[0001] Die Erfindung betrifft ein gasdurchlässiges Formwerkzeug zur Herstellung von GUß-
und Kernformen aus aushärtbarem Formsand sowie ein Verfahren zu dessen Herstellung
und eine vorteilhafte Verwendung derartiger Werkzeuge.
[0002] Gußformen aus Formsand haben eine große Verbreitung bei der Herstellung von Metallguß-Massenteilen.
Es handelt sich dabei um nur einmal verwendbare, massive oder schalenförmige Formen.
Zur Herstellung der Gußform wird feinkörniger Formsand mit aushärtbaren Binderzusätzen
versehen, über eine Sandeinlaßöffnung in ein Formwerkzeug gebracht und dort ausgehärtet.
Die Aushärtung erfolgt thermisch - hoher Energieaufwand - oder in jüngerer Zeit alternativ
auch mittels Reaktionsgasen, welche unter Druck durch den Formsand im Formwerkzeug
gepreßt werden. Bei letzterer Variante wird das Gas an der Sandeinlaßöffnung in den
Sand eingepreßt und muß durch Bohrungen, Düsen bzw. sonstige, mechanisch in die Formwerkzeugwand
eingebrachte Kanäle und Öffnungen aus dem Formwerkzeug austreten.
Nach einer bekannten Ausführung (DE 24 03 199, DE 30 39 394) werden Bohrungen in der
Wand des Formwerkzeuges an der Form-Außenseite durch Überdruckventile verschlossen.
Derartige Formwerkzeuge haben den Nachteil hoher Werkzeugkosten. Die Ventile verstopfen
häufig durch vom Gas mitgerissene Formsandkörner und müssen gereinigt werden. Vor
allem aber weist die Formwerkzeugwand keine homogene Gasdurchlässigkeit auf, so daß
die Reaktionsgase den Formsand nicht homogen durchströmen können und demzufolge der
Formsand nicht gleichmäßig aushärtet. Kernformen lassen sich nur in massiver Ausführung
herstellen.
[0003] In der DE 30 02 939 ist ein Formwerkzeug mit einer Wandung beschrieben, in welche
Rippen und Schlitze unterschiedlicher Abmessungen mechanisch eingebracht sind. Das
durch einen Einlaß in den Formsand gelangende Reaktionsgas wird durch die Schlitze
abgesaugt.
[0004] Doch die Schlitze versanden. Zudem ist die Herstellung sehr kostspielig und erlaubt
nicht die Fertigung eines wirklich engmaschigen Netzwerkes von Schlitzen und Bohrungen.
Der Sand wird auch bei dieser Ausführung eines Formwerkzeuges vom Reaktionsgas nur
ungleichmäßig durchströmt. Weiterhin wird Reaktionsgas im Überschuß verbraucht, das
heißt, in weit größeren Mengen als nach der Stöchiometrie der gewünschten Reaktion
erforderlich.
[0005] Es wurde auch bereits gefordert, das Formwerkzeug aus porösen und gasdurchlässigen
Werkstoffen herzustellen. Die Umsetzung dieser Forderung scheiterte bisher jedoch
an den zu erwartenden technischen Schwierigkeiten, komplexe Geometrien von Gußteilen
in einem Formwerkzeug aus porösen Werkstoffen umzusetzen, dabei sowohl dem Anspruch
einer homogenen Gasdurchlässigkeit der Wand im Mikrobereich als auch deren mechanische
Festigkeit gerecht zu werden und gleichzeitig sicherzustellen, daß der Formsand bei
der Druckbeaufschlagung mit Reaktionsgas nicht die Formwerkzeugporen verstopft oder
sogar durch die Poren der Formwerkzeugwand hindurchtritt.
[0006] Die Aufgabe vorliegender Erfindung besteht demzufolge darin, ein Formwerkzeug mit
im Mikrobereich homogen gasdurchlässiger Wand herzustellen. Damit scheiden die eingangs
geschilderten Verfahren und Techniken aus. Die Aufgabe besteht im einzelnen darin,
durch geeignete Kombination von an sich bekannten Techniken zur Herstellung von porösen
Materialien eine Formwerkzeugwand zu schaffen, welche in ihrem, an den Formsand angrenzenden
Bereich eine geeignete Mikroporösität aufweist und insgesamt ausreichende mechanische
Stabilität besitzt. Die derart hergestellten Formwerkzeuge sollen die Anfertigung
von Gußformen aus Formsand in großer Stückzahl erlauben, insbesondere auch als nichtmassive,
schalenförmige Gußform. Dazu muß die dem Formsand ausgesetzte Oberfläche des Formwerkzeuges
besonders verschleißfest sein. Porenverstopfung durch Formsand soll keine wesentliche
Ausfallursache des Formwerkzeuges mehr sein. Eventuell durch Formsand verstopfte Poren
müssen sich mit geringem Arbeitsaufwand regenerieren, d. h. wieder freilegen lassen.
[0007] Die Aufgabe zur Schaffung eines gasdurchlässigen Formwerkzeuges wird erfindungsgemäß
dadurch gelöst, daß das Werkzeug aus heteroporös aufgebautem, offenporigem Material
besteht, wobei die Wand des Formwerkzeuges einen ersten, an den Formsand angrenzenden
feinporigen Schichtbereich von 0,2 - 2 mm Dicke, von 75 - 95 % theoretischer Materialdichte
und Porendurchmesser < 50 µm aufweist, an welchen ein zweiter, massiver Bereich in
Form eines großporigen Stützskeletts mit < 80 % theoretischer Materialdichte und einem
mittleren Porendurchmesser > 100 µm materialschlüssig angrenzt.
[0008] Für das gasdurchlässige Formwerkzeug, sowie Verfahren zu deren Herstellung und deren
vorteilhafte Verwendung, haben sich Ausführungen entsprechend der Unteransprüche 2
- 10 besonders bewährt.
[0009] Zu den Formwerkzeugen gehören sowohl Guß- als auch Kernformen, d. h. sowohl Formen
zur Herstellung massiver wie innen hohler Gußteile.
[0010] Zur Erreichung der geforderten Material- und Struktureigenschaften der Formwerkzeugwand
entsprechend vorliegender Erfindung stehen dem Durchschnittsfachmann für die Herstellung
von porösen Werkstoffen eine Reihe von Einzelverfahren zur Verfügung, welche sinnvoll
zu kombinieren sind.
[0011] Als Materialien für die Formwerkzeugwand kommen grundsätzlich metallische und/oder
keramische Materialien und/oder Kunststoffe in Frage. In einem einzigen Formwerkzeug
bekannter Ausführungen werden bis zu größenordnungsmäßig 60.000 Sandformen hergestellt.
Aus Wirtschaftlichkeitsgründen wird der Sand jeweils mit großer Geschwindigkeit und
unter hohem Druck in die Form eingefüllt. Entsprechend hoch sind die Verschleißanforderungen
an die mit dem Formsand in Berührung kommende Oberfläche des Formwerkzeuges. Diesem
Umstand ist durch die Auswahl des Materials für die feinporige Schicht des Formwerkzeuges
Rechnung zu tragen. Es haben sich für diese Schicht verschleißfeste Stahlsorten ebenso
bewährt wie verschleißfeste Keramiken sowie metallische und nichtmetallische Hartstoffe,
z. B. Siliziumnitrid, Bornitrid, Titankarbid, Titannitrid, Siliziumkarbid.
[0012] Die heteroporös aufgebaute Wand des Formwerkzeuges läßt sich entweder durch zähflüssiges,
aufgeschäumtes und anschließend verfestigtes Material bilden oder aber die Wand wird
mittels pulverförmiger, zu verfestigender Ausgangswerkstoff geformt.
[0013] Die mit dem Formsand in Berührung kommende Schicht der Formwerkzeugwand kann gebildet
werden, indem Pulver isostatisch auf eine Lehrenform entsprechend dem Gußteil aufgepreßt
wird. Das Pulver kann, mit einem flüchtigen Lösungsmittel vermischt, als Paste auf
die Lehrenform aufgetragen bzw. aufgespritzt werden. Es haben sich auch galvanische
Verfahren und Gasabscheide-Verfahren (PVD-Verfahren) zur Bildung derartiger Schichten
bewährt. Schließlich kann die Schicht in Form einer flexiblen metallischen oder keramischen
Folie auf die Lehrenform aufgelegt werden. Die Flexibilität derartiger Folien ist
gegeben durch bei späterer Wärmebehandlung flüchtige, in fester Form hochflexible
thermoplastische Komponenten. Im übrigen bestehen die Folien aus pulverförmigen Metallen,
Hartstoffen oder Keramiken.
[0014] Die mit dem Schichtmaterial belegte Lehrenform wird anschließend entweder umschäumt
oder nach Einbettung in eine entsprechende äußere Form mit grobkörnigem Pulvermaterial
hinterfüllt und vorzugsweise isostatisch verpreßt.
[0015] Der fertige Verbundkörper wird durch thermisches oder chemisches Aushärten, Brennen
oder Sintern der kompaktierten Verbundwerkstoffe erzeugt.
[0016] Zur Herstellung des offenporigen Stützgerüstes hat es sich bewährt, Sand-, Glas-
oder Keramik-Körner durch Tauchen in entsprechende Dispersionen oder Lösungen zunächst
mit einer dünnen Kunststoffschicht zu überziehen. Das derart vorbehandelte Granulat
läßt sich in eine Form einschütten und/oder verpressen und anschließend chemisch oder
thermisch aushärten.
[0017] Die Techniken zur Erzielung feinporiger bzw. grobporiger und offenporiger Materialien
sind bekannt. So sind beispielsweise bei der Herstellung von Diaphragmen für Elektroden
in der Elektrochemie Techniken unter Verwendung spezieller Porenbildner erarbeitet
worden, welche eine Materialstruktur mit definierter Gasdurchlässigkeit ergeben, wie
sie auch im vorliegenden Fall gefordert sind. Techniken zur Herstellung grob- und
offenporiger Materialien sind im weiten Anwendungsbereich der mechanischen Filter
ebenso erarbeitet worden wie beispielsweise auf dem Gebiet selbstschmierende Gleitlager
oder auf dem Gebiet der elektrischen Kontaktwerkstoffe, bestehend aus porösem Skelett
eines Werkstoffes A, in welches ein Werkstoff B infiltriert wird.
[0018] Formwerkzeuge gemäß vorliegender Erfindung weisen eine Vielzahl von Vorteilen auf.
[0019] Sie weisen einen bis in den Mikrobereich völlig homogenen, offenporigen Wandaufbau
mit definiertem Druckabfall auf. Dieser erlaubt einen gleichmäßigen Gasdurchtritt
durch die Wand und damit homogene Aushärtung des Formsandes.
Die Poren im feinporigen Bereich der Formwerkzeugwand sind so beschaffen, daß sich
nur in Ausnahmefällen Sandkörner in der Formwerkzeugwand festsetzen können. Entscheidend
ist aber, daß diese Sandkörner mit geringem Aufwand in der Regel wieder aus den Poren
entfernt werden können, indem Luft unter hohem Druck, evtl. in Verbindung mit Lösungsmitteldämpfen,
aus Richtung des grobporigen Skelettes der Formwerkzeugwand durch die feinportige
Wandschicht geblasen wird.
Im Unterschied zu bekannten Verfahren, bei denen die Gasaushärtung des Formsandes
durch Gaseinblasen über die Sandeinlaßöffnung erfolgt, kann bei Anwendung der erfindungsgemäßen
Formwerkzeuge die Druckbeaufschlagung des im Formwerkzeug eingeschlossenen Formsandes
durch die heteroporöse Wand erfolgen. Durch entsprechende Einstellung von Gasdruck
und Zeit ist es möglich, das Aushärten des eingeschlossenen Formsandes nur in einer
Randzone bis zu einer gewünschten Tiefe zu bewirken. Eine noch feinere Dosierung läßt
sich dadurch erreichen, daß man das Formwerkzeug mit einer geeigneten Flüssigkeit
tränkt. Dadurch baut sich in den feinen Poren der Werkzeugwand ein definerter Kapillardruck
auf, der erst bei Überschreiten dieses Druckes das Reaktionsgas freigibt. Der Kern
des eingeschlossenen Sandes bleibt bei entsprechend stöchiometrischer Dosierung des
Gases rieselfähig und kann nach Aushärten der Randzone durch die Sandeinlaßöffnung
entfernt und wiederverwendet werden.
[0020] Ein wesentlicher Vorteil von Formwerkzeugen gemäß vorliegender Erfindung liegt in
der Möglichkeit, deren dem Formsand zugewandte Oberfläche der gewünschten Gußform
anzupassen, deren rückseitige Oberfläche aber mit wenigen ebenen Flächen, z. B. quaderförmig
oder zylindrisch, auszugestalten. Aufgrund der Gasbeaufschlagung des Formsandes durch
die poröse Wand des Formwerkzeuges bildet sich regelmäßig eine feine Gasschicht zwischen
der Wand des Formwerkzeuges und dem Formsand. Dadurch wird das Verkleben des Formsandes
mit der Formwerkzeugwand während des Sand-Aushärt-Prozesses ausgeschlossen. Die Sandform
löst sich nach dem Aushärt-Prozeß leicht vom Formwerkzeug. Besondere Maßnahmen gegen
das Verkleben von Formsand und Formwerkzeug (Besprühen der Formwerkzeugwand, Einlegen
einer Folie), wie sie bei bekannten Werkzeugen und Verfahren zur Herstellung von Gußformen
erforderlich sind, können daher in der Regel unterbleiben. Die Technik des aufeinanderfolgenden
Auftragens von feinporiger Schicht und Skelettmaterialien auf die Lehrenform erlaubt
es, dem Formwerkzeug unmittelbar die endgültige Gestalt, Oberflächenbeschaffenheit
und Verschleißfestigkeit zu geben. Es ist somit weder eine kostenintensive mechanische
Nachbearbeitung der Oberfläche der Formwerkzeugwand zur Erzeugung der gewünschten
Geometrie und Oberflächenrauhigkeit, noch eine Nachbehandlung, insbesondere thermische
Härteverfahren, zur Erzielung der erforderlichen Oberflächenhärte bzw. -verschleißfestigkeit
erforderlich - im Unterschied zu den bisherigen Herstellverfahren von Formwerkzeugen,
welche nicht von porösen Materialien ausgehen.
[0021] Die Erfindung wird an Hand der Figur 1 sowie mittels zweier Ausführungsbeispiele
näher erläutert.
[0022] Figur 1 zeigt die Ausgestaltung einer Halbschale eines Formwerkzeuges, im Schnitt,
sowie Einrichtungen zur Herstellung des Formwerkzeuges nach einem bevorzugten Verfahren.
Im einzelnen zeigt das Schnittbild nach Figur 1 die Modellplatte -1- mit der Lehrenform
für die Halbschale eines Formwerkzeuges. Dabei ist derjenige Bereich der Modellplatte
besonders gekennzeichnet, welcher bei der späteren Verwendung die Sandeinlaßöffnung
des Formwerkzeuges -1a- abgibt. Eine Dichtplatte -2- liegt auf der Modellplatte auf
bzw. ist mit dieser verschraubt oder verklemmt. Sie besitzt eine zentrale Aussparung
entsprechend der geometrischen Form des herzustellenden Formwerkzeuges. Der an den
Formsand angrenzende, feinporige Schichtbereich -3- des Formwerkzeuges weist eine
konstante Schichtdicke über den gesamten Oberflächenbereich auf, ausgenommen ein schmaler
Bereich an der Trennfläche der beiden Halbschalen. An den feinporigen Schichtbereich
des Formwerkzeuges grenzt das offenporige Stützskelett -4- materialschlüssig an. Die
äußere geometrische Form des Formwerkzeuges wird durch einen, auf die Modellplatte
aufgeschraubten Formkasten -5- bzw. Formrahmen vorgegeben. Dabei sind Herstellungsvarianten
möglich, wo der Formkasten nicht vollständig mit dem Material ausgefüllt wird, sondern
wo beim Einfüllen eines fließ- oder streichfähigen Materials ein Luftraum -6- zwischen
Stützskelett und Formkastenoberseite verbleibt.
Beispiel 1
[0023] Entsprechend der in Figur 1 gezeigten Technik (für die Herstellung des Formwerkzeuges)
wird zunächst eine Modellplatte mit der Lehrenform einer Hälfte des zu fertigenden
Gußteiles aus einem metallischen und/oder keramischen Werkstoff oder aus Kunststoff
nach gebräuchlichen Verfahren hergestellt. In der Mehrzahl der Fälle bietet es sich
bei Kern- und Gußformen an, das Formwerkzeug aus zwei Halbschalen herzustellen. Auf
die Modellplatte wird nach vorherigem Aufbringen eines Trennmittels eine Dichtplatte,
vorzugsweise aus Stahl oder Keramik, aufgebracht und mit der Modellplatte verschraubt.
Dabei ist die zentrale Aussparung in der Dichtplatte so zu bemessen, daß im Bereich
der Trennfläche der beiden Halbschalen des Formwerkzeuges zwischen Lehrenoberfläche
(Modellplatte) und Dichtplatte ein Spalt mindestens von der Dicke des feinporigen
Schichtbereiches des Formwerkzeuges bestehen bleibt.
[0024] Auf die Lehrenoberfläche der Modellplatte wird zunächst die feinporige Schicht des
Formwerkzeuges aufgetragen - gegebenenfalls nach vorheriger Auftragung eines Trennmittels
auf der Lehrenoberfläche. Hierzu wird eine Paste aufgestrichen bzw. aufgespritzt.
Die Paste besteht aus feinkörnigem, korrosionsfestem Keramikpulver von durchschnittlich
10 - 100 µm Korngröße, welchem zur Erhöhung der Oberflächenverschleißfestigkeit des
Formwerkzeuges 10 - 20 Vol.% Titankarbidpulver (gemessen am Anteil Keramikpulver)
etwa gleicher Korngröße zugegeben sind. Das Pulver wird mit einem flüchtigen bzw.
thermisch ausdampfbaren Bindemittel zu einer Paste verarbeitet. Dem Bindemittel sind
gegebenenfalls nicht verflüchtigbare metallische und/oder nichtmetallische Komponenten
und/oder Porenbildner beigegeben. Die Auftragung der feinporigen Schicht erfolgt vorteilhafterweise
in mehreren Lagen bis zum Erreichen der gewünschten Gesamtschichtdicke. Dabei erfolgt
die Schichtauftragung entsprechend Figur 1 auch über den Rand der Dichtplatte hinweg.
[0025] Die derart aufgebrachte, feinporige Schicht wird getrocknet bzw. ausgehärtet. Daran
anschließend wird ein Formkasten oder Formrahmen entsprechend Figur 1 auf die Modellplatte
bzw. Dichtplatte aufgeschraubt und das Material zur Bildung des Wandbereiches mit
offenporigem Stützskelett in den Formkasten eingebracht. Es handelt sich dabei um
ein grobkörniges Keramikpulver, welchem flüchtige Porenbildnermaterialien zugesetzt
sind, wie sie beispielsweise bei der Herstellung poröser keramischer Filter verwendet
werden. Das keramische Pulver wird mit flüchtigen Bindemitteln zu einer Paste angerührt,
diese wird in den Formkasten eingestrichen und dort ausgehärtet. Daran anschließend
wird das Formwerkzeug von der Modellplatte getrennt und in Hochtemperaturöfen gesintert
bzw. gebrannt. Man erhält auf diese Weise verschleißfeste, montagefähige Formwerkzeug-Halbschalen
mit ebenen Trennflächen. Die Formenoberfläche bedarf in der Regel keiner Oberflächennachbehandlung.
Der Bereich der Sandeinlaßöffnung des Formwerkzeuges wird abschließend mit einem Porenfüller
abgedichtet, so daß im späteren Betrieb kein Reaktionsgas durch diesen Bereich der
Formwerkzeugwand hindurchtreten und der Formsand in diesem Bereich nicht aushärten
kann.
[0026] Die Prüfung derart hergestellter Formwerkzeuge mit erfindungsgemäßem Wandaufbau hat
ergeben, daß sich an der Grenze zwischen grob- und feinporiger Schicht ein Druckunterschied
von 1 - 2 bar aufbauen läßt. Dabei liegt die Schwankungsbreite des absoluten Gasdruckes
vor der Grenze im grobporigen Teil der Wand in verschiedenen Abschnitten der Formwerkzeugwand
bzw. in verschiedenen, nach gleichem Verfahren hergestellten Formwerkzeugen zwischen
0,1 - 0,2 bar und ist somit in weitem Umfang unabhängig davon, wie dick das grobporige
Stützskelett der Formwand tatsächlich ist. Der besagte Sprung des Gasdruckes an der
Grenze zwischen grob- und feinporiger Schicht stellt sich praktisch allein aufgrund
der Struktur der feinporigen Schicht ein. Dieser Drucksprung läßt sich noch verstetigen,
indem das Formwerkzeug mit einer geeigneten Sperrflüssigkeit getränkt wird, wodurch
sich in den Poren der feinporigen Schicht ein sehr homogener Kapillardruck über den
gesamten Oberflächenbereich des Formwerkzeuges aufbaut.
Die Herstellung einer Gußform aus aushärtbarem Formsand unter Verwendung eines Formwerkzeuges
entsprechend vorliegender Erfindung läuft danach wie folgt ab. Nach dem Einfüllen
des Formsandes wird das Formwerkzeug mit Reaktionsgas eines Druckes von > 2 bar von
außen beaufschlagt. Dieses drückt die Flüssigkeit aus den Kapillaren der feinporgen
Schicht des Formwerkzeuges und gelangt mit exakt dosierbarem Gasdruck in den Formsand
bzw. in eine Randzone der Sandform. Das ermöglicht die Aushärtung des Formsandes bis
in eine gewünschte, gut dosierbare Tiefe. Der Kernbereich des eingefüllten Formsandes
bleibt rieselfähig. Er kann nach Abschluß des Aushärtens über die Sandeinlaßöffnung
entfernt und wiederverwendet werden. Mit dem Absenken des Gasdruckes unter 2 bar wird
die Sperrflüssigkeit durch Dochtwirkung wieder in die Poren der feinporigen Schicht
zurückgezogen. Das bedeutet kurze Fertigungszeiten für die einzelnen Sandformen sowie
geringe Störanfälligkeit und Ausschußquote.
Beispiel 2
[0027] Analog zu Beispiel 1 wird eine Lehrenform bzw. Modellplatte für eine Halbschale eines
Formwerkzeuges hergestellt. Ebenfalls entsprechend Beispiel 1 wird eine Dichtplatte
auf die Modellplatte aufgeklemmt. Das Formwerkzeug-Wandmaterial für die feinporige
Schicht wird in Form einer flexiblen metallischen Folie auf die Lehrenform aufgelegt.
Die separat gefertigte metallische Folie besteht aus einer homogenen Mischung aus
korrosionsfesten Stahlteilchen einer Korngrößenverteilung von 10 - 100 µm, ggf. angereichert
mit einigen Volumprozenten verschleißfester Titankarbidteilchen vergleichbarer Korngröße,
ggf. ergänzt um pulverförmige Füllstoffe und Porenbildner-Materalien sowie aus einem
bei höheren Temperaturen verflüchtigenden thermoplastischen Kunststoff. Mittels für
das isostatische Pulver-Schlauchpressen bekannter Techniken wird sodann ein Gummi-
oder Plastik-"Schlauch" an den Boden der Modellplatte angeklemmt und mit einer grobkörnigen
Pulvermischung, bestehend aus legiertem Eisenpulver und Porenbildner gefüllt - die
feinporige Schicht überdeckend. Das Schlauchinnere wird daraufhin evakuiert, der Schlauch
verschlossen. Die komplette Einheit wird kaltisostatisch gepreßt. Der so erzeugte
Grünling des Formwerkzeuges läßt sich vom Modell trennen und mittels gebräuchlicher
Sinterverfahren weiterverarbeiten. Das gesinterte Formwerkzeug kann - soweit erforderlich
- mechanisch bearbeitet und beispielsweise für die Aufnahme in Werkzeughalterungen
maßlich angepaßt werden. Beim isostatischen Pulverpressen in Plastik- bzw. Gummihüllen
ist es üblich, der Gummihülle die Grobform bzw. Grobkonturen des zu pressenden Formteiles
zu geben. Entsprechend lassen sich auf den vorliegenden Fall angewendet Halbschalen
von Formwerkzeugen mit näherungsweise homogener Formwerkzeug-Wandstärke erzielen.
[0028] Wie weiter oben bereits angeführt, sind entsprechend dem breiten Anwendungsfeld für
poröse Formkörper eine Vielzahl von Techniken bekannt, um feinporige und/oder großporige
Formkörper ausgehend von pulverförmigen Materialien herzustellen. Die Beschreibung
zur Herstellung von Formwerkzeugen entsprechend vorliegender Erfindung erfolgt daher
unter Hinweis auf jene Produktgruppen nicht abschließend.
1. Gasdurchlässiges Formwerkzeug zur Herstellung von Guß- und Kernformen aus aushärtbarem
Formsand,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Werkzeug aus heteroporös aufgebautem, offenporigem Material besteht, wobei
die Wand des Formwerkzeuges einen ersten, an den Formsand angrenzenden feinporigen
Schichtbereich von 0,2 - 2 mm Dicke, 75 - 95 % der theoretischen Materialdichte und
Porendurchmesser < 50µm aufweist, an den ein zweiter, massiver Bereich in Form eines
großporigen Stützskeletts von < 80 % der theoretischen Materialdichte und einem mittleren
Porendurchmesser > 100µm materialschlüssig angrenzt.
2. Formwerkzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Material ein offenporiger,
verfestigter Schaum ist.
3. Formwerkzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß dieses aus einem keramischen
Werkstoff besteht.
4. Formwerkzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß dieses aus einem metallischen
Werkstoff besteht.
5. Formwerkzeug nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der erste und/oder
der zweite Bereich aus jeweils zwei oder mehreren Lagen mit in sich homogener Struktur
und Materialzusammensetzung besteht.
6. Formwerkzeug nach Anspruch 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Wandbereiche
verschiedener Porengröße aus unterschiedlichen Materialien bestehen.
7. Formwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die
innere Werkzeugoberfläche die komplexe Geometrie des zu erzeugenden Gußteiles aufweist
und die äußere Werkzeugoberfläche aus wenigen ebenen Flächen besteht.
8. Formwerkzeug nach Anspruch 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß das Formwerkzeug
zwei- oder mehrteilig ist.
9. Verfahren zur Herstellung eines Formwerkzeuges nach einem der Ansprüche 1, sowie
3 bis 8, gekennzeichnet durch die folgenden Verfahrensschritte,
- Aufbringen einer Schicht aus einem feinkörnigen Pulver aus einem Material A auf
eine Lehrenform des Gußkörpers,
- Auftragen, insbesondere Aufpressen, eines grobkörnigen Pulvers aus einem Material
B auf die Schicht
- Verfestigen des so geformten Verbundkörpers in einem einzigen Arbeitsgang, insbesondere
bei sich stufenweise ändernden Verfahrensbedingungen.
10. Verfahren zur Herstellung eines Formwerkzeuges nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet,
daß mindestens einem der pulverförmigen Materialien vor dem Auftragen Porenbildner
zugegeben wird.
11. Verfahren zur Herstellung eines Formwerkzeuges nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet,
daß die Verfestigung des Verbundkörpers durch Sintern erfolgt.
12. Verwendung des Formwerkzeuges nach einem der Ansprüche 1 bis 11 zur Herstellung
von nicht massiven, schalenförmigen Gußformen aus Formsand.