[0001] Die Erfindung betrifft die Verwendung von hydrierten Polydiolefinblockpolymeren
als Viskositätsindex verbessernde Additive für Mineralschmieröle.
[0002] Der Viskositätsindex (VI) von Schmierstoffen auf Mineralölbasis wird herkömmlich
durch polymere Zusatzstoffe eingestellt. Es ist bekannt, daß der Viskositätsindex
von Mineralschmierölen durch Zusatz von Ethylen/Buten-(1)-Copolymerisaten verbessert
werden kann. So werden in DE-OS 23 58 764 hydrierte Polydiolefine als Zusätze zu Mineralschmierölen
beschrieben, bei denen vor der Hydrierung 30 bis 95, vorzugsweise 40 bis 65 % der
Doppelbindungen 1,2-Konfiguration aufweisen. Diese Polymere befriedigen jedoch im
Hinblick auf die Viskositätsindex verbessernde Wirkung und Beständigkeit im Motor
noch nicht.
[0003] Es war daher Aufgabe der Erfindung, Schmieröladditive zur Verfügung zu stellen, die
eine zum Stand der Technik deutlich erhöhte VI-verbessernde Wirkung entfalten und
darüber hinaus eine hervorragende Beständigkeit gegenüber Scherwirkung, Oxidation
und thermischer Beanspruchung aufweisen.
[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch Mineralschmieröle gelöst, die als VI-Verbesserer
ein hydriertes Block(co)polymeres der formalen Struktur AB enthalten, wobei der Polymerblock
A - vor der Hydrierung - ein Polybutadien mit einem 1,2-Gehalt zwischen 7 und 20 %,
der Polymerblock B - vor der Hydrierung - ein Polybutadien- oder ein Copolymeres aus
Butadien und Isopren einen 1,2-Gehalt von mehr als 35 %, oder der Polymerblock B ein
Homopolymerisat des Isoprens darstellt.
[0005] Verfahren zur Herstellung hydrierter Blockcopolymerer ausgehend von 1,3-Butadien,
die vor der Hydrierung einen Block mit überwiegend 1,4 und einen zweiten Block mit
erhöhter 1,2-Mikrostruktur aufweisen, sind bekannt und werden z.B. in EP-A1 0 024
314 beschrieben.
[0006] Die Polymerisate werden zweckmäßig durch anionische Polymerisation der Monomeren
in Gegenwart eines Katalysatorsystems aus lithiumorganischen Verbindungen in inerten
Lösungsmitteln hergestellt. Es ist bekannt, daß bei der Polymerisation von Butadien
in Gegenwart von Lewis-Basen Blockcopolymere erhalten werden, wenn entweder im Verlauf
der Polymerisation Lewis-Basen zugesetzt werden, oder aber die Polymerisation in mehreren
Stufen erfolgt, wobei bei jeder Zugabe von Monomeren auch die Menge an Lewis-Basen
verändert wird (US-PS 3 140 278).
[0007] Als lithiumorganische Initiatoren kommen beispielsweise Methyllithium, Ethyllithium,
n-, sek-Butyllithium oder Isopropyllithium in Betracht. Bevorzugt wird n- oder sek-Butyllithium
eingesetzt.
[0008] Als Lösungsmittel für die Polymerisation werden in der Regel geradkettige und verzweigte
aliphatische Kohlenwasserstoffe wie n-Oktan oder n-Hexan, sowie einfache oder substituierte
cycloaliphatische und aromatische Kohlenwasserstoffe wie Cyclohexan, Methylcyclohexan,
Toluol, sowie jede beliebige Mischung der aliphatischen, cycloaliphatischen und aromatischen
Kohlenwasserstoffe verwendet.
[0009] Cyclohexan ist als Lösungsmittel bevorzugt.
[0010] Als Lewis-Basen kommen Ether, wie Diethylether, Tetrahydrofuran, Diethylenglykoldimethylether,
oder tertiäre Amine, wie Tetramethylethylendiamin, Pyridin, N-Methylmorpholin oder
1,2-Dipiperidinoethan in Betracht.
[0011] Alle Einsatzstoffe müssen von Sauerstoff und protonenaktiven Verunreinigungen befreit
werden; dies kann z.B. durch Kontaktieren mit Metallorganylen oder durch adsorptive
Reinigung z.B. an Aluminiumoxid erfolgen. Die Durchführung der Polymerisation erfolgt
unter Inertgasbedingungen bei Temperaturen von -20 bis 140°C, vorzugsweise bei 25
bis 80°C bei Drücken, bei denen die Monomeren und Lösungsmittel bei der Polymerisationstemperatur
nicht verdampfen. Nach beendeter Polymerisation wird das Polymerisationsgemisch mit
einer ausreichenden Menge Wasser, Methanol oder Isopropanol versetzt, um die aktiven
Endgruppen bzw. überschüssigen Initiator zu desaktivieren.
[0012] Gegebenenfalls können die aktiven Endgruppen der Polymeren auch funktionalisiert
werden durch Umsetzung mit geeigneten Reagentien wie Ethylenoxid, Ethylensulfid oder
Schiff'schen Basen.
[0013] Die Darstellung der Blockpolymerisate erfolgt im allgemeinen in der Weise, daß in
einer ersten Stufe eine Teilmenge des Dienkohlenwasserstoffs zur Bildung des A-Blocks
in dem inerten Lösungsmittel vollständig auspolymerisiert wird, im zweiten Polymerisationsschritt
die zweite Teilmenge Dienkohlenwasserstoffs zur Bildung des B-Blocks vollständig umgesetzt
wird. In beiden Polymerisationsstufen werden dem Reaktionsgemisch gerade soviel an
Lewis-Basen zugesetzt, wie - unter Berücksichtigung der Polymerisationstemperatur
- für den gewünschten 1,2-Einbau des Diens erforderlich ist.
[0014] Anschließend werden die Polymerisate hydriert. Dies kann entweder in homogener Phase
mit Katalysatoren auf Basis von Salzen, insbesondere von Carboxylaten, Alkoxiden oder
Enolaten des Kobalts, Nickels oder Eisens, die mit Metallalkylen, insbesondere Aluminiumalkylen
kombiniert sind bei Temperaturen von 40 bis 130°C und Wasserstoffdrücken von 1 bis
100 bar erfolgen. Derartige Verfahren werden u.a. in den Druckschriften US-PS 3 113
986 oder der DE-AS 1 222 260, auf die hiermit Bezug genommen wird, beschrieben.
[0015] Die Hydrierung kann auch in heterogener Phase an suspendierten oder fest angeordneten
stückigen Katalysatoren durchgeführt werden. Man verwendet dazu Nickel- oder Platinmetalle
als Katalysatoren bei Wasserstoffdrücken von 20 bis 300 bar und Temperaturen zwischen
40 und 300°C, (z.B. nach den Angaben der DE-AS 1 106 961 oder DE-OS 1 595 345).
[0016] Zur Isolierung der hydrierten Polymeren kann das Polymerisationsgemisch nach bekannten
Verfahren wahlweise direkt zur Trockene erhitzt oder mit Wasserdampf behandelt werden,
wobei das Lösungsmittel abdestilliert wird. Es kann gleichfalls mit einem Überschuß
eines Fällungsmittels wie Ethanol gefällt, mechanisch abgetrennt und getrocknet oder
durch Extruderentgasung aufgearbeitet werden.
[0017] Das Zahlenmittel des Molekulargewichts des erfindungsgemäß zu verwendenden hydrierten
Blockpolymerisats kann innerhalb eines breiten Bereiches liegen, jedoch soll das durchschnittliche
Molekulargewicht vorteilhaft zwischen 30 000 und 150 000 betragen.
[0018] Das Gewichtsverhältnis der Blöcke A und B zueinander kann gleichfalls sehr stark
varriert werden, bevorzugt wird jedoch ein Verhältnis, das zwischen 0,25 und 4 liegt.
[0019] Die hydrierten Blockpolymerisate werden in Mengen von 0,5 bis 6, vorzugsweise 1
bis 5 Gew.% im Mineralöl bei 80 bis 130°C gelöst.
[0020] Als Mineralschmierstoffe kommen übliche für Schmieröle verwendete Kohlenwasserstoffe
in Betracht, die aus natürlich vorkommenden, paraffinischen oder naphthenischem Erdöl
durch Destillation und anschließende Raffination gewonnen werden.
[0021] Außer den erfindungsgemäß zu verwendenden Zusätzen können die Mineralschmierölzusammensetzungen
noch andere bekannte Additive, z.B. Antioxidantien, Mittel zur Senkung des Stockpunktes,
Farbstoffe, Detergentien usw. enthalten.
[0022] Die Polymerisate werden zur Einstellung der geforderten Parameter mit folgenden Methoden
charakterisiert:
[0023] Das mittlere Molekulargewicht (Zahlenmittel M
w) wird durch Gelpermeationschromatographie anhand von Eichkurven für Polybutadien
(Eichsubstanzen M
w/M
n = ca. 1) bei 23°C in 0,125 gew.%iger Tetrahydrofuranlösung bei einer Durchflußgeschwindigkeit
von 1,5 ml/min ermittelt.
[0024] Die Dienmikrostruktur der Polymerisate wird durch Fourier-Analyse der Infrarot-Spektren
bestimmt.
Beispiel 1
[0025] In einem thermostatisierbaren Rührkessel werden unter Reinstickstoff 5400 g gereinigtes,
wasserfreies Cyclohexan und 420 g gereinigtes 1,3-Butadien vorgelegt und die Mischung
auf 56°C aufgeheizt. Die im Reaktionsgemisch noch vorhandenen Verunreinigungen werden
durch Zugabe geringer Mengen einer 0,8 %igen Lösung von sek.-Butyllithium in Cyclohexan
entfernt, bis die Temperatur anzusteigen beginnt. Anschließend werden 9,5 mmol sek.-Butyllithium
(0,8 %ige Lösung in Cyclohexan) als Initiator zugesetzt und die Temperatur der Polymerisation
wird etwa 1 Stunde zwischen 60 und 70°C zur Bildung des ersten Blocks aus Polybutadienyllithium
eingestellt. Sodann werden dem Reaktionsgefäß 300 mmol Tetrahydrofuran, das zur Reinigung
frisch über Natrium/Benzophenon abdestilliert wurde, und weitere 180 g 1,3-Butadien
zugeführt. Die Bildung des zweiten Blocks ist bei isothermer Reaktionsführung bei
70°C nach 2 h vollständig abgeschlossen. Danach werden 5 ml Isopropanol zugesetzt,
um den Abbruch der lebenden Kettenenden sicherzustellen. Nach jeder Polymerisationsstufe
werden dem Reaktionsgefäß Probemengen für analytische Zwecke entnommen.
[0026] Das AB-Blockpolymere weist folgende Struktur auf:
Molekulargewicht A-Block : |
44 000 g/mol |
Molekulargewicht AB-Block : |
65 000 g/mol |
Mikrostruktur A-Block : |
8,2 % (1,2-Vinyl) |
Mikrostruktur B-Block : |
38 % (1,2-Vinyl) |
[0027] Die Hydrierung des erhaltenen Blockpolymeren erfolgt durch Zugabe einer Katalysatorlösung
aus 1,4 g Nickel(II)acetylacetonat in 80 g Toluol, versetzt mit 30 ml einer 20 gew.%igen
Lösung von Aluminiumtriisobutyl in Hexan bei einem Wasserstoffdruck von 15 bar und
80°C Hydriertemperatur.
[0028] Nach 8 Stunden wird ein Restdoppelbindungsgehalt von weniger als 3 % der ursprünglich
vorhandenen Doppelbindungen erreicht.
[0029] Das hydrierte Blockpolymerisat wird durch Zusatz von Ethanol gefällt, isoliert und
bei 60°C im Vakuum getrocknet.
Beispiel 2
[0030] Man verfährt wie in Beispiel 1 beschrieben, verwendet jedoch zur Herstellung des
AB-Blockpolymeres die folgende Rezeptur:
5 000 g Cyclohexan |
|
480 g 1,3-Butadien |
1. Polymerisationsstufe |
10 mmol sek.-Butyllithium |
|
500 mmol Tetrahydrofuran |
|
120 g 1,3-Butadien |
2. Polymerisationsstufe |
Charakterisierung:
[0031]
Molekulargewicht A-Block : |
42 000 g/mol |
Molekulargewicht AB-Block : |
54 000 g/mol |
Mikrostruktur |
|
A-Block : |
9,3 % (1,2-Vinyl) |
B-Block : |
48,8 % (1,2-Vinyl) |
[0032] Hydrierung und Aufarbeitung erfolgen gemäß den Angaben des Beispiels 1.
[0033] Die Polymerisate gemäß Beispiel 1 und 2 werden in einem Mineralöl bei 115°C gelöst.
Das Grundöl weist bei 37,8°C eine Viskosität von 41,00 mm²/s, bei 98,9°C eine Viskosität
von 6,25 mm²/s auf. In Tabelle 1 sind einige schmierstofftechnische Daten aufgeführt.
Tabelle 1
|
Polymerkonz. in der Lösung (Gew.%) |
Viskosität bei 98,9°C (mm²/s) |
Viskosität bei 37,8°C (mm²/s) |
VI (nach DIN 51 564) |
Beispiel 1 |
1,5 |
15,74 |
83,95 |
201 |
Beispiel 2 |
1 |
11,34 |
58,92 |
190 |
Scherverlust (Schertest nach DIN 51 382)
[0034]
Beispiel 1 |
3,0 % |
Beispiel 2 |
0,5 % |
Vergleichsversuch
[0035] In 5200 g Cyclohexan und 800 mmol Tetrahydrofuran werden 1000 g gereinigtes 1,3-Butadien
vorgelegt und auf 60°C aufgeheizt. Als Initiator werden 30 mmol sek.-Butyllithium
(0,8 %ige Lösung in Cyclohexan) zugesetzt, und man läßt bei 60 bis 70°C 3 Stunden
polymerisieren.
[0036] Das so erhaltene Polybutadien weist folgende Struktur auf:
Molekulargewicht: |
38 000 g/mol |
Mikrostruktur: |
52 % (1,2-vinyl) |
[0037] Die Hydrierung und Aufarbeitung erfolgt analog Beispiel 1. Es enthält noch ca. 0,8
% olefinische Doppelbindungen.
[0038] Eine 4 gew.%ige Lösung des Polymerisats im gleichen Mineralöl ergibt einen Viskositätsindex
von 140 (DIN 51 564). Im Schertest nach DIN 511 382 ergibt sich ein Scherverlust von
4,3 %.
1. Schmierölzusammensetzung, bestehend aus einem Kohlenwasserstoffgrundöl und Schmieröladditiven,
dadurch gekennzeichnet, daß sie als Viskositätsindex verbesserndes Additiv geringe
Mengen eines hydrierten Polydienblockpolymeren enthält, das vor der Hydrierung eine
AB-Blockstruktur aufweist, wobei der A-Block ein Polybutadien mit einem Gehalt von
höchstens 20 % 1,2-Struktureinheiten ist, der B-Block ein Polybutadien oder ein Copolymer
aus Butadien und Isopren mit einem Gehalt von 1,2-Struktureinheiten von mehr als 35
% oder ein Polyisopren ist, das Gewichtsverhältnis von Block A zu Block B 0,25 bis
4 und wobei das mittlere Molgewicht 30.000 bis 150.000 beträgt.
2. Schmierölzusammensetzung gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Gehalt
der hydrierten Polydienblockpolymeren 0,5 bis 6 Gew.%, bezogen auf die Schmierölzusammensetzung
beträgt.
3. Schmierölzusammensetzung gemäß Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß
die hydrierten Blockpolymere noch höchstens 5 % der ursprünglich vorhandenen Doppelbindungen
enthalten.
4. Verwendung von hydrierten Polydienblockpolymeren, die vor der Hydrierung eine AB-Blockstruktur
aufweisen, wobei der A-Block ein Polybutadien mit einem Gehalt von höchstens 20 %
1,2-Struktureinheiten ist, der B-Block ein Polybutadien oder ein Copolymer aus Butadien
und Isopren mit einem Gehalt von 1,2-Struktureinheiten von mehr als 35 % oder ein
Polyisopren ist, das Gewichtsverhältnis von Block A zu Block B 0,25 bis 4 und wobei
das mittlere Molgewicht 30.000 bis 150.000 beträgt als Viskositätsindex verbesserndes
Additiv für Schmieröle.
5. Verwendung von hydrierten Polydienblockpolymeren gemäß Anspruch 4 in Mengen von
0,5 bis 6 Gew.%, bezogen auf das fertige Schmieröl.
6. Verwendung von hydrierten Polydienblockpolymeren gemäß Ansprüchen 4 und 5, dadurch
gekennzeichnet, daß die hydrierten Polydienblockpolymeren noch höchstens 5 % der
ursprünglichen Doppelbindungen enthalten.