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EP 0 319 453 A2 |
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EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG |
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Veröffentlichungstag: |
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07.06.1989 Patentblatt 1989/23 |
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Anmeldetag: 30.11.1988 |
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Internationale Patentklassifikation (IPC)4: B22C 15/08 |
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Benannte Vertragsstaaten: |
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AT CH FR GB IT LI NL SE |
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Priorität: |
01.12.1987 DE 3740611
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Anmelder: Heinrich Wagner Sinto
Maschinenfabrik GmbH |
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57334 Bad Laasphe (DE) |
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Erfinder: |
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- Grolla, Herbert, Dipl. Ing.
D-5928 Bad Laasphe (DE)
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Vertreter: Missling, Arne, Dipl.-Ing. |
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Patentanwalt
Bismarckstrasse 43 D-35390 Giessen D-35390 Giessen (DE) |
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Entgegenhaltungen: :
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Verfahren zum Verdichten von Formsand |
(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Verdichten von Formsand in einem Formkasten,
welcher auf eine mit einem Modell versehene Modellplatte aufgesetzt ist, die mit Luftdurchtrittsausnehmungen
versehen ist, wobei der Formsand nach losem Einfüllen in den Formkasten kurzzeitig
mit Druckluft beaufschlagt und anschließend mittels einer Presse verpreßt wird.
Bei bekannten Verfahren war es nicht oder nur mit erheblichem Aufwand möglich, den
Formsand besonders an kritischen Stellen des zu formenden Modells ausreichend zu
verdichten, um eine gute Gußoberfläche zu erzielen.
Erfindungsgemäß wird während des Preßvorganges Luft durch den Sand geleitet.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist bei der Herstellung von allen Arten von Sandformen
verwendbar.
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Verdichten von Formsand mit einem Formkasten,
welcher auf einer mit einem Modell versehenen Modellplatte aufgesetzt ist, die mit
Luftdurchtrittsausnehmungen versehen ist, wobei der Formsand nach losem Einfüllen
in den Formkasten kurzzeitig mit Druckluft beaufschlagt und anschließend mittels
einer Presse verpreßt wird.
[0002] Bei einem bekannten Verfahren zum Verdichten von Formsand erfolgt nach dem losen
Einfüllen des Formsandes in den Formkasten eine kurzzeitige, impulsartige Beaufschlagung
mit Druckluft. Durch den auf diese Weise hervorgerufenen Luftstrom wird auf jedes
einzelne Sandkorn eine nach unten gerichtete Druckbelastung aufgebracht, welche zu
einer Bewegung der jeweiligen Sandkörner führt. Auf diese Weise wird die Packungsdichte
des Sandes in Strömungsrichtung dadurch erhöht, daß sich die Sandkörner gegeneinander
anlegen. Da durch eine steigende Packungsdichte die Gasdurchlässigkeit des Sandes
verringert wird, ist die durch die impulsartige Beaufschlagung mit Druckluft hervorgerufene
Verdichtung des Sandes auf bestimmte Bereiche des Sandes und auf eine bestimmte Sanddickenschicht
begrenzt. Diese Begrenzung hängt von der Art und Körnung des Sandes sowie von der
Gestaltung des Modells ab. Da bei dem bekannten Verfahren die durch die impulsartige
Druckbeaufschlagung hervorgerufene Verdichtung des Sandes allein nicht ausreichend
ist, erfolgt anschließend ein Verpressen des Sandes mittels einer Presse. Dabei kann
es sich insbesondere bei kompliziert gestalteten Modellen als nachteilig erweisen,
daß die anfängliche Verdichtung des Sandes bzw. Erhöhung der Packungsdichte nicht
gleichmäßig erfolgt, sondern von den Strömungsverhältnissen der Druckluft beim Durchströmen
des Sandes abhängt. Die Strömungsverhältnisse werden insbesondere von der Form des
Modelles sowie von der Anordnung und Lage der Luftdurchtrittsausnehmungen in der
Modellplatte beeinflußt. Weiterhin spielen Inhomogenitäten des Sandes eine entscheidende
Rolle, durch welche das Strömungsverhalten ebenfalls beeinflußt wird.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Verdichten von Formsand
der eingangs genannten Art zu schaffen, welches bei einfachem Aufbau und betriebssicherer
Wirkungsweise eine wirksame Verdichtung des Formsandes ermöglicht und insbesondere
zu keiner übermäßigen Geräuschentwicklung führt.
[0004] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, daß während des Preßvorganges Luft
durch den Sand geleitet wird.
[0005] Das erfindungsgemäße Verfahren zeichnet sich durch eine Reihe erheblicher Vorteile
aus. Da die anfängliche, impulsartige Druckluftbeaufschlagung nur zu einer Teilverdichtung
und zu einer teilweisen Erhöhung der Packungsdichte des Sandes führt, erweist es sich
insbesondere an formkritischen Stellen der Sandform als notwendig, dort zusätzlich
eine ausreichende Verdichtung des Sandes vorzunehmen. Dies erfolgte früher durch Rütteln
des Sandes, was jedoch hinsichtlich der geforderten Umweltverträglichkeit wegen der
großen Lärment wicklung kaum noch praktikabel ist. Bei einer nachfolgenden Verpressung
des impulsartig vorverdichteten Sandes ist es kaum möglich, formkritische Stellen,
beispielsweise Schrägen eines Modells, welche eine gegen Null gehende Formschräge
aufweisen, im Bereich von daran anschließenden Kanten ausreichend zu verdichten. Die
Ursache dafür liegt darin, daß sich unter dem Preßstempel eine durch die Vorverdichtung
und durch die vorgegebene Geometrie bestimmte Form der Druckverteilung einstellt.
Demgegenüber ist es mittels des vorliegenden Verfahrens möglich, durch alle Bereiche
des Formsandes Luft durchzuleiten, um auf diese Weise einen Druck auf die jeweiligen
Sandkörner auszuüben und sie zu einer Bewegung zu veranlassen. Auf diese Weise ist
es möglich, auch an sehr formkritischen Bereichen eine erhebliche Steigerung der Packungsdichte
hervorzurufen. Dieser Effekt wird durch die gleichzeitige mechanische Verpressung
begleitet, so daß die bisherigen Nachteile des mechanischen Verpressens, nämlich
insbesondere eine ungenügende Druckverteilung unter dem Pressenstempel ausgeglichen
werden. Ein weiterer erfindungsgemäßer Vorteil liegt darin, daß durch das Spülen mit
Luft die Feinstanteile des Formsandes in Richtung auf die Modellplatte und die auf
dieser befestigten Modelle transportiert werden, wodurch sich an der Oberfläche der
Modelle bzw. der Modellplatte eine sehr feinkörnige, eine hohe Packungsdichte aufweisende
Sandschicht bildet, die zu einer besonders hohen Oberflächengüte des Gutstückes führt.
Ein weiterer Vorteil dieser Bewegung der Feinstanteile des Sandes liegt darin, daß
während der Luftspülung in den darüberliegenden Sandbereichen zum einen die Luftdurchlässigkeit
erhöht wird und zum anderen die jeweils größeren Sandkörner in eine noch dichtere
gegenseitige Anlage verpreßt werden können.
[0006] Ein weiterer Vorteil der Erfindung ist dadurch gegeben, daß durch die Spülung mit
Luft der gesamte Sand fluidisiert wird, d. h. der Sand zeigt ein wesentlich günstigeres
Fließverhalten, welches wiederum den Verpressungseffekt in vorteilhafter Weise verbessert.
[0007] Eine günstige Weiterentwicklung des erfindungsgemäßen Verfahrens kann dadurch gegeben
sein, daß die Luftdurchleitung entweder in Form einer Luftspülung oder niedrigem
Luftdruck oder unter hohem Luftdruck erfolgt. Die Auswahl eines geeigneten Luftdruckes
für die Luftdurchleitung erfolgt in Abhängigkeit von der Art des Sandes und der Art
des abzuformenden Modells. Weiterhin ist es erfindungsgemäß möglich, den Luftdruck
an die Art der Verpressung des Sandes, d.h. an die Preßdrücke sowie an die Vorschubgeschwindigkeiten
der Stempel der Presse anzupassen.
[0008] Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung kann dadurch gegeben sein, daß die Luftdurchleitung
entweder während des gesamten Preßvorgangs erfolgt oder nur während eines Teils des
Preßvorgangs. In Abhängigkeit von der Form des Modells und der Art des Sandes kann
es ausreichend sein, die Fluidisierungseffekte und die Bewegung der einzelnen Sandkörner
nur während des Beginns der mechanischen Verpressung auszunutzen. Es kann sich jedoch
auch als wirksam erweisen, die Durchleitung von Luft während des gesamten Preßvorganges
vorzunehmen.
[0009] Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgt
dadurch, daß zur anfänglichen, kurzzeitigen Druckbeaufschlagung auf den gefüllten
Formkasten eine druckdichte Haube aufgesetzt wird. Durch eine derartige Haube ist
es möglich, die kurzzeitige, impulsartige Druckbeaufschlagung auf den Formsand über
den gesamten Formkasten gleichmäßig zu verteilen und somit möglichst gleichmäßige
Strömungsverhältnisse hervorzurufen.
[0010] Erfindungsgemäß kann die Verpressung des Sandes sowohl mittels einer Vielstempelpresse
als auch mittels einer ebenen Preßplatte erfolgen. Die Auswahl eines geeigneten Preßwerkzeuges
hängt entscheidend von der Form des Modells sowie von dem gewünschten Verpressungsgrad
ab. Mittels einer Vielstempelpresse ist es auf besonders einfache Weise möglich, bestimmte
Bereiche des Formsandes gezielt stärker zu verdichten, beispielsweise Bereiche, die
an Modellbereichen mit einem gegen Null gehenden Winkel der Modellschräge angrenzen.
[0011] Eine besonders vorteilhafte Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist dadurch
gegeben, daß die Luftdurchleitung durch an formkritischen Stellen des Modells oder
der Modellplatte angeordnete Luftdurchtrittsöffnungen erfolgt. Auf diese Weise ist
es möglich, die durch die Druckbeaufschlagung hervorgerufenen Strömungsverhältnisse
durch den Formsand gezielt zu beeinflussen. Es ist beispielsweise möglich, einen Großteil
der durchgeleiteten Luft an einem bestimmten, kritischen Modellbereich aus dem Modellkasten
abzuführen, so daß in diesem Bereich eine besonders hohe Anlagerung an Feinstanteilen
des Sandes und eine besonders dichte Packung der Sandkörner erfolgt. Weiterhin ist
es möglich, auch diese Bereiche des Formsandes zu verdichten, welche wegen der üblichen
Druckverteilung unter dem Pressenstempel nicht mit einem ausreichenden Preßdruck beaufschlagt
werden könnten.
[0012] Eine weitere günstige Weiterbildung der Erfindung ist dadurch gegeben, daß die Luftdurchtrittsöffnungen
in Form von Spaltöffnungen ausgebildet sind. Dabei kann es sich insbesondere als günstig
erweisen, wenn die Luft durchtrittsöffnungen eine lichte Weite aufweisen, welche
geringer ist als der Durchmesser der Körner des Sandes. Durch letztere Maßnahme wird
verhindert, daß Sand aus dem Formkasten in die Luftbahnen gespült wird. Durch die
erstgenannte Maßnahme ist es möglich, die Luftdurchtrittsöffnungen besonders einfach
und kostengünstig herzustellen und nach dem jeweiligen Formvorgang zu reinigen,
da die Reinigung einer Vielzahl einzelner Bohrungen oder Ausnehmungen einen sehr hohen
Wartungsaufwand verlangt.
[0013] Die Erfindung ist nicht auf die beschriebene Durchleitung von Luft beschränkt, vielmehr
ist es im Rahmen der Erfindung auch möglich, anstelle von Luft ein reagierendes Gas
durch den Formsand durchzuleiten, um beispielsweise chemische Reaktionen in dem Formsand,
die zu einer weiteren Verfestigung desselben führen, vorzunehmen. Auch ist es möglich,
während des Preßvorganges den Formsand zuerst mit Luft und dann mit einem reagierenden
Gas zu durchspülen.
1. Verfahren zum Verdichten von Formsand in einem Formkasten, welcher auf eine mit
einem Modell versehene Modellplatte aufgesetzt ist, die mit Luftdurchtrittsausnehmungen
versehen ist, wobei der Formsand nach losem Einfüllen in den Formkasten kurzzeitig
mit Druckluft beaufschlagt und anschließend mittels einer Presse verpreßt wird, dadurch
gekennzeichnet, daß während des Preßvorganges Luft durch den Sand geleitet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Luftdurchleitung in
Form einer Luftspülung unter niedrigem Luftdruck erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Luftdurchleitung
unter hohem Luftdruck erfolgt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Luftdurchleitung
während des gesamten Preßvorganges erfolgt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Luftdurchleitung
nur während eines Teils des Preßvorgangs erfolgt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß zur anfänglichen
kurzzeitigen Druckbeaufschlagung auf dem gefüllten Formkasten eine druckdichte Haube
aufgesetzt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Verpressung
mittels einer Vielstempelpresse erfolgt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Verpressung
mittels einer ebenen Preßplatte erfolgt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Luftdurchleitung
durch an formkritischen Stellen des Modells oder der Modellplatte angeordnete Luftdurchtrittsöffnungen
erfolgt.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Luftdurchtrittsöffnungen
in Form von Spaltöffnungen ausgebildet sind.
11. Verfahren nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Luftdurchtrittsöffnungen
eine lichte Weite aufweisen, die geringer als der Durchmesser der Körner des Sandes
ist.