[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verbesserung der Wasch- und Chemischreinigungsbeständigkeit
feinbeschichteter Textilien, bei dem man den zur Beschichtung der Textilmaterialien
verwendeten wäßrigen, filmbildenden und reaktive Gruppen enthaltenden Polymerdispersionen
wasserunlösliche modifizierte Kondensationsprodukte des Melamins zusetzt und nach
dem Trocknen des beschichteten Textilgutes bei höheren Temperaturen fixiert, sowie
die Verwendung von wasserunlöslichen modifizierten Kondensationsprodukten des Melamins
zusammen mit wäßrigen Polymerdispersionen bei der Feinbeschichtung von Textilien.
[0002] Unter Feinbeschichtung wird im vorliegenden Zusammenhang eine Beschichtung von Textilien
verstanden, deren Menge je m² Textilfläche geringer als die gewöhnlicher Beschichtungen
ist, bis herab zu den mit einem Foulard erzielbaren Auftragsmengen; sie liegt also
bei der Feinbeschichtung, gerechnet als Feststoff, zwischen etwa 5 und etwa 35 g/m²
Textilfläche. Das kann man dadurch erzielen, daß man die Beschichtungsmasse in Pastenform
anwendet und sie mit einer Druckwalze oder einer Rakel aufbringt.
[0003] Die Wasch- und Chemischreinigungspermanenz sowie die hydrophobierende Wirkung der
Feinbeschichtung wird in der Praxis indirekt über die Wasserundurchlässigkeit des
beschichteten Materials geprüft. Das beschichtete Textilgut muß einem Wasserdruck
standhalten, der mit einer über 1 m hohen Wassersäule erzeugt wird. Die Höhe der Wassersäule
in mm wird als Schopper-Wert angegeben und ist für die Praxis der Orientierungswert
bei der Beurteilung der wasserabweisenden Feinbeschichtung und ihrer Beständigkeit
beispielsweise nach Beanspruchungen.
[0004] In der Regel wird bei der Feinbeschichtung auf der textilen Oberfläche ein dünner,
geschlossener Polymerfilm gebildet. Dieser Polymerfilm wird zweckmäßig in Form einer
wäßrigen Polymerdispersion, die als übliche Hilfsstoffe, insbesondere Emulgatoren
enthält, aufgebracht. Die verwendeten Emulgatoren bleiben teilweise auf dem Textilmaterial
mit haften und können beim Waschen oder Reinigen das Reinigungsmedium aufnehmen, wodurch
der aufgebrachte Polymerfilm aufquellen kann. An diesen Stellen und vor allem an den
Falten der Gewebe ist durch mechanische Beanspruchung während des Reinigens oder Waschens
eine Beschädigung des aufgetragenen Films leicht möglich. Solche Stellen werden wasserdurchlässig
und der Schopper-Wert vermindert sich.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, die Wasch- und Chemischreinigungsbeständigkeit
feinbeschichteter Textilien sowie die hydrophoben Eigenschaften der auf der textilen
Oberfläche aufgebrachten Polymerfilme zu optimieren.
[0006] Die Lösung der Aufgabe besteht in einem Verfahren zur Herstellung von wasch- und
chemischreinigungsbeständigen feinbeschichteten Textilien mit wäßrigen Dispersionen
filmbildender und reaktive Gruppen enthaltender Polymerer, dadurch gekennzeichnet,
daß man den wäßrigen Dispersionen der filmbildenden Polymeren wasserunlösliche Umsetzungsprodukte
von Kondensationsprodukten aus Melamin und Formaldehyd, deren Methylolgruppen ganz
oder teilweise mit einem gesättigten einwertigen aliphatischen Alkohol mit 1 bis 4
C-Atomen verethert sind, mit einem Fettalkohol mit 12 bis 18 C-Atomen oder einer Fettsäure
mit 12 bis 18 C-Atomen zusetzt, das Textilgut mit dieser Mischung beschichtet, trocknet
und bei Temperaturen von 150 bis 200°C fixiert.
[0007] Gegenstand der Erfindung ist auch die Verwendung der obengenannten modifizierten
Kondensationsprodukte des Melamins bei der Feinbeschichtung von Textilien zusammen
mit wäßrigen Dispersionen filmbildender und reaktive Gruppen enthaltendender Polymerer.
[0008] Durch die erfindungsgemäß zugesetzten modifizierten Kondensationsprodukte des Melamins
werden die Eigenschaften der beschichteten Textilmaterialien entscheidend verbessert.
Dabei dürften Vernetzungsreaktionen der zugesetzten Produkte mit vorhandenen reaktiven
und insbesondere hydrophilen Gruppen, wie Carboxyl-, N-Methylol- oder Amidgruppen,
des verwendeten Beschichtungsmittels, sowie Vernetzungen des Kondensationsproduktes
mit sich selbst eine Rolle spielen, wodurch die Beständigkeit der Beschichtung und
die hydrophobierenden Eigenschaften des Gewebes wesentlich verbessert werden.
[0009] Im einzelnen kann das erfindungsgemäße Verfahren wie folgt näher erläutert werden:
[0010] Als zu beschichtende Textilien kommen insbesondere Textilmaterialien oder Textilgut
aus Naturfasern oder synthetischen Fasern, wie Baumwolle, Polyester oder Polyamide,
und ihre Mischungen untereinander, insbesondere Baumwolle mit synthetischen Fasern,
in Betracht.
[0011] Feinbeschichtung bedeutet in der Regel einen Auftrag, bezogen als Feststoff, in
einer Menge von 5 bis 30, bevorzugt 10 bis 20 g/m² Textilgewebe.
[0012] Die für die Feinbeschichtung von Textilien verwendeten filmbildenden Produkte sind
dem Fachmann bekannt und meist handelsüblich und können ohne weiteres der Literatur
entnommen werden.
[0013] Bevorzugt handelt es sich um wäßrige Dispersionen filmbildender Polymerer, die reaktive
und zur Vernetzung befähigte Gruppen, wie beispielsweise Carboxyl-, N-Methylol-, Amid-,
Amin- oder OH-Gruppen enthalten.
[0014] Insbesondere sind zu nennen Polyacrylatdispersionen auf Basis eines Acrylsäure-
oder Methacrylsäureesters mit einem Alkohol von 1 bis 4 C-Atomen, die als Comonomere
Acrylnitril, Methacrylnitril, Acrylamid, Methacrylamid, N-Methylolacrylamid, N-Methylolmethacrylamid,
N-Methoxymethylacrylamid, N-Methoxymethylmethacrylamid sowie Acrylsäure, Methacrylsäure,
Maleinsäure oder Itakonsäure, bevorzugt in Form ihrer Ammoniumsalze, enthalten können.
[0015] Hervorzuhebende den Polyacrylatdispersionen zugrundeliegende (Meth)Acrylsäureester
sind beispielsweise Butylacrylat, Ethylacrylat und Methylmethacrylat.
[0016] Besonders hervorzuheben ist ein Polymerisat aus 90 bis 95 Gew.% Butylacrylat, 1
bis 5 Gew.% Acrylnitril, 0,5 bis 5 Gew.% N-Methylolmethacrylamid und 0,5 bis 2 Gew.%
Acrylsäure.
[0017] Es können auch handelsübliche Polyurethandispersionen verwendet werden. Geeignete,
stabile wäßrige Polyurethandispersionen können beispielsweise der US-PS 3 905 929
oder der Übersicht aus Angew. Chem. 82, 53-90 (1970) entnommen werden.
[0018] Beispielhaft soll eine wäßrige Polyurethandispersion auf Basis Adipinsäure, Butandiol,
Neopentylglykol, Hexandiol, Toluylendiisocyanat, Hexamethylendiisocyanat und 3-(2-Aminoethyl)-aminopropionsäure-natriumsalz
genannt werden.
[0019] Erfindungsgemäß werden den wäßrigen Dispersionen der filmbildenden und reaktive Gruppen
enthaltenden Polymeren wasserunlösliche Umsetzungsprodukte von Kondensationsprodukten
aus Melamin und Formaldehyd, deren Methylolgruppen ganz oder teilweise mit einem gesättigten
einwertigen aliphatischen Alkohol mit 1 bis 4 C-Atomen verethert sind, mit einem höheren
Fettalkohol mit 12 bis 18 C-Atomen oder einer höheren Fettsäure mit 12 bis 18 C-Atomen
zugesetzt.
[0020] Für den Anwendungserfolg ist wesentlich, daß die verwendeten modifizierten Kondensationsprodukte
bzw. Derivate des Melamins wasserunlöslich sind. Sie weisen vorteilhafterweise selbstemulgierende
Eigenschaften in Wasser auf. In der Regel handelt es sich um die bei der technischen
Herstellung entstehenden Gemische bzw. Reaktionsmischungen.
[0021] Ausgangsprodukte für die Modifizierung durch zusätzliche Veretherung oder durch Veresterung
sind Kondensationsprodukte aus 1 Mol Melamin und 2 bis 6 Mol, bevorzugt 2,5 bis 5,5
Mol, Formaldehyd, die mit 2,2 bis 6 Mol eines niederen Alkohols, wie Ethanol, Propanol,
Butanol oder bevorzugt Methanol, umgesetzt worden sind. Besonders bevorzugt wird technisches
Hexamethoxymethylmelamin, das in der Regel ein Gemisch aus 50 bis 70 Gew.% Hexamethoxymethylmelamin,
das von der Herstellung her Kondensationsprodukte (Präkondensate) mit 2 und 3 und
darüber hinaus mit bis zu 6 Melaminkernen enthält, darstellt. Eine beispielhafte Mischung
enthält ca. 60 Gew.% Hexamethoxymethylmelamin, ca. 13 Gew.% zwei- bis vierkernige
und ca. 26 Gew.% bis zu sechskernige Kondensationsprodukte. Solche Mischungen sind
im Handel beispielsweise in Form wäßriger Mischungen erhältlich.
[0022] Von den höheren Fettalkoholen und Fettsäuren mit 12 bis 18 C-Atomen als Umsetzungskomponente
der Melaminkondensationsprodukte sind Stearylalkohol und Stearinsäure besonders bevorzugt.
[0023] Die Veretherung eines mit einem niederen Alkohol methylolierten Melamins, bevorzugt
von Hexamethyloxymethylmelamin, mit Stearylalkohol oder die Veresterung mit Stearinsäure
erfolgt zweckmäßigerweise mit 0,2 bis 3 Mol Stearylalkohol oder Stearinsäure pro Mol
Hexamethoxymelamin bei Temperaturen von 120 bis 150°C, bevorzugt um 135°C, in Gegenwart
von Phthalsäure als Katalysator innerhalb von 6 bis 10 Stunden gegebenenfalls unter
Abdestillieren flüchtiger Bestandteile unter vermindertem Druck.
[0024] Das gewonnene, in Wasser unlösliche Produkt kann vorteilhafterweise in einem aromatenfreien,
für die Textilindustrie geeigneten hochsiedenden aliphatischen Kohlenwasserstoff zu
einer 50 bis 70 gew.%igen klaren Lösung gelöst werden. Geeignete Kohlenwasserstoffe
sind beispielsweise im Handel unter der Bezeichnung Shellsol erhältlich.
[0025] Eine solche Lösung läßt sich für die Praxis beispielsweise gut handhaben, wobei sich
der Zusatz eines üblichen Emulgators von 1 bis 2 Gew.%, bezogen auf das Kondensationsprodukt,
empfehlen kann.
[0026] Im übrigen liegen die wäßrigen Dispersionen der filmbildenden Polymeren in der Regel
als 40 bis 50 gew.%ige Dispersionen, bezogen auf Feststoff, vor.
[0027] In diese Dispersionen werden die erfindungsgemäß zu verwendenden Produkte zweckmäßig
gelöst in einem organischen Lösungsmittel unter Rühren und vorteilhaft zusammen mit
einem synthetischen Verdickungsmittel, so daß die Mischung zu einer Streichpaste verdickt,
eingearbeitet.
[0028] Die auf das Gewebe aufzutragende Mischung wird dann als Streichpaste in üblicher
Weise aufgetragen. Hierzu werden den wäßrigen Dispersionen die handelsüblichen, vorzugsweise
vollsynthetischen Verdicker in einer üblichen Menge von 1 bis 2 Gew.%, bezogen auf
das Gesamtgewicht, der Mischung zugegeben.
[0029] Als synthetische Verdickungsmittel sind Homopolymerisate oder Copolymerisate von
ethylenisch-ungesättigten Mono- oder Dicarbonsäuren, insbesondere von Acrylsäure oder
Maleinsäure gegebenenfalls mit Comonomeren, wie Acrylamid, sowie Copolymerisate von
ethylenisch-ungesättigten Carbonsäuren untereinander, insbesondere von Acryl- und
Maleinsäure, zu nennen. Die verdickende Wirkung tritt in wäßriger Lösung, insbesondere
bei teilweiser oder vollständiger Neutralisation mit Basen, vorzugsweise mit Ammoniak
oder Natronlauge, ein.
[0030] Bevorzugt wird ein hochmolekulares Verdickungsmittel auf Basis von Acrylsäure mit
Acrylamid als Comonomer, neutralisiert mit Ammoniak auf einen pH von 8, verwendet.
[0031] Die folgende Trocknung der Beschichtung auf dem Gewebe erfolgt zweckmäßig bei Temperaturen
von 80 bis 120°C. Anschließend wird bei Temperaturen von 150 bis 200°C, insbesondere
160 bis 170°C, innerhalb von 1 bis 5, bevorzugt 2 bis 3 Minuten fixiert oder ausgehärtet.
[0032] Bei der Fixierung erfolgen Vernetzungen sowie eine Auskondensation des verwendeten
Melaminkondensationsproduktes. Dadurch werden außerordentlich beständige Feinbeschichtungen
erreicht, die sich durch besonders gute wasserabweisende Eigenschaften auszeichnen.
[0033] Die Vernetzung oder Aushärtung kann beschleunigt werden durch acid wirkende Substanzen
als saure Katalysatoren, wie sie bei der Hochveredlung von Cellulose üblich sind,
beispielsweise durch Zink- oder Magnesiumchloride, -nitrate, Zinkfluoroborate oder
insbesondere Ammoniumchlorid. Diese können in den bei der Hochveredlung üblichen Mengen
eingesetzt werden. Bewährt haben sich Mengen von bis zu 10, vorzugsweise bis zu 5
Gew.-Teilen Katalysator je 100 Gew.-Teile Melaminverbindung (als Feststoff gerechnet).
[0034] Synthetische Verdicker können aufgrund ihrer Zusammensetzung, beispielsweise durch
einpolymerisierte Carboxylgruppen, als Katalysator wirken, so daß die obengenannten
Katalysatoren dadurch weitgehend ersetzt werden können.
[0035] Bei einer vorteilhaften und zweckmäßigen Ausführungsform werden das Melaminkondensationsprodukt
und das filmbildende Polymer, jeweils bezogen als Feststoff, in einem Verhältnis von
1:3 bis 1:10, bevorzugt 1:4 bis 1:8, verwendet.
[0036] Die folgenden Beispiele erläutern die Erfindung. Dabei sind Teile Gewichtsteile.
Beispiel 1
[0037] Ein Polyamid-Gewebe von 65 g/m² Warengewicht wird mit einer der Streichpasten, die
wie folgt zusammengesetzt sind, beschichtet:

[0038] Das Polyamidgewebe wird mit 2 Strichen per Luftrakel und mit der Hand beschichtet,
wobei eine Gesamtmenge von 20 g Feststoff in Paste A oder B/m² aufgetragen wird. Es
wird bei 100°C getrocknet und anschließend 2 min bei 160°C fixiert.
[0039] Mit dem Rezept B erhält man eine weiche, hydrophobe Beschichtung, die auch nach 5-maligem
Waschen einen Schopperwert über 1000 mm aufweist. Dagegen fällt bei der Beschichtung
A der Schopperwert nach 5-maligem Waschen deutlich auf etwa 500 mm ab.
[0040] Das Aussehen der Probe B bleibt einwandfrei, während die Probe A verwaschen wirkt.
Beispiel 2
[0041] Mit einer der Pasten A oder B gemäß Beispiel 1 wird auf das Polyamidgewebe (65 g/m²)
zuerst ein Grundstrich aufgetragen, getrocknet und dann in einem zweiten Strich als
Deckstrich mit einer der folgenden Pasten C oder D beschichtet, wobei die Paste C
auf A und D auf B aufgetragen werden. Es werden jeweils 12 g Feststoff/m² aufgetragen.

[0042] Mit der erfindungsgemäßen Beschichtung wird eine außerordentlich gute Wasch- und
Chemischreinigungspermanenz erreicht. Nach mehrmaligem Waschen beträgt der Schopperwert
noch immer über 1000 mm, dagegen wird beim Vergleich die beschichtete Ware bereits
nach einer Wäsche wasserdurchlässig.
1. Verfahren zur Herstellung von wasch- und chemischreinigungsbeständigen feinbeschichteten
Textilien, mit wäßrigen Dispersionen filmbildender und reaktive Gruppen enthaltender
Polymerer, dadurch gekennzeichnet, daß man den wäßrigen Dispersionen der filmbildenden
Polymeren wasserunlösliche Umsetzungsprodukte von Kondensationsprodukten aus Melamin
und Formaldehyd, deren Methylolgruppen ganz oder teilweise mit einem gesättigten einwertigen
aliphatischen Alkohol mit 1 bis 4 C-Atomen verethert sind, mit einem Fettalkohol mit
12 bis 18 C-Atomen oder einer Fettsäure mit 12 bis 18 C-Atomen zusetzt, das Textilgut
mit dieser Mischung beschichtet, trocknet und bei Temperaturen von 150 bis 200°C fixiert.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man das Umsetzungsprodukt
von technischem Hexamethoxymethylmelamin mit einem Fettalkohol oder einer Fettsäure
mit 12 bis 18 C-Atomen einsetzt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß man den Umsetzungsprodukten
zur Beschleunigung ihrer Fixierung saure Katalysatoren zusetzt.
4. Verwendung von wasserunlöslichen Umsetzungsprodukten von Kondensationsprodukten
des Melamins, wie in Anspruch 1 oder 2 definiert, bei der Feinbeschichtung von Textilien
zusammen mit wäßrigen Dispersionen filmbildender und reaktive Gruppen enthaltender
Polymerer.