(19)
(11) EP 0 316 647 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
24.05.1989  Patentblatt  1989/21

(21) Anmeldenummer: 88118139.0

(22) Anmeldetag:  31.10.1988
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4B09B 3/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE ES FR GB IT LI NL SE

(30) Priorität: 20.11.1987 DE 3739365

(71) Anmelder: A. STEPHAN U. SÖHNE GMBH & CO.
D-31789 Hameln (DE)

(72) Erfinder:
  • Otto, Friedrich
    D-3250 Hameln 1 (DE)

(74) Vertreter: Gramm, Werner, Prof., Dipl.-Ing. et al
Patentanwälte Gramm + Lins Theodor-Heuss-Strasse 1
38122 Braunschweig
38122 Braunschweig (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zur Entsorgung von Küchenabfällen


    (57) Die Entsorgung von Küchenabfällen ist ohne problematische Rück­stände dadurch möglich, daß die Küchenabfälle zuerst zerkleinert, dann auf zumindest 100° C erhitzt, anschließend auf Raumtempera­tur abgekühlt und schließlich in hoch-pastöser bis bröckeliger Konsistenz der Müllverbrennung zugeführt werden.


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Entsorgung von Küchen­abfällen.

    [0002] Zur Zeit ist es üblich, Nahrungsmittelabfälle in mehr oder weni­ger frischem oder verdorbenem Zustand an Schweinemästereien zu liefern. Dabei werden der Küchenabfall aus Marmelade, Butter, Quark und Bechern sowie insbesondere Coca Cola- und Bierdosen separiert und der normalen Mullentsorgung zugeführt. Diese Arbeit ist aufwendig und wird von den Betroffenen nur ungern durchge­führt.

    [0003] Die Verfütterung von Küchenabfällen an z.B. Schweinemästereien ist aus hygienischen sowie aus Seuchengründen problematisch. Dies gilt auch für eine Entsorgung auf normale Müllhalden, da es sich bei Küchenabfallen, die bei Gemeinschaftsverpflegungs-Küchen täg­lich in großen Mengen anfallen, nicht um sogenannten Haushalts­müll handelt. Dabei setzen sich die Küchenabfälle einerseits zu­sammen aus Nahrung smitteln wie z.B. Brot, belegte Brötchen, Kar­toffelschalen, Suppen und Soßen, Apfelmus, ganzen Salatköpfen, Porreestangen, Fleisch- oder Wurstresten, Dessertresten u.dgl. und andererseits aus Verpackungen, z.B. Plastikbechern unter­schiedlicher Größe, Milchtüten, Coca Cola-Dosen aus Aluminium, Kondensmilchdosen aus Aluminium u.dergl..

    [0004] Zur Entsorgung von Küchenabfällen werden diese bisher lediglich zu einem "Kuchen" verpreßt. Dieses Verfahren stellt schon deshalb keine Lösung der genannten Probleme dar, weil weder der so herge­stellte "Kuchen" noch die abgepreßte Flüssigkeit steril sind und eine problemlose Entsorgung ermöglichen.

    [0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein geeignetes Verfah­ren zur Entsorgung von Küchenabfällen zu entwickeln.

    [0006] Diese Aufgabe wird gemäß der Erfindung dadurch gelöst, daß die Kuchenabfälle zuerst zerkleinert, dann auf zumindest 100° C er­hitzt, anschließend auf Raumtemperatur abgekühlt und schließlich in hoch-pastöser bis bröckeliger Konsistenz der Müllverbrennung zugeführt werden.

    [0007] Die zerkleinerten Küchenabfälle werden somit erfindungsgemäß zu­mindest pastörisiert, um sie für eine bestimmte Zeit haltbar zu machen. Wird die Erhitzung in einer druckfesten Anlage durchge­führt, kann auch eine Erhitzung auf über 100° C, z.B. auf 125° C und somit eine Sterilisierung der Masse erfolgen.

    [0008] Soweit gewünscht kann nach der genannten Erhitzung der zerklei­nerten Masse aus dieser Feuchtigkeit herauskondensiert werden. Der Entfeuchtungsprozeß kann bis zu 30 min betragen und unter Vakuum erfolgen unter Zuhilfenahme eines Kondensators und einer Vakuumpumpe. Je nach Zusammensetzung des Abfalls kann aus der zerkleinerten Masse bis zu 40 % des ursprünglichen Gewichtes herauskondensiert werden.

    [0009] Grundsätzlich ist es möglich, die Zerkleinerung und den thermi­schen Prozeß in getrennten Apparaten durchzuführen. Zur Verein­fachung der Handhabung und zur Verkürzung der Aufbereitungszeit ist es jedoch zweckmäßig, wenn die Erhitzung der Masse bereits während ihrer Zerkleinerung beginnt.

    [0010] Die Zerkleinerung der Küchenabfälle erfolgt vorzugsweise mit umlaufenden Zerkleinerungswerkzeugen, z.B. Messern, die eine ge­zielte Umwälzung der zu zerkleinernden Küchenabfälle bewirken. Dabei laufen die Zerkleinerungswerkzeuge z.B. mit 1.500 oder 3.000 U/min um.

    [0011] Zur Unterstützung des Zerkleinerungsvorganges sowie zur Beschleu­nigung der Erhitzung der Masse ist es vorteilhaft, wenn die Ab­fälle während der Zerkleinerung und während der gesamten Er­hitzungsphase umgewälzt werden. Diese zusätzliche Umwälzung läßt sich durch einen Transportflügel erreichen, der erheblich langsa­mer umläuft als die Zerkleinerungswerkzeuge und die zu zerklei­nernden Abfälle bzw. die bereits zerkleinerte Masse von der Be­hälterwandung jeweils zum Zentrum lenkt.

    [0012] Da Küchenabfälle nicht sehr kompakt anfallen und somit ein hohes Volumen einnehmen, ist es zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens vorteilhaft, wenn von den chargenweise aufzubereiten­den Abfällen in einer ersten Zerkleinerungsstufe nur die eine Chargenhälfte zerkleinert und dann in einer zweiten Zerkleine­rungsstufe die zweite Chargenhälfte in die vorzerkleinerte Masse hinzugegeben wird. Dabei reicht es aus, wenn in der ersten Zer­kleinerungsstufe die Zerkleinerungswerkzeuge mit etwa 3.000 U/min und für ca. 30 s umlaufen. Hierdurch erfolgt eine so hohe Ver­dichtung der Abfälle bzw. eine so große Volumenreduzierung, daß bereits nach ca. 1/2 min die zweite Chargenhälfte zugegeben wer­den kann. Hierdurch läßt sich die Kapazität des zum Einsatz kom­menden Apparates optimal ausnutzen. Dabei ist es zweckmäßig, wenn in der zweiten Zerkleinerungsstufe die Zerkleinerungswerkzeuge mit etwa 3.000 U/min und für ca. 1 min umlaufen.

    [0013] Zur Verbesserung und insbesondere Verkürzung der Erhitzungsphase ist es zweckmäßig, wenn nach Beendigung der zweiten Zerkleine­rungsstufe und während der noch andauernden Erhitzungsphase die Zerkleinerungswerkzeuge einmal oder mehrmals kurzfristig umlau­fen.

    [0014] Zur Erhitzung der Masse kann dieser die Wärme direkt und/oder in­direkt zugeführt werden. Dabei kann die direkte Wärmezufuhr durch Injizierung von Dampf in die aufzuheizende Masse erfolgen. Auf­grund der permanenten Umwälzung dieser Masse erfolgt die Wärme­abgabe an die Masse völlig gleichmäßig. Bei direkter Wärmezufuhr dauert die zweite Zerkleinerungsstufe einschließlich der gesamten Erhitzungsphase bis zu etwa 6 min.

    [0015] Die Wärmezufuhr kann aber auch indirekt erfolgen z.B. durch Elektrowärme mittels Heizmatten, durch Heißwasser, durch Wärme­trägeröl u.dergl. . Hierfür wird vorzugsweise eine die zu zerklei­nernden Abfälle aufnehmende Schüssel mit einem Doppelmantel ver­wendet. Bei indirekter Wärmezufuhr dauert die zweite Zerkleine­rungsstufe einschließlich der gesamten Erhitzungsphase bis zu etwa 30 min.

    [0016] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es vorteilhaft, wenn die Abfälle aus Nahrungsmitteln auf eine Stückgröße von etwa 2 - 3 mm zerkleinert werden, und wenn die Abfälle aus Verpackungen auf eine Stückgröße von etwa 10 mm zerkleinert werden. Dabei ist es möglich, die aus Nahrungsmitteln herrührenden Küchenabfälle ge­trennt von den aus Verpackungen herrührenden Küchenabfällen zu­zuführen. Der Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens liegt aber darin, daß eine derartige Trennung nicht erforderlich ist. Wäh­rend der Erhitzungsphase nehmen die auf Stückgrößen von etwa 2 bis 3 mm zerkleinerten Abfälle aus Nahrungsmitteln eine mus­artige Konsistenz, während die Verpackungsanteile kleiner oder gleich 10 mm sind.

    [0017] Nach Abkühlung auf Raumtemperatur liegt die Masse als hoch­pastöser bis bröckeliger Kuchen vor, der sich einfach handhaben, ggf. bis zu zwei Wochen sammeln bzw. zwischenlagern läßt um dann der Müllverbrennung zugeführt zu werden z.B. über Sammeltranspor­te. Durch die erfindungsgemäße Aufbereitung der Küchenabfälle läßt sich eine Volumenreduzierung bis zum Achtfachen erreichen.


    Ansprüche

    1. Verfahren zur Entsorgung von Küchenabfällen, dadurch gekenn­zeichnet, daß die Küchenabfälle zuerst zerkleinert, dann auf zumindest 100° C erhitzt, anschließend auf Raumtemperatur abgekühlt und schließlich in hoch-pastöser bis bröckeliger Konsistenz der Müllverbrennung zugeführt werden.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß nach der genannten Erhitzung der zerkleinerten Masse aus dieser Feuchtigkeit herauskondensiert wird.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Entfeuchtungsprozeß bis zu 30 min beträgt.
     
    4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Entfeuchtungsprozeß unter Vakuum erfolgt.
     
    5. verfahren nach Anspruch 2, 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß aus der zerkleinerten Masse bis zu 40 % des ursprüngli­chen Gewichtes herauskondensiert wird.
     
    6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Erhitzung der Masse bereits während der Zerkleinerung beginnt.
     
    7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Zerkleinerung mit umlaufenden Zer­kleinerungswerkzeugen erfolgt.
     
    8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Abfälle während der Zerkleinerung und während der gesamten Erhitzungsphase umgewälzt werden.
     
    9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß von den chargenweise aufzubereitenden Abfällen in einer ersten Zerkleinerungsstufe nur die eine Chargenhälfte zerkleinert und dann in einer zweiten Zerklei­nerungsstufe die zweite Chargenhälfte in die vorzerkleinerte Masse hinzugegeben wird.
     
    10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß in der ersten Zerkleinerungsstufe die Zerkleinerungswerkzeuge mit etwa 3.000 U/min und für ca. 30 s umlaufen.
     
    11. Verfahren nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, daß in der zweiten Zerkleinerungsstufe die Zerkleinerungs­werkzeuge mit etwa 3.000 U/min und für ca. 1 min umlaufen.
     
    12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß nach Beendigung der zweiten Zerkleine­rungsstufe und während der noch andauernden Erhitzungsphase die Zerkleinerungswerkzeuge einmal oder mehrmals kurzfristig umlaufen.
     
    13. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß zur Erhitzung der Masse dieser Wärme direkt und/oder indirekt zugeführt wird.
     
    14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß bei direkter Wärmezufuhr, z.B. mit Dampf, die zweite Zerkleine­rungsstufe einschließlich der gesamten Erhitzungsphase bis zu 6 min dauert.
     
    15. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß bei indirekter Wärmezufuhr die zweite Zerkleinerungsstufe ein­schließlich der gesamten Erhitzungsphase bis zu 30 min dauert.
     
    16. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Abfälle aus Nahrungsmitteln auf eine Stückgröße von etwa 2 - 3 mm zerkleinert werden.
     
    17. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Abfälle aus Verpackungen auf eine Stückgröße von etwa 10 mm zerkleinert werden.
     
    18. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die hoch-pastöse bis bröckelige Masse vor ihrer Verbrennung zwischengelagert wird.