(19)
(11) EP 0 325 153 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
26.07.1989  Patentblatt  1989/30

(21) Anmeldenummer: 89100385.7

(22) Anmeldetag:  11.01.1989
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4D03D 15/00, D04B 1/16
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE ES FR GB IT LI SE

(30) Priorität: 20.01.1988 CH 193/88

(71) Anmelder: Rhône-Poulenc Viscosuisse SA
6020 Emmenbrücke (CH)

(72) Erfinder:
  • Specker, Hugo
    CH-6204 Sempach Stadt (CH)

(74) Vertreter: Herrmann, Peter Johannes 
c/o Rhône-Poulenc Viscosuisse SA Patentabteilung IB
6021 Emmenbrücke
6021 Emmenbrücke (CH)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Gemustertes, textiles Flächengebilde aus Polyesterfäden


    (57) Ein gemustertes, textiles Flächengebilde ist aus einer einzigen Art von Polyesterpolymer gefertigt. Das Flächen­gebilde besteht aus einem Gemisch von warmverstreckten, normalschrumfpenden und kaltverstreckten, hochschrumpfen­den Polyesterfilamenten, welche durch spannungslose Ther­moschockbehandlung zu unterschiedlichen Effekten führt. Somit gelingt es auf einfache Weise hoch-tief gemusterte Polwaren, Craquélé-Webwaren sowie gemusterte Maschenwaren aber auch gemusterte Tuftingwaren herzustellen.


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein gemustertes, textiles Flächen­gebilde aus Polyesterfäden sowie ein Verfahren zur Muste­rung des Flächengebildes.

    [0002] Eine Musterung von textilen Flächengebilden wie Webwaren, Wirkwaren und Polwaren kann auf verschiedenen Wegen er­folgen. Neben Aufbringen eines Druckmusters auf ein fer­tiges Flächengebilde werden Muster durch verschieden ge­färbte Fäden erzeugt.

    [0003] Aber auch durch gesteuerte Änderung der Florhöhe einer Polware entsteht eine strukturierte Oberfläche. Neben den mechanischen Verfahren ist auch ein Verfahren bekannt, welches das unterschiedliche Schrumpfvermögen von zwei verschiedenen Garnarten ausnutzt. So beschreibt wie JP-A-­55 07 61 36 ein Gewebe, welches aus niedrig schrumpfenden Polyethylenterephthalatfasern und hochschrumpfenden Fa­sern aus einem Copolymer besteht. Der Unterschied im Kochschrumpf beider Fasern beträgt 6 bis 25 %. Die hoch­schrumpfende Faserkomponente weist einen Kochschrumpf von 8 bis 30 % auf.

    [0004] Ähnliche Effekte sind bei der Verarbeitung von Mischgar­nen aus unterschiedlichen synthetischen Stapelfasergarnen bekannt, beispielsweise aus 90 % Polyacryl mit 10 % Poly­amidfasern.

    [0005] Allen bekannten Verfahren gemeinsam ist die Verwendung von Garnmischungen, welche aus unterschiedlichen Rohstof­fen hergestellt sind. Das hat den Nachteil, dass eine Vielzahl von unterschiedlichen Polymeren zu Verarbeitung gelangt und eine aufwendige analytische Qualitätskontrol­le erforderliche ist. Auch sind bei unterschiedlichen Po­lymeren unterschiedliche Spinntechniken einzusetzen.

    [0006] Es besteht schon lange des Bedürfnis aus einem einheitli­chen Rohstoff, welcher leicht und preiswert zugänglich ist, ein Flächengebilde herzustellen, welches unter­schiedliche Effekte wie beispielsweise den Hoch/Tief-­Effekt, den Craquélé-Effekt, beides verbunden mit einem Deep/Dye-Effekt herzustellen. Es besteht aber auch das Bedürfnis die Spinntechnik resp. Strecktechnik weitgehend zu vereinfachen.

    [0007] Die Aufgabe wird erfindungsgemäss dadurch gelöst, dass das Flächengebilde aus einer einzigen Art von Polyester­polymer gefertigt ist.

    [0008] Das hat den Vorteil, dass nur ein einziges Polymer dem Schmelzspinnprozess bzw. Streckprozess unterzogen werden muss. Das Polymer kann spinngefärbt sein, oder der Faden kann im Flächengebilde gefärbt werden.

    [0009] Aus dem gleichen Polymer werden sowohl kalt- wie warmver­streckte Polyesterfäden hergestellt.

    [0010] Unter einem kaltverstrecktem Polyester-POY ist ein Faden zu verstehen, welcher wenigstens 90 Gew.-% Polyethylen­terephthalat enthält und mit einer Geschwindigkeit von etwa 3100 m/min gesponnen und anschliessend unterhalb des Glasumwandlungspunktes verstreckt wurde.

    [0011] Die verwendeten kaltverstreckten Polyester-POY-Fäden wei­sen zweckmässig einen Kochschrumpf von 20 bis 60% auf, vorzugsweise 30 bis 50 %, bezogen auf die Ausgangslänge des Fadens.

    [0012] Unter warmverstrecktem Polyester sind alle Fäden zu ver­stehen, welche entweder im Splitverfahren oder im Con­tinue-Verfahren produziert wurden, wenigstens 90 Gew.-% Polyethylenterephthalat enthalten und oberhalb des Glas­umwandlungspunktes verstreckt wurden. Alle diese Fäden haben einen Kochschrumpf <20 %.

    [0013] Das gemusterte Flächengebilde besteht aus kaltverstreck­tem und warmverstrecktem Polyester. Die Fäden können so­wohl in der Kette als auch im Schuss zu jeder beliebigen Musterung kombiniert werden. Das unbehandelte Flächenge­bilde wird in bekannter Weise einer spannungslosen ther­mischen Schockbehandlung unterzogen, wodurch ein Strei­fen-, Karo- oder Figurmuster verschiedenster Variationen resultiert.

    [0014] Durch die unterschiedliche Anfärbbarkeit der kaltver­streckten und warmverstreckten Fäden wird ohne chemische Zusätze ein hell-dunkel Farbeffekt erzielt.

    [0015] Selbstverständlich können die hier angesprochenen Flä­chengebilde neben Polyesterfilamentgarnen auch andere Fa­sern enthalten. Dabei darf der erfindungsgemässe Effekt durch das unterschiedliche Verhältnis der beiden Poly­esterfadentypen nicht verändert werden. Insbesondere bei Polware ist zu verstehen, dass die Grundkette beispiels­weise aus Baumwolle oder anderen Stapelfasern bestehen kann.

    Ausführungsbeispiele


    Beispiel 1


    Hoch-Tief-Musterung bei Polmaschenwaren.



    [0016] Die Kettfadenschar der Pollegeschiene enthält, abwechs­lungsweise, je 8 Fäden
    dtex 84 f 36 aus warmverstrecktem Polyester und
    dtex 84 f 36 aus kaltverstrecktem Polyester-POY.

    [0017] Es wird mittels einer Polraschelmaschine ein textiles Flächengebilde hergestellt, dessen Polhöhe roh ab Maschi­ne überall dieselbe ist, d.h. eine gleiche Schnitt- bzw. Schlingenhöhe aufweist. Zur Ausrüstung wird das textile Flächengebilde auf einer Breitwaschmaschine spannungslos, in Wasser bei Kochtemperatur, schockartig geschrumpft.

    [0018] Danach wird auf einem Jetapparat, in seiner Grösse abge­stimmt auf die Stoffmenge, bei 130°C während 60 min ge­färbt. Anschliessend erfolgt eine Thermofixierung auf dem Spannrahmen, bei 140-160°C während 30 s. Die auf diese Weise hergestellte Polware zeichnet sich durch einen aus­geprägten High-Low-Effekt aus, der geschnitten bzw. schlingenförmig ausgebildet sein kann. Bei Schnittpolware erfolgt das Schären vor dem Schrumpfprozess.

    Beispiel 2


    Craquélé-Effekt in der Weberei.



    [0019] Im Schuss werden, abwechslungsweise, je 8 Fäden
    dtex 84 f 36 aus warmverstrecktem Polyester und
    dtex 84 f 36 aus kaltverstrecktem Polyester-POY
    eingetragen.

    [0020] Die an sich frei wählbare Bindung ist hier eine Leinwand­bindung. Als Kettmaterial ist ein warmverstreckter Poly­ester dtex 76 f 22 Z20 vorgesehen. Es wird ein textiles Flächengebilde auf einer Webmaschine hergestellt.

    [0021] Zur Ausrüstung wird das Rohgwebe auf einer Breitwaschma­schine spannungslos bei Kochtemperatur in Wasser schock­artig geschrumpft. Danach wird auf dem Jetapparat bei 130°C während einer Stunde gefärbt. Anschliessend erfolgt eine Thermofixierung auf dem Spannrahmen, bei 140-160°C während 30 s. Das Gewebe zeigt einen kräftigen, regelmäs­sigen Schusscraquélé.

    [0022] Anstelle des einheitlichen kettmaterials kann auch die Kettfadenschar abwechslungsweise aus warmverstrecktem und kaltverstrecktem Polyester bestehen. Die resultierende Webware zeigt ein Karo-Craquélé-Muster.

    Beispiel 3


    Unterschiedliche Farbaffinität



    [0023] In der oberen und unteren Legeschiene einer Kettenwirkma­schine wird abwechslungsweise mit je 8 Fäden
    dtex 84 f 36 aus warmverstrecktem Polyester und
    dtex 84 f 36 aus kaltverstrecktem Polyester-POY
    gearbeitet (Mischeinzug).

    [0024] Es wird vorzugsweise die Doppeltricotbindung, bei einer Maschinenfeinheit von E28, gewählt. E steht für die An­zahl von Wirknadeln pro inch.

    [0025] Die Ausrüstung wird durch spannungsloses, schockartiges Schrumpfen auf einer Waschmaschine bei Kochtemperatur in Wasser vorgenommen. Anschliessend erfolgt eine Spannrah­menthermovorfixierung bei 165°C/30 s und danach HT-Färben bei 130°C auf einem Jetapparat. Anstelle einer Jetappara­tes kann aber auch ein Baumfärbeapparat oder eine Haspel­kufe verwendet werden. Anschliessend erfolgt die Spann­rahmenendfixierung bei 140-160°C während 30 s.

    [0026] Die Kettenwirkware fällt, im Streifenmusterrapport hell­dunkel gefärbt, aus.

    [0027] Die kaltverstrecktem Polyester-POY-Fäden sind besonders zur Herstellung textiler Flächengebilde aller Art, bei­spielsweise von Web- und Maschenware, insbesonder Polware eingeschlossen Tuftingartikel, mit vielfältigen Effekten in Bezug auf Musterung und hell-dunkel Schattierungen, geeignet.


    Ansprüche

    1. Gemustertes, textiles Flächengebilde aus einer einzi­gen Art von Polyesterpolymer, dadurch gekennzeichnet, dass ein Teil der Polyesterfäden aus kaltverstrecktem Polyester-POY und ein anderer Teil der Polyesterfäden aus warmverstrecktem Polyester besteht.
     
    2. Verfahren zur Herstellung des Flächengebildes nach An­spruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Flächenge­bilde aus kaltverstrecktem Polyester-POY und warmver­strecktem Polyester kombinier ist und einer span­nungslosen thermischen Schockbehandlung unterzogen wird.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass das kaltverstreckte Polyester-POY einen Koch­schrumpf von 20 bis 60 % aufweist.
     
    4. Verfahren nach Anspruch 2 zur Herstellung von gemu­sterter Polware.
     
    5. Verfahren nach Anspruch 2 zur Herstellung von Craquélé-Webware.
     
    6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Craquélé-Muster Karos darstellt.
     
    7. Verfahren nach Anspruch 2 zur Herstellung von gemu­sterter Maschenware.
     
    8. Verfahren nach Anspruch 2 zur Herstellung von gemu­sterter Tuftingware.
     





    Recherchenbericht