(19)
(11) EP 0 317 744 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
31.05.1989  Patentblatt  1989/22

(21) Anmeldenummer: 88116319.0

(22) Anmeldetag:  03.10.1988
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4C07D 229/00, C08G 18/79
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE FR GB GR IT LI NL SE

(30) Priorität: 21.11.1987 DE 3739549

(71) Anmelder: HÜLS AKTIENGESELLSCHAFT
D-45764 Marl (DE)

(72) Erfinder:
  • Disteldorf, Josef, Dr.
    D-4370 Marl (DE)
  • Hübel, Werner, Dr.
    D-4350 Recklinghausen (DE)
  • Schmitz, Karl, Dr.
    D-4390 Gladbeck (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zur Herstellung (cyclo)-aliphatischer Uretdione


    (57) Aufgabe der Erfindung war es, ein möglichst selektives Verfahren zur Herstellung von Uretdionen (cyclo)aliphatischer Diisocyanate zu entwickeln, bei dem man nicht auf die Verwendung von aufwendig herstellbaren Katalysatoren mit Krebsrisiko angewiesen ist.
    Das neue Verfahren zeichnet sich dadurch aus, daß man (cyclo)ali­phatische Diisocyanate mit 6 bis 15 C-Atomen oder deren Gemische in Gegenwart von 4-dialkylaminosubstituierten Pyridinen bis zu einem Dimerisierungsgrad von 10 bis 80 % umsetzt und das Reak­tionsgemisch einer Vakuumdünnschichtverdampfung unterwirft, wobei das Uretdion als Destillationsrückstand anfällt.
    Das Verfahren eignet sich insbesondere zur Herstellung des Uret­dions des Isophorondiisocyanats, das seinerseits in Polyurethan­lacken Verwendung findet.


    Beschreibung


    [0001] Gegenstand der Erfindung ist ein verbessertes Verfahren zur Herstel­lung weitgehend isocyanuratfreier Uretdione aus (cyclo)aliphatischen Diisocyanaten. Derartige Uretdione lassen sich zu lichtechten Ein- und Zweikomponenten-Polyurethanlacken verarbeiten. Für eine Reihe von An­wendungen ist die Anwesenheit von Isocyanuraten unerwünscht, da diese bekanntlich trifunktionell sind und zu Vernetzungen neigen. In der Praxis wird bereits eine Beimengung von mehr als 0,5 % als störend empfunden.

    [0002] Es ist grundsätzlich bekannt, Uretdione durch Dimerisierung von Iso­cyanaten in Gegenwart bestimmter Katalysatoren herzustellen. In der Vergangenheit sind zu diesem Zweck Antimonpentafluorid, Trialkyl­phosphine, aminosubstituierte Phosphine, Imidazole, Guanidine und Py­ridine vorgeschlagen worden.

    [0003] Der Nachteil der Anwendung von Antimonpentafluorid (vgl. DE-OS 34 20 114) besteht darin, daß diese korrosive und teure Verbindung vor der destillativen Aufarbeitung mit der fünffachen Menge Zinkpulver zerstört und der Niederschlag aus Antimon und Zinkfluorid abfiltriert werden muß.

    [0004] Aus der FR-PS 15 32 054 ist ein Verfahren bekannt geworden, bei dem man als Dimerisierungskatalysatoren tert. Phosphine oder Bortrifluorid einsetzt. Diese katalysieren jedoch nicht nur die Dimerisierung, son­dern in beachtlichem Maße auch die Trimerisierung von Isocyanaten. Bortrifluorid ist darüber hinaus wegen seiner großen Korrosivität nur unter besonderen Schutzmaßnahmen einsetzbar.

    [0005] 1,2-Dimethylimidazol ist ein ausgezeichneter Dimerisierungskatalysator für aromatische Isocyanate (vgl. Synthesis 1975, Seite 463 ff.). Bei Isocyanaten, die keine aromatischen NCO-Gruppen aufweisen, ist dieser Katalysator jedoch deutlich weniger selektiv. Beispielsweise erhält man beim Einsatz von Benzylisocyanat ein Gemisch aus 24 % Isocyanurat und nur 76 % Uretdion.

    [0006] In der Praxis haben sich als Dimerisierungskatalysatoren aminosub­stituierte Phosphine durchgesetzt.

    [0007] Nach dem Verfahren der DE-OS 30 30 513 stellt man das Uretdion des Isophorondiisocyanats durch Dimerisierung des Monomeren in Gegenwart eines organischen Phosphor-Stickstoff-Katalysators und anschließende destillative Aufarbeitung im Dünnschichtverdampfer her. Die Uretdione verbleiben im Destillationsrückstand, während das nicht umgesetzte Monomere mit der Hauptmenge des eingesetzten Katalysators als Destil­lat anfällt, das in den Prozeß zurückgeführt wird. Als bevorzugter Ka­talysator wird Tris-(N,N-dimethylamino)-phosphin (PTD) genannt. Uret­dione, die in Gegenwart von PTD hergestellt wurden, enthalten typi­scherweise 1 % Isocyanurat, 1 % Monomere und 0,01 bis 0,1 % Katalysa­tor.

    [0008] In der DE-OS 34 37 635 wird vorgeschlagen, zur Dimerisierung organi­scher Isocyanate Katalysatoren des gleichen Typs unter Mitverwendung von H-aktiven organischen Verbindungen wie Alkoholen, Phenolen, (cyc­lo)aliphatischen Aminen, Amiden, Urethanen und Harnstoffen zu verwen­den. Besonders bevorzugte Katalysatoren sind PTD und Tris-(N,N-di­ethylamino)-phosphin. Werden di- oder höherfunktionelle Isocyanate eingesetzt, wird die Reaktion üblicherweise bei Erreichen eines Di­merisierungsgrades von 10 - 50 % durch Zugabe eines Katalysatorgif­tes, wie z. B. Chloressigsäure, abgebrochen (vgl. Seite 16, 1. Ab­satz). Ein Problem stellt die Isolierung des Uretdions dar. Unter den Bedingungen der Dünnschichtdestillation besteht nämlich die Gefahr einer katalysierten Rückspaltung der vorliegenden Uretdione in die Ausgangsisocyanate (vgl. Seite 16 Mitte). Falls sich der Katalysator mit dem überschüssigen Isocyanat abdestillieren läßt, kann auf eine Deaktivierung des Katalysators verzichtet werden. Jedoch können dann während und nach der Aufarbeitung unkontrollierbare Nebenreaktionen ablaufen (vgl. Seite 20).

    [0009] Es ist bekannt, daß PTD dazu neigt, in Gegenwart von Luftsauerstoff zu Hexamethylphoshorsäuretriamid zu reagieren, das bekanntlich im Ver­dacht steht, cancerogen zu sein (vgl. Br. J. Cancer 38, 418 - 427 (1978). Deshalb sollte auf den Einsatz von PTD verzichtet werden. Die genannten Verfahren weisen darüber hinaus den Nachteil auf, daß die Katalysatoren Nebenreaktionen eingehen und so zum Teil verbraucht wer­den. Beim erstgenannten Verfahren müssen daher die Katalysatorverluste regelmäßig ausgeglichen werden. Beim letztgenannten Verfahren ver­bleibt der eingesetzte Katalysator nach der Deaktivierung zu einem erheblichen Anteil im Uretdion. Beide Verfahren werden daher durch hohe Katalysatorkosten belastet.

    [0010] Aus der Literatur sind auch weitere Dimerisierungskatalysatoren be­kannt. So wird z. B. in der JP-AS 71/37 503 die Dimerisierung von 2,4-Toluylendiisocyanat mit cylischen Amidinen, wie 1,8-Diazabicyclo­[5.4.0]undec-7-en, beschrieben. Versuche der Anmelderin zeigen, daß man mit diesem Katalysator (cyclo)aliphatische Diisocyanate nicht dimerisieren kann (siehe Vergleichsbeispiel A). Offensichtlich ist die bekannterweise geringere Reaktivität dieser Diisocyanate nicht ausrei­chend, um eine Reaktion zu ermöglichen.

    [0011] Gegenstand der DE-PS 10 81 895 (entspricht US-PS 3 144 452) ist ein Verfahren zur Herstellung von N,N-Diaryluretdionen und Triarylisocya­nursäureestern durch Di- bzw. Trimerisierung von aromatischen Isocya­naten. Als Katalysatoren werden in 3- oder 4-Stellung substituierte Pyridine mit einer bestimmten Basizität eingesetzt. Unter anderem wer­den durch Alkylgruppen substituierte 4-Aminopyridine erwähnt. Nach diesem Verfahren soll es möglich sein, je nach Menge des Katalysators, Reaktionstemperatur und Art des verwendeten Lösemittels Uretdione, Isocyanurate oder deren Mischungen zu erhalten. So wird beispielsweise empfohlen, zur Herstellung von Uretdionen den Katalysator in einer Menge von 0,005 bis 15 %, bezogen auf Gewicht des eingesetzten Isocy­anats, einzusetzen, bei möglichst niedriger Temperatur zu arbeiten und ein inertes organisches Lösemittel zu verwenden, in dem das Uretdion schlecht löslich ist.

    [0012] Die Tatsache, daß die für die Herstellung von Isocyanuraten empfohlene Katalysatormenge sich mit der vorstehend angegebenen in weiten Berei­chen überschneidet und auch die beiden anderen Reaktionsparameter nicht klar abgrenzbar sind, gibt dem Fachmann Anlaß, an der Möglich­keit der selektiven Reaktionssteuerung zu zweifeln. Vergleichsversuche der Anmelderin zeigen in der Tat, daß stets die beiden Oligomeren gebildet werden. Bei der Nacharbeitung von Beispiel 2 wurden z. B. 2 Gewichtsprozent Isocyanurat erhalten. Wird das Reaktionsgemisch kurzfristig auf 145 °C erhitzt, erhält man sogar 10 Gewichtsprozent Isocyanurat, während gleichzeitig das Uretdion teilweise in das Monomere gespalten wird.

    [0013] Aus einer späteren Anmeldung des Patentinhabers geht hervor, daß 4,4′-Diphenylmethan-diisocyanat in Gegenwart von 4-Dimethylamino­pyridin bei Raumtemperatur zu trimeren und höher oligomeren Produkten umgesetzt wird (vgl. DE-AS 16 94 485). Auch hieraus ist abzuleiten, daß die Pyridinderivate offenbar stets beide Reaktionen, die Dimeri­sierung und die Trimerisierung, katalysieren. Zur Herstellung von Uretdionen, die praktisch frei von Isocyanuraten sein sollen, erschei­nen die Pyridinderivate daher nicht geeignet. Dies gilt insbesondere für aliphatische Isocyanate, da diese im Gegensatz zu den aromatischen Isocyanaten entweder keine Uretdione bilden oder nur unter Einhaltung spezieller Reaktionsbedingungen in der Lage sind, die dimeren Addi­tionsprodukte zu bilden (vgl. J. Org. Chem. 36, 3056 (1971).

    [0014] Während also zahlreiche Verfahren zur Dimerisierung von aromatischen Diisocyanaten bekannt sind, gibt es praktisch nur eine Möglichkeit, (cyclo)aliphatische Diisocyanate zu dimerisieren, und diese beruht auf der Verwendung der unerwünschten Aminophosphine (siehe DE-OS 34 37 635).

    [0015] Das in der JP-OS 84/98 180 beschriebene Verfahren zur Oligomerisierung von (cyclo)aliphatischen Diisocyanaten ist für die gezielte Herstel­lung von Uretdionen nicht geeignet, da bekannt ist, daß die erhaltenen Gemische aus Uretdionen und Isocyanuraten nur unter großen Schwierig­keiten trennbar sind. Uretdione neigen dazu, in der Wärme in ihre Aus­gangsprodukte zurückzuspalten. Hiermit ist insbesondere dann zu rech­nen, wenn noch Katalysatorreste zugegen sind.

    [0016] Ziel der vorliegenden Erfindung war es somit, ein Verfahren zur kata­lytischen Herstellung von (cyclo)aliphatischen Uretdionen mit einem Reinheitsgrad von mehr als 99 % bereitzustellen, das nicht auf die Verwendung der teuren und potentiell cancerogenen Aminophosphine ange­wiesen ist.

    [0017] Es wurde jetzt überraschend ein solches Verfahren gefunden. Es besteht darin, daß man ein aliphatisches und/oder cycloaliphatisches Diisocya­nat mit jeweils 6 bis 15 C-Atomen in Gegenwart eines Pyridins der all­gemeinen Formel

    wobei R₁ und R₂ jeweils unabhängig voneinander für einen Alkylrest mit 1 bis 4 C-Atomen stehen oder zusammen mit dem Stickstoff einen Pyr­rolidin-, Piperidin- oder Morpholinring bilden können, dimerisiert und das Reaktionsgemisch nach Erreichen eines Dimerisierungsgrades von 10 bis 80 %, insbesondere 20 bis 60 %, einer Vakuumdünnschichtverdampfung zur Isolierung des Uretdions unterwirft. Es ist also nicht erforder­lich, die Reaktion durch Zugabe eines Katalysatorgiftes abzustoppen. Als Diisocyanat wird Isophorondiisocyanat bevorzugt. Das substituierte Pyridin, insbesondere p-Dimethylaminopyridin, wird in einer Menge von 0,05 bis 10 Gewichtsprozent, vorzugsweise von 0,2 bis 5 Gew.-%, einge­setzt. Die Dimerisierung wird vorzugsweise bei einer Temperatur von 0 bis 100 °C, die Dünnschichtverdampfung je nach dem angelegten Vakuum im Bereich von 0,1 bis 20 mbar bei einer Temperatur von 150 bis 190 °C vorgenommen. Das Destillat der Dünnschichtverdampfung kann wieder zu­rückgeführt werden. Es empfiehlt sich, die Dimerisierung in Gegenwart eines Schutzgases durchzuführen.

    [0018] Es sind also von den in der DE-PS 10 81 895 erwähnten substituierten Pyridinen lediglich die 4-Dialkylaminopyridine als Dimerisierungska­talysatoren geeignet. Es ist auf Grund des Standes der Technik über­raschend, daß diese Pyridine hochselektive Katalysatoren für die Di­merisierung von (cyclo)aliphatischen Diisocyanaten sind.

    [0019] Erstaunlich ist es, daß man nach diesem Verfahren Uretdione in hoher Reinheit erhält. Aufgrund des Standes der Technik hätte man erwartet, daß bereits während der Reaktion zu einem bestimmten Anteil Isocyanu­rate gebildet werden. Die Vakuumdünnschichtverdampfung erfordert kurz­zeitig Temperaturen bis maximal 190 °C. Selbst unter diesen für Uret­dione drastischen Temperaturbedingungen kommt es nicht zu einer nen­nenswerten Bildung von Isocyanuraten. Insgesamt liegt der Anteil des gebildeten Isocyanurats bei dem erfindungsgemäßen Verfahren unter 0,5 %, bezogen auf die zur gleichen Zeit hergestellte Gewichtsmenge an Uretdion.

    [0020] Vorteilhaft ist auch, daß die als Katalysator benötigten substituier­ten Pyridine leicht zugängliche Handelsprodukte sind.

    [0021] Schließlich läßt sich der Reaktionsverlauf bei Verwendung der substi­tuierten Pyridine wesentlich besser steuern, da nahezu keine Neben­reaktionen stattfinden.

    [0022] Im folgenden soll das erfindungsgemäße Verfahren näher beschrieben werden.

    [0023] Als Diisocyanate eignen sich aliphatische und cycloaliphatische Di­isocyanate mit 6 bis 15 C-Atomen, vorzugsweise 8 bis 12 C-Atomen, wie z. B. Hexamethylendiisocyanat, Dodekamethylendiisocyanat und Bis-(4-­isocyanatocyclohexyl)-methan sowie deren Gemische. Bevorzugte alipha­tische Diisocyanate sind 2-Methylpentamethylendiisocyanat, sowie 2,2,4- und 2,4,4-Trimethylhexamethylendiisocyanat. Unter den cyclo­aliphatischen Diisocyanaten wird Isophorondiisocyanat bevorzugt.

    [0024] Das als Dimerisierungskatalysator verwendete Pyridin weist die allge­meine Formel

    auf. R₁ und R₂ haben unabhängig voneinander die Bedeutung eines Alkyl­restes mit 1 bis 4 C-Atomen oder bilden zusammen mit dem benachbarten Stickstoffatom einen Pyrrolidin-, Piperidin- oder Morpholinring. Im Vergleichsversuch (siehe Tabellen 4 und 5) werden die besten Ergebnis­se mit p-Pyrrolidinopyridin erzielt. Aufgrund ihrer besseren Verfüg­barkeit bevorzugt man jedoch als Katalysator 4-Dimethylaminopyridin und/oder 4-Diethylaminopyridin. Der Katalysator wird in einer Menge von 0,05 bis 10 %, insbesondere 0,2 bis 5 %, bezogen auf die Gewichts­menge des eingesetzten Diisocyanats, eingesetzt.

    [0025] Die Dimerisierung kann in Gegenwart von Lösemitteln durchgeführt wer­den, die gegenüber Diisocyanaten inert sind. Allerdings bringt eine solche Verfahrensvariante in der Regel keine besonderen Vorteile mit sich. Geeignet sind insbesondere Hexan, Toluol, Xylol, Chlorbenzol und deren Gemische.

    [0026] Die Reaktionstemperatur liegt üblicherweise zwischen 0 und 100 °C, vorzugsweise zwischen 20 und 80 °C. Die Dimerisierung wird vorteilhaf­terweise in Gegenwart eines Schutzgases, wie z. B. Stickstoff, durch­geführt. Man arbeitet üblicherweise bei Normaldruck. Die Reaktions­zeiten betragen im allgemeinen 1 bis 5 Tage. Sie hängen hauptsächlich von der Katalysatorkonzentration ab.

    [0027] Sobald ein Dimerisierungsgrad von 10 bis 80 %, vorzugsweise von 20 bis 60 %, erreicht ist, wird der Reaktionsansatz direkt einer Vakuumdünn­schichtverdampfung unterworfen. Es wird also vorteilhafterweise auf eine Desaktivierung des Katalysators verzichtet. Bei der Dünnschicht­verdampfung zwecks IPDI-Uretdion-Herstellung stellt man im Vorver­dampfer insbesondere eine Temperatur von 180 °C und einen Druck von 0,55 mbar ein. Im Hauptverdampfer beträgt die Temperatur insbesondere 165 °C und der Druck 0,05 mbar. Die Verweilzeit in Vorverdampfer und Hauptverdampfer beträgt dann jeweils ca. 1 Minute.

    [0028] Bei der Vakuumdünnschichtverdampfung fällt als Destillationsrückstand das Uretdion in einer Reinheit von mehr als 99 % an. Der Gehalt an Mo­nomeren wird gaschromatographisch bestimmt. Der Anteil des Isocyanu­ rats im Endprodukt liegt unter 0,5 %, der Monomergehalt unter 0,4 %; Katalysatorreste sind nicht nachweisbar.

    [0029] Das Destillat besteht aus monomerem Diisocyanat sowie Katalysator. Es kann vorteilhafterweise wieder dem Dimerisierungsprozeß zugeführt wer­den.

    [0030] Die Bestimmung des Dimerisierungsgrades und die Beobachtung des Reak­tionsverlaufes erfolgen mit Hilfe der NCO-Zahl. Die NCO-Zahl wird nach der Methode bestimmt, die in Houben-Weyl "Methoden der organischen Chemie" Band 14/2, Stuttgart (1963) S. 85 angegeben ist.

    [0031] Der Gehalt an Isocyanurat im Reaktionsprodukt wird qualitativ mit Hilfe des IR-Spektrums und quantitativ durch Bestimmung des NCO-Heiß­wertes ermittelt. Zur Bestimmung des NCO-Heißwertes wird die Probe 2 Stunden in Dichlorbenzol gekocht. Anschließend wird die übliche Be­stimmung der NCO-Zahl vorgenommen.

    Beispiel 1



    [0032] Eine 100 g-Probe eines (cyclo)-aliphatischen Diisocyanats, die 1 Gew.-% p-Dimethylamino-pyridin enthält, wird unter Stickstoff 24 Stun­den auf 70 °C gehalten. Anschließend ermittel man den Dimerisierungs­grad. Die gefundenen Werte sind Tabelle 1 zu entnehmen.
    Tabelle 1
    (cyclo)aliphatisches Diisocyanat Dimerisierungsgrad
    2-Methylpentan-1,5-diisocyanat 33,8 %
    Isomerengemisch aus 2,2,4- und 2,4,4-Trimethylhexamethylendiisocyanat 25,6 %
    Hexan-1,6-diisocyanat 29,9 %
    Isophorondiisocyanat 26,6 %

    Beispiel 2



    [0033] 100 g-Proben Isophorondiisocyanat, die unterschiedliche Gewichtsmen­gen p-Dimethylaminopyridin enthalten, werden unter Stickstoff 1 Tag bzw. 5 Tage bei Raumtemperatur stehengelassen. Anschließend ermittelt man den in Tabelle 2 aufgeführten Dimerisierungsgrad.
    Tabelle 2
    Beispiel Gewichtsanteil p-Dimethylaminopyridin in % Dimerisierungsgrad
        nach 1 Tag nach 5 Tagen
    2.1 0,5 11,1 % 33,3 %
    2.2 1,0 28,6 % 49,2 %
    2.3 2,0 33,9 % 61,9 %
    2.4 5,0 55,0 % 74,1 %

    Beispiel 3



    [0034] Isophorondiisocyanatproben, die unterschiedliche Gewichtsanteile p-Di­methylaminopyridin enthalten, werden unter Stickstoff bei Raumtempera­tur stehen gelassen. Anschließend erfolgt die destillative Aufarbei­tung im Vakuumdünnschichtverdampfer. Die dabei erzielten Versuchser­gebnisse sind Tabelle 3 zu entnehmen.
    Tabelle 3
      Beispiel 3.1 Beispiel 3.2 Beispiel 3.3
    Isophorondiisocyanat-Ansatz (kg) 2,97 2,94 2,85
    p-Dimethylaminopyridin (Gew.-%) 1,0 2,0 5,0
    Reaktionszeit (Stunden) 120 67 17,5
    Destillat Gew.-% des Ansatzes 57,3 58,2 63,1
    Uretdion-Ausbeute Gew.-% des Ansatzes 42,7 41,8 36,9

    Beispiel 4



    [0035] Eine 100 g-Isophorondiisocyanat-Probe, die 5 Gew.-% Dimerisierungska­talysator enthält, wird unter Stickstoff 1 Tag auf Raumtemperatur ge­halten. Anschließend bestimmt man den Dimerisierungsgrad, der in Ta­belle 4 aufgeführt ist.
    Tabelle 4
    Beispiel Katalysator Dimerisierungsgrad
    4.1 p-Pyrrolidinopyridin 61,4 %
    4.2 p-Diethylaminopyridin 55,0 %
    4.3 p-Piperidinopyridin 50,3 %
    4.4 p-Morpholinopyridin 16,9 %

    Beispiel 5



    [0036] Eine 100 g Isophorondiisocyanat-Probe, die 1 Gew.-% Dimerisierungska­talystor enthält, wird unter Stickstoff 2 Tage auf Raumtemperatur ge­halten. Anschließend ermittelt man den in Tabelle 5 angegebenen Dime­risierungsgrad.
    Tabelle 5
    Beispiel Katalysator Dimerisierungsgrad nach 2 Tagen
    5.1 p-Pyrrolidinopyridin 48,1
    5.2 p-Diethylaminopyridin 48,1
    5.3 p-Dimethylaminopyridin 39,7
    5.4 p-Piperidinopyridin 30,2

    Vergleichsbeispiele A bis D



    [0037] Eine 100 g Isophorondiisocyanat-Probe, die 1 Gewichtsprozent Dimeri­sierungskatalysator enthält, wird unter Stickstoff 1 Tag bzw. 10 Tage auf Raumtemperatur gehalten. Anschließend ermittelt man den in Tabelle 6 angegebenen Dimerisierungsgrad.
    Tabelle 6
    Vergleichsbeispiel Katalysator Dimerisierungsgrad nach
        1 Tag 10 Tagen
    A 1,8-Diazabicyclo[5.4.0]undec-7-en 0 0
    B 1,2-Dimethylimidazol 0 0
    C 3-Dimethylaminopyridin 0 0
    D 2-Dimethylaminopyridin 0 0



    Ansprüche

    1. Verfahren zur Herstellung von Uretdionen mit einem Reinheitsgrad von mehr als 99 % durch Umsetzung der entsprechenden Diisocyanate unter wasserfreien Bedingungen mit Pyridinen der allgemeinen Formel

    wobei R₁ und R₂ jeweils unabhängig von einander für einen Alkylrest mit 1 bis 4 C-Atomen stehen oder zusammen mit dem Stickstoff einen Pyrrolidin-, Piperidin- oder Morpholinring bilden können, und an­schließende Aufarbeitung des Reaktionsgemisches,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß man
    - als Diisocyanat ein (cyclo)aliphatisches Diisocyanat oder ein entsprechendes Diisocyanatgemisch mit jeweils 6 bis 15 C-Atomen einsetzt und
    - das Reaktionsgemisch nach Erreichen eines Dimerisierungsgrades von 10 bis 80 %, insbesondere 20 bis 60 %, einer Vakuumdünn­schichtverdampfung zur Isolierung des Uretdions unterwirft.
     
    2. Verfahren gemäß Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß man als Diisocyanat Isophorondiisocyanat einsetzt.
     
    3. Verfahren gemäß den Ansprüchen 1 und 2,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß man das substituierte Pyridin in einer Menge von 0,05 bis 10 %, insbesondere 0,2 bis 5 %, bezogen auf das Gewicht des eingesetzten Diisocyanats, einsetzt.
     
    4. Verfahren gemäß den Ansprüchen 1 bis 3,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Substituenten R₁ und R₂ des Pyridins für eine Methyl- oder Ethylgruppe stehen.
     
    5. Verfahren gemäß den Ansprüchen 1 bis 4.
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Dimerisierung bei einer Temperatur von 0 bis 100 °C, insbe­sondere 20 bis 80 °C, durchgeführt wird.
     
    6. Verfahren gemäß den Ansprüchen 1 bis 4,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß man die Dünnschichtverdampfung bei einem Vakuum im Bereich von 0,1 bis 20 mbar und einer Temperatur von 150 bis 190 °C durchführt.
     
    7. Verfahren gemäß den Ansprüchen 1 bis 6,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß das im Vakuumdünnschichtverdampfer anfallende Destillat, das aus unumgesetzem Diisocyanat und Katalysator besteht, wieder zu­rückgeführt wird.
     
    8. Verfahren gemäß den Ansprüchen 1 bis 6,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß man die Dimerisierung in Anwesenheit eines Schutzgases durch­führt.