[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Hydrierung fester kohlenstoffhaltiger
Einsatzstoffe nach dem Oberbegriff von Patentanspruch 1. Hierbei sind Temperaturen
im Sumpfphasereaktor von etwa 400 bis 500 °C und im Gasphasereaktor von etwa 370 bis
450 °C typisch, und der Verfahrensdruck kann zwischen 150 bis 1200 bar gewählt werden.
[0002] Es sind Verfahren bekannt, wobei das gesamte Heißabscheiderkopfprodukt über eine
nachgeschaltete Gasphasehydrierung gefahren wird und anschließend die Öle durch partielle
Kondensation in einem Zwischenabscheider in der Weise aufgetrennt werden, daß der
Lösungsmittelanteil als Zwischenabscheidersumpfprodukt direkt zur Kohlebreiherstellung
rezirkuliert - sogenannte "direkte Lösungsmittelrückführung" - und die Nettoölprodukte
als Zwischenabscheiderkopfprodukt (vgl. DE 35 24 449 Al und DE 30 22 158 Al) anfallen.
[0003] Es ist weiterhin ein Verfahren bekannt, bei dem Schweröl als Einsatzprodukt einem
Vorheizer zugeführt wird und bei welchem ein in einem von dem Heißabscheiderkopfprodukt
durchströmten Gaswärmetauscher aufgeheizter Teilstrom der insgesamt erforderlichen
Hydriergasmenge dem vorgewärmten Gemisch von Schweröl, Additiv und Hydriergas vor
Eintritt in den Sumpfphasereaktor zugegeben wird (vgl. DE 35 23 709 Al). Dieses Verfahren
mit getrennter Hydriergasaufheizung war auch bereits für die Kohlehydrierung vorgeschlagen
worden (vgl. DE 35 05 553 Al).
[0004] Bei der großtechnischen Realisierung eines Hydrierverfahrens mit Sumpfphase- und
Gasphasehydrierung müssen drei Merkmale beachtet werden. Erstens müssen die prozeßrelevanten
Parameter - speziell die definierten Eintrittstemperaturen von Sumpfphase- und Gasphasereaktor
sowie die definierte Temperatur im Zwischenabscheider - einstellbar sein. Diese Temperatureinstellungen
werden durch veränderliche Wärmeübertragungsleistungen infolge Verschmutzung der Maischewärmeaustauscher
erschwert. Zweitens müssen die besonderen Bedingungen bei der gemeinsamen Aufheizung
von Maische und Hydriergas in den Wärmeaustauschern bei der Fahrweise mit integrierter
Gasphasehydrierung berücksichtigt werden; denn es ist bekannt, daß infolge veränderter
Lösungsmittelqualität eine erhöhte Gefahr des Austrocknens der Wärmeaustauscher infolge
Ölausstrippung durch Hydriergas besteht. Drittens soll die exotherme Reaktionswärme
aus Sumpfphase- und Gasphasehydrierung in optimaler Weise für die Wärmerückgewinnung
genutzt werden, um einen wärmeautarken Prozeß zu erreichen oder aber die erforderliche
Zusatzheizung klein zu halten; es soll möglichst auf den Maischeaufheizofen verzichtet
werden, da dieser eines der kritischsten Bauteile jeder Sumpfphasehydrierung darstellt.
[0005] Bei den bekannten Verfahren (z. B. o. g. DE 35 24 449 Al, DE 30 22 158 Al) werden
mittels Fremdkühlung die definierten Prozeßtemperaturen im Gasphasereaktor und im
Zwischenabscheider eingestellt, jedoch ohne Berücksichtigung der Wärmerückgewinnung
sowie der veränderlichen Wärmeübertragungsleistungen der Maischewärmeaustauscher infolge
zunehmender Verschmutzung.
[0006] Bei den bekannten Verfahren (vgl. DE 35 23 709 Al und DE 35 05 553 Al) wird zwar
die erhöhte Gefahr der Maischeaustrocknung in den Wärmeaustauschern durch Reduzierung
der Hydriergasmenge im Maischeaufheizpfad - der große Teil der Hydriergasmenge wird
in separaten Gaswärmeaustauschern aufgeheizt - reduziert; die Einstellung der beiden
o. g. definierten Temperaturen blieb bisher unberücksichtigt. Die beiden Verfahren
haben den Nachteil, daß der Wärmeaustauscher zur Aufheizung des Flüssig/Fest-Gasgemisches
nach dem Gasphasereaktor - d. h. auf vergleichsweise niedrigerem Temperaturniveau
- angeordnet ist und somit keine maximale Aufheizung des Flüssig/Fest-Gasgemisches
gewährleistet ist. Somit ist zwar der Ofen für die Aufheizung des Flüssig/Fest-Gasgemisches,
der sogenannte Maischeofen, in seiner Kapazität gegenüber den früheren Hydrierverfahren
reduziert, er entfällt jedoch nicht.
[0007] Auch das bekannte Verfahren (vgl. DE 26 51 253 Al) erfüllt die o. g. Bedingungen
nicht, da es sich nur auf die Sumpfphasehydrierung bezieht und der Maischeofen nicht
entfallen kann.
[0008] Die durch eine Mehrphasenströmung von Gasen und Dämpfen, Flüssigkeit sowie Feststoff
im Rohr gekennzeichneten Verfahrensbedingungen ziehen erhebliche Unsicherheiten bei
der Auslegung des Aufheizofens sowohl bei der Berechnung des Druckverlustes als auch
des Wärmetransportes nach sich.
[0009] Betriebstechnische Nachteile resultieren aus der Neigung zur Verkrustung der Innenseite
der Ofenrohre und aus Verkokungsreaktionen des Produktes in den Rohren. Damit verbunden
sind eine Laufzeitbegrenzung der Hydrieranlage insgesamt sowie auch sicherheitstechnische
Probleme wie das Auftreten von sogenannten hot spots, die zu Rohrreißern führen können.
[0010] Die Erfindungsaufgabe besteht darin, den Verfahrensablauf so zu gestalten, daß erstens
die prozeßrelevanten Temperaturen im Gasphasereaktor und im Zwischenabscheider trotz
veränderlicher Wärmeaustauschleistung der Maischewärmeaustauscher eingestellt werden
können, zweitens eine Austrocknung der Maische in den Maischewärmeaustauschern vermieden
wird und drittens die Reaktionswärmen der Sumpfphase- und Gasphasehydrierung für einen
wärmeautarken bzw. wärmetechnischen optimierten Prozeß genutzt werden.
[0011] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Merkmale von Patentanspruch
1 verwirklicht sind.
[0012] Die definierten Temperatureinstellungen erfolgen im Gasphasereaktor und im Zwischenabscheider
durch Gaswärmetauscher mit Bypaßbetrieb, wobei in den Gaswärmeaustauschern ein indirekter
Wärmeaustausch zwischen dem Heißabscheiderkopfprodukt und dem getrennt aufgeheizten
Hydriergas stattfindet und der Bypaß auf der Hydriergasseite ist. Durch die getrennte
Gasaufheizung wird gleichzeitig die Gefahr der Maischeaustrocknung beseitigt. Die
definierte Temperatureinstellung im Gasphasereaktor erfolgt weiterhin erfindungsgemäß
durch einen heißabscheiderkopfproduktseitigen Bypaß am Maischewärmeaustauscher, welcher
zwischen Heißabscheider und Gasphasereaktor angeordnet ist sowie durch unterschiedliche
Einspeisungen von Vakuumgasöl auf dem Pfad des Heißabscheiderkopfproduktes zum Gasphasereaktor.
[0013] Gemäß der Erfindung wird eine optimale Maischeaufheizung dadurch erreicht, daß unter
Ausnutzung der Reaktionswärme aus der Sumfphase- und Gasphasehydrierung das Heißabscheiderkopfprodukt
seine Wärme durch indirekten Wärmeaustausch auf jeweils hohem Temperaturniveau an
das Maische-Hydriergasgemisch und auf jeweils tieferem Temperaturniveau an das getrennt
aufzuheizende Hydriergas überträgt. Hierdurch entfällt der Maischeaufheizofen und
bei guter Wärmeisolierung auch ggf. der Hydriergasaufheizofen bei Normalbetrieb. Der
Hydriergasofen wird dann in der Regel bei Normalbetrieb mittels Bypaß umfahren und
nur zum Anfahren benötigt.
[0014] In weiterer Ausgestaltung (vgl. Fig. 1) des vorgeschlagenen Verfahrens werden der
Maischestrom (3) durch drei Wärmetauscher (18), (19), (20) und der separat aufzuheizende
Hydriergasstrom (5) vor Eintritt in den Hydriergasofen (24) durch drei Wärmetauscher
(21), (22), (23) im Gegenstrom zu dem Heißabscheiderkopfprodukt (9) geführt.
[0015] Bei der Aufteilung der Gesamt-Hydriergasmenge auf die beiden Teilströme kann auch
so vorgegangen werden, daß für den Maischestrom Frischwasserstoff als Feed und für
den zweiten Teilstrom des Hydriergases das Kreislaufhydriergas vorgesehen werden.
[0016] Dabei tritt Strom (9) in Abstromrichtung nacheinander mit dem Maischestrom (3) in
Wärmetauscher (20) und dem Teilstrom des Hydriergases (5) in Wämetauscher (23) in
Wärmetauschbeziehung und durchläuft einen Reaktor (27) zur Hydrierung in der Gasphase
an einem Festbettkontakt. Die Eintrittstemperatur im Gasphasereaktor (27) wird je
nach Verschmutzungszustand der Maischewärmeaustauscher (18), (19) und (20) über Bypaßstellungen
der Wärmeaustauscher (20) und (23) sowie über alternative Vakuumgasöleinspeisungen
(32) vor die Wärmeaustauscher (20) und (23) sowie durch Vakuumgasöleinspeisung und
Quenchgaseinspeisung vor den Gasphasereaktor (27) eingestellt. Der in Reaktor (27)
raffinierte Produktstrom durchläuft als Strom (10) Wärmetauscher (19) und Wärmetauscher
(22) in Wärmetauschbeziehung mit Strom (3) bzw. Strom (5) sowie einen Zwischenabscheider
(28) mit Abtrennung einer Heißölfraktion (11). Die Temperatureinstellung im Zwischenabscheider
(28) erfolgt durch Bypaßeinstellung im Wärmeaustauscher (22). Der von Abscheider (28)
abgezogene Reststrom (12) gibt in den Wärmetauschern (18) und (21) seine restliche
für die Aufheizung der Einsatzprodukte verwertbare Wärme an Strom (3) und Strom (5)
ab und wird über einen Wasserkühler (31) einem Kaltabscheider (29) zugeführt, in dem
eine Abtrennung von Abwasser (14) und Abgas sowie die Gewinnung einer Kaltölfraktion
(13) und Rückführung des Kreislaufhydrierungsgasanteiles als Strom (15) über Kompressor
(30) in den Prozeß erfolgen.
[0017] Im Anschluß an den Kaltabscheider (29) kann in üblicher Weise eine Gaswäsche zur
Aufarbeitung des Kreislaufhydriergasanteiles vorgesehen werden. Durch eine derartige
Aufarbeitung wird durch Entfernung der in der Gaswäsche mittels Waschflüssigkeit löslichen
C₁- bis C₄-Bestandteile ein ausreichender Wasserstoffpartialdruck in dem Hydriergassystem
gewährleistet.
[0018] Der separate Teilstrom aus der insgesamt einzusetzenden Hydriergasmenge kann 20 bis
95, vorzugsweise 40 bis 80 % der insgesamt erforderlichen Hydriergasmenge ausmachen.
[0019] In weiterer Ausgestaltung (vgl. Figur 2) wird die definierte Temperatur im Zwischenabscheider
(28) nicht über den Gaswärmeaustauscher (22) mit Bypaßeinstellung sondern mittels
Bypaßfahrweise des Maischewärmeaustauschers (19) eingestellt. Hierdurch wird zwar
gegenüber Figur 1 eine vergleichweise größere Austauschfläche das Maischewärmeaustauschers
(19) benötigt; es entfällt aber der Gaswärmeaustauscher (22).
1. Verfahren zur Hydrierung fester kohlenstoffhaltiger Einsatzstoffe wie Steinkohle
oder Braunkohle mit wasserstoffhaltigen Gasen als Hydriergas unter den Bedingungen
einer Sumpfphasenhydrierung mit nachgeschalteter Gasphasehydrierung bei erhöhter Temperatur
und erhöhtem Druck, ggf. in Anwesenheit eines Katalysators, mit nachgeschalteter Heißabscheiderstufe
unter getrennter Aufheizung eines aus den Einsatzstoffen und einem Teilstrom des Hydriergases
gebildeten Maischestroms und eines zweiten Teilstroms des Hydriergases, wobei das
Heißabscheiderkopfprodukt im indirekten Wärmetausch seine Wärmeenergie an die genannten
Einsatzströme abgibt, dadurch gekennzeichnet, daß ein Maischeaufheizofen entfällt
und ein Hydriergasaufheizer im Normalfall im Bypaß und nur bei besonderen Fahrzuständen,
beim Anfahren oder im verschmutzten Zustand der für den indirekten Wärmetausch eingesetzten
Wärmeaustauscher, verwendet wird, wobei im Hydriergasaufheizer eine Aufheizung der
Gase auf 300 bis 650, vorzugsweise 450 bis 550 °C erfolgt, und durch anschließende
Vereinigung mit dem durch indirekten Wärmeaustausch aufgeheizten Maischestrom die
notwendige Eintrittstemperatur in den Sumpfphasereaktor erreicht wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Maischestrom (3) durch
Wärmetauscher (18), (19), (20) und der separat aufzuheizende zweite Teilstrom des
Hydriergases (5) vor Eintritt in den Hydriergasofen (24) durch Wärmetauscher (21),
(22), (23) im Gegenstrom zu dem Heißabscheiderkopfproduktstrom (9) geführt werden
und daß Strom (9) in Abstromrichtung nacheinander mit dem Maischestrom (3) in einem
Wärmetauscher (20) und dem Hydriergasstrom (5) in einem Wärmetauscher (23) dem Wärmeaustausch
unterworfen wird, einen Reaktor (27) zur Hydrierung in der Gasphase an einem Festbettkontakt
durchläuft, als Strom (10) einen Wärmetauscher (19) und einen Wärmetauscher (22) zwecks
Wärmetausch mit Strom (3) bzw. Strom (5) sowie einen Zwischenabscheider (28) zur Abtrennung
einer Heißölfraktion (11) durchläuft, um als Strom (12) einen Wärmetauscher (18) und
einen Wärmetauscher (21) zwecks Wärmetausch mit Strom (3) bzw. Strom (5) und einen
Kühlwasserwärmeaustauscher (31) sowie einem Kaltabscheider (29) zugeführt zu werden,
wo eine Abtrennung von Abwasser und Abgas sowie die Gewinnung einer Kaltölfraktion
(13) und Rückführung eines Kreislaufhydriergasanteiles (15) vorgenommen werden.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß ein Teil
des Kreislaufhydriergasstroms als Quenchgasstrom (16) zur Temperaturregelung in den
Sumpfphasereaktor (25), den Gasphasereaktor (27) und in den Heißabscheider (26) eingespeist
werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß zur Einstellung
der erforderlichen Gasphaseeintrittstemperatur ein gas-/dämpfeseitiger Bypaß um den
Wärmaustauscher (20) oder auch ein gasseitiger Bypaß um den Wärmetauscher (23) verwendet
wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß eine Einspeisung
von Vakuumgasöl als Strom (32) in den Heißabscheiderkopfproduktstrom entweder vor
dem Wärmeaustauscher (20) oder dem Wärmeaustauscher (23) oder auch direkt vor dem
Gasphasereaktor (27) erfolgt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Gasphaseprodukt
durch Abkühlung im Gaswärmeaustauscher (22) mit gasseitiger Bypaßeinstellung auf eine
definierte Temperatur des Zwischenabscheiders (28) in einen Sumpfanteil (11) für die
Lösungsmittelrückführung und in einen Kopfanteil (12) für die Nettoprodukte aufgeteilt
wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß das Gasphaseprodukt
durch Abkühlung im Maischewärmeaustauscher (19) mit Bypaßeinstellung auf eine definierte
Temperatur des Zwischenabscheiders (28) in einen Sumpfanteil (11) für die Lösungsmittelrückführung
und in einen Kopfanteil (12) für die Nettoprodukte aufgeteilt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß der separat
aufgeheizte Teilstrom (5) 20 bis 95, vorzugsweise 40 bis 80 % der insgesamt einzusetzenden
Hydriergasmenge ausmacht.