[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Dekontamination von Oberflächen, insbesondere
an Bestandteilen von Kühlkreisläufen von Kernreaktoren, durch Behandlung der radioaktiv
kontaminierten Oberflächenschichten mit einer wässrigen, säurehaltigen Dekontaminationslösung.
[0002] In den Kühlkreisläufen von Kernreaktoren werden auf den Oberflächen der Kühlkreislauf-Bestandteile
Schichten gebildet, in welche radioaktive Verunreinigungen, wie z.B. aktivierte Korrosionsprodukte,
aber auch Spaltprodukte, eingelagert sind. Dies führt mit zunehmendem Alter der Kernkraftwerke
zu einer Zunahme der Aktivität, wobei insbesondere der Anteil an längerlebigen Nukleiden
steigt. Mit zunehmendem Alter der Kernkraftwerke müssen aber auch vermehrt Wartungsarbeiten
und Reparaturen durchgeführt sowie Nachrüstungen vorgenommen werden, so dass die
Strahlenbelastung des Personals wächst. Um Arbeiten an radioaktiv kontaminierten
Anlagen zu erleichtern oder erst zu ermöglichen, sind Dekontaminationen erforderlich.
Dabei sind die kontaminierten Oberflächenschichten möglichst weitgehend zu entfernen,
wobei jedoch die Grundwerkstoffe der Kühlkreislauf-Bestandteile zu schonen sind.
[0003] Die Zusammensetzung der Oberflächenschichten muss nicht mit derjenigen der Werkstoffe
der Kühlkreislauf-Bestandteile übereinstimmen. Physikalische Bedingungen und die
Wasserchemie bestimmen die Korrosion der Werkstoffe sowie den Transport und die Ablagerung
der entstehenden Korrosionsprodukte und damit die Zusammensetzung und Struktur der
Oberflächenschichten. Zum Beispiel unter den Bedingungen eines Druckwasserreaktors
(Pressurized Water Reactor PWR) entstehen bei einer Temperatur von etwa 570 K in
Kühlwasser mit einem Borsäure- und Lithiumhydroxid-Gehalt stark chromhaltige Oxidschichten
mit spinellartigen Mischoxiden, die sich in Säuren nur äusserst langsam lösen.
[0004] Daher umfassen alle bekannten Verfahren zur Dekontamination der Oberflächen von
Bestandteilen von Druckwasserreaktoren zwei oder mehr Behandlungsschritte, wobei
in einem ersten Schritt das unlösliche Cr-III-Oxid in einer oxidierenden Phase zu
löslichem 6-wertigem Chrom umgewandelt und dabei die ganze Oxidschicht aufgelockert
wird. In einem zweiten Behandlungsschritt wird dann, meistens nach einer Zwischenspülung,
die gelockerte Oxidschicht in einer sauren, reduzierenden und komplexbildenden Lösung
aufgelöst und entfernt.
[0005] Für den ersten, d.h. den oxidativen Behandlungsschritt sind eine Reihe von Verfahren
gebräuchlich, so z.B. die sogenannten "AP"-Verfahren, die in einer Behandlung mit
alkalischer Permanganatlösung bestehen, oder die "NP"-Verfahren, bei denen salpetersaure
Lösungen zur Oxidation verwendet werden. Weitere bekannte Verfahren sehen die Verwendung
von Permangansäure, Wasserstoffperoxid, Cer-IV-Salzen oder anderen Oxidationsmitteln
vor. Der gegenwärtige Stand der Technik ist z.B. in den folgenden zwei Publikationen
ausführlich beschrieben:
(1) "Decontamination of Nuclear Facilities to Permit Operation, Inspection, Maintenance,
Modification or Plant Decommissioning", Technical Reports Series No. 249, International
Atomic Energy Agency, Vienna 1985;
(2) Morell W., Bertold H.O., Operschall H., Fröhlich K.: "Dekontamination - Stand
der Technik und aktuelle Entwicklungsziele", VGB Krafwerkstechnik 66 (1986) 579-588.
[0006] Allen bekannten Verfahren ist gemeinsam, dass sie bei verhältnismässig hohen Temperaturen,
meistens zwischen 350 und 400 K, eingesetzt werden müssen. Dies ist mit verschiedenen
schwerwiegenden Nachteilen verbunden, wie die Notwendigkeit von verhältnismässig
kostspieligen und umständlichen Hilfseinrichtungen, Erhöhung der Korrosivität, Druckaufbau
durch Wasserdampf bei Behandlungstemperaturen über 370 K, und andere.
[0007] Daher wurde schon verschiedentlich versucht. Oxidationsbehandlungen zu entwickeln,
die bei tieferen Temperaturen, vorzugsweise bei der üblichen Raumtemperatur, zufriedenstellend
arbeiten. Als Beispiel sei hier ein schwedisches Verfahren erwähnt, in welchem mittels
ozonhaltiger Salpetersäure oxidiert wird. Dieses Verfahren hat jedoch den Nachteil,
dass die Steuerung eines Prozesses mit einer gashaltigen Flüssigkeit als Reagens
schwierig ist und dass Ozon nicht einfach zu handhaben und ausserdem giftig ist und
überdies zu Explosionen führen kann.
[0008] Ein weiterer schwerwiegender Nachteil aller erwähnten Verfahren ist der Einsatz
von Chemikalien, welche Elemente enthalten, die weder in den Werkstoffen der zu dekontaminierenden
Bauteile noch im Kühlmittel vorkommen. Da komplizierte Bauteile oder ganze Kühlkreisläufe
von Kernreaktoren nur sehr schwer und mit erheblichem Aufwand vollständig gespült
und somit nach der Dekontamination von allen Resten der eingebrachten Chemikalien
gereinigt werden können, ist es in der Praxis nicht vermeidbar, dass Rückstände solcher
Chemikalien in den Kreisläufen verbleiben und unter Umständen den weiteren Betrieb
der Kernreaktoren nachhaltig stören, sei dies durch Ablagerungen, lokale Korrosion
oder durch Aktivierung.
[0009] Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein die geschilderten Nachteile
bekannter Verfahren vermeidendes Dekontaminationsverfahren zu schaffen, das bei tieferen
Temperaturen, sogar bei der üblichen Raumtemperatur, wirksam ist und mit verhältnismässig
harmlosen Chemikalien auskommt, deren Elemente nicht "reaktorfremd" sind, sondern
auch im Kühlmittel und in den Werkstoffen der Kühlkreislauf-Bestandteile üblicherweise
enthalten sind.
[0010] Diese Aufgabe ist durch das Verfahren gemäss Patentanspruch 1 gelöst.
[0011] Nach dem erfindungsgemässen Verfahren enthält die im ersten Behandlungsschritt eingesetzte
Dekontaminationslösung Chromsäure (Chrom-VI-Oxid) und Permangansäure. Sowohl Chrom
als auch Mangan sind in allen im Reaktorbau üblicherweise verwendeten Stählen als
Begleit- oder Legierungselemente vorhanden. Diese Chemikalien sind nicht nur preisgünstig,
sondern in den eingesetzten Konzentrationen auch verhältnismässig ungiftig und leicht
zu handhaben.
[0012] Die Permangansäure kann vorzugsweise hergestellt werden, indem eine wässrige Lösung
eines Alkali- oder Erdalkalipermanganats über einen Kationenaustauscher geleitet und
so die freie Säure gebildet wird, die nach Zugabe von Chromsäure als Dekontaminationsmittel
eingesetzt wird. Es sind auch Lösungen von Chromsäure und Salzen der Permangansäure
als Dekontaminationsmittel geeignet; dabei werden allerdings durch das zusätzlich
eingeführte Kation mit den radioaktiven Abfällen etwas höhere Salzfrachten anfallen.
Charakterisierend für die Wirksamkeit des Dekontaminationsmittels sind der pH-Wert
und das Redoxpotential der Lösung. Daher kann mittels dieser leicht erfassbaren Messgrössen
der erste Behandlungsschritt überwacht und gesteuert werden.
[0013] Durch Reaktion der Permangansäure mit Bestandteilen der kontaminierten Oxidschichten
und durch spontane Zersetzung der Permangansäure entsteht selbst bei üblichen Raumtemperaturen
unlösliches Mangandioxid ("Braunstein"), das sich auf den Oberflächen niederschlägt.
Die Verfärbung zeigt visuell überprüfbar die Wirksamkeit der Dekontaminationslöslung
an. Wegen der Anwesenheit von Chromsäure in der Dekontaminationslösung bilden sich
keine fest haftenden Schichten, die sich anschliessend nur schwer entfernen lassen
würden. Durch den oxidativen ersten Behandlungsschritt lassen sich die Oberflächen
der Kühlkreislauf-Bestandteile noch nicht vollständig von radioaktiven Stoffen befreien,
weshalb zusätzlich ein zweiter Behandlungsschritt zur Entfernung der durch die oxidative
Behandlung modifizierten Oberflächenschichten nötig ist.
[0014] Der zweite Behandlungsschritt kann chemischer oder physikalischer Art sein. Es hat
sich gezeigt, dass die im ersten Behandlungsschritt modifizierten Oberflächenschichten
z.B. von Kohlenstoffstählen, nichtrostenden Chromstählen, Nickellegierungen und anderen
im Reaktorbau gebräuchlichen Werkstoffen allein durch mechanische und/oder hydraulische
Einwirkung, z.B. mittels eines Hochdruckwasserstrahls, abgetragen oder chemisch aufgelöst
werden können, um eine einwandfreie Dekontamination zu erzielen. Das chemische Auflösen
der Oberflächenschichten kann mit stark verdünnten Lösungen organischer Säuren, z.B.
Oxalsäure, Citronensäure, Ascorbinsäure, bei üblicher Raumtemperatur erfolgen, wobei
den Lösungen auch noch Komplexbildner und Korrosionshinhibitoren zugesetzt werden
können.
[0015] Um die Volumina der als flüssige radioaktive Abfälle zu betrachtenden verbrauchten
Dekontaminationsmittel möglichst gering zu halten, kann es vorteilhaft sein, der
im ersten Behandlungsschritt eingesetzten Dekontaminationslösung nachher weitere
Substanzen zuzusetzen, welche die Lösung für den Einsatz im zweiten Behandlungsschritt
geeignet machen. Als solche weitere Substanzen kommen Reduktionsmittel,wie Oxalsäure,
Ascorbinsäure, Ameisensäure usw., in Betracht. Die Reduktionsmittel bewirken, dass
die Chromsäure sowie die Permangansäure und deren Zersetzungsprodukte, also auch der
Braunstein, in lösliche Chrom-III- bzw. Mangan-II-Salze umgewandelt werden.
[0016] Der Erfolg des zweiten Behandlungsschrittes ist ebenfalls visuell überprüfbar, da
die bräunlich-rotviolett gefärbten Oberflächenschichten von den dekontaminierten Oberflächen
verschwinden.
[0017] Die Wirkung der im ersten Behandlungsschritt eingesetzten Dekontaminationslösung
lässt sich durch Umpumpen, Rühren oder durch Anwendung von Ultraschall beträchtlich
erhöhen. Durch die gleichen Massnahmen kann auch die chemische Entfernung der modifizierten
Oberflächenschichten im zweiten Behandlungsschritt beschleunigt werden.
[0018] Damit die Menge der jeweils benötigten Lösung möglichst klein gehalten werden kann,
ist es zweckmässig, sie während des ersten Behandlungsschrittes wie gegebenenfalls
auch während des zweiten Behandlungsschrittes auf die zu behandelnden Oberflächenschichten
zu spritzen oder zu sprühen. Auch ist es möglich, die Lösung als Schaum oder tyxotrope
Phase auf die zu behandelnden Oberflächen aufzutragen. Schliesslich kann die Lösung
auch mit einem Verdickungsmittel versetzt und dann als Anstrich unmittelbar auf die
zu behandelnden Oberflächenschichten aufgetragen werden.
[0019] Es ist klar, dass die im ersten und gegebenenfalls im zweiten Behandlungsschritt
verbrauchten chemischen Lösungen radioaktive Bestandteile enthalten und dementsprechend
schadlos entsorgt werden müssen. Lösungen, welche Chromsäure und Permangansäure bzw.
deren Zersetzungsprodukte enthalten, lassen sich auf verschiedene Weise entsorgen,
wobei die Wahl des jeweils besten Weges abhängig ist einerseits von den gegebenenfalls
weiteren Behandlungen der dekontaminierten Bauteile und anderseits aber auch von den
im Kernkraftwerk vorhandenen Einrichtungen für die Behandlung radioaktiver Abfälle.
Wenn die Chrom- und Permangansäure enthaltende Dekontaminationslösung nur für den
oxidativen ersten Behandlungsschritt verwendet wurde, werden zur Entsorgung vorteilhaft
die höheren Oxidationsstufen des Chroms und des Mangans durch Zugabe von Oxalsäure
zu Chrom-III-Salzen bzw. Mangan-II-Salzen reduziert. Wenn die im oxidativen ersten
Behandlungsschritt verwendete Lösung anschliessend auch für den zweiten Behandlungsschritt
verwendet werden soll, so wird die Oxalsäure direkt in die Behandlungslösung zugegeben,
wonach anschliessend weitere Chemikalien, z.B. organische Säuren, Komplexbildner,
Korrosionsinhibitoren usw. hinzugefügt werden, um die Dekontaminationsbehandlung abzuschliessen.
Aus den so reduzierten Lösungen lassen sich die Chrom-III-Salze und Mangan-II-Salze
durch chemische Fällungen abtrennen oder durch Eindampfen und anschliessendes Zementieren
zu endlagerfähigen Produkten verfestigen.
[0020] Die Wirksamkeit des beschriebenen, erfindungsgemässen Verfahrens wurde an umfangreichem
Probenmaterial aus dem Primärteil schweizerischer und ausländischer Druckwasserreaktoren
getestet. Es standen vor allem radioaktiv kontaminierte Proben aus folgenden Werkstoffen
zur Verfügung:
a) Platten aus ferritischem Chromstahl (Werkstoff Nr. 1.4001 nach DIN) aus der Dichtung
des Mannlochdeckels von Dampferzeugern;
b) Platten und Rohre aus austenitischen rostfreien Stählen;
c) Dampferzeugerrohre aus Eisen-Nickel-Chrom-Legierungen der Handelsbezeichnung INCOLOY
800 und aus Nickel-Chrom-Eisen-Legierungen der Handelsbezeichnung INCONEL 600. (INCOLOY
und INCONEL sind eingetragene Warenzeichen der Firma International Nickel Company.)
[0021] Diese Proben a), b) und c) waren hauptsächlich durch das Kobaltisotop Co-60 kontaminiert.
Beispiel 1:
[0022] Die Proben a) aus ferritischem Chromstahl wurden bei Raumtemperatur (290 bis 295
K) während 16 Stunden mit einer Lösung von je 0,05 mol Chrom- und Permangansäure behandelt.
Nach einer Zwischenspülung wurde ein Dekontaminationsfaktor (Verhältnis von gemessener
Aktivität vor und nach der Behandlung) von 2 ermittelt. Eine weitere Behandlung bei
Raumtemperatur in einer wässrigen 0,1 mol Lösung von Oxalsäure unter Einwirkung von
Ultraschall führte nach 15 Minuten zu einem Dekontaminationsfaktor von etwa 20 und
nach 6 Stunden zu einem Dekontaminationsfaktor von über 100. Nach der Behandlung
waren die dekontami nierten Oberflächen der Proben metallisch blank und weder makroskopisch
noch mikroskopisch erkennbar angegriffen.
Beispiel 2:
[0023] Proben c) aus Nickel-Chrom-Eisen-Legierungen der Handelsbezeichnung INCONEL 600
wurden bei Raumtemperatur während 16 Stunden mit einer Lösung von 0,1 mol Chromsäure
und 0,004 mol Kaliumpermanganat behandelt. Nach einer Zwischenspülung wurde ein Dekontaminationsfaktor
von lediglich 1,2 festgestellt. Nach einer weiteren Behandlung bei Raumtemperatur
mit einer wässrigen Lösung von 0,1 mol Oxalsäure während 6 Stunden mit Ultraschalleinwirkung
wurde ein Dekontaminationsfaktor von 12 ermittelt.
Beispiel 3:
[0024] Proben a) aus ferritischem Chromstahl, Proben b) aus austenitischen rostfreien Stählen
sowie Proben c) aus INCOLOY 800 und aus INCONEL 600 wurden je während 16 Stunden bei
Raumtemperatur in wässrigen Lösungen mit 0,01 bis 0,1 mol Chromsäure und 0,001 bis
0,05 mol Permangansäure behandelt, wobei das Verhältnis Chromsäure zu Permangansäure
zwischen 1:10 und 25:1 lag. Anschliessend wurden die Proben je während 6 Stunden bei
Raumtemperatur in einer wässrigen Lösung mit 0,1 mol Oxalsäure unter Ultraschalleinwirkung
weiter behandelt. Schliesslich wurden an allen Proben, abhängig von der oxidativen
Behandlung und vom Probenmaterial, Dekontaminationsfaktoren zwischen 10 und 1000
gemessen.
Beispiel 4:
[0025] Proben a) aus ferritischem Chromstahl und Proben c) aus INCONEL 600 wurden je während
16 Stunden bei Raumtemperatur in einer Lösung mit 0,1 mol Chromsäure und 0,05 mol
Permangansäure behandelt. Nach einer anschliessenden Behandlung mit einem Wasserstrahl
von 2,4 kbar (240 Pa) Druck bei einer Behandlungsgeschwindigkeit von 3,6 m²/Stunde
wurden an den Proben a) aus ferritischem Chromstahl Dekontaminationsfaktoren von
etwa 30 und an den Proben c) aus INCONEL 600 Dekontaminationsfaktoren von über 100
gemessen. Umfangreiche Nachuntersuchungen zeigten, dass durch diese Behandlungen
die Oberflächen der Grundwerkstoffe nicht angegriffen wurden.
Beispiel 5:
[0026] Proben c) aus INCONEL 600 wurden während 16 Stunden bei Raumtemperatur mit einer
Lösung von 0,05 mol Chromsäure und 0,002 mol Permangansäure besprüht. Nach einer anschliessenden
weiteren Behandlung mit einem Wasserstrahl, wie im Beispiel 4, wurden Dekontaminationsfaktoren
zwischen 20 und 80 ermittelt.
Beispiel 6:
[0027] Aus einer wässrigen Lösung von 0,4 mol Chromsäure und 0,1 mol Permangansäure wurde
durch Zugabe eines Verdickungsmittels, das unter der Handelsbezeichnung AEROSIL (eingetragenes
Warenzeichen der Firma Degussa) auf dem Markt erhältlich ist, eine Paste hergestellt.
Die kontaminierten Oberflächen von Proben a) aus ferritischem Chromstahl wurden mit
dieser Paste bestrichen. Nach einer Einwirkungszeit von 16 Stunden wurden die Proben
mit einem Wasserstrahl, wie im Beispiel 4, behandelt. Es resultierten Dekontaminationsfaktoren
zwischen 5 und 15.
[0028] Die beispielsweise beschriebenen Versuche und weitere umfangreiche Untersuchungen
zeigten, dass die im Reaktorbau üblicherweise für die Kühlkreisläufe verwendeten
Werkstoffe durch die Behandlungen nach dem erfindungsgemässen Verfahren nicht geschädigt
werden, gleichgültig ob die so dekontaminierten Bauteile gealtert, wärmebehandelt,
geschweisst oder verformt sind.
1. Verfahren zur Dekontamination von Oberflächen, insbesondere an Bestandteilen von
Kühlkreisläufen von Kernreaktoren, durch Behandlung der radioaktiv kontaminierten
Oberflächenschichten mit einer wässrigen, säurehaltigen Dekontaminationslösung,
dadurch gekennzeichnet, dass in einem ersten Behandlungsschritt die kontaminierten
Oberflächenschichten mit einer Chromsäure und Permangansäure oder deren Salze enthaltenden
wässrigen Dekontaminationslösung bei einer Temperatur im Bereich von 270 bis 350 K
behandelt werden und in einem zweiten Behandlungsschritt die behandelten Oberflächenschichten
durch eine chemische Behandlung im gleichen Temperaturbereich oder/und durch eine
physikalische Behandlung abgetragen werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass im ersten Behandlungsschritt
die Dekontaminationslösung 0,01 bis 0,5 mol Chromsäure und 0,001 bis 0,1 mol Permangansäure
enthält, wobei das Verhältnis von Chromsäure zu Mangansäure im Bereich von 1:10 bis
25:1 liegt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der erste Behandlungsschritt
während 1 bis 20 Stunden, vorzugsweise während etwa 10 Stunden, durchgeführt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass im ersten
Behandlungsschritt die Dekontaminationslösung während der Behandlung auf die zu behandelnden
Oberflächenschichten gespritzt oder gesprüht wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass im ersten
Behandlungsschritt die Dekon taminationslösung als Schaum oder tyxotrope Phase auf
die zu behandelnden Oberflächenschichten aufgebracht wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass im ersten
Behandlungsschritt die Dekontaminationslösung mit einem Verdickungsmittel versetzt
und als Anstrich auf die zu behandelnden Oberflächenschichten aufgetragen wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die im
ersten Behandlungsschritt verwendete Dekontaminationslösung aus Chromsäure und Permanganaten
zugereitet wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass im zweiten
Behandlungsschritt die Oberflächenschichten mittels einer wässrigen Lösung mindestens
einer organischen Säure behandelt werden.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die im zweiten Behandlungsschritt
verwendete Lösung etwa 0,1 mol Oxalsäure enthält.
10. Verfahren nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, dass der im zweiten
Behandlungsschritt verwendeten sauren Lösung Reduktionsmittel und gegebenenfalls weitere
Komponenten, wie Komplexbildner und/oder Korrosionsinhibitoren, zugesetzt werden.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass im zweiten
Behandlungsschritt der im ersten Behandlungsschritt verwendeten Dekontaminationslösung
Reduktionsmittel zugesetzt werden, um die höheren Oxidationsstufen des Mangans und
des Chroms zu reduzieren.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass der mit den Reduktionsmitteln
versetzten Dekontaminationslösung weitere Komponenten, vorzugsweise organische Säuren
und/oder Komplexbildner, zugesetzt werden, um die Oberflächenschichten zu entfernen.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass während
des zweiten Behandlungsschrittes die Lösung mittels eines Kationenaustauschers laufend
oder intermittierend gereinigt wird.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass anschliessend
an den zweiten Behandlungsschritt de Lösung im Kreislauf über einen Ionenaustauscher
geleitet wird und dabei die behandelten Oberflächen gespült werden.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass der
zweite Behandlungsschritt während 15 Minuten bis 8 Stunden durchgeführt wird.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass im zweiten
Behandlungsschritt die Lösung auf die Oberflächenschichten gespritzt oder gesprüht
wird.
17. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass im zweiten
Behandlungsschritt die Lösung als Schaum oder tyxotrope Phase auf die Oberflächen
aufgebracht wird.
18. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass im zweiten
Behandlungsschritt die Lösung mit einem Verdickungsmittel versetzt und als Anstrich
auf die Oberflächenschichten aufgetragen wird.
19. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass im zweiten
Behandlungsschritt die Oberflächenschichten mechanisch oder hydraulisch abgetragen
werden.