[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum elektrolytischen Färben von anodisch erzeugten
Oxidschichten auf Aluminium und Aluminiumlegierungen durch Wechsel- und Gleichstrombehandlung
in einem Metallsalze enthaltenden sauren Bad.
[0002] Es gibt zahlreiche Verfahren, Aluminium oder Aluminiumlegierungen, auf die ein anodisch
erzeugter Oxidfilm aufgebracht ist, in einem Metallsalze enthaltenden Elektrolyten
zu färben, und zwar mit Wechselstrom oder Gleichstrom oder einer Kombination davon.
Ein besonderes Problem bei der elektrolytischen Färbung ist die Gleichmäßigkeit der
Färbung über das ganze Werkstück hinweg, und zahlreiche Verfahren und Vorrichtungen
sollen diese Gleichmäßigkeit der Färbung verbessern, insbesondere durch Kombination
von pulsierenden Gleich- bzw. Wechselströmen.
[0003] So zeigt die DE-AS 22 09 135 ein solches Verfahren, bei dem die Gleichstrombehandlung
unter kathodischer Schaltung bei einer Stromdichte von 0,2 bis 2 A/dm² und die Wechselstrombehandlung
bei einer Spannung von 1 bis 5 Volt abwechselnd vorgenommen werden. Die DE-PS 24 44
398 zeigt ein solches Verfahren, wobei pulsierender Gleichstrom in einem schwefelsauren
Bad angelegt wird und die Polarität der an die Aluminiumteile angelegten Impulsspannung
nach bestimmten Zeiten, die länger sind als eine Impulsperiode, jeweils umgekehrt
wird. Die DE-AS 19 30 288 verwendet eine unsymmetrische, aus zwei durch entsprechende
Gleichrichtung gewonnenen und getrennt geregelten Halbwellenzügen zusammengesetzte
Wechselspannung. Die DE-AS 26 09 146 zeigt die Anwendung einer anodischen Gleichstrombehandlung
der Oxidschicht im Färbebad vor dem Färben, worauf dann mit Wechselstrom gefärbt wird.
Die DE-PS 25 38 622 schließlich zeigt das Färben mit Gleichstrom, wobei vor dem Färben
im Elektrolyt-Färbebad der Werkstoff als Anode mit Gleichstrom in einem anodischen
Elektolysebad, das das gleiche wasser lösliche Metallion wie das Elektrolyt-Färbebad
enthält, elektrolytisch behandelt wird. Die DE-AS 20 34 950 zeigt das Färben mittels
gleichstromüberlagertem Wechselstrom bei speziellen Temperaturen und Stromdichten,
wobei die Gleichstromdichte zwischen 1/10 und 1/2 der Wechselstromdichte liegt, und
Schaltungsanordnungen oder Systeme zum elektrolytischen Einfärben von eloxiertem Aluminium
zeigen z.B. die DE-AS 26 07 543 und die DE-PS 29 41 191.
[0004] Allerdings ist das Problem der gleichmäßigen Färbung, insbesondere bei größeren Werkstücken,
immer noch nicht ganz befriedigend gelöst, so daß weiterhin ein Bedarf an einer Methode
besteht, welche die Färbung über das gesamte Werkstück hinweg, insbesondere bei unregelmäßig
geformten Werkstücken, gleichmäßiger macht, also eine bessere Streuung bewirkt.
[0005] Derartige Färbungen, die mit verschiedenen Metallsalzen durchgeführt werden, die
im stark sauren Bereich abscheidbar sind, insbesondere Zinn und Kupfer, werden besonders
häufig im Fassadenbau eingesetzt, wo sehr unregelmäßig geformte Profile von zum Teil
erheblicher Länge und große Flächen sehr einheitlich gefärbt werden sollen. Vor allem
hier gibt es derzeit noch erhebliche Probleme bezüglich der Gleichmäßigkeit der Färbung.
[0006] Es wurde nun gefunden, daß eine gleichmäßigere Färbung dann erzielt werden kann,
wenn eine ganz spezielle Kombination eines modifizierten Wechselstroms, nämlich eines
teilweise gleichgerichteten Wechselstroms, als Vorschaltung mit anschließender Behandlung
in Wechselstrom, in ein und demselben Bad angewandt wird. Zwischen diesen beiden Stufen
ist eine Pause einzuschieben. Die erste Stufe, bei der mit einem teilweise gleichgerichteten
Wechselstrom gearbeitet wird, dauert zweckmäßig 0,5 bis 5, insbesondere 1 bis 4 Minuten,
bei Spannungen von 6 bis 20, insbes. 8 - 18 Volt und Stromstärken von 0,2 bis 2 A/dm²,
insbesondere 0,4 bis 1,2 A/dm², worauf eine Pause von 10 bis 60, insbesondere 20 bis
50 Sekunden folgt. Die Wechselstrombehandlung benötigt 0,5 - 15, insbesondere 1 -
12 Minuten, bei einer Spannung von 15 - 25, insb. 16 - 22 Volt und Anfangsstromdichten
von 0,2 - 1,2 A/dm² und Endstromdichten von 0,05 - 0,5 A/dm² Vorzugsweise beträgt
das Verhältnis zwischen Anfangsstromdichte und Endstromdichte beim zweiten Schritt
4 : 1 bis 8 : 1, kann jedoch bei Schwarzfärbungen auch noch höher liegen..
[0007] Der modifizierte Wechselstrom ist soweit gleichgerichtet, daß das Verhältnis des
anodischen Anteils zum kathodischen Anteil (also das Integral der Welle über der Nullinie
bzw. unter der Nullinie) etwa 10 : 1 bis 50 : 1, insb. 20 - 40 : 1 beträgt. Solche
teilweise gleichgerichteten Wechselströme lassen sich technisch über einen Thyristor
bei geeigneter Schaltung erhalten und werden im folgenden auch Gleichstrom genannt.
[0008] Die Behandlungszeiten hängen vom gewünschten Farbton ab, wobei sich die Zeiten für
die Gleichstrombehandlung kaum verändern, wohl aber die für die Wechselstrombehandlung.
Im typischen Fall ergibt sich bei einer Zinnfärbung bei 2 Minuten Gleichstrombehandlung
und 0,5 Minuten Wechselstrombehandlung eine Champagnerfärbung, während bei 12 Minuten
Wechselstrombehandlung eine Schwarzfärbung erfolgt. Die Pause zwischen den Behandlungen
beträgt dabei 40 Sekunden.
[0009] Es ist überraschend, daß das Vorschalten eines derart modifizierten Wechselstroms
und die Einschaltung einer Pause nach dieser Behandlung eine wesentlich gleichmäßigere
Streuung zur Folge hat als dies nach dem Stand der Technik möglich war. Wie Vergleichsversuche
zeigen, ergibt das seit langem bekannte Färben mit nur Wechselstrom einerseits und
das Färben mit einer vorgeschalteten Gleichstromstufe gemäß DE-AS 26 09 146 andererseits
deutlich weniger Streuung, also ungleichmäßigere Färbung als das erfindungsgemäße
Verfahren.
[0010] Dies ist umso überraschender als der Fachmann gerade durch die letztgenannte DE-AS
26 09 146, deren Vorschaltung einer Gleichstromstufe eine deutliche Verbesserung des
Färbens mit ausschließlich Wechselstrom ergibt, davon abgehalten wurde, eine Vorstufe
anzuwenden, die weniger stark anodisch ist oder gar ins Kathodische geht.
[0011] Die Vorbehandlung mit nur teilweise gleichgerichtetem Wechselstrom hat keine wesentliche
Oxidationswirkung. Sie bewirkt offenbar zwar eine Aktivierung der zu färbenden Fläche
aber nur eine sehr begrenzte Oxidation, was sich insbesondere beim Färben mit Zinn
zeigt, wo kaum Zinndioxid gebildet wird. Es ist auch ungeklärt, warum eine Pause zwischen
die beiden Behandlungsstufen gelegt werden muß, jedoch werden die Ergebnisse ohne
diese Pause deutlich schlechter.
[0012] Die folgenden Beispiele erläutern die Erfindung.
[0013] Zur Messung des Effektes wurde der Versuchsaufbau gemäß beiliegender Figur 6 benutzt.
Eine der in Fig. 7a und 7b dargestellten Profilabwicklungen wurde in der Mitte an
den Stromkreis gelegt. Profilabwicklung 7a hatte 230 mm Abwicklungslänge und bei einer
Länge von 400 mm eine Fläche von 9,1 dm² während Profilabwicklung 7b 145 mm Profilabwicklungslänge
und bei einer Länge von 400 mm eine Fläche von 5,8 dm² hatte. Die Gegenelektrode bestand
aus Edelstahl 4301 und tauchte an einem Ende ins Bad. Die Zusammensetzung des Färbebades
war wie folgt:
8,5 g/l Sn (ca. 16 g/l SnSo₄)
24 g/l H₂SO₄ konz.
[0014] Weiter enthielt das Bad die für solche Bäder üblichen Stabilisatoren (im vorliegenden
Fall KBEL2 und KBEL3 der Firma Bihlmaier) in den ebenfalls wohl bekannten üblichen
Mengen (10 ml/l KBEL3 und 20 ml/l KBEL2).
[0015] Die Badtemperatur betrug Umgebungstemperatur, also ca. 20°C.
[0016] Das Stück wurde unter den in den folgenden Beispielen angegebenen Bedingungen unter
Anwendung der in den beigefügten Figuren gezeigten Stromkurven gefärbt. Nach dem Färben
wurde eine Reflexionsmessung vorgenommen, wobei drei Meßpunkte gemäß Versuchsaufbau
benutzt wurden. Das Reflektometer (UME1 der Firma Dr. Lange, Berlin) wurde beim Meßpunkt
2, der sich der Stromzuführung am nächsten befand, auf 100 eingestellt und dann wurden
die beiden Enden, also die Meßpunkte 1 und 3 gemessen. Der Unterschied zwischen den
Endmeßpunkten und dem O-Punkt (Meßpunkt 2) oder, falls dieser Wert größer war, zwischen
den Meßpunkten 1 und 3, wurde in Punkten ausgedrückt. Je geringer der Unterschied
ist, desto gleichmäßiger ist die Färbung und somit desto besser die Streuung. Ein
Streuwert von höchstens 10 Punkten wurde für diese Versuchsanordnung als noch zufriedenstellend
betrachtet. Ein Streuwert von unter 5 Punkten ist mit dem unbewaffneten Auge nicht
mehr zu unterscheiden.
Beispiel 1a
Profil a
[0017]
1. Stufe: Zeit 2 Minuten, Spannung 16 V, Strom 5 A Pause: 40 Sekunden
2. Stufe: Zeit 4 Minuten, Spannung 19 V, Anfangsstrom 4 A
[0018] Die Reflexionsmessung, bei der der Meßpunkt 2 auf 100 eingestellt wurde, ergab für
Punkt 1 einen Wert von 108 und für Punkt 3 einen Wert von 100, so daß die Streuung
8 Punkte beträgt. Dies bedeutet eine nur geringfügig stärkere Färbung bei dem der
Gegenelektrode zunächst liegenden Bereich des Prüfbleches und daher eine praktisch
gleichmäßige Färbung bis zum entferntest liegenden Teil beim Meßpunkt 3.
Beispiel 1b
[0019] Das Beispiel wurde mit Profil 1b wiederholt, wobei in der ersten Stufe 2 Minuten
lang bei 16 V und 2 A gearbeitet und nach einer Pause von 40 Sekunden in der zweiten
Stufe 4 Minuten bei 19 V und einer Anfangsstromstärke von 2 A und einer Endstromstärke
von 0,5 A gearbeitet wurde. Die Reflexionsmessung ergab für Punkt 1 einen Wert von
107 und für Punkt 3 einen Wert von 101, also eine Streuung von 7 Punkten.
Beispiel 2a
[0020]
1. Stufe: Zeit 2 Minuten, Spannung 12,5 V, Strom 4 A, Pause 40 Sekunden
2. Stufe: Zeit 4 Minuten, Spannung 19 V, Anfangsstrom 4 A
[0021] Die Reflexionsmessung, bei der der Meßpunkt 2 auf 100 eingestellt wurde, ergab für
Punkt 1 einen Wert von 103 und für Punkt 2 einen Wert von 101, so daß die Streuung
3 Punkte beträgt. Dies bedeutet eine nur sehr geringfügige stärkere Färbung bei dem
der Gegenelektrode zunächst liegenden Bereich des Prüfbleches, also Meßpunkt 1 und
daher eine praktisch gleichmäßige Färbung über die ganze Fläche des Bleches, deren
Unterschiede für das Auge nicht mehr sichtbar sind.
Beispiel 2b
[0022] Das Beispiel wurde mit Profil 1b wiederholt, wobei in Stufe 1 2 Minuten bei 12,5
V und 12,5 A gearbeitet und nach einer Pause von 40 Sekunden 4 Minuten lang bei 19
V bei einem Anfangsstrom von 2 A und einem Endstrom von 0,5 A gearbeitet wurde. Die
Reflexionsmessung ergab für Punkt 1 einen Wert von 103 und für Punkt 3 einen Wert
für 101, also eine Streuung von 3 Punkten.
Beispiel 3a
Profil a
[0023]
1. Stufe: Zeit 2 Minuten, Spannung 9 V, Strom 4 A, Pause 40 Sekunden
2. Stufe: Zeit 4 Minuten, Spannung 19 V, Anfangsstrom 5 A
[0024] Die Reflexionsmessung, bei der der Meßpunkt 2 auf 100 eingestellt wurde, ergab für
Punkt 1 einen Wert von 103 und für Punkt 3 einen Wert von 102, so daß die Streuung
3 Punkte beträgt. Dies bedeutet eine nur sehr geringfügige stärkere Färbung bei dem
der Gegenelektrode zunächst liegenden Bereich des Prüfbleches, also Meßpunkt 1 und
daher eine praktisch gleichmäßige Färbung über die ganze Fläche des Bleches Die Färbungsunterschiede
sind für das Auge nicht mehr sichtbar.
Beispiel 3b
[0025] Das Beispiel wurde mit Profil 1b wiederholt, wobei in der ersten Stufe 2 Minuten
bei 9 V und 2 A gearbeitet und nach 40 Sekunden Pause in der zweiten Stufe 4 Minunten
lang bei 19 V bei einem Anfangsstrom von 2 A und einem Endstrom von 0,5 A gearbeitet
wurde. Es ergaben sich 103 Punkte für Meßpunkt 1 und 102 für Meßpunkt 3, also eine
Streuung von 3 Punkten.
Vergleichsbeispiel 1
Profil a
[0026] Hier wurde zuerst mit Gleichstrom und dann nach Pause mit Wechselstrom gearbeitet.
1. Stufe: Zeit 2 Minunten, Spannung 16 V, Strom 5 A, Pause 40 Sekunden
2. Stufe: Zeit 4 Minunten, Spannung 19 V, Strom 4 A
[0027] Die Reflexionsmessung, bei der der Meßpunkt 2 auf 100 eingestellt wurde, ergab für
Punkt 1 einen Wert von 130 und für Punkt 3 einen Wert von 101, so daß die Streuung
30 Punkte beträgt. Dies bedeutet eine deutlich stärkere Färbung bei dem der Gegenelektrode
zunächst liegenden Bereich des Prüfbleches und daher eine nicht mehr zufriedenstellende
Färbung über die Länge des Prüfbleches im Vergleich zum bezüglich der Stromdaten vergleichbaren
erfindungsgemäßen Beispiels 1a beim gleichen Profil
Vergleichsbeispiel 2
Profil b
[0028] Hier wurde mit Profil b gearbeitet und ein reiner Gleichstrom angewandt.
1. Stufe: Zeit 2 Minuten, Spannung 16 V, Strom 1 A, Pause 40 Sekunden
2. Stufe: Zeit 4 Minunten, Spannung 19 V, Anfangsstrom 2 A, Endstrom 0,5 A.
[0029] Die Reflexionsmessung, bei der der Meßpunkt 2 auf 100 eingestellt wurde, ergab für
Punkt 1 einen Wert von 92 und für Punkt 3 einen Wert von 115, so daß die Streuung
15 Punkte zum O-Wert, aber insgesamt 23 Punkte beträgt, was zwischen Anfang und Ende
des Bleches einen deutlichen Unterschied in der Färbung ergibt.
1. Verfahren zum elektrolytischen Färben von anodischen Oxidschichten auf Aluminium
oder dessen Legierungen mittels Wechselstrom in Metallsalz enthaltenden saueren Elektrolyten
in zwei Stufen, wobei in der ersten Stufe Gleichstrom und in der zweiten Stufe Wechselstrom
angelegt wird, dadurch gekennzeichnet, daß in der ersten Stufe statt Gleichstrom ein
modifizierter Wechselstrom angelegt wird, der einen deutlichen kathodischen Anteil
enthält und zwischen Gleichstrom und Wechselstrombehandlung eine Pause von 10 bis
60 Sekunden eingelegt wird, wobei in der zweiten Stufe eine längere Zeit und/oder
bei höherer Spannung als in der ersten Stufe gearbeitet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß in der ersten Stufe 0,5
bis 5 Minuten mit Spannungen von 5 bis 20 V und Stromdichten von 0,2 bis 2 A/dm² und
in der zweiten Stufe 0,5 bis 15 Minuten bei einer Spannung von 15 bis 25 V, einer
Anfangsstromdichte von 0,2 bis 1,2 A/dm² und einer Endstromdichte von 0,05 bis 0,5
A/dm² und bei einer Pause von 20 bis 50 Sekunden gearbeitet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2 dadurch gekennzeichnet, daß in der ersten Stufe
ein modifizierter Wechselstrom angelegt wird, der soweit gleichgerichtet ist, daß
das Verhältnis des anodischen Anteils zum kathodischen Anteil 10 : 1 bis 50 : 1 beträgt.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
in der zweiten Stufe das Verhältnis der Anfangsstromdichte zur Endstromdichte 4 :
1 bis 8 : 1 beträgt.