[0001] Stühle mit rückwärts neigbarem Sitzträger und Rückenlehnenträger sind in verschiedenen
Ausführungen bekannt. In der einfachsten, bekannten Ausführungsform sind der Sitzträger
und der Rückenlehnenträger mit ihrem einen Ende an einem Tragteil mit Abstand um je
eine horizontale Achse schwenkbar angelenkt, wobei der Sitzteil an seinem andern Ende
durch ein Drehgelenk mit dem Rückenlehnenträger verbunden ist. Beim Rückwärtsneigen
des Sitzteils neigt sich der Rückenlehnenträger um einen grösseren Winkel als der
Sitzteil, wobei hierfür eines der Drehgelenke zusätzlich als Schiebegelenk auszubilden
oder eine zusätzliche Verbindungslasche an einem der Drehgelenke anzuordnen ist. Die
grössere Neigung des Rückenlehnenträgers bewirkt den bekannten Auszieheffekt, d.h.
die Kleidung des Stuhlbenützers wird bei der Rückwärtsneigung nach oben gezogen.
[0002] Um den Auszieheffekt zu vermeiden, ist es bekannt (PCT-Anmeldung WO 83/00610), an
dem Rückenlehnenträger eine in der Höhe verschiebbare Rückenlehne anzuordnen, die
bei der Rückwärtsneigung des Sitzträgers in entsprechendem Mass abwärtsgeführt wird,
so dass kein Auszieheffekt auftritt.
[0003] Die selbsttätige in Abhängigkeit der Rückwärtsneigung des Sitzträgers erfolgende
Verschiebung der Rückenlehne wird durch ein Gestänge erreicht, das an dem tragteilseitigen
Drehgelenk des Rückenlehnenträgers angelenkt und mit dem tragteilseitigen Ende des
Rückenlehnenträgers gekoppelt ist. Dieses Gestänge benötigt verhältnismässig viel
Platz und ist, da es sich unter der Sitzfläche bis gegen das knieseitige Sitzende
erstreckt, nicht nur platz-, sondern auch kostenaufwendig.
[0004] Ein Vereinfachung des Gestänges kann erreicht werden, wenn die in Abhängigkeit der
Rückwärtsneigung des Sitzträgers erfolgende Verschiebung der Rückenlehne entsprechend
der in der Stammanmeldung beschriebenen Lösung ausgeführt wird. Aber jedes zusätzliche
Gestänge stellt einen Mehraufwand dar, und es ist Aufgabe der Erfindung, Stuhlgestelle
der im Oberbegriff der Patentansprüche 1-3 beschriebenen Art so weiter auszugestalten,
dass das Stuhlgestell auch ohne verschiebbare Rückenlehne einen ausreichenden Komfort
bietet.
[0005] Diese Aufgabe wird gemäss der Erfindung durch die kennzeichnenden Merkmale der Patentansprüche
1-3 erreicht.
[0006] Die Erfindung ist in der Zeichnung mit vier verschiedenen Stuhlgestellvarianten dargestellt,
von denen eine Variante mit einer verschiebbaren Rückenlehne ergänzt ist. Alle Figuren
stellen kinematische Ersatzbilder eines Stuhls bzw. Stuhlgestelle dar. Demgemäss sind
die einzelnen Teile nur einmal gezeichnet, obwohl sie je nach der konstruktiven Ausbildung
einfach oder auch mehrfach vorkommen können. Es wird hierzu auf die bereits erwähnte
PCT-Anmeldung, insbesondere Fig. 3 bis 5, und auf die EP 136 374, insbesondere Fig.
2 bis 4, verwiesen. Es zeigen:
Fig. 1 einen rückwärts neigbaren Stuhl (bzw. dessen kinematisches Ersatzbild) mit
verschiebbarer Rückenlehne,
Fig. 2 eine erste Variante des Stuhlgestells des Stuhls nach Fig. 1,
Fig. 4 eine dritte Variante des Stuhlgestells des Stuhls nach Fig. 1.
[0007] Der in Fig. 1 dargestellte Stuhl ist auf einem Tragteil 1 abgestützt, der gewöhnlich
einen Teil eines meist fahrbaren, nur angedeuteten Fussgestells 2 darstellt. Am Tragteil
1 sind ein Sitzträger 3 und ein Rückenlehnenteil 4 gelagert, wobei der Sitzträger
3 mit seinem knieseitigen Ende mittels eines Drehgelenkes 5 am Tragteil 1 schwenkbar
gelagert ist. Der Rückenlehnenteil 4 ist mittels eines Drehgelenkes 6 an einem Hebel
angelenkt, der seinerseits mittels eines weiteren Drehgelenkes 8 im Abstand vom Drehgelenk
des Sitzträgers 3 im Tragteil 1 schwenkbar gelagert ist.
[0008] Alle hier beschriebenen Drehgelenke, so auch die Drehgelenke 5, 6, 8, sind mit horizontaler
Drehachse angeordnet, was in der weiteren Beschreibung nicht mehr besonders erwähnt
wird.
[0009] Der Sitzträger 3 und der Rückenlehnenteil 4 sind rückenlehnenseitig mittels eines
Drehgelenkes 9 miteinander drehbar verbunden. Der Hebel 7 ist als auskragender Arm
10 ausgebildet, an dessen freiem Ende das eine Ende eines Federgliedes 11 abgestützt
ist. Das andere Ende des Federgliedes 11 ist am Tragteil 1 abgestützt, wobei es am
knieseitigen Drehgelenk 5 des Sitzträgers 3 angelenkt oder in der Nähe dieses Drehgelenkes
am Tragteil 1 abgestützt ist. Bewegt sich der Rückenlehnenteil 4 um einen bestimmten
Betrag, wird dieser am freien Ende des Armes 10 vergrössert, so dass der Federweg
des Federgliedes 11 entsprechend vergrössert wird.
[0010] Der Sitzträger 3 ragt mit einer Verlängerung 12 über das rückenlehnenseitige Drehgelenk
9 hinaus.Am freien Ende dieser Verlängerung ist eine Gliederkette 15 mittels eines
Drehgelenkes 16 angekuppelt, die sich aus drei, gelenkig miteinander verbundenen Gliedern
17, 18, 19 zusammensetzt. Das Glied 19 ist an seinem freien Ende mit einem Schieber
20 verbunden, der auf dem Rückenlehnenträger 4 geführt ist und eine, durch eine gestrichelte
Linie schematisch dargestellte Rückenlehne 21 trägt.
[0011] Beim Zurückneigen des Stuhls bewegt sich der Sitzträger 3 um das knieseitige Drehgelenk
5 in Pfeilrichtung a und der Rückenlehnenträger 4 um das rückenlehnenseitige Drehgelenk
9 in Pfeilrichtung A, wobei die Neigung des Rückenlehnenträgers 4 grösser ist als
diejenige des Sitzträgers 3. Durch die Relativbewegung zwischen den beiden Trägern
3, 4 wird die Gliederkette 15 so verstellt, dass sich der Schieber 20 mit der Rückenlehne
21 abwärts bewegt. Dies wird dadurch erreicht, dass das mittlere Glied 18 mittels
eines Drehgelenkes 22 im Rückenlehnenträger 4 schwenkbar gelagert ist. Das Glied 18
bildet somit einen zweiarmigen Hebel, durch den die Neigung des Gliedes 17 beim Zurückneigen
des Rückenlehnenträgers 4 verringert und damit die Abwärtsbewegung des Schiebers 20
bewirkt. Das Glied 19 dient nur dazu, ein Klemmende des Schiebers 20 auf seiner Führung
zu verhindern.
[0012] Beim Stuhl nach Fig. 1 verbindet der eine Arm des Hebels 7 den Rückenlehnenteil 4
mit dem Tragteil 1. Der zwischen den Drehgelenken 6, 8 gelegene Arm ist demnach eine
Lasche, durch die die Rückwärtsneigung der beiden Träger 3, 4 klemmungsfrei und ohne
Ausbildung eines Drehgelenkes als zusätzliches Schiebegelenk ermöglicht wird. Aus
Fig. 1 ist weiter die platzsparende und einfache Lösung der Verschiebung des Schiebers
20 mit der Rückenlehne 21 erkennbar. Der Platz unterhalb des Sitzträgers 3 kann für
die Anordnung anderer Teile verwendet werden, wobei auch die Wirkung des Federgliedes
11 durch Verwendung des Hebels 7 vergrössert wird, da dadurch die Bewegung des Rückenlehnenträgers
4 übersetzt wird.
[0013] In Fig. 2-4 ist nur noch das Stuhlgestell, d.h. der Stuhl ohne die Gliederkette 15
und Schieber 20, dargestellt. Selbstverständlich ist es ohne weiteres möglich, auch
an diesen Stuhlgestellen die Gliederkette 15 mit dem Schieber 20 anzubringen, um damit
auch bei diesen Ausführungsformen den Auszieheffekt zu eliminieren. Im übrigen zeigen
die Ausführungen nach Fig. 1-4, dass unter dem Sitzträger 3 freier Platz entsteht,
wenn für das Verschieben der Rückenlehne 21 kein Gestänge in den Bereich des Tragteiles
1 geführt werden muss, sondern die ausserhalb des Sitzträgers 3 liegende Gliederkette
15 verwendet werden kann.
[0014] Im weitern zeigen Fig. 2-4, dass dadurch zusätzliche Federmittel oder Gestänge für
deren Betätigung eingesetzt werden können, wie noch nachfolgend gezeigt wird.
[0015] Beim Stuhlgestell nach Fig 2 sind gleiche Teile mit den gleichen Bezugszeichen wie
in Fig. 1 versehen. Der im knieseitigen Drehgelenk 5 gelagerte Sitzträger 3 ist rückenlehnenseitig
mit einer Lasche 25 und zwei Drehgelenken 9, 13 mit dem Rückenlehnenträger verbunden,
womit der Rückenlehnenträger 4 mittels des Drehgelenkes 8 am Tragteil 1 schwenkbar
gelagert werden kann, ohne dass ein Schiebegelenk vorgesehen werden müsste. Der Rückenlehnenträger
4 weist hierbei einen vom Drehgelenk 8 auskragenden Arm 23 auf, an dessen freiem Ende
das Federglied 11 abgestützt ist. Weitere Federmittel sind rücklehnenseitig angebracht,
siehe eine Zugfeder 26, die einerseits am Rückenlehnenträger 4 und andererseits am
Tragteil 1 befestigt ist. Sind weitere Federmittel erforderlich, ist es auch möglich,
im knieseitigen Drehgelenk 5 des Sitzträgers 3 und im Drehgelenk 8 eine Torsionsfeder
anzuordnen.
[0016] In den dargestellten Ausführungsformen des Stuhls und der Stuhlgestelle haben die
Federmittel immer die Aufgabe, den Stuhl bei seiner Entlastung in die Normal- oder
Arbeitsstellung zu bewegen. Dabei ist es erwünscht, die im Kniebereich angeordneten
Federmittel 11, insbesondere eine Gasdruckfeder, betätigen zu können, un damit den
Stuhl in einer bestimmten Lage, z.B. in der rückwärtsgeneigten Lage zu blockieren.
Hierbei kann die Betätigung wegen der Lage der Federmittel leicht zugänglich gestaltet
werden.
[0017] Beim Stuhlgestell nach Fig. 3 ist das eine Ende der Federmittel 11 an einem Laschenpaar
30, 31 abgestützt, von dem die Lasche 30 am rückenlehnenseitigen Drehgelenk 9 der
beiden Träger 3, 4 und die Lasche 31 am Tragteil 1 abgestützt sind. Mit dem Laschenpaar
30, 31 kann der Federweg der Federmittel 11 variiert werden. Im weitern ist noch eine
Zugfeder 27 einerseits an dem Laschenpaar 30, 31 und andererseits am Tragteil 1 abgestützt.
[0018] Beim Stuhlgestell nach Fig. 4 sind die beiden Träger 3, 4 durch die Lasche 25 rückenlehnenseitig
miteinander verbunden und durch die Drehgelenke 5, 8 am Tragteil 1 schwenkbar gelagert.
Für die eine Abstützung der Federmittel 11 ist ein Laschenpaar 32, 33 vorgesehen,
von dem die Lasche 32 am rückenlehnenseitigen Drehgelenk 9 des Sitzträgers 3 und die
Lasche 33 am Drehgelenk 8 des Rückenlehnenträgers 4 im Sitzteil 1 schwenkbar gelagert
ist.
[0019] Selbstverständlich ist es möglich, auch bei den Stuhlgestellen nach Fig. 3 und 4
und auch in Fig. 1 am knieseitigen Drehgelenk 5 des Sitzträgers 3 eine Torsionsfeder
vorzusehen. Bei den Stuhlgestellen nach Fig. 2, 3 und 4 könnte die Torsionsfeder aber
auch am Drehgelenk 8 des Rückenlehnenträgers 4 vorgesehen werden.
[0020] Die beschriebenen Stuhlgestelle weisen unter dem Sitzträger ein verhältnismässig
geringes Volumen an Gestängeteilen auf. Der bei anderen Konstruktionen unvermeidlich
"Entenbauch" wegen der Anordnung voluminöser und sperriger Gestängeteile unter dem
Sitzträger kann bei der vorliegenden Konstruktion vermieden werden.
1. Stuhlgestell eines Stuhls mit einem Tragteil (2), an dem mittels Drehgelenken (5,
8) ein rückwärts neigbarer Sitzträger (3) und ein mit dem Sitzträger mittels Kupplungsgelenken
(9) gekuppelter Rückenlehnenträger (4) angelenkt sind, wobei dem Drehgelenk (8) des
Rückenlehnenträgers (4) ein auskragender Arm (23, 30) zugeordnet ist, an dessen freiem
Ende ein Federglied (11) abgestützt ist, dadurch gekennzeichnet, dass der Sitzträger
(3) über das Kupplungsgelenk (9, 13) mit einer Lasche (25) verbunden ist, die mit
dem andern Kupplungsgelenk (13) an dem Rückenlehnenträger (4) schwenkbar angelenkt
ist.
2. Stuhlgestell eines Stuhls mit einem Tragteil (2), an dem mittels Drehgelenken (5,
8) ein rückwärts neigbarer Sitzträger (3) und ein mit dem Tragteil mittels Kupplungsgelenken
(9) gekuppelter Rückenlehnenträger (4) angelegt sind, wobei an dem Drehgelenk (8)
des Rückenlehnenträgers (4) ein auskragender Arm (10) zugeordnet ist, an dessen freiem
Ende ein Federglied (11) abgestützt ist, dadurch gekennzeichnet, dass an dem auskragenden
Arm (10) der Rückenlehnenträger (4) mit einem kleineren Hebelarm an einem Drehgelenk
(6) angelenkt ist als der Hebelarm des am freien Ende des Arms angelenkten Federgliedes
(11).
3. Stuhlgestell eines Stuhl mit einem Tragteil (2), an dem mittels Drehgelenken (5,
8) ein rückwärts neigbarer Sitzträger (3) und ein mit dem Sitzträger gekuppelter Rückenlehnenträger
(4) angelenkt sind, wobei dem Drehgelenk (8) des Rückenlehnenträgers (4) ein auskragender
Arm (31,33) zugeordnet ist, an dessen freiem Ende ein Federglied (11) abgestützt ist,
dadurch gekennzeichnet, dass das mit dem knieseitigen Drehgelenk (5) am Tragteil (1)
abgestützte Federglied (11) am andern Ende an den Enden zweier miteinander verbundener
Laschen (30, 31; 32, 33) abgestützt ist, wobei mindestens eine Lasche (30; 32) mit
dem Sitzteil (3) oder dem Rückenlehnenteil (4) verbunden ist.
4. Stuhlgestell nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die eine Lasche (30)
an dem rückenlehnenseitigen, dem Sitzteil (3) und dem Rückenlehnenteil (4) gemeinsamen
Kupplungsgelenk (9) angelenkt ist, während die andere Lasche (31) am Tragteil (1)
schwenkbar gelagert ist.
5. Stuhlgestell nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass von den beiden Laschen
(32, 33) die eine Lasche (32) am rückenlehnenseitigen Kupplungsgelenk (9) des Sitzträgers
(3) und die andere Lasche (33) an dem Drehgelenk (8) des Rückenlehnenträgers (4) am
Tragteil (1) drehbar gelagert sind.
7. Stuhlgestell nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die
im Tragteil (1) angeordneten Drehgelenke (5, 8) mit einer Torsionsfeder ausgerüstet
sind, die im Sinne einer Rückführung des Stuhlgestelles aus der Rückwärtsneigung in
die Ausgangslage wirksam ist.
8. Stuhlgestell nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass unter
dem Sitzteil (3) weitere Federglieder (26, 27) angeordnet sind, von denen das eine
Ende am Tragteil (1) und das andere Ende an einem der Träger (3, 4) oder an dem Laschenpaar
(30, 31; 32, 33) befestigt ist.
9. Stuhlgestell nach einem der Ansprüche 1 bis 3, mit einer am Rückenlehnenträger
(4) entsprechend der Neigung des Sitzträgers (3) geführte verschiebbare Rückenlehne
(21), dadurch gekennzeichnet dass die Rückenlehne über eine Gliederkette mit dem rückenlehnenseitigen
Ende des Sitzträgers (3) gekoppelt ist.