[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Farbsteuerung oder Farbregelung einer Druckmaschine
gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Aus der EP-A 228 347 (entsprechend den US-Patentanmeldungen Serial No. 939,966 vom
10. Dezember 1986 und Serial No. 213,000 vom 29. Juni 1988) ist ein Verfahren der
eingangs genannten Art bekannt, bei dem zur optimalen Angleichung des Farbeindrucks
eine Vielzahl von Bezugsfeldern ausgewertet werden, um den Farbort des jeweils abgetasteten
Bezugsfeldes mit einem für dieses Bezugsfeld vorgegebenen Farbort zu vergleichen und
aus dem Farbabstand zwischen dem Ist-Farbort und dem Soll-Farbort einen schichtdickenänderungssteuervektor
zu ermitteln, der die Farbführungsorgane der Druckmaschine so verstellt, daß eine
mögiichst kleine Farbabweichung erzielt wird. Manchmal ist es jedoch aufgrund vorgegebener
Randbedingungen insbesondere vorgegebener minimaler und/oder maximaler Schichtdicken
der Druckfarben nicht möglich, den Ist-Farbort bis zum vorgegebenen Soll-Farbort zu
verschieben. In solchen Fällen verbleibt ein Farbabstandsfehler, der sich mehr oder
weniger störend auswirkt, da der vorgegebene Soll-Farbort sich außerhalb des Korrekturfarbraumes
befindet, dessen Abmessungen durch die zulässigen Veränderungen der Schichtdicken
der Volltondichten der beteiligten Druckfarben vorgegeben sind.
[0003] Eine Vorrichtung und ein Verfahren zum Bestimmen der in Prozent anzeigbaren erforderlichen
Rasterfächendeckung von Farbauszügen zum möglichst genauen Reproduzieren der Farbe
eines vorgegebenen und nachzudruckenden Vorlagenmusters ist in der EP-A 124 908 beschrieben.
Die bekannte Vorrichtung verfügt über einen Meßkopf, der beispielsweise Filter für
die Farben Rot, Grün und Blau enthält und es gestattet, unter Benutzung dieser Filter
Farbinformationen, insbesondere Farbdichten der jeweils abgetasteten Vorlagen zu messen.
Der Meßkopf ist mit einem Datenverarbeitungsgerät verbunden, das eine beim Abtasten
von vorgegebenen Referenzmustern benutzte Tastatur zur Eingabe von Rasterflächendekkungsgraden
in Prozent aufweist. Das Datenverarbeitungsgerät verfügt weiterhin über eine Anzeigeeinrichtung
zum Anzeigen von aufgrund der Abtastung eines Vorlagenmusters berechneten Rasterflächendekkungsgraden.
[0004] Bevor die bekannte Vorrichtung zum Bestimmen der Rasterflächendeckungen eines Satzes
von Farbauszögen eingesetzt werden kann, ist es erforderlich, eine Umrechnungstabelle
für die Umrechnung von Farbmformationen in Rasterflächendeckungsgraden zu erstellen,
die in einem Speicher des Datenverarbeitungsgerätes abgespeichert wird. Dazu wird
zunächst eine Farbmusterkarte gedruckt. Zum Drucken der Farbmusterkarte werden die
Farben Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz verwendet, wobei jeweils Rasterfjächendeckungen
zwischen 0 % und 100 % in Sprüngen von jeweils 10 % für alle Farben verwendet werben.
Dies ergibt 14.641 Kombinationen für die Rasterflächendeckungen und die zugehörigen,
zum Beispiel als Farbdichten erfaßten Farbinformationen.
[0005] Beim Abtasten jedes Musters der Farbmusterkarte wird über die Tastatur die Kombination
der verwendeten Rasterflächendeckungen eingegeben und den vom Meßkopf erfaßten Farbdichten
zugeordnet.
[0006] Wenn die Umrechnungstabelle angelegt ist, gestattet es die Vorrichtung, ein nachzudruckendes
Vortagenmuster mit Hilfe des Meßkopfes abzutasten und durch einen Vergleich der mit
Hilfe der verschiedenen Filter erfaßten Farbdichten mit den in der Umrechnungstabelle
gespeicherten Farbdichten diejenige Zeile in der Umrechnungstablle zu ermitteln, deren
Farbdichtewerte mit den gemessenen Farbdichten des Vorlagenmusters übereinstimmen
oder am besten übereinstimmen. Wenn diese Zeile in der Umrechnungstabelle gefunden
ist, werden die zugeordneten Rasterflächendeckungsgrade für beispielsweise drei oder
vier Farbauszüge auf der Anzeigeeinrichtung angezeigt oder zu einem externen Gerät
weitergeleitet. Da beim Erstellen der Farbmusterkarte die Rasterflächendeckungen zum
Drucken jeweils in Sprüngen von 10 % verändert worden sind, ist die Umrechnungstabelle
verhältnismäßig grob und ungenau. Aus diesem Grunde werden gemäß einem verbesserten
Verfahren durch Interpolation der Werte der Umrechnungstabelle zusätzliche Zwischenwerte
für die Farbinformationen und die zugeordneten Rasterflächendeckungen bestimmt. Die
Interpolation kann dabei so vorgenommen werden, daß Rastersprünge von 1 % vorgesehen
werden, wobei sich eine genauere Reproduktion des nachzudruckenden Vorlagenmusters
ergibt.
[0007] Zum Bestimmen der Rasterflächendeckungen werden in den Datenverarbeitungsgerät die
Farbabstände zwischen der Farbinformation des Vorlagenmusters und den Farbinformationen
in der Umrechnungstabelle rechnerisch bestimmt. Das bekannte Verfahren kann auch so
ausgestaltet sein, daß vor der Ausgabe von Werten für die Rasterflächendeckungsgrade
eine Abfrage erfolgt, ob Werte von 0 % oder 100 % vorliegen. Durch Extrapolieren der
Rasterflächendeckungsgrade und der Farbdichten wird ein erweiterter Farbraum für Rasterflächendeckungen
zwischen - 10 % und 110 % aufgrund der Farbdichtenveränderungen im Bereich zwischen
0 und 10 bzw. 90 und 100 % ermittelt. Auf diese Weise gestattet es das bekannte Verfahren,
eine Angabe über die Nichtreproduzierbarkeit eines Vorlagenmusters zu machen.
[0008] Ausgehend von diesem Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde,
ein Verfahren zu scharfen, das es gestattet, eine möglichst hohe Druckqualität auch
dann zu erreichen, wenn der vorgegebene Soll-Farbort außerhalb des durch die vorgegebenen
Randbedingungen begrenzten Korrekturbereichs liegt. Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß
durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruchs 1 gelöst.
[0009] Dadurch, daß der nicht erreichbare vorgegebene Soll-Farbort gemäß einer Regelstrategie
durch einen erreichbaren Soll-Farbort ersetzt wird, kann für den Ist-Farbort eine
optimale Lage im Farbkoordinatenraum angesteuert werden. Als erreichbarer Soll-Farbort
wird im einfachsten Fall derjenige Farbort gewählt, der durch den Schnittpunkt des
Farbabstandsvektors zwischen dem Ist-Farbort und dem Soll-Farbort mit der Oberfläche
des Farbkorrekturkörpers definiert ist. Vorteilhafter ist es jedoch, als erreichbaren
Soll-Farbort denjenigen Farbort auf der Oberfläche des Korrekturfarbraumes zu wählen,
der den kleinsten Abstand vom vorgegebenen Soll-Farbort hat. Je nach der Lage des
vorgegebenen Soll-Farbortes läßt sich der erreichbare Soll-Farbort mit dem geringsten
Abstand vom vorgegebenen Soll-Farbort dadurch finden, daß vom vorgegebenen Soll-Farbort
auf die Oberfläche des Korrekturfarbraumes ein Lot durch den vorgegebenen Soll-Farbort
erreichtet wird. Wenn keine Lösung dafür möglich ist, wird statt eines Lotes auf die
Oberfläche ein Lot auf die nächst liegende Seitenkante errichtet. Ist auch dafür keine
Lösung möglich, ist die nächst liegende Ecke des Farbkorrekturraumes der am nächsten
liegende Punkt.
[0010] Wenn als Farbraum ein Farbraum mit einer Helligkeitskoordinatenachse Verwendung findet,
ist es zweckmäßig, einen größeren Helligkeitsfehler gegen einen kleineren Farbtonfehler
einzuhandeln, da sich Helligkeitsfehler weniger stark auf die Druckqualität auswirken
als Farbtonfehler. Die Berechnung eines erreichbaren Soll-Farbortes erfolgt gemäß
dieser Strategie dadurch, daß der dem vorgegebenen Soll-Farbort am nächsten liegende
Schnittpunkt einer Parallelen zur Helligkeitskoordinatenachse durch den vorgegebenen
Soll-Farbort mit der Oberfläche des Korrekturfarbraumes als erreichbarer Soll-Farbort
gewählt wird. Wenn ein solcher Schnittpunkt nicht existiert, ist es zweckmäßig, gemäß
der Regelstrategien nach dem Unteransprüchen 7 bis 8 zu verfahren.
[0011] Nachfolgend werden Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand der Zeichnung näher
erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 ein stark vereinfachtes Blockschema einer Druckanlage zur Durchführung der
erfindungsgemäßen Regelstrategie und
Fig. 2 eine zusammenfassende Darstellung der erfindungsgemäßen Regelstrategie anhand
eines Korrekturfarbraumes innerhalb eines Farbraumes mit einer der Helligkeit zugeordneten
Koordinatenachse und zwei je der Buntheit und dem Farbton zugeordneten Koordinatenachsen.
[0012] In Fig. 1 erkennt man ein geschlossenes Regelsystem einer Druckanlage, die über eine
elektronische Einrichtung zur Meßwertverarbeitung 10 verfügt, um Steuerdaten 11 zu
erzeugen, mit denen eine Steuerkonsole 20 beaufschlagt wird, die aus den Steuerdaten
11 Stellsignale 21 für die Farbführungsorgane einer Druckmaschine 30 erzeugt, die
z.B. eine Mehrfarben-Offset-Druckmaschine ist. (Für das Nachstehende sind nur die
Farben Cyan, Magenta und Yellow relevant). Der Regelkreis der Druckanlage dient dazu,
die Farbabweichungen auf den von der Druckmaschine 30 bedruckten Druckbogen 40 gegenüber
vorgegebenen Sollfarben so klein wie möglich zu halten.
[0013] Die Erfassung der Farben auf dem Druckbogen 40 erfolgt durch Ausmessen von Farbmeßfeldern
41 mitgedruckter Farbmeßstreifen, die vorzugsweise farbmetrisch und/oder densitometrisch
automatisch und laufend mit Hilfe eines Meßkopfes 42 optisch abgetastet werden.
[0014] Das Farbmeßgerät liefert densitometrische Meßwerte der einfarbigen Volltonmeßfelder
und farbmetrische Meßwerte der ein- oder mehrfarbigen Meßfelder, aus denen ein Rechner
in der Meßwertverarbeitung 10 mit Hilfe der vorgegebenen Dichtegrenzwerte aus den
gemessenen Volltondichten den Korrekturfarbraum um den auf dem Mehrfarbenmeßfeld gemessenen
Ist-Farbort I im L
*a
*b
*-Farbraum (CIE 1976) bestimmt. Obwohl andere Farbräume ebenfalls Verwendung finden
können, wird die Erfindung anhand des L
*a
*b
*-Farbraumes erläutert, der ein empfindungsmäßig gleichabständig gestuftes Farbsystem
darstellt, bei dem gleiche Abweichungen in den drei Koordinaten (delta L
*,delta a
* oder delta b
*) gleich gut erkannt werden. Für die Druckqualitätsbeurteilung sind diese Abweichungen
jedoch nicht gleichwertig, da sich Helligkeitsabweichungen (in Richtung der L
*-Koordinate) weniger stark störend auswirken als gleich große Abweichungen in der der
Farbe zugeordneten Koordinaten a
* und b
*.
[0015] Wenn in der Meßwertverarbeitung 10 festgestellt wird, daß der Ist-Farbort des vom
Farbmeßgerät 42 abgetasteten Bereichs, insbesondere eines Farbmeßfeldes 41, auf dem
Druckbogen 40 nicht mit dem erwünschten Soll-Farbort S übereinstimmt, der beispielsweise
durch Abtasten eines für gut befundenen Druckbogens oder durch direkte Dateneingabe
festgelegt ist, so erzeugt die Meßwertverarbeitung 10 Steuerdaten 11, die über die
Steuerkonsole 20 eingegeben werden und die Stellsignale 21 für die Farbführungsorgane
der Druckmaschine 30 bewirken, um die Schichtdicken der Druckfarben auf dem Druckbogen
40 und damit die Volltondichten so nachzuregeln, daß beim Messen des nächsten Druckbogens
40 ein Zusammenfallen oder zumindest eine Annäherung des Ist-Farbortes I und des Soll-Farbortes
S erfolgt. In der Meßwertverarbeitung 10 werden die Farbabstandsvektoren durch den
Rechner mit einer Sensitivitätsmatrix multipliziert, um den Schichtdickenänderungssteu
ervektor oder den Dichteänderungsvektor zu berechnen, der beim nächsten Druck eines
Druckbogens 40 berücksichtigt werden muß, um die gewünschte Farbortverschiebung zu
erreichen. Die Sensitivitätsmatrix, mit der die Dichtedifferenzen für die Farbortverschiebung
zwischen dem Soll-Farbort S und dem Ist-Farbort I berechnet werden, kann empirisch
und meßtechnisch mittels einer Versuchsserie bestimmt werden.
[0016] Nähere Details zur empirischen/meßtechnischen Bestimmung der Sensitivitätsmatrix
sind in den beiden eingangs genannten, zur EP-A 228 347 korrespondierenden US-Patentanmeldungen
Serial No. 939,966 und 213,000 zu finden. Die rechnerische Bestimmung ist in den CH-Patentanmeldungen
Nr. 120/88 vom 14. Januar 1988 und 1268/88 vom 6. April 1988 (entsprechend der US-Patentanmeldung
Serial No. vom 1989) ausführlich beschrieben. Die genannten Druckschriften und Patentanmeldungen
werden ausdrücklich als integrierter Bestandteil der vorliegenden Beschreibung erklärt.
[0017] Fig. 2 zeigt den L
*a
*b
*-Farbraum mit dem Farbvektor i für den Ist-Farbort I eines auf dem Druckbogen 40 abgetasteten
Bereichs, insbesondere eines Farbmeßfeldes 41, das ein Graufeld oder ein anderes dem
Bildinhalt auf dem Druckbogen 40 besonders angepaßtes Rasterfeld oder Volltonfeld
sein kann, um eine optimale Korrektur der Farb- und Helligkeitsanteile gleichzeitig
durchzuführen.
[0018] Ausgehend von dem in Fig. 2 dargestellten Ist-Farbort ist es möglich, durch den Farben
Cyan, Magenta und Gelb zugeordnete Volltondichteänderungen delta D
c, delta D
M und delta D
y, Veränderungen des gedruckten Farbortes entsprechend den Richtungen der in Fig. 2
eingezeich neten den Farben Cyan, Megenta und Gelb zugeordneten Korrekturvektoren
c, m und y innerhalb eines Korrekturfarbraumes 50 vorzunehmen, der in Fig. 2 als Quader
dargestellt ist. Beim Mehrfarbendruck erfolgt bekanntlich die grobe Festlegung des
Farbortes durch die Rasterflächendeckung, während ein Feinabgleich durch Verändern
der Dichten, d.h. durch Verändern der Schichtdicken der Druckfarben, erfolgt. Entsprechend
den Volltondichte-Grenzwerten sind die Korrekturvektoren c, m und y begrenzt. Für
den Korrekturvektor y sind in Fig. 2 die maximal zulässigen Dichtedifferenzen delta
Dy
max und delta Dymn eingezeichnet. Die maximal zulässigen Dichtedifferenzen ergeben sich
aus den Differenzen zwischen der Ist-Dichte D
ist und den zulässigen Grenzdichten D
max und Dmn für die jeweils beteiligten Druckfarben. Die Grenzwerte für die Volltondichte
ergeben sich zum Beispiel aus den Anforderungen für einen ausreichenden relativen
Druckkontrast.
[0019] Die Korrekturvektoren c, m und y spannen den Korrekturfarbraum 50 um den momentanen
Ist-Farbort I auf. Obwohl sie üblicherweise nicht rechtwinklig zueinander stehen,
ist dies in Fig. 2 zur Vereinfachung so dargestellt. Außerdem wird davon ausgegangen,
daß innerhalb eines genügend kleinen Korrekturfarbraumes um den Ist-Farbort eine lineare
Annährung der Zusammenhänge zwischen den Farbortkoordinaten und den Dichten gegeben
ist.
[0020] Zusammen mit dem farbmetrisch gemessenen Ist-Farbort I sind in Fig. 2 zur Veranschaulichung
der erfindungsgemäßen Regelstrategie Soll-Farborte S
1 bis S
6 eingezeichnet, die jeweils einen Sonderfall darstellen und von denen selbstverständlich
jeweils nur ein einziger der jeweils vorgegebene Soll-Farbort S ist. der statt des
Ist-Farbortes I beim Druck des Druckbogens 40 hätte erreicht werden sollen.
[0021] Als erstes Beispiel wird der Fall erörtert, bei dem der Soll-Farbort S
1, dessen Farbabstand vom Ist-Farbort I durch den Farbabstandsvektor 51 veranschaulicht
ist, innerhalb des Korrekturfarbraumes 50, der einen Regeikörper darstellt, liegt.
Durch Verändern der Farbdichten der beteiligten Druckfarben innerhalb der vorgegebenen
Grenzwerte ist es daher möglich, den Soll-Farbort S
1 wirklich zu erreichen, wobei mit Hilfe der bereits erwähnten Sensitivitätsmatrix
A die Dichtedifferenzen für die Farbortverschiebung delta L, delta a und delta b zwischen
dem Ist-Farbort I und dem Soll-Farbort S
1 berechnet werden.
[0022] Nachfolgend werden Regelstrategien für die Fälle erläutert, bei denen ein Soll-Farbort
S infolge vorgegebener Farbdichtegrenzen oder anderer Einschränkungen nicht erreicht
werden kann. In diesen Fällen soll ein Ersatz-Soll-Farbort, d.h. erreichbarer Soll-Farbort
S' bzw. S" angesteuert werden, der sich durch einen für den Betrachter am wenigsten
störenden Farbabstand auszeichnet.
[0023] Wenn der Soll-Farbort S außerhalb des Korrekturfarbraumes 50 liegt, ist es möglich,
als erreichbaren Soll-Farbort S" den Durchstoßpunkt des Farbabstandsvektors durch
die betroffene Seitenfläche oder Begrenzugsfläche des Korrekturfarbraumes 50 zu wählen.
In Fig. 2 ist dargestellt, wie auf diese Weise bei einem SoIl-Farbort S
2 ein erreichbarer Soll-Farbort S erhalten wird. Der erreichbare Soll-Farbort S liegt
auf dem Schnittpunkt des Farbabstandsvektors 52 mit der Seitenfläche 60 des Korrekturfarbraumes
50. Die Strategie des Wählens des Durchstoßpunktes des Farbabstandsvektors zwischen
dem Ist-Farbort und dem Soll-Farbort hat den Vorteil einer einfachen Berechnung und
stellt eine Näherung dar.
[0024] Der in Fig. 2 erkennbare Abstand zwischen dem Soll-Farbort S
2 und dem erreichbaren Soll-Farbort S stellt den nicht korrigierten bzw. nicht korrigierbaren
Farbabstand der. Da der Soll-Farbort S
2 in einem Raumbereich liegt, für dessen Raumpunkte ein Lot auf die Seitenfläche 60
existiert, ergibt sich ein gereingerer nicht korrigierbarer Farbabstand entsprechend
der Länge des Lotes 62 auf die Seitenfläche 60, wenn als erreichbarer Soll-Farbort
S der Fußpunkt des Lotes 62 auf der Seitenfläche 60 gewählt wird. In Fig. 2 sind die
rechten Winkel sowie die Ebene 61 dargestellt, in denen das Lot 62 und der Soll-Farbort
S
2 sowie der erreichbare Soll-Farbort S liegen. Um die Zeichnung nicht zu sehr zu belasten,
ist der Farbabstandsvektor zwischen dem Ist-Farbort I und dem erreichbaren Soll-Farbort
S nicht dargestellt. Wenn mit Hilfe des Rechners durch analytisches Bestimmen des
minimalen Abstands zum Korrekturfarbraum 50 der erreichbare Soll-Farbort S ermittelt
worden ist, wird für diesen mit Hilfe der Sensitivitätsmatrix A der notwendige Dichtedifferenzvektor
berechnet.
[0025] Der geringste Abstand zwischen dem Soll-Farbort S
2 und der am nächsten liegenden Begrenzungsfläche des Korrekturfarbraumes 50, d. h.
der Seitenfläche 60, wurde bei dem erörterten Ausführungsbeispiel durch Bestimmen
des Fußpunktes eines Lotes 62 ermittelt. Je nach der Lage des Soll-Farbortes ist es
jedoch nicht möglich, ein Lot auf eine der Begrenzungsflächen des Korrekturfarbraumes
50 zu fällen. In solchen Fällen wird der Punkt mit dem geringsten Abstand vom Soll-Farbort
S auf eine andere Art und Weise ermittelt. Wenn sich der Soll-Farbort so weit verschiebt,
daß er außerhalb des Raumbereiches zu liegen kommt, für dessen Punkte jeweils ein
Lot auf die benachbarte Seitenfläche 60 existiert, wie dies zum Beispiel für den Soll-Farbort
S
3 zutrifft, so erfolgt die Bestimmung eines erreichbaren Soll-Farbortes S , indem das
Lot 73 auf die benachbarte Kante 70 des Korrekturfarbraumes 50 bestimmt wird und als
erreichbarer Soll-Farbort S der Schnittpunkt des Lotes 73 mit der Kante 70 des Korrekturfarbraumes
70 gewählt wird.
[0026] Der Soll-Farbort S
4 in Fig. 2 liegt an einer Stelle, die weder die Konstruktion eines Lotes auf eine
Seitenfläche noch auf eine Kante des Regelkörpers oder Korrekturfarbraumes 50 gestattet.
Aus diesem Grunde wird für den erreichbaren Soll-Farbort S die benachbarte Ecke 80
des Korrekturfarbraumes 50 gewählt, da dieser Punkt den geringsten Abstand aller Punkte
auf der Oberfläche des Korrekturfarbraumes 50 vom Soll-Farbort S
4 hat. Der Abstand des auf diese Weise bestimmten erreichbaren Soll-Farbortes S vom
eigentlichen Soll-Farbort S
4 ist in Fig. 2 durch die Verbindungslinie 84 veranschaulicht, wobei zur Verdeutlichung
der räumlichen Lage des Soll-FarbQrtes S
4 ein Quader 85 eingezeichnet ist, dessen Diagonale durch die Verbindungslinie 84 gebildet
wird.
[0027] Helligkeitsabweichungen wirken sich erfahrungsgemäß weniger stark störend wie gleichgroße
Abweichungen der beiden anderen Koordinaten aus, so daß größere Helligkeitsabweichungen
zugunsten kleinerer Farbanteilfehler hingenommen werden können. Eine einfache Methode
dazu besteht in einer linearen Kompression von L
* gemäß der Gleichung L
** = K . L
*,
wobei der Kompressionsfaktor K zwischen Null und Eins liegt.
[0028] Auf diese Weise können Farbanteilfehler stärker als die Helligkeitsfehler gewichtet
und korrigiert werden. Unter gewissen Voraussetzungen können die Farbanteilfehler
ganz korrigiert werden, was anhand des Soll-Farbortes S
5 in Fig. 2 veranschaulicht ist. Der dem Soll-Farbort S
5 zugeordnete erreichbare Soll-Farbort S wird in der Weise gewonnen, daß durch S
5 eine Parallele zur L
*-Achse konstruiert wird, die die im wesentlichen nach oben in Richtung der L
*-Achse weisende Oberseitenfläche 90 des Korrekturfarbraumes 50 schneidet und dadurch
den erreichbaren Soll-Färbort S definiert. Der erreichbare Soll-Farbort S ist gegenüber
dem (nicht dargestellten) Durchstoßpunkt eines Lotes vom Soll-Farbort Ss auf die Oberseitenfläche
90 in der Weise verschoben, daß die Farbkoordinaten a
* und b
* des erreichbaren Soll-Farbortes S mit denjenigen des Soll-Farbortes S
5 übereinstimmen, wobei in Kauf genommen wurde, daß gegenüber der Wahl des Durchstoßpunktes
des Lotes eine zusätzliche Abweichung der Helligkeitskoordinate L
* auftritt. Der Farbabstandsvektor 95 zwischen dem Soll-Farbort Ss und dem erreichbaren
Soll-Farbort S ist länger als das Lot von S
5 auf der Oberseitenfläche 90, aber seine Komponenten für a
* und b
* sind Null. Die erfindungsgemäße Regelstrategie schlägt somit vor, vorzugsweise zu
versuchen, den Korrekturfarbraum 50 ausgehend von einem Soll-Farbort zu erreichen,
indem ein erreichbarer Soll-Farbort durch Verschieben des tatsächlichen Soll-Farbortes
parallel zur L
*-Achse ermittelt wird.
[0029] Dabei ist es jedoch sinnvoll, für die akzeptabel erscheinenden Helligkeitsfehler
zum Vermeiden von Farbanteilfehlern Grenzen zum setzen und nur einen vorgegebenen
Bereich für Helligkeitsfehler zwischen delta L
min und delta L
max zuzulassen und innerhalb dieser Bereiche entsprechend den oben bereits beschriebenen
Strategien jeweils denjenigen Punkt auf der Oberfläche des Korrekturfarbraumes 50
zu suchen, der möglichst nahe liegt. Somit ist die Kompression der L
* Koordinate mit der Suche eines Durchstoßpunktes, Lotfußes oder Eckpunktes kombinierbar.
[0030] Ein derartiger Fall ist in Fig. 2 anhand des Soll-Farbortes S
6 veranschaulicht, dessen Lage mit Hilfe eines Quaders 96 räumlich dargestellt ist.
Im Gegensatz zur Strategie für den Soll-Farbort S
4 wird unter Einhandeln eines größeren Helligkeitsfehlers gegen geringere Farbanteilfehler
nicht die am nächsten liegende Ecke 97 des Korrekturfarbraumes 50 als erreichbarer
Soll-Farbort ausgewählt, sondern derjenige Punkt S auf der Oberfläche des Korrekturfarbraumes
50, der auf einer Ebene liegt, die sich parallel zu den a
* und b
* Koordinaten in einem Abstand vom Soll-Farbort S
6 erstreckt, der durch den größten zugelassenen Helligkeitsfehler definiert ist, und
der den geringsten Abstand von der Parallelen zur L
*-Achse durch den Soll-Farbort S
6 hat. Der Schnittpunkt dieser Ebene mit der Parallelen zur L
*-Achse ist in Fig. 2 mit dem Bezugszeichen 98 versehen. Die Bestimmung des erreichbaren
Soll-Farbortes S kann auch so geschehen, daß ausgehend vom Schnittpunkt 98 entsprechend
der beim Soll-Farbort S
3 angewandten Strategie der Fußpunkt des Lotes auf die Kante 99 ermittelt wird. Der
Fachmann erkennt aus den obigen Ausführungen, daß die lineare Kompression der L
*-Achse nicht nur gesondert, sondern auch in Kombination mit den anhand der Soll-Farborte
S
2, S
3 und S
4 erörterten Konstruktionen möglich ist. Die dazu jeweils erforderlichen Berechnungen
werden von dem Rechner der Meßwertverarbeitung der Druckanlage durchgeführt. Welche
Strategie gewählt wird, hängt einerseits von der relativen Lage des Soll-Farbortes
S zum Korrekturfarbraum 50 und andererseits von der Art des Meßfeldes und den Zielsetzungen
ab. Zweckmäßig ist es, wenn der Bediener der Druckanlage bei mehreren Möglichkeiten
die auszuwählende Strategie vorgeben kann.
[0031] Wenn der erreichbare Soll-Farbort auf der Oberfläche des Korrekturfarbraumes 50 bestimmt
ist, wird dieser für die Regelung auf minimalen Farbabstand gewählt, wobei der Dichtedifferenzvektor
gemäß folgender Gleichung erhalten wird:

[0032] in dieser Gleichung sind AD
c, AD
m und ADy die Komponenten des Volltondichteänderungsvektors. Die Komponenten des Farbabstandsvektors
zwischen dem Ist-Farhort und dem erreichbaren Soll-Farbort sind mit ΔL, Δa und Ab
bezeichnet. Die die partiellen Ableitungen der Volltondichten nach den Komponenten
des Farbraumes enthaltende Matrix ist die bereits erwähnte Sensitivitätsmatrix A.
[0033] Die erörterten Regelstrategien können auch für Meßfelder Anwendung finden, bei denen
weniger als drei Druckfarben gedruckt werden. Für Zweifarbenfelder reduziert sich
der Korrekturfarbraum zu einem Parailelogramm und für ein Einfarbenfeld zu einer Strecke
im Farbraum. Die oben beschriebenen Regeistrategien und Rechnungen werden in solchen
Fällen analog angewandt. Dazu müssen lediglich die Korrekturvektoren der nicht vorhandenen
Farben auf Null gesetzt werden. Besonders bei Zwei- und Einiarbenfeldern liegen die
Soll-Farborte praktisch immer außerhalb des flächen- oder streckenförmigen Korrekturbereichs.
Aus diesem Grunde sind die oben erörterten Strategien zum Auffinden eines erreichbaren
Soll-Farbortes eine Voraussetzung für eine optimale Farbtonregelung.
[0034] Wenn die Dichtegrenzwerte über- oder unterschritten werden, kommt es vor, daß der
Ist-Farbort nicht innerhalb des Korrekturfarbraumes liegt. Trotzdem wird der nächste
Regelschritt optimale ausgeführt. Voraussetzung ist nur, daß die den Berechnungen
zugrunde liegende Linearisierung zulässig und die Sensitivitätsmatrix A genügend genau
bekannt ist.
[0035] Schließlich sei noch erwähnt, daß bei einer gleichzeitigen Regelung auf unterschiedliche
Farborte die Restfehler optimal auf den Farbraum verteilt werden können. Die dazu
erforderlichen Berechnungen ergeben sich ohne weiteres aus den obigen Erörterungen.
1. Verfahren zur Farbsteuerung oder Farbregelung einer Druckmaschine mit einem farbmetrischen
Meßsystem, wobei auf den von der Druckmaschine gedruckten Druckbögen Meßfelder optisch
erfaßt werden, um den Farbort eines Meßfeldes in einem Koordinatensystem zu bestimmen
und durch Koordinatenvergleich aus dem Farbabstand des erfaßten Meßfeldes von einem
vorgegebenen Soll-Farbort eine Stellgröße zur Verstellung der Farbführungsorgane der
Druckmaschine zu erzeugen, damit unerwünschte Farbabweichungen bei dem mit der neuen
Farbführungseinstellung anschließend gedruckten Druckbogen minimal werden, dadurch
gekennzeichnet, daß mit Hilfe der vorgegebenen Grenzdichten und den gemessenen Volltondichten
ein Korrekturfarbraum um den auf dem Meßfeld gemessenen Ist-Farbort bestimmt wird
und daß ein außerhalb des Korrekturfarbraumes liegender vorgegebener Soll-Farbort
durch einen erreichbaren Soll-Farbort auf der Begrenzungsfläche des Korrekturfarbraumes
mit einem Farbabstand vom vorgegebenen Soll-Farbort ersetzt wird, dessen für die Druckqualität
wesentliche Komponenten minimal sind.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als erreichbarer Soll-Farbort
derjenige Farbort auf der Oberfläche des Korrekturfarbraumes gewählt wird, der den
kleinsten Farbabstand vom vorgegebenen Soll-Farbort hat.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß vom vorgegebenen Soll-Farbort
ein Lot auf die benachbarte Seitenfläche des Korrekturfarbraumes gefällt wird und
der Schnittpunkt des Lotes mit der Seitenfläche als erreichbarer Soll-Farbort verwendet
wird.
4. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß vom vorgegebenen Soll-Farbort
ein Lot auf die benachbarte Seitenkante des Korrekturfarbraumes gefällt wird und der
Schnittpunkt des Lotes mit der Seitenkante als erreichbarer Soll-Farbort verwendet
wird.
5. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die dem vorgegebenen Soll-Farbort
benachbarte Ecke des Korrekturfarbraumes als erreichbarer Soll-Farbort verwendet wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der dem vorgegebenen Soll-Farbort
am nächsten liegende Schnittpunkt einer Parallelen zur Helligkeitskoordinatenachse
durch den vorgegebenen Soll-Farbort mit der Oberfläche des Korrekturfarbraumes als
erreichbarer Soll-Farbort gewählt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß für die auf einer Parallelen
zur Helligkeitskoordinatenachse durch den vorgegebenen Soll-Farbort liegenden Punkte
innerhalb eines vorgegebenen Helligkeitsfehlerebereiches mit einer maximalen und einer
minimalen Helligkeit die am nächsten liegenden Punkte auf der Oberfläche des Korrekturfarbraumes
als erreichbare Soll-Farborte bestimmt werden.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß der am nächsten liegende
Punkt auf der Oberfläche des Korrekturfarbraumes für den Punkt auf der Parallelen
bestimmt wird, der dem größten akzeptabel erscheinenden Helligkeitsfehler zugeordnet
ist.
9. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als erreichbarer Soll-Farbort
der Schnittpunkt des Farbabstandsvektors zwischen dem Ist-Farbort und dem vorgegebenen
Soll-Farbort mit der Oberfläche des Farbkorrekturraumes gewählt wird.
10. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der
Farbkorrekturraum zu einer Fläche bzw. einer Geraden im Farbraum degeneriert ist und
der erreichbare Soll-Farbort für einen Zweifarbendruck bzw. Einfarbendruck sinngemäß
bestimmt wird.
11. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß Helligkeitsfehler
zu Gunsten kleinerer Farbanteilfehler weniger stark gewichtet werden, indem L* gemäß L** = K · L* komprimiert wird, wobei K zwischen 0 und 1 iiegt.