[0001] Die Erfindung betrifft eine Glockenspinnvorrichtung gemäss dem Oberbegriff des Anspruches
1. Es sei darauf hingewiesen, dass im Rahmen dieser Anmeldung der Begriff "Spinnen"
ebenfalls ein Zwirnen und der Begriff "Glocke" jeden garnführenden, die Spindel umgreifenden
Drehkörper, z.B. auch flügelartige Gebilde, umfasst.
[0002] Bei ersten Ausbildungen solcher Glockenspinnvorrichtungen wurde der Faden von der
Fadenöse direkt zum unteren Glockenrand geführt, wodurch eine unkontrollierbare Ballonbildung
insbesondere die Drehzahl der Spindel beschränkte. Bald jedoch setzte sich die Einsicht
durch, durch oberes Zuführen des Fadens in die Rotationsachse der Glocke jegliche
Ballonbildung zu unterbinden, wodurch sich ebenfalls Glockenlagerungsschwierigkeiten
umgehen liessen. Diese Einsicht, die Ballonbildung zu eliminieren, wird auch in jüngeren
Schriften, z.B. in der DE-OS 3400327 und der DE-OS 3046180, vertreten. Lediglich die
EP-OS 225660 schlägt vor, die Ballonbildung zwischen Fadenöse und oberem Glockenende
beizubehalten, indem der Ballondurchmesser durch einen zylinderförmigen, vertikalen
Glockenoberteil bestimmt wird.
[0003] Die vorliegende Erfindung stellt sich die Aufgabe, eine kontrollierbare und beeinflussbare
Ballonbildung oberhalb der Glocke bei gleichzeitigem Zuführen des Fadens in die Rotationsachse
der Glocke zu ermöglichen und dadurch dem Glockenspinnen zum Durchbruch zu verhelfen.
Diese Aufgabe wird gelöst durch das kennzeichnende Merkmal des Anspruches 1. Es ist
nunmehr möglich, durch Gestaltung des Ballons den spezifischen Erfordernissen des
zu spinnenden Garnes in bezug auf seine Beschaffenheit, Garnnummer, Spannung, Feuchtigkeit
usw. Genüge zu tun, so dass ein optimal abgestimmtes Spinnen ohne Fadenbrüche zustandekommen
kann. Gleichzeitig kann durch die Einführung des Fadens in die Rotationsachse die
Glockenlagerung kleiner gestaltet werden, wodurch die Umlaufgeschwindigkeiten gesenkt
werden können. Vorliegende Erfindung befasst sich nicht mit der Ausgestaltung des
unteren Glockenbereiches und mit der in diesem Bereich erfolgten Fadenführung. Diesbezügliche
Ausführungsbeispiele finden sich z.B. in den US-PSen 3117409, 2449431 und 2500827
und in den DE-PSen 1080448 und 597022. Hauptsache ist, dass die Reibung bzw. die Haltekraft
des Fadens im unteren Glockenbereich entsprechend der gewünschten Ballonausbildung
gewählt wird. Vorteilhafte Weiterbildungen gehen aus den abhängigen Ansprüchen hervor.
Die Erfindung wird nunmehr anhand der Zeichnung näher erläutert.
[0004] Es zeigen:
Fig. 1 eine Vertikalansicht, teilweise im Schnitt, einer erfindungsgemässen Glockenspinnvorrichtung,
Fig. 2 eine perspektivische Ansicht eines Aufsatzes in einer zweiten Ausführung,
Fig. 3 einen Vertikalschnitt eines Aufsatzes in einer dritten Ausführung,
Fig. 4 einen Vertikalschnitt eines Aufsatzes in einer vierten Ausführung und
Fig. 5 eine perspektivische Ansicht eines Aufsatzes in einer fünften Ausführung.
[0005] Fig. 1 zeigt eine Glocke 1, die um eine Rotationsachse 2 rotierbar gelagert ist
und eine Spindel 3 umgreift. Koaxial mit der gleichen Rotationsachse 2 ist die antreibbare
Spindel 3 samt einer Hülse 4 mit einer Kopspackung 6 gelagert. Im oberen Bereich
weist die Glocke 1 einen Fadeneinfuhraufsatz 8 auf, der einstückig oder durch eine
andere Befestigungsart mit dem Körper 11 der Glocke 1 verbunden ist. Der Aufsatz 8
hat eine vertikale, zentrische Bohrung 9 im Bereich, wo die Glocke sich verengt und
eine nach oben konisch divergierende Form. Die Glocke 1 samt dem Aufsatz 8 stellt
einen Rotationskörper dar. Im divergierenden Teil des Aufsatzes 8 befindet sich ein
einziger, schräg aufwärts gerichteter Eintrittskanal 10, der in die Bohrung 9 einmündet.
Die Lagerung 12 der Glocke 1 befindet sich im Bereich, wo die Glocke sich zum Aufsatz
8 verengt und ist fest, aber höhenverstellbar mit einem Fadenösehalter 13 verbunden.
In Rotationsachsrichtung kann die Glocke 1 fest und die Spindel 3 bewegbar sein oder
umgekehrt, so dass die Glocke 1 und die Spindel 3 relativ zueinander bewegbar sind,
wobei der eingestellte Abstand zwischen dem Fadenösehalter 13 und der Glocke 1 beibehalten
bleibt. Ein Faden 15, von Streckwerkrollen 17 kommend, läuft in Laufrichtung durch
die Fadenöse 18 und in den Eintrittskanal 10, welcher den Faden 15 in die Rotationsachse
2 bzw. die Bohrung 9 führt. Durch eine Öffnung 19 in der Glocke unterhalb der Lagerung
12 tritt der Faden nach aussen. Nach Umschlingung des Fadens 15 an der Aussenfläche
der Glocke 1 gelangt der Faden über eine Ausnehmung 20 im unteren Glockenrand auf
die Hülse 4 und bildet die Kopspackung 6. Bei einer Fadenbruchbehebung wird der Faden
meistens von der Kopspackung 6 zu den Streckwerkrollen 17 geführt; zum einfacheren
Einführen des Fadens 15 über die Öffnung 19 in den Eintrittskanal 10 ist über einen
vertikalen Teilbereich ein durchgehender Längsschlitz 22 im Aufsatz 8 und eine Lasche
23 an der Innenwand der Glocke im Bereich der Bohrung 9 vorgesehen. Die kontrollierte
Ausbildung des Ballons zwischen der Fadenöse 18 und der Glocke 1 kann einerseits
durch eine Höhenverstellung der Fadenöse (Höhe H) und andererseits durch eine Änderung
(Durchmesser D) der Fadenhaftung, bspw. durch Änderung der Fadenumschlingung, erreicht
werden.
[0006] Fig. 2 zeigt im divergierenden Rotationsteil des Aufsatzes 8 mehrere Eintrittskanäle,
die alle in die Bohrung 9 einmünden und die alle einen anderen Winkel mit der Rotationsachse
2 bilden. Der Eintrittskanal 10 bildet bspw. einen Winkel 25 mit der Rotationsachse
2, während ein Eintrittskanal 10.1 einen anderen Winkel 25.1 mit der Rotationsachse
2 bildet. Durch die Schrägheit bzw. Winkelstellung der Kanäle 10 ist der Durchmesser
D beeinflussbar. In Fig. 2 ist wegen der Deutlichkeit nur ein Eintrittskanal 10 mit
einem Längsschlitz 22 versehen.
[0007] Fig. 3 zeigt eine Ausführung, bei welcher der Aufsatz 8 in Rotationsachsrichtung
verlängerbar ist, indem ein Kopfstück 26 teleskopisch ausziehbar oder ausschraubbar
gestaltet ist. Dadurch wird insbesondere die Höhe H des Ballons beeinflussbar. Durch
z.B. eine Schraube 28 ist das Kopfstück 26 im Aufsatz 8 in der gewünschten Stellung
arretierbar.
[0008] Der Kanal 10 kann sich auf einem verlängerbaren und arretierbaren, als von der Rotationsachse
2 abgewinkelten Rohr ausgebildeten Kopfstück 26.1 befinden, wie die Fig. 4 zeigt.
Der Aufsatz 8.1 ist hier also kein Rotationskörper.
[0009] Die Ausführung nach Fig. 5 zeigt ein rohrförmiges Kopfstück 26.2, das durch Einrastungen
30 in einem Mittelstück 31 verlängerbar und arretierbar angeordnet ist. Das Mittelstück
31 weist eine hohle Scheibe 32 mit einem teilkreisförmigen Aussenrand auf und wird
von einem kalottenartigen Unterteil 34 des Aufsatzes 8.2 drehbar und mittels Einrastungen
30.1 arretierbar gehalten. Die parallelen, die Scheibe 32 umschliessenden Haltewände
des Unterteiles 34 sind zur Verdeutlichung in der Zeichnung weggelassen. Das Mittelstück
31 und der Unterteil 34 bilden so ein Gelenk mit einem Freiheitsgrad, wobei die gewünschte
Winkelverstellung durch die Einrastungen 30.1 zu bewerkstelligen ist und wobei das
Mittelstück 31 das bewegliche Gelenkteil bildet. Ein Kugelgelenk wäre möglich, ist
aber unnötig.
[0010] Die Glocke 1 wird hier vom Faden 15 geschleppt. Es ist aber auch möglich, die Glocke
mechanisch oder elektrisch anzutreiben, oder Beschleunigungs- und Bremsvorrichtungen
vorzusehen. Die Spindel 3 wird entweder von einem Bandantrieb oder einzeln von einem
Elektromotor angetrieben.
1. Glockenspinnvorrichtung mit einer antreibbaren Spindel (3) und mit einer damit
koaxial rotierbaren, einen den Faden (15) in die Rotationsachse (2) führenden Fadeneinfuhraufsatz
(8) aufweisenden Glocke (1),
dadurch gekennzeichnet,
dass der Aufsatz (8) mindestens einen schräg aufwärts gerichteten Eintrittskanal
(10) aufweist.
2. Glockenspinnvorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Aufsatz (8) in Rotationsachsrichtung verlängerbar und arretierbar ist.
3. Glockenspinnvorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Aufsatz (8) ein Rotationskörper ist und mehrere, in Schrägheit unterschiedliche
Eintrittskanäle (10, 10.1) aufweist.
4. Glockenspinnvorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Eintrittskanal (10) sich in einem verlängerbaren, arretierbaren, von der
Rotationsachse (2) abgewinkelten Rohr (26.1) befindet.
5. Glockenspinnvorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Lagerung (12) der Glocke sich im Bereich zwischen dem Aufsatz (8) und dem
Körper (11) der Glocke (1) befindet.
6. Glockenspinnvorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Aufsatz (8) ein winkelverstellbares, arretierbares Gelenk (31, 34) aufweist.
7. Glockenspinnvorrichtung nach den Ansprüchen 4 und 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass das verlängerbare Rohr (26.2) vom beweglichen Gelenkteil (31) gehalten ist.
8. Glockenspinnvorrichtung nach Anspruch 1, mit einer Fadenöse (18),
dadurch gekennzeichnet,
dass die Fadenöse fest, aber höhenverstellbar mit der Glocke (1) verbunden ist.
9. Glockenspinnvorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Aufsatz (8) einen Längsschlitz (22) und dass die Glocke gegebenenfalls an
ihrer Innenwand nahe des Aufsatzes eine Lasche (23) aufweist.
10. Glockenspinnvorrichtung nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Glocke (1) und die Spindel (3) in Rotationsachsrichtung relativ zueinander
bewegbar sind und dass der eingestellte Abstand (H) zwischen der Fadenöse (18) und
der Glocke (1) beibehalten bleibt.