[0001] Die Erfindung betrifft eine Anordnung zur Ermittlung der Rollwinkellage eines aus
einem Rohr abfliegenden Flugkörpers, wie sie im Oberbegriff des Anspruchs 1 näher
definiert ist.
[0002] Bei um ihre Längsachse rotierenden Flugkörpern ist es häufig erforderlich, die Rollwinkellage
des Flugkörpers relativ zum geodätischen Referenzsystem zu messen. So wird beispielsweise
bei gelenkten Geschossen für die Flugbahnkorrektur sowohl die Abweichung der wirklichen
von der theoretischen Bahn als auch die Rollwinkellage ermittelt, um dann den Korrekturimpuls
in einer solchen Rollwinkellage auszulösen, daß er der beobachteten Abweichung entgegenwirkt
(vgl. z. B. DE-0S 25 43 606).
[0003] Die Rollwinkellage des Flugkörpers kann sowohl auf optischem als auch auf magnetischem
Wege ermittelt werden. Eine optische Rollwinkellagemessung besitzt den Nachteil, daß
sie helligkeitsempfindlich ist und daher z. B. bei Nacht oder ungünstigen Umweltbedingungen
(Schnee, blauer Himmel) nur fehlerhafte Messungen ermöglicht.
[0004] Bei der Ermittlung der Rollwinkellage auf magnetische Weise befindet sich in oder
an dem Flugkörper ein Magnetfeldsensor, der die Rollwinkellage in bezug auf das Erdmagnetfeld
ermittelt, wobei dessen Empfindlichkeitsachse senkrecht zur Flugrichtung verläuft.
Es wird also die Tatsache ausgenutzt, daß der Vektor des Magnetfeldes der Erde nur
in der Nähe des Äquators horizontal über der Erdoberfläche liegt, während er in den
anderen Gebieten zum Erdboden geneigt ist und damit eine Vertikalkomponente besitzt,
die zur Rollwinkellagemessung verwendet werden kann.
[0005] Bei einem Flug in Richtung des magnetischen Nordpols wird über den Magnetfeldsensor
aufgrund der Flugkörperdrehung um die Flugachse ein sinusförmiges Signal erhalten,
dessen Maxima und Minima dem magnetischen Vertikalfeld der Erde proportional sind,
so daß eine "oben-unten" Bestimmung möglich ist. Weicht allerdings die Flugrichtung
von der magnetischen Nordrichtung ab, so zeigt das vom Sensor erfaßte maximale Magnetfeld
nicht mehr senkrecht nach unten sondern in eine Richtung, die zunehmend durch den
Inklinationswinkel bestimmt wird. Bei einem Flug in Ostrichtung ergibt sich beispielsweise
in der BRD ein Fehler von 25°.
[0006] Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Anordnung der eingangs
erwähnten Art derart weiterzuentwickeln, daß bei Bewegungen des Flugkörpers in beliebiger
Richtung eine eindeutige Winkelzuordnung zur Phase des Sensorsignales erhalten wird.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des kennzeichnenden Teils des
Anspruchs 1 gelöst.
[0008] Besonders vorteilhafte Ausgestaltungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0009] Weitere Vorteile der Erfindung werden mit Hilfe von Ausführungsbeispielen anhand
von Figuren im folgenden näher erläutert.
[0010] Es zeigen:
Fig. 1 eine schematische Darstellung einer erfindungsgemäßen Anordnung und
Fig. 2a bis Fig. 2c den Verlauf der Ausgangssignale der Magnetfeldsensoren in Abhängigkeit
der Entfernung des Geschosses von der Rohrmündung.
[0011] In Fig. 1 ist mit 10 ein Flugkörper und mit 20 der mündungsseitige Teil eines Rohres
(z. B. einer Kanone), aus dem der Flugkörper 10 verschossen wird, dargestellt. Im
Inneren des Flugkörpers 10 befinden sich die Magnetfeldsensoren 11 und 12. Bei diesen
Magnetfeldsensoren kann es sich beispielsweise um Sensoren handeln, die den magnetoresistiven
Effekt ausnutzen. Dabei besitzt der erste Sensor 11 lediglich eine Empfindlichkeitsachse
senkrecht zur Flugrichtung, während der zweite Magnetfeldsensor 12 zwei in einer zur
Flugrichtung senkrechten Ebene liegende Empfindlichkeitsachsen aufweist. Die entsprechenden
Sensoren sind handelsüblich und brauchen daher nicht näher erläutert zu werden.
[0012] Ferner ist in Fig. 1 mit H die Feldstärke des Erdmagnetfeldes bezeichnet, welche
in eine vertikale Komponente H
V und in eine horizontale Komponente H
H zerlegt werden kann. Mit α ist der Inklinationswinkel gekennzeichnet, der in der
BRD etwa zwischen 60 und 70° liegt.
[0013] Im folgenden wird kurz die Wirkungsweise der erfindungsgemäßen Anordnung beschrieben:
[0014] Beim Austritt des Geschosses 10 aus dem Rohr 20 wird der hintere Magnetfeldsensor
12 an dem Referenzmagneten 21 vorbeibewegt, während der vordere Sensor 11 bereits
das Erdfeld erfaßt. Dadurch kann eine Bestimmung der Phasenlage des Geschosses bezüglich
des äußeren Magnetfeldes erfolgen. Durch die zweiachsige Anordnung der Sensorachsen
des Sensors 12 kann die räumliche Lage des Referenzmagneten 21 innerhalb der durch
die beiden Sensorachsen aufgespannten Ebene durch folgende Beziehung bestimmt werden:
tg γ (t
x) =

(1)
wobei Ax und Ay die Amplituden der Teilsensoren, die die Sensorachsen charakterisieren,
γ der Winkel zwischen dem in x-Richtung orientierten Teilsensor des Sensors 12 und
der Richtung des Referenzmagneten und tx der Zeitpunkt der Messung bedeuten.
[0015] Das durch den zweiten Magnetfeldsensor 12 aufgrund des Magneten 21 empfangene Referenzsignal
bestimmt somit eine bestimmte Winkellage des Flugkörpers, die dem Signal des vorderen
Sensors 11 eindeutig zugeordnet werden kann.
[0016] Diese Zusammenhänge sind in den Fig. 2a bis 2d noch einmal dargestellt. Dabei zeigt
Fig. 2a) das mit dem ersten Sensor 11 gemessene vertikale Magnetfeld, wobei mit to
die Zeit bezeichnet ist, bei der der Sensor 11 aus der Mündung des Rohres 20 austritt
und wobei auf der vertikalen Achse die dem jeweiligen Magnetfeld entsprechende Sensoramplitude
A 11 aufgetragen ist. In den Fig. 2b und 2c werden die Spannungsamplituden A
x und A
y der Teilsensoren des Sensors 12 dargestellt. Beim Vorbeifliegen am Referenzmagneten
21 ergeben sich ausgeprägte Maximalwerte.
[0017] In Fig. 2d ist dann der mit Hilfe von Gl. (1) ermittelte Winkel γ wiedergegeben,
der in dem dargestellten Beispiel 19° beträgt.
[0018] Die Rollagebestimmung des Geschosses zu einem beliebigen Zeitpunkt auf der Flugbahn
wird aufgrund folgender Uberlegung ermittelt:
[0019] Der vordere Sensor 11 besitzt einen Amplitudenverlauf A (t) gemäß folgender Beziehung:
A (t) = A0 sin (ω₀ t + φ)
[0020] Die Anfangsphase dieses Signals kann mit dem Winkel aus der Messung der beiden hinteren
Teilsensoren des Sensors 12 gleichgesezt werden (φ = γ). Gleichzeitig dient deren
Signal (bzw. das Amplidutensignal A
x) als Trigger für den vorderen Sensor 11, der zu diesem Zeitpunkt to seine Messung
aufnimmt und die Drehzahl ω ermittelt. Aus der ermittelten Drehzahl ω läßt sich zu
jedem Zeitpunkt mit bekannter Anfangsphase die Rollage α zu:
α (t) = ω t + γ (to)
bestimmen.
[0021] Auf einer ballistischen Flugbahn ändert sich zwar der Anstellwinkel des Flugkörpers,
nicht jedoch die Flugrichtung. Es ändert sich daher lediglich die Amplitude des Sensorsignales
und nicht die Phasenlage, so daß die Form der Flugbahn keinen Einfluß auf die Rollagebestimmung
hat. Für die Rollageerfassung wird also erfindungsgemäß die phasenlage ausgewertet.
1. Anordnung zur Ermittlung der Rollwinkellage eines aus einem Rohr (20) abfliegenden
Flugkörpers (10) mit Hilfe eines ersten in oder an dem Flugkörper (10) angeordneten
Magnetfeldsensors, gekennzeichnet durch die Merkmale:
- der Flugkörper (10) weist einen zweiten, in einem vorgegebenen Abstand in Flugrichtung
angeordneten Magnetfeldsensor (12) auf;
- an dem Rohr (20) ist ein Referenzmagnet (21) vorgesehen, so daß der zweite Magnetfeldsensor
(12) beim Vorbeifliegen an dem Referenzmagnet (21) ein die augenblickliche Winkellage
des Flugkörpers (10) bestimmendes Referenzsignal erzeugt.
2. Anordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der zweite Magnetfeldsensor (12) zwei in einer zur Flugrichtung senkrechten
Ebene liegende Empfindlichkeitsachsen aufweist.