(19)
(11) EP 0 324 070 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
19.07.1989  Patentblatt  1989/29

(21) Anmeldenummer: 88118080.6

(22) Anmeldetag:  31.10.1988
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4B27N 3/26
(84) Benannte Vertragsstaaten:
DE FR GB IT

(30) Priorität: 15.01.1988 DE 3800994

(71) Anmelder: HERMANN BERSTORFF Maschinenbau GmbH
D-30627 Hannover (Kleefeld) (DE)

(72) Erfinder:
  • Gersbeck, Rolf
    D-3003 Ronnenberg (DE)
  • Müller, Karsten, Dipl.-Ing.
    D-3000 Hannover 91 (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Presse zum kontinuierlichen Herstellen von Span- und Faserplatten oder dergleichen


    (57) Es wird eine Presse zum kontinuierlichen Herstellen von dün­nen Span- und Faserplatten (22) aufgezeigt, bestehend aus einer zentralen, in Ständern (1) gelagerten Preßtrommel (2) und mehreren Umlenk-(9) oder Andrückwalzen (3,4,5) sowie einem endlosen, um die Preß­trommel und die Andrückwalzen herumgeführten, unter Zugspan­nung stehenden Stahlband (6), wobei die mit einem Bindemittel ver­mischte Span- oder Faserschicht zwischen dem endlosen Stahl­band und der beheizten, rotierenden Preßtrommel einem Flächen­druck und in den Spalten zwischen der Preßtrommel und den An­drückwalzen einem Liniendruck unterworfen wird. Dadurch, daß die Achse der Preßtrommel gegenüber den Achsen der Andrück- und Umlenkwalzen radial verstellbar ausgebildet ist, wird er­reicht, daß die Presse ohne Schäden an der Preßtrommel und dem endlosen Stahlband sowie den Andrückwalzen im Leerzustand angefahren werden kann, auch wenn damit sehr dünne Bahnen hergestellt werden.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine Presse der Gattung, wie beschrie­ben im Oberbegriff des ersten Patentanspruchs.

    [0002] Eine Presse dieser Gattung ist bekannt aus der DE-PS 27 24 060. Pressen nach diesem Prinzip wurden weiter entwickelt, um einen höheren Ausstoß zu erreichen. Zu diesem Zweck mußte die Preß­strecke verlängert werden bei gleichbleibender Aushärtungszeit der Bindemittel. Eine Verlängerung der Preßstrecke bedeutet bei Rotationspressen, d.h. bei Pressen mit einer rotierenden Trommel, bei denen die Verpressung zwischen dem äußeren Trom­melmantel und einem endlosen, die Trommel teilweise umschlin­genden, unter Zugspannung stehenden Stahlband erfolgt, eine Vergrößerung des Trommeldurchmessers. Die neuesten Pressen dieser Art weisen Trommeln mit einem Durchmesser von 5 m auf, bei einer Ballenlänge von ca. 3 m und einem Trommelgewicht von ca. 110 t.

    [0003] Nachteilig bei derart großen Pressen ist, daß bedingt durch erforderliche Montage- und Fertigungstoleranzen an der Presse beim Anfahren und beim Leerfahren Schäden an dem endlosen Stahlband, dem äußeren Trommelmantel und an den Andrückwalzen entstehen, weil sich diese Maschinenteile ohne zu verpressen­des Material metallisch berühren.

    [0004] Auf der anderen Seite wird durch die Vergrößerung des Trommel­durchmessers von 3.000 auf 5.000 mm ermöglicht, auf eine kon­tinuierliche Weise eine Bahn von 3 mm Dicke mit einem Ausstoß (in Abhängigkeit von der Bahndicke) bis zu ca. 40 m/min zu fahren, was im Mittel eine Steigerung von über 200 % bedeutet.

    [0005] Es ist die Aufgabe der Erfindung, eine kontinuierliche Rota­tionspresse der Gattung, wie beschrieben im Oberbegriff des Patentanspruchs 1, so weiter zu bilden, daß damit ein hoher kontinuierlicher Ausstoß der Presse sichergestellt wird, ohne daß beim Anfahren der Presse oder am Ende eines Preßvorganges, wenn sich kein Material in der Presse befindet, Schäden an dem Preßtrommelmantel, dem endlosen Stahlband oder an den Andrückwalzen auftreten.

    [0006] Mit der Presse sollen auch dünnste Span- oder Faserplatten­bahnen ab einem Millimeter mit äußerst geringen Dickentole­ranzen, hohen spezifischen Festigkeiten und guten Biege- und Schlagfestigkeiten hergestellt werden können.

    [0007] Die Aufgabe wird durch die in dem kennzeichnenden Teil des ersten Patentanspruchs beanspruchten Merkmale gelöst.

    [0008] Die Unteransprüche stellen vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung dar.

    [0009] Durch die radiale Verstellbarkeit der Achse der Preßtrommel gegenüber den Achsen der Umlenk- und Andrückwalzen wird eine Fixierung der Achse der sehr schweren Preßtrommel an einem Punkt sichergestellt. Der somit einmal eingestellte Spalt (Ab­stand) zwischen dem Trommelmantel und den Andrück- und Umlenk­walzen wird exakt eingehalten, wodurch eine Beschädigung des Stahldruckbandes und der Walzen- und Trommeloberflächen ver­mieden wird, weil Montagetoleranzen und Spiele der einzelnen Bauteile der Presse wirkungsvoll ausgeschaltet werden.

    [0010] Der Vorteil der erfindungsgemäßen Presse wird sehr deutlich bei der Herstellung von Bahnen von beispielsweise einer Dicke von 1 mm, also Bahndicken, die innerhalb des Montagespiels der Bauteile der Presse liegen.

    [0011] Durch die definitive radiale Einstellung der großen Trommel­achse läßt sich die große Trommel exakt positionieren, so daß trotz montagebedingter Toleranzen der Bauteile (Ständer und Lager), die bis zu 1,5 mm betragen können, eine exakte Dicken­einstellung der herzustellenden Bahn erreicht wird.

    [0012] Gemäß Anspruch 1 erfolgt die radiale Verstellung der Achse der Preßtrommel gegenüber den Achsen der Umlenk- und Andrück­walzen mittels auf den Achsenden angeordneten Zusatzlagern, an die ein Hydraulikzylinder, der am Ständer abgestützt ist, angreift. Durch diese Maßnahme wird das Spiel in den Ständer­teilen und in den Lagern der Achstrommel entsprechend der Druckbeaufschlagung der beiden jeweils am Achsende angeord­neten Hydraulikzylinder aufgehoben. Die große Preßtrommel ist somit exakt zu den Andrückwalzen positionierbar.

    [0013] Die in Patentanspruch 3 beschriebene Ausführungsform sieht eine Verstelleinrichtung vor mit einem Hydraulikzylinder und einem Hebelarm, so daß die Verstellung der Achse um einen am Ständer angeorndeten Festpunkt erfolgt. Eine derartige Ver­stelleinrichtung ist kostengünstiger in der Herstellung und im Betrieb.

    [0014] Wenn sehr große Verstellkräfte gefordert sind, ist die Ver­stelleinrichtung nach Anspruch 4 mit zwei parallel zueinander angeordneten Hydraulikzylindern jeweils unterhalb der Trommel­achse und symmetrisch auf jeder Seite der Achsmitte besonders vorteilhaft, da die Verstellkraft verdoppelt wird.

    [0015] Ausführungsbeispiele der Erfindung werden in den Zeichnungen gezeigt und nachfolgend erläutert.

    [0016] Es zeigen:

    Fig. 1 einen schematisierten Längsschnitt durch eine kontinuierlich arbeitende Presse.

    Fig. 2 eine Draufsicht auf die Preßtrommel und den Verstelleinrichtungen.

    Fig. 3 eine Seitenansicht einer weiteren Ausfüh­rungsform der Verstelleinrichtung.

    Fig. 4 eine Detaildarstellung der Verstellein­richtung.



    [0017] Die in Fig. 1 dargestellte Presse besteht aus dem Ständer 1, der die zentrale Preßtrommel 2 aufnimmt.

    [0018] Der Preßtrommel 2 sind die Andrückwalzen 3, 4 und 5 zugeord­net.

    [0019] Ein endloses Stahlband 6 wird von der Spannwalze 7, die in Richtung des Pfeiles 8 verstellbar ist, unter hoher Zugspan­nung gesetzt. Das Stahlband umschlingt die Preßtrommel 2, die Umlenkwalze 9, die Spannwalze 7 und die Andrückwalze 3 .

    [0020] Die Andrückwalzen 3, 4 und 5 sind durch nicht gezeigte Hydrau­likzylinder in Richtung der Achse der Preßtrommel 2 verstell­bar.

    [0021] Die Verstellung der Preßtrommel 2 erfolgt durch Hydraulikzy­linder 10 und 11, die an dem Zusatzlager 12 und an den Konso­len 13 angelenkt sind.

    [0022] Bei der in Fig. 2 gezeigten Draufsicht sind die auf beiden Seiten der Preßtrommel 2 angeordneten Verstelleinrichtungen eingezeichnet, die alternativ auch mit nur einem mittig ange­ordneten Hydraulikzylinder 11 arbeiten können, der auf einer oberhalb der Trommelachse 17 angeordneten Konsole 13 abge­stützt ist.

    [0023] In Fig. 3 wird eine weitere Ausführungsform der Verstellein­richtung gezeigt, die einen Hydraulikzylinder 15 und einen Lenker 14 vorsieht, die auf Konsolen 13 abgestützt sind.

    [0024] Durch eine Betätigung des Hydraulikzylinders 15 wird das Zu­satzlager 12 angehoben bzw. abgesenkt, je nach Anordnung der Verstelleinrichtung.

    [0025] In Fig. 4 wird eine Verstelleinrichtung auf der einen Seite der Preßtrommel 2 im Detail dargestellt.

    [0026] Auf dem Zapfen 17 der Preßtrommel ist ein Hauptlager 16, be­stehend aus einem Lagerkörper mit einem Innenring 18, den Wälzkörpern 19 und dem Außenring 20 angeordnet. Weiter außen auf dem Zapfen 17 ist das Zusatzlager 12 angeordnet, beste­hend aus dem Lagerkörper und einreihigen Zylinderrollenlager 21. An dem Lagerkörper des Zusatzlagers 12 ist der Hydraulik­zylinder 11 angelenkt, der sich auf der, an dem Ständer 1 be­festigten Konsole 13 abstützt.

    [0027] Durch eine Betätigung des Hydraulikzylinders 11 wird das Zu­satzlager heruntergerückt, so daß die Montagetoleranz zwischen dem Lagerkörper des Hauptlagers 16 und dem Ständer 1, d.h. der Spalt 25 und das Spiel 23 zwischen den Wälzkörpern 19 und dem Außenring 20 aufgehoben wird.

    [0028] Bei der in Fig. 1 gezeigten Ausführungsform wird durch Betä­tigen der Hydraulikzylinder 10, 11 das Montagespiel 24 zwi­ schen den einzelnen Ständerteilen 25, 26, und 27 aufgehoben.

    [0029] Bei der Verpressung einer Faserplattenbahn einer Dicke von 1,5 mm muß ein Preßspalt dieser Dicke zwischen den Andrück­walzen 3, 4 und 5 und der Preßtrommel 2 einstellbar sein, wo­bei die Dicke des Stahlbandes 6 von etwa 1,8 mm auch noch zu berücksichtigen ist.

    [0030] Beim Anfahren der Anlage wird daher, um ein Plattwalzen des endlosen Stahlbandes zu vermeiden, die Preßtrommel mittels der Hydraulikzylinder 10 und 11 angehoben, wodurch das Mon­tagespiel 24 zwischen den Ständerteilen 25 und 26, was etwa 1,5 mm beträgt, sich nicht auf die Bahndicke auswirken kann.

    [0031] Weiterhin wird das Spiel 23 zwischen dem Außenring 20 und den Wälzkörpern 19 sowie das Montagespiel 25 zwischen dem Lager­körper des Hauptlagers 16 und dem Ständer ausgeschaltet.

    [0032] Nunmehr kann mittels eines Transportbandes 28 die aufgestreute Faserschicht in die Presse eingegeben und eine Faserplatte 22 mit einer Dicke von 1,5 mm verpreßt werden, ohne daß beim An­fahren Schäden an der Maschine entstehen. Wenn die Presse leergefahren wird, verhindern die Hydraulikzylinder 10 und 11 ebenfalls, daß die etwa 110 t schwere Trommel auf das zwischen den Andrückwalzen 3, 4 und 5 und dem Trommelmantel 2 angeord­nete Stahlband sowie auch auf die Andrückwalzen selbst schäd­lich einwirkt.

    Bezugszeichenliste:



    [0033] 

    1 = Ständer

    2 = Preßtrommel

    3 = Andrückwalzen

    4 = Andrückwalzen

    5 = Andrückwalzen

    6 = Stahlband

    7 = Spannwalze

    8 = Pfeil

    9 = Umlenkwalzen

    10 = Hydraulikzylinder

    11 = Hydraulikzylinder

    12 = Zusatzlager

    13 = Konsole

    14 = Hebelarm (Lenker)

    15 = Hydraulikzylinder

    16 = Hauptlager, Lagerkörper

    17 = Trommelachse

    18 = Innenring

    19 = Wälzkörper

    20 = Außenring

    21 = einreihige Zylinderrollenlager

    22 = Spanplatte oder Faserplatte

    23 = Spalt - Lager

    24 = Spalt - Ständer

    25 = Ständerteil

    16 = Ständerteil

    27 = Ständerteil

    28 = Transportband




    Ansprüche

    1. Presse zum kontinuierlichen Herstellen von dünnen Span- und Faserplatten, bestehend aus einer zentralen, in Ständern gelagerten Preß­trommel und mehreren Umlenk- und Andrückwalzen sowie einem endlosen, um die Preßtrommel und die Andrückwalzen herumgeführten, unter Zug­spannung stehenden Stahlband, wobei die mit einem Bindemittel vermischte Span- oder Faser­schicht zwischen dem endlosen Stahlband und der beheizten, rotierenden Preßtrommel einem Flächendruck und in den Spalten zwischen der Preßtrommel und den Andrückwalzen einem Linien­druck unterworfen wird,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß eine, auf die Achse (17) der zentralen Preß­trommel (2) wirkende, das Spiel (23, 25, 24) in den Preßtrommellagern (16) und zwischen den Stän­derteilen (25, 26, 27) aufhebende Einrichtung (10, 11, 12, 13, 15) vorgesehen wird.
     
    2. Presse nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die das Spiel in den Preßtrommellagern auf­hebende Einrichtung gebildet wird durch auf den Achszapfen der Preßtrommel (2) außerhalb der Preß­trommellager (16) auf beiden Enden angeordnete Zu­satzlager (12), an deren Lagerkörpern Hydraulikzy­linder (10, 11, 15) angreifen, die sich mit ihren den Lagerkörpern der Zusatzlager (12) gegenüber­liegenden Enden auf, an den Ständern (1) befestigte Konsolen (13) abstützen.
     
    3. Presse nach den Ansprüchen 1 und 2,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß parallel zu dem Hydraulikzylinder (15) ein Hebelarm (Lenker) (14) angeordnet ist, daß der Hydraulikzylinder (15) und der Hebel­arm (14) oberhalb der Preßtrommelachse (17) angeordnet sind,
    daß der Hydraulikzylinder (15) und der Hebelarm (14) mit ihrem einen Ende an dem Lagerkörper des Zusatzlagers (12) und mit ihrem anderen Ende an einer, an den Ständern (1) befestigten Konsole (13) angelenkt sind.
     
    4. Presse nach den Ansprüchen 1 - 3,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß parallel zueinander zwei Hydraulikzylinder (10, 11) beidseitig unterhalb oder oberhalb der Preßtrommelachse nebeneinander angeordnet sind, daß die Hydraulikzylinder (10, 11) mit ihrem einen Ende an dem Lagerkörper der Zusatzlager (12) und mit ihrem anderen Ende an, an den Ständern (1) be­festigte Konsolen (13) angelenkt sind.
     




    Zeichnung