[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum automatischen Wechseln der Spinnspulen an
einer Spinnmaschine, die eine Vielzahl von Spinnstellen aufweist, die jeweils ein
Streckwerk und eine zum Aufnehmen der Spinnspulen dienende Spindel sowie eine zur
Spindel koaxiale, die Spindel übergreifende Glocke enthalten.
[0002] Es ist zu erwarten, daß Spinnmaschinen mit Spinnstellen entsprechend der eingangs
genannten Art etwa mit dreifacher Geschwindigkeit im Vergleich zu Ringspinnmaschinen
arbeiten werden. Dies bedeutet, daß die Spinnspulen oder Kopse entsprechend wesentlich
schneller gefüllt werden, und daß entsprechend häufiger ein Wechseln der Spinnspulen
oder Kopse durchgeführt werden muß.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Wechseln der Spinnspulen
an einer Spinnmaschine der eingangs genannten Art zu schaffen, das schnell und zuverlässig
durchzuführen ist und das mit Hilfe einfacher Konstruktionen zu realisieren ist.
[0004] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß der Spinnprozeß ohne Fadenbruch unterbrochen
wird, dann die Spindeln und die Glocken in axialer Richtung auseinandergefahren und
anschließend in radialer Richtung voneinander hinwegbewegt werden, wonach die vollen
Spinnspulen von den Spindeln abgenommen und leere Spulenhülsen auf die Spindeln aufgesetzt
werden, wobei die Fadenverbindung zwischen Streckwerk und Spinnspule solange erhalten
bleibt, bis die leeren Spulenhülsen auf die Spindeln aufgesetzt sind und die in den
Bereich der Spindeln geführten Fäden übernommen haben, wonach die Spindeln und Glocken
wieder in Spinnposition gebracht werden und der Spinnprozeß wieder aufgenommen wird.
[0005] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren läßt sich ein Wechseln der Spinnspulen schnell
und sicher durchführen. Da die Fadenverbindung zwischen Spinnspulen und Streckwerk
durch die Glocken hindurch zunächst erhalten bleibt und später die Fadenenden automatisch
mit den leeren Spulenhülsen verbunden werden, läßt sich ein derartiges Verfahren ohne
weiteres in das Steuerprogramm einer Spinnmaschine einbauen.
[0006] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung wird vorgesehen, daß die Fäden beim Aufsetzen
der leeren Spulenhülsen an den Spindeln festgeklemmt werden. Damit ist es nicht notwendig,
besondere Fadenhalte- oder Fadenfangvorrichtungen vorzusehen, mit denen das Fadenende
festgelegt wird.
[0007] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung wird vorgesehen, daß die Spindeln und die
Glocken jeweils nur eine der beiden Bewegungen ausführen, d.h. eine Bewegung in axialer
Richtung oder eine Bewegung in radialer Richtung. Dadurch ergibt sich eine klare Gliederung
der Antriebe. Da ohnehin eine Bewegung in axialer Richtung zum Erzielen des Wicklungsaufbaus
notwendig ist, führt zweckmäßigerweise auch das diese Bewegung ausführende Element,
meist die Spindel, die axiale Bewegung für das Doffen aus. Dabei ist es weiter zweckmäßig,
die Glocken radial zu den Spindelachsen in Richtung zur Maschinenmitte hin zu bewegen.
Diese Bewegung erfolgt in einen Bereich der Spinnmaschine hinein, in welchem ein
genügender Bauraum zur Verfügung steht.
[0008] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung wird vorgesehen, daß zunächst Spindeln und
Glocken in axialer Richtung auseinandergefahren und dann in radialer Richtung soweit
voneinander hinwegbewegt werden, daß sich an den Halterungen der Glocken an gebrachte
Aufnahmen für Spinnspulen in axialer Richtung über den Spindeln befinden, dann diese
Aufnahmen und die Spindeln zum Aufnehmen der Spinnspulen aufeinander zu- und wieder
voneinander hinwegbewegt werden, daß dann die Halterungen der Glocken mit in zweiten
Aufnahmen aufgenommenen leeren Spulenhülsen über die Spindeln bewegt werden, wonach
die Spindeln und die zweiten Aufnahmen zum Übergeben der leeren Spulenhülse aufeinander
zu- und wieder voneinander hinwegbewegt werden, wonach die Glocken wieder über die
Spindeln gebracht und Glocken und Spindeln in axialer Richtung ineinandergefahren
werden, wobei bereits wenigstens die Spindeln anlaufen. Bei diesem Verfahren sind
die für das Spulenwechseln benötigten Bewegungen auf das Minimum beschränkt. Während
des Spulenwechselns selbst werden die vollen Spinnspulen nicht vollständig aus dem
Bereich der Spindeln abtransportiert, während die leeren Spulenhülsen auch in diesem
Bereich bereits bereitgehalten werden. Erst nach Abschluß des Spulenwechsels, während
bereits der Spinnprozeß wieder aufgenommen wurde, kann dann der endgültige Abtransport
der vollen Spulen und das Wiederheranführen der leeren Spulenhülsen durchgeführt
werden, so daß dadurch keine Totzeiten bedingt werden.
[0009] Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung
der in der Zeichnung dargestellten Ausführungsformen zum Durchführen des Verfahrens.
Fig. 1 bis 7 zeigen die Stationen eines ersten Verfahrens zum Spulenwechseln an einer
einzelnen Spinnstelle einer eine Vielzahl derartiger Spinnstellen aufweisenden Spinnmaschine
und
Fig. 8 bis 16 die einzelnen Phasen eines Spulenwechsels bei einem etwas abgewandelten
Verfahren.
[0010] In den Zeichnungen ist jeweils eine Spinnstelle einer Spinnmaschine dargestellt,
die aus einer Vielzahl nebeneinander vorzugsweise auf beiden Maschinenseiten in jeweils
einer Reihe angeordneter Spinnstellen besteht. Jede Spinnstelle enthält ein Streckwerk
(1), dem von einer Vorgarnspule o.dgl. ein Vorgarn zugeführt wird, das in dem Streckwerk
(1) auf die gewünschte Garnfeinheit verstreckt wird. Jede Spinnstelle enthält ferner
eine Spindel (3), die jeweils von einem Einzelmotor (4) angetrieben ist. Auf die
Spindel (3) ist eine Spinnspule aufgesteckt, auf die der ersponnene Faden aufgewickelt
wird. Der ersponnene Faden wird der Spinnspule (5) über eine Glocke (2) zugeführt,
die koaxial zur Spindel (3) angeordnet ist und die während des normalen Spinnprozesses
die Spindel (3) und die Spule (5) übergreift. Die Glocke besitzt einen in der Spindelachse
liegenden Führungskanal, der einen axialen Fadeneinlauf hat. An diesen Fadenführungskanal
schließt ein im wesentlichen radial nach außen gerichteter und meist eine Neigung
in Abzugsrichtung aufweisendes Kanalstück an, das in dem Außenmantel der Glocke (2)
mündet. Der Faden läuft auf dem Außenmantel der Glocke (2) wendelförmig ab und verläßt
diese an ihrem unteren Rand zum Aufwickeln auf der Spule (5).
[0011] Die Glocke (2) wird in dem Normalfall freidrehbar gelagert sein, so daß sie von dem
wendelförmig auf ihrem Außenmantel laufenden Faden mitgeschleppt wird. Es ist jedoch
auch möglich, die Glocke positiv anzutreiben und/oder zu bremsen.
[0012] Die Spule (5) wird in einem sogenannten Kopsaufbau auf eine Spulenhülse gewickelt,
die auf die Spindel (3) aufgesteckt ist. Hierzu wird vorgesehen, daß eine entsprechende
Relativbewegung zwischen dem unteren Rand der Glocke (2) und der Spule in axialer
Richtung vorhanden ist, d.h. eine in vertikaler Richtung hin- und hergehende Bewegung,
die sich allmählich zu dem oberen Spulenende hin verlagert. Bei der dargestellten
Ausführungsform wird die vertikale, hin- und hergehende Bewegung durch entsprechendes
Anheben und Absenken der Spindel (3) zusammen mit ihrem Antriebsmotor (4) bestimmt.
[0013] Wenn der Aufbau der Spule (5) abgeschlossen ist, befindet sich die Glocke (2) in
der in Fig. 1 dargestellten Position. In dieser Position wird der Spinnprozeß unterbrochen
und der Spulenwechsel eingeleitet. Hierzu werden zunächst die Spindel (3) und die
Glocke (2) derart in axialer Richtung auseinanderbewegt, daß die Spule (5) mit ihrer
Hülse von dem unteren Rand der Glocke (2) frei ist. Dabei wird eine entsprechende
Fadenlänge von der Spinnspule (5) abgezogen, so daß kein Fadenbruch auftritt (Fig.
2). Daraufhin wird die Glocke (2) mit ihrer Halterung (10) radial zur Spindel (3)
verschoben, und zwar nach innen zur Maschinenmitte hin. Gleichzeitig wird dem sich
zwischen der Spule (5) und der Glocke (2) erstreckenden Faden ein Fadenführungselement
(6) zugestellt, das beispielsweise eine nach unten offene V-förmige Gestalt aufweist
und aus einem Drahtbügel gebogen ist. Dieses Fadenführungselement (6) wird schräg
nach unten in Richtung zur Maschinenmitte bewegt, bis es etwa in Höhe des unteren
Endes der Hülse der Spule (5) zu liegen kommt, d.h. etwas oberhalb eines Ansatzes,
auf welchem sich später eine auf die Spindel (3) aufgesteckte leere Spulenhülse (9)
in axialer Richtung abstützt.
[0014] Der Spinnmaschine ist eine Transporteinrichtung (7) zugeordnet, die beispielsweise
aus einem entlang jeder Maschinenseite verlaufenden Transportband besteht, das in
vorgegebenen Abständen mit nach oben aufragenden Zapfen versehen ist. Auf diesem Transportelement
(7) befinden sich zunächst wechselweise freie Zapfen und Zapfen, auf die leere Spulenhülsen
(9) aufgesteckt sind. Mittels einer an sich bekannten Übergabeeinrichtung (8), die
beispielsweise von Ringspinnmaschinen bekannt ist, werden die vollen Spinnspulen in
der Position nach Fig. 3 ergriffen und auf die leeren Zapfen des Transportelementes
(7) abgesetzt Fig. 4). Auch hierbei wird die Fadenverbindung zwischen den Streckwerken
(1) und den Spinnspulen (5) nicht unterbrochen. Der Faden läuft in einer Art Fadenreserve
jeweils von den in den Mänteln der Glocken (2) befindlichen Austrittsöffnungen über
die Fadenführungselemente (6) zu dem oberen Ende der auf dem Transportelement (7)
befindlichen Spinnspulen (Fig. 4).
[0015] Das Transportelement (7) fährt dann um eine Spindelteilung weiter, wobei ebenfalls
die Fadenverbindung nicht unterbrochen wird. Der Faden wird dabei von der Spindel
(3) etwas ausgelenkt, so daß er sich an einer definierten Stelle befindet. Die Übergabeeinrichtung
(8) nimmt jetzt leere Spulenhülsen (9) von dem Transportelement (7) ab und steckt
sie auf die Spindeln (3) auf. Dabei wird der Faden zwischen dem Führungselement (6)
und dem oberen Ende der Spinnspule (5) von dem unteren Rand der Spulenhülse (9) an
der Spindel (3) festgeklemmt. Mittels einer Schneideinrichtung (17), die in Fig. 5
nur schematisch dargestellt ist, wird dann der Faden in der Nähe der leeren Spulenhülse
(9) zertrennt, wonach die vollen Spinnspulen (5) endgültig abtransportiert werden
können (Fig. 5).
[0016] Anschließend wird der Antriebsmotor der Spindel (3) wieder eingeschaltet, während
gleichzeitig das Fadenführungselement aus dem Bereich der Spinnstellen herausbewegt
wird (Fig. 6). Die Spindel (3) wird dabei nach oben bewegt, so daß sie in die Glocke
(2) eindringt. Dabei wird auch wieder das Streckwerk (1) eingeschaltet, so daß der
Spinnprozeß wieder läuft. Der ersponnene Faden läuft dann wieder wendelförmig auf
der Glocke (2) (Fig. 7). Die Spindel (3) führt entsprechend der Kopswicklung die
notwendigen vertikalen Bewegungen aus, während die Glocke (2) nur eine Rotationsbewegung
ausführt, zu welcher sie mitgeschleppt wird.
[0017] Die einzelnen Spinnstellen der Spinnmaschine nach Fig. 8 bis 16 unterscheiden sich
im Prinzip nicht von den Spinnstellen der Ausführungsform nach Fig. 1 bis 7, so daß
für die gleichen Elemente die gleichen Bezugszeichen gewählt sind. Bezüglich den Spinnstellen
besteht lediglich ein Unterschied in den Halterungen (11) für die Glocken, an denen
zwei zusätzliche Aufnahmen (12, 13) angebracht sind, d.h. zwei zusätzliche Auf nahmen
(12, 13) für jede Spinnstelle. In den den Glocken (2) benachbarten Aufnahmen (13)
werden leere Spulenhülsen (9) bereitgehalten. Nach dem die Spule (5) gefüllt ist,
wird auch bei dieser Ausführungsform der Spinnprozeß in der Stellung entsprechend
Fig. 8 beendet. Die Glocke (2) und die Spindel werden in axialer Richtung auseinanderbewegt,
was bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel durch Absenken der Spindel (3) und
ihres Motors (4) erfolgt (Fig. 9). Ein zwischen den Streckwerken (1) und den Einlaufseiten
der Glocken (2) angeordnetes Fadenführungselement (14) wird jetzt quer zu dem Fadenlauf
ausgefahren, so daß in dem Bereich zwischen den Streckwerken (1) und den Glocken (2)
jeweils Fadenreserven gebildet werden (Fig. 10), für die die benötigte Fadenlänge
von den vollen Spinnspulen (5) abgezogen wird. Nach dem oder während diese Fadenreserven
gebildet werden, werden die Halterungen (11) der Glocken (2) radial zu den Spinden
(3) verfahren, und zwar soweit, bis die freien Aufnahmen (12) sich vertikal oberhalb
der Spindeln (3) befinden (Fig. 11). Dabei wird Faden von dem Außenmantel der Glocke
abgezogen. Als nächster Schritt wird die Spindel (3) derart angehoben, daß das obere
Ende der Spulenhülse der vollen Spinnspule der Aufnahme (12) zugestellt wird. Die
Aufnahme (12) besteht aus Greifelementen, die einen entsprechenden inneren Ringbund
der Spulenhülse hintergreifen und die dann beim Absenken der Spindel (3) die Spinnspule
(5) festhalten. Derartige Greifelemente sind beispielsweise zum Halten von Vorgarnspulen
bekannt. Durch ein erneutes Anheben der Spulenhülse der Spinnspule (5) kann diese
von den Greifelementen der Aufnahme (12) wieder gelöst werden. Die vollen Spinnspulen
(5) sind somit an die Halterungen (11) bzw. deren Aufnahmen (12) übergeben worden.
Die Spindeln (3) werden dann wieder soweit abgesenkt, daß sie vollständig von den
vollen Spulen (5) frei sind (Fig. 13). In diesem Zustand wird über Führungselemente,
beispielsweise einen Ring (18), der V-förmige Einschnitte haben kann, der jeweils
vorhandene Faden nach unten gezogen und über den unteren Rand der in den Halterungen
(11) bereitgehaltenen leeren Spulenhülsen (9) ge bracht. Dabei bewegt sich das Führungselement
(14) etwas zurück, so daß hierbei ein Teil der Fadenreserve aufgelöst wird.
[0018] Die Halterungen (11) verfahren dann derart radial zur Spindel (3), daß die Spulenhülsen
(9) sich vertikal über den Spindeln (3) befinden. Die Spindeln (3) werden anschließend
nach oben gefahren, so daß die leeren Spulenhülsen (9) auf die Spindeln aufgesteckt
werden (Fig 14). Die Aufnahmen (13) sind ebenfalls in der Weise ausgebildet, wie es
zu den Aufnahmen (12) beschrieben wurde, d.h. durch Anheben der leeren Spulenhülsen
(9) in den Aufnahmen (13) lassen sich diese von den Aufnahmen (13) lösen und werden
dann von den Spindeln mitgenommen. Bei dem Übernehmen der leeren Spulenhülsen (9)
durch die Spindeln (Fig. 14) werden die Fäden zwischen den Spindeln und den unteren
Rändern der leeren Spulenhülsen festgeklemmt. Die Verbindung zu den vollen Spinnspulen
(5), die in den Halterungen (11) hängen, wird dann zertrennt, wonach die Spindel mit
den leeren Spulenhülsen nach unten bewegt werden. Danach werden die Halterungen (11)
wieder radial zur Spindel (3) in ihre Ursprungsposition (Fig. 8) verfahren, so daß
die Spindeln (3) mit den leeren Spulenhülsen (9) sich unter den Glocken (2) befinden
(Fig. 15). In dieser Position wird der Antrieb der Spindeln (3) eingeschaltet, während
gleichzeitig das Fadenführungselement (14) aus dem Garnlaufweg zurückbewegt wird (Fig.
15), so daß sich die Fadenreserve auflöst. Anschließend wird die Spindel (3) mit der
leeren Spulenhülse (9) nach oben verfahren, so daß sie in die Glocke (2) eindringt.
Das Streckwerk (1) ist wieder eingeschaltet, so daß der Spinnprozeß wieder aufgenommen
ist (Fig. 16).
[0019] Für diesen Wechsel der vollen Spinnspulen (5) gegen leere Spulenhülsen zwischen dem
Unterbrechen des Spinnprozesses und der Wiederaufnahme des Spinnprozesses wird nur
eine relativ kurze Zeitspanne benötigt, da nur sehr kurze Wege von den einzelnen Elementen
durchzuführen sind, d.h. nur die unbedingt notwendigen Wege für das Auswechseln, während
das endgültige Abtransportieren der vollen Spinnspulen (5) sowie das Wiederbereitstellen
von leeren Spulenhülsen durchgeführt werden kann, während der Spinnprozeß läuft, d.h.
in dem Betriebszustand nach Fig. 16.
[0020] Bei den Spinnvorrichtungen, die anstelle eines Rings und eines Läufers eine Glocke
(2) verwenden, ist es normalerweise nicht ohne weiteres möglich, am Ende des Spinnprozesses
eine Unterwindung im Bereich des unteren Hülsenendes der vollen Spinnspulen (5)
anzubringen. Dies ist jedoch mit Hilfe der in Fig. 10 und 11 gebildeten Fadenreserve
möglich. In diesem Fall wird den vollen Spinnspulen (5) in der Position nach Fig.
11 ein zur Spindelachse koaxialer Ring zugestellt, bzw. die Spinnspule wird einem
ortsfesten Ring zugestellt, der den Faden in dem Bereich des unteren Endes der Spulenhülse
der Spinnspule (5) führt. Unter Auflösung eines Teils der von dem Führungselement
(14) gebildeten Fadenreserve kann dann eine Unterwindung geschaffen werden, wonach
dann der Ring wieder entfernt wird und der Spulenwechsel in einem Zustand weiter fortgesetzt
wird, bei welchem der Faden nicht wie in Fig. 11 von dem oberen Ende der vollen Spinnspule
(5) zu der Öffnung im Mantel der Glocke (2) führt, sondern entsprechend von einer
Unterwindung. Dies würde jedoch nicht zu einem prinzipiellen Unterschied in dem nachfolgenden
Arbeitsablauf während des Spulenwechsels führen.
1. Verfahren zum automatischen Wechseln der Spinnspulen an einer Spinnmaschine, die
eine Vielzahl von Spinnstellen aufweist, die jeweils ein Streckwerk und eine zur
Aufnahme der Spinnspulen dienende Spindel sowie eine zur Spindel koaxiale, die Spindel
übergreifende Glocke enthalten, dadurch gekennzeichnet, daß der Spinnprozeß ohne
Fadenbruch unterbrochen wird, dann die Spindeln und die Glocken in axialer Richtung
auseinandergefahren und anschließend in radialer Richtung voneinander hinwegbewegt
werden, wonach die vollen Spinnspulen von den Spindeln abgenommen und leere Spulenhülsen
auf die Spindeln aufgesetzt werden, wobei die Fadenverbindung zwischen Streckwerk
und Spinnspule solange erhalten bleibt, bis die leeren Spulenhülsen auf die Spindeln
aufgesetzt sind und die in dem Bereich der Spindeln geführten Fäden übernommen haben,
wonach die Spindeln und die Glocken wieder in Spinnposition gebracht werden und der
Spinnprozeß wieder aufgenommen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Fäden beim Aufsetzen
der leeren Spulenhülsen an den Spindeln festgeklemmt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Spindeln und
die Glocken jeweils nur eine der beiden Bewegungen ausführen, d.h. eine Bewegung in
axialer Richtung oder eine Bewegung in radialer Richtung.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Spindeln eine Bewegung
in axialer Richtung und die Glocken eine Bewegung in radialer Richtung ausführen.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Glocken radial zu den
Spindelachsen in Richtung zur Maschinenmitte hin bewegt werden.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen
Spinnspule und Streckwerk eine Fadenreserve geschaffen wird, aus der nach Unterbrechen
des Spinnprozesses eine Unterwindung auf die Spinnspulen gewickelt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen
Spinnspule und Streckwerk eine Fadenreserve geschaffen wird, die wenigstens teilweise
aufgelöst wird, wenn der Faden zum Festklemmen mittels der Spulenhülsen den Spindeln
zugeführt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Fadenreserven
vor dem Unterbrechen des Spinnprozesses erzeugt werden.
9. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Fadenreserven
nach dem Unterbrechen des Spinnprozesses durch Abziehen von den Spinnspulen gebildet
werden.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Fadenreserven
beim Wiederaufnehmen des Spinnprozesses durch Aufwinden auf den sich in die Glocken
hineinbewegenden Spulenhülsen aufgelöst werden.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß die vollen
Spinnspulen beim Wechseln zunächst in eine den zugehörigen Spindeln benachbarte Zwischen
position gebracht werden, in der die Fäden an den zugehörigen Spindeln anliegen.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß zunächst
Spindeln und Glocken in axialer Richtung auseinandergefahren und dann in radialer
Richtung soweit voneinander hinwegbewegt werden, daß sich an den Halterungen der Glocken
angebracht Aufnahmen für Spinnspulen in axialer Richtung über den Spindeln befinden,
dann diese Aufnahmen und die Spindeln zum Aufnehmen der Spinnspulen aufeinander
zu- und wieder voneinander hinwegbewegt werden, daß dann die Halterungen der Glocken
mit in zweiten Aufnahmen aufgenommenen leeren Spulenhülsen über die Spindeln bewegt
werden, wonach die Spindeln und die zweiten Aufnahmen zum Übergeben der leeren Spulenhülsen
aufeinander zu- und wieder voneinander hinwegbewegt werden, wonach die Glocken wieder
über die Spindeln gebracht und Glocken und Spindeln in axialer Richtung ineinandergefahren
werden, wobei bereits wenigstens die Spindeln wieder anlaufen.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß vor dem Aufeinanderzubewegen
der zweiten Aufnahmen mit den leeren Spulenhülsen und der Spindeln der jeweils von
dem zugehörigen Streckwerk kommende, durch die Glocke hindurch zur Spinnspule laufende
Faden quer über das offene Ende der betreffenden leeren Spulenhülse gelegt wird.
14. Verfahren nach Anspruch 12 oder 13, dadurch gekennzeichnet, daß die vollen Spinnspulen
nach Wiederinbetriebnahme von den Aufnahmen an den Halterungen der Glocken abgenommen
werden.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 14, dadurch gekennzeichnet, daß vor
Einleiten des Wechselns die zweiten Aufnahmen der Halterungen der Glocken mit leeren
Spulenhülsen bestückt werden.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 15, dadurch gekennzeichnet, daß die
Aufnahmen die vollen Spulen und die leeren Spulenhülsen jeweils an den oberen, den
Spindeln abgewandten Hülsenenden angreifen.