[0001] Die Erfindung betrifft einen Elektrorollstuhl mit einem Fahrgestell, das an einer
ersten Achse größere Antriebsräder und an zweiten Achsen kleinere Schwenkräder aufweist,
mit einer auf dem Fahrgestell befestigten Sitzgruppe, mit je einerAntriebseinheit
für die Antriebsräder und mit einer Bedieneinheit zur Steuerung der Antriebseinheit.
[0002] Elektrorollstühle werden im wesentlichen entsprechend ihrem hauptsächlichen Verwendungszweck
in zwei Kategorien eingeteilt, wobei das Fahrgestell entsprechend dem jeweiligen
Verwendungszweck unterschiedlich ausgestaltet ist. Bei Rollstühlen, die hauptsächlich
für den Betrieb im Hause gedacht sind (erste Kategorie), sind große Antriebsräder
im hinteren Bereich und kleine Schwenkräder im vorderen Bereich des Rollstuhls angeordnet,
während Rollstühle , die vorwiegend für einen Betrieb außer Haus bestimmt sind (zweite
Kategorien) die großen Antriebsräder im vorderen Bereich und die kleinen Schwenkräderim
hinteren Bereich aufweisen. Üblicherweise ist bei den zwei Kategorien auch die Schwerpunktslage
der Sitzgruppe bzw. der Einheit von Sitzgruppe und Fahrgestell unterschiedlich konzipiert.
[0003] Da sich allerdings die Behinderten, die einen Rollstuhl benötigen, üblicherweise
sowohl im Hause als auch außer Hause aufhalten, werden im allgemeinen zwei Rollstühle
benötigt, um für den jeweiligen Einsatzzweck optimale Bedingungen zu erhalten. Dies
ist nicht nur sehr kostspielig, sondern auch vielfach umständlich, beispielsweise
wegen des häufig erforderlichen Umsteigens oder wegen der Aufbewahrung und des Transports
von zwei Rollstühlen.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, einen Elektrorollstuhl der eingangs genannten Art zu
schaffen, der für beide Betriebsarten, also im Haus und außer Haus optimal verwendbar
ist, wobei die Umstellung von der einen in die andere Betriebsart einfach und schnell
durchzuführen ist.
[0005] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß die Sitzgruppe auf dem Fahrgestell
um eine im Mittenbereich zwischen den beiden Radachsen liegende senkrechte Drehachse
schwenkbar gelagert und in mindestens zwei um 180° gegeneinander versetzten Endpositionen
verriegelbar ist, wobei die Sitzrichtung in den Endpositionen jeweils senkrecht zu
den Radachsen steht und wobei die Antriebsräder wahlweise als Vorderräder oder als
Hinterräder dienen, und daß die Fahrcharakteristik der Antriebseinheit entsprechend
dem Verschwenken der Sitzgruppe ebenfalls umkehrbar ist.
[0006] Bei dem erfindungsgemäßen Elektrorollstuhl wird also für die beiden angegebenen Betriebsarten
lediglich ein einziges Fahrgestell mit einer einzigen Sitzgruppe benötigt, wobei
trotzdem die für die jeweilige Betriebsart optimale Radgröße der Antriebs- und Schwenkräderund
Antriebsart zur Verfügung stehen. Dies wird dadurch ermöglicht, daß durch eine Relativdrehung
von Sitzgruppe und Fahrgestell die jeweiligen Vorder- und Hinterräder vertauscht und
entsprechend auch die Antriebscharakteristik umgeschaltet werden.
[0007] Durch die verschwenkbare Lagerung der Sitzgruppe auf dem Fahrgestell ergeben sich
weitere Vorteile. So lassen sich neben den beiden erwähnten Endpositionen für die
entgegengesetzten Fahrtrichtungen auch zusätzliche Zwischenpositionen der Sitzgruppe
einstellen, beispielsweise in einer Winkelstellung von 90° zur Längsrichtung des Fahr
gestells. Dadurch kann ein Behinderter für bestimmte Zwecke in eine günstigere Position
quer zur Fahrtrichtung gebracht werden, beispielsweise zum Ein- und Aussteigen oder
für bestimmte Behandlungen. Natürlich können bei Bedarf auch zusätzliche Zwischenpositionen
bei beliebigen Winkelstellungen erreicht werden. Zusätzlich kann auch vorgesehen werden,
daß die Sitzgruppe gegenüber dem Fahrgestell in der Höhe verstellbar ist.
[0008] Um das Verschwenken der Sitzgruppe gegenüber dem Fahrgestell zu ermöglichen, kann
beispielsweise das Fahrgestell eine zentral zwischen den Rädern stehende, senkrechte
Tragsäule für die Sitzgruppe aufweisen, in welcher ein stangenförmiger Drehzapfen
der Sitzgruppe gelagert ist. Dazu kann eine Verriegelungseinrichtung vorgesehen sein,
die das Fahrgestell und die Sitzgruppe in den jeweils gewünschten Winkelpositionen
gegeneinander verriegelt. Hierzu können beispielsweise am Fahrgestell auf einem Kreis
um die Drehachse herum angeordnete Aufnahmebohrungen für einen an der Sitzgruppe verstellbar
angeordneten Verriegelungszapfen vorgesehen werden. Dieser Verriegelungszapfen kann
in Richtung auf die Aufnahmebohrungen durch Federkraft vorgespannt sein, so daß er
jeweils beim Erreichen einer Verriegelungsposition einrastet. Natürlich könnte das
bewegliche Teil in Form eines Verriegelungszapfens oder in einer beliebigen anderen
Form auch am Fahrgestell angebracht sein, während die Aufnahmen hierfür in der drehbaren
Sitzgruppe liegen könnten. Allerdings ist es im allgemeinen günstiger, das bewegliche
Verriegelungsteil mit der Sitzgruppe zu verbinden, so daß es für eine in der Sitzgruppe
befindliche Person unabhängig von der jeweiligen Winkelposition immer an der gleichen
Stelle erreichbar ist.
[0009] Die auf dem Fahrgestell drehbar angeordnete Sitzgruppe ist vorzugsweise auch leicht
von dem Fahrgestell abnehm bar und somit austauschbar. Auf diese Weise können unterschiedliche
Spezialkonstruktionen an Sitzgruppen beliebig und ohne weiteres gegeneinander ausgetauscht
werden. Da es außerdem in manchen Fällen günstig ist, die Schwerpunktslage der Sitzgruppe
nicht genau in der Mitte zwischen den Radachsen zu haben, wobei je nach Betriebsart
im Haus oder außer Haus unterschiedliche Schwerpunktslagen bezüglich der Radachsen
erwünscht sind, ist in einer zweckmäßigen Weiterbildung vorgesehen, daß die Sitzgruppe
relativ zur Drehachse zusätzlich in Horizontalrichtung verstellbar gehalten ist. Hierzu
kann eine Schlittenführung vorgesehen sein, auf der die Sitzgruppe verschiebbar
und in der jeweils gewünschten Position verriegelbar ist.
[0010] Das Verschwenken und auch die erwähnte Horizontalverstellung der Sitzgruppe werden
in der Regel von Hand durchgeführt. Es wäre aber auch denkbar, für diese Schwenk-
oder Verschiebebewegungen jeweils einen Servomotor vorzusehen. Die Umschaltung der
Antriebseinheit kann ebenfalls von Hand durch einen Schalter vorgenommen werden, wobei
dieser Schalter zweckmäßigerweise im Bereich des Bediengeräts angeordnet ist.
[0011] Besonders bequem ist jedoch eine automatische Umschaltung durch im Grenzbereich zwischen
Fahrgestell und Sitzgruppe angeordnete Sensoren, die die Relativposition zwischen
Fahrgestell und Sitzgruppe automatisch feststellen.
[0012] In den Unteransprüchen sind noch zusätzliche vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen
angegeben.
[0013] Nachfolgend wird die Erfindung an Ausführungsbeispielen anhand der Zeichnung näher
erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 einen erfindungsgemäß gestalteten Elektrorollstuhl in Seitenansicht,
Fig. 2 die vier Räder des Rollstuhls von Fig. 1 in Draufsicht mit vier verschiedenen,
andeutungsweise dargestellten Positionen der Sitzgruppe,
Fig. 3 die Lenkräder-Baugruppe in schematisierter Vorderansicht,
Fig. 4 die Lenkräder-Baugruppe in schematisierter Draufsicht.
Fig. 5 ein Schema für die Verknüpfung der Geschwindigkeits- und Lenksignalefür die
unterschiedlichen in Fig. 2 gezeigten Positionen.
[0014] Der in Fig. 1 gezeigte Elektrorollstuhl besitzt ein Fahrgestell 1 mit vier Radachsen.
Die ersten beiden Radachsen 2 tragen verhältnismäßig große Antriebsräder 3, während
über jeweils eine dritte und vierte Achse 4 zwei im Vergleich zu den Antriebsrädern
kleine Lenkräder gelagert sind.
[0015] Die großen Räder dienen dem Antrieb, die kleinen Räder dienen der Lenkung. Die Aufhängung
der kleinen Räder, also der Lenkräder, wird später noch näher erläutert.
[0016] Auf dem Fahrgestell 1 ist eine Sitzgruppe 6 im wesentlichen mittig zwischen den
Radachsen angeordnet. Sie besteht in an sich bekannter Weise aus einem Sitzelement
7, einer Rückenlehne 8 und einer, beispielsweise verstellbaren Fußstütze 9, die im
gezeigten Beispiel aus zwei Einzelstützen für jeden Fuß (siehe Fig. 2) besteht. Außerdem
sind an der Sitzgruppe seitlich jeweils Armlehnen 11 angebracht, wobei an der rechten
Armlehne eine Bedieneinheit 12 mit einem Steuerhebel 13 vorgesehen ist. Insoweit
entspricht der Aufbau der Sitzgruppe den herkömmlichen Konstruktionen.
[0017] In der in Fig. 1 dargestellten Position der Sitzgruppe 6 über dem Fahrgestell 1 ist
ein Rollstuhl für den Gebrauch im Haus gezeigt, da die großen Antriebsräder entsprechend
der Sitzposition hinten am Fahrgestell und die Schwenkräder vorne angebracht sind.
Für den Gebrauch des Rollstuhls im Außenbereich ist es jedoch günstiger, die Antriebsräder
vorne und die beweglichenSchwenkräder hinten anzuordnen, da auf diese Weise Unebenheiten
und kleine Hindernisse leichter überwunden werden können. Um den in Fig. 1 gezeigten
Rollstuhl nun auch für den Außenbereich verwenden zu können, ist die Sitzgruppe 6
drehbar oder verschwenkbar auf dem Fahrgestell 1 angeordnet. Zu diesem Zweck besitzt
das Fahrgestell eine Tragsäule 14, über der die Sitzgruppe 6 mittels eines einzigen
stangenförmigen Drehzapfens 15 mit senkrechter Drehachse gelagert ist. Auf diese Weise
kann die Sitzgruppe gegenüber der Darstellung in Fig. 1 um 180° gegenüber dem Fahrgestell
gedreht werden, so daß dann die Sitzrichtung in Fig. 1 nach rechts zeigt, die Antriebsräder
3 also bezüglich der Sitzrichtung vorne und die Schwenkräder 5 hinten am Fahrgestell
liegen. Die Bedieneinrichtung 12 ist fest mit der Sitzgruppe gekoppelt, so daß sie
für den im Rollstuhl sitzenden Behinderten immer in gleicher Weise erreichbar und
bedienbar ist. In der jeweiligen Fahrposition wird die Sitzgruppe 6 gegenüber dem
Fahrgestell 1 mittels einer Verriegelungsvorrichtung 16 arretiert.
[0018] Fig. 2 zeigt über den in Draufsicht dargestellten zwei Räderpaaren 3 und 5 aus Fig.
1 verschiedene erreichbare Sitzpositionen in schematischer Darstellung. Gezeigt sind
jeweils nur die Fußstützen 9, die durch ihre Anordnung relativ zu den Rädern die Sitzrichtung
verdeutlichen. Als Position 1 ist die in Fig. 1 gezeigte Anordnung dargestellt, wobei
also die Fußstützen 9 in der Zeichnung links vor den kleinenSchwenkräder 5 liegen;
zur Kennzeichnung der Position 1 sind die Fußstützen mit 9-1 be zeichnet. In der
Mitte zwischen den vier Rädern ist ein Beispiel für eine mögliche Ausgestaltung der
Verriegelungsvorrichtung 16 dargestellt. Diese Verriegelungsvorrichtung 16 ist an
der Sitzgruppe gehaltert und besitzt einen Verriegelungszapfen 17, der in Richtung
senkrecht zur Achse der Tragsäule 14 verstellbar und in dieser Richtung zur Tragsäule
14 vorgespannt ist. Mit der Tragsäule 14 ist eine Verriegelungsscheibe 18 verbunden,
welche für jede einstellbare Sitzposition eine Aufnahme 19 für das freie Ende des
Verriegelungszapfens 17 aufweist. Soll also die Sitzgruppe aus der in Fig. 1 gezeigten
Stellung verdreht werden, so wird der in Fig. 2 gezeigte Verriegelungszapfen 17 mittels
eines Handgriffs 20 nach außen gezogen (Position 20′), womit die Sitzgruppe 6 vom
Traggestell entriegelt ist. Zur Umkehrung der Fahrtrichtung wird nun die Sitzgruppe
um 180° in die Position 2 gedreht, so daß die Fußstützen die in Fig. 2 gezeigte Anordnung
9-2 einnehmen. Der Verriegelungszapfen ist an der Sitzgruppe gelagert und nimmt
nach der geschilderten Drehung ebenfalls eine um 180° verdrehte Position, die in Fig.
2 nicht gezeigt ist, ein. Der Verriegelungszapfen 17 rastet dann aufgrund seiner
Vorspannung in die Aufnahme 19 (in der Zeichnung von oben her) ein.
[0019] Durch die Lagerung der Sitzgruppe 6 über einen Drehzapfen 15 auf einer Tragsäule
14 des Fahrgestells 1 ist es auch möglich, die Sitzgruppe leicht auszuwechseln, so
daß je nach der Art und dem Grad der Behinderung einer Person unterschiedliche Fahrgestelle
mit unterschiedlich ausgestalteten Sitzgruppen auf einfache Weise kombiniert werden
können. Dabei können mit den unterschiedlichen Fahrgestellen auch unterschiedliche
Fahrcharakteristiken vorgesehen werden. Mit der drehbaren Lagerung der Sitzgruppe
ist es aber auch möglich, ohne Mehraufwand nicht nur zwei Sitzpositionen vorwärts
und rückwärts zur Fahrtrichtung einzustellen, vielmehr können auch zusätzliche Zwischenpositionen
eingestellt werden. So ist es beispielsweise möglich, die Sitzgruppe bei einer Winkelstellung
von etwa 90° zur Fahrtrichtung zu arretieren, womit sich der Behinderte im Rollstuhl
für bestimmte Zwecke in eine günstigere Position quer zur Rollrichtung der Räder
bringen kann. Solche Positionen sind in Fig. 2 als Position 3 bzw. Position 4 mit
jeweils andeutungsweise dargestellten Fußstützen 9-3 und 9-4 gezeigt. Die Verriegelung
in diesen Zusatzpositionen erfolgt in gleicher Weise, wie sie vorher für die zwei
Haupt-Sitzpositionen beschrieben wurde. Natürlich wäre es denkbar, bei Bedarf auch
zusätzliche Winkelpositionen festzulegen und die Verriegelungsvorrichtung entsprechend
zu gestalten.
[0020] Bei einer Drehung der Sitzgruppe um 180° muß auch die Ansteuerung der Antriebsräder
entsprechend modifiziert werden, da für die nunmehr vorneliegenden Antriebsräder die
veränderten Drehrichtungen für Vor- und Rückwärtsfahrt sowie die veränderten Antriebsverhältnisse
bei der Lenkung zu berücksichtigen sind. Eine zusätzliche Modifizierung ist notwendig,
wenn die Sitzrichtung um 90° gegenüber der Fahrtrichtung der Antriebsräder verschwenkt
wird. Die hierzu erforderliche elektrische Umschaltung der Antriebseinheiten kann
beispielsweise durch Betätigen eines Schalters 21 an der Bedieneinheit geschehen.
Es ist aber auch möglich, eine automatische Umschaltung vorzunehmen, wobei das Signal
für die jeweils notwendige Einstellung der Antriebseinheiten durch eine Sensoreinrichtung
22 erzeugt wird, die im Grenzbereich zwischen Fahrgestell und Sitzgruppe angeordnet
ist und bei einer Relativbewegung zwischen der Sitzgruppe einerseits und dem Fahrgestell
andererseits anspricht. Zur binären Abtastung von vier möglichen Stellungen der Sitzgruppe
werden zwei Sensorelemente benötigt. Bei acht Stellungen würden drei Sensoren benötigt
werden, d. h. jeweils 2
n Sensoren, wobei n die Zahl der möglichen Stellungen ist. Als Sensorelemente kommen
alle bekannten Bauelemente, wie Mikroschalter, Hallelemente, Optoelemente, induktive
oder kapazitive Näherungsschalter usw. in Frage. Bei höherer Zahl der einstellbaren
Positionen sind auch Inkremental-Winkelgeber in bekannter Ausführung anwendbar, deren
Ausgangsgrößen elektronisch auswertbar sind, um gleitende Übergänge bei der Signalverarbeitung
zwischen den verschiedenen Sitzpositionen zu gewährleisten.
[0021] Bei dem beschriebenen Ausführungsbeispiel wurden vier mögliche Sitzgruppenpositionen
angenommen, wobei also die Sitzgruppe eine Stellung von 0° ± 90° oder 180° gegenüber
der Fahrtrichtung der Antriebsräder einnimmt. Ein Schema für eine automatische Anpassung
der Geschwindigkeits- und Lenksignale von der Bedieneinheit zu den Antriebseinheiten
ist in Fig. 5 gezeigt. Dort ist für jede der in Fig. 2 angegebenen Positionen derFußstützen
(entsprechend der Richtung der Sitzgruppe) die entsprechende Umsetzung der von der
Bedieneinheit abgegebenen Signale gezeigt.
[0022] Für die Position 9-1 (0°-Position) wird das Geschwindigkeitssignal (GS) von der
Bedieneinheit unverändert an die Antriebseinheiten gegeben, ebenso das den Wunsch
einer Richtungsänderung anzeigende Lenksignal.
[0023] In der Position 9-4, die eine Verschwenkung der Sitzgruppe um 90° nach rechts bezeichnet,
wird das Geschwindigkeitssignal (GS) in ein Lenksignal (LS) für die Antriebseinheiten
(AE) umgesetzt, wobei über eine Pegelanpassung (PE) die Amplitude reduziert wird.
Das bedeutet, daß beispielsweise eine Bewegung des Steuerhebels an der Bedieneinheit
nach vorne für die Antriebsräderin ein Lenksignal nach rechts (vorwärts oder rückwärts,
je nach dem zusätzlich eingestellten Geschwindigkeitssignal) umgesetzt wird. Gleichzeitig
wird das von der Bedieneinheit aus der Links- oder Rechtsschwenkung des Steuerhebels
erzeugteLenksignal (LS) in ein Geschwindigkeitssignal (GS) für Vorwärts- oder Rückwärtsantrieb
der Antriebsräder umgesetzt. Dieses Signal wird außerdem über einen Inverter (IN)
umgekehrt, so daß ein Rechtssteuersignal eine Rückwärtsdrehung und ein Linkssteuersignal
eine Vorwärtsdrehung der Antriebsräder 3 bewirkt.
[0024] In der Position 9-2 der Fußstützen ist die Drehung der Sitzposition um 180° erreicht.
Hierbei genügt es, lediglich das Geschwindigkeitssignal (GS) mit einem Inverter (IN)
umzukehren, während das Lenksignal (LS) auch als Lenksignal an die Antriebseinheiten
weitergegeben wird.
[0025] Bei der Position 9-3 der Fußstützen, die einer Drehung der Sitzgruppe um 90° nach
links von der Ausgangsposition bedeutet, wird wiederum das Lenksignal (LS) für die
Antriebseinheiten in ein Geschwindigkeitssignal umgesetzt, allerdings ohne Invertierung.
Dagegen wird das Geschwindigkeitssignal (GS) über einen Inverter (IN) und zusätzlich
über eine Pegelanpassung (PS) in ein Lenksignal (LS) für die Antriebseinheiten (AE)
umgesetzt. Dabei wird die Fahrtcharakteristik in entsprechender Weise angepaßt.
[0026] Werden zusätzliche Zwischenpositionen für die Sitzgruppe vorgesehen, so muß die automatische
Quadrantenanpassung der Bedieneinheit ebenfalls entsprechend verfeinert werden.
[0027] Wenn in Sonderfällen der Schwerpunkt der Sitzgruppe und der in ihr sitzenden Person
aus dem Mittelbereich verstellt werden muß, beispielsweise bei extremer Sitztiefenverstellung
oder extremer Neigung der Rückenlehne, so läßt sich eine entsprechende Schwerpunktjustage
auch bei der drehbaren Sitzgruppe für beide Fahrtrichtungen vornehmen. Zu diesem Zweck
ist bei dem Beispiel von Fig. 1 eine Schlittenführung in der Sitzgruppe vorgesehen,
die eine Horizontalverschiebung der gesamten Sitzgruppe bezüglich des Drehzapfens
15 ermöglicht. Einzelne Teile der Sitzgruppe sind in Fig. 1 andeutungsweise in verschobener
Stellung gezeigt, beispielsweise eine Armstütze 11′, eine Fußstütze 9′ und das verschobene
Bediengerät 12′. Die Schlittenführung selbst ist nicht im einzelnen dargestellt,
da derartige Führungselemente dem Fachmann geläufig sind.
[0028] Um für alle Einsatzzwecke des Elektrorollstuhls sowohl im Innenbereich als auch im
Außenbereich jeweils optimale Fahreigenschaften zu erhalten, sind dieSchwenkräder
5 in besonderer Weise aufgehängt. Die beidenSchwenkräder 5 sind jeweils über Radgabeln
23 an senkrechten Achsen 24 frei schwenkbar geführt und für unterschiedliche Bodenanpassungen
über ein Waagebalkensystem aufgehängt. Der Waagebalken 25 ist an einer waagerechten
Schwenkachse 26 gelagert und über Federelemente 27 gegenüber dem Fahrgestell gedämpft.
Damit können insbesondere im Außenbetrieb Bodenunebenheiten gut abgefangen werden.
[0029] Um außerdem für beide Einsatzgebiete (Innenbereich und Außenbereich) die vorgegebene
Fahrtrichtung stabil zu halten, sind zusätzlich pneumatisch-hydraulische Dämpfungselemente
28 vorgesehen, die wahlweise fest eingestellt oder mittels einer Stellschraube 29
justiert werden können. Durch diese Maßnahme wird insbesondere bei schnellen Fahrten
die Richtungsstabilität der frei schwenkbaren Schwenkräder verbessert. In Fig. 4 sind
schematisch solche Lenkungsdämpfer 28 in Draufsicht gezeigt. Aus dieser schematischen
Darstellung ist ersichtlich, daß die Lenkungsdämpfer im Winkel zur Achse des Waagebalkens
25 stehen.
[0030] Im übrigen sei noch erwähnt, daß dieSchwenkräder bei dem gezeigten Ausführungsbeispiel
frei schwenkend gelagert sind, daß also die Richtungsänderung des Rollstuhls durch
unterschiedliche Drehzahlen der beiden Antriebsräder herbeigeführt wird. Die Schwenkräder
drehen sich dabei selbsttätig in die jeweils gewünschte Richtung.
1. Elektrorollstuhl mit
einem Fahrgestell (1), das an einer ersten Achse (2) größere Antriebsräder (3) und
an zweiten Achsen (4) kleinere Schwenkräder(5) aufweist,
einer auf dem Fahrgestell befestigten Sitzgruppe, je einer Antriebseinheit für die
Antriebsräder (3) (2 Antriebseinheiten 1x pro Rad) und einer Bedieneinheit (12) zur
Steuerung der Antriebseinheiten,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Sitzgruppe (6) auf dem Fahrgestell (1) um eine im Mittenbereich zwischen den
Radachsen (2, 4) liegende senkrechte Drehachse schwenkbar gelagert und in mindestens
zwei um 180° gegeneinander versetzten Endpositionen verriegelbar ist, wobei die Sitzrichtung
in den Endpositionen jeweils senkrecht zu den Radachsen (2, 4) steht und die Antriebsräder
wahlweise als Vorderräder oder als Hinterräder dienen, und daß die Fahrcharakteristik
der Antriebseinheit entsprechend dem Verschwenken der Sitzgruppe (6) ebenfalls umkehrbar
ist.
2. Rollstuhl nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Sitzgruppe (6) zusätzlich
in weiteren Positionen zwischen den beiden Endpositionen, insbesondere bei einer Winkelstellung
von 90° zur Längsrichtung des Fahrgestells, verriegelbar ist.
3. Rollstuhl nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Sitzgruppe gegenüber
dem Fahrgestell (1) in der Höhe verstellbar ist.
4. Rollstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Fahrgestell
(1) eine zentral zwischen den Rädern stehende, senkrechte Tragsäule (14) für die Sitzgruppe
(6) aufweist, in welcher ein stangenförmiger Drehzapfen (15) der Sitzgruppe (6) gelagert
ist.
5. Rollstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß am Fahrgestell
(1) um die Drehachse herum auf einem Kreis angeordnete Aufnahmen (19) für jede Verriegelungsposition
vorgesehen sind und daß an der Sitzgruppe (6) ein mit der Aufnahme zusammenwirkender
Verriegelungszapfen (17) verstellbar gelagert ist.
6. Rollstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Sitzgruppe
(6) relativ zur Drehachse in Horizontalrichtung verstellbar gehalten ist.
7. Rollstuhl nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Sitzgruppe (6) auf einer
Schlittenführung verstellbar und in der jeweils gewünschten Position verriegelbar
ist.
8. Rollstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß zum Verschwenken
und/oder ggf. zur Horizontalverstellung der Sitzgruppe ein Servomotor vorgesehen ist.
9. Rollstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Bedieneinheit
(12) eine Schaltung (21) zur elektrischen Anpassung der Antriebseinheit aufweist.
10. Rollstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß eine elektrische
Anpassung der Antriebseinheit durch zwei im Grenzbereich zwischen Fahrgestell (1)
und Sitzgruppe (6) angeordnete Schalter (22) erfolgt, die durch eine Relativ-Drehbewegung
zwischen Fahrgestell und Sitzgruppe automatisch betätigbar sind.
11. Rollstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Schwenkräder
(5) über ein stoßgedämpftes Waagebalkensystem (25, 27) mit dem Fahrgestell verbunden
sind.
12. Rollstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Schwenkräderüber
Lenkungsdämpfer (28), von denen vorzugsweise einer einstellbar ist, richtungsstabilisiert
sind.
13. Rollstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß die Winkelstellung
zwischen dem Fahrgestell (1) und der Sitzgruppe (6) mit mindestens einem, vorzugsweise
mit zwei Sensoren abgreifbar ist, und daß über eine mit den Sensorsignalen beaufschlagte
Schaltungsanordung die von der Bedieneinheit (12) an die Antriebseinheiten abgegebenen
Geschwindigkeits- und Richtungssignale (GS, LS) an die Sitzrichtung angepaßt werden.
14. Rollstuhl nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß bei einer Umkehrung der
Fahrtrichtung jeweils das die Vorwärts- und Rückwärtsfahrt bestimmende Geschwindigkeitssignal
(GS) invertiert wird.
15. Rollstuhl nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß bei einer Verschwenkung
der Sitzgruppe um 90° gegenüber der Fahrtrichtung der Antriebsräder (3) jeweils das
von der Bedieneinheit (12) gelieferte, die Vorwärts- und Rückwärtsfahrt bestimmende
Geschwindigkeitssignal (GS) in ein Links-Rechts-Lenksignal (LS) und daß das von der
Bedieneinheit (12) gelieferte Lenksignal (LS) in ein Geschwindigkeitssignal (GS) für
Vorwärts- und Rückwärtsfahrt in den Antriebseinheiten umgesetzt wird.
16. Rollstuhl nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß bei der Umsetzung des
Geschwindigkeitssignals (GS) in ein Lenksignal (LS) dessen Amplitude reduziert wird.