[0001] Die Erfindung betrifft N-Phenyltetrahydrophthalimidverbindungen der Formel I,

in der die Substituenten folgende Bedeutung haben:
R¹ Wasserstoff, Fluor oder Chlor
R² Chlor oder Brom
R³ Wasserstoff oder C₁-C₃-Alkyl
R⁴ ein 5-6-gliedriger gesättigter oder ungesättigter Heterocyclus, enthaltend
ein Sauerstoff- oder Schwefel-Atom im Ring, der durch bis zu drei C₁-C₃-Alkylgruppen
substituiert sein kann.
[0002] Außerdem betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung der Verbindungen I
sowie ihre Anwendung als herbizide Mittel.
[0003] Aus der Literatur sind N-arylsubstituierte Tetrahydrophthalimide mit Herbizidwirkung
bekannt. So werden z.B. in der DE-A 3 013 162 Tetrahydrophthalimide beschrieben,
deren Wirksamkeit bei niedrigen Aufwandsmengen unbefriedigend ist.
[0004] Der Erfindung lag daher die Aufgabe zugrunde, Verbindungen zu synthetisieren, die
bei geringeren Aufwandmengen eine höhere Selektivität gegenüber Kulturpflanzen besitzen.
[0005] Entsprechend dieser Aufgabe wurden die N-Tetrahydrophthalimidverbindungen I gefunden,
die eine vorteilhafte herbizide Wirkung, besonders im Nachauflaufverfahren, haben
und gegenüber einer Reihe von Kulturen selektiv sind.
[0006] In speziellen Fällen und bei einigen Kulturpflanzen eignen sich die Verbindungen
I auch als Abtrocknungsmittel (Dessicationsmittel) zur Abtötung von grünen Sproßteilen
zur Ernteerleichterung.
[0007] N-Phenyltetrahydrophthalimidverbindungen der Formel I können beispielsweise dadurch
erhalten werden, daß man ein entsprechend substituiertes N-(3-Hydroxyphenyl)-3.4.5.6-tetrahydrophthalimid
II bei Temperaturen bis zu 200°C, vorzugsweise bei 25 bis 150°C, in einem geeigneten
Lösungsmittel in Gegenwart einer Base mit einer geeigneten Verbindung der Formel III
umsetzt.

X in der Formel III bedeutet Halogen wie z.B. Chlor, Brom oder Jod oder Sulfonyloxy
wie z.B. Methylsulfonyloxy, Trifluormethylsulfonyloxy, Phenylsulfonyloxy oder Tolylsulfonyloxy,
bevorzugt Brom oder Tolylsulfonyloxy.
[0008] Man erhält die N-Phenyltetrahydrophthalimidverbindungen der Formel I beispielsweise
auch, indem man 3.4.5.6.-Tetrahydrophthalsäureanhydrid mit einem entsprechenden Anilin
IV, z.B. in einem Lösungsmittel bei Temperaturen bis 200°C, vorzugsweise 40 bis 150°C
umsetzt.

Als Lösungsmittel eignen sich z.B. niedere Alkansäuren wie Eisessig oder Propionsäure
oder aprotische Lösungsmittel wie Toluol oder Xylol in Gegenwart von sauren Katalysatoren
wie z.B. aromat. Sulfonsäuren.
[0009] Die Anilinderivate VI können z.B. dadurch erhalten werden, daß man eine entsprechend
substituierte Nitroverbindung V in Gegenwart von Raney-Nickel oder eines Edelmetallkatalysators
wie Platin oder Palladium hydriert oder durch Reduktionsmittel wie Eisen oder ein
Zinn(II)-Salz reduziert.

[0010] Die Nitroverbindungen V sind durch Umsetzung der entsprechenden Phenole IV mit den
Verbindungen der Formel III bei bis zu 200°C, vorzugsweise bei 25 bis 150°C, in einem
aprotisch polaren Lösungsmittel (z.B. Aceton, Acetonitril, Dimethylformamid), in Gegenwart
einer Base (z.B. Kaliumcarbonat, Natriumhydroxid, Natriumhydrid) zugänglich.

R¹ steht bevorzugt für Wasserstoff oder Fluor und R² bevorzugt für Chlor.
[0011] Die Bezeichnung Alkyl umfaßt verzweigte und geradkettige Reste, nämlich Methyl, Ethyl,
n-Propyl, Isopropyl.
[0012] Die 5-6-gliedrigen Heterocyclen der Formel I sind hydrierte oder teilhydrierte Furan-,
Thiophen-, Pyran- und Thiopyran-Abkömmlinge, bevorzugt Tetrahydrofuran, Tetrahydrothiophen,
Tetrahydropyran, Dihydropyran, Tetrahydrothiopyran oder Dihydrothiopyran. Falls sie
mehrfach substituiert sind, können alle möglichen sterischen Anordnungen vorkommen.
Diese können biologisch unterschiedliche Wirkungen haben.
[0013] Unter den Verbindungen I sind diejenigen bevorzugt, in denen R¹ Wasserstoff oder
Fluor, R² Chlor, R³ Wasserstoff und R⁴ ein 2- oder 3-Tetrahydrofuranyl, 2- oder 3-Tetrahydrothienyl,
2-, 3- oder 4-Tetrahydropyranyl, 2-, 3- oder 4-Tetrahydrothiopyranyl, 5,6-Dihydro-2H-pyranyl
und 5,6-Dihydro-2H-thiopyranyl bedeutet.
[0014] Die in den nachstehenden Beispielen wiedergegebenen Arbeitsempfehlungen wurden unter
entsprechender Abwandlung der Ausgangsverbindungen zur Gewinnung weiterer Verbindungen
der allgemeinen Formel I benutzt. Die Verbindungen sind mit physikalischen Daten in
der folgenden Tabelle aufgeführt. Verbindungen ohne solche Angaben lassen sich aus
entsprechenden Stoffen in analoger Weise erhalten. Sie lassen aufgrund ihrer nahen
strukturellen Beziehung zu den hergestellten und untersuchten Verbindungen eine gleichartige
Wirkung erwarten.
Beispiel 1 (Verfahren A)
[0015]

[0016] 13,9 g N-(4-Chlor-3-hydroxyphenyl)-3.4.5.6-tetrahydrophthalimid, 8,2 g 3-Chlormethyl-5.6-dihydro-2H-thiopyran
und 8,3 g Kaliumcarbonat wurden in 150 ml Acetonitril 5 Stunden unter Rückfluß erhitzt.
Nach dem Abkühlen wurde abfiltriert, das Filtrat eingeengt und in 200 ml Methylenchlorid
aufgenommen, 2 mal mit 10 %iger Natronlauge, 3 mal mit Wasser gewaschen, getrocknet
und eingeengt. Man erhielt 15,0 g N-[4-Chlor-3-(5,6-dihydro-2H-thiopyranyl-3-methyloxy)-phenyl]-3.4.5.6-tetrahydrophthalimid
(Fp. 116-119°C). (Tab. 1, Nr. 9)
Beispiel 2 (Verfahren B)
[0017]
a) 9,6 g 1-Chlor-4-fluor-5-nitrophenol, 8,2 g 3-Chlormethyl-5.6-dihydro-2H-thiopyran
und 3,8 g Kaliumcarbonat wurden in 150 ml Acetonitril 5 Stunden unter Rückfluß erhitzt.
Nach dem Abkühlen und Abfiltrieren wurde das Filtrat eingeengt und in 200 ml Methylenchlorid
aufgenommen. Die organische Phase wurde dreimal mit je 50 ml Wasser gewaschen, getrocknet,
eingeengt und mit Petrolether verrührt. Man erhielt 12,5 g 2-Chlor-4-fluor-5-nitro-(5,6-dihydro-2H-thiopyranyl-3-methyloxy)benzol
(Fp. 91 - 94°C).
b) Zu einer Mischung von 6,7 g Eisenpulver in 50 ml Methanol und 7,5 ml Eisessig gab
man bei Rückfluß portionsweise 12,2 g der obigen Nitroverbindung und erhitzte 2 Stunden
am Rückfluß. Nach dem Abkühlen wurden 250 ml Wasser zugegeben und abgesaugt. Das Filtrat
wurde 3 mal wird je 100 ml Essigester extrahiert, getrocknet und im Vakuum das Lösungsmittel
verdampft. Nach Reinigung durch Chromatographie erhielt man 5,5 g 4-Chlor-2-fluor-5-(5,6-dihydro-2H-thiopyranyl-3-methyloxy)-anilin
(Fp. 73 - 74°C).
c) 5,5 g des obigen Anilins und 3,0 g Cyclohexen-1,2-dicarbonsäureanhydrid wurden
in 100 ml Eisessig 5 Stunden unter Rückfluß erhitzt. Nach dem Abkühlen gab man 50
ml Wasser zu und filtrierte ab. Der Niederschlag wurde mit Wasser gewaschen und getrocknet.
Man erhielt 6,0 g N-[4-Chlor-2-fluor-5-(5.6-dihydro-2H-thiopyranyl-3-methyloxy)-phenyl]-3.4.5.6-tetrahydrophthalimid
(Fp. 134 - 137°C) (Tabelle 1 Nr. 10).
[0019] Die Applikation der herbiziden Mittel bzw. der zugrundeliegenden Wirkstoffe (I) kann
im Vorauflauf- oder im Nachauflaufverfahren erfolgen. Sind die Wirkstoffe für gewisse
Kulturpflanzen weniger verträglich, so können Ausbringungstechniken angewandt werden,
bei welchen die herbiziden Mittel mit Hilfe der Spritzgeräte so gespritzt werden,
daß die Blätter der empfindlichen Kulturpflanzen nach Möglichkeit nicht getroffen
werden, während die Wirkstoffe auf die Blätter darunter wachsender unerwünschter Pflanzen
oder die unbedeckte Bodenfläche gelangen (post-directed, lay-by).
[0020] Die Aufwandmengen an Wirkstoff betragen je nach Bekämpfungsziel, Jahreszeit, Zielpflanzen
und Wachstumsstadien 0,005 bis 3,0 vorzugsweise 0,01 bis 0,5 kg/ha.
[0021] Die Wirkung der Wirkstoffe der Formel I auf das Pflanzenwachstum läßt sich durch
Gewächshausversuche zeigen:
[0022] Als Kulturgefäße dienen Plastikblumentöpfe mit 300 cm³ Inhalt und lehmigem Sand mit
etwa 3,0 % Humus als Substrat. Die Samen der Testpflanzen werden nach Arten getrennt
eingesät.
[0023] Zum Zwecke der Nachauflaufbehandlung werden entweder direkt gesäte oder in den gleichen
Gefäßen aufgewachsene Pflanzen ausgewählt oder sie werden erst als Keimpflanzen getrennt
angezogen und einige Tage vor der Behandlung in die Versuchsgefäße verpflanzt.
[0024] Je nach Wuchsform werden die Testpflanzen bei einer Wuchshöhe von 3 bis 15 cm dann
mit den in Wasser als Verteilungsmittel suspendierten oder emulgierten Wirkstoffen,
die durch fein verteilende Düsen gespritzt werden, behandelt. Die Aufwandmengen für
die Nachauflaufbehandlung variieren; sie betragen 0,015 bis 0,125 kg/ha a.S.
[0025] Die Versuchsgefäße werden im Gewächshaus aufgestellt, wobei für wärmeliebende Arten
wärmere Bereiche (20 bis 35°C) und für solche gemäßigter Klimate 10 bis 20°C bevorzugt
werden. Die Versuchsperiode erstreckt sich über 2 bis 4 Wochen. Während dieser Zeit
werden die Pflanzen gepflegt und ihre Reaktion auf die einzelnen Behandlungen wird
ausgewertet.
[0026] Bewertet wird nach einer Skala von 0 bis 100. Dabei bedeutet 100 kein Aufgang der
Pflanzen bzw. völlige Zerstörung zumindest der oberirdischen Teile und 0 keine Schädigung
oder normaler Wachstumsverlauf.
[0027] Die in den Gewächshausversuchen verwendeten Pflanzen gehören den nachstehenden Arten
an:
Abkürzung |
Lateinischer Name |
Deutscher Name |
Englischer Name |
ABUTH |
Abutilon theophrasti |
Chinesischer Hanf |
velvet leaf |
AMARE |
Amaranthus spp. |
Fuchsschwanzarten |
pigweed |
CHEAL |
Chenopodium album |
Weißer Gänsefuß |
lambsquarters |
CHYCO |
Chrysanthemum coronar. |
Wucherblumenarten |
marigold |
GALAP |
Galium aparine |
Klettenlabkraut |
catchweed bedstraw |
IPOSS |
Ipomoea spp. |
Prunkwindearten |
morningglory |
LAMAM |
Lamium amplexicaule |
Stengelumfassende Taubnessel |
henbit |
MERAN |
Mercurialis annua |
Einjähriges Bingelkraut |
annual mercury |
POLPE |
Polygonum persicaria |
Flohknöterich |
ladystumb |
SOLNI |
Solanum nigrum |
Schwarzer Nachtschatten |
black nightshade |
STEME |
Stellaria media |
Vogelsternmiere |
chickweed |
TRZAS |
Triticum aestivum |
Sommerweizen |
wheat |
TRZAW |
Triticum aestivum |
Winterweizen |
wheat |
VERSS |
Veronica spp. |
Ehrenpreisarten |
speedwell |
VIOAR |
Viola arvensis |
Stiefmütterchen |
violet |
[0028] Die Verbindungen 29, 9, 3 und 10 zeigen schon bei geringer Aufwandmenge im Nachauflaufverfahren
gute herbizide Wirkung gegen breitblättrige unerwünschte Pflanzen (Tabelle 2).
[0029] Unerwünschte breitblättrige Pflanzen werden von den neuen Wirkstoffen 21, 22 und
4 mit 0,03 bzw. 0,06 kg a.S./ha im Nachauflaufverfahren sicher erfaßt.
[0030] Weizen erleidet dabei allenfalls geringe und kurzzeitige, sich auswachsende Schäden;
diese Herbizide wirken selektiv (Tabellen 3, 4).
[0031] In Anbetracht der Vielseitigkeit der Applikationsmethoden können die erfindungsgemäßen
Verbindungen bzw. sie enthaltende Mittel noch in einer weiteren Zahl von Kulturpflanzen
zur Beseitigung unerwünschter Pflanzen eingesetzt werden. In Betracht kommen beispielsweise
folgende Kulturen:

[0032] Zur Verbreiterung des Wirkungsspektrums und zur Erzielung synergistischer Effekte
können die Wirkstoffe der Formel I sowohl unter sich als auch mit zahlreichen Vertretern
anderer herbizider oder wachstumsregulierender Wirkstoffgruppen gemischt und gemeinsam
ausgebracht werden. Beispielsweise kommen als Mischungspartner Diazine, 4H-3,1-Benzoazinderivate,
Benzothiadiazinone, 2,6-Dinitroaniline, N-Phenylcarbamate, Thiolcarbamate, Halogencarbonsäuren,
Triazine, Amide, Harnstoffe, Diphenylether, Triazinone, Uracile, Benzofuranderivate,
Chinolincarbonsäuren, Cyclohexenone, (Hetero)-aryloxy-phenoxy-propionsäure und deren
Salze, Ester und Amide und andere in Betracht.
1. N-Phenyltetrahydrophthalimidverbindungen der allgemeinen Formel I,

in der die Substituenten folgende Bedeutungen haben:
R¹ Wasserstoff, Fluor oder Chlor
R² Chlor oder Brom
R³ Wasserstoff oder C₁-C₃-Alkyl
R⁴ ein 5-6-gliedriger gesättigter oder ungesättigter Heterocyclus, enthaltend
ein Sauerstoff- oder Schwefel-Atom, der durch bis zu drei C₁-C₃-Alkylgruppen substituiert
sein kann.
2. Verfahren zur Herstellung von Verbindungen der Formel I gemäß Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß man ein substituiertes Phenol der Formel II,

mit einer Verbindung der Formel III,

worin X Halogen oder Sulfonyloxy bedeutet, in Gegenwart einer Base umsetzt.
3. Verfahren zur Herstellung der Verbindungen der Formel I gemäß Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß man ein Nitrophenol der Formel IV,

mit einer Verbindung der Formel III, gemäß Anspruch 2,

zu einem Nitrophenylether der Formel V

umsetzt, anschließend hydriert und das erhaltene Anilin VI

mit Tetrahydrophthalsäureanhydrid zu I umsetzt.
4. Verwendung von Verbindungen der Formel I gemäß Anspruch 1 als Herbizide.
5. Herbizid wirkendes Mittel, enthaltend eine Verbindung der Formel I gemäß Anspruch
1 und übliche Hilfsstoffe, Streck- und Verdünnungsmittel.
Patentansprüche für folgende(n) Vertragsstaat(en): ES
1. Verfahren zur Herstellung von N-Phenyltetrahydrophthalimidverbindungen der allgemeinen
Formel I,

in der die Substituenten folgende Bedeutungen haben:
R¹ Wasserstoff, Fluor oder Chlor
R² Chlor oder Brom
R³ Wasserstoff oder C₁-C₃-Alkyl
R⁴ ein 5-6-gliedriger gesättigter oder ungesättigter Heterocyclus, enthaltend
ein Sauerstoff- oder Schwefel-Atom, der durch bis zu drei C₁-C₃-Alkylgruppen substituiert
sein kann,
dadurch gekennzeichnet, daß man ein substituiertes Phenol der Formel II,

mit einer Verbindung der Formel III,

worin X Halogen oder Sulfonyloxy bedeutet, in Gegenwart einer Base umsetzt.
2. Verfahren zur Herstellung der Verbindungen der Formel I gemäß Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß man ein Nitrophenol der Formel IV,

mit einer Verbindung der Formel III, gemäß Anspruch 2,

zu einem Nitrophenylether der Formel V

umsetzt, anschließend hydriert und das erhaltene Anilin VI

mit Tetrahydrophthalsäureanhydrid zu I umsetzt.
3. Verwendung von Verbindungen der Formel I gemäß Anspruch 1 als Herbizide.
4. Herbizid wirkendes Mittel, enthaltend eine Verbindung der Formel I gemäß Anspruch
1 und übliche Hilfsstoffe, Streck- und Verdünnungsmittel.