[0001] Die Erfindung betrifft eine Spinnvorrichtung mit einem Streckwerk, mit einer eine
Spule aufnehmenden Spindel und mit einer koaxial zur Spindel angeordneten und diese
übergreifenden Glocke, die einen axialen Fadeneinlauf und in ihrem Mantel eine zur
Außenseite führende Fadenaustrittsöffnung aufweist.
[0002] Bei den bekannten Ringspinnmaschinen bildet sich zwischen einem Läufer und einer
koaxial zur Spindel angeordneten Fadenführung ein Fadenballon aus. Dieser Fadenballon
ist einer der wesentlichen Faktoren,aufgrund dessen die Spinngeschwindigkeit begrenzt
ist. Einerseits wirkt auf diesen Fadenballon ein Luftwiderstand und andererseits eine
Zentrifugalkraft.
[0003] Mit einer Spinnvorrichtung der eingangs genannten Art (DE-A 34 00 327) wird die Ausbildung
eines Fadenballons vollständig unterdrückt, so daß sich dadurch wesentlich höhere
Spinngeschwindigkeiten erzielen lassen. Die aufgrund der Herstellung einer Kopswicklung
entstehenden Unterschiede in der Aufwindegeschwindigkeit und damit in der Fadenspannung
werden über den Verlauf der Wendeln ausgeglichen, mit denen der Faden auf dem Außenmantel
der Glocke läuft. Die Steigung dieser Wendeln ändert sich abhängig von der Fadenspannung.
Diese Fadenspannung ist jedoch insgesamt im Vergleich zu den bekannten Ringspinnvorrichtungen
relativ gering.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Spinnvorrichtung der eingangs genannten
Art so auszubilden, daß die Möglichkeit eines selbsttätigen Ausgleiches der Fadenspannung
weiter verbessert wird.
[0005] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß innerhalb der Glocke zwischen dem Fadeneinlauf
und der Fadenaustrittsöffnung ein die Ausbildung eines Fadenballons gestattender Freiraum
belassen ist.
[0006] Dadurch ist es möglich, die spinntechnologischen Vorteile eines Fadenballons auszunutzen,
ohne daß dessen wesentliche Nachteile in Kauf genommen werden müssen. Da der Fadenballon
im Innern der Glocke rotiert, ist er praktisch keinem Luftwiderstand ausgesetzt.
Es kann davon ausgegangen werden, daß die innerhalb der Glocke befindliche Luft mitrotiert,
so daß keine nennenswerte Relativbewegung zwischen dem Fadenballon und der Glocke
auftritt. Außerdem ist der Fadenballon relativ klein, so daß die auftretenden Zentrifugalkräfte
auch bei hohen Geschwindigkeiten von dem Faden aufgenommen werden können.
[0007] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung wird vorgesehen, daß die Fadenaustrittsöffnung
mit einem nach innen in die Glocke ragenden Führungselement versehen ist. Durch dieses
Führungselement kann die Form des sich ausbildenden Fadenballons verändert werden,
ohne daß die Form der Glocke selbst geändert werden muß. Das Führungselement sorgt
einerseits dafür, daß der Fadenballon einen Abstand zur Innenwandung der Glocke einhält
und sich nicht gegen diese anlegt, während andererseits der Durchmesser reduziert
wird, mit dem der Faden rotiert und zur Ausbildung des Ballons angeregt wird. In zweckmäßiger
Ausgestaltung der Erfindung wird vorgesehen, daß der Abstand der innenliegenden
Einlauföffnung des Führungselementes bezüglich der Rotationsachse der Glocke einstellbar
ist. Dieses Einstellen kann durch ein Verändern der Position des Führungselementes
und/oder auch durch Austausch des Führungselementes durchgeführt werden. Damit ist
es möglich, die Form des Fadenballons an das jeweils zu verspinnende Material und
an die übrigen Spinnbedingungen und insbesondere auch an die Drehzahl anzupassen.
[0008] Um eine möglichst leichte Glocke zu erhalten wird vorgesehen, daß der Fadeneinlauf
in einen stationären Lagerzapfen eingearbeitet ist, auf welchem die im wesentlichen
rohrförmige Glocke gelagert ist.
[0009] Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung
der in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsformen.
Fig. 1 zeigt eine teilweise axial geschnittene Ansicht einer erfindungsgemäß ausgebildeten
Glocke und
Fig. 2 eine ebenfalls teilweise geschnittene axiale Ansicht einer Ausführungsform
mit einem stationären Lagerzapfen.
[0010] Die in Fig. 1 nur schematisch dargestellte Spinnvorrichtung enthält ein Streckwerk,
von welchem nur das Lieferwalzenpaar (10) angedeutet ist. Des weiteren enthält die
Spinnvorrichtung eine angetriebene Spindel (12), die eine Spule (11) trägt, auf die
ein Faden aufgewickelt wird. Koaxial zu der Spindel (12) ist eine Glocke (13) angeordnet,
die die Spule (11) übergreift. Die Glocke (13) besitzt einen Lagerbolzen (21), mit
welchem sie in Wälzlagern (22, 23) einer nicht dargestellten Halterung gelagert ist.
Der Lagerbolzen (21) weist eine axiale Bohrung auf, die einen Fadeneinlauf (14) bildet.
[0011] Der durch den Fadeneinlauf (14) laufende Faden (20) wird durch eine Fadenaustrittsöffnung
(16) aus dem Innern der Glocke (13) heraus zur Außenseite des Mantels (15) der Glocke
(13) geführt. Auf diesem Mantel (15) läuft der Faden (20) in Wendeln bis zu dem unteren
Rand der Glocke, von wo aus er auf die Spule (11) aufgewickelt wird.
[0012] Die Glocke (13) ist bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel frei drehbar gelagert
und wird von dem Faden (20) geschleppt. In Abwandlung der dargestellten Ausführungsform
kann vorgesehen werden, daß die Glocke (13) im Bereich ihres Lagerbolzens (21) angetrieben
und/oder gebremst wird.
[0013] In dem Bereich zwischen dem Ende des Fadeneinlaufs (14), d.h. der Bohrung des Lagerbolzens
(21) und der Fadenaustrittsöffnung (16) läuft der Faden (20) ungeführt in einem Freiraum,
so daß sich ein Fadenballon (17) ausbildet. Die Größe des Fadenballons (17) ist von
der axialen Anordnung der Fadenaustrittsöffnung (16) und von der Drehzahl abhängig.
Um hierbei Variationsmöglichkeiten vorzusehen, kann in Abwandlung der dargestellten
Ausführungsform vorgesehen werden, daß die Glocke (13) in ihrem Mantel (15) mit mehreren
in axial unterschiedlichen Positionen angeordneten Fadenaustrittsöffnungen (16) versehen
ist.
[0014] Die Ausführungsform nach Fig. 2 entspricht im Prinzip der Ausführungsform nach Fig.
1. Zwischen einem Streckwerk (10) und einer Spindel (12) ist eine die Spindel (12)
und deren Spule (11) übergreifende Glocke (13) angeordnet. Die Glocke (13) besitzt
eine im wesentlichen rohrförmige, abgestufte Gestalt und ist mit ihrem dem Streckwerk
zugewandten Ende auf einem stationären Lagerzapfen (19) mittels Wälzlagern (24, 25)
gelagert.
[0015] Der Lagerzapfen (19) ist mit einer axialen Bohrung versehen, die als Fadeneinlauf
(14) dient. In axialem Abstand zu diesem Fadeneinlauf (14) ist der Mantel (15) der
Glocke (13) mit einer Fadenaustrittsöffnung (16) versehen. In die Fadenaustrittsöffnung
(16) ist ein rohrförmiges Führungselement (18) eingesetzt, das nach innen in das Innere
der Glocke (13) hineinragt. Wie in Fig. 2 dargestellt ist, ist ebenfalls zwischen
dem Ende des Fadeneinlaufs (14) und der Fadenaustrittsöffnung (16) bzw. dem Führungselement
(18) ein Freiraum gelassen, in welchem sich ein Fadenballon (17) ausbildet. Das Führungselement
(18) sorgt dafür, daß der Fadenballon (17) sich nicht an die Innenwandung der Glocke
(13) anlegt. Außerdem bestimmt der Einlauf des rohrförmigen Führungselementes aufgrund
seines Abstandes zur Rotationsachse der Glocke (13) die Geschwindigkeit, mit welcher
der Fadenballon (17) rotiert. Durch eine Verlängerung oder Verkürzung der radialen
Erstreckung des Führungselementes (18) läßt sich die Umfangsgeschwindigkeit variieren.
Hierzu kann vorgesehen werden, daß das Führungselement (18) in seiner axialen Länge
einstellbar und/oder austauschbar in der Glocke (13) angeordnet ist, so daß es durch
Führungselemente (18) unterschiedlicher axialer Erstreckung ersetzt werden kann.
[0016] Um die Form des sich ausbildenden Fadenballons beeinflussen zu können, wird bei abgewandelten
Ausführungsformen vorgesehen, daß das Ende des den Fadeneinlauf (14) bildenden Fadenführungskanals
axial verstellbar ist. Ausgehend von der Ausführungsform nach Fig. 3 kann hierzu die
Position des gesamten Lagerzapfens (19) verändert werden. Bei einer Abwandlung der
Ausführungsform nach Fig. 1 oder Fig. 2 wird vorgesehen, daß der Lagerbolzen (21)
oder der Lagerzapfen (19) einen den Fadenführungskanal bildenden Einsatz enthält,
der teleskopartig in axialer Richtung verstellt werden kann.
1. Spinnvorrichtung mit einem Streckwerk, mit einer eine Spule aufnehmenden Spindel
und mit einer koaxial zur Spindel angeordneten und diese übergreifenden Glocke, die
einen axialen Fadeneinlauf und in ihrem Mantel eine zur Außenseite führende Fadenaustrittsöffnung
aufweist, dadurch gekennzeichnet, daß innerhalb der Glocke (13) zwischen dem Fadeneinlauf
(14) und der Fadenaustrittsöffnung (16) ein die Ausbildung eines Fadenballons (17)
gestattender Freiraum belassen ist.
2. Spinnvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Fadeneinlauf
(14) einen axial ausgerichteten Fadenführungskanal enthält, der in axialem Abstand
von der aus der Glocke (13) herausführenden Fadenaustrittsöffnung (16) endet.
3. Spinnvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Fadenaustrittsöffnung
(16) mit einem nach innen in die Glocke (13) ragenden Führungselement versehen ist.
4. Spinnvorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Abstand der
innenliegenden Einlauföffnung des Führungselementes (18) bezüglich der Rotationsachse
der Glocke (13) einstellbar ist.
5. Spinnvorrichtung, insbesondere nach Anspruch 1 oder einem der Ansprüche 2 bis
4, dadurch gekennzeichnet, daß der Fadeneinlauf (14) in einen stationären Lagerzapfen
(19) eingearbeitet ist, auf welchem die im wesentlichen rohrförmige Glocke (13) gelagert
ist.
6. Spinnvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß
wenigstens der einen Fadenführungskanal enthaltende Teil des Lagerbolzens (21) oder
Lagerzapfens (19) der Glocke (13) in axialer Richtung einstellbar ist.