[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Freihalten des Schmelzen-Durchflusskanals
beim geregelten Vergiessen insbesondere von Stahlschmelze aus einem Zwischengefäss
über einen Schieber- verschluss in eine Stranggiesskokille, in der ein kontrollierter
Sollfüllstand durch Regelbewegungen des Schieberverschlusses eingestellt wird, welcher
in einer bei Ablagerungen im Durchflusskanal sich erweiternden Drosselstellung gehalten
wird.
[0002] Aus der DE-PS 34 22 901 ist es bekannt, den Durchflusskanal von Schieberverschlüssen
an Zwischengefässen von Stranggiessanlagen von Ablagerungen zu befreien, durch ein
einleitendes Schliessen des Schieberverschlusses zur Absenkung des Badspiegels in
der Kokille und damit zur Schaffung eines Freiraumes, der nach voller Oeffnung des
Verschlusses eine Ablagerungen wegspülende Giesswelle aufnimmt.
[0003] Ein derartiges Vorgehen verleitet nich selten dazu, das Freimachen des Schmelzen-Durchflusskanals
im Schieberverschluss mit grösseren Zeitabständen vorzunehmen, worunter dann oftmals
die Strangqualität leidet. Vor allem können die Niveauunterschiede beim Absenken
des Badspiegels in der Kokille immer wieder die Ursache von Oberflächenfehlern am
gegossenen Strang sein.
[0004] Aufgabe vorliegender Erfindung ist es, die verengenden Ablagerungen im Durchflusskanal
des Schieberverschlusses mit einfachen, im Bereich der Sollfüllstandsregelung vor
sich gehenden Massnahmen bei gleichbleibender Strangqualität zu beseitigen.
[0005] Die gestellte Aufgabe wird gemäss der Erfindung im wesentlichen dadurch gelöst, dass
die Schieberplatte in einem zügig durchgeführten Oeffnungshub mit einer bezüglich
des Anfalls zusätzlicher Schmelzenmenge auf die Regelung des Sollfüllstandes abgestimmten
Geschwindigkeit aus einer Drosselstellung heraus in eine neue Drosselstellung gestellt
wird.
[0006] Auf diese Weise wird ein effektives Freispülen bzw. Auswaschen des Schmelzen-Durchflusskanals
im Schieberverschluss innerhalb der Sollfüllstandsregelung erzielt. Das bedeutet,
dass der Sollfüllstand in der Kokille innerhalb zulässiger Grenzen schwankt und nachteilige
Unterschiede der Badspiegelhöhe in der Kokille nich vorkommen. Damit sind die Voraussetzungen
für eine gute Strangqualität erfüllt.
[0007] Bei der Durchführung des Oeffnungshubes hat sich als besonders zweckdienlich erwiesen,
dass die Schieberplatte von einer Drosselstellung in eine am Durchflusskanal des Schieberververschlusses
gegenüberliegende Drosselstellung gebracht wird. Dadurch entsteht zusätzlich zu dem
mit dem Oeffnungshub erzeugten Giessimpuls infolge des sich spiegelbildlich verändernden
Umlenkungsflusses der Schmelze an der Schieberplatte ein speziell auf die Ablagerungen
errosiv wirkender Strömungsdruck, welcher die Auswaschung des Durchflusskanals begünstigt.
Ausserdem ist ein gleichmässiger Verschleiss des Plattenmaterials an den Drosselkanten
des Schmelzen-Durchflusskanals erreichbar, was wiederum die Lebensdauer der Platten
erhöht. Bei unterschiedlichen Verschleissbildern in den gegenüberliegenden Drossel
stellungen ergeben sich unterschiedliche Positionen der Schieberplatte bei gleicher
Durchflussmenge. Die Abstimmung der Geschwindigkeit des Oeffnungshubes der Schieberplatte
auf die Regelung des Sollfüllstandes ist die Funktion von zwei Faktoren: zum einen
soll der mit einem verharrensfreien vollen Oeffnen der Schieberplatte erzeugte Giessimpuls
imstande sein, vorhandene Ablagerungen auszuwaschen, ggf. mitzureissen, zum anderen
aber die mit dem Impuls geförderte Schmelzenmenge den Badspiegel in der Kokille nicht
über den Regelbereich des Sollfüllstandes hinaus anheben.
[0008] Je nacht Art Der Betriebsbedingungen insbesondere der zu vergiessenden Schmelze
wird erfindungsgemäss so vorgegangen, dass das Oeffnen der Schieberplatte periodisch
erfolgt, nämlich in vorgegebenen regelmässigen Zeitabständen, die dem Schmierververhalten
der Schmelze angepasst sind und beispielsweise beim Vergiessen üblicher Schmelze je
nach Kokillenquerschnitt zwischen einer und zehn Minuten bemessen sein können. Alternativ
dazu kann der Oeffnungshub der Schieberplatte in einem eingestellten maximalen Oeffnungsgrad
innerhalb der Sollfüllstandsregelung geschehen. In diesem Fall ist die Einleitung
des Oeffnungshubes allein an den Verengungsgrad des Schmelzen-Durchflusskanals gebunden.
[0009] Ferner sieht das erfindungsgemässe Verfahren vor, dass in den Drosselstellungen wenigstens
vor dem Oeffnungshub die Drosselbewegungen der Schieberplatte durch eine Oszillation
überlagert sind. Dadurch wird das Freimachen des Durchflusskanals des Schieberverschlusses
erleichtert. Des weiteren wird vorgeschlagen, dass wenigstens während des Oeffnungshubes
Spülgas in den Ausguss (Einlaufhülse) und/oder das Giessrohr eingeführt wird, was
den durch den Oeffnungshub herbeigeführten Strömungsimpuls im Schmelzefluss wirksamer
macht, vor allem bezüglich des Auswaschens von Ablagerungen im Ausguss und Giessrohr.
[0010] Die Erfindung ist nachstehend an einem Ausführungsbeispiel anhand der Zeichung erläutert.
Figur 1 zeigt eine schematisch dargestellte, mit einem Schieberverschluss ausgerüstete
Stranggiessanlage zusammen mit einem prinzipiellen Schaltsystem, während die
Figuren 2 bis 4 Stellungen des Schieberverschlusses in grösserem Massstab veranschlaulichen.
[0011] In Figure 1 bedeutet 1 ein metallische Schmelze enthaltendes Zwischengefäss, das
am Ausguss 2 einen in Drosselstellung sich befindlichen Schieberverschluss 3 aufweist.
Dieser regelt die Durchflussmenge der vom Gefäss 1 durch den gemeinsamen, aus den
Durchflussöffnungen der ortsfesten Oberplatte 4, der verstellbaren Schieberplatte
5 und der wiederum ortsfesten Unterplatte 6 gebildeten Durchflusskanal 7 sowie durch
das Giessrohr 8 zur Kokille 9 strömenden Schmelze. Zur Regelung der Durchflussmenge
ist die Schieberplatte 5 mit einem Stellglied 10 mechanisch gekuppelt, dessen jeweilige
Betriebposition ein Stellungsmesser 11 identifiziert.
[0012] Die Kokille 9, in die das Giessrohr 8 mit dem freien Ende hineinragt, hat einen für
den normalen Betrieb eingestellten Sollfüllstand 12, der von einem Sender (Strahler)
13 und einem Messwertempfänger 14 kontrolliert wird. Der Abzug des in der Kokille
9 aussen verfestigten Stranges 15 erfolgt mittels eines Treibrollen 16 aufweisenden
Abzugantriebes 17, dem ein Regler 18 und ein mit diesem regeltechnisch gekuppelter
Abzuggeschwindigkeitsmesser 19 zugeordnet sind. Letzterer gibt seine Daten zusätzlich
an einen Prozessor 20, der ausserdem die Daten des Stellungsmessers 11 und des Messwertempfängers
14 empfängt und verarbeitet. Sich ergebende Steuerbefehle sendet eine im Prozessor
20 integrierte Steuerung 21 an das Stellglied 10 des Schieberverschlusses 3 und an
den Abzugsregler 18.
[0013] Beim Ausführungsbeispiel ist die Abzugsgeschwindigkeit des Stranges als konstante
festgelegt, was bedeutet, dass der Sollfüllstand 12 in der Kokille 9 allein von der
Zuflussseite her mittels des Schieberverschlusses 3 geregelt wird. Dazu nimmt die
Schieberplatte 5 eine Drosselstellung ein, die es durch Auf- und Zusteuern erlaubt,
mehr oder weniger Schmelze zuzuführen, um das Gleichgewicht zwischen der pro Zeiteinheit
zufliessenden Schmelzenmenge und dem aus der Kokille 9 austretenden Strang 15 einzuhalten.
[0014] Der Schmelzenstrom wird, wie insbesondere aus Figur 1 ersichtlich, bei gedrosseltem
Schieberverschluss 3 zweimal umgelenkt, und zwar ein- und auslaufseitig der Schieberplatte
5. Dort besteht erhöhte Erosionsgefahr für das Feuerfeste Plattenmaterial und ausserdem
treten an den besagten Stellen bevorzugt Ablagerungen von Oxyden und/oder Sulfiden
auf. Einerseits fährt die Schieberplatte 5 bei Erosionsverschleiss und grösser werdendem
Querschnitt des Durchflusskanals 7 weiter zu, andererseits weiter auf, sobald der
Querschnitt durch Ablagerungen 22 verengt wird. Speziell solche Querschnittsverengungen
ergeben erheblich Giessprobleme, da das Auffahren des Schieberverschlusses 3 beim
Erreichen des vollen Oeffnungsgrades, also bei deckungsgleichen Platten 4 bis 6 beendet
ist. so dass die von der Kontrolle 13, 14 des Sollfüllstandes 12 pro Zeiteinheit geforderte
Schmelzenmenge über den verengten Durchflusskanal 7 nich mehr erbracht werden kann.
[0015] Zwecks Vermeidung solcher, den Giessbetrieb erheblich störanfällig machenden Ablagerungen
22, welche mesit über den vorstehenden Kanten des Durchflusskanals 7 beginnen und
den Schieberverschluss 3 zu immer weiterem Oeffnen zwingen, wird vom Prozessor 20
ein Verfahrensablauf eingeleitet, der ein automatisches Verstellen der Schieberplatte
5 von der in Figur 2 mit Ablagerungen 22 dargestellten Drosselstellung in eine neue,
gegenüberliegende Drosselstellung (Figur 3) bewirkt, in der die Regelung des Sollfüllstandes
12 kontinuierlich weitergeht.
[0016] Die dermassen verstellte Schieberplatte 5 überfährt mit ihrer Durchflussöffnung die
volle Oeffnungsposition, in der die Durchflussöffnungen aller drei Platten 4 bis 6
koaxial stehen, so dass der voll wirksame Giessstrom die frei im Durchflusskanal 7
hängenden Ablagerungen 22 wegspült (Figur 4) oder wegwäscht, während der, beim Einfahren
in die neue Drosselstellung sich spiegelbildlich ändernden Umlenkung des Giessstrahls.
Der in einem Zug, verharrensfrei durchgeführte Oeffnungshub der Schieberplatte 5 in
die neue Drosselstellung nach Figur 3 geschieht mit einer Geschwindigkeit, welche
gewährleistet, dass die kurzfristig erhöhte Schmelzezufuhr in die Kokille 9 von der
Sollfüllstandsregelung ohne weiteres kompensiert werden kann.
[0017] Zur Durchführung des Oeffnungshubes, während welchem die Drosselkante der Schieberplatte
5 auf die gegenüberliegende Kante des Durchflusskanals 7 wechselt, sind das Schieberplattenstellglied
10 und dessen Stellungsmesser 11 für beide Drosselpositionen ausgebildet. Dennoch
besteht auch die Möglichkeit, einen Oeffnungshub mit nur einseitig funktionierendem
Drosselbetrieb zu bewältigen, indem die Schieberplatte 5 verharrensfrei geöffnet
und sofort wieder in eine ausgangs eingenommene Drosselstellung zurückgebracht wird.
[0018] Der Oeffnungshub lässt sich, um einem Zuschmieren des Durchflusskanals 7 vorzubeugen,
in regelmässigen Abständen wiederholen oder er kommt dann zum Zuge, wenn der Stellungsmesser
11 einen festgelegten maximalen Oeffnungsgrad des Schieberverschlusses 3 meldet,
das heisst im Durchflusskanal 7 bereits erhebliche Ablagerungen 22 vorhanden sind.
In jedem Fall können zur Unterstützung des durch den Oeffnungshub erzeugten Auswascheffektes
am Ausguss (2) und am Giessrohr (8) an sich bekannte Spülgaszuführungen vorgesehen
sein. Ausserdem lassen sie zur Verstärkung des besagten Effektes die Regelbewegungen
der Schieberplatte (5) zeitweise durch eine ebenfalls an sich bekannte Oszillation
überlagern.
[0019] Die Erfindung gilt sowohl für Zwei- als auch Drei-Plattenschieber an Dreh- Schwenk-
oder Linearsystemen. Weiterhin gilt die Erfindung für Stranggiessanlagen mit kombinierter
Zufluss- und Abzugsregelung sowie für Schieberverschlüsse, die an Pfannen angeordnet
sind, mit denen das Zwischengefäss in Abhängigkeit vom Badspiegel im Gefäss gefüllt
wird.
1. Verfahren zum Freihalten des Schmelzen-Durchflußkanals beim geregelten Vergießen
insbesondere von Stahlschmelze aus einem Zwischengefäß über einen Schieberverschluß
in eine Stranggießkokille, unter Einhalten eines kontrollierten Sollfüllstandes mittels
des in einer Drosselstellung wirkenden Schieberverschlusses, dessen Durchflußkanal
mit Hilfe eines Öffnungsvorganges freigespült wird, dadurch gekennzeichnet, daß die
Schieberplatte (5) in einem zügig durchgeführten Öffnungshub mit einer bezüglich des
Anfalls zusätzlicher Schmelzenmenge auf die Regelung (10,11,13,14,20,21) des Sollfüllstandes
(12) abgestimmten Geschwindigkeit aus einer Drosselstellung heraus weider in eine
Drosselstellung gestellt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß mit dem Öffnungshub die
Schieberplatte (5) von einer Drosselstellung in eine am Durchflußkanal (7) des Schieberverschlusses
(3) gegenüberliegende Drosselstellung gebracht wird.
3) Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Oeffnungshub
der Schieberplatte (5) periodisch erfolgt.
4) Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Oeffnungshub
beim Erreichen eines für die Drosselstellung eingestellten max. Drosselöffnungsgrades
der Schieberplatte (5) beginnt.
5) Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass in den Drosselstellungen
wenigstens vor dem Oeffnungshub die Drosselbewegungen der Schieberplatte (5) durch
eine Oszillation überlagert sind.
6) Verfahren nach den vorherigen Ansprüchen, dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens
während des Oeffnungshubes der Schieberplatte (5) Spülgas in den Ausguss (2) und/oder
das Giessrohr (8) eingeführt wird.