[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verformung von Stählen, Metallen und Legierungen
mit geringem Formänderungsvermögen und/oder hoher Formänderungsfestigkeit bei Raumtemperatur,
insbesondere von härtbaren Stählen, beispielsweise Schnellstählen, mit geringen Vormaterialdicken,
vorzugsweise unter 10 mm und mit insgesamt großer Querschnittsverminderung sowie eine
Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens mit einer Erwärmungseinrichtung, gegebenenfalls
einer Temperaturausgleichs- und Führungseinrichtung und einer Verformungseinrichtung.
[0002] Drähte, Stäbe, Rohre und Profile mit geringem Durchmesser bzw. mit geringer Wandstärke
werden hergestellt, indem nach dem Warmverformen des Vormaterials und gegebenenfalls
nach einem Weichglühen ein Kaltwalzen oder Kaltziehen erfolgt. Das Vormaterial weist
dabei meist eine Dicke von unter 10 mm auf.
Bei der Kaltumformung verfestigt sich das Material, wobei mit sinkender Duktilität
bzw. steigender Formänderungsfestigkeit prozentuell höhere Verfestigungsgrade gegeben
sind und das Verformungsvermögen des Werkstoffes bei geringen Umformgraden erschöpft
ist. Werkstoffe mit hoher Duktilität bei Raumtemperatur und somit hohem Kaltverformungsvermögen
können durch Kaltwalzen und Kaltziehen hoch verformt werden und es sind Querschnittsabnahmen
von beispielsweise 10 : 1 bzw. 90 % und höher möglich. Verfestigt sich das Material
im Zuge der Formänderung auf Grund des geringen Kaltumformvermögens so stark, daß
die Weiterverarbeitung auf das gewünschte Endmaß nicht möglich ist und Risse und
Brüche durch erschöpftes Verformungsvermögen auftreten, so muß eine Entfestigung
durch Erwärmen auf höhere Temperaturen oder ein Zwischenglühen eingeschaltet werden.
Bei dieser Zwischenwärmebehandlung werden die Verfestigungen im Werkstoff abgebaut.
Für härtbare Stähle, insbesondere Lufthärter, wie Werkzeugstähle und Schnellstähle
kann diese Zwischenwärmebehandlung eine Weichglühbehandlung sein. Aus wirtschaftlichen
Gründen wird meist jedoch zur Entfestigung ein Langzeitglühen, gegebenenfalls unter
der Austenitisierungstemperatur bzw. unter dem AC 1-Punkt der Legierung, durchgeführt.
[0003] Vormaterial mit geringem Kaltumformvermögen und mit geringer Dicke kann meist nich
im schmiedeheißen duktilen Zustand bis auf das Endmaß verformt werden, weil der Energieverlust
durch Abstrahlung von der Oberfläche, der mit der 4. Potenz der Temperatur steigt,
zu niedrigen Temperaturen in der oberflächennahen Zone führt und bei härtbaren Stählen
und Legierungen auch Gefügeumwandlungen bzw. Härtung des Materials erfolgen. Die rasche
Abkühlung entsteht deshalb, weil auf Grund des geringen Querschnittes der Wärmeinhalt
des Materials niedrig ist.
Weiters ist nach einer Verformung von z.B. härtbaren Legierungen im schmiedeheißen
Zustand eine Weighglühbehandlung durchzuführen.
[0004] Um gegebenenfalls eine Härtung oder eine an die Verformung anschließende Wärmebehandlung
zu vermeiden und trotzdem eine Erhöhung des Verformungsvermögens und damit eine Vergrößerung
der Querschnittsabnahme zu erreichen, wurde vorgeschlagen, das Verformen bei erhöhter
Tem peratur, gegebenenfalls jedoch unterhalb der Austenitisierungstemperatur bzw.
unterhalb des AC 1-Punktes der Legierung durchzuführen. Dabei darf jedoch die eingebrachte
Verformungsenergie in keinem Querschnittsbereich zu einer Temperaturerhöhung über
den AC 1-Punkt führen.
[0005] Das Ziehen hat sich für den Verformungsprozeß bei erhöhter Temperatur als vorteilhaft
erwiesen, weil die Energieeinbringung durch die Reibung im Ziehhohl und durch die
Hauptverformung in der oberflächennahen Zone erfolgt und dadurch die Abstrahlverluste
weitgehend kompensiert werden. Die verbesserte Temperaturverteilung über den Querschnitt
ermöglicht, dabei auch größere Querschnittsabnahmen je Verformungsschritt anzuwenden
und bei insgesamt hoher Abnahme des Ausgangsquerschnittes durch mehrmaliges Ziehen
eine Verringerung der Anzahl der Züge und der dazwischenliegenden Entfestigungsbehandlungen
zu erreichen. Die Ziehgeschwindigkeit bei erhöhter Temperatur des Materials muß jedoch
niedrig, beispielsweise bei 0,2 bis 2 m/sec gehalten werden, weil bei höheren Werten
der Ziehsteinverschleiß durch das Abreißen des Schmierfilmes zu groß wird und die
Zeit für die vorherige Durchwärmung und Entfestigung des Materiales lange und deshalb
unwirtschaftliche Aufwärmstrecken erfordert.
[0006] Beispielsweise kann ein weichgeglühter Schnellstahldraht (Werkstoff DIN Nr. 1.3343)
mit einem Durchmesser von 5,5 mm kontinuierlich von einer Haspel abgezogen in einem
Bleibad mit einer Länge von 10 m und einer Bleibadtemperatur von 700°C während einer
Durchlaufzeit von 20 sec erwärmt und entspannt werden, worauf eine Verformung im Ziehstein
auf einen Durchmesser von 4,7 mm mit einer Geschwindigkeit von 0,5 m/sec erfolgt,
wonach der Draht wieder aufgehaspelt wird. Die Verformung beträgt in diesem Falle
ca. 27 %. In sieben weiteren gleich durchgeführten Schritten mit gegebenenfalls vier
dazwischenliegenden Entfestigungsglühungen bei Oxidationsschutz mit einer Temperatur
von ca. 800°C und einer Glühdauer von ca. 1. Stunde wird der Draht auf einen Durchmesser
von 1,6 mm gebracht, wobei das Aufwärmen auf Temperatur und der weitere Abbau der
Verfestigung in den Bleibädern vor der jeweiligen Verformung erfolgen.
Als Nachteile der Verformung durch Ziehen bei erhöhter Temperatur von Stählen und
Legierungen, insbesondere von härtbaren Stählen, mit geringen Vormaterialdicken sind
die erforderliche aufwendige Verarbeitung in mehreren Schritten mit dazwischenliegenden
Entfestigungsglühungen, die geringe Ziehgeschwindigkeit und die Probleme mit den Hochtemperaturziehmitteln
sowie der Ziehsteinverschleiß zu sehen.
[0007] Ausgehend von diesem Stand der Technik lag der Erfindung die Aufgabe zugrunde, obige
Nachteile zu vermeiden und ein Verfahren und eine Vorrichtung zu schaffen, mit welchen
in einem Arbeitsgang insgesamt hohe Querschnittsabnahmen vorgenommen und der gewünschte
Endquerschnitt mit weitgehend beliebigen Abmessungen erreicht werden können.
[0008] Diese Aufgabe wird bei einem Verfahren der eingangs genannten Art erfindungsgemäß
dadurch gelöst, daß das Vormaterial auf eine Temperatur von mindestens 400°C und höchstens
1100°C, vorzugsweise höchstens 950°C, gegebenenfalls höchstens bis zur AC 1-Temperatur
bzw. Umwandlungstemperatur in das Gammagefüge der Legierung erwärmt wird und daß
eine zwei- oder mehrstufige Verformung mit insgesamt großer Querschnittsverminderung
durchgeführt wird. Bevorzugt ist es, wenn die Erwärmung des Vormaterials mittels
kontinuierlicher Schnellerwärmung erfolgt, wobei die Erwärmung mit direktem Stromdurchgang
bei veränderbarer Erwärmungsstrecke zusätzliche Verfahrensvorteile bringt, wenn
die elektrische Leistung, die von der Querschnittsfläche der mittleren spezifischen
Wärme und der Dichte des Materials beeinflußt wird, proportional dem Quotienten, gebildet
aus Wärmgutgeschwindigkeit und Erwärmungsstrecke, geregelt wird. Besonders vorteilhaft
und von wirtschaftlicher Bedeutung ist es, wenn die Verformung des Vormaterials durch
Walzen erfolgt, und eine Querschnittsabnahme von insgesamt mindestens 40 %, vorzugsweise
mindestens 60 %, vorgenommen wird. Die Walzverformung in den einzelnen Stichen soll
dabei derart erfolgen, daß eine Querschnittsabnahme von mindestens 10 %, vorzugsweise
mindestens 15 %, oder eine Höhenabnahme von mindestens 20 %, vorzugsweise mindestens
30 %, am Walzgut vorgenommen wird. Die gegebenenfalls vorteilhaft anzuwendende Kühlung
des Walzgutes soll größenordnungsmäßig entsprechend der in Wärme umgesetzten Verformungsleistung
des vorangegangenen Stiches bzw. der vorangegangenen Stiche geregelt werden. Weiters
ist das Verfahren besonders gut und wirtschaftlich einsetzbar, wenn die Einlaufgeschwindigkeit
des Vormaterials in das erste Walzenkaliber mindestens 0,2 m/sec, vorzugsweise mindestens
0,5 m/sec, beträgt. Gegebenenfalls kann die Verformung des Vormaterials vorteilhaft
auch in einem Mehrrollenwalzwerk erfolgen. Weiters besteht die Erfindung in einer
Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens, wobei nach einer vorzugsweise elektrischen
Erwärmungseinrichtung durch Induktion oder mit direktem Stromdurchgang durch das Wärmgut
bei variierbarer Erwärmungsstrecke und gegebenenfalls einer Temperaturausgleichseinrichtung
mit Schutz gasatmosphäre zur Verhinderung der Oxidation eine Verformungseinheit,
insbesondere ein zwei- oder mehrgerüstiges kontinuierliches Walzwerk, vorzugsweise
als Kassettenwalzwerk ausgebildet, angeordnet ist und gegebenenfalls regelbare Kühleinrichtungen
zwischen den Walzgerüsten angeordnet sind. Als vorteilhaft einsetzbar hat sich die
Vorrichtung dann erwiesen, wenn die Einrichtung zum Temperaturausgleich und zur Vormaterialführung
beheizbar ist und in welcher eine Schutzgasatmosphäre einstellbar ist. Um besonders
gute Walzergebnisse zu erreichen, ist es für Flachprodukte und Profile vorteilhaft,
eine abwechselnd offene und geschlossene Kaliberfolge anzuwenden, wobei das letzte
Kaliber ein geschlossenes Kaliber zur Maßkalibrierung ist. Bei der Herstellung von
Erzeugnissen mit rundem Querschnitt, beispielsweise Drähten, ist vorteilhafterweise
in allen Walzgerüsten eine geschlossene Kaliberform einzusetzen. Besonders gute Ergebnisse
verbunden mit hoher Wirtschaftlichkeit sind dann erreichbar, wenn zwischen den Walzgerüsten
jeweils Kühleinrichtungen angeordnet sind, durch welche regelbar die Walzenoberflächen
und/oder das Walzgut mit Kühlmedium beaufschlagbar sind. Besonders hohe Wirtschaftlichkeit
ist auch dann gegeben, wenn die Walzen aus Hartmetall oder aus vergütetem Schnellstahl
bestehen und gegebenenfalls eine Hartstoffschicht besitzen, die aus Oxid und/oder
Nitrid und/oder Karbid und/oder deren Verbindung, beispielsweise Oxikarbonitrid, gebildet
ist. Für bestimmte Querschnittsformen der Produkte weist die Vorrichtung vorteilhafterweise
ein Mehrrollenwalzwerk als Verformungseinheit auf.
[0009] Durchaus überraschend hat sich gezeigt, daß die beim Walzprozeß auftretende tiefreichende
Verformung nur eine geringe Temperaturerhöhung im Kern des Materials hervor ruft,
sodaß z.B. bei härtbaren Stählen ein Überschreiten der AC 1-Temperatur, insbesondere
im Zentrum, nicht eintritt. Dieser Effekt ist auch bei Walztemperaturen knapp unterhalb
der AC 1-Temperatur der Legierung gegeben, wobei die Durchlaufgeschwindigkeit des
Materials durch die Walzen wesentlich größer sein kann als jene durch den Ziehstein.
Es konnte auch nicht angenommen werden, daß durch mehrgerüstiges Walzen in einem Arbeitsgang
und/oder bei größerer Verformungsgeschwindigkeit, gegebenenfalls bei Oberflächenkühlung,
zwischen den Walzschritten die Temperaturverteilung im Walzgut derart einstellbar
ist, daß in keinem Bereich ein Überschreiten der gewünschten Temperatur, z.B. der
AC 1-Temperatur, eintritt. Auch weitere Vorurteile der Fachwelt und zwar, daß bei
mehrmaligem Walzen hintereinander in einem Arbeitsgang eine Materialverfestigung
eintritt sowie das Verformungsvermögen erschöpft wird und daß die Zeit zwischen den
Einzelwalzverformungen auf Grund der mit abnehmendem Querschnitt sich erhöhenden
Walzgeschwindigkeit nich ausreicht, um Entfestigungsvorgänge im Werkstoff ablaufen
zu lassen, konnten keine Bestätigung finden.
[0010] Bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung sind der nachfolgenden Beschreibung,
den Unteransprüchen und den Zeichnungen zu entnehmen.
[0011] Im folgenden wird die Erfindung anhand der Zeichnungen näher erklärt. Es zeigen:
Fig. 1 bis 3 eine Vorrichtung zur Herstellung eines Flachprofiles aus Rundmaterial,
wobei in der
Fig. 1 schematisch ein zweigerüstiges Walzwerk mit vorgeschalteter Erwärmungs- und
Temperaturausgleichseinrichtung dargestellt ist und in
Fig. 2 der erste Stich mit freier Breitung, in
Fig. 3 der zweite Stich im geschlossenen Kaliber, in
Fig. 4 eine Walzstraße für Rundprofile mit Kassettenwalzwerk, in
Fig. 5 ein Dreiwalzen-Dreikantkaliber, in
Fig. 6 ein Dreiwalzen-Rundkaliber, in
Fig. 7 Querschnittsformen des Walzgutes in einer zwölfgerüstigen Walzenstraße und
in
Fig. 8 eine Kühlvorrichtung für Walzen und Walzgut schematisch dargestellt sind.
[0012] In Fig. 1 ist schematisch ein auf einem Fundament A montiertes Walzwerk zur Erzeugung
eines Breitflachprofiles mit den Abmessungen von 8 mm x 1 mm aus Runddraht-Vormaterial
mit einem Durchmesser von 3, 8 mm dargestellt. Dabei wird aus einer Vorratshaspel
2 von einer Trommel 21, welche drehbar mittels Bolzen 23 in einer Trageinrichtung
22 befestigt ist, Vormaterial 1 abgezogen, in einer Schnellerwärmungseinrichtung 3
erwärmt, durch eine Temperaturausgleichs- und Führungseinrichtung 4 einer zweigerüstigen
Verformungseinrichtung 5 zugeführt und damit gewalzt, worauf in einer Endhaspel 7
das maßgerechte Flachprofilband auf einer Trommel 71, welche mittels einer Welle
73 angetrieben und drehbar in einer Abstützung 72 gelagert ist, aufgewickelt wird.
Beim Beginn der Walzung wird das Kontaktrollengerüst 31, welches verschiebbar mit
einer Auflage 33 verbunden ist, in eine Position 31′ und nahe einem Kontaktrollengerüst
32 gebracht, wodurch die Erwärmungsstrecke verkürzt ist. Das drahtförmige Vormaterial
1 mit einem Durchmesser von 3,8 mm ist beispielsweise ein Schnellarbeitsstahl, Werkstoff
Nr. 1.3343, in weichgeglühtem Zustand und wird durch den Spalt von Kontaktrollen 311
bzw. 311′ in der Position 31′ durchgeführt bis dieses eine elektrisch leitende Verbindung
mit einem Kontaktrollenpaar 322 bzw. 322′ herstellt, worauf die Stromversorgung von
Klemmen 34 erfolgt. Der Stromdurchgang durch das Vormaterial erwärmt dieses und bei
Erreichen einer Temperatur von 800°C wird bei gleichzeitiger Verschiebung des Kontaktrollengerüstes
31 und damit der Verlängerung der Erwärmungsstrecke der Draht in einen Führungs- und
Temperaturausgleichstunnel 41, der über ein Anschlußrohr 42 vorgeheizt und mit Inertgas
versorgt werden kann, eingeschoben. Der Drahtvorschub kann durch ein eigenes nicht
dargestelltes Walzenpaar oder durch die Kontaktrollen des/der Kontaktrollengerüstes/e
erfolgen. Nach dem Austreten aus dem Tunnel bzw. aus der Tunnelführung wird das eine
Temperatur von 500°C aufweisende Vormaterial mit einem Durchmesser von 3,8 mm in
einem ersten Walzgerüst 51 auf eine Dicke von 2 mm und eine mittlere Breite von 5,3
mm verformt. Die Verformung erfolgt, wie in Fig. 2 dargestellt, bei freier Breitung
zwischen Walzen 511 und 512, wobei eine Höhenabnahme von ca. 47 %, eine Breitung von
ca. 40 % bei einem Verformungsgrad bzw. einer Verminderung der Querschnittsfläche
von ca. 6 % gegeben sind. Dabei stellen in Fig. 2 die Ziffer 1 den Ausgangsquerschnitt
des Vormaterials und 1′ den gewalzten Querschnitt dar. Unmittelbar nach diesem ersten
Stich wird das im Kaliber des ersten Gerüstes 51 verformte Material in einem zweiten
geschlossenen Kaliber eines Walzgerüstes 52, welches in Fig. 3 dargestellt ist, auf
das gewünschte Quer schnittsmaß von 1 x 8 mm verformt. Eine Oberwalze 521 und eine
Unterwalze 522 lassen dabei den Walzspalt von 1 mm frei, wobei Seitenwalzen 523 und
524 auf die Seiten der Ober- und Unterwalzen angestellt sind und dadurch die Breitung
des Walzgutes über das gewünschte Maß von 8 mm verhindern. Bei diesem Fertigstich
bzw. Kalibrierungsstich beträgt die Höhenabnahme ca. 50 %, die Breitung ca. 51 %
und die Flächenabnahme ca. 25 %. Die Einlaufgeschwindigkeit des Vormaterials, welches
eine Temperatur von 800°C aufweist, beträgt 0,8 m/sec, die Auslaufgeschwindigkeit
aus dem Walzgerüst 52, mit der in weiterer Folge das Schnellstahlband aufgehaspelt
wird, ist ca. 1,13 m/sec, wobei unmittelbar nach den letzten Walzen eine Walzguttemperatur
von 810°C vorliegt.
Der in einem Arbeitsgang bei zweistufiger Walzung erreichte Verformungsgrad beträgt
insgesamt ca. 30 %. Die an dem Produkt, welches nach obigem Verfahren kontinuierlich
bzw. ohne Unterbrechung hergestellt wurde, durchgeführten Untersuchungen ergaben,
daß über die gesamte Länge des Breitflachbandes die geforderten Abmessungen mit
den entsprechenden Toleranzen vorlagen und Scharfkantigkeit ohne jegliche Kantenbrüche
gegeben war.
[0013] Versuche mit Vormaterialtemperaturen von unter 400°C bzw. bei Raumtemperatur haben
ergeben, daß bei der Walzung von z.B. härtbaren Stählen, insbesondere bon Schnellstählen,
in diesem Temperaturbereich die Legierung so stark verfestigt, daß das Umformvermögen
zumindest stellenweise erschöpft ist, wodurch zusätzlich zu erhöhtem Walzenverschleiß
Brüche bzw. Materialtrennungen, insbesondere im Bereich der Kanten des Bandes, entstehen.Weitere
Versuche haben auch gezeigt, daß bei Temperaturen des Vormaterials von knapp unterhalb
der AC-1 Temperatur der Legierung die Temperaturausgleichseinrichtung verkürzt, gegebenenfalls
auch weggelassen werden kann, wobei nur eine Führung den gewünschten Drahteinlauf
in das erste Walzgerüst sicherstellt.
[0014] Die Fig. 4 zeigt schematisch eine auf einem Fundament A montierte Vorrichtung zur
Herstellung eines Runddrahtes mit einem Durchmesser von 1,8 mm aus einem runden, einen
Durchmesser von 5,5 mm aufweisenden Vormaterial, wobei eine zwölfgerüstige Walzenstraße
bzw. ein Kassettenwalzwerk eingesetzt wird.
Von der Haspel 2 mit der in einer Abstützung 22 drehbar mittels eines Bolzens 23 gelagerten
Trommel 21 wird das Vormaterial 1 abgezogen, in einer Schnellerwärmungsanlage 3 auf
eine Temperatur von 780°C gebracht, durch die Temperaturausgleichs- und -führungseinrichtung
4 gefördert und in einem Kassetenwalzwerk 5 verformt, worauf in der Endhaspel 7 das
Aufwickeln des auf Endabmessung verformten Drahtes auf die trommel 71, welche auf
der Abstützung 72 ruht und von der Welle 73 angetrieben ist, erfolgt. Das Walzgerüst
51 der Verformungseinrichtung 5 kann beispeilsweise ein Dreiwalzen-Dreikantkaliber
aufweisen, wie dies in Fig. 5 schematisch dargestellt ist. Dabei ergeben die Arbeitsflächen
der Walzen 511, 512, 513 einen Walzquerschnitt 11, der eine konvex bombierte Dreiecksform
aufweist. In einem zugehörigen Folgewalzgerüst 51′ können ebenfalls drei Walzen eingesetzt
werden, wie dies in Fig. 6 dargestellt ist, wobei die Form der Arbeitsflächen der
Walzen 511′, 512′, 513′ einen kreisrunden Walzquerschnitt 12 erbringt. Die Walzgerüste
52 und 52′, 53 und 53′, 54 und 54′, 55 und 55′, 56 und 56′ können Walzen mit den gleichen
Kaliberfolgen und abnehmenden Kaliberquerschnitt aufweisen. Bei der Walzung muß das
Dreiecks-Kaliber nicht vollkommen gefüllt sein, hingegen ist beim Rundkaliber wegen
der Geforderten Produktabmessungen bzw.
Abmessungstoleranzen eine vollkommene Kaliberfüllung erforderlich.
[0015] Vormaterial, beispielsweise aus Werkstoff Nr. 1.3247, im weichgeglühten Zustand mit
einem Durchmesser von 5,5 mm, wird in einer oben prinzipiell beschriebenen Vorrichtung
auf einen Durchmesser von 1,8 mm gewalzt. Dabei erfolgt bei einer Geschwindigkeit
von 0,5 m/min in der Schnellerwärmungseinrichtung 3 mit direktem Stromdurchgang eine
Erwärmung auf eine Temperatur von 780°C, wobei dafür eine Leistung von ca. 45 kW dem
Stromnetz 34 entnommen wird. Die für das Erreichen unterschiedlicher Vormaterialtemperauturen
erforderliche elektrische Leistung ist dabei proportional dem Quotienten, gebildet
aus Wärmgutgeschwindigkeit und Erwärmungsstrecke, so daß ein Nachregeln bei geänderten
Parametern problemlos vorgenommen werden kann.
[0016] Beim Durchlaufen des Temperaturausgleichs- und -führungstunnels 41, der mit inertem
Verbrennungsgas beaufschlagt ist und eine Länge von 2 mm aufweist, wird keine merkliche
Änderung der Temperatur festgestellt.
In der Verformungseinrichtung 5 bzw. im zwölfgerüstigen Kassettenwalzwerk wird z.B.
die Verformung mit einer Kalibrierung und einem jeweiligen Verformungsgrad gemäß der
Tabelle 1 vorgenommen.
| Walzgerüst |
Ausgangsdurchmesser ⌀ 5,5 mm |
Verformungsgrad (rund-rund) |
| 51 |
1. Kaliber = 3 kt 5,3 |
|
| 51′ |
2. Kaliber = ⌀ 4,9 |
21 % |
| 52 |
3. Kaliber = 3 kt 4,5 |
|
| 52′ |
4. Kaliber = ⌀ 4 |
34 % |
| 53 |
5. Kaliber = 3 kt 3,7 |
|
| 53′ |
6. Kaliber = ⌀ 3,25 |
34 % |
| 54 |
7. Kaliber = 3 kt 3,0 |
|
| 54′ |
8. Kaliber = ⌀ 2,7 |
31 % |
| 55 |
9. Kaliber = 3kt 2,6 |
|
| 55′ |
10. Kaliber = ⌀ 2,2 |
33 % |
| 56 |
11. Kaliber = 3 kt 2,0 |
|
| 56′ |
12. Kaliber = ⌀ 1,8 |
33 % |
| Enddurchmesser ⌀ 1,8 |
89 % |
[0017] Aus dem letzten Kaliber tritt der Runddraht mit einer Geschwindigkeit von ca. 4,7
m/sec aus, wobei die Gesamtquerschnittsverformung ca. 89 % beträgt.
Die jeweiligen Querschnitte, die aufgrund der Kalibrierung nach den einzelnen Stichen
vorliegen, sind anhand von Querschliffen des Walzgutes aus Fig. 7 ersichtlich, wobei
im Bild rechts oben der Ausgangsquerschnitt von 5,5 mm Durchmesser und links unten
der Endquerschnitt von 1,8 mm Durchmesser dargestellt sind.
Untersuchungen des Walzmaterials zeigten eine vollkommene Maßhaltigkeit und gute
Oberflächenqualität der Runddrähte über die gesamte Walzlänge, was auf den Erhalt
des Umformvermögens des Materials bei Temperaturen von min destens 400°C und höchstens
1100°C, vorzugsweise höchstens 950°C, gegebenenfalls höchstens bis zur AC 1-Temperatur,
bei der Walzverformung auch mit hohen Querschnittsabnahmen hinweist.
Zwischen den Walzgerüsten können Kühleinrichtungen 5 angeordnet sein. In Fig. 8 sind
derartige Kühleinrichtungen prinzipiell dargestellt, wobei zwischen den Walzen 511
bzw. 512 und 521 ein Kühlelement 61 positioniert ist. Die Kühlelemente bestehen, wie
am oberen Kühlelement dargestellt ist, beispielsweise aus einem Anchluß 611, einer
Kühlmediumszuleitung 612 und einem Düsenkopf 613. Mittels der Düsen 615 und 614 können
die Walzen 511 und 512 mit Kühlmedium beaufschlaft werden, wobei die Strahlen der
Düse 614 auf das Walzgut gerichtet sind. Die einzelnen Ströme der Kühlmedien können
getrennt regelbar ausgeführt sein, wobei die Regelungen in der Skizze nicht dargestellt
sind.
[0018] Eine Verwendung von Hartmetall oder vergütetem Schnellstahl als Walzenwerkstoff
hat sich aus wirtschaftlichen und technischen Gründen als vorteilhaft erwiesen. Die
Aufbringung von Hartstoffschichten auf Walzenarbeitsflächen zur Verminderung von
Walzenverschleiß wurde von der Fachwelt als nich zielführend bzw. als den Walzprozeß
behindernd angesehen, weil Hartstoffschichten die Reibung zwischen Walzenarbeitsfläche
und Walzgutoberfläche verringert und deshalb kein Einzug des Walzgutes in das Kaliber
erfolgen kann. Überraschenderweise hat sich jedoch gezeigt, daß bei einer Vorrichtung
mit mindestens zwei Walzgerüsten hintereinander in Walzrichtung angeordnet und mit
jeweils zwei oder mehreren Arbeitswalzen, eine Hartstoffbeschichtung der Walzenarbeitsflächen
zu keiner Beeinträchtigung des Walzprozesses führt, daß jedoch eine wesentliche Verlängerung
der Walzenstandzeit bei verbesserter Walzgutqualität gegeben ist.
1. Verfahren zur Verformung von Stählen, Metalen und Legierungen mit geringem Formänderungsvermögen
und/oder hoher Formänderungsfestigkeit bei Raumtemperatur, insbesondere von härtbaren
Stählen und Schnellstählen aus Vormaterial geringer Dicke, vorzugsweise unter 10
mm, dadurch gekennzeichnet, daß das Vormaterial auf eine Temperatur von mindestens
400°C und höchstens 1100°C, vorzugsweise höchstens 950°C, gegebenenfalls höchstens
bis zur AC 1-Temperatur bzw. der Umwandlungstemperatur in das Gammagefüge der Legierung,
erwärmt wird und daß eine zwei- oder mehrstufige Verformung mit insgesamt großer Querschnittsverminderung
durchgeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Erwärmung des Vormaterials
als kontinuierliche Schnellerwärmung durchgeführt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Erwärmung des
Vormaterials wie an sich bekannt, mittels direkten Stromdurchgangs durch das Wärmgut
erfolgt und die Erwärmungsstrecke bzw. der Abstand der elektrischen Kontaktelemente
variiert wird, wobei die für die Erhöhung der Temperatur auf mindestens 400°C, höchstens
jedoch 1100°C, vorzugsweise höchstens 950°C, gegebenenfalls höchstens der AC 1-Temperatur
erforderliche elektrische Leistung, die von der Querschnittsfläche, der mittleren
spezifischen Wärme und der Dichte des Materials beeinflußt wird, proportional dem
Quotienten, gebildet aus Wärmgutgeschwindigkeit und Erwärmungsstrecke geregelt wird
und die Endenvorwärmung des Vormaterials für den Beginn des Verformungsverfahrens
bei kurzer Erwärmungsstrecke durchgeführt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß nach der kontinuierlichen
Schnellerwärmung des Vormaterials und vor dem ersten Verformungsschritt eine Zeitspanne
von mindestens 0,5 sec, vorzugsweise mindestens 1,5 sec vorgesehen ist, in welcher
ein Temperaturausgleich erfolgt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dab die Verformung
des Vormaterials durch Walzen erfolgt und eine Querschnittsabnahme von insgesamt mindestens
40 %, vorzugsweise mindestens 60 %, vorgenommen wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Walzverformung in mehreren
Schritten bzw. mehreren Stichen mit jeweils einer Querschnittsabnahme von mindestens
10 %, vorzugsweise mindestens 15 %, und/oder einer Höhenabnahme von mindestens 20
%, vorzugsweise mindestens 30 %, vorgenommen wird.
7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dab nach jeder oder
nach mehreren Walzverformungen eine Kühlung der Walzenoberfläche und/oder des Walzgutes
vorgenommen wird, wobei die Kühlleistung des Walzgutes größenordnungsmäßig entsprechend
der in Wärme umgesetzten Verformungsleistung des/der vorangegangenen Stiches/e geregelt
wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Walzung
des Vormaterials im ersten Stich bei einer Einlaufgeschwindigkeit von mindestens
0,2 m/sec, vorzugsweise mindestens 0,5 m/sec, erfolgt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 5 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß
die zwei- oder mehrstufige Verformung mit großer Querschnittsverminderung in einem
Mehrrollenwalzwerk durchgeführt wird.
10. Vorrichtung mit einer Erwärmungseinrichtung, gegebenenfalls einer Temperatur
- und Führungseinrichtung und einer Verformungseinrichtung zur Durchführung des Verfahrens
nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß nach der Erwärmungseinrichtung
(3) zur Einstellung der Temperatur von mindestens 400°C und höchstens 1100°C, vorzugsweise
höchstens 950°C, gegebenenfalls höchstens bis zur AC 1-Temperatur bzw. der Umwandlungstemperatur
in das Gammagefüge der Legierung des Walzgutes (1) zumindest eine Verformungseinrichtung
(5) für eine mindestens zweistufige Verformung angeordnet ist.
11. Vorrichtung nach anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Erwärmungseinrichtung
(3) als elektrische Schnellerwärmungseinrichtung mit einer Energieeinbringung in
das Wärmgut (1) durch Induktion oder durch direkten Stromdurchgang ausgebildet ist.
12. Vorrichtung nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Schnellerwärmungseinrichtung
(3) mit direktem Stromdurchgang eine variierbare Erwärmungsstrecke aufweist.
13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß nach
der Erwärmungseinrichtung (3) eine dem Temperaturausgleich im Wärmgut und der Führung
des Vormaterials dienende Einrichtung (4), z.B. ein Ausgleichstunnel (41), angeordnet
ist, welche gegebenenfalls beheizbar ist und in welcher vorzugsweise eine Schutzgasatmosphäre
einstellbar ist.
14. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß zur
Verformung mindestens zwei Walzgerüste (51) bzw. (51′) bis (56) bzw. (56′) mit jeweils
zwei-oder mehreren Arbeitswalzen hintereinander in Walzrichtung angeordnet sind.
15. Vorrichtung nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß die Walzen abwechselnd
eine offene und eine geschlossene Kaliberform aufweisen, wobei das letzte Kaliber
ein geschlossenes Kaliber, gegebenenfalls ein Maßkaliber, ist.
16. Vorrichtung nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dab die Arbeitswalzen in
vorzugsweise allen Walzgerüsten, insbesondere im letzten Walzgerüst, eine geschlossene
Kaliberform aufweisen.
17. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 14 bis 16, dadurch gekennzeichnet, daß die
Walzen in den Walzgerüsten einzeln mit entsprechender Drehzahlsteuerung oder gemeinsam
mit entsprechenden Drehzahlübersetzungen und Kaliberformfolgen angetrieben sind.
18. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 14 bis 17, dadurch gekennzeichnet, daß die
Walzengerüste unabhän gig voneinander fixiert und mit der Antriebseinrichtung verbunden
sind, wobei vorzugsweise das mehrgerüstige Walzwerk als Kassettenwalzwerk ausgebildet
ist.
19. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 14 bis 18, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen
den Walzgerüsten eine regelbare Kühleinrichtung (61, 62) angeordnet ist, mit welcher
Kühlmedium auf die Walzenoberflächen und/oder auf das Walzgut aufbringbar ist.
20. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 14 bis 19, dadurch gekennzeichnet, daß die
Walzen aus Hartmetall oder vergütetem Schnellstahl gebildet sind und gegebenenfalls
eine Hartstoffbeschichtung aufweisen.
21. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 20, dadurch gekennzeichnet, daß nach
der Erwärmungseinrichtung (3) zur Einstellung der Temperatur des Walzgutes ein Mehrrollenwalzwerk
angeordnet ist.
22. Verwendung einer Vorrichtung gemäß Anspruch 10 bis 21, zur Durchführung des Verfahrens
gemäß Anspruch 1 bis 9.