[0001] Die Erfindung betrifft eine Oboe gemäß Oberbegriff des Patentanspruches 1.
[0002] Herkömmliche Oboen weisen den Mangel auf, daß sie nicht über ihren gesamten Tonumfang
hinweg über einen gleichmäßigen Tonaufbau verfügen. So haben die tiefen Töne einen
vollen Klang, während die hohen Töne, deren Tonlöcher im Bereich des Kopfendes des
Korpus liegen und die daher auch als "kurze" Töne bezeichnet werden, ein geringes
Tonvolumen und eine schrille Klangfarbe besitzen. Dies wird u. a. durch die reihenförmige
Anordnung der Tonlochbohrungen entlang der Korpuslängsachse bedingt, wodurch bei
jedem Ton jede Teilfrequenz unterschiedlich dominant vertreten ist.
[0003] Der Oboenbläser versucht diesen Mangel durch Verwendung eines als Resonator dienenden
geeigneten Oboenrohres auszugleichen, das besonders die Tonqualität der "kurzen"
Töne, verbessert. Hierfür geeignete Oboenrohre müssen mit größerer Kraft und Anstrengung
geblasen werden, was beim Bläser zu frühen Ermüdungserscheinungen und/oder Konzentrationsmängeln
führt und ihn in der musikalischen Gestaltung begrenzt.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, durch Änderung am Instrumentenkorpus die
beschriebenen Mängel bekannter Oboen soweit wie möglich zu beheben, um das Spielen
des Instrumentes mit einem leichter einschwingenden Oboenrohr zu ermöglichen. Diese
Aufgabe wird durch den kennzeichnenden Teil des Patentanspruches 1 gelöst.
[0005] Bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung werden in den Unteransprüchen angeführt.
Erfindungsgemäß erzielbare Vorteile liegen vor allem darin, daß mit den üblichen Oboenrohren
geblasene "kurze" Töne größere Lautstärke besitzen bzw. zur Erzeugung gleicher Lautstärke
leichtere Oboenrohre verwendet werden können. Die neue Oboe kann daher mit geringerem
Kraftaufwand geblasen werden und gleichzeitig werden Tonstärke und Tonvolumen der
"kurzen" Tone erhöht. Weiterhin wird der "Ziehbereich" der Töne vergrößert. Dies bedeutet,
daß die Stimmung eines bestimmten Tones durch Erhöhung oder Verminderung des auf das
Oboenrohr ausgeübten Drucks in größerem Umfang erhöht oder erniedrigt werden kann;
hierdurch wird eine größere Gleichförmigkeit über den gesamten Tonumfang hin erreicht.
Schließlich ist durch die Erhöhung des Durchmessers der Innenbohrung sowie der Tonlochkamine
die Durchflußmenge der Luft erhöht. Hierdurch wird der Atemwiderstand des Oboenbläsers
verringert, was die Ermündungserscheinungen und/oder Konzentrationsmängel verringert
und den Oboenbläser einen weiteren Bereich der musikalischen Gestaltung ermöglicht.
[0006] Eine Ausführungsform der Erfindung wird anhand der Zeichnungen näher erläutert.
[0007] Es zeigen
Fig. 1 einen schematischen Längsschnitt und
Fig. 2 einen schematischen Querschnitt entlang A-A durch einen Oboenkorpus gemäß der
vorliegenden Erfindung.
[0008] Wie man Fig. 1 entnimmt, setzt sich der Oboenkorpus 1 in an sich bekannter Weise
zusammen aus dem Oberstück 2, dem Unterstück 4 und dem Becher 6. Mit 8 wird das Kopfende,
mit 10 das Fußende bezeichnet. Die Bohrung 12 zieht sich, wie üblich, durch den gesamten
Korpus im wesentlichen gleichmäßig konisch hin und ist vor allem im Becher trichterförmig
aufgeweitet.
[0009] Fig. 2 zeigt ein Tonloch 18 mit dem zugehörigen Tonlochkamin 20, der bis zur Innenbohrung
12 reicht (die Tonlöcher 18 und Tochlochkamine 20 sind aus Gründen der Übersichtlichkeit
in Fig. 1 nicht dargestellt).
[0010] Wie man den Fig. 1 und 2 entnehmen kann, besitzt das Oberstück 2 eine große Wandstärke.
Die Wandstärke des Oberstücks beträgt am Kopf 9 bis 11 mm, vorzugsweise 10,0 bis 10,5
mm, insbesondere 10,3 mm, während sie am unteren Ende des Oberstücks 8,0 bis 8,8 mm
vorzugsweise 9,8 bis 10,7 mm, insbesondere 8,4 mm beträgt. Dagegen haben bekannte
Oboen am Kopfende des Kopfstücks eine Wandstärke von z. B. 8,3 mm und am unteren Ende
des Kopfstücks von 7,5 mm. Da der Durchmesser der Innenbohrung im Kopfstück gegenüber
herkömmlichen Oboen ebenfalls vergrößert ist, ergibt sich dadurch ein Außendurchmesser
des Oberstücks des Korpus am Kopfende von 22 bis 26 mm, insbesondere 24 bis 25 mm,
besonders bevorzugt 24,5 mm. Die Wandstärke des Korpus nimmt zum Becher hin ab und
hat am Fußende des Unterstücks die gewöhnliche Abmessung nach dem Stand der Technik
von ca. 6,2 mm. Der Außendurchmesser des Unterstücks 4 beträgt am Fußende 10 wie allgemein
üblich 28 bis 29, 2 mm, insbesondere 28,6 mm. Die Innenbohrung des Oberstücks 2 ist
gegenüber den bekannten Oboen etwas weiter; sie hat bei einer besonders bevorzugten
Ausführungsform am Kopf einen Durchmesser von ca. 4 mm, während ihr Durchmesser am
Zapfen des Kopfstücks ca. 10,5 mm beträgt. Die Abmessung der Innenbohrung des Oberstücks
2 wie auch Tiefe und Durchmesser der Tonlochkamine sind abhängig von der Wandstärke,
um einen Ton der gewünschten Frequenz zu erzeugen.
[0011] Durch die vergrößerte Wandstärke des Oberstücks bedingt besitzen die im Oberstück
2 befindlichen Tonlochkamine 20 eine vergrößerte Tiefe. Diese beträgt im Oberstück
2 zwischen 9 und 11 mm, während sie im Unterstück 4 5,8 bis 8 mm beträgt. Auch ihr
Durchmesser ist gegenüber dem Stand der Technik erhöht.
[0012] Da die Mensur des Instruments, d. h. die Entfernung Tonloch 18-Resonator 22 empirisch
definiert ist, werden Frequenzänderungen, die durch den längeren Tonlochkamin 20 bedingt
sind, durch Erweiterung der entsprechenden Tonlochdurchmesser ausgeglichen. Die Tonlöcher
können im gesamten Korpus vorzugsweise einen Durchmesser zwischen 2,2 und 11 mm aufweisen.
[0013] Die vorgeschlagene Oboe kann aus jedem, im Stand der Technik üblichen Material hergestellt
werden. Als Holzarten haben sich Grenadill mit seinen verschiedenen Unterarten, Rosenholz
und Palisander gut bewährt. Ebenso geeignet zur Erzielung der gewünschten leichten
Spielweise und des gleichmäßigen Tonvolumens über den ganzen Tonumfang hat sich ein
an sich bekanntes kunstharz-getränktes Holz herausgestellt. Als Kunstharz wird ein
Polymer aus
70 Tl Acrylnitril
30 Tl Methylmethacrylat
0,5 Tl Maleinsäureanhyrid
0,25 Tl Äthandioldimethacryl
verwendet. Hierfür besonders geeingnete Hölzer sind Bergahorn, Bubinga und Palisander
mit seinen Unterarten.
[0014] Durch die erfindungsgemäßen längeren Tonlochkamine 20 vorzugsweise im "kurzen" Tonbereich
wird ein verbesserter Teiltonaufbau erreicht, der zu dem angestrebten Ergebnis einer
ausgeglichenen Tonskala führt und wodurch vor allem die Töne weicher klingen.
[0015] Da die Durchmesser der Tonlöcher 18 bei der vorgeschlagenen Oboe erweitert sind,
besitzen die einzelnen Töne einen vergrößerten Anblasbereich, der verbunden mit einer
gleichzeitig sich ergebenden größeren Luftdurchflußmenge eine weniger anstrengende
Spielweise der Oboe bei gleichzeitiger Erweiterung des Lautstärkespektrums des jeweils
gespielten Tons bewirkt.
1. Oboe mit einem aus Oberstück (2), Unterstück (4) und Becher (6) bestehenden, konisch
verlaufenden, mit Tonlöchern versehenen Korpus (1), gekennzeichnet durch eine vergrößerte
Wandstärke des Oberstücks (2).
2. Oboe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Wandstärke des Oberstücks
(2) am Kopfende (8) 9 bis 11 mm, vorzugsweise 9,8 bis 10,7 mm, insbesondere 10,3
mm und am unteren Ende 8,0 bis 8,8 mm, vorzugsweise 8,2 bis 8,6 mm, insbesondere 8,4
mm beträgt.
4. Oboe nach Anspruch 1 und/oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Durchmesser der
Innenbohrung (12) im Oberstück (2) vergrößert ist.
4. Oboe nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Außendurchmesser
(14) des Oberstücks (2) des Korpus (1) am Kopfende (8) 22 bis 26 mm beträgt.
5. Oboe nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Wandstärke
des Unterstücks (4) am Fußende (10) im wesentlichen unverändert ist.
6. Oboe nach Anspruch 4 und/oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Korpus (1) am
Kopfende (8) einen Außendurchmesser (14) von 24,5 mm, am Fußende (10) einen Außendurchmesser
(16) von 28,6 mm aufweist.
7. Oboe nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die im Oberstück
(2) befindlichen Tonlochkamine (20) eine vergrößerte Tiefe besitzen.
8. Oboe nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Tonlochkamine (20) im Oberstück
(2) eine Tiefe zwischen 9 und 11 mm, im Unterstück (4) eine Tiefe zwischen 5,8 und
8 mm aufweisen.
9. Oboe nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Tonlöcher
(18) zumindest im Oberstück (2) einen vergrößerten Durchmesser aufweisen.
10. Oboe nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Tonlöcher (18) im gesamten
Korpus (1) einen Durchmesser zwischen 2,2 und 11 mm aufweisen.