(19)
(11) EP 0 319 640 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
14.06.1989  Patentblatt  1989/24

(21) Anmeldenummer: 88106318.4

(22) Anmeldetag:  20.04.1988
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4G10D 7/06
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT DE FR GB IT

(30) Priorität: 08.12.1987 DE 8716201 U

(71) Anmelder: Springer, Hans-Peter
D-8068 Pfaffenhofen/Ilm (DE)

(72) Erfinder:
  • Springer, Hans-Peter
    D-8068 Pfaffenhofen/Ilm (DE)

(74) Vertreter: KUHNEN, WACKER & PARTNER 
Alois-Steinecker-Strasse 22
85354 Freising
85354 Freising (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Oboe


    (57) Eine Oboe mit einem aus Oberstück (2), Unterstück (A) und Becher (6) bestehenden, konisch verlaufenden, mit Tonlöchern ver­sehenen Korpus (1) besitzt eine vergrößerte Wandstärke des Oberstücks (2). Dadurch ist das Blasen der vorgeschlagenen Oboe weniger anstrengend; gleichzeitig wird das Laut­stärkespektrum des jeweils gespielten Tones erweitert und sein Klang weicher.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine Oboe gemäß Oberbegriff des Patentanspruches 1.

    [0002] Herkömmliche Oboen weisen den Mangel auf, daß sie nicht über ihren gesamten Tonumfang hinweg über einen gleich­mäßigen Tonaufbau verfügen. So haben die tiefen Töne einen vollen Klang, während die hohen Töne, deren Ton­löcher im Bereich des Kopfendes des Korpus liegen und die daher auch als "kurze" Töne bezeichnet werden, ein geringes Tonvolumen und eine schrille Klangfarbe besit­zen. Dies wird u. a. durch die reihenförmige Anordnung der Tonlochbohrungen entlang der Korpuslängsachse be­dingt, wodurch bei jedem Ton jede Teilfrequenz unter­schiedlich dominant vertreten ist.

    [0003] Der Oboenbläser versucht diesen Mangel durch Verwendung eines als Resonator dienenden geeigneten Oboenrohres auszugleichen, das besonders die Tonqualität der "kur­zen" Töne, verbessert. Hierfür geeignete Oboenrohre müssen mit größerer Kraft und Anstrengung geblasen wer­den, was beim Bläser zu frühen Ermüdungserscheinungen und/oder Konzentrationsmängeln führt und ihn in der musikalischen Gestaltung begrenzt.

    [0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, durch Änderung am Instrumentenkorpus die beschriebenen Mängel bekannter Oboen soweit wie möglich zu beheben, um das Spielen des Instrumentes mit einem leichter einschwingenden Oboen­rohr zu ermöglichen. Diese Aufgabe wird durch den kenn­zeichnenden Teil des Patentanspruches 1 gelöst.

    [0005] Bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung werden in den Unteransprüchen angeführt. Erfindungsgemäß erzielbare Vorteile liegen vor allem darin, daß mit den üblichen Oboenrohren geblasene "kurze" Töne größere Lautstärke besitzen bzw. zur Erzeugung gleicher Lautstärke leich­tere Oboenrohre verwendet werden können. Die neue Oboe kann daher mit geringerem Kraftaufwand geblasen werden und gleichzeitig werden Tonstärke und Tonvolumen der "kurzen" Tone erhöht. Weiterhin wird der "Ziehbereich" der Töne vergrößert. Dies bedeutet, daß die Stimmung eines bestimmten Tones durch Erhöhung oder Verminderung des auf das Oboenrohr ausgeübten Drucks in größerem Umfang erhöht oder erniedrigt werden kann; hierdurch wird eine größere Gleichförmigkeit über den gesamten Tonumfang hin erreicht. Schließlich ist durch die Erhöhung des Durchmessers der Innenbohrung sowie der Tonlochkamine die Durchflußmenge der Luft erhöht. Hier­durch wird der Atemwiderstand des Oboenbläsers verrin­gert, was die Ermündungserscheinungen und/oder Konzen­trationsmängel verringert und den Oboenbläser einen weiteren Bereich der musikalischen Gestaltung ermög­licht.

    [0006] Eine Ausführungsform der Erfindung wird anhand der Zeichnungen näher erläutert.

    [0007] Es zeigen

    Fig. 1 einen schematischen Längsschnitt und

    Fig. 2 einen schematischen Querschnitt entlang A-A durch einen Oboenkorpus gemäß der vorliegenden Erfin­dung.



    [0008] Wie man Fig. 1 entnimmt, setzt sich der Oboenkorpus 1 in an sich bekannter Weise zusammen aus dem Oberstück 2, dem Unterstück 4 und dem Becher 6. Mit 8 wird das Kopf­ende, mit 10 das Fußende bezeichnet. Die Bohrung 12 zieht sich, wie üblich, durch den gesamten Korpus im wesentlichen gleichmäßig konisch hin und ist vor allem im Becher trichterförmig aufgeweitet.

    [0009] Fig. 2 zeigt ein Tonloch 18 mit dem zugehörigen Ton­lochkamin 20, der bis zur Innenbohrung 12 reicht (die Tonlöcher 18 und Tochlochkamine 20 sind aus Gründen der Übersichtlichkeit in Fig. 1 nicht dargestellt).

    [0010] Wie man den Fig. 1 und 2 entnehmen kann, besitzt das Oberstück 2 eine große Wandstärke. Die Wandstärke des Oberstücks beträgt am Kopf 9 bis 11 mm, vorzugsweise 10,0 bis 10,5 mm, insbesondere 10,3 mm, während sie am unteren Ende des Oberstücks 8,0 bis 8,8 mm vorzugsweise 9,8 bis 10,7 mm, insbesondere 8,4 mm beträgt. Dagegen haben bekannte Oboen am Kopfende des Kopfstücks eine Wandstärke von z. B. 8,3 mm und am unteren Ende des Kopfstücks von 7,5 mm. Da der Durchmesser der Innenboh­rung im Kopfstück gegenüber herkömmlichen Oboen eben­falls vergrößert ist, ergibt sich dadurch ein Außen­durchmesser des Oberstücks des Korpus am Kopfende von 22 bis 26 mm, insbesondere 24 bis 25 mm, besonders be­vorzugt 24,5 mm. Die Wandstärke des Korpus nimmt zum Becher hin ab und hat am Fußende des Unterstücks die gewöhnliche Abmessung nach dem Stand der Technik von ca. 6,2 mm. Der Außendurchmesser des Unterstücks 4 beträgt am Fußende 10 wie allgemein üblich 28 bis 29, 2 mm, insbesondere 28,6 mm. Die Innenbohrung des Oberstücks 2 ist gegenüber den bekannten Oboen etwas weiter; sie hat bei einer besonders bevorzugten Ausführungsform am Kopf einen Durchmesser von ca. 4 mm, während ihr Durchmesser am Zapfen des Kopfstücks ca. 10,5 mm beträgt. Die Ab­messung der Innenbohrung des Oberstücks 2 wie auch Tiefe und Durchmesser der Tonlochkamine sind abhängig von der Wandstärke, um einen Ton der gewünschten Frequenz zu erzeugen.

    [0011] Durch die vergrößerte Wandstärke des Oberstücks bedingt besitzen die im Oberstück 2 befindlichen Tonlochkamine 20 eine vergrößerte Tiefe. Diese beträgt im Oberstück 2 zwischen 9 und 11 mm, während sie im Unterstück 4 5,8 bis 8 mm beträgt. Auch ihr Durchmesser ist gegenüber dem Stand der Technik erhöht.

    [0012] Da die Mensur des Instruments, d. h. die Entfernung Tonloch 18-Resonator 22 empirisch definiert ist, werden Frequenzänderungen, die durch den längeren Tonlochkamin 20 bedingt sind, durch Erweiterung der entsprechenden Tonlochdurchmesser ausgeglichen. Die Tonlöcher können im gesamten Korpus vorzugsweise einen Durchmesser zwischen 2,2 und 11 mm aufweisen.

    [0013] Die vorgeschlagene Oboe kann aus jedem, im Stand der Technik üblichen Material hergestellt werden. Als Holz­arten haben sich Grenadill mit seinen verschiedenen Unterarten, Rosenholz und Palisander gut bewährt. Ebenso geeignet zur Erzielung der gewünschten leichten Spiel­weise und des gleichmäßigen Tonvolumens über den ganzen Tonumfang hat sich ein an sich bekanntes kunstharz-ge­tränktes Holz herausgestellt. Als Kunstharz wird ein Polymer aus
    70 Tl Acrylnitril
    30 Tl Methylmethacrylat
    0,5 Tl Maleinsäureanhyrid
    0,25 Tl Äthandioldimethacryl
    verwendet. Hierfür besonders geeingnete Hölzer sind Berg­ahorn, Bubinga und Palisander mit seinen Unterarten.

    [0014] Durch die erfindungsgemäßen längeren Tonlochkamine 20 vorzugsweise im "kurzen" Tonbereich wird ein verbesser­ter Teiltonaufbau erreicht, der zu dem angestrebten Ergebnis einer ausgeglichenen Tonskala führt und wodurch vor allem die Töne weicher klingen.

    [0015] Da die Durchmesser der Tonlöcher 18 bei der vorgeschla­genen Oboe erweitert sind, besitzen die einzelnen Töne einen vergrößerten Anblasbereich, der verbunden mit einer gleichzeitig sich ergebenden größeren Luftdurch­flußmenge eine weniger anstrengende Spielweise der Oboe bei gleichzeitiger Erweiterung des Lautstärkespektrums des jeweils gespielten Tons bewirkt.


    Ansprüche

    1. Oboe mit einem aus Oberstück (2), Unterstück (4) und Becher (6) bestehenden, konisch verlaufenden, mit Tonlöchern versehenen Korpus (1), gekennzeichnet durch eine vergrößerte Wandstärke des Oberstücks (2).
     
    2. Oboe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Wandstärke des Oberstücks (2) am Kopfende (8) 9 bis 11 mm, vorzugsweise 9,8 bis 10,7 mm, insbe­sondere 10,3 mm und am unteren Ende 8,0 bis 8,8 mm, vorzugsweise 8,2 bis 8,6 mm, insbesondere 8,4 mm beträgt.
     
    4. Oboe nach Anspruch 1 und/oder 2, dadurch gekenn­zeichnet, daß der Durchmesser der Innenbohrung (12) im Oberstück (2) vergrößert ist.
     
    4. Oboe nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Außendurchmesser (14) des Oberstücks (2) des Korpus (1) am Kopfende (8) 22 bis 26 mm beträgt.
     
    5. Oboe nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Wandstärke des Unterstücks (4) am Fußende (10) im wesentlichen unverändert ist.
     
    6. Oboe nach Anspruch 4 und/oder 5, dadurch gekenn­zeichnet, daß der Korpus (1) am Kopfende (8) einen Außendurchmesser (14) von 24,5 mm, am Fußende (10) einen Außendurchmesser (16) von 28,6 mm aufweist.
     
    7. Oboe nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch ge­kennzeichnet, daß die im Oberstück (2) befindlichen Tonlochkamine (20) eine vergrößerte Tiefe besitzen.
     
    8. Oboe nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Tonlochkamine (20) im Oberstück (2) eine Tiefe zwischen 9 und 11 mm, im Unterstück (4) eine Tiefe zwischen 5,8 und 8 mm aufweisen.
     
    9. Oboe nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch ge­kennzeichnet, daß die Tonlöcher (18) zumindest im Oberstück (2) einen vergrößerten Durchmesser auf­weisen.
     
    10. Oboe nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Tonlöcher (18) im gesamten Korpus (1) einen Durchmesser zwischen 2,2 und 11 mm aufweisen.
     




    Zeichnung