(19)
(11) EP 0 325 155 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
26.07.1989  Patentblatt  1989/30

(21) Anmeldenummer: 89100412.9

(22) Anmeldetag:  11.01.1989
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4D01H 1/00, D01H 7/68
(84) Benannte Vertragsstaaten:
CH DE FR GB IT LI

(30) Priorität: 21.01.1988 CH 204/88

(71) Anmelder: MASCHINENFABRIK RIETER AG
CH-8406 Winterthur (CH)

(72) Erfinder:
  • Lucca, Angelo
    CH-8472 Seuzach (CH)
  • Lattion, André
    CH-8472 Seuzach (CH)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Glockenspinnvorrichtung


    (57) Die Glocke 1 einer Glockenspinnvorrichtung weist in ihrem oberen Bereich einen Fadeneinfuhraufsatz 8 auf. Im Aufsatz 8 befindet sich ein schräg aufwärts gerich­teter Eintrittskanal 10 für den vom Streckwerk über eine Fadenöse 18 kommenden Faden 15, wodurch die Aus­bildung eines Ballones zwischen Fadenöse und Glocken­oberseite zustandekommt.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine Glockenspinnvorrichtung gemäss dem Oberbegriff des Anspruches 1. Es sei da­rauf hingewiesen, dass im Rahmen dieser Anmeldung der Begriff "Spinnen" ebenfalls ein Zwirnen und der Be­griff "Glocke" jeden garnführenden, die Spindel um­greifenden Drehkörper, z.B. auch flügelartige Gebil­de, umfasst.

    [0002] Bei ersten Ausbildungen solcher Glockenspinnvorrich­tungen wurde der Faden von der Fadenöse direkt zum unteren Glockenrand geführt, wodurch eine unkontrol­lierbare Ballonbildung insbesondere die Drehzahl der Spindel beschränkte. Bald jedoch setzte sich die Ein­sicht durch, durch oberes Zuführen des Fadens in die Rotationsachse der Glocke jegliche Ballonbildung zu unterbinden, wodurch sich ebenfalls Glockenlagerungs­schwierigkeiten umgehen liessen. Diese Einsicht, die Ballonbildung zu eliminieren, wird auch in jüngeren Schriften, z.B. in der DE-OS 3400327 und der DE-OS 3046180, vertreten. Lediglich die EP-OS 225660 schlägt vor, die Ballonbildung zwischen Fadenöse und oberem Glockenende beizubehalten, indem der Ballon­durchmesser durch einen zylinderförmigen, vertikalen Glockenoberteil bestimmt wird.

    [0003] Die vorliegende Erfindung stellt sich die Aufgabe, eine kontrollierbare und beeinflussbare Ballonbildung oberhalb der Glocke bei gleichzeitigem Zuführen des Fadens in die Rotationsachse der Glocke zu ermögli­chen und dadurch dem Glockenspinnen zum Durchbruch zu verhelfen. Diese Aufgabe wird gelöst durch das kenn­zeichnende Merkmal des Anspruches 1. Es ist nunmehr möglich, durch Gestaltung des Ballons den spezifi­schen Erfordernissen des zu spinnenden Garnes in be­zug auf seine Beschaffenheit, Garnnummer, Spannung, Feuchtigkeit usw. Genüge zu tun, so dass ein optimal abgestimmtes Spinnen ohne Fadenbrüche zustandekommen kann. Gleichzeitig kann durch die Einführung des Fadens in die Rotationsachse die Glockenlagerung kleiner gestaltet werden, wodurch die Umlaufgeschwin­digkeiten gesenkt werden können. Vorliegende Er­findung befasst sich nicht mit der Ausgestaltung des unteren Glockenbereiches und mit der in diesem Be­reich erfolgten Fadenführung. Diesbezügliche Ausfüh­rungsbeispiele finden sich z.B. in den US-PSen 3117409, 2449431 und 2500827 und in den DE-PSen 1080448 und 597022. Hauptsache ist, dass die Reibung bzw. die Haltekraft des Fadens im unteren Glockenbe­reich entsprechend der gewünschten Ballonausbildung gewählt wird. Vorteilhafte Weiterbildungen gehen aus den abhängigen Ansprüchen hervor. Die Erfindung wird nunmehr anhand der Zeichnung näher erläutert.

    [0004] Es zeigen:

    Fig. 1 eine Vertikalansicht, teilweise im Schnitt, einer erfindungsgemässen Glockenspinnvorrich­tung,

    Fig. 2 eine perspektivische Ansicht eines Aufsatzes in einer zweiten Ausführung,

    Fig. 3 einen Vertikalschnitt eines Aufsatzes in einer dritten Ausführung,

    Fig. 4 einen Vertikalschnitt eines Aufsatzes in ei­ner vierten Ausführung und

    Fig. 5 eine perspektivische Ansicht eines Aufsatzes in einer fünften Ausführung.



    [0005] Fig. 1 zeigt eine Glocke 1, die um eine Rotationsach­se 2 rotierbar gelagert ist und eine Spindel 3 um­greift. Koaxial mit der gleichen Rotationsachse 2 ist die antreibbare Spindel 3 samt einer Hülse 4 mit ei­ner Kopspackung 6 gelagert. Im oberen Bereich weist die Glocke 1 einen Fadeneinfuhraufsatz 8 auf, der ein­stückig oder durch eine andere Befestigungsart mit dem Körper 11 der Glocke 1 verbunden ist. Der Aufsatz 8 hat eine vertikale, zentrische Bohrung 9 im Be­reich, wo die Glocke sich verengt und eine nach oben konisch divergierende Form. Die Glocke 1 samt dem Auf­satz 8 stellt einen Rotationskörper dar. Im divergie­renden Teil des Aufsatzes 8 befindet sich ein einzi­ger, schräg aufwärts gerichteter Eintrittskanal 10, der in die Bohrung 9 einmündet. Die Lagerung 12 der Glocke 1 befindet sich im Bereich, wo die Glocke sich zum Aufsatz 8 verengt und ist fest, aber höhenver­stellbar mit einem Fadenösehalter 13 verbunden. In Rotationsachsrichtung kann die Glocke 1 fest und die Spindel 3 bewegbar sein oder umgekehrt, so dass die Glocke 1 und die Spindel 3 relativ zueinander beweg­bar sind, wobei der eingestellte Abstand zwischen dem Fadenösehalter 13 und der Glocke 1 beibehalten bleibt. Ein Faden 15, von Streckwerkrollen 17 kom­mend, läuft in Laufrichtung durch die Fadenöse 18 und in den Eintrittskanal 10, welcher den Faden 15 in die Rotationsachse 2 bzw. die Bohrung 9 führt. Durch eine Öffnung 19 in der Glocke unterhalb der Lagerung 12 tritt der Faden nach aussen. Nach Umschlingung des Fadens 15 an der Aussenfläche der Glocke 1 gelangt der Faden über eine Ausnehmung 20 im unteren Glocken­rand auf die Hülse 4 und bildet die Kopspackung 6. Bei einer Fadenbruchbehebung wird der Faden meistens von der Kopspackung 6 zu den Streckwerkrollen 17 ge­führt; zum einfacheren Einführen des Fadens 15 über die Öffnung 19 in den Eintrittskanal 10 ist über ei­nen vertikalen Teilbereich ein durchgehender Längs­schlitz 22 im Aufsatz 8 und eine Lasche 23 an der Innenwand der Glocke im Bereich der Bohrung 9 vorge­sehen. Die kontrollierte Ausbildung des Ballons zwi­schen der Fadenöse 18 und der Glocke 1 kann einer­seits durch eine Höhenverstellung der Fadenöse (Höhe H) und andererseits durch eine Änderung (Durchmesser D) der Fadenhaftung, bspw. durch Änderung der Fadenum­schlingung, erreicht werden.

    [0006] Fig. 2 zeigt im divergierenden Rotationsteil des Auf­satzes 8 mehrere Eintrittskanäle, die alle in die Boh­rung 9 einmünden und die alle einen anderen Winkel mit der Rotationsachse 2 bilden. Der Eintrittskanal 10 bildet bspw. einen Winkel 25 mit der Rotationsach­se 2, während ein Eintrittskanal 10.1 einen anderen Winkel 25.1 mit der Rotationsachse 2 bildet. Durch die Schrägheit bzw. Winkelstellung der Kanäle 10 ist der Durchmesser D beeinflussbar. In Fig. 2 ist wegen der Deutlichkeit nur ein Eintrittskanal 10 mit einem Längsschlitz 22 versehen.

    [0007] Fig. 3 zeigt eine Ausführung, bei welcher der Aufsatz 8 in Rotationsachsrichtung verlängerbar ist, indem ein Kopfstück 26 teleskopisch ausziehbar oder aus­schraubbar gestaltet ist. Dadurch wird insbesondere die Höhe H des Ballons beeinflussbar. Durch z.B. eine Schraube 28 ist das Kopfstück 26 im Aufsatz 8 in der gewünschten Stellung arretierbar.

    [0008] Der Kanal 10 kann sich auf einem verlängerbaren und arretierbaren, als von der Rotationsachse 2 abge­winkelten Rohr ausgebildeten Kopfstück 26.1 befinden, wie die Fig. 4 zeigt. Der Aufsatz 8.1 ist hier also kein Rotationskörper.

    [0009] Die Ausführung nach Fig. 5 zeigt ein rohrförmiges Kopfstück 26.2, das durch Einrastungen 30 in einem Mittelstück 31 verlängerbar und arretierbar angeord­net ist. Das Mittelstück 31 weist eine hohle Scheibe 32 mit einem teilkreisförmigen Aussenrand auf und wird von einem kalottenartigen Unterteil 34 des Auf­satzes 8.2 drehbar und mittels Einrastungen 30.1 arre­tierbar gehalten. Die parallelen, die Scheibe 32 um­schliessenden Haltewände des Unterteiles 34 sind zur Verdeutlichung in der Zeichnung weggelassen. Das Mit­telstück 31 und der Unterteil 34 bilden so ein Gelenk mit einem Freiheitsgrad, wobei die gewünschte Winkel­verstellung durch die Einrastungen 30.1 zu bewerkstel­ligen ist und wobei das Mittelstück 31 das bewegliche Gelenkteil bildet. Ein Kugelgelenk wäre möglich, ist aber unnötig.

    [0010] Die Glocke 1 wird hier vom Faden 15 geschleppt. Es ist aber auch möglich, die Glocke mechanisch oder elektrisch anzutreiben, oder Beschleunigungs- und Bremsvorrichtungen vorzusehen. Die Spindel 3 wird entweder von einem Bandantrieb oder einzeln von einem Elektromotor angetrieben.


    Ansprüche

    1. Glockenspinnvorrichtung mit einer antreibbaren Spindel (3) und mit einer damit koaxial rotierba­ren, einen den Faden (15) in die Rotationsachse (2) führenden Fadeneinfuhraufsatz (8) aufwei­senden Glocke (1),
    dadurch gekennzeichnet,
    dass der Aufsatz (8) mindestens einen schräg auf­wärts gerichteten Eintrittskanal (10) aufweist.
     
    2. Glockenspinnvorrichtung nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    dass der Aufsatz (8) in Rotationsachsrichtung ver­längerbar und arretierbar ist.
     
    3. Glockenspinnvorrichtung nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    dass der Aufsatz (8) ein Rotationskörper ist und mehrere, in Schrägheit unterschiedliche Eintritts­kanäle (10, 10.1) aufweist.
     
    4. Glockenspinnvorrichtung nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    dass der Eintrittskanal (10) sich in einem ver­längerbaren, arretierbaren, von der Rotationsach­se (2) abgewinkelten Rohr (26.1) befindet.
     
    5. Glockenspinnvorrichtung nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    dass die Lagerung (12) der Glocke sich im Bereich zwischen dem Aufsatz (8) und dem Körper (11) der Glocke (1) befindet.
     
    6. Glockenspinnvorrichtung nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    dass der Aufsatz (8) ein winkelverstellbares, arretierbares Gelenk (31, 34) aufweist.
     
    7. Glockenspinnvorrichtung nach den Ansprüchen 4 und 6,
    dadurch gekennzeichnet,
    dass das verlängerbare Rohr (26.2) vom bewegli­chen Gelenkteil (31) gehalten ist.
     
    8. Glockenspinnvorrichtung nach Anspruch 1, mit ei­ner Fadenöse (18),
    dadurch gekennzeichnet,
    dass die Fadenöse fest, aber höhenverstellbar mit der Glocke (1) verbunden ist.
     
    9. Glockenspinnvorrichtung nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    dass der Aufsatz (8) einen Längsschlitz (22) und dass die Glocke gegebenenfalls an ihrer Innenwand nahe des Aufsatzes eine Lasche (23) aufweist.
     
    10. Glockenspinnvorrichtung nach Anspruch 8,
    dadurch gekennzeichnet,
    dass die Glocke (1) und die Spindel (3) in Rota­tionsachsrichtung relativ zueinander bewegbar sind und dass der eingestellte Abstand (H) zwi­schen der Fadenöse (18) und der Glocke (1) beibe­halten bleibt.
     




    Zeichnung







    Recherchenbericht