirkungslinie
der Zugfedern über den Drehpunkt des beweglichen Kontaktes, so daß nach Überschreiten
eines bestimmten öffnungswinkels die Zugfedern die öffnungsbewegung unterstützen
und den Kontakt nach Erreichen des maximalen öffnungsweges in der geöffneten Stellung
halten. Bei diesem Vorgang behält die Wippe, die über die Gelenkverbindung starr mit
dem Schaltschloß verbunden ist, ihre Stellung bei. Erst wenn über Schnellauslöser
und Schaltschloß die erheblich trägere Schaltung erfolgt, nimmt die Wippe die geöffnete
Schaltstellung ein. Dabei wird die Wirkungslinie der Zugfedern durch die Abstützpunkte
an der Wippe wieder zurück über den Drehpunkt des Kontaktarmes bewegt und das Kontaktsystem
ist wieder einschaltbereit.
[0008] Ein weiterer Vorteil ist darin zu sehen, daß der bewegliche Kontaktarm nur über die
Wippe betätigt wird und daher unabhänig beweglich ist. Aus diesem Grunde kann bei
mehrpoligen Schaltgeräten jeder Kontaktarm, wenn er von einem Kurzschluß beaufschlagt
wird, ohne Beeinflussung durch die Nachbarpole elektrodynamisch öffnen. Die benachbarten
Pole werden danach erst über das Schaltschloß getrennt.
[0009] Eine vorteilhafte Ausgestaltung ergibt sich aus dem in dem Anspruch 2 gekennzeichneten
Merkmal, die Wippe mittels Aussparungen auf der Achse des Kontakthebels zu lagern
und auf diese Weise das Wippenlager zu bilden. Die Wippe wird dabei durch die Zugfedern
gegen die Lagerachse gezogen.
[0010] Aus den Ansprüchen 3 und 4 sind weitere vorteilhafte Ausführungen für die Lagerung
der Wippe zu entnehmen. Durch die in Anspruch 3 beschriebenen keilförmig ausgeführten
Enden der Schenkel der Wippe, die in ebenfalls keilförmigen jedoch stumpfwinkligeren
Aussparungen eingreifen, wird ein Schneidenlager gebildet. Die keilförmigen Aussparungen
sind in den die Achse des Kontakthebels aufnehmenden Laschen der Leiterbahn angeordnet.
Durch das Schneidenlager ergibt sich eine reibungs- und verschleißarme Lagerung der
Wippe. Weiterhin läßt sich dadurch der Lagerpunkt in gewissen Grenzen verschieben
und die Kontaktdruckkraft variieren.
[0011] Das in Anspruch 4 beschriebene Doppelschneidenlager bietet dagegen den Vorteil,
daß der bewegliche Kontakt vor dem Auftreffen auf den festen Kontakt abgebremst wird.
Hierdurch wird das schädliche Prellen der Kontakte wesentlich eingeschränkt. Weiterhin
ergibt sich der Vorteil, daß sich bei zunehmendem Kontaktabbrand die Kontaktkräfte
erhöhen. Damit bei der Stromführung über den beweglichen Kontakt und den Kontaktarm
auf die Anschlußleiterbahn auf einen beweglichen Leiter, der an dem Kontaktarm leitend
befestigt werden müßte, verzichtet werden kann, ist vorgesehen, den Lagerstift und
die diesen Stift aufnehmenen Laschen als stromführende Elemente zu benutzen. Die
Laschen sind gleichzeitig Teil der Anschlußleiterbahn.
[0012] Anhand der Zeichnung wird ein Ausführungsbeispiel gemäß der Erfindung beschrieben.
Es zeigen:
Fig. 1 das Kontaktsystem mit geschlossen Kontakten.
Fig. 2 das Wippenlager mit einer Schneide
Fig. 3 das Wippenlager mit Doppelschneide
Fig. 4 die öffnungsstellung nach elektrodynamischer öffnung
Fig. 5 die öffnung nach öffnung durch das Schaltschloß
Fig. 6 eine Ansicht in Schließrichtung des Kontaktarmes
[0013] In Fig. 1 ist das innerhalb eines Gehäuses 1 angeordnete Kontaktsystem im geschlossenen
Zustand der beiden Kontakte 21 und 22 dargestellt. Der feststehende Kontakt 22 ist
Teil einer Stromschiene 15 während der bewegliche Kontakt 21 auf dem Kontakthebel
2 angeordnet ist, der sich im Falle der Kontaktöffnung um die Achse 23 verschwenkt
und den dabei entstehenden Lichtbogen in die Löschkammer 11 führt. Die Achse 23 ist
in den Laschen 19, 19′ gelagert, die von der Anschlußleiterbahn 16 abgewinkelt sind.
Die Leiterbahn 16, die damit das Kontaktsystem trägt, ist einerseits mit dem umgebördelten
Steckanschlu8 17 zwischen den Wänden 12, 12′ gehalten und stützt sich anderereits
auf der Erhöhung 18 des Gehäuses 1 ab. In dem über die Lagerstelle ragenden Teil 24
des beweglichen Kontaktarmes 2 ist eine Aussparung 25 vorgesehen, die der Aufnahme
einer Traverse 5 dient. Die Traverse 5, die als quer zu dem Kontaktarm 2 angeordnetes
Kunststoffteil ausgeführt ist, wirkt als erstes Gegenlager für die Zugfedern 41 und
42. Das zweite Gegenlager für die Zugfedern 41, 42 wird durch nach außen gebogenen
Laschen 34, 34′ der Wippe 3 gebildet. Die Wippe 3 selbst stützt sich mit in den Schenkel
31, 31′der Wippe 3 angeordneten Aussparungen 32, 32 auf der Lagerlasche 23 ab, die
den Drehpunkt bildet. Auf der Gegenseite wird sie über eine Gelenkverbindung 13 gehalten,
die als Koppelelement zu dem hier nicht dargestellten Schaltschloß dient. Die Wirkungslinie
der Zugfederanordnung 4 verläuft in einem Abstand A zum Drehpunkt 28 der Wippe 3 und
dem beweglichen Kontaktarm 2. Dadurch wirkt in der geschlossenen Schaltstellung ein
Drehmoment mit kontaktdruckverstärkender Wirkung auf den beweglichen Kontaktarm.
Bei zunehmendem Kontaktabbrand vergrößert sich die Strecke A. Da sich das Drehmoment
das Produkt aus Federkraft und Hebelarm A darstellt, nimmt damit auch die Kontaktkraft
zu und der Übergangswiderstand verringert sich.
[0014] Das Wippenlager der Wippe 3 ist nicht ausschließlich auf die Achse 23 festgelegt.
Wie in den Fig. 2 und 3 dargestellt, sind auch andere vorteilhaftere Lösungen denkbar.
[0015] In Fig. 2 stützt sich die Wippe in keilförmigen Aussparungen 35, 35′, die in die
Laschen 19, 19′ geprägt sind.
[0016] Die Enden 36, 36′ der Schenkel 31, 31′ der Wippe 3 sind ebenfalls keilförmig jedoch
mit spitzerem Winkel ausgführt. Je nach Anordnung der Aussparungen 35, 35′ auf den
Laschen 19, 19′ läßt sich der Abstand A (in Fig. 1) in bestimmten Grenzen variieren.
Damit vergrößert oder verkleinert sich die Kontaktdruckkraft in gleicher Weise.
[0017] In Fig. 3 ist eine Abstützung der Wippe 3 in einem Doppelschneidenlager dargestellt.
Jede der Laschen 19 und 19′ weist zwei nebeneinanderliegende Aussparungen 38a, 38a′bzw.
38b, 38b′ auf, in denen die keilförmigen Enden der Schenkel 31, 31′ der Wippe 3 gelagert
sind. Dabei ist jeder der Aussparungen 38a, 38a′ bzw. 38b, 38b′ auch ein keilförmiges
Ende 37a, 37a′ bzw. 37b, 37b′ zugeordnet. Je nach Stellung der Wippe ist das entweder
das eine oder das andere Schneidenlager im Eingriff. Dabei entsteht insbesondere
bei dem Bewegungsablauf in kontaktschließender Richtung ein kurzes Verharren in der
stabilen Stellung, wenn beide Schneidenlagerpaare mit gleichem Druck in den Aussparungen
anliegen. Die Anordnung der Schneidenlager ist so gewählt, daß dieser Verharrungspunkt
kurz vor dem Auftreffen des beweglichen auf den festen Kontakt liegt. Durch die Verzögerung,
der Auftreffgeschwindigkeit wird das Kontaktprellen erheblich vermindert.
[0018] Fig. 4 zeigt das Kontaktsystem in der durch die elektrodynamische Wirkung eines Kurzschlußstromes
erfolgten öffnungsstellung. Die Wippe 3 verharrt in ihrer ursprünglichen Stellung,
da sie von der mit dem Schaltschloß verbundenen Gelenkverbindung 13 noch an der Bewegung
gehindert wird. Durch die Bewegung des beweglichen Kontaktarmes 2 wird das Widerlager
der Federanordnung 4 an der Traverse 5 derart verschwenkt, daß die Wirkungslinie der
Federanordnung 4 sich über den Drehpunkt des Kontaktarmes 2 bewegt und damit ein umgekehrtes
Drehmoment aufbaut, das die Kontaktöffnung unterstützt und den beweglichen Kontaktarm
in seiner geöffneten Stellung hält.
[0019] Die geöffnete Stellung durch eine Schaltung über das hier nicht näher bezeichnete
Schaltschloß ist in Fig. 5 dargestellt. Die Wippe 3 wird durch die Gelenkverbindung
13, die in die Bohrungen der Enden 30, 30′ der Schenkel 31, 31′ greift, in die Offenstellung
bewegt. Dabei legt sich nach kurzer Bewegung der Steg 33 an den Anschlag 26 des Kontaktarmes
2 und nimmt diesen mit in die geöffnte Kontaktstellung.
[0020] In der Ansicht in Fig. 6 ist insbesondere die Anordnung der beiden Zugfedern 41 und
42 beidseitig der Wippe 3 zu erkenne. Als Befestigungspunkte für die Zugefdern 41.
42 dienen auf der einen Seite die Arme einer quer zu dem beweglichen Kontaktarm 2
angeordneten Traverse 5, während das zweite Gegenlager durch nach außen gebogene Laschen
34 und 34′ der Wippe 3 gebildet wird. Der bewegliche Kontaktarm 2 ist zwischen den
durch einen Quersteg 33 verbundenen Schenkeln verbundenen Schenkeln 31, 31′ der Wippe
3 angeordnet und auf der Lagerachse 23, die zwischen den beiden Laschen 19, 19′ gehalten
ist, gelagert.
1. Kontaktsystem für einen Leistungsschalter, das im Kurzschlußfalle elektrodynamisch
öffnet, jedoch auch über ein Schaltschloß betätigt werden kann, bestehend aus einem
feststehenden Kontakt und einem beweglichen Kontakt, der an einem, auf einer in zwei
Laschen gehaltenen Achse drehbar gelagerten, Kontaktarm angeordnet ist, auf den eine
aus zwei beidseitig des beweglichen Kontaktarmes angeordneten Zugfedern bestehende
Federanordnung wirkt, dadurch gekennzeichnet, daß die Zugfedern (41, 42) von einer Traverse (5) gehalten sind, die an einem über
den Drehpunkt hinaus verlängerten der Kontaktstelle gegenüberliegenden Ende (24) des
beweglichen Kontaktarmes (2), quer zum Kontaktarm (2) verlaufend angeordnet ist, und
daß sie sich an ihren anderen Enden an einer, aus zwei mit einem Quersteg (33) verbundenen
Schenkeln (31, 31′ ) bestehenden Wippe (3) abstützen, die im, oder in der Nähe des
Drehpunktes (28) des beweglichen Kontaktarmes gelagert ist, und deren über die Abstützpunkte
der Zugfedern hinaus verlängerten Enden (30, 30′) der Schenkel (31, 31′) über eine
Gelenkverbindung (13) mit dem Schaltschloß verbunden sind.
2. Kontaktsystem für einen Leistungsschalter nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Wippe (3) sich mittels Aussparungen (32, 32′) an den Enden ihrer Wippenschenkel
(31, 31′) auf der Lagerachse (23) des Kontakthebels (2) abstützt und auf diese Weise
das Wippenlager bildet.
3. Kontaktsystem für Leistungsschalter nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Enden (36, 36′) der Wippenschenkel (31, 31′) keilförmig ausgebildet sind
und sich in ebenfalls keinförmigen, jedoch stumpfwinkligen, Aussparungen (35, 35′)
der die Lagerachse (23) tragenden Laschen (19, 19′) abstützen und so ein Schneidenlager
für die Bewegung der Wippe (3) bilden.
4. Kontaktsystem für Leistungsschalter nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Wippenschenkel (31, 31′) zwei doppelt keilförmig ausgeführte Enden (37a,
37b, 37a′, 37b′) aufweisen, die sich in ebenfalls zwei, doppelt keilförmigen, jedoch
stumpfwinkliger ausgeführten Aussparungen (38a, 38b, 38a′, 38b′) der die Lagerachse
(23) tragenden Laschen (19, 19′) abstützen und damit zwei im Bewegungsablauf der Wippe
(3) nacheinander arbeitenden Schneidenlager bilden.
5. Kontaktsystem für einen Leistungsschalter nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Lagerachse (23) zwischen den durch die Spitzen des Doppelschneidenlagers
verlaufenden Mittellinien (39a, 39b) angeordnet ist.
6. Kontaktsystem für einen Leistungsschalter nach den Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die den beweglichen Kontaktarm (2) tragende Lagerachse (23) und die die Lagerachse
tragenden Laschen (19, 19′) stromführende Teile sind.