(57) Der Belag für Tragschichten, insbesondere gemäß ZTVT-StB 86, besteht aus natürlichen
und/oder künstlichen Mineralstoffen und einem Bindemittelgemisch aus Bitumen und
hydraulischem Bindemittel, wobei, bezogen auf das Tragschichtgemisch, der Gehalt
an Bitumen und hydraulischem Bindemittel je 1,0 bis 3,0 Gew.-% beträgt, der Gehalt
an beidem zusammen mindestens 3 Gew.-% beträgt und der Gesamtwassergehalt ungefähr
dem Wassergehalt entspricht, der die dichteste Lagerung ermöglicht, gemessen nach
Proctor (DIN 18127). Das Bitumen wird in Form einer anionischen wäßrigen Emulsion
zugegeben. Der Belag ist preiswert, stabil, einfach herstellbar und erfüllt höchste
Anforderungen.
[0001] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Belag für Tragschichten, insbesondere
gemäß ZTVT-StB 86, bestehend aus natürlichen und/oder künstlichen Mineralstoffen
und einem Bindemittelgemisch aus Bitumen und hydraulischem Bindemittel. Weiterhin
betrifft die Erfindung das Verfahren zur Herstellung derartiger Beläge.
[0002] Die ZTVT-StB 86 enthält die zusätzlichen technischen Vorschriften und Richtlinien
für Tragschichten im Straßenbau, herausgegeben vom Bundesministerium für Verkehr,
Abteilung Straßenbau. Danach werden die Tragschichten für den Straßenbau in drei
Klassen eingeteilt, nämlich Tragschichten ohne Bindemittel, Tragschichten mit hydraulischen
Bindemitteln und Tragschichten mit bituminösen Bindemitteln. Die Tragschichten ohne
Bindemittel werden im allgemeinen als unterste Tragschicht eingesetzt. Es handelt
sich um Gemische aus gemäß den Vorschriften abgestuften Mineralstoffgemischen. Tragschichten
mit hydraulischen Bindemitteln bestehen aus ungebrochenen und/oder gebrochenen Mineralstoffgemischen
und hydraulischen Bindemitteln. Es handelt sich hierbei um eine sehr starre Bauweise,
die keine Verformungen zuläßt. Der Nachteil dieser Tragschichten ist die sehr hohe
Rißempfindlichkeit, die bis in die darüber liegenden bituminösen Decken durchschlagen
kann. Deshalb findet der Einsatz der Tragschichten mit hydraulischen Bindemitteln
überwiegend unter zementgebundenen Fahrbahndecken statt. Bei Tragschichten mit bituminösen
Bindemitteln handelt es sich um ein Mischgut, das aus abgestuften Mineralstoffen und
Straßenbaubitumen oder Pechbitumen oder hochviskosem Straßenpech als Bindemittel
besteht. Diese Tragschichten werden im Heißeinbau hergestellt.
[0003] Bei bituminös gebundenen Tragschichten kann es unter schweren Verkehrsbelastungen
und ungünstigen Einflüssen, insbesondere bei nicht ausreichend tragfähigem Unterbau
bzw. weichem Untergrund, zu Verformungen innerhalb der Straßenkonstruktion kommen
(zum Beispiel Spurrinnenbildung). Der Vorteil bituminöser Tragschichten ist, daß
sie sehr flexibel sind und daher weitgehend rissefrei bleiben.
[0004] Aus der DE-PS 22 65 308 ist ein Verfahren bekannt zum Herstellen eines Baustoffes
für Tragschichten für den Straßenoberbau, bestehend aus einem Mineralkorngemisch und,
bezogen auf das Gewicht des Mineralkorngemisches, 2 bis 15 Gewichtsteilen eines hydraulisch
wirksamen Füllstoffes, 1 bis 5 Gewichtsteilen Bitumen als Bindemittel und 4 bis 15
Gewichtsteilen Wasser unter Einsatz von mit Bitumen umhülltem Mineralkorn, wobei 70
bis 90 Gew.-% des Mineralkorngemisches mit dem hydraulisch wirksamen Füllstoff und
dem Wasser vermischt und getrennt davon die restlichen 30 bis 10 Gew.-% des Mineralkorngemisches
mit Bitumen oder Teer oder einer Mischung davon vermengt werden, worauf die beiden
Mischungen grob miteinander vermischt werden. Durch dieses Verfahren sollen Tragschichten
entstehen, die eine annähernd hohe Tragfähigkeit wie Zementboden, auf alle Fälle
aber die Tragfähigkeit des hydraulisch verfestigten Mineralgemisches besitzen und
ein Selbstheilungsvermögen aufweisen, das den Bauweisen mit Bitumen oder Teer zu
eigen ist. Bei dem Verfahren wird die hydraulische Abbindung durch die Zugabe von
Bitumen abgebremst, so daß keine großen geschlossenen, ausgebildeten Platten entstehen
können, die beim Auseinanderreißen auch große Risse ergeben. Es wird vielmehr bewußt
eine Vielzahl von kleinen, unregelmäßigen Rissen angestrebt, die jedoch durch das
Bitumen miteinander teilweise verklebt werden.
[0005] Die Verklebungskraft muß erhalten bleiben, wodurch der Baustoff ein Selbstheilungsvermögen
erhält. Bei diesem Verfahren dürfen höchstens 30 Gew.-% der Körner des Mineralgemisches
von dem Bitumen umhüllt sein, da ein Baustoff, bei dem die Umhüllung des Mineralstoffes
mit dem Bindemittel Bitumen über die gesamten 30 Gew.-% hinausgeht, die gestellte
Aufgabe nicht mehr lösen kann. Dieses Verfahren hat sich offensichtlich in der Praxis
nicht bewährt, so daß auch das Patent relativ früh nach der Erteilung wieder fallen
gelassen wurde. Auf einem ähnlichen Prinzip beruht die Herstellung eines halbstarren
Belages für Verkehrsflächen gemäß DE-AS 26 23 556, bei dem ein hohlraumreiches Traggerüst
aus einer mit bituminösen Bindemitteln umhüllten Mineralmischung eingesetzt wird,
dessen Hohlräume vollständig mit einem Zementmörtel mit Bindemittelzusatz ausgefüllt
sind und bei dem der Zementmörtel als Bindemittelzusatz eine Bitumenemulsion enthält.
Auch bei diesem Verfahren wird getrennt voneinander eine hohlraumreiche, grobkörnige
Mineralmischung mit Bitumen, Teer oder mit Zusatzstoffen modifizierten bituminösen
Bindemitteln vorumhüllt und separat aus einer Sandmischung unter Zugabe von Wasser,
Zement und einer Bitumenemulsion ein Mörtel hergestellt, dann das Ganze gemischt,
transportiert, eingebaut und verdichtet. Auch bei diesem Verfahren werden somit die
Poren des mit Bitumen überzogenen grobkörnigen Anteils mit einer hydraulisch abbindenden
feinteiligeren Komponente ausgefüllt. Angaben über die Mengen der verwendeten Bindemittel
liegen nicht vor.
[0006] Aus der DE-OS 32 45 068 sind Bitumenemulsion-Asphaltgemische mit Mischbindestoff
für den Straßenbau bekannt, bei denen die kationaktive Bitumenemulsion und ein Alkalierdmetalloxid
und/oder -hydroxid enthaltendes hydraulisches Pulver zusammen mit üblichen Mineralzusätzen
eingesetzt werden.
[0007] Bei diesen Gemischen wird die saure Reaktion der beim Brechen der Emulsion freiwerdenden
wäßrigen Lösung mit niedrigem pH-Wert durch ein entsprechendes Zusetzen von freiem
Alkalierdmetalloxid und/oder -hydroxid kompensiert und neben der Bitumenbindung der
Struktur auch eine hydraulische Bindung geschaffen. Die dort beschriebenen Asphaltgemische
enthalten 0,5 bis 8 Gew.-% hydraulisches Pulver und 2,5 bis 10 Gew.-% kationaktive
Bitumenemulsion sowie 82 bis 97 Gew.-% übliche Mineralzusätze. Aus den Beispielen
geht hervor, daß mindestens 7% Bitumenemulsion und mindestens 3% alkalische Asche
zur Anwendung gekommen sind und daraus dann Straßenbeläge hergestellt wurden. Die
Wirkung dieses Gemisches besteht darin, daß der freie Alkalierdmetalloxidgehalt oder
-hydroxidgehalt des hydraulischen Pulvers die Haftfähigkeit des Bitumens verbessert
und dadurch die Ausgangskohäsion der Struktur erhöht. Es wird daher auch stets der
Mineralzusatz trocken mit der basischen Asche vorgemischt und erst dann mit der kationaktiven
Bitumenemulsion besprüht. Das Mischen dauerte nur bis zu 42 Sekunden. Danach wurde
das Gemisch bereits aufgetragen und verdichtet.
[0008] Die Erfindung hat sich die Aufgabe gestellt, Tragschichten, insbesondere Tragschichten
gemäß ZTVT-StB 86, besser, billiger, haltbarer und dennoch leicht herstellbar zu
machen, wobei die Nachteile von Tragschichten mit hydraulischen Bindemitteln und Tragschichten
mit bituminösen Bindemitteln vermieden, die Vorteile derselben jedoch beibehalten
werden sollen.
[0009] Diese Aufgabe kann überraschend gut und einfach gelöst werden dadurch, daß, bezogen
auf das Tragschichtgemisch, der Gehalt an Bitumen und hydraulischem Bindemittel
je 1,0 bis 3,0 Gew.-% beträgt, der Gehalt an beidem zusammen mindestens 3 Gew.-% beträgt
und der ursprüngliche Wassergehalt ungefähr dem Wassergehalt entspricht, der die dichteste
Lagerung ermöglicht (gemessen nach Proctor (DIN 18127)).
[0010] Vorzugsweise beträgt der Gehalt an Bitumen und hydraulischem Bindemittel je 2,0
bis 2,5 Gew.-%. Der Gesamtwassergehalt wird nach dem Proctor-Verfahren (DIN 18127)
bemessen. Es kommen vorzugsweise Wassergehalte zur Anwendung, die 0 bis 20%, bezogen
auf den Wassergehalt, unter dem optimalen Wassergehalt nach Proctor liegen.
[0011] Von entscheidender Bedeutung ist der Einsatz der anionischen wäßrigen Emulsion von
Bitumen, die im Gegensatz zu dem Gemisch gemäß DE-OS 32 45 068, der kationaktiven
Bitumenemulsion, durch den Zusatz der alkalischen hydraulischen Bindemittel nicht
gebrochen wird. Der erfindungsgemäß verwendete Wassergehalt, der ungefähr dem Wassergehalt
entspricht, der die dichteste Lagerung nach Proctor ermöglicht, wird benötigt, um
das Gemisch auf der Baustelle einbaufähig und ausreichend verdichtbar zu machen.
Das Gemisch kann daher in üblichen Zeiträumen vorgemischt, transportiert, eingebaut
und verdichtet werden, ohne daß es dabei besonderer Vorsichtsmaßnahmen oder eines
sehr raschen Arbeitens bedarf. Die volle Belastbarkeit des Materials wird erst nach
dem Abbinden des hydraulischen Bindemittels erreicht, jedoch besitzt die eingebaute
und verdichtete Schicht ausreichende Tragfähigkeit, um die Belastung durch den Baustellenverkehr
aufzunehmen und den Baufortschritt zu gewährleisten.
[0012] Ein besonderer Vorteil der erfindungsgemäßen Tragschichten ist, daß sie mit relativ
geringen Mengen an Bindemitteln auskommen, nämlich 3 bis 6 Gew.-%, vorzugsweise 4
bis 5 Gew.-%, bezogen auf das Tragschichtgemisch.
[0013] Es entstehen erfindungsgemäß Tragschichten, die nach Abbinden des hydraulischen Bindemittels
Marshall-Stabilitäten und Marshall-Fließwerte aufweisen, die den Anforderungen der
ZTVT-StB-86-Tabelle 4.2 für bituminöses Tragschicht-Mischgut der Art CS für besondere
Beanspruchungen entsprechen.
[0014] Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens ist, daß erhebliche Mengen
von Recyclingbaustoffen als Mineralstoffe eingesetzt werden können. Dieses Material
kann allein oder in beliebigen Mengen den Mineralstoffen zugesetzt werden, sofern
die Korngrößenverteilung, die Form und die sonstigen Anforderungen den Vorschriften
der ZTVT-StB 86 entsprechen.
[0015] Die Aufbereitung der Gemische kann in üblichen Zwangs- oder Freifallmischern erfolgen.
Der Einbau erfolgt mittels üblicher Straßenfertiger bzw. durch den Betoneinbauzug.
Die Verdichtung erfolgt in üblicher Weise mittels Einbaugerät und/oder Walzeneinsatz.
Die so erhaltenen Tragschichten sind für den weiteren Ausbau der Fahrbahndecken befahrbar
und belastbar.
[0016] In dem nachfolgenden Beispiel ist eine bevorzugte Ausführungsform beschrieben.
Beispiel
[0017] Verwendet wird ein Tragschicht-Mischgut 0/22 mm. Als Mineralstoff wurde Kalkstein
eingesetzt mit der Zusammensetzung
Kalksteinsplitt |
65 Gew.-% |
Kalksteinbrechstand |
30 Gew.-% und |
Kalksteinmehl |
5 Gew.-%. |
Diesem Gemisch wurden 2,0 Gew.-% Bitumen zugegeben in Form einer 50%-igen Bitumenemulsion,
anionisch, mit einer Viskosität Stv. 4 mm/20°C : 20 bis 30 Sekunden sowie 2,0 Gew.-%
Zement PZ 35 F. Die Wassermenge wurde so bemessen, daß sie 10% unter der Menge lag,
die die dichteste Lagerung ermöglicht, gemessen nach Proctor (DIN 18127). Die daraus
erhaltene Tragschicht zeigte nach 28 Tagen eine Marshall-Stabilität von 12,0 kN und
einen Marshall-Fließwert von 2,3 mm. Dieses Material erfüllt die Anforderungen der
ZTVT-StB-86-Tabelle 4.2 für bituminöses Tragschicht-Mischgut der Art CS für besondere
Beanspruchungen.
1. Belag für Tragschichten, insbesondere gemäß ZTVT-StB 86, bestehend aus natürlichen
und/oder künstlichen Mineralstoffen und einem Bindemittelgemisch aus Bitumen und
hydraulischem Bindemittel, dadurch gekennzeichnet, daß, bezogen auf das Tragschichtgemisch,
der Gehalt an Bitumen und hydraulischem Bindemittel je 1,0 bis 3,0 Gew.-% beträgt,
der Gehalt an beidem zusammen mindestens 3 Gew.-% beträgt und der Gesamtwassergehalt
ungefähr dem Wassergehalt entspricht, der die dichteste Lagerung ermöglicht (gemessen
nach Proctor (DIN 18127)).
2. Belag gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Gehalt an Bitumen und hydraulischem
Bindemittel je 2,0 bis 2,5 Gew.-% beträgt.
3. Belag gemäß einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Gesamtwassergehalt
0 bis 20%, bezogen auf den Wassergehalt, unterhalb dem optimalen Wassergehalt nach
Proctor liegt.
4. Belag gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Bitumen
in Form einer anionischen wäßrigen Emulsion zugegeben wird.
5. Belag gemäß einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das hydraulische
Bindemittel den Normen DIN 1164, DIN 1060 und DIN 18506 entspricht.
6. Verfahren zur Herstellung von Belägen von Tragschichten, insbesondere gemäß ZTVT-StB
86, bestehend aus natürlichen und/oder künstlichen Mineralstoffen und einem Bindemittelgemisch
aus Bitumen und hydraulischem Bindemittel, dadurch gekennzeichnet, daß die Mineralstoffe
ohne Erhitzen gleichzeitig mit je 1,0 bis 3,0 Gew.-% Bitumen und hydraulischem Bindemittel
und so viel Wasser gemischt werden, daß der Wassergehalt ungefähr dem Wassergehalt
entspricht, der die dichteste Lagerung ermöglicht, gemessen nach Proctor (DIN 18127),
wobei der Gehalt an Bitumen und hydraulischem Bindemittel zusammen mindestens 3 Gew.-%
beträgt und das Bitumen in Form einer anionischen wäßrigen Emulsion mit einem Netzmittel
zugegeben wird, und das fertige Gemisch nach dem Einbau in üblicher Weise verdichtet
wird.
7. Verfahren gemäß Ansprüch 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Gehalt an Bitumen und
hydraulischem Bindemittel je 2,0 bis 2,5 Gew.-% beträgt.
8. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Gesamtwassergehalt
0 bis 20%, bezogen auf den Wassergehalt, unterhalb dem optimalen Wassergehalt nach
Proctor liegt.
9. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 6 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß das hydraulische
Bindemittel den Normen DIN 1164, DIN 1060 und DIN 18506 entspricht.