[0001] Die Erfindung betrifft ein gemustertes, textiles Flächengebilde aus Polyesterfäden
sowie ein Verfahren zur Musterung des Flächengebildes.
[0002] Eine Musterung von textilen Flächengebilden wie Webwaren, Wirkwaren und Polwaren
kann auf verschiedenen Wegen erfolgen. Neben Aufbringen eines Druckmusters auf ein
fertiges Flächengebilde werden Muster durch verschieden gefärbte Fäden erzeugt.
[0003] Aber auch durch gesteuerte Änderung der Florhöhe einer Polware entsteht eine strukturierte
Oberfläche. Neben den mechanischen Verfahren ist auch ein Verfahren bekannt, welches
das unterschiedliche Schrumpfvermögen von zwei verschiedenen Garnarten ausnutzt. So
beschreibt wie JP-A-55 07 61 36 ein Gewebe, welches aus niedrig schrumpfenden Polyethylenterephthalatfasern
und hochschrumpfenden Fasern aus einem Copolymer besteht. Der Unterschied im Kochschrumpf
beider Fasern beträgt 6 bis 25 %. Die hochschrumpfende Faserkomponente weist einen
Kochschrumpf von 8 bis 30 % auf.
[0004] Ähnliche Effekte sind bei der Verarbeitung von Mischgarnen aus unterschiedlichen
synthetischen Stapelfasergarnen bekannt, beispielsweise aus 90 % Polyacryl mit 10
% Polyamidfasern.
[0005] Allen bekannten Verfahren gemeinsam ist die Verwendung von Garnmischungen, welche
aus unterschiedlichen Rohstoffen hergestellt sind. Das hat den Nachteil, dass eine
Vielzahl von unterschiedlichen Polymeren zu Verarbeitung gelangt und eine aufwendige
analytische Qualitätskontrolle erforderliche ist. Auch sind bei unterschiedlichen
Polymeren unterschiedliche Spinntechniken einzusetzen.
[0006] Es besteht schon lange des Bedürfnis aus einem einheitlichen Rohstoff, welcher leicht
und preiswert zugänglich ist, ein Flächengebilde herzustellen, welches unterschiedliche
Effekte wie beispielsweise den Hoch/Tief-Effekt, den Craquélé-Effekt, beides verbunden
mit einem Deep/Dye-Effekt herzustellen. Es besteht aber auch das Bedürfnis die Spinntechnik
resp. Strecktechnik weitgehend zu vereinfachen.
[0007] Die Aufgabe wird erfindungsgemäss dadurch gelöst, dass das Flächengebilde aus einer
einzigen Art von Polyesterpolymer gefertigt ist.
[0008] Das hat den Vorteil, dass nur ein einziges Polymer dem Schmelzspinnprozess bzw. Streckprozess
unterzogen werden muss. Das Polymer kann spinngefärbt sein, oder der Faden kann im
Flächengebilde gefärbt werden.
[0009] Aus dem gleichen Polymer werden sowohl kalt- wie warmverstreckte Polyesterfäden
hergestellt.
[0010] Unter einem kaltverstrecktem Polyester-POY ist ein Faden zu verstehen, welcher wenigstens
90 Gew.-% Polyethylenterephthalat enthält und mit einer Geschwindigkeit von etwa
3100 m/min gesponnen und anschliessend unterhalb des Glasumwandlungspunktes verstreckt
wurde.
[0011] Die verwendeten kaltverstreckten Polyester-POY-Fäden weisen zweckmässig einen Kochschrumpf
von 20 bis 60% auf, vorzugsweise 30 bis 50 %, bezogen auf die Ausgangslänge des Fadens.
[0012] Unter warmverstrecktem Polyester sind alle Fäden zu verstehen, welche entweder im
Splitverfahren oder im Continue-Verfahren produziert wurden, wenigstens 90 Gew.-%
Polyethylenterephthalat enthalten und oberhalb des Glasumwandlungspunktes verstreckt
wurden. Alle diese Fäden haben einen Kochschrumpf <20 %.
[0013] Das gemusterte Flächengebilde besteht aus kaltverstrecktem und warmverstrecktem
Polyester. Die Fäden können sowohl in der Kette als auch im Schuss zu jeder beliebigen
Musterung kombiniert werden. Das unbehandelte Flächengebilde wird in bekannter Weise
einer spannungslosen thermischen Schockbehandlung unterzogen, wodurch ein Streifen-,
Karo- oder Figurmuster verschiedenster Variationen resultiert.
[0014] Durch die unterschiedliche Anfärbbarkeit der kaltverstreckten und warmverstreckten
Fäden wird ohne chemische Zusätze ein hell-dunkel Farbeffekt erzielt.
[0015] Selbstverständlich können die hier angesprochenen Flächengebilde neben Polyesterfilamentgarnen
auch andere Fasern enthalten. Dabei darf der erfindungsgemässe Effekt durch das unterschiedliche
Verhältnis der beiden Polyesterfadentypen nicht verändert werden. Insbesondere bei
Polware ist zu verstehen, dass die Grundkette beispielsweise aus Baumwolle oder anderen
Stapelfasern bestehen kann.
Ausführungsbeispiele
Beispiel 1
Hoch-Tief-Musterung bei Polmaschenwaren.
[0016] Die Kettfadenschar der Pollegeschiene enthält, abwechslungsweise, je 8 Fäden
dtex 84 f 36 aus warmverstrecktem Polyester und
dtex 84 f 36 aus kaltverstrecktem Polyester-POY.
[0017] Es wird mittels einer Polraschelmaschine ein textiles Flächengebilde hergestellt,
dessen Polhöhe roh ab Maschine überall dieselbe ist, d.h. eine gleiche Schnitt- bzw.
Schlingenhöhe aufweist. Zur Ausrüstung wird das textile Flächengebilde auf einer Breitwaschmaschine
spannungslos, in Wasser bei Kochtemperatur, schockartig geschrumpft.
[0018] Danach wird auf einem Jetapparat, in seiner Grösse abgestimmt auf die Stoffmenge,
bei 130°C während 60 min gefärbt. Anschliessend erfolgt eine Thermofixierung auf
dem Spannrahmen, bei 140-160°C während 30 s. Die auf diese Weise hergestellte Polware
zeichnet sich durch einen ausgeprägten High-Low-Effekt aus, der geschnitten bzw.
schlingenförmig ausgebildet sein kann. Bei Schnittpolware erfolgt das Schären vor
dem Schrumpfprozess.
Beispiel 2
Craquélé-Effekt in der Weberei.
[0019] Im Schuss werden, abwechslungsweise, je 8 Fäden
dtex 84 f 36 aus warmverstrecktem Polyester und
dtex 84 f 36 aus kaltverstrecktem Polyester-POY
eingetragen.
[0020] Die an sich frei wählbare Bindung ist hier eine Leinwandbindung. Als Kettmaterial
ist ein warmverstreckter Polyester dtex 76 f 22 Z20 vorgesehen. Es wird ein textiles
Flächengebilde auf einer Webmaschine hergestellt.
[0021] Zur Ausrüstung wird das Rohgwebe auf einer Breitwaschmaschine spannungslos bei Kochtemperatur
in Wasser schockartig geschrumpft. Danach wird auf dem Jetapparat bei 130°C während
einer Stunde gefärbt. Anschliessend erfolgt eine Thermofixierung auf dem Spannrahmen,
bei 140-160°C während 30 s. Das Gewebe zeigt einen kräftigen, regelmässigen Schusscraquélé.
[0022] Anstelle des einheitlichen kettmaterials kann auch die Kettfadenschar abwechslungsweise
aus warmverstrecktem und kaltverstrecktem Polyester bestehen. Die resultierende Webware
zeigt ein Karo-Craquélé-Muster.
Beispiel 3
Unterschiedliche Farbaffinität
[0023] In der oberen und unteren Legeschiene einer Kettenwirkmaschine wird abwechslungsweise
mit je 8 Fäden
dtex 84 f 36 aus warmverstrecktem Polyester und
dtex 84 f 36 aus kaltverstrecktem Polyester-POY
gearbeitet (Mischeinzug).
[0024] Es wird vorzugsweise die Doppeltricotbindung, bei einer Maschinenfeinheit von E28,
gewählt. E steht für die Anzahl von Wirknadeln pro inch.
[0025] Die Ausrüstung wird durch spannungsloses, schockartiges Schrumpfen auf einer Waschmaschine
bei Kochtemperatur in Wasser vorgenommen. Anschliessend erfolgt eine Spannrahmenthermovorfixierung
bei 165°C/30 s und danach HT-Färben bei 130°C auf einem Jetapparat. Anstelle einer
Jetapparates kann aber auch ein Baumfärbeapparat oder eine Haspelkufe verwendet
werden. Anschliessend erfolgt die Spannrahmenendfixierung bei 140-160°C während 30
s.
[0026] Die Kettenwirkware fällt, im Streifenmusterrapport helldunkel gefärbt, aus.
[0027] Die kaltverstrecktem Polyester-POY-Fäden sind besonders zur Herstellung textiler
Flächengebilde aller Art, beispielsweise von Web- und Maschenware, insbesonder Polware
eingeschlossen Tuftingartikel, mit vielfältigen Effekten in Bezug auf Musterung und
hell-dunkel Schattierungen, geeignet.
1. Gemustertes, textiles Flächengebilde aus einer einzigen Art von Polyesterpolymer,
dadurch gekennzeichnet, dass ein Teil der Polyesterfäden aus kaltverstrecktem Polyester-POY
und ein anderer Teil der Polyesterfäden aus warmverstrecktem Polyester besteht.
2. Verfahren zur Herstellung des Flächengebildes nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
dass das Flächengebilde aus kaltverstrecktem Polyester-POY und warmverstrecktem
Polyester kombinier ist und einer spannungslosen thermischen Schockbehandlung unterzogen
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass das kaltverstreckte Polyester-POY
einen Kochschrumpf von 20 bis 60 % aufweist.
4. Verfahren nach Anspruch 2 zur Herstellung von gemusterter Polware.
5. Verfahren nach Anspruch 2 zur Herstellung von Craquélé-Webware.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Craquélé-Muster Karos
darstellt.
7. Verfahren nach Anspruch 2 zur Herstellung von gemusterter Maschenware.
8. Verfahren nach Anspruch 2 zur Herstellung von gemusterter Tuftingware.