[0001] Die Erfindung betrifft ein Tragflügelsegel für Segelfahrzeuge, bestehend aus längs
einer gemeinsamen Achse angeordneten Rahmen und einer die Rahmen umspannenden Hülle.
[0002] Tragflügelsegel, die ihren Namen den als Vorbild benutzten Flugzeugtragflügeln verdanken,
sind seit längerer Zeit bekannt. Der diesen Tragflügelsegeln zegrunde liegende Gedanke
ist, die bei Umströmung eines Tragflügelprofils entstehende Druckdifferenz und die
daraus resultierende Querkraft nicht zur Erzeugung eines Auftriebes - wie beispielsweise
bei einem Segelflugzeug -, sondern zur Erzeugung eines Vortriebes zu verwenden.
[0003] Während nun aber bei einem Flugzeug die Anströmrichtung im wesentlichen gleich bleibt
- sieht man von speziellen Situationen, wie beispielsweise der Rückenflug im Kunstflug-
oder militärischen Bereich, bei dem die dann erzeugten Abtriebs- anstelle von Auftriebskräften
durch einen entsprechend steileren Anstellwinkel kompensiert werden müssen, einmal
ab -, ist bei Segelfahrzeugen eine häufig wechselnde Anströmrichtung aufgrund wechselnder
Kurse bei gleichbleibender Windrichtung die Regel. Die Notwendigkeit, die Kontur und
die Stellung des Tragflügelprofils bei einer durch die Windrichtung vorgegebenen Anströmrichtung
so auszurichten, daß die von dem Tragflügelprofil erzeugte Querkraft als Vortrieb
in Richtung des Bootskurses nutzbar ist, hat in der Vergangenheit zu verschiedenen
Konstruktionen geführt.
[0004] So ist beispielsweise aus der DE-OS 23 56 426 ein Profilsegel bekannt, das einen
etwa kreissegmentförmigen Querschnitt aufweist. Der Querschnitt dieses Segels ist
starr und nicht zur gewünschten Tragflügelprofilform zu verändern, was aber nötig
ist, um die Erzeugung von für den Vortrieb des Segelfahrzeuges zu nutzenden Querkräften
zu optimieren.
[0005] Aus der US-PS 43 69 724 ist prinzipiell bekannt, die Wölbung auf der Leeseite des
Tragflügelsegels nach der jeweiligen Anströmrichtung zu ändern, jedoch nur in einem
Profilquerschnitt. Das hat zur Folge, daß das gewünschte Tragflügelprofil nur bei
einem kleinen Teil des Segels realisiert wird und damit ein großer Teil der nutzbaren
Segelfläche nicht wesentlich zur Vortriebserzeugung beiträgt.
[0006] Aus der US-PS 33 81 647 ist weiterhin ein reffbares Tragflügelsegel bekannt, das
auch in jeder Reffstufe das gewünschte Profil beibehält. Die Wölbung des Profils ist
allerdings nicht beeinflußbar und das Segel weiterhin nur einseitig verwendbar. Bei
Kursänderung auf einen anderen Bug muß das Segel geborgen und durch ein spiegelsymmetrisches
Gegenstück ersetzt werden.
[0007] Bei dem in der US-PS 43 41 176 vorgeschlagenen Tragflügelsegel kann die Wölbung
des Tragflügelprofils durch eine aufwendige und schwere Konstruktion beeinflußt werden,
wobei die stärker konvex gekrümmte Seite von der (augenblicklichen) Lee- auf die
Luvseite verschoben wird und damit Luv- und Leeseite ausgetauscht werden. Dies ist
jedoch nur bei vollständig gesetztem Segel möglich, nicht aber bei gerefftem. Bei
einer Halse muß das Segel wie ein herkömmliches Schratsegel geschiftet werden, weil
es nicht möglich ist, die Profilform so zu beeinflussen, daß das Vorliek zum Achterliek
wird und umgekehrt.
[0008] Bei dem aus der auf den Anmelder zurückgehenden DE-PS 34 01 787 bekannten Tragflügelsegel
ist ein funktionsmäßiges Vertauschen von Vorliek und Achterliek möglich, indem der
Bauch des Profils in Richtung der jeweiligen Anströmkante getrimmt wird. Dieses Segel
hat aber eine feste Luv- und eine feste Leeseite, was seine Handhabung erschwert und
seine Einsatzmöglichkeiten beschränkt.
[0009] Ausgehend von dem zuletzt genannten Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe
zugrunde, ein vollständig und stufenlos reffbares Tragflügelsegel zu schaffen, bei
dem ein funktionsmäßiges Vertauschen von Vor- und Achterliek sowie von Luv- und Leeseite
mit einfachen Mitteln möglich ist, und das damit bei allen Kursen und bei allen Manövern
einfacher und besser zu handhaben ist und bessere aerodynamische Eigenschaften aufweist
als die bisher bekannten Tragflügelsegel.
[0010] Die Lösung dieser Aufgabe ist im kennzeichnenden Teil des Anspruches 1 angegeben.
Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung können den Unteransprüchen entnommen
werden.
[0011] Der Grundgedanke der Erfindung ist es, durch die Wahl einer symmetrischen Grundform
des Rahmens in Form dreier im unbelasteten Zustand im wesentlichen parallel zueinander
angeordneter stabförmiger Elemente - sogenannte "dünne Balken" im Sinne der Festigkeitslehre
-, die an einem Ende durch einen beweglich angelenkten Querriegel miteinander verbunden
sind, die Möglichkeit zu schaffen, durch entsprechendes Klappen des Querriegels um
die dem mittleren stabförmigen Element und dem Querriegel gemeinsame Achse die Kontur
des Tragflügelprofils bzw. des Rahmens so zu beeinflussen, daß der Bauch des Profils,
mithin also die Seite, auf der nach Bernoulli bei Anströmung ein Unterdruck entsteht,
wahlweise auf der einen oder der anderen Seite des im unbelasteten Zustand symmetrischen
Rahmens ausgeformt wird.
[0012] Es versteht sich von selbst, daß diese Grundidee in verschiedenen Ausführungsformen
realisiert werden kann; so sind insbesondere die drei stabförmigen Elemente wie auch
der Querriegel in verschiedenen geometrischen Grundformen und Materialien denkbar,
ohne daß der Grundgedanke der Erfindung verlassen wird.
[0013] Es ist weiterhin ein Grundgedanke der Erfindung, durch an den Innenseiten der beiden
äußeren Elemente und/oder des Querriegels angreifende Zugmittel und/oder Druckstreben
die Möglichkeit zu schaffen, den Rahmen zu verspannen und so die Biegelinie der beiden
äußeren stabförmigen Elemente so zu beeinflussen, daß die Kontur des ein Tragflügelprofil
bildenden Rahmens optimiert wird und insbesondere der Bauch des Profils zu dem einen
oder dem anderen Ende des mittleren stabförmigen Elementes hin getrimmt werden kann,
so daß in praxi Anström- und Abrißkante des Tragflügels, mithin also Vor- und Achterliek,
ihre Plätze tauschen.
[0014] Das erfindungsgemäße Tragflügelsegel ist durch den Kunstgriff des klappbaren hinteren
Querriegels vierseitig besegelbar, was die Manöverierbarkeit eines Segelfahrzeuges
beträchtlich erhöht. Auf allen Kursen, außer platt vor dem Wind, ist außerdem ohne
eine Kursänderung der Übergang von Vorwärts- auf Rückwärtsfahrt und umgekehrt möglich.
Dies erleichtert die Handhabung eines Segelfahrzeuges erheblich, vor allem bei Ausweichmanövern,
in der Warteposition vor einem Regattastart beim An- und Ablegen, bei Mann-Über-Bordmanövern,
bei denen nur entscheident ist, wie schnell man wieder an der Stelle ist, wo der Mann
über Bord ging, und was bei herkömmlichen Segeln durch die Notwendigkeit zu wenden
bzw. aufzukreuzen erschwert wird.
[0015] Die Funktionsweise und Handhabung des erfindungsgemäßen Tragflügelsegels wird im
nachfolgenden anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispieles näher
erläutert. In der Zeichnung zeigen:
Fig. 1 eine Seitenansicht eines erfindungsgemäßen Tragflügelsegels, bei dem zur Verdeutlichung
die Profilrahmen in die Zeichenebene geklappt sind,
Fig. 2 einen erfindungsgemäßen Rahmen mit backbordseitig ausgebildeter Wölbung,
Fig. 3 einen Rahmen in unverspanntem Zustand,
Fig. 4 einen Rahmen mit steuerbordseitig ausgebildeter Wölbung,
Fig. 5 eine schematische Darstellung der Funktionsweise des Querriegels,
Fig. 6 wie Fig. 4 einen Rahmen mit steuerbordseitig ausgebildeter, bugwärts getrimmter
Wölbung,
Fig. 7 einen Profilrahmen mit auf der Steuerbordseite symmetrisch ausgebildeter Wölbung,
Fig. 8 einen Rahmen mit steuerbordseitig ausgebildeter, nach achtern getrimmter Wölbung,
Fig. 9 eine schematische Darstellung einer Wende,
Fig. 10 eine schematische Darstellung einer Halse.
[0016] In Fig. 3 ist ein erfindungsgemäßer Rahmen 1′ in unverspanntem Zustand dargestellt.
Im unverspannten Zustand besteht der Rahmen im wesentlichen aus drei etwa parallel
angeordneten stabförmigen Elementen 1, 2 und 3, im folgenden auch kurz Stäbe genannt.
Der mittlere Stab 1 weist eine hohe Biegesteifigkeit auf, wohingegen die beiden äußeren
Stäbe 2 und 3 eine geringere Steifigkeit bei einer gleichzeitig hohen zulässiger.
Zug- bzw. Beigespannung aufweisen. Die beiden äußeren Stäbe 2 und 3 sind an einem
Ende 4 bzw. 5 mit einem das entsprechende Ende 6 des mittleren Stabes 1 überbrückenden
etwa U-förmig ausgestalteten Bauteil 7 verbunden.
[0017] Die beiden äußeren Stäbe 2 und 3 sowie das Bauteil 7 können jedoch auch einstückig,
insbesondere aus einem modernen Verbundwerkstoff, wie etwa einer Glasfiber/Kunstharzkombination
gefertigt sein, so daß diese drei Teile zusammen einen U-förmiger. Bügel mit relativ
zur Breite sehr langen Schenkeln bilder.
[0018] An ihrem jeweils anderen Ende 2 bzw. 3 sind die beiden äußeren Stäbe 2 bzw. 3 durch
einen Querriegel 10 dergestalt verbunden, daß sich die Stäbe 8 und 9 scharnierartig
um den Querriegel 10 bewegen können. Der Querriegel 10 ist seinerseits beweglich an
das Ende 11 des mittleren Stabes 1 angelenkt, wobei die insgesamt drei jeweils zwischen
einem der Stäbe 1, 2 bzw. 3 und dem Querriegel 10 gebildeten Drehachsen zueinander
parallel verlaufen.
[0019] Bei dem gezeichneten Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Rahmens weist der
mittlere Stab 1 etwa in der Mitte einen rahmenförmigen Bügel 12 auf, dessen innerer
Querschnitt dem äußeren Querschnitt des verwendeten - hier nicht gezeichneten Mastes
- entspricht.
[0020] Wie aus Fig. 1 ersichtlich, ist eine Anzahl der so ausgestalteten Rahmen 1′ längs
eines Mastes 13 angeordnet, wobei die Rahmen aufgrund der formschlüssigen Verbindung
zwischen der Mast 13 und dem Bügel 12 relativ zum Mast nicht verdrehbar, jedoch in
seiner Längsrichtung verschiebbar sind. Die Rahmen haben bei geometrischer Ähnlichkeit
untereinander eine von unten nach oben hin abnehmende Größe. Die Gesartheit der von
einer hier nicht dargestellten Hülle - beispielsweise aus Segeltuch oder -folie -
umspannten Rahmen bildet das Tragflügelsegel. Das Segel wird im Zustand von Fig.
3 durch Falls gesetzt , die am oberen Rahmen 34 bzw. an einer oberen Endplatte 33
angreifen und über Rollen am Masttop innerhalb des Tragflügelsegels bzw. innerhalb
des hohl ausgebildeten Mastes 13 zum Mastfuß laufen.
[0021] Indem die Rahmen aufeinander zu verschoben werden, kann das Tragflügel gerefft werden,
wohingegen zum Vergrößern der Segelfläche der Abstand der Rahmen voneinander vergrößert
werden kann, bis an den Enden der Rahmen angebrachte Drahtseile 14 bzw. 15, die gleichzeitig
der Verstärkung des Vor- bzw. Achterlieks dienen, den maximalen Abstand begrenzen.
[0022] Der gesamte Mast 13 ruht in einem hier nicht dargestellten Drehlager im Schiffsrumpf,
das eine Volldrehung des Mastes 13 um seine Längsachse 16 ermöglicht, so daß das Tragflügelsegel
gemäß der Anströmrichtung ausgerichtet werden kann.
[0023] Wie aus Fig. 5 ersichtlich, sind an den äußeren Enden des Querriegels 10 in der Nähe
der Drehachsen 8′ bzw. 9′ Zugmittel in Form von Trimmleinen 17 bzw. 18 angebracht,
die durch eine Führung 19 laufen und von da aus zum Mast bzw. Mastfuß geführt werden.
Mit diesen Trimmleinen 17 bzw. 18 läßt sich die relative Stellung des Querriegels
10 - der im neutralen Zustand gleichsam T-förmig an den mittleren Stab 1 angelenkt
ist - verändern. In Fig. 5 ist schematisch dargestellt, wie sich die Lage des Querriegels
10 und damit die Lage der mit ihm verbundenen äußeren Stäbe 2 und 3 verändert, wenn
die Trimmleine 17 dichtgeholt und die Trimmleine 18 gefiert wird. Der Querriegel
10 bewegt sich dabei in Richtung der Pfeile 20 bzw. 21 um eine Drehachse 11′ in die
durch gestrichelte Linien angedeutete Lage. Bei weiterem Dichtholen der Trimmleine
17 bewegt sich der Querriegel 10 und damit die beiden Enden 8 bzw. 9 der beiden äußeren
Stäbe 2 bzw. 3 in die durch punktierte Linien angedeutete Lage.
[0024] Wegen der Elastizität der beiden äußeren Stäbe 2 und 3 in Verbindung mit der geringen
Beigesteifigkeit des mittleren Stabes wird dabei gleichzeitig das in Fig. 2 dargestellte
Profil ausgebildet.
[0025] Dabei übernimmt in dem in Fig. 2 dargestellten Profil das die beiden äußeren Stäbe
2 und 3 miteinander verbindende Bauteil 7 zusammen mit dem die entsprechenden Bauteile
der anderen Rahmen mit diesem verbindenden - in Fig. 1 dargestellten - Seil 14 die
Funktion eines Vorlieks. Das in Fig. 2 dargestellte Profil ist also backbordseitig
ausgebildet.
[0026] In dem nun die - in diesem Fall backbordseitige - Trimmleine 17 gefiert und die
- in diesem Fall steuerbordseitige - Trimmleine 18 dichtgeholt wird, wird der Querriegel
10 in die andere Richtung verschwenkt, wobei das Profil aus der in Fig. 2 dargestellten
Kontur mit einer backbordseitig ausgebildeten Wölbung über die in Fig. 3 dargestellte
symmetrische Kontur in die in Fig. 4 dargestellte Kontur mit einer steuerbordseitig
ausgebildeten Wölbung wechselt.
[0027] Es ist unmittelbar einsichtig, daß auf diese Art und Weise die leeseitig ausgebildete
Wölbung mit einfachsten Mitteln auf die Luvseite "getrimmt" werden kann, so daß in
praxi Luv- und Leeseite ihre Plätze tauschen, was sich insbesondere bei der Wende
als äußerst nützlich erweist.
[0028] Wegen des Fehlens einer einfachen Möglichkeit, die Lee- mit der Luvseite des Tragflügelsegels
zu tauschen, konnten sich Tragflügelsegel bischer nicht durchsetzen.
[0029] In Fig. 9 ist die handhabung des erfindungsgemäßen Tragflügelsegels bei einer Wende
schematisch dargestellt. Bei durch den Pfeil 22 dargestellter Windrichtung läuft das
Boot zunächst in der mit a) bezeichneten Position, wobei die Leeseite auf Steuerbord
liegt und das Tragflügelsegel daher wie in Fig. 4 dargestellt getrimmt ist, während
der Winkel zwischen der Kiellinie 22 des Bootes und der Hauptebene 23 des Tragflügelsegels
durch Verdrehen des drehbaren Mastes 13 so eingestellt ist, daß das Tragflügelsegel
im wesentlichen in Richtung des scheinbaren Windes
S angeströmt wird. Die Richtung des scheinbaren Windes
S ergibt sich dabei durch vektorielle Subtraktion der Bootsgeschwindigkeit
B von der tatsächlichen Windgeschwindigkeit
W, wie in dem Geschwindigkeitsdreieck 24 dargestellt.
[0030] Das Boot dreht nun mit dem Bug zum Wind hin in die Position b), wobei die Trimmung
des Tragflügelsegels durch entsprechendes Loswerfen bzw. Dichtholen der Trimmleinen
18 bzw. 19 in den neutralen symmetrischen, in Fig. 3 dargestellten Zustand gebracht
wird. Bei einem innerhalb des Segels mehr bugseitig angeordneten Mast 13 kann das
Segel in dieser Stellung auswehen.
[0031] Im wieteren Verlauf der Wende dreht das Boot in die Position c), wobei der Mast 13
relativ zum Boot im Uhrzeigersinn gedreht wird, so daß die Hauptebene 23 des Tragflügelsegels
im wesentlichen in Richtung des nunmehr in Richtung 25 wehenden scheinbaren Windes
ausgerichtet ist. Dabei wird die Trimmleine 17 weiter dichtgeholt, so daß das in Fig.
2 dargestellte Profil ausgebildet wird. Die Backbordseite des Segels ist damit zur
Leeseite geworden.
[0032] In den Fig. 6 bis 8 ist dargestellt, wie sich ein erfindungsgemäßer Rahmen durch
weitere, an den Innenseiten der äußeren Stäbe 2 bzw. 3 angebrachter Trimmleinen so
verspannen läßt, daß das Vor- zum Achterliek wird und umgekehrt.
[0033] In Fig. 6 ist der Rahmen zunächst in der in Fig. 4 dargestellten Profilform verspannt.
Dabei greifen an der Innenseite des äußeren Stabes 2 zwei Trimmleinen 26 und 27 an,
und symmetrisch dazu an der Innenseite des Stabes 3 zwei Trimmleinen 28 und 29. In
der gezeichneten Trimmung ist das die beiden Stäben 2 und 3 verbindende Bauteil 7
bugwärts ausgerichtet und bildet einen Teil des Vorlieks. In dem nun der durch die
Trimmleinen 17 bzw. 18 fixierte Querriegel 10 in seiner Stellung gehalten wird kann
durch Loswerfen der Trimmleine 29 und entsprechendes Dichtholen der Trimmleine 28
die steuerbordseitig ausgebildete Wölbung so verändert werden, daß der Bauch der
Wölbung nach achtern getrimmt wird. Dieser Vorgang läßt sich kontinuierlich kontrollieren,
so daß über die in Fig. 7 dargestellte symmetrische Kontur des Profils die in Fig.
8 dargestellte Kontur getrimmt werden kann, bei der der bisher zum Achterliek gehörige
Querriegel 10 nunmehr einen Teil des Vorlieks darstellt, wohingegen das Bauteil 7
zur Abrißkante des Profils, also zum Achterliek gehört.
[0034] Mit den Trimmleinen 26 und 27 läßt sich in gleicher Weise verfahren, wenn die Wölbung
des Profils - wie hier nicht dargestellt - symmetrisch auf der anderen Seite ausgebildet
ist.
[0035] Mit dem erfindungsgemäßen Rahmen wird ein Tragflügelsegel ermöglicht, das aus insgesamt
vier verschiedenen Richtungen angeströmt werden kann, so daß es vierseitig besegelbar
ist.
[0036] Die Vorteile dieser Konstruktion werden deutlich, wenn man den in Fig. 10 schematisiert
dargestellten Ablauf einer Halse betrachtet.
[0037] Die Halse beginnt in der mit a) bezeichneten Position des Bootes, wobei bei in Richtung
des Pfeiles 30 wehendem Wind mit halben Wind von Backbord gesegelt wird, so daß die
Hauptebene 23 des Tragflügelsegels durch Drehen des Mastes 13 so ausgerichtet ist,
daß die Anströmrichtung im wesentlichen nach der Windrichtung des scheinbaren Windes,
symbolisiert durch den Pfeil 31, ausgerichtet ist.
[0038] Das Boot dreht nun in die Position b), wobei der Mast gedreht und das Profil durch
entsprechendes Betätigen der Trimmleinen 28 bzw. 29 - wie in Fig. 6 bzw. 7 dargestellt
- in eine symmetrische Kontur getrimmt wird. Der Kurs ist nun platt vor dem Wind.
[0039] Das Boot dreht nun weiter im Uhrzeigersinn in die Position c), wobei durch weiteres
Dichtholen der Trimmleine 28 bei gleichzeitigem Fieren der Trimmleine 29 die in Fig.
8 dargestellte Kontur des Profils hergestellt wird. Bei nunmehr in Richtung des Pfeiles
32 wehenden scheinbarem Wind wird die Kante 15 - vgl. Fig. 1 - zum Vorliek, während
die zu Begin der Halse - in Position a) - das Vorliek darstellende Kante 14 zum Achterliek
wird.
[0040] Das herkömmliche Schiften des Segels kann somit entfallen. Weiterhin kann für die
Rückwärtsfahrt das Segel entsprechend zum Wind angestellt und der Segelbauch auf die
Leeseite getrimmt werden, so daß auf allen Kursen, außer platt vor dem Wind, ohne
Kursänderung ein Übergang von Vorwärts- auf Rückwärtsfahrt und umgekehrt möglich ist.
Durch Backstellen des Segels ist weiterhin wegen der Steifheit des Profils ein sofortiges
Stoppen möglich.
[0041] Die aerodynamische Form des erfindungsgemäßen Tragflügelsegels kann durch weitere
Maßnahmen optimiert werden. So ist es beispielsweise möglich, durch Wahl eines entsprechenden
Spiels zwischen den rahmenförmigen Bügeln 12 der einzelnen Rahmen des Tragflügelsegels
und dem Mast 13 dem gesamten Tragflügelsegel eine Schränkung zu verleihen. Eine vorgegebene
Schränkung des Tragflügelsegels kann auch durch eine entsprechende Gestaltung des
Mastes 13 erzielt werden. Weiterhin ist es möglich, durch entsprechend angeordnete
Entplatten 33 die Bildung von verlustfördernden Wirbelschleppen o.ä. zu verhindern.
[0042] Bei Verwendung des erfindungsgemäßen Tragflügelsegels auf Jollen und kleineren Katamaranen
kann durch Anbringen eines selbst aufblasenden Schwimmkörpers (air-bag) im obersten
Teil des Segels ein Durchkentern verhindert werden, ohne daß der Schwimmkörper in
die aerodynamischen Eigenschaften des Segels eingreift.
[0043] Bei Verwendung auf größeren Yachten und Großseglern können alle Bedienungsfunktionen
des erfindungsgemäßen Tragflügelsegels maschinell - beispielsweise durch die Anordnung
von entsprechenden hydraulischen Stellzylindern anstelle der Trimmleinen - ausgeführt
werden, gegebenenfalls auch komputergeregelt.
1. Tragflügelsegel für Segelfahrzeuge, bestehend aus längs einer gemeinsamen Achse
angeordneten Rahmen; und einer die Rahmen umspannenden Hülle, dadurch gekennzeichnet,
- daß die Rahmen (1′) im wesentlichen aus drei etwa gleich langen, im unbelasteten
Zustand im wesentlichen parallel zueinander angeordneten stabförmigen Elementen (1,
2, 3) bestehen, von denen das mittlere (1) eine hohe Biegesteifigkeit, die beiden
äußeren (2, 3) hingegen eine geringere Biegesteifigkeit bei hohen zulässigen Biegespannungen
aufweisen,
- daß die drei stabförmigen Elemente (1, 2, 3) an einem Ende (8, 9, 11) miteinander
durch einen angelenkten Querriegel (10) umeinander beweglich verbunden sind,
- daß die beiden äußeren stabförmigen Elemente (2, 3) an ihrem anderen Ende (4, 5)
durch ein das Ende (6) des mittleren Elementes (1) überbrückendes Bauteil (7) miteinander
verbunden sind,
- und daß an den Innenseiten der beiden äußeren stabförmigen Elemente (2, 3) und/oder
an der Innenseite des Querriegels (10) Zugmittel und/oder Druckstreben angelenkt sind,
mit denen die Biegelinie der beiden äußeren stabförmigen Elemente (2, 3) beeinflußt
werden kann.
2. Tragflügelsegel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Rahmen (1′) im
wesentlichen eben sind.
3. Tragflügelsegel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Rahmen (1′) mit ihren Hauptebenen parallel zueinander angeordnet sind.
4. Tragflügelsegel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Rahmen (1′) mit ihrer Hauptebene rechtwinklig zu der gemeinsamen Achse (16)
angeordnet sind.
5. Tragflügelsegel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Rahmen (1′) zueinander im wesentlichen geometrisch ähnlich sind.
6. Tragflügelsegel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Hauptachsen der einander im wesentlichen geometrisch ähnlichen Rahmen zueinander
parallel angeordnet sind.
7. Tragflügelsegel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß der von den Hauptachsen (23) der Rahmen (1′) und der Kiellinie (22′) des Segelfahrzeuges
eingeschlossene Winkel ( ) veränderlich ist.
8. Tragflügelsegel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die gemeinsame Achse (16) aus einem auf dem Rumpf des Segelfahrzeuges angeordneten
Mast (13) besteht.
9. Tragflügelsegel nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß der Mast ist senkrecht
auf dem Rumpf des Segelfahrzeuges angeordnet ist.
10. Tragflügelsegel nach einen der Ansprüche 8 oder 9 dadurch gekennzeichnet, daß
der Mast (13) drehbar gelagert ist.
11. Tragflügelsegel nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß der Mast (13) um
360° drehbar ist.
12. Tragflügelsegel nach Anspruch 10 oder 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Rahmen
(1′) unverdrehbar mit dem Mast (13) verbunden sind.
13. Tragflügelsegel nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß der Mast (13) einen
nicht kreisrunden Querschnitt aufweist.
14. Tragflügelsegel nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß die mittleren stabförmigen
Elemente (1) der Rahmen (1′) ihrerseits einen rahmenförmigen Bügel (12) aufweisen,
dessen innere Abmessungen im wesentlichen den äußeren Abmessungen des Mastquerschnittes
entsprechen.
15. Tragflügelsegel nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß das zwischen den
Bügel (12) eines Rahmens (1′) und dem Mast (13) gebildete Spiel in Richtung der Längsachse
des Mastes zu- oder abnimmt.
16. Tragflügelsegel nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß das Spiel einstellbar
ist.
17. Tragflügelsegel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß der auf der gemeinsamen Achse (16) gemessene Abstand der einzelnen Rahmen (1′)
voneinander veränderlich ist.
18. Tragflügelsegel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Rahmen (1′) durch Seile (14, 15) miteinander verbunden sind.
19. Tragflügelsegel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die beiden äußeren stabförmigen Elemente (2, 3) eines Rahmens (1′) mit dem die
beiden äußeren stabförmigen Elemente (2, 3) verbindenden Bauteil (7) einstückig ausgeführt
sind.
20. Tragflügelsegel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Zugmittel aus Trimmleinen (17, 18, 26, 27, 28, 29) bestehen.
21. Tragflügelsegel nach Anspruch 20, dadurch gekennzeichnet, daß die Trimmleinen
über Rollen zum Mastfuß geführt werden.
22. Tragflügelsegel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß zumindest an einem Ende des Segel eine Endplatte (33, 33′) angebracht ist.
23. Tragflügelsegel nach Anspruch 22, dadurch gekennzeichnet, daß die Endplatte (33)
einen größeren Querschnitt aufweist als der nächstliegende Rahmen (34).
24. Tragflügelsegel nach einem der Ansprüche 22 oder 23, dadurch gekennzeichnet, daß
die Endplatte (33, 33′) eine nicht konstante Dicke aufweist.
25. Tragflügelsegel nach Anspruch 24, dadurch gekennzeichnet, daß die Endplatte in
etwa stromlinienförmig ausgeformt ist.
26. Tragflügelsegel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß der Mast (13) gekippt werden kann.
27. Tragflügelsegel nach Anspruch 26, dadurch gekennzeichnet, daß der Mast (13) gegen
die Windrichtung gekippt werden kann.
28. Tragflügelsegel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die gemeinsame Achse (16) der Rahmen (1′) durch die Mitten der mittleren stabförmigen
Elemente (1) verläuft.
29. Tragflügelsegel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die gemeinsame Achse (16) der Rahmen (1′) durch zwischen dem Mittelpunkt des
mittleren stabförmigen Elementes (1) und dem die beiden äußeren stabförmigen Elemente
(2, 3) verbindenden Bauteil (7) gelegene Punkte verläuft.