[0001] Die Erfindung betrifft ein Übungsgeschoß mit den Merkmalen des Oberbegriffs des
Anspruchs 1.
[0002] Ein solches Geschoß ist z. B. aus der DE-PS 734 429 bekannt. Bei diesem bekannten
Geschoß wird die Stabilität des Geschosses während des Fluges dadurch aufgehoben,
daß der Schwerpunkt des Geschosses durch Abstoßung oder Verlagerung von Geschoßteilen
plötzlich geändert wird. Dabei ist der Geschoßkörper aus mehreren Teilen, wie Segmenten,
Blechen und Scheiben aufgebaut, die durch federbelastete Bolzen oder Kugeln als Haltevorrichtung
zusammengehalten werden. Dabei lösen sich die einzelnen Geschoßteile erst nach einer
gewissen Flugstrecke, nachdem der Luftwiderstand abgenommen hat und dann eine Sicherung
der Haltevorrichtung durch Fliehkraft oder durch Federn gelöst werden kann. Der Aufbau
eines derartigen Geschosses ist sehr kompliziert und aufwendig. Die einzeln fliegenden
Geschoßteile sind unstabil und unberechenbar und stellen damit eine Gefahr für die
Umgebung dar.
[0003] Aufgabe der Erfindung ist es demgegenüber, eine wesentlich einfachere Übungsmunition
für Artillerie zu schaffen, die mit gleichen Ladungen und gleichem Erhöhungsbereich
wie scharfe Munition auch auf kurzen Schießplätzen verschossen werden kann. Nach
einer kurzzeitigen instabilen Übergangsphase vom drallstabilisierten Zustand soll
das Geschoß in einen widerstandsstabilisierten, berechenbaren Zustand gelangen. Dabei
soll nach einer Ausführungsform der Erfindung das Geschoß als reines Trainingsgeschoß
einsetzbar sein, wobei es nur darauf ankommt, die Waffe selbst oder den Schießvorgang
zu erproben ohne Treffanforderungen, wobei das Geschoß nur sehr kurz fliegen soll.
Nach einer weiteren Ausführungsform wird das Geschoß mit einem Untergeschoß ausgerüstet,
das mit verkürzter Reichweite ins Ziel fliegt, mit dem also auch Treffanforderungen
zu simulieren sind.
[0004] Die zur Lösung der gestellten Aufgabe erforderlichen, wesentlichen Merkmale der Erfindung
sind im Patentanspruch 1 genannt. Die Unteransprüche nennen Ausführungsarten der
Erfindung.
[0005] Die Zeichnung zeigt Ausführungsformen des neuen Übungsgeschosses, und zwar in
Fig. 1 einen Längsschnitt des Geschosses im Ladezustand, in
Fig. 1a im Längsschnitt vergrößert die Spreizverbindung an der Befestigungsstelle
zwischen Hülse und Vorderteil des Geschosses, in
Fig. 2 im Längsschnitt das Geschoß nach Fig.1 in aufgespreiztem Zustand nach Verlassen
der Rohrmündung, in
Fig. 3 in Ansicht, teilweise im Schnitt vergrößert den vorderen Bereich des Geschosses
nach Fig. 1, in
Fig. 4 im Längsschnitt eine zweite Ausführungsform mit Untergeschoß im Ladezustand
und in
Fig. 5 und 6 in Ansicht und im Längsschnitt das Geschoß nach Fig. 4 nach Verlassen
der Rohrmündung.
[0006] Das Geschoß nach Fig. 1 bis 3 besteht aus der mit dem Geschoßboden 3 fest verbundenen
Hülse 1 und hier beispielsweise aus dem aus zwei identischen Teilstücken 2 gebildeten
Vorderteil. Die Hülse weist hinten einen Führungsring 1c auf und kann vorn einen Führungswulst
1b aufweisen. Die Teilstücke 2 weisen im vorderen Bereich zur Aufnahme eines Ringes
als Haltevorrichtung eine Nut 2a auf. Das hintere abgesetzte Ende 2b der Teilstücke
liegt auf dem vorderen abgesetzten Teil 1a der Hülse 1 auf. Die Teilstücke weisen
Langlöcher 2c auf, in die in der Hülse befestigte Bolzen 4 eingreifen. Die Teilstücke
2 des sich zu einer Spitze hin ggf. Als Ogive verjüngenden Vorderteils weisen zylindrische
Abschnitte 2d mit einem Führungswulst 2e auf.
[0007] An dem mit Drall verschossenen Geschoß reißt der Ring in der Nut 2a unmittelbar nach
Verlassen der Mündung infolge der Fliehkraft und die Teilstücke öffnen sich. Solange
sich das Geschoß noch im Rohr befindet, ist das Öffnen infolge der zylindrischen Abschnitte
2d bzw. der Führungswulste 2e nicht möglich. Nach dem Aufspreizen wird die freifliegende
aus Vorderteil und Hülse gebildete Hülle instabil.
[0008] Sie dreht sich, da ihr Luftangriffspunkt nunmehr vor dem Schwerpunkt liegt, und zugleich
durch die Spreizung der Drall start abnimmt, um 180° und fliegt wie ein flügelstabilisiertes
Geschoß mit dem Boden 3 vorn weiter, wobei die geöffneten Teilstücke als Flügel wirken.
[0009] Die einander zugekehrten Stirnflächen 2f der Teilstücke weisen hinten abgeschrägte
Flächen 2g auf, die bei aufgespreiztem Zustand der Teilstücke aneinanderliegen und
je nach dem gewünschten Schrägwinkel einem vorgegebenen Spreizwinkel der Teilstücke
festlegen. Im aufgespreizten Zustand können die Teilstücke z. B. durch eine Druckfeder
8 gehalten sein. Statt dessen kann sich an einem von zwei Teilstücken 2 ein Bügel
9 mit Vorsprüngen 9b befinden, der bei aufgespreiztem Zustand in entsprechende Öffnungen
9a im benachbarten Teilstück eingreift.
[0010] Durch den hohen Widerstandsbeiwert des nun vorn liegenden stumpfen Bodens und der
gespreizten Teilstücke wird die Hülle stark abgebremst. Die Reichweite der Hülle kann
durch den Öffnungswinkel der Teilstücke bestimmt werden, der sich aus der jeweiligen
Länge der Langlöcher (2c) und dem Winkel der abgeschrägten Flächen 2g ergibt. Der
Winkel muß so ausgebildet sein, daß sich die Hülle als stabiles Geschoß in eine definierte
Entfernung vom Geschütz bringen läßt, ohne Gefährdung durch abfliegende Teile.
[0011] Der vorgegebene Spreizwinkel der Teilstücke wird auch bei abnehmender Fliehkraft
durch die Fixiermittel 8 oder 9 aufrechterhalten, so daß sich eine berechenbare Flugbahn
ergibt.
[0012] Bei der Ausführungsform nach Fig. 4 bis 6 stützt sich am Geschoßboden 3 ein Untergeschoß
6 mit einem Leitwerk, hier ein Kegelleitwerk 6a, ab. Im vorderen Bereich wird das
Untergeschoß von den Teilstücken 2 umgriffen, die mit einem Ring in einer Nut 2a zusammengehalten
sind.
[0013] In Fit. 4 ist lediglich durch 2d ein Abschnitt der Teilstücke 2 bezeichnet der zylindrisch
ausgebildet sein soll. Ferner ist durch 2e ein Abschnitt der Teilstücke bezeichnet,
der als Wulst exakt kalibergleich sein soll, während der davorliegende zylindrische
Abschnitt 2d Bruchteile von Millimetern unterkalibrig ist.
[0014] Zur axialen Sicherung kann das Untergeschoß mit mindestens einem Vorsprung und einer
Rille oder mit Außengewinde im vorderen Bereich sowie die Teilstücke 2 dort mit Rille
und Vorsprung oder mit Innengewinde versehen sein. Die Spitze 6b des Untergeschosses
kann als Zünder ausgebildet sein. Dahinter kann sich eine Deutladung 5 befinden und
im Heckteil kann ein Leuchtsatz 7 für eine Leuchtspur untergebracht sein.
[0015] Bei dieser Ausführungsform wird das Untergeschoß, nachdem die Teilstücke 2 sich
beim Abschuß geöffnet haben, freigegeben. Die Hülle wird infolge des hohen Luftwiderstandes
der aufgespreizten Teilstücke 2 start abgebremst und gibt das Untergeschoß frei, das
als leitwerkstabilisiertes Übungsgeschoß mit berechenbarer verkürzter Reichweite
ins Ziel fliegt. Dabei kann der Zielanflug durch die Leuchtspur sichtbar gemacht werden
und die Deutladung den Auftreffpunkt des Untergeschosses anzeigen.
1. Übungsgeschoß mit verkürzter Reichweite mit einem Geschoßkörper aus mehreren Teilen,
von denen einzelne vor dem Abschuß von einer Haltevorrichtung, die sich während des
Geschoßfluges löst, gehalten sind, dadurch gekennzeichnet, daß der Geschoßkörper in seiner Außenform und ggf. auch seiner Masse mit einem scharfen
Artilleriegeschoß gleichen Kalibers übereinstimmt und aus einer hinteren, mit einem
Geschoßboden (3) starr und fest verbundenen zylindrischen Hülse (1) und einem Vorderteil
aus zwei oder mehreren gleichen Teilstücken (2) besteht, die an der Hülse 1 mittels
einer Spreizverbindung um einen vorbestimmten Winkel aufspreizbar gehalten sind und
im vorderen Bereich durch die infolge des Dralls sich beim Abschuß lösende Haltevorrichtung,
z. B. einem Ring in einer Nut (2a) der Teilstücke (2), zusammengehalten sind.
2. Geschoß nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch ein im Geschoßboden (3) gehaltenes Untergeschoß (6) mit einem Leitwerk mit hohem
Luftwiderstand, z. B. einem Kegelleitwerk (6a) und mit den Teilstücken (2) des Vorderteils,
die vorn am Untergeschoß (6) anliegen und dort durch die Haltevorrichtung, z. B.
einen Ring in einer Nut (2a), bis zum Abschuß gehalten sind.
3. Geschoß nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Teilstücke (2) mit den hinteren abgesetzten Enden (2b) auf dem vorderen
abgesetzten Teil (1a) der Hülse (1) lose aufliegen und im Bereich ihrer seitlichen
Außenränder einander etwa radial gegenüberliegend Langlöcher (2c) vorbestimmter Länge
aufweisen, in die im abgesetzten Teil (1a) der Hülse (1), z. B. durch Verschraubung
oder Verstiftung, befestigte Bolzen (4) eingreifen.
4. Geschoß nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Vorderteil (2) einen hinteren, mit der Hülse (1) kalibergleichen, zylindrischen,
ggf. mit einem Führungswulst (2e) versehenen Abschnitt (2d) aufweist, der sich bis
in die Nähe eines hinteren Führungsbandes (1c) der Hülse (1) erstrecken kann, so
daß die Spreizverbindung zwischen dem hinteren Führungsband (1c) der Hülse und dem
zylindrischen Abschnitt (2d) des Vorderteils liegt.
5. Geschoß nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die einander zugekehrten Stirnflächen (2f) der Teilstücke (2) hinten abgeschrägte
Flächen (2g) aufweisen, die bei aufgespreitztem Zustand der Teilstücke deren vorbestimmbaren
Spreizwinkel bestimmen.
6. Geschoß nach einem der Ansprüche 1 bis 5, gekennzeichnet durch Fixiermittel zwischen den Teilstücken (2) oder an der Hülse, die die Teilstücke in
aufgespreiztem Zustand halten.
7. Geschoß nach Anspruch 6, gekennzeichnet durch Fixiermittel als eine zwischen den Teilstücken (2) angeordnete Druckfeder (8), oder
durch einen Bügel (9) an einem Teilstück (2), der mit einem Vorsprung (9b) in eine
Öffnung (9a) am benachbarten Teilstück (2) eingreifbar ist.
8. Geschoß nach einem der Ansprüche 2 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Teilstücke (2), solange sich das Geschoß im Rohr befindet, durch in axialer
Richtung kraftschlüssige Verbindungsmittel, z. B. in Form mindestens eines Vorsprunges
und einer Rille, bzw. auch durch ein Gewinde am Innenumfang der Teilstücke bzw. am
Außenumfang des Untergeschosses (6) gehalten sind.
9. Geschoß nach einem der Ansprüche 2 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Untergeschoß (6) in seiner Spitze (6b) als Zünder oder Zünderersatzstück
ausgebildet ist und dahinter eine Deutladung (5) aufnehmen kann.
10. Geschoß nach einem der Ansprüche 2 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß das Untergeschoß (6) in seinem Heckteil einen Leuchtsatz (7) für eine Leuchtspur
aufweist.