[0001] Die Erfindung bezieht sich auf einen Sprengstoff für Gefechtsköpfe und einen Raketenfesttreibstoff,
bestehend aus einem hochenergetischen Sekundärsprengstoff mit anorganischem Perchlorat
und Metallanteil hoher Sauerstoffaffinität sowie Plegmatisierungs- und Bindemittel.
[0002] Aus der Literaturstelle "Engineering Design Handbook" aus "Explosives Series Properties
of Explosives of Military Interest", U.S. Army Materiel Command, January 1971 ist
ein Sprengstoff bestehend aus Hexogen, Kaliumperchlorat, Aluminium mit Bindemittel
bekannt.
[0003] Ein ähnlicher Sprengstoff geht aus der US-PS 4,042,430 hervor, wobei sich dieser
auf einen hochtemperaturfesten Sprengstoff bezieht. Bei beiden bekannten Sprengstoffen
ist gemeinsam, daß das Oxidationsmittel mit stöchiometrischen Überschuß vorliegt.
Als Folge wird bei der Detonation das überschüssige Perchlorat unter Energieverbrauch
zersetzt. Der freiwerdende Sauerstoff kann erst dann mit dem Metall nachreagieren.
Es liegt daher eine mehrstufige Reaktion vor, wodurch die Energieumsetzung relativ
langsam ist.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Sprengstoff mit einem hohen Energieinhalt
pro Volumeneinheit zu schaffen. Dabei soll die Energieumsetzung sehr rasch erfolgen
und vollständig sein.
[0005] Die Erfindung löst diese Aufgabe dadurch, daß bei einem Sekundärsprengstoff die
Sauerstoffbilanz durch den Perchloratanteil etwa auf eine vollständige Reaktion zu
Kohlendioxid und Wasser ausgeglichen ist.
[0006] Durch die vollständige Reaktion der im Sprengstoff enthaltenen ver brennbaren Anteile
entsteht eine sehr große Menge durch Metall besonders gut und leicht reduzierbarer
Sprenggase. Dadurch wird eine wesentliche Leistungssteigerung gegenüber den bekannten
Sprengstoffen erreicht.
[0007] Weiterhin wird durch den hohen Energieüberschuß eine sehr schnelle Verdampfung der
Metalle bewirkt, wodurch deren Reaktionsbereitschaft wesentlich gesteigert ist.
[0008] Nach dem Anspruch 2 sind als Perchlorate die Perchlorate der Alkaliund Erdalkalimetalle
vorgesehen. Derartige Perchlorate sind kostengünstig, leicht zugänglich und darstellbar.
[0009] Nach dem Anspruch 2 liegen bei 100g Hexogen oder Oktogen 40-50g Natriumperchlorat
vor. Durch den angegebenen Bereich beim Natriumperchlorat können entsprechend der
jeweiligen Anwendung geeignete Mengen von Binde- und Plegmatisierungsmittel vorgesehen
sein; ohne daß sich die Stöchiometrie der Reaktion mit dem Sekundärsprengstoff ändert.
[0010] Entsprechend den Ansprüchen 4 und 5 ist vorgesehen, daß als Perchlorat Kalium- oder
Calciumperchlorat eingesetzt werden. Kaliumperchlorat bietet aufgrund seiner geringen
Hygroskopität besonders verarbeitungstechnische Vorteile. Calciumperchlorat wirkt
dagegen aufgrund seiner höheren Dichte und des höheren spezifischen Sauerstoffanteil
leistungssteigernd.
[0011] Entsprechend dem Anspruch 6 ist vorgesehen, daß über den Metallanteil das Sprenggasvolumen
und die Energiefreisetzung dadurch gesteuert werden, indem das entstehende Kohlendioxid
und Wasserdampf durch das Metall auf Kohlenmonoxid und Wasserstoff reduziert wird.
Durch die höhere Affinität des Metalls zu Sauerstoff, verglichen mit Kohlenstoff und
Wasserstoff, erfolgt eine heftige Reaktion des Metalls mit Kohlendioxid und Wasser.
Diese werden dabei reduziert und es wird eine beträchtliche Energiemenge freigesetzt.
Dadurch wird das Sprenggasgemisch zusätzlich aufgeheizt, wodurch das Leistungsvermögen
des Sprengstoffs wesentlich gesteigert wird. Besonders günstige Werte werden erhalten,
wenn die Stöchiometrie des Metallanteils eine Reduktion der Sprenggase auf Wasserstoff
und Kohlenmonoxid bewirkt. Ist bei einem reduzierten Sprenggasvolumen eine besonders
große Wärmefreisetzung erwünscht, so wird durch weitere Erhöhung des Metallanteils
eine Reduktion der Sprenggase auf elementaren Kohlenstoff und Wasserstoff vorgenommen.
[0012] Entsprechend dem Anspruch 7 ist eine vorteilhafte Weiterbildung des Anspruchs 6 angegeben.
In Abhängigkeit von der Art des verwendeten Metalls wird ein Anteil von 25-45 Gewichtsprozent
für die Reduktion vorgesehen.
[0013] Unter Voraussetzung der hohen Sauerstoffaffinität können nach Anspruch 8 verschiedene
leichte Metalle verwendet werden.
[0014] Bei einem Sprengstoff mit hoher Dichte können nach Anspruch 9 auch Schwermetalle
hoher Sauerstoffaffinität, wie Zirkon eingesetzt werden.
[0015] Ein energiereicher, relativ dichter und kostengünstiger Raketentreibstoff liegt
nach dem Anspruch 10 vor. Der Sprengstoff wird dabei mit raketenfesttreibstoffspezifischen
Phlegmatisierungs- und Bindemitteln sowie leichten Metallen versetzt.
[0016] Wesentlich für die Erfindung ist:
Es liegen universelle Sprengstoffe bzw. Sprengstoffrezepturen mit maximalen Energieausbeuten
vor. Die erfindungsgemäßen Sprengstoffe sind leicht abstimmbar auf anwendungstechnische
Erfordernisse, wobei der Energiegehalt höher ist als bei bekannten Sprengstoffen.
Auch liegen höhere Sprenggasvolumina und Blasteffekte vor als bei herkömmlichen metallhaltigen
Sprengstoffen ohne Oxidationsmittel.
[0017] Die Erfindung ist auch ohne wesentliche Veränderung für Raketenfest treibstoffe
einsetzbar, indem möglichst leichte Metalle und spezielle Phlegmatisierungs- und Bindemittel
eingesetzt werden.
[0018] Bei einem Sprengstoff, dessen Bestandteile in Gewichtsprozenten angegeben sind wurde
nachfolgendes Ergebnis erreicht. Sprengstoffanteile:
50,2 % RDX
21,2 % Na ClO₄
25 % Zirkon
3,6 % Binder
Es wurden folgende Ergebnisse auf Stahl mit einer Plattendicke von 8mm bei einem Sprengstoffkörper
mit 15 g Gewicht und den Maßen 20mm Durchmesser 20mm Höhe erreicht.
[0019] Die Platte wurde durchschlagen, wobei der Lochdurchmesser 7mm beträgt.
[0020] Beim Vergleich mit dem bekannten, Sprengstoff HWC (94,5 % Hexogen, 4,5 Wachs, 1%
Graphit) wurd eine Platte gleicher Dicke nicht durchschlagen. Es entstand ein gerade
noch wahrnehmbarer Riß.
[0021] Ein in gleicher Weise mit dem Sprengstoff Hexal (70 % Hexogen, 30 % Aluminium) durchgeführter
Versuch ergab, daß die Platte nicht durchschlagen wurde. Es lag auch kein Riß vor.
[0022] Ein Sprengstoff der folgenden Zusammensetzung 36 % HMX
16,9 % KClO₄
45 % Zirkon
2,1 % Binder
lieferte bei einer Unterwassersprengung einen um 41,5 % höheren Stoßdruck als eine
volumengleiche Probe des Unterwassersprengstoffes SSM TR 8870 (41 % TNT, 30 % RDX,
24 % Al, 5 % Phlegmatisierungsmittel).
[0023] Das Metall soll sich explosionsartig umsetzen. Dazu ist es erforderlich, das Metall
zuerst zu verdampfen. Bekanntlich ist dazu eine hohe Energie erforderlich, da die
Verdampfungswärme von Aluminium, Kalzium, Silizium sehr hoch ist. Bei Beimischen von
Metallen zu normalen Sprengstoffen reicht meist deren relativ geringe Explosionswärme
kaum aus, das Metall schnell und vollständig zu verdampfen. Auch wird dadurch viel
von der Explosionswärme verbraucht und vor der Metallverbrennung somit die Temperatur
niedriger, wodurch sich eine Verzögerung der Reaktion ergibt. Es muß daher zuerst
die Energie des mitverwendeten Sprengstoffs erhöht werden.
[0024] Entsprechend der Erfindung wird dies dadurch erreicht, daß ein sicherer Sprengstoff
wie TNT, Hexogen, Oktogen oder Nitropenta mit einer so großen Menge Perchlorat vergossen,
verschmolzen, vermischt oder durch ein Lösungsmittel verbunden wird, daß es zu einer
vollständigen Verbrennung mit ausgeglichener Sauerstoff-Bilanz kommt, z.B. 16 Mol
TNT + 21 Mol CA (ClO₄)₂ oder 8 Mol Hexogen + 3 Mol Ca(ClO₄)₂.
[0025] Diese Basismischung wird mit dem Metallstaub innig vermischt und verschmolzen oder
verklebt. Der Anteil des Metalls ist mindestens so hoch, daß das Wasser auf Wasserstoff
und das Kohlendioxid auf Kohlenmonoxid reduziert wird. Bei weiterer Reduktion erhöht
sich die Energie, jedoch das Sprenggasvolumen nimmt ab, da das Kohlenmonoxid zu Kohlenstoff
reduziert wird. Die entstehenden Energiemengen sind sehr hoch ohne daß eine Nachverbrennung
mit dem Luftsauerstoff vorliegt.
[0026] Soll ein Sprengstoff mit großer Hitzewirkung geschaffen werden, wobei allerdings
das Sprenggasvolumen sehr niedrig ist, kann obige Mischung aus TNT/Ca(ClO₄)₂eine Mischung
aus 37,6 % AL, 62,4 % CA (CLO₄)₂ mit einem spezifischen Gewicht von 2,67 g/cm³ zugegeben
werden. Die Energie beträgt hierbei 31,4 MJ/dm³.
[0027] Energiereiche Raketenfesttreibstoffe werden durch Phlegmatisieren speziell ammoniumperchlorathaltiger
Mischungen geschaffen.
1. Sprengstoff für Gefechtsköpfe und Raketenfesttreibstoff, bestehend aus einem hochenergetischen
Sekundärsprengstoff mit einem anorganischen Perchlorat und Metallanteil hoher Sauerstoffaffinität
sowie Phlegmatisierungs - und Bindemittel, dadurch gekennzeichnet, daß bei einem Sekundärsprengstoff
die Sauerstoffbilanz durch den Perchloratanteil etwa auf eine vollständige Reaktion
zu Kohlendioxid und Wasser ausgeglichen ist.
2. Sprengstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Perchlorate die Perchlorate
der Alkali- und Erdalkalimetalle vorgesehen sind.
3. Sprengstoff nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, daß bei 100 g Hexogen oder
Oktogen 40-45 g Natriumperchlorat und entsprechende Mengen von Binde- und Phlegmatisierungsmittel
oder bei 100 g TNT 140-150 g Na CLO₄ vorgesehen sind.
4. Sprengstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Perchlorate, Lithium-,
Kalium- oder Calciumperchlorat vorgesehen sind.
5. Sprengstoff nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß bei 100 g Hexogen oder
Oktogen 40-44 g Calciumperchlorat und entsprechende Mengen von Binde- und Phlegmatisierungsmittel
vorgesehen sind.
6. Sprengstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß für den Metallanteil das
Sprenggasvolumen und die Energiefreisetzung dadurch gesteuert werden kann, daß das
entstehende Kohlendioxid und Wasserdampf durch das Metall auf Kohlenmonoxid und Wasserstoff
oder wahlweise Kohlenstoff und Wasserstoff reduziert ist.
7. Sprengstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß je nach Art des Metalls
der Sprengstoff 25 bis 45 Gewichtsprozent Metallanteil enthält.
8. Sprengstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Metalle Silizium,
Magnesium, Calcium, Aluminium oder daraus bestehende Gemische oder Legierungen vorgesehen
sind.
9. Sprengstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Metalle Zink, Mangan,
Titan, Zirkon oder daraus bestehende Gemische oder Legierungen vorgesehen sind.
l0.Sprengstoff zur Anwendung als Raketenfesttreibstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß der Sprengstoff geeignete raketenfesttreibstoffspezifische Phlegmatisierungs-
und Bindemittel, sowie leichte Metalle und deren Gemische oder Legierungen aufweist.