[0001] Ein großer Teil der heute verwendeten elektronischen Multipliziererschaltungen basieren
im Prinzip auf der Funktion eines Differenzverstärkers mit zwei Transistoren, dessen
Größe der Verstärkung theoretisch proportional der Summe der Kollektorströme ist
(siehe TIETZE und SCHENK: HALBLEITERSCHALTUNGSTECHNIK, Springer Verlag 6, Auflage
Abb 4.41 "1"). Der offensichtlichste Nachteil dieser Schaltung ist die Nichtlinearität
der Übertragungskennlinie (Abb. 4.44 in "1"). Diese Fehlerquelle kann behoben werden,
wenn ein in die Gegenkopplung eines Verstärkers eingebrachter Differenzverstärker
dazu verwendet wird, die Übertragungskennlinie eines zweiten, gleichartigen Differenzverstärkers
zu kompensieren, indem der Eingang jenes zweiten Differenzverstärkers mit dem Eingang
des ersten Differenzverstärkers parallelgeschalten ist und das an den Kollektoren
des zweiten Differenzverstärkers anliegende Signal mittels eines Ausgangsverstärkers
aufbereitet wird. Diese Lösung wurde z.B. im LINEAR DATABOOK 1982 von NATIONAL SEMICONDUCTOR
auf Seite 3 170, unten ("2") veröffentlicht. Bei einer nach "2" ausgeführten Schaltung
kann der Einfluß der Nichtlinearität tatsächlich sehr klein gehalten werden, allerdings
nur, wenn entweder die Steuerströme für die beiden Differenzverstärker sehr klein
gehalten werden oder die Steuerströme gleich groß sind (Als Steuerströme sind hier
die jeweils durch die gemeinsam men Emitteranschlüsse abfließenden und damit die Verstärkung
bestimmen den Ströme bezeichnet). Bei größer werdender Abweichung steigt bei höheren
Werten für die Steuerströme die Nichlinearität auf ein Vielfaches an.
[0002] Die Ursache für diesen störenden Effekt ist der bei realen Transistoren auftretende
innere Widerstand im Emitter, der sogenannte Emitterbahnwiderstand (in der englischsprachigen
Literatur als Emitter Bulk Resistance bezeichnet). Dieser Widerstand (R-Eb) wirkt
im Prinzip wie ein Emitterwiderstand und bewirkt eine vom Produkt aus Steuerstrom
mal R-Eb abhängige Gegenkopplung innerhalb der beiden Differenzverstärker aus "2"
und damit davon abhängige Übertragungskennlinien. Dies bedeutet, daß sich die Übertragungskennlinien
nur dann kompensieren, wenn das Produkt aus Steuerstrom mal R-Eb für beide Differenzverstärker
aus "2" gleich groß ist. Andernfalls entsteht eine, von der Größe der Abweichung abhängige
Nichlinearität, die bei Wechselspannungen als Eingangssignal die Entstehung kubischer
Verzerrungen bewirkt.
[0003] Nun geschieht die Kompensation einer unerwünschten Gegenkopplung logischerweise
durch eine Mitkopplung mit gleicher Größe, womit das Wesentliche der vorliegenden
Erfindung bereits angesprochen wäre.
[0004] Kurzbeschreibung der Zeichnungen:
Fig 1: Kompensation des Emitterbahnwiderstands für eine Multipliziererschaltung nach
"2" für niedrige Steuerströme, nichtinvertierende Beschaltung.
Fig 2: Gleich wie Fig 1, jedoch für größere Steuerströme bzw für fix eingestellten
Steuerstrom des ersten Differenzverstärkers.
Fig 3: Kompensation des Emitterbahnwiderstandes für einfache Multipliziererschaltungen
nach Abb 12.37 aus "1".
[0005] Eine der möglichen Ausführungen für die Beseitigung der durch die Emitterbahnwiderstände
verursachten Nichtlinearität bei Multipliziererschaltungen, bei denen Eingangssignal
auf einen Eingangsverstärker gegeben wird, in dessen Gegenkopplung ein erster Differenzverstärker
angeordnet ist und ein Eingang des ersten ersten Differenzverstärkers mit einem Eingang
des zweiten Differenzverstärkers verbunden ist, weiters die Kollektoren des zweiten
Differenzverstärkers mit den Eingängen eines Ausgangsverstärkers verbunden sind und
die Multiplikation des Eingangssignals mit einem Faktor durch Steuerung des Stromes
in den Emmiterzweigen erfolgt, wird nun anhand der Fig 1 näher erläutert. Es wird
dort also mittels zweier Spannungsteiler, Rb1, Rb2 und Rd1, Rd2, ein proportionaler
Anteil des Eingangssignals (uE) auf den zweiten Eingang (B) des ersten Differenzverstärkers
(D1) und ein proportionaler Anteil des Ausgangssignals (uA) auf den zweiten Eingang
(D) des zweiten Differenzverstärkers (D2) gegeben. Beim zweiten Differenzverstärker
erfolgt die Mitkopplung abhängig von der Größe des Ausgangssignals und damit vom
Steuerstrom ID2 über A2, den zweiten Spannungsteiler Rd1, Rd2 und den Eingang D des
Transistors T4. Etwas anders sind die Verhältnisse beim ersten Differenzverstärker
(D1): Dort steigt mit größer werdendem Steuerstrom ID1 die Gegenkopplung über den
Eingangsverstärker (A1) an, sodaß die Ausgangsspannung von A1 bei gleichbleibendem
Eingangssignal (uE) sinkt, das am Eingang B des Transistors T2 anliegende Signal jedoch
gleich bleibt und somit steigt auch beim D1 das Signal am zweiten Eingang (B) relativ
zum am Eingang A anliegenden Signal an, wenn ID1 vergrößert wird. Es ist also für
beide Differenzverstärker gewährleistet, daß die Größe der Kompensationsspannungen
vom jeweiligen Steuerstrom ID1 bzw ID2 abhängt. Da man auch annehmen kann, daß die
Emitterbahnwiderstände weitgehend unabhängig von den Steuerströmen sind, kann bei
richtiger Einstellung der beiden Spannungsteiler Rb1, Rb2 und Rd1, Rd2, die durch
den R-Eb verursachte schädliche Gegenkopplung praktisch kompensiert werden.
[0006] Folgende Ursache ist dafür verantwortlich, daß die Kompensation des R-Eb nach Fig
1 nicht 100%ig ist: Die störende Gegenkopplung wirkt nicht nur für die an den jeweils
ersten Eingängen (A, C) der beiden Differenzverstärker anliegenden Signale, sondern
auch gleichermaßen für die an den jeweils zweiten Eingängen (B, D) anliegenden Kompensationssignale
und daher bleibt ein Rest-Verstärkungsfehler ΔV-R übrig. Die Auswirkung des ΔV-R hängt
von den jeweiligen Steuerströmen ab, bei denen die beiden Spannungsteiler (Rb1, Rb2
und Rd1, Rd2) auf die niedrigste Nichtlinearität eingestellt werden und steigt bei
größeren maximalen Werten für die beiden Steuerströme. Aus dem genannten Grund ist
dann die in Fig 2 gezeigte Kompensation des R-Eb im Vorteil gegenüber der in Fig
1 gezeigten, wenn ID1 einen nicht veränderbaren, festen Wert hat. Dann ist nämlich
der ΔV-R für den ersten Differenzverstärker konstant und wenn wie in Fig 2 der Ausgangsverstärker
gegenüber Fig 1 invertierend beschalten ist, kann der proportionale Anteil von uA
am Eingang B mit dem proportionalen Anteil von uE summiert werden. Somit wirkt bei
konstantem ID1 für beide Kompensationsspannungen ein gleich großer und konstanter
ΔV-R und dieser kann bei der Einstellung von Rb1 und Rb3 mitberücksichtigt werden,
womit die Kompensation des R-Eb nun zu 100% erfolgen kann.
[0007] Als willkommener zusätzlicher Effekt vermindern bzw beseitigen die in Fig. 1 und
Fig 2 abgebildeten Emitterbahnwiderstands-Kompensationen auch noch die Nichtlinearität
der Steuerstrom-Gesamtverstärkungskennlinie, die ihre Ursache ebenfalls in der, bei
steigenden Steuerströmen steigen den Gegenkopplung in den beiden Differenzverstärkern
hat.
[0008] Es gibt Anwendungen, bei denen nicht eine Reduktion, sondern eine gezielte Anhebung
der kubischen Verzerrungen erwünscht ist. Bei Musikerverstärkern wird dies zur Erzielung
eines besseren Klanges sehr oft angewandt. Wenn nun ein proportionaler Anteil von
uE auf den Eingang D gegeben wird, so kann bei dementsprechendem Anteil von uE der
kubische Verzerrungsgrad so eingestellt werden, daß das "weiche" Übersteuerungsverhalten
von Röhrenverstärkern nachgebildet werden kann. Zusätzlich zur Anwendung der Schaltung
zur Beeinflussung des Dynamikverhaltens der verschiedensten Signalquellen kann mit
demselben Baustein auch das kubische Klirrverhalten beliebig beeinflußt werden.
[0009] Schließlich ist aus Fig 3 ersichtlich, wie auch die Eigenschaften von einfachen Multipliziererschaltungen
nach Abb 12.37 aus "1" durch die Kompensation des R-Eb verbessert werden können: Gleich
wie beim zweiten Differenzverstärker (D2) in Fig 1 wird in Fig 3 die schädliche Gegenkopplung
durch eine Mitkopplung über den Spannungsteiler Rd1, Rd2 kompensiert und damit die
Steuerstrom-Gesamtverstärkungsskennlinie linearisiert.
[0010] Bauteilewerte (Beispiel) zu Fig 1:
RE1 = RE2 = RA1 = RA2 = 1 kOhm
Rb2 = Rd2 = 10 Ohm
Rb1 = Rd1 = ca 40 kOhm (R-Eb von T1-4 = ca 0.5 Ohm)
1.: Elektronische Multiplizierschaltung, bei der ein Eingangssignal an einen Eingangsverstärker
gelegt wird, in dessen Gegenkopplungszweigen ein erster Differenzverstärker angeordnet
ist und ein Eingang des ersten Differenzverstärkers mit einem Eingang eines zweiten
Differenzverstärkers verbunden ist, die Kollektoren des ersten Differenzverstärkers
mit den Eingängen des Eingangsverstärkers und die Kollektoren des zweiten Differenzverstärkers
mit den Eingängen eines Ausgangsverstärkers verbunden sind, an dessen Ausgang ein
Ausgangssignal abgenommen wird und die Multiplikation des Eingangssignals mit einem
Faktor durch Steuerung des Stromes in den Emitterzweigen vorgenommen wird, dadurch
gekennzeichnet, daß der Ausgang des Eingangsverstärkers (A1) mit den ersten Eingängen
(A, C) des ersten und des zweiten Differenzverstärkers (D1, D2) verbunden ist, daß
ein proportionaler Anteil des Eingangssignals (uE) am zwei ten Eingang (B) des ersten
Differenzverstärkers (D1) und/oder am zweiten Eingang (D) des zweiten Differenzverstärkers
(D2) anliegt und/oder ein proportionaler Anteil des Ausgangssignals (uA) am zweiten
Eingang (B) des ersten Differenzverstärkers (D1) und/oder am zweiten Eingang (D) des
zweiten Differenzverstärkers (D2) angelegt ist.
2.: Elektronische Multiplizierschaltung, bei der ein Eingangssignal auf den Eingang
eines Differenzverstärkers gelegt wird, die Kollektoren des Differenzverstärkers mit
den Eingängen eines Ausgangsverstärkers verbunden sind und die Multiplikation des
Eingangssignals mit einem Faktor durch Steuerung des Stromes im Emitterzweig des Differenzverstärkers
vorgenommen wird, dadurch gekennzeichnet, daß das Eingangssignal an den ersten Eingang
(C) des Differenzverstärkers (D2) gelegt wird und ein proportionaler Anteil des Ausgangssignals
(uA) am zweiten Eingang (D) des Differenzverstärkers (D2) anliegt.